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Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen: in Zukunft gibt es in der Bundesrepublik keinen dauernden Bevölkerungszuwachs mehr als Stimulanz; wir müssen mit weniger Menschen auskommen als zuvor. Das ist etwas entscheidend Neues. Vor lauter Menschen, Computern, Automaten sollten wir nicht vergessen, daß in den westlichen Industrienationen unter den Mangelfaktoren immer noch der Mensch dominiert. Er ist der Faktor, der das volkswirtschaftliche Wachstum maßgeblich begrenzt.
Natürlich denkt man da zunächst an die Produktion, damit an den Menschen als Werktätigen. Aber der Mensch ist zugleich auch Adressat des Konsumgüterabsatzes. Amerikanische Konjunkturpolitiker begrüßen einen wachsenden Babysegen geradezu enthusiastisch. Dabei werden die Kinder als rein ökonomisch zu sehendes Faktum behandelt. Professor Julius Hirsch hat mit Beziehung auf Amerika einmal geschrieben: „Unser gewaltiges Wachstum der Produktion macht jeden neuen Erdenbürger zu einem willkommenen Konsumenten.“ Auch Kinder sind eben Kunden, und die Wirtschaft lebt auch von diesen Kunden. Zwischen dem Babysegen und dem Wohnungsbau besteht zum Beispiel ein enger Zusammenhang. Spätestens, wenn das zweite Kind unterwegs ist, beginnt das Rechnen, ob man nicht eine größere Wohnung mieten oder ein kleines Häuschen erwerben sollte, ja müsste. Solche Impulse verschwinden nun über Jahre hin, millionenfach. Soll nun der Staat bevölkerungspolitische Maßnamen ergreifen, um die Geburtenzahl zu steigern? Sicherlich nicht. Wir sind bereits ein Land mit einer sehr hohen Bevölkerungsdichte und das Phänomen der „Überfüllung“ gehört zu unserer täglichen Lebenserfahrung.
Insgesamt wird man sich auf die These von der schrumpfenden Nation einstellen müssen. Wer dies hinzunehmen bereit ist, muss auch hinnehmen, dass manches andere schrumpft: voran das volkswirtschaftliche Wachstum, zugleich aber auch zusätzlich die Einkommenserwartungen.
Hier wirken verschiedene Kräfte zusätzlich in die gleiche Richtung. Da ist einmal die Tatsache, dass die Pensionierungsgrenze eher vorrückt, obwohl die Lebenserwartung noch zunimmt; das heißt, die Zahl der nicht mehr Erwerbstätigen wächst gegenüber der Zahl der Erwerbstätigen. Da ist zum anderen die Tatsache, dass mit wachsender Verschulung die Jugendlichen immer später in das Berufsleben eintreten. Das heißt, die Zahl der noch nicht Erwerbstätigen nimmt gegenüber der Zahl der Erwerbstätigen zu. Und da ist die Arbeitszeitverkürzung für alle Beschäftigten. Man fragt sich, wie dünn kann eigentlich die Schicht derer werden, die wirklich das für alle notwendige Sozialprodukt erarbeiten?
(Nach: Jürgen Eick, Die schrumpfende Nation, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2. Dez. 1974; mit Zusätzen aus: Das Geburtendefizit in der Bundesrepublik, Frankfurter Allgemeine Zeitung; 9. November 1976)
Wörterklärungen
schrumpfen kleiner werden - das Stimulans hier:Kraft, die hilft, die Produktion zu steigern - der Mangelfaktor Gegenstand, der fehlt - maßgeblich in hohem Maße; entscheidend - der Werktätige der Arbeitende - der Adressat Empfänger - der Konsumgüterabsatz Verkauf von Waren - die Konjunkturpolitik staatliche Beeinflussung der Wirtschaftslage - der Erdenbürger (poet)ein neugeborenes Kind - das Phänomen Erscheinung - die These Behauptung, Lehrsatz - sich auf etw einstellen sich anpassen; hier:etw als Tatsache akzeptieren - die Lebenserwartung durchschnittliche Lebensdauer - die Schicht hier:gesellschaftliche Gruppe auf einer bestimmten Ebene
Fragen zum Verständnis des Textes.
1. Wie sieht die zukünftige Entwicklung der Bevölkerungszahlen in der Bundesrepublik Deutschland aus?
2. Warum hat der Bevölkerungsrückgang eine so große wirtschaftliche Bedeutung?
3. Welche Rolle spielt der Mensch in der Wirtschaft?
4. Welche Chancen sehen amerikanische Konjunkturpolitiker in einem steigenden Bevölkerungswachstum?
5. Welches Beispiel für den Zusammenhang zwischen Bevölkerungswachstum und Wirtschaft nennt der Техt?
VIII.Lesen Sie den Text, beschreiben Sie Verhaltensweise verschiedener Natienen in der Zusammenarbeit.
Дата добавления: 2015-09-06; просмотров: 127 | Нарушение авторских прав
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