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Meine Schwester sah kaum mehr wie das zarte Kind aus, das sie in Hurog gewesen war. Feste Muskeln zeichneten sich an ihren Armen und Schultern ab, als sie einen von Bastillas Schlägen abwehrte.
Penrod tippte mir auf die Schulter und zeigte auf Tosten und Oreg, die ebenfalls kämpften. Ich ging zur anderen Seite des Lagers und beobachtete sie.
Wie Ciarra war auch Oreg unterwegs aufgeblüht. Er ritt nun besser und konnte sich auf beinahe jedem unserer Pferde halten. Seine Kampffähigkeit lag tatsächlich irgendwo zwischen meiner und Ciarras, inzwischen aber erheblich näher an meiner. Ihn zusammen mit Tosten zu beobachten war, als sehe man zwei flirrende Schatten, einen hellen und einen dunklen. Ihre Hände bewegten sich so schnell, dass es mir schwerfiel, den Bewegungen zu folgen, und genau aus diesem Grund hatte Penrod mich auf sie aufmerksam gemacht.
Mein Bruder war ein wenig eingerostet gewesen, aber schnell besser geworden. Es war seine Haltung, die immer noch ein Problem darstellte. Wie alle anderen hatte er Oreg als einen unserer vielen unehelichen Verwandten akzeptiert, aber das schien seine Ablehnung nur zu verstärken. Tatsächlich wirkte Tosten unglücklich. Ich fragte mich ernstlich, wieso er sich entschieden hatte, mit uns zu kommen. Er sprach beinahe nur mit Ciarra. Oreg verachtete er. Wäre Oreg ein normaler Junge gewesen, hatte ich begonnen, um ihn zu fürchten. Stattdessen machte ich mir nun Sorgen um Tosten.
Oreg musste sich anstrengen, um Tostens scharfe Klinge aufzuhalten.
»Vergiss nicht, Tosten, dass das hier nur ein Übungskampf ist«, rief ich und sah grimmig zu, bis die Heftigkeit seiner Schläge nachließ.
Axiel warf mir von dort, wo er unser Frühstück bereitete, einen Blick zu und nickte zustimmend.
»Axiel«, sagte ich und behielt ein wachsames Auge auf Tosten und Oreg.»Erzähl mir von der Belagerung von Farnish.«
»Nicht schon wieder Farnish«, keuchte Oreg und wich dem Schwert meines Bruders aus.»Bitte, alles, nur nicht das!«
Axiel war ein sogar noch wendigerer Kämpfer als Stala, und dank seines Unterrichts wurde ich schnell besser. Außerdem nutzte ich seine taktischen Kenntnisse. Penrod war schnell und schlau. Er besiegte mich häufig bei Übungskämpfen. Bei jeder Gelegenheit ließ ich die beiden älteren Männer Geschichten über Oranstein erzählen, über Kämpfe und Schlachten und siegreiche Strategien. Sie neckten mich damit, aber sie redeten, bis sie heiser waren, weil sie mir helfen wollten. Axiel begann damit, welche Fehler die Verteidiger gemacht hatten. Ich lauschte und lernte.
Nach dem Frühstück und den Geschichten ritten wir den ganzen Tag durch Grasland. Das fiel den Pferden leichter als die rauen Küstenstraßen, aber es war öde für die Reiter. Eine Meile sah aus wie die davor und die folgende. Es war schwer zu glauben, dass wir Oranstein je erreichen würden.
Nach den Übungskämpfen und dem Abendessen stahl ich mich in der letzten Stunde vor der Dämmerung davon, um wie immer auf Blümchen allein auszureiten. Manchmal jagte ich, manchmal arbeitete ich nur mit dem Hengst und brachte ihm die Dinge bei, die ein Kampfross wissen musste, und darüber hinaus noch einiges. Es hielt mich frisch und gab mir ein wenig Zeit, ich selbst zu sein - wer immer das sein mochte. Bei den anderen gab ich mich als Seleg, mein legendärer Held, und lieh mir seine Ruhe und seine Fähigkeiten als Anführer, was nur Oreg auffiel, der mit stillem Sarkasmus reagierte. Und als wir uns Estian näherten, konnte ich erkennen, wie die anderen Selegs ruhige Selbstsicherheit akzeptierten und ebenfalls sicherer wurden - selbst Oreg. Nur Blümchen hörte meine Zweifel.
»Nun, Axiel«, keuchte ich, als ich nach einem Übungskampf flach auf dem Bauch lag und zusah, wie Oreg mit Ciarra focht.»Was hältst du von uns als Söldnertruppe? Sind wir genug, oder muss einer von uns nach Estian gehen und rekrutieren?«
»Jemand hat ihn als Attentäter ausgebildet«, erwiderte er mit einem Nicken zu Oreg hin. Axiel war nicht annähernd so erschöpft wie ich, aber ich war zufrieden, die Schweißflecke an seiner Kleidung zu sehen.
»Oreg - ein Attentäter?«Ich beobachtete den Kampf aufmerksamer.
»Ich sprach nicht von Ciarra«, sagte er trocken.»Er hat es abgewandelt, aber das da sind die Bewegungen eines Attentäters. Wo habt Ihr ihn gefunden? Es kann nicht viele als Attentäter ausgebildete Magier im Land geben.«
»Er hat mich gefunden«, erwiderte ich ganz ehrlich.»Er ist ein Hurog - ein Bastard, aber immer noch ein Hurog. Ich weiß nicht viel über seinen Hintergrund, aber ich will verflucht sein, wenn ich ihn behandle, wie mein Vater es getan hat.«
»Ah«, sagte Axiel. Einen Augenblick später fügte er hinzu:»Ich glaube nicht, dass wir noch mehr Leute brauchen. Zuschlagen und schnell wieder verschwinden, mitternächtliche Überfälle - das ist die beste Arbeit für uns. Dabei können wir uns mehr auf unsere Fähigkeiten verlassen als auf das Glück.«
»Es ist allerdings auch weniger ruhmreich«, sagte ich.»Aber ich habe wohl wirklich nicht die Nerven für Kämpfe, die man nur knapp und entgegen aller Wahrscheinlichkeit gewinnt. Dafür hat Stala gesorgt.«
»Niemand, der solche Kämpfe gewinnt, gibt einen guten Anführer ab«, stimmte Axiel zu, und irgendwie gelang es ihm, trotz seiner Bassstimme meine Tante zu imitieren.
Ich beendete das Zitat.»Ein guter General gerät nie in einen solchen Kampf. Triff sie, wo sie schwach sind.«
»Meide sie, wo sie stark sind«, ergänzte Tosten, der zum Feuer gekommen war und sich jetzt im Schneidersitz neben mir niederließ.»Konzentriere dich auf ihre Nachschubzüge und die Soldkassen.«
Der Kampf zwischen Oreg und Ciarra wurde zu einer Posse, als sie anfing, über seine wütenden Grimassen zu kichern. Die Laute, die sie von sich gab, waren seltsam, aber sie brachten mich zum Lächeln. Oreg warf sie sich schließlich über die Schulter und wirbelte mit ihr herum, bis er ins Taumeln geriet.
Дата добавления: 2015-11-14; просмотров: 54 | Нарушение авторских прав
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