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Estian: Beckram, Erdrick, Garranon 1 страница

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Mein Vater sagte immer, Jakoven sei ein bösartiger, tückischer, gefährlicher Feigling. Wären die Feigheit und der alljährliche Zehnte nicht gewesen, den der König verlangte, denke ich, der Hurogmeten hätte den Hochkönig gemocht.»Nur für einen einzigen Abend«, flehte Beckram.»Ciernack hat eine Schwerttänzerin aus Avinhelle hergebracht.«

Erdrick verschränkte die Arme und setzte sich aufs Bett.»Das hast du schon das letzte Mal gesagt, als wir die Plätze getauscht haben. Und dann hat es drei Tage gedauert.«

»Bitte, Erdrick.«Beckram lächelte gewinnend.»Du kannst es so gut.«

»Ich kann es gar nicht gut«, sagte Erdrick gereizt.»Und das weißt du auch.«Er sah den Triumph in Beckrams Blick und wusste, er hätte bei einem einfachen >Nein< blieben sollen. Nun hatte sich der Streit über seine Bereitschaft seiner Fähigkeit zugewandt.

»Deine höfischen Manieren sind makellos, das weißt du genau. Und heute Abend wird von jedem das Beste erwartet. Du kannst dich sogar mit Kopfschmerzen oder Ähnlichem früher zurückziehen.«

»Du zeigst nie dein bestes Benehmen«, fauchte Erdrick.

»Wenn du jetzt damit anfängst, wird das alle misstrauisch machen.«

»Nein.«Beckram klang unerwartet finster.»Sie werden nur denken, dass ich hochnäsiger geworden bin, seit der König Vaters Stellung in Hurog bestätigt hat.«

»Es ist nicht deine Schuld. Du hast es versucht.«Erdrick stand auf und berührte die Schulter seines Zwillingsbruders.

Beckram rieb sich das Gesicht.»Warum hat der König mich dann angelächelt, als er die Ankündigung machte? Ich hätte diese Sache nie erwähnen sollen. Ich hätte warten sollen, bis Vater mit ihm sprechen konnte.«

»Vater hätte auch nicht mehr erreicht als du.«

Beckram lächelte über die Unterstützung seines Bruders, aber auch das vertrieb nicht die Verzweiflung aus seinen Augen.»Ich muss es irgendwie falsch angefangen haben. Du weißt es, und ich weiß es auch.«Er rieb eine Stelle an seinem Leinenärmel.»Von allem anderen abgesehen, Erdrick, kann ich diese Leute heute Abend einfach nicht ertragen. Ich muss irgendwo hingehen, wo ich kein Theater spielen muss. Nur heute Abend. Ich brauche einen einzigen Abend, an dem ich nicht an den König, die Königin und an Vater denke. Er macht sich solche Sorgen um Ward.«

»Ebenso wie du«, stellte Erdrick fest.

Beckram zog ungläubig die Brauen hoch.»Ich mag ihn nicht einmal.«

»Du beneidest ihn«, verbesserte ihn Erdrick scharfsinnig.»Dumm oder nicht, er ist ein guter Mann. Du kannst ihn besser leiden als dich selbst.«

Beckram wurde rot vor Zorn.»Er ist ein Idiot. Wenn er nicht so ein Dummkopf wäre, wäre nichts von dem hier notwendig.«

»Vater wird sich darum kümmern«, sagte Erdrick.»Vater kennt sich mit diesen Dingen aus.«

Beckram nickte und griff nach der Hand seines Bruders.»Danke, Rick. Trag meinen blaugoldenen Anzug, den kennen alle. Wenn du darin erscheinst, werden sie nur mich sehen.«

Erdrick sah seinem Bruder hinterher, als dieser mit lebhaftem Schritt wieder in sein Zimmer zurückkehrte, und fragte sich, wie er dazu gekommen war, zuzustimmen. Er führte sich noch einmal das gesamte Gespräch vor Augen und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, als ihm klar wurde, dass er seine Zustimmung nie wirklich gegeben hatte. Typisch Beckram. Erdrick stellte das Buch, das er gelesen hatte, wieder ins Regal zurück. Er hatte gehofft, es an diesem Abend zu Ende lesen zu können, aber es sah so aus, als müsse er stattdessen mit den Hofpfauen umherstolzieren.

Garranon duckte sich unter Haverness’ Schwertklinge und zog den Arm zurück, um zum tödlichen Schlag auszuholen, aber Haverness’ Messer kam wie aus dem Nichts und berührte seine Kehle.

»Euer Kampf«, sagte Garranon mit einem Lächeln, um anzuzeigen, dass er es nicht übel nahm. Tatsächlich war er erfreut, dass es ihm so lange gelungen war, den alten Mann abzuwehren. Haverness mochte für die Politik zu offen und geradeaus sein, aber nur wenige konnten sich mit seinem Können als Schwertkämpfer messen.

Haverness zog das Messer zurück und steckte es ein. Er sah Garranon grimmig an.»Werdet Ihr mir jetzt sagen, um was es geht? Ich nehme an, Ihr habt mich nicht im Namen Eures Vaters aufgesucht, um einen Übungskampf gegen mich auszufechten?«

Garranon sah sich in dem Übungsraum um. Obwohl er leer war, sagte er:»Gehen wir spazieren.«So würde sie niemand belauschen können.

Der alte Mann sah ihn kühl an.»Ihr spielt Theater.«

»Das gebe ich zu. Aber ich bin derjenige, der in Gefahr ist, wenn der König herausfindet, wieso ich mit Euch sprechen will. Bitte, kommt mit mir.«

Nach beleidigend langem Zögern steckte Haverness das Schwert ein und bedeutete Garranon voranzugehen.

Garranon sagte kein Wort, solange sie sich im Flur befanden, der zum Garten führte, wo das Geräusch fließenden Wassers ihre Stimmen übertönen würde. Niemand, an dem sie vorbeikamen, schien sich zu wundern; ihre Waffen und ihr Schweiß verrieten sofort, wieso der neu ernannte Vorkämpfer von Oranstein mit dem Favoriten des Königs in den Garten gehen wollte.

Der süße Blütenduft schien beinahe überwältigend, als sie aus den stickigen Fluren hinaus in den Garten im Herzen der Festung traten. Es war noch früh, und der Garten war menschenleer.

»Habt Ihr wirklich vor, hundert Mann anzuwerben, um die Vorsag zu besiegen?«, fragte Garranon abrupt.

Haverness zog die Brauen fragend hoch.»Ich bin seiner Majestät gehorsamster Diener.«Garranon konnte keine Bitterkeit in der Stimme des Mannes wahrnehmen.

»Wer wird mitkommen?«Garranon zuckte beinahe zusammen, nachdem ihm das herausgerutscht war. Er hatte nicht danach fragen wollen, und es überraschte ihn nicht, als Haverness’ Miene ausdruckslos wurde.

»Mein Schreiber hat eine Liste, aber ich kann mich nicht genau erinnern.«

Garranon machte eine wegwerfende Handbewegung und versuchte es mit einem anderen Kurs.»Ich wollte nur wissen, ob Ihr noch Platz für mich habt. Zuzeiten meines Vaters hatte Buril dreihundert ausgebildete Männer. Das kann ich nicht bieten, aber es gibt sechzig Bewaffnete, und ich kann weitere hundert ungeübte Rekruten schicken.«

»Oh, das ist es also, was Ihr glaubt, das ich tue?«, flüsterte Haverness beinahe zu sich selbst. Seine Züge erstarrten zu einer kalten Maske.

»Es ist das, von dem ich hoffe, dass Ihr es tut«, erwiderte Garranon ruhig.»Mir ist gleich, ob der König es weiß oder nicht, obwohl er sich im Augenblick offenbar mehr für die Affären seiner Königin interessiert. Er kann sein Einverständnis jetzt nicht mehr zurückziehen.«

Noch einmal umrundeten sie den Garten, bevor Haverness erneut das Wort ergriff.»Ihr seid wie Euer Vater.«

»Ja.«

»Askenwen hat sich geweigert, auch nur ans Mitkommen zu denken.«Askenwen war der reichste der oransteinischen Adligen, ein junger Mann, der das Hofleben genoss.»Ihm gefällt es in Tallven. Oranstein ist zu feucht, sagt er. Wisst Ihr, wie man seinen Vater während des Kriegs nannte?«

»Den reißenden Wolf«, erwiderte Garranon mit einem dünnen Lächeln.

»Der reißende Wolf hielt ein ganzes Heer mit nur zwanzig Männern drei Tage lang auf, sodass unsere Truppen sich auflösen und wir uns zu unseren Häusern zurückziehen und unsere Familien schützen konnten, nachdem der Krieg verloren war. Sein Sohn zieht es vor, sich in der Schattenstadt in der Schänke des Schwarzen Ciernack zu betrinken.«Haverness schüttelte den Kopf, den Mund zu einem bitteren Lächeln verzogen.»Ihr solltet Euch nicht zu früh darauf freuen, diesen Krieg zu gewinnen. Jakoven hat gute Arbeit geleistet, als er unsere jungen Männer zu Wallachen machte. Ich nehme an, wir werden alle als tapfere Märtyrer enden, auf die Jakoven sich beruft, wenn er sich schließlich entscheidet, die Königreiche zu verteidigen.«

»Ein Martyrium wird ziemlich überschätzt«, stellte Garranon fest.»Es ist überwiegend nutzlos - das meines Vaters eingeschlossen, wenn ich das sagen darf.«Er holte tief Luft.»Askenwens jüngerer Bruder Kirkovenal hat gestern einen Streit angefangen.«

»Tatsächlich?«Haverness klang gedankenverloren.

»Ihm wurde eine Geldstrafe wegen Ruhestörung auferlegt, da der König davon ausging, die Verteidigung der Ehre Oransteins sei nicht genügend Grund, zwei loyale tallvenische Untertanen zusammenzuschlagen.«Garranon ließ den Blick auf einem kleinen Teich ruhen, auf dem Seerosen trieben.»Er hat Gronfeld für seinen Bruder verwaltet, seit er alt genug war, um eine Feder zu benutzen.«

»Er ist ein Junge.«

»Achtzehn. Alt genug, um ein Schwert zu halten, oder?«, erinnerte Garranon Haverness sanft.»Alt genug, um die Männer von Gronfeld gegen den Feind zu führen.«Und nicht nur gegen den Feind aus Vorsag.

Haverness verstand das.»Die Rebellion ist tot.«

Nicht, solange ich lebe, dachte Garranon.»Ja«, sagte er.»Aber wenn wir die Vorsag nicht besiegen, wird auch Oranstein tot sein. Ich kann Euch helfen.«

Haverness setzte dazu an, etwas darauf zu sagen, aber ein königlicher Page unterbrach ihn.

»Lord Garranon«, keuchte der Junge, bevor er stehen blieb, um nach Luft zu schnappen.»Der König wünscht Eure Anwesenheit beim Frühstück in seinen Gemächern.«

Garranon sah, wie Haverness’ Züge erstarrten, und hätte am liebsten laut geflucht. Der alte Mann hatte ihn gerade akzeptieren wollen, als der Page ihn daran erinnerte, mit wem Garranon das Bett teilte.

Er holte tief Luft und schickte den Jungen mit ein paar höflichen Worten auf den Weg. Bevor Haverness etwas sagen konnte, sprach er selbst:»Die Wasserspiele hier sind ein Wunder, findet Ihr nicht auch? All das hier zeigt Jakovens Fähigkeiten.«

»Die seiner Magier.«

Garranon schüttelte den Kopf und sah Haverness fest in die Augen.»Nein, es ist der Hochkönig selbst. Er hat seine Geheimnisse, unser Jakoven; Ihr solltet ihn nicht unterschätzen. König Kariarn von Vorsag möchte Euch vielleicht glauben machen, dass er ein Zauberer ist, aber das stimmt nicht. Er beschäftigt jedoch mindestens vier ausgezeichnete Magier.«

Haverness schluckte die Information über Jakoven, aber dann erwiderte er:»Es gibt in ganz Vorsag keine vier guten Magier.«

Garranon zuckte die Achseln.»Dennoch, wenn man Arten, Jakovens Erzzauberer, glauben darf, dienen vier Adepten Kariarn. Ich verfüge noch über viele andere Informationen, die Ihr nützlich finden könntet... wenn Ihr mich mitnehmt.«

Haverness nickte langsam und senkte den Blick.»Ich werde darüber nachdenken.«

»Selbstverständlich«, erwiderte Garranon ruhiger, als er sich fühlte. Er wusste genau, dass er zur Rechten des Königs stehen würde, wenn Haverness mit seinen Hundert Estian verließ.»Ich danke Euch für den Kampf. Bitte entschuldigt mich, der König wünscht meine Anwesenheit.«

Erdrick stand in Beckrams Hofanzug vor dem Spiegel und betrachtete sich. Er schloss die Augen und stellte sich vor, wie er Beckrams verwegene Selbstsicherheit um seine Schultern zog wie einen Umhang. Das ist wirklich das letzte Mal, dachte er, aber er wusste nicht, ob er es ernst meinte oder nicht. Es war auch befreiend, Beckram zu sein, befreiend und erregend. Als Erdrick die Augen wieder öffnete, sah er im Spiegel seinen Bruder. Er zupfte den Halsausschnitt der Tunika gerade und schlenderte in den Flur.

Trotz all seiner Proteste gegenüber Beckram fühlte Erdrick sich recht wohl in der Haut seines Bruders. Am überfüllten Hof tändelte er, bezauberte die Damen und tauschte geistreiche Bemerkungen mit den Männern aus. Aber er konnte sich nicht überwinden, in die Nähe der Königin zu gehen. Sollte sein Bruder sich doch hinterher mit ihr versöhnen, wenn sie sich daran störte.

Beim Abendessen ließ sich Alizon, der Halbbruder des Königs, auf dem leeren Platz neben ihm nieder.»Euer Vater wurde also an Stelle seines Bruders zum Hurogmeten ernannt«, sagte er in gelangweiltem Tonfall.

»Wirklich unangenehm«, sagte Erdrick in Beckrams träger Stimme.»Armer Vater. Hurog ist im

Winter kalt und im Sommer feucht. Die Hälfte der Bauern sind Freie - Leibeigene sind so viel einfacher. Die meiste Zeit über kann der Hurogmeten kaum seine Leute ernähren, den Rest der Zeit haben sie nichts zu beißen.«

»Aber es ist ein sehr alter Titel.«

»Das und ein halbes Kupferstück werden Euch einen Laib Brot verschaffen. Und das Schlimmste dabei ist«- Erdrick gelang genau der richtige, entnervte Ton -,»dass mein kleiner Bruder bei diesem Handel am besten abschneidet. Iftahar ist erheblich wohlhabender und wärmer als Hurog.«

»Ihr habt den König also nicht gebeten, Hurog Eurem Vater zu geben?«, fragte Alizon und blickte auf.

»Komme ich Euch so dumm vor?«, erwiderte Erdrick empört.»Warum sollte ich so etwas tun? Ich will Hurog nicht.«

Nachdem Alizon gegangen war, wischte sich Erdrick den Schweiß vom Nacken. Der Halbbruder des Königs machte ihn nervös. Das hier war wirklich das letzte Mal, dass er Beckrams Stelle eingenommen hatte.

Er trank den Wein aus und ließ sich von einem vorbeikommenden Diener einen neuen Becher geben. Als er schließlich aufstand, um sich auf sein Zimmer zurückzuziehen, konnte er die Wirkung des Alkohols deutlich spüren. Also entschied er sich, den längeren Weg durch den Garten zu nehmen. Die kühle Nachtluft würde ihm helfen, sein Gleichgewichtsgefühl zurückzugewinnen.

Wenn man von der Bibliothek einmal absah, war der Garten sein Lieblingsplatz in der Burg. Das Geräusch des fließenden Wassers von den Brunnen und künstlichen Bächen erinnerte ihn an zu Hause. Er schnupperte an einer Blüte, die sich geisterhaft weiß in der Dunkelheit abzeichnete. Es enttäuschte ihn festzustellen, dass sie überhaupt keinen Duft hatte.

Als jemand ihn an der Schulter packte, dachte er immer noch an Blumen.

Beckram, der in der Schänke des Schwarzen Cier-nack saß, musste husten und trank einen großen Schluck gegen den plötzlichen Schmerz in seiner Kehle. Des beunruhigte ihn einen Augenblick, aber als der Schmerz schnell wieder verschwand, kam er zu dem Schluss, dass es ein Muskelkrampf gewesen sein musste. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder der Tänzerin zu, die dabei war, ihr Schwert auf eine Weise einzustecken, die kein Mann ihr je nachmachen konnte.

Jakoven wich rasch vor dem spritzenden Blut zurück und wartete, bis der Mann am Boden aufhörte zu zucken. Er leckte einen Tropfen der dunklen Flüssigkeit, die von seinem Messer tropfte, dann warf er die Waffe auf den Boden neben dem Jungen. Das Messer war keins, das jemand wiedererkennen würde, aber das zählte nicht. Jeder würde wissen, wer es getan hatte.

»Keine Geliebten mehr für meine Königin«, sagte er laut. Er schubste die Leiche mit dem Fuß, aber der Junge bewegte sich nicht mehr. Der Hochkönig starrte in das blasse Gesicht.»Nicht einmal ein dummer Junge aus Shavig war sicher. Also, Beckram, was denkt Ihr? Sollte sie Selbstmord begehen, wenn sie von Eurem Tod erfährt? Oder sollte sie sich entscheiden, sich auf einen meiner Landsitze zurückzuziehen? Ihr seid keine große Hilfe, wie? Schon gut, ich werde es morgen entscheiden.«

Im Schatten ballte Alizon, der nur einen Augenblick zu spät eingetroffen war, die Fäuste und dachte: Zu viele Leichen, Jakoven.

Beckram pfiff vergnügt vor sich hin, als er die Kleidung wechselte. Die Schwerttänzerin war so gut gewesen, wie die Gerüchte sagten, und noch besser. Er wäre gern länger geblieben, aber nagende Sorge um seinen Bruder hatte ihn früh nach Hause zurückkehren lassen. Vielleicht waren es nur Schuldgefühle, weil er Erdrick wieder einmal gebeten hatte, ihn zu vertreten.

Er öffnete die Tür zum Zimmer seines Zwillingsbruders und fand es leer. Es war später, als Erdrick für gewöhnlich wach blieb, aber das Fest würde bis zum Morgengrauen dauern.

»Nun, Bruder, hast du etwa ein Mädchen verführt? Damit musst du vorsichtig sein, ich will nicht, dass die Königin eifersüchtig...«Er hielt inne, als ihm ein anderer Gedanke kam.»Nein, das würdest du nicht tun, oder? Nicht mit der Königin.«Aber vielleicht, dachte er, war das der Grund für seine Ruhelosigkeit an diesem Abend.

Er schaute an sich herab, um sich zu überzeugen, dass er Kleidung trug, wie Erdrick sie tragen würde, und entfernte vorsichtshalber den gelben Schal, den er ums Knie trug. Dann ging er ein klein wenig gebeugt in den Flur hinaus.

Es waren immer noch viele Menschen im Hauptsaal, also brauchte Beckram einige Zeit, um zu erkennen, dass Erdrick nicht unter ihnen war. Als er die Königin entdeckte, die mit einer ihrer Damen klatschte, entspannte er sich. Nicht, dass er geglaubt hatte, sein Bruder könne ihn so verraten, nicht wirklich.

»Erdrick?«

Er war ein besserer Erdrick, als Erdrick Beckram war, und er zögerte nicht, sofort auf den Namen seines Bruders zu reagieren.»Lord Alizon?«

Der ältere Mann wirkte müde.»Für gewöhnlich kommt Ihr nicht zu solchen Veranstaltungen, Erdrick.«

Beckram lachte das leise, halb verlegene Lachen seines Bruders.»Nun, ich bin auf der Suche nach Beckram. Er hat sich eins meiner Bücher ausgeliehen, um eine Falte aus einem Tuch zu pressen, und jetzt kann ich es nirgendwo finden.«

»Ah.«Der Bruder des Königs zuckte die Achseln.»Ich habe ihn hier in der letzten Zeit nicht mehr gesehen. Nach dem Essen sagte er etwas darüber, frische Luft schnappen zu wollen.«

»Dann schaue ich im Garten nach«, meinte Beckram.

Alizon nickte.»Wenn ich ihn sehe, sage ich ihm, dass Ihr nach ihm sucht.«

Als der Junge aus Shavig davonging, trank Alizon einen Schluck Wasser, um den üblen Geschmack der Angelegenheiten seines Bruders loszuwerden.

Zuerst hielt Beckram den Garten für leer. Es war ein wenig kühl, denn der Herbst würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Das Unbehagen, das ihn früher als seine Freunde nach Hause gebracht hatte, war mit der Feststellung, dass sein Bruder ihm nicht die Geliebte gestohlen hatte, nicht verschwunden.

Er stand mitten im Hof und tippte ungeduldig mit dem Fuß auf. Dann beschloss er, ins Bett zu gehen. Etwas musste mit dem Bier, das er heute Abend getrunken hatte, nicht in Ordnung gewesen sein - das erklärte doch sicher dieses seltsame Gefühl. Der verdammte Palast war zu groß, um nach seinem Bruder zu suchen, der wahrscheinlich einfach nur auf einer vergessenen Couch irgendwo seinen Rausch ausschlief.

Er ging auf den Eingang zu, der seinem Zimmer am nächsten war, aber dann hielt er inne, weil er Blut roch. Als die Luft den üppigen Geruch zu seiner Nase trug, starb etwas in ihm. Er wusste plötzlich mit absoluter Sicherheit, dass seinem Bruder etwas zugestoßen war.

»Rick?«, rief er dennoch, aber er hörte nur eine schwache Brise, die die Blätter flüstern ließ.

Ein schwindelerregendes Gefühl von Unwirklichkeit befiel ihn, als er durch das sorgfältig bepflanzte Beet ging und dem Geruch nach Tod zu der Gestalt folgte, die dort halb im Schatten verborgen lag. Das Entsetzen wich zunächst der Trauer, dann dem Zorn, je länger er in das Gesicht seines toten Bruders starrte. Er erinnerte sich an das bleiche Antlitz des letzten Geliebten der Königin, als er ertränkt aufgefunden worden war, und verfluchte sich dafür, dass er Erdrick gebeten hatte, seinen Platz einzunehmen. Er hätte es besser wissen sollen.

Der Drang, Jakoven umzubringen, war überwältigend. Er wusste, er würde es schaffen, obwohl der König einen sehr guten Ruf als Schwertkämpfer hatte. Immerhin, wer würde schon so dumm sein, den Hochkönig bei einem Übungskampf zu besiegen? Außerdem hatte Stala Beckrams Schwertarbeit gewaltig verbessert. Ja, er konnte Jakoven umbringen. Es gab Orte, an die der König seine Wachen nicht mitnahm.

Aber wenn er das tat, würde sein Vater beide Söhne verlieren, einen an Mord und den anderen an die Axt des Scharfrichters. Beckram klammerte sich an diesen Gedanken und ertrug den Schmerz, den er mit sich brachte: Er konnte nicht offen Rache nehmen. Er würde sich um seines Vaters willen an die Schwüre gegenüber dem König halten müssen.

Vorsichtig schloss Beckram die Augen seines Bruders. Er küsste die kalte Stirn und murmelte ein paar liebevolle Worte. Dann schob er den Arm unter Erdricks Schultern und Knie und zog ihn näher.

Es war nicht einfach aufzustehen, denn Erdrick wog nicht weniger als Beckram selbst, und sie waren beide keine kleinen Männer. Beckram taumelte ein wenig, passte sich dem Gewicht an und machte sich auf den Weg.

Einen Augenblick stand Beckram unbemerkt im Eingang und sah sich um. Sein Blick fiel auf Haverness und fand noch ein Dutzend weitere Adlige, die genau die Männer waren, die er suchte. Männer, deren Loyalität gegenüber dem Thron nicht bezweifelt werden konnte und die unbestechlich waren.

Zufrieden betrat er gemessenen Schrittes den Raum und ließ sich das Tempo von seinem Pulsschlag diktieren. Er wusste sofort, wann ihn die etwa hundert Personen bemerkten, die immer noch getanzt hatten, denn es wurde plötzlich still. Alle in diesem Raum wussten von den früheren Geliebten der Königin. Alle wussten, dass Beckram in der letzten Zeit ihr Geliebter gewesen war. Alle wussten, dass sie Erdrick sahen, der Beckram s Leiche zu dem König trug, der ihn umgebracht hatte.

Der König blieb, wo er war, und sah ihm mit ausdrucksloser Miene entgegen. Beckram hörte das leise Geräusch, das die Königin von sich gab, aber er hatte nur Augen für Jakoven. Als der König noch fünf Schritte entfernt war, den traditionellen Abstand für einen Lehensschwur, kniete sich Beckram nieder und legte seinen Bruder auf die weißen Marmorfliesen. Er blieb knien.

»Mein König«, sagte er und setzte dabei seine

Stimme so ein, wie sein Vater es ihn gelehrt hatte, damit sie bis in die letzten Ecken des Raums trug.»Hurogs haben der Krone von Tallven gedient, seit es Hochkönige gibt. Mein Vater, sein Bruder, ihr Vater vor ihnen haben Euch gedient. Ich beabsichtige, das Gleiche zu tun. Haverness?«

O tapferer Mann, dachte Beckram, als er aus dem Augenwinkel sah, wie sich der Adlige aus Oranstein näherte.

Haverness wartete mit seiner Antwort, bis er hinter dem König stand. Alles genau der Tradition entsprechend, dachte Beckram mit der gleichen unheimlichen Ruhe, die er empfand, seit er den Saal betreten hatte.

»Hurog?«, fragte Haverness.

Es verblüffte Beckram, so angesprochen zu werden; man hatte ihn zuvor stets Iftahar genannt, nach dem Besitz seines Vaters, aber es war wohl angemessen. Seine Seele war nun sicher in dem kalten schwarzen Stein von Hurog eingeschlossen.

»Wie viele Männer gehen mit Euch, Haverness?«, fragte Beckram, ohne den Blick vom König zu wenden.

»Vierundachtzig.«

»Und Ihr brecht wann auf?«

»In zehn Tagen.«

»Würdet Ihr mich mitnehmen?«

»Hurogs sind hervorragende Kämpfer. Es wäre mir eine Ehre.«

Zum ersten Mal, seit er den Raum betreten hatte, sah er den König nicht mehr an. Er betrachtete das graue Gesicht und das schwarze Blut seines Zwillingsbruders. Keine staubigen Bücher mehr, dachte er.

Dann wandte er sich wieder dem König zu, denn er wollte seine Reaktion sehen.»Dann solltet Ihr den Namen Beckram von Hurog auf Eure Liste setzen.«

Ein überraschtes Keuchen erklang überall im Raum.

»Als Erstes muss ich jedoch meinen Bruder Erdrick nach Hurog bringen, um ihn zu begraben. Er hatte im Garten einen Unfall - vielleicht war es auch Selbstmord.«Beckram betrachtete die klaffende Wunde, dann sah er sich im Saal um.»Nein, ich nehme an, es war ein Unfall. Er muss gestolpert und sich an einem Dorn im Garten die Kehle aufgeschnitten haben.«Er hob seinen Bruder vom Boden - Erdrick wirkte nun viel leichter - und ging zur nächsten Tür. Erst als er im Flur war, bemerkte er, dass Haverness und Garranon ihn begleiteten.

»Wann brecht Ihr auf?«, fragte Garranon.

»Jetzt«, erwiderte Beckram schlicht.

»Habt Ihr genug Gold, um Euch unterwegs Pferde zu mieten? «

»Ich komme schon zurecht.«

Garranon nahm seinen Beutel ab und band ihn an Beckrams Gürtel.»Da sollte genügen.«

»Ich schicke zwei meiner Männer als Ehrengarde mit«, sagte Haverness.»Sie werden Euch an den Stallungen treffen.«

»Ich werde nicht warten.«

»Wenn sie zu spät kommen, werden Sie Euch einholen.«

Dann verließen sie ihn, und er ging den Rest des Wegs zu seinem Zimmer allein. Er musste Erdrick absetzen, um die Tür zu öffnen, und diesmal war es schwieriger, ihn wieder hochzuheben. Die Kraft seines Zornes ließ nach, und nur noch Schuld blieb.

Er legte Erdrick aufs Bett, während er packte. Er nahm Garranons Beutel und steckte ihn in die Satteltasche, dann sah er sich unsicher in dem Raum um. Was sollte er alles packen?

Am Ende wickelte er Erdrick einfach in die Steppdecke auf dem Bett und stolperte mit beinahe leeren Satteltaschen nach draußen. Er weckte die Stallknechte nicht, sondern legte seine Last auf einem Heuhaufen ab und sattelte beide Pferde selbst. Die auf Hurog gezüchteten Wallache schnaubten ein wenig über die Leiche, aber Rosenholz, Erdricks ausgebildetes Streitross, blieb geduldig stehen, als Beckram seinen toten Bruder über den Sattel legte und ihn mit Seilen festband.

Dann stieg er auf sein eigenes Pferd und ritt los. Er kam an zwei Männern in den Farben von Haverness vorbei, die zum Stall rannten, zügelte sein Pferd aber nicht. Er würde keinen Augenblick länger im Heim des Mannes verbringen, der seinen Bruder getötet hatte. Er bemerkte nicht einmal, dass es Garranon und Haverness waren, die ihm die Palasttore öffneten.

»Haverness, ich muss mit Euch kommen«, sagte Garranon heiser.»Wenn ich noch länger hierbleibe, werde ich Jakoven die Kehle selbst durchschneiden -und so etwas Dummes würde Oranstein überhaupt nichts nützen.«

Haverness warf ihm einen seltsamen Blick zu, dann schaute er seinen Leuten hinterher, die dem jungen Mann aus Shavig im Galopp folgten.»Das wäre in der Tat dumm. Also gut, Garranon, reitet mit uns für Oranstein.«

»Oranstein lebt.«Garranon machte ein Fingerzeichen, das alte Zeichen der Rebellen von Oranstein.

Haverness erwiderte es sofort und sagte dann in seiner Muttersprache:»Das freie Oranstein.«

Garranon fragte sich, ob sich nicht jeder Haverness’ Loyalität dem König gegenüber sicher gewesen war.

Beckrams gemietete Pferde taumelten, als Hurog dunkel und drohend am morgendlichen Horizont auftauchte. Zwei Tage und drei Nächte war er unterwegs gewesen, achtmal hatte er die Pferde gewechselt, und der größte Teil von Garranons Gold war dafür draufgegangen, so weit zu kommen. Seit der zweiten Nacht hatte er Haverness’ Männer nicht mehr gesehen.

Direkt vor dem Tor zügelte Beckram sein Pferd. Als er das Pferd eines Freundes zuschanden geritten hatte, indem er es achtlos über einen zu hohen Zaun getrieben hatte, hatte sein Vater das Tier bezahlt.

Diesmal gab es nichts, was sein Vater wieder gutmachen konnte.

Beckram stieß ein erschöpftes Lachen aus, das nichts Heiteres an sich hatte. Er hatte seinen Bruder nach Hurog gebracht, damit sein Vater alles wieder gutmachte, und es war ihm nicht einmal klar gewesen. Er ließ die Pferde weiter stolpern.

Die Hufgeräusche auf dem Pflaster brachten die Wachen heraus, aber sie erkannten den Sohn ihres Herrn und öffneten das Tor. Obwohl der Morgen gerade erst dämmerte, war Duraugh schon im Hof und sprach mit einem der Bauern, als Beckram hereinkam.

»Erdrick?«

Beckram blinzelte und fragte sich, wie sein Vater so schnell über den Hof gerannt war. Dann fiel ihm ein, dass er wohl ein wenig die Augen geschlossen hatte.

»Erdrick? Was ist los? Wer... wer ist das dort auf dem Pferd?«


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