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Wardwick von Hurog 5 страница

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»Tut mir leid, wenn ich dich wütend gemacht habe, Ilander«, sagte ich und bedachte ihn mit einem meiner besten Kuhblicke.»Ich werde es nicht wieder tun.«

Ilander, der bei Stalas beißender Bemerkung zusammengezuckt war, fand zurück zu seiner Wut. Er lief rot an, und seine Nasenlöcher waren weiß und zuckten.»Du...«

»Vorsicht«, bellte Stala, und Ilander klappte mit einem hörbaren Klicken der Zähne den Mund zu. Als sie davon ausgehen konnte, dass er nichts weiter sagen würde, entspannte sie sich.»Geh und wasch dich. Du hast den Rest des Tages frei. Lucky wird deine Wachschicht übernehmen.«

Lucky stand direkt rechts hinter Stala im Kreis. Da er recht intelligent war, nahm er Haltung an. Sie sah ihn nicht einmal an, sondern richtete den Blick weiter auf den Boden.»Ich habe dir doch gesagt, dass du kein Geld von den Neuen nehmen sollst, Lucky. Wie viel hast du von ihm bekommen?«

»Ein Silberstück.«

»Weil du gewettet hast, er könne Ward nicht besiegen.«

»Ja, Sire.«

»Weißt du was? Manchmal kann ich besser zaubern als Licleng. Pass auf. Puff!«Sie hob theatralisch die Hände.»Die Wette ist ungeschehen.«

Er dachte daran zu widersprechen und öffnete sogar zweimal den Mund, um etwas zu sagen. Aber am Ende beschränkte er sich auf:»Ja, Sire.«

Nachdem sie sich um Lucky gekümmert hatte, wandte Stala ihre Aufmerksamkeit mir zu.»Ward, du bist nicht mal ins Schwitzen geraten.«

Ich verzog nachdenklich das Gesicht, kam aber zu dem Schluss, dass es wirklich zu viel wäre, wenn ich jetzt an meiner Achsel schnupperte, und beschränkte mich darauf zu nicken.

»Wenn alle hier fertig sind, werden wir beide es versuchen, ja?«

Ich lächelte und nickte. Selbst wenn mich niemand zuvor für dumm gehalten hätte, hätte dieses Lächeln alles klar gemacht. Niemand konnte Stala besiegen. Wie Lucky fragte ich mich, wie viel sie wusste. Ahnte sie zum Beispiel, dass ich Ilander bewusst in die Falle gelockt hatte? Hatte sie vor, mich bei dem Kampf dafür zu bestrafen?

Als ich die Treppe zur Burg hinaufhinkte, schwitzte ich genug, dass es sogar Stala zufrieden gestellt hatte. Jede Bewegung tat mir weh, aber das war zu erwarten gewesen. Stala war groß für eine Frau, und mehr als dreißig Jahre des Kämpfens hatten ihr Muskeln verliehen. Ich war stärker, schneller und hatte eine längere Reichweite als sie, aber Stala kämpfte ohne alle Regeln. Bei diesen Übungszweikämpfen zählte es nur zu gewinnen, und sie gewann gern.

Vorsichtig rieb ich mir das linke Auge und entfernte ein paar Sandkörner. Ich konnte keine schmutzigen Tricks anwenden, ohne mich zu verraten, aber ich lernte sie trotzdem alle.

Als ich die Tür öffnete, wartete Oreg schon, ein Grinsen auf den Lippen. Ich verzieh ihm, sobald ich den Zuber mit heißem Wasser sah. Sofort zog ich die unangenehm feuchte Kleidung aus und stieg ins Wasser. Die Wanne war für meinen Vater gebaut worden - seine einzige Hinterlassenschaft außer Axiel, die ich mir angeeignet hatte -, also passte ich hinein. Ich seufzte, als die Hitze die Steifheit aus meinen schmerzenden Muskeln zog.

»Muss ich dir dafür danken oder Axiel?«, fragte ich und griff nach einem Stück Seife.

»Axiel hat das Wasser geschleppt, aber ich habe es wieder aufgeheizt.«

»Danke«, sagte ich, zog den Kopf unter Wasser und blieb dort eine Weile. Aber der Makel dessen, was ich an diesem Morgen getan hatte, klebte immer noch an mir. Oh, es war keine Schande, gegen meine Tante zu verlieren. Alle verloren, wenn sie gegen Stala kämpften - aber die meisten brachten sie nicht einmal dazu, für ihren Sieg zu arbeiten. Was mich beunruhigte, war der Kampf mit Ilander.

Ich kam wieder hoch, um Luft zu schnappen.

»Ich habe dich kämpfen sehen«, sagte Oreg, setzte sich auf meinen Hocker und ließ ihn auf zwei Beine kippen, ohne die Füße auf den Boden zu setzen. Meine Fähigkeit, Magie zu spüren, war eher vage, und Oreg durchtränkte jeden Bereich, in dem er sich aufhielt, mit so viel davon, dass es mir schwerfiel zu sagen, wann er keinen Zauber wirkte. Es fühlte sich genau so an wie die Magie von Hurog, und ich fragte mich manchmal, ob er selbst die Magie war, die ich hier stets spüren konnte, oder ob er sie nur gebrauchte.

Oreg setzte Magie erheblich öfter ein als die meisten Zauberer, die ich kannte - selbst als die guten bei Hof. Ich wusste allerdings nicht, ob er tatsächlich mächtiger war, weniger diskret oder einfach nur versuchte, mich zu beeindrucken.

»Du meinst, als meine Tante mir beinahe die Gedärme herausgerissen hätte?«

»Nein.«Er lächelte die Wand hinter mir an.»Als du diesen neuen Mann zum Narren gehalten hast.

Ilandei? Nein, das ist ein tallvenischer Name, und er kommt aus Avinhelle. Ilander.«

Mein Vater war tot. Mein Onkel kümmerte sich als gewissenhafter Regent so gut um die Angelegenheiten von Hurog, als ginge es um seinen eigenen Besitz - vielleicht sogar besser. In den letzten drei Tagen hatte er den größten Teil seiner Zeit mit dem Versuch verbracht, das Land zurückzuerobern, welches das Salz genommen hatte. Er ließ Muschelbruch vom Meer in Wagen herbringen und leitete persönlich seine Ausbreitung auf dem Feld an. Es würde nicht funktionieren. Mein Ahne Seleg hatte etwas Ähnliches versucht, als es zum ersten Mal zu einem Salzeinbruch gekommen war, aber es hatte nicht funktioniert. Ich hatte es in seinem Tagebuch gelesen.

Ich hätte Duraugh drei Tage Arbeit ersparen können. Aber ein Idiot wäre wohl kaum imstande gewesen, das kaum leserliche Gekritzel zu entziffern, das auf einem staubigen Regal in der hintersten Ecke der Bibliothek aufbewahrt wurde. Meine Schuldgefühle rangen mit meiner Angst. Aber es war keine Angst um mein Leben mehr - nein, nichts annähernd so Edles.

Um mich also von den Schuldgefühlen abzulenken, die ich empfand, weil ich zuließ, dass Duraugh solche Anstrengung in ein sinnloses Projekt steckte, hatte ich mit einem unglücklichen Soldaten gespielt. Und das, während mein Onkel sich bemühte, das Beste für Hurog zu tun.

»Du hast es ihm wirklich gezeigt«, fuhr Oreg wenig hilfreich fort.»Diesen Trick wird er so schnell nicht wieder versuchen. Nicht bei dir. Er hat gelernt, den Hurogmeten mit Respekt zu behandeln.«

Ich beobachtete Oreg forschend. War das nur eine beiläufige Bemerkung, oder wollte er sich einschmeicheln? Erkannte Oreg, dass ich mit meinem schlechten Gewissen rang? Ich wusste es nicht. Die Fürsorge meines Vaters hatte dafür gesorgt, dass ich Menschen recht gut deuten konnte, aber Oreg ließ sich nicht mit den anderen vergleichen. Er war schon sehr lange ein Sklave.

Ich griff nach einer weiteren Seifenscheibe und benutzte sie, um den Metallgeruch des Schwerts von meinen Händen zu waschen.

»Wie war mein Onkel als Junge?«, fragte ich, um ihn von dem Kampf abzulenken.

»Ich glaube, ich mochte ihn.«Oregs Hocker schaukelte vor und zurück.»Es ist lange her. Früher einmal konnte ich mich an alles erinnern, aber damit habe ich aufgehört. Jetzt vergesse ich die Dinge so schnell ich kann.«Er hatte plötzlich eine ausdruckslose, nach innen gerichtete Miene, die mir Unbehagen bereitete. So etwas war für gewöhnlich ein Vorbote seiner seltsameren Augenblicke.

»Du denkst, ich sollte es ihm sagen«, bezichtigte ich ihn.»Du warst derjenige, der mir riet, mich auf meine Instinkte zu verlassen.«

Vorsichtig setzte er den Hocker wieder auf alle vier Beine ab, dann stand er auf und begab sich außer

Reichweite. Blümchen machte erheblich schneller Fortschritte als er, aber Blümchen musste auch nur vier Jahre Misshandlung vergessen.»Was könnte er dir denn schon antun? Du bist keine zwölf mehr. Ich denke... ich denke, es schadet dir mehr, dass du dich dumm stellst, als dass es dich schützt.«

»Ich werde ausreiten«, sagte ich, stand spritzend auf und ignorierte, wie er bei meiner plötzlichen Bewegung zusammenzuckte. Schnell griff ich nach einem Handtuch und trocknete mich ab.»Ich brauche einen klaren Kopf.«

Während ich mich abtrocknete, konnte ich mir ein höhnisches Grinsen über mich selbst nicht verkneifen. Oreg hatte recht: Ganz gleich, wie vertrauenswürdig mein Onkel sich zeigte, es war Zeit, die Verstellung zu beenden - aber genau damit begann meine Furcht. Ich wollte Duraugh gegenüber nicht zugeben, dass ich mich sieben Jahre aus Angst vor meinem Vater unter einer Maske der Dummheit verborgen hatte. Es war verhältnismäßig leicht gewesen, es Oreg zu sagen, aber Oreg kannte Vater auch, wie ich ihn gekannt hatte. Er war hier gewesen, als Vater mich in seiner eifersüchtigen Wut beinahe totgeschlagen hatte.

Die Ironie war nicht von der Hand zu weisen: Ich hatte mich ein Drittel meines Lebens dumm gestellt, aber jetzt wollte ich nicht dumm dastehen.

Ich stieß ein schnaubendes Lachen aus und ging zum Schrank, um frische Kleidung zu holen.»Also gut. Wenn ich zurückkomme, werde ich meinem

Onkel sagen, dass ich nicht so dumm bin, wie ich aussehe.«

Ich hatte Blümchen noch nicht viel geritten, und der Ritt, den ich vorhatte, würde ihm in diesem Stadium nicht gut tun. Mein übliches Pferd für Ausflüge in die Berge war eine große Dunkelfuchsstute, die ich wegen der Spur von Weiß an ihrer Stirn Feder nannte. Sie hatte eine breite Brust, starke Knochen und rannte so gern, wie ich es von ihr brauchte.

Für sie bedeutete das wilde Galoppieren über die Hänge der Hurog-Berge Spaß, für mich war es eine dringend benötigte Gelegenheit zu fliehen. Während wir über schmale Pfade und in steile Schluchten rasten, musste ich mich auf den Weg konzentrieren, und meine Gedanken konnten sich nicht immer wieder um Dinge drehen, die ich nicht beherrschen konnte.

Während wir rannten, gab es nur die Bewegung ihres großen Rumpfs unter meinen Unterschenkeln und das Dröhnen ihrer Hufe. Ich roch den Schweiß ihrer Anstrengung und hörte den gleichmäßigen Rhythmus ihres Atems. Wenn dieser Rhythmus brach, machte ich Halt.

Der Weg, auf den ich sie heute führte, war herausfordernd, voll mit abgebrochenen Ästen, umgefallenen Stämmen und abrupten Wendungen. Wir kannten ihn beide gut. Für gewöhnlich hielten wir oben auf einem zerklüfteten Felskamm nahe einem vom Blitz getroffenen Baum an und wandten uns dann in vernünftigerem Tempo wieder Hurog zu. Aber als wir an diesem Tag an dem Baum vorbeiflogen, war Feder immer noch frisch und ich immer noch hin und her gerissen, das Richtige zu tun oder eine Situation zu vermeiden, die peinlich für mich sein würde.

Oben an einem steilen Hang bogen wir um eine scharfe Ecke. Ich lehnte mein Gewicht nach innen, um ihr dabei zu helfen. Und dann gab der weiche Boden unter ihrem äußeren Huf nach.

Sie wäre gestürzt, und wir wären den ganzen Weg bis zum Fuß des Berges gerollt, hätte ich nicht mein beträchtliches Gewicht verlagert und Feders Kopf herumgezogen, sodass wir schnell den Hang hinuntergaloppieren konnten, der kaum besser als eine Klippe war.

Ich umklammerte sie mit den Beinen und beobachtete ihre Ohren, sodass ich die Richtung erkennen konnte, in der sie den größeren Felsen ausweichen würde. Ich musste ihren Kopf gerade richten, ohne dadurch ihre angestrengten Versuche zu stören, ihre Beine unter sich zu behalten, während unser gemeinsames Gewicht uns weiter nach unten zog. Wäre der Hang nicht so steil gewesen, hätte ich mein Gewicht zurückwerfen und sie bitten können, auf den Hinterbeinen zu rutschen, aber hier hätte sich so etwas als tödlich erwiesen. Am Fuß des Hangs gab es ein Gebüsch, das sich um ein paar umgefallene Bäume gebildet hatte, und irgendwie gelang es ihr, in einem Tempo hinüberzuspringen, das ein Pferd, welches noch bei Verstand war, nie angeschlagen hätte.

Wäre sie auch nur ein winziges bisschen weniger mutig gewesen, hätten wir es nie geschafft. Ich weiß wirklich nicht, wie sie auf den Beinen bleiben konnte - und auch nicht, wie ich mich bei diesem Sprung auf ihrem Rücken hielt -, aber wir waren immer noch aufrecht, als sie stolpernd zum Stehen kam. Ihr Atem wiegte mich, und ihr Schweiß von Schreck und Anstrengung wärmte mir die Beine.

»Ganz ruhig, Feder«, sagte ich und tätschelte ihren Hals. Dann murmelte ich:»Was für ein gutes Mädchen du bist«und anderen solchen Unsinn, bis kein Weiß mehr in ihren Augen zu sehen war und sie mit einer dieser unglaublichen Verrenkungen, zu denen Pferde imstande sind, den Kopf an meinem Knie rieb.

Ich schwang mich aus dem Sattel und landete auf wackligen Beinen. Sorgfältig betastete ich Feder, aber sie hatte nur zwei kleine Schnitte und lahmte nicht. Bis wir die Hälfte des Heimwegs hinter uns hatten, war sie wieder abgekühlt und entspannt - anders als ich. Mit meiner Dummheit hätte ich uns beide beinahe umgebracht. Wenn wir nach Hause kamen, würde ich meinem Onkel alles erklären.

Die Stallknechte waren mit zwei fremden Pferden beschäftigt, die noch müder aussahen als meine arme Feder, als ich in den Stallhof ritt. Dem Grau und Gold an ihrem Zaumzeug nach zu schließen gehörten sie Garranon.

Garranon war ein oransteinischer Adliger und -noch wichtiger - der Favorit des Hochkönigs. Gewöhnlich verbrachte er seine gesamte Zeit bei Hofe oder bei der Jagd auf den Landsitzen seiner Bekannten, denn es war oransteinischen Adligen und selbst dem Favoriten des Königs verboten, viel Zeit auf ihren eigenen Ländereien zu verbringen - eine Folge der Oransteinischen Rebellion. Ich konnte mir nicht vorstellen, was Garranon hier wollte.

Niemand außer Oreg befand sich in der großen Halle, als ich hineinkam. Er stand mit gespreizten Beinen da, die Hände auf dem Rücken verschränkt, und starrte die uralte Botschaft an, den Hurog-Fluch, der in die Wand gemeißelt war.

Er wirkte so konzentriert, dass ich die Botschaft ebenfalls betrachtete, aber sie hatte sich nicht verändert. Die Runen sahen immer noch aus, als wären sie mit einem Jagdmesser eingeritzt, auch wenn kein Messer, das ich je gesehen hatte, so tief in Stein eindringen konnte. An einigen Stellen reichten die Kerben beinahe eine Fingerlänge tief in den Stein, und an anderen war es kaum mehr als ein verblasster Kratzer. Die Runen war beinahe so groß wie ich.

»Oreg?«, fragte ich, nachdem ich mich noch einmal überzeugt hatte, dass der Raum leer war. Ich war der Einzige, der ihn sehen konnte. Er benutzte irgendeine Magie, die verhinderte, dass andere ihn bemerkten, mit Ausnahme von mir und Ciarra. Ich hatte schnell gelernt, sehr vorsichtig zu sein, wenn ich mich an öffentlichen Orten mit ihm unterhielt. Man erwartete von mir, dumm zu sein, nicht verrückt.

Magie sammelte sich so intensiv in dem Raum, dass mir heiß wurde. Viel mehr Magie, als sie Oreg üblicherweise umgab.

»Oreg?«, fragte ich ein wenig nachdrücklicher.

»Ich habe das hier geschrieben«, sagte er und deutete auf die Runen.»Ich habe es getan, nachdem er den Drachen tötete. Ihre Augen schimmerten in silbernen Wellen, und er hat sie umgebracht, also habe ich ihm Hurogs Zukunft gezeigt.«

»Sieht aus, als wäre es viel Arbeit gewesen«, stellte ich in einem Versuch fest, seine Aufmerksamkeit abzulenken. Ich erkannte nun schneller, wann Oreg einen seiner Anfälle haben würde. Manchmal sprach er dann mit Menschen, die nicht da waren, oder starrte einfach durch mich hindurch. Für gewöhnlich verschwand er danach schnell, und wenn ich ihn das nächste Mal sah, war er wieder in Ordnung. Aber ein- oder zweimal war es mir auch gelungen, seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken und den Anfall aufzuhalten.

»Er konnte es nicht einmal lesen - dieser ungebildete Mistkerl.«Beim letzten Wort lag roher Hass in seiner Stimme.

»Es ist Alt-Shavig. Nicht viele Leute können es lesen«, stellte ich fest.

»Er ließ mich schlagen, als ich ihm sagte, was da stand.«Während dieser Worte teilten sich die Fäden seines Hemds in einer geraden Linie den Rücken entlang, von seiner rechten Schulter zur rechten Hüfte. Er zuckte zusammen, und eine weitere Reihe von zerrissenen Fäden erschien. Ungläubig sah ich zu, wie Blut die Ränder des Stoffes färbte, aber Oreg wandte die Aufmerksamkeit nicht von der Wand ab.

»Oreg«, sagte ich und versuchte ruhig zu bleiben, obwohl ich nun sogar das Knallen einer Peitsche hören konnte, als ein dritter unsichtbarer Schlag ihn traf.

Meine Mutter konnte Illusionen schaffen. Manchmal kam ich in ein Zimmer der Burg, und es war voller Ranken und exotischer Blüten aus ihrer Heimat im südlichen Tallven. Das hier fühlte sich jedoch nicht wie eine Illusion an: Blut tropfte von Oregs Rücken auf den staubigen Boden.

»Das ist lange her. Er kann dir nicht mehr wehtun«, sagte ich.

»Er hätte mich töten können«, fuhr Oreg in diesem unnatürlich ruhigen Ton fort. Ich trat zwischen ihn und die Wand, damit er mich sah, aber als ich sein Gesicht erblickte, brachte ich kein Wort mehr heraus. Es war bis zur Unkenntlichkeit geschwollen, und weißer Knochen war durch einen Riss in seiner Wange zu sehen.»Aber das tat er nicht. Er ließ einen anderen die Peitsche schwingen. Weißt du warum?«

»Nein«, flüsterte ich.»Sag es mir.«

»Weil er Hurog nicht verlieren wollte. Er wusste, wie sehr ich sterben wollte. Er trug den Ring, also konnte nur er mich töten, und er wusste genau, dass ich ihn deshalb so weit getrieben hatte, damit er es tat. Also ließ er mich von einem anderen auspeitschen.«

»Oreg«, sagte ich und berührte seinen Kopf sanft, denn das war die einzige Stelle, die nicht von uraltem Schmerz gezeichnet war.

»Ward?«, sagte mein Onkel direkt hinter mir.»Mit wem redest du da?«Er sprach leise, ganz ähnlich, wie ich mit Oreg gesprochen hatte, den er offensichtlich nicht sehen konnte.

So viel also zu meinem Plan, Duraugh zu erklären, dass ich eigentlich vollkommen normal war.

»Ich wollte die Worte an der Wand lesen«, sagte ich, ohne mich umzudrehen.»Mein Bruder Tosten hat einmal versucht, sie mir beizubringen, aber ich erinnere mich nur noch an einen Teil.«

»Ah.«Er klang sehr erleichtert.»Garranon und sein Bruder sind hier.«

Ich wandte mich abrupt von Oreg ab und versuchte, nicht zu reagieren, als er mit einem schrillen Klagen begann, sobald ich den Schild der Dummheit wieder fest vor mich zog. Die Besucher waren in der Tür stehen geblieben, während mein Onkel auf mich zuging, aber ich brauchte nur ein paar Schritte, um sie zu erreichen.

»Garranon!«Ich packte seine Hand und bewegte sie trotz seiner würdevollen Versuche, sich zu entziehen, wie einen Pumpenschwengel. Dann schlug ich ihm auf den Rücken, wobei ich ihn mit der anderen Hand immer noch festhielt.

Er gab ein gedämpftes Keuchen von sich. Mein Onkel legte mir den Arm um die Schultern und zog mich unauffällig weg.»Lord Garranon und sein Bruder Landislaw sind in der letzten Woche den ganzen Weg vom Hof hierher geritten«, sagte er.

Garranon war durchschnittlich groß, hatte feinknochige Züge, lockiges braunes Haar und schmale Lippen, die zu schnell lächelten. Er sah jünger aus, als er war, worin, wie ich annahm, seine Anziehungskraft auf den König bestand. Sein Bruder Landislaw sah ihm sehr ähnlich, aber irgendwie gelang es ihm, die gleichen Züge rau statt aristokratisch wirken zu lassen. Die schmale Nase wirkte bei ihm stark und maskulin. Seine Lippen waren fest, das Lächeln liebenswert. Wenn man die beiden zusammen sah, dachte man an einen Gelehrten und einen Krieger, oder an einen Hirsch und einen Vollblutstier -zumindest behaupteten das die Damen bei Hofe.

Nachdem ich allen ein angemessen unbehagliches Gefühl verursacht hatte, indem ich sie anstarrte, nickte ich.»Am Hof ist es langweilig. Ich wäre auch hierhergekommen.«

Landislaw lachte.»Ich muss ehrlich sagen, ich habe diese letzte Woche tatsächlich mehr genossen als die Zeit am Hof. Es tat mir leid, dass der Ritt vorüber war.«Landislaw war jemand, der nur zu gern aus den Schwächen anderer Leute Kapital schlug und sie herumschikanierte, und ich konnte ihn überhaupt nicht leiden.

Garranon rieb sich immer noch unauffällig die Schulter, aber er hatte höfische Manieren.»Ich möchte Euch mein Beileid aussprechen.«

Ich sah ihn fragend an.

»Für Euren Vater«, sagte er.

»Oh«, sagte ich, als wäre mir das erst jetzt gedämmert.»Ja, für meinen Vater. Ist vor einiger Zeit gestorben.«

Verwirrt über meinen Mangel an angemessener Trauer, wusste selbst Garranon nicht mehr, was er sagen sollte. Ich mochte Garranon mehr, als ich je einen Favoriten des Hochkönigs hatte leiden können. Und jetzt, da seine Anwesenheit bedeutete, dass ich Duraugh nicht gleich die Wahrheit zu sagen brauchte, mochte ich ihn sogar noch mehr.

Mein Onkel fing den Ball geschickt auf.»Nun, da Ward hier ist, werdet Ihr uns vielleicht sagen, was Euch herbringt.«

»Jagd?«, fragte ich. Oreg gab nur noch ein leises Knurren von sich, aber das Geräusch von Leder, das auf Haut schlug, hallte immer noch von den Wänden wider, und die bedrückende Magie verhinderte, dass ich mich wirklich auf unsere Gäste konzentrieren konnte.

»Ja, wir sind tatsächlich auf der Jagd - aber nicht die Art, die Ihr meint. Landislaw hat von einem Bekannten eine Sklavin erworben. Jetzt findet er heraus, dass sein Freund die Sklavin überhaupt nicht hätte verkaufen dürfen.«Eine Sklavin? Arme Dinger, sie waren in Estian am Hof des Hochkönigs nichts Ungewöhnliches, ebenso wie in anderen Teilen der Fünf Königreiche. Shavig-Leute hielten keine Sklaven.

»Sie gehörte seinem Vater«, fügte Landislaw mit einer aalglatten Grimasse hinzu.

»Und dieser Vater«, fuhr Garranon säuerlich fort,»ist der Schwarze Ciernack.«

»Der Geldverleiher?«, fragte mein Onkel eindeutig schockiert. Vielleicht hatte er die Gerüchte über Gar-ranons Bruder noch nicht gehört.

Oh, Landislaw hatte keine Schulden, ganz im Gegenteil. Er brachte nur Freunde vom Hof in nette kleine Spielhöhlen, die so gerade eben heruntergekommen genug waren, um die gelangweilten jungen Höflinge zu reizen. Diese Etablissements gehörten Ciernack. Wenn Landislaws Freunde dort Geld verloren, war das schließlich nicht seine Schuld.

»Der Geldverleiher«, stimmte Garranon zu.»Bevor Landislaw sie zurückgeben konnte, ist sie davongerannt. Also haben wir sie seitdem gejagt. Wenn Landislaw nicht gehört hätte, wie jemand ihr Geschichten darüber erzählte, dass Hurog eine Zuflucht für Sklaven sei, dann hätten wir sie wahrscheinlich nie gefunden. Nach den Spuren zu urteilen, denen wir gefolgt sind, befindet sie sich in einem unterirdischen Gang unten am Fluss. Ich weiß nicht, wie sie dort reingekommen ist - wir konnten dieses Gitter nicht bewegen. Aber ihre Fußabdrücke gingen hinter dem Gitter weiter.«

Garranon richtete das Wort eher an mich als an meinen Onkel. Das gehörte zu den Dingen, die ich an ihm mochte. Die meisten Leute bei Hof strengten sich gewaltig an zu vergessen, dass ich anwesend war, selbst wenn ich direkt neben ihnen stand.

Ich starrte stirnrunzelnd zu Boden.»Abfluss.«

Garranon schnippte mit den Finger.»Selbstverständlich - ich habe mich schon gefragt, was das für ein Gang ist. Ich hatte vergessen, dass diese Burg«-er machte eine weit ausholende Geste -»von Zwergen errichtet wurde.«

»Nein«, verbesserte ich ihn.»Nur das Abflusssystem.«

»Ah.«Garranon nickte.»Wie auch immer. Unsere Sklavin ist in Euer Abflusssystem geflohen, und wir können nicht an dem Gitter vorbeikommen, das den Eingang zum Gang verschließt.«

Zumindest nicht, wenn ich nicht dabei hin, dachte ich. Soweit ich wusste, war es immer noch möglich, das Gitter aus dem Scharnier zu heben, weil ich vergessen hatte, es wieder richtig zu schließen. Oreg musste es zugemacht haben, nachdem die Sklavin hineingerannt war. Er hatte mehr Grund als jeder andere, sich um entflohene Sklaven zu sorgen. Vielleicht war es ja das gewesen, was seinen Anfall ausgelöst hatte.

Hinter mir war das Geräusch der Peitsche rhythmisch geworden, aber Oreg selbst gab keinen Laut mehr von sich.

»Wir haben die Männer und die Hunde dort gelassen und sind hierher geritten, um in Erfahrung zu bringen, wie man in die Abflusskanäle gelangt«, sagte Garranon.

»Nein«, sagte ich.

»Du warst schon dort, Ward«, erinnerte mein Onkel mich mit einem Stirnrunzeln.»Du weißt doch sicher, wie man hineingelangt.«

Ich nickte. Das tat ich tatsächlich.»Keine Sklaven in Hurog.«

Garranon und sein Bruder sahen mich misstrauisch an, aber mein Onkel verzog das Gesicht. Er wusste, was ich meinte - ich konnte die Befürchtungen in seinen Augen deutlich erkennen. Ich hatte nicht viel für Sklaverei übrig - und auch nicht für Landislaw. Wenn Oreg das arme Ding retten wollte, würde ich ihm mit Freuden dabei helfen.

»Wir sind ihr bis zum Tunnel gefolgt«, sagte Landislaw langsam und betont, vielleicht, weil er glaubte, ich werde es dann besser verstehen.»Sie ist durch dieses Gitter geschlüpft. Wir konnten sie so weit verfolgen. Aber sie wird nicht wieder herauskommen, da wir Männer dort gelassen haben, um diesen Ausgang zu bewachen. Wir müssen wissen, wie man hineingelangt.«

»Der einzige Weg führt durch das Gitter«, sagte ich leise.

»Und, könnt Ihr es öffnen?«Landislaw gab sich keine Mühe mehr, freundlich zu sein. Er war offenbar wirklich nervös. Es störte mich nicht, ihn schwitzen zu sehen. Einer der Jungen, die Landislaw in das Netz des Schwarzen Ciernack geführt hatte, hatte sich umgebracht. Er war ein guter Junge gewesen, und freundlich zu seinen dummen Freunden.

»Ja«, stimmte ich ihm zu.

»Dann lasst uns gehen und diese Sklavin herausholen«, forderte Landislaw und ignorierte die Hand seines Bruders an seiner Schulter.

»Es gibt keine Sklavin«, sagte ich und lächelte ihn an, als halte ich ihn für schwer von Begriff.

Mein Onkel senkte den Kopf und schüttelte ihn langsam.

Landislaw hatte vielleicht vergessen, dass die Dummheit mit meinem Kopf zu tun hatte und nicht mit meinem Körper, denn nun packte er mich an den Oberarmen.

»Ringkampf!«, rief ich vergnügt und schleuderte ihn ein paar Dutzend Fuß durch die Halle zu den Mastiffs, die sich für gewöhnlich um die Feuerstelle sammelten, wenn niemand sie zum Jagen rausschickte.»Ich mag Ringkämpfe.«

»Aber nicht«, warf mein Onkel mit fester Stimme ein,»hier im Bergfried, bitte, Ward.«

Ich schaute gekränkt drein und zeigte auf Landislaw.»Er hat angefangen.«

Garranon hatte sich abgewandt, sodass ich der Einzige war, der sein Grinsen sah.

»Ich glaube nicht, dass er vorhatte, einen Ringkampf mit dir zu beginnen, Ward«, erwiderte Duraugh in gequältem Ton. Er ging zu dem vor sich hin schimpfenden Adligen, der die liebevollen Zungen eines halben Dutzends Hunde abwehrte.»Komm hierher, Flinkfuß, und benimm dich. Platz, Fleck. Landislaw, nehmt meine Hand. Ihr erinnert Euch vielleicht, dass mein Neffe nichts lieber mag als einen guten Ringkampf. Er hat recht gute Manieren, aber nur, solange man ihn nicht anfasst.«In seinem kühlen Ton lag ein deutlicher Tadel.

Landislaw bedachte mich mit einem kalten Blick, aber schließlich war er es gewesen, der gegen die guten Manieren verstoßen hatte, und das wusste er. Er nahm die Hand meines Onkels und stand wieder auf.

»Ich denke, ich weiß, was Ward Euch sagen wollte«, fuhr Duraugh fort und führte Landislaw wieder dorthin, wo Garranon und ich warteten.»Wie jemand Eurer Flüchtigen bereits gesagt haben muss, gibt es in Hurog keine Sklaven.«

»Das weiß ich«, entgegnete Garranon,»aber was hat es mit unserer Sklavin zu tun, dass Ihr Euch entschieden habt, keine zu haben?«

»Ihr versteht das nicht, meine Herren«, entschuldigte sich mein Onkel. Er wiederholte es noch einmal:»Es gibt hier keine Sklaven. Wenn Eure Sklavin es auf Hurog-Land geschafft hat, ist sie keine Sklavin mehr.«

Landislaw starrte ihn ungläubig an.»Das soll wohl ein Witz sein.«

Garranon wandte sich ebenfalls meinem Onkel zu, obwohl er seinen Bruder weiterhin am Arm festhielt.»Lord Duraugh, Ihr könntet in diesem Fall doch sicher eine Ausnahme machen.«


Дата добавления: 2015-11-14; просмотров: 64 | Нарушение авторских прав


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