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Seit zwei Jahren arbeite ich in Deutschland, und ich kann sagen, dass diese Einschätzung vieler Italiener, die Deutschen würden die Genauigkeit lieben, in weiten Teilen zutrifft: Es ist wahr, dass meine deutschen Kollegen zur Arbeit - mit wenigen Ausnahmen - pünktlich erscheinen. Auf Geschäftsreisen ist wohl kein Deutscher je zu spät gekommen. Es ist auch wahr, dass meine deutschen Kollegen in der Arbeit eine „Standardmethode“ verfolgen. Der Vorteil davon ist, dass Schwierigkeiten vermieden werden, der Nachteil allerdings ist, dass sie manchmal nicht flexibel genug reagieren können, und so erst Probleme verursachen.
(Giancarlo, 35 Jahre alt, Italiener,
arbeitete drei Jahre in Deutschland)
Ich arbeite schon seit einem Jahr in Deutschland, und ich muss sagen, für mich gibt es keinen großen Unterschied in der Mentalität zwischen Dänen und Deutschen, Lediglich habe ich den Eindruck, dass die Deutschen mehr arbeiten und alles „perfekt“ haben wollen. Im Büro ist es wichtig, dass man „Herr Doktor...“ und „Sie“ sagt, das war für mich eigentlich die größte Überraschung.
(Gerda, 20 jahre alt, Dänin)
Gerrit Komty, ein holländischer Schriftsteller, hat in einem Vorwort eines Buches, das Holländer aus dem Blickwinkel eines Ausländers betrachtet, festgestellt: „... dass wir alle das Gefühl brauchen, normal zu sein...“.
Selbstverständlich denken wir Holländer von uns, dass wir „normal“ sind, wenn man aber 200 Seiten Kommentare von Ausländern über uns liest, wird man eines Besseren belehrt. ”Holländer essen rohen Fisch, haben keine Gardinen und rauchen ständig Haschisch“, heißt es da.
Ich glaube, dass jedes Volk seine Besonderheiten hat. Diese Besonderheiten sind abhängig vom Beobachter. Wenn man in ein anderes Land geht, muss man sich anpassen und versuchen, die Besonderheiten herauszufinden und zu verstehen.
Werde ich also nach meiner Einschätzung der Deutschen gefragt, so fällen mir nur die Unterschiede zu den Holländern auf: Die Deutschen schenken beispielsweise dem Essen viel Aufmerksamkeit. Eine ganze Esskultur gibt es, der Höhepunkt davon ist Weihnachten. Ich finde das schön! Außerdem sind die Deutschen sachlich. Das hat den Vorteil, dass man immer weiß, woran man ist. Der Nachteil ist, dass es sogar für das Leeren der Mülltonnen ein Verfahren gibt. Improvisation gibt es kaum.
Persönlich halte ich es für einen großen Nachteil, dass die Deutschen Unbekannten nur schwer Vertrauen schenken. Beinahe alle Freunde, die ich hier in Deutschland habe, sind Ausländer. Deutsche laden nur sehr selten ein, es ist undenkbar, einen Deutschen unangemeldet zu besuchen oder spontan einzuladen: „Kommst du heute abend zum Essen zu mir?“... „Oh, das geht leider nicht, aber Moment, ich hole meinen Terminkalender“. Das habe ich oft gehört.
Nein, die Deutschen sind nicht merkwürdiger als jedes andere Volk. Es kommt nur darauf an, andere Kulturen zu akzeptieren, ohne sie gleich zu adaptieren.
(Peter, 28 Jahre alt, Holländer)
Die Deutschen haben sehr viel Respekt vor der Meinung anderer und sie haben vielleicht Angst, in die Privatsphäre anderer einzudringen. Ich habe ein Beispiel dafür. Eines Tages ging ich in meiner Firma in eine andere Abteilung, um mit einem bestimmten Kollegen zu sprechen. Er war sehr anmaßend; doch als ich ein Foto auf dem Schreibtisch stehen sah, fragte ich ihn:,,Ist das Ihre Tochter?“ Er antwortete:,,Ja.“ Und ab sofort wurde er freundlicher, und wir kamen richtig ins Gespräch.
(Celso, 45 Jahre alt, Brasilianer, arbeitete ein Jahr lang in einer deutschen Firma)
X. 1. Lesen Sie nun, wie eine in Berlin lebende französische Journalistin eine ihrer Erfahrungen in Deutschland beschreibt. Kreuzen Sie an, welche Aussagen über die Autorin Ihrer Meinung nach zutreffen.
a) Die Autorin findet, dass die Deutschen Recht haben, wenn Sie darauf achten,
dass die Gehwege für Kinderwagen frei bleiben.
b) Sie hat eine festgefügte Meinung von den Deutschen.
c) Sie schildert recht objektiv typisch deutsche Verhaltensweisen.
d) Ihr Kommentar ist stark von Vorurteilen geprägt.
e) Sie kann durchaus Selbstkritik üben.
f) Sie schreibt einen humorvollen Kommentar über die Deutschen.
g) In ihren Zeilen spürt man Sympathie für ihr Gastland.
Дата добавления: 2015-09-06; просмотров: 167 | Нарушение авторских прав
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