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Theorie des funktionalen Stils.

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  1. III. Streitfragen in Wortarttheorie.

Ein Stil liegt im Hintergrund der Norm, und die Norm wird als Gesamtheit von Regeln verstanden; das ist etwas, dass in der Sprache beschrieben wird; das ist eine sprachliche Kompetenz.

Der Stilbegriff ist aufs engsten verbunden mit der gesellschaftlichen Charakter der Sprache. In dieser Stilauffassung wird der soziale Wert der Sprache betont; die Sprache macht uns zu einem Menschen. Hier wird die Triade betrachtet: Mensch, Sozium, Sprache;

Der funktionale Stilbegriff fußt auf der Anerkennung des gesellschaftlichen Charakters der Sprache; die Sprache entstand, entwickelte sich und verändert sich mit der Gesellschaft. Jede Erscheinung in der Gesellschaft wird in der Sprache fixiert; Mensch als gesellschaftliches Wesen ist ohne Sprache undenkbar, die Sprache erfüllt zwei Funktionen in der Gesellschaft:

  1. Übermittelt Gedanken, Erfahrungen, Gefühle (kommunikative Funktion)
  2. Sie ist das Werkzeug des Erkenntnis, so aufs Ernste mit dem Denken verbunden; das erkannte Wirklichkeit wird fixiert in den Begriffen und jeder Begriff als Bewusstseinsinhalt und wird einem Lautkomplex angeordnet (die kognitive Funktion der Sprache); die Sprache ist eine materielle Hülle des Gedankens. Die Sprache ist ein gesellschaftliches Gut; ohne Sprache gäbe es keine Gesellschaft (gehört allen und bedient alle Sphären der menschlichen Tätigkeit; der gesellschaftliche Charakter der Sprache ist unverkennbar).

Man unterscheidet in der menschlichen Tätigkeit einige Bereiche: die Alltagssphäre, Wissenschaftssphäre, die Sphäre des offiziellen Verkehrs, der Presse und der Publizistik, der Belletristik (künstlerische Verwendung der Sprache).

In jedem Bereich erfüllt die Sprache eine besondere Aufgabe, die eine besondere sprachliche Spezifik verursacht. Deshalb lautet die Definition des funktionalen Stilbegriffs so: das ist eine Verwendungsweise der Sprache auf einem bestimmten Gebiet der menschlichen Tätigkeit; demgemäß unterscheidet man folgende Funktionalstile: den Stil der Wissenschaft, den Stil des offiziellen Verkehrs, den Stil der Alltagsrede, den Stil der Belletristik, den Stil der Presse und der Publizistik.

Funktionen des Stils: jeder Stil bedingt ein bestimmtes Bereich: z.B. der Stil der Wissenschaft (hier dominiert das Streben, Erkenntnisse der Forschung zu vermitteln, Fakten und Ergebnisse zu verallgemeinern, sie zu systematisieren und den Kreis der Interessanten zu informieren); der Stil der Belletristik (das Ziel des Dichters / Schriftstellers besteht darin, auf dem Gemüt des Lesers ästhetisch einzuwirken, ihn zu erschüttern und zu einem neuen Bewusstsein zu bringen; der Leser soll nachempfinden, was der Autor empfindet), der Stil der Presse und der Publizistik (die Massenmedien informieren den Leser über die Geschehnisse und versuchen ihn ideologisch zu beeinflussen), der Stil der Alltagsrede (der ungezwungene Umgang mit Freunden, Kollegen, mit unbekannten Menschen in inoffizieller Situation), der Stil des offiziellen Verkehrs (die schriftliche und mündliche Verständigung zwischen den Staatsämtern mit einander, zwischen den Einrichtungen und Publikum).

Funktionalstil nach Riesel ist eine historisch veränderliche, funktional und expressiv bedingte Verwendungsweise der Sprache auf einem bestimmten Gebiet der menschlichen Tätigkeit; objektiv verwirklicht durch eine zweckentsprechend ausgewählte und gesetzmäßig geordnete Gesamtheit lexischer grammatischer und phonetischer Mittel.

Diese Definition schließt alle Schlüsselbegriffe des funktionalen Stils ein: Sphäre (bestimmter Gebiet), Zweck (Funktion), Stilzüge, sprachliche Realisierung

Stilzug als ein der wichtigsten Begriffen der funktionalen Stiltheorie; die Funktion jedes Stils bestimmt ihm eigene Merkmale (Stilzüge des Textes):

Wissenschaft primärer Stilzug: Abstraktheit (Erkenntnisse, Forschung) sekundäre Stilzüge: Kürze, Objektivität, Folgerichtigkeit, Sachlichkeit, Klarheit, Präzision offizielles Verkehrs primärer Stilzug: Unpersönlichkeit sekundäre Stilzüge: Kürze, Sachlichkeit, Steifheit Alltagsrede primärer Stilzug: Ungezwungenheit (Nachlässigkeit auf allen Ebenen) sekundäre Stilzüge: Konkretheit, Emotionalität, Expressivität (nur bei der Stilisierung in der Belletristik) Belletristik primärer Stilzug: Expressivität sekundäre Stilzüge: Emotionalität, Bildlichkeit, Bildhaftigkeit

Die Wahl der sprachlichen Mitteln im Text hängt von diesen Stilzügen ab. Jede der Stilzüge bedarf eines besonderen sprachlichen Ausdrucks. Jeder Stilzug besitzt ein besonderes sprachliches Instrumentarium.

Man betrachtet Stilzüge als eine Brücke, Verbindungsglieder zwischen dem ideellem (außerlinguistischen Faktoren) und dem materiellen (sprachliche Mitteln als linguistischen Faktoren). Die Stilzüge sind Ordnungsprinzipien des Textes: sie regeln, motivieren, bedingen die Wahl der sprachlichen Mittel. Nur die Stilzüge kombinieren diese sprachliche Mittel auf die Art, die nur den Texten dieses Stils eigen ist. Sie machen die Spezifik des Textes auf.

Erscheinungsformen, Redegenres der funktionalen Stilfärbung; jeder Funktionalstil hat seine Gesamtheit von Texttypen (Erscheinungsformen). Jeder Typ ist eine hohe Abstraktion; z.B. im Stil der Wissenschaft sind die Erscheinungsformen die Dissertationsschrift, Monographie, Lehrbuch, Artikel;

Sprachliche Realisierung: Alle Texte, die ihre Zugehörigkeit zum Stil der Wissenschaft oder offiziellen Verkehrs erkennen lassen, haben die gleichen sprachlichen Mitteln. Man sieht das wegen der gleichen Stilzüge, die von den gleichen Funktionen bestimmt werden. Wenn sie ein Textproduzent einen wissenschaftlichen Text verfassen, werden sie gezwungen, nur diese sprachlichen Mittel zu brauchen. Sie markieren den Text als einen wissenschaftlichen oder offiziellen, das heißt sie sind objektiv, sachlich, abstrakt.

Der Stil des offiziellen Verkehrs:

Bereich: Dazu gehören alle öffentlichen Einrichtungen, Staatsämter und kommunale Verwaltung, alles, was zur Struktur des Staates gehört.

Funktion:

die schriftliche und mündliche Verständigung:

Substile — Gliederung innerhalb des Stils: Diplomatenverkehr, Gesundheitswesen, Gerichtsverfahren, Schulwesen, Postwesen, Eisenbahnwesen, Hochschulwesen usw.

Man unterscheidet folgende Erscheinungsformen des Stils der öffentlichen Rede:

§ schriftlich-monologisch (in Dokumenten, Akten, Protokollen usw.);

§ mündlich-monologisch (in Reden von Amtspersonen);

§ mündlich-dialogisch (im Amtsverkehr).

Die genannten Erscheinungsformen sind literarisch genormt; auch bei mündlichem Verständigungsweg ist keine umgangssprachliche Auflockerung zulässig.

Kommunikationsform: Erlässe (Pl.) der Regierung, allerlei Verordnungen, Gesetzbuch (Paragraphen und Artikel), Protokolle, Akten, Gebrauchsanweisungen, Gesuche (schriftlich vorgebrachte Bitte), Anträge, Werbung, Lebenslauf

Diesem Stil sind folgende Merkmale zueigen:

§ Förmlichkeit (Unpersönlichkeit),

§ Abstraktheit

§ fachliche Genauigkeit

§ exakte Definitionen

§ Eindeutigkeit/Genauigkeit der Aussage

§ Sachlichkeit, Objektivität, Kürze

Allerdings sind die Merkmale nicht in gleichem Maße vertreten; die Anwesenheit der Merkmalen hängt vom konkreten Text und der Kommunikationsform (mündliche oder schriftlich) ab.

Die Stilnormen des gegenwärtigen deutschen Amtsstils verlangen Ausschaltung jeglicher Emotionalität – daher völliger Ausschluss expressiver Lexik und Phraseologie. Trotz aller Unpersönlichkeit können manche Textsorten im öffentlichen Stil expressiv sein: logische Expressivität in politischen (Parteibeschluss, Deklaration), juristischen und anderen ämtlichen Dokumenten; b) emotionale Expressivität (Trauer, Nachruf, Worte des Gedenkens).

Sprachliche Realisierung:

Phonetische Ebene: Hier gibt es keine individuelle Besonderheiten der Aussprache, keinen dialektalen Beiklang, keine Synkopen, Aphäresen usw.

Lexische Ebene:

§ Keinerlei bewertende Epitheta, emotionale Idiome, vollständiges Fehlen individueller Tropen, Vergleiche und Periphrasen.

§ Substantivierung und Funktionsverbgefüge, z.B.: eine Erklärung abgeben statt erklären

§ Verwendung fachsprachlicher Lexik entsprechend den Sachgebieten des öffentlichen Verkehrs, z.B.: Beförderungsmittel statt Bus/Straßenbahn

§ Präpositionen, die gelegentlich als „papierdeutsch“ bezeichnet werden wie z.B. anteilig, kraft, laut, betreffs und infolge;

§ Die Wort- und Wortgruppenklischees sowie die Satzklischees: in Anerkenung der Tatsache; zur Genehmigung vorlegen (Dokumente, Verträge, Abänderungen);

§ Sammelnamen: die Wahlen, die Fahrer usw.;

Morphologische Ebene:

auf dieser Ebene wird der Eindruck des Unpersönlichen und Offiziellen erweck; intensive Verwendung von dem unpersönlichen Pronomen „man“ und unpersönlich gebrauchten Verben, von Passivkonstruktionen, von Infinitiven und Partizipien II in imperativischer Funktion.

Syntaktische Ebene:

§ Die grammatische Wortfolge (Thema — Rhema) als Ausdruck der Sachlichkeit und der Objektivität;

§ Die sogenannten Rechtsattribute (ersten, zweiten, dritten Grades), durch Genetiv-Substantive und Präpositionalgruppen ausgedrückt; gelten als Mittel der Dichte.

§ Das erweiterte Attribut: Mittel der Kürze und der Verdichtung des Gedankens.

§ Parenthesen tragen einen erläuternden Charakter, sie dienen der logischen Anschaulichkeit;

§ Aufzählung ist eines der verbreitesten Mittel zum Ausdruck der Knappheit;

§ I nfinitivgruppen sind ein Mittel der Kürze, außerdem sind sie Ausdruck der Unpersönlichkeit;

§ Aussagesatz dominiert in diesem Stil (Sachlichkeit, Objektivität);

§ Als Mittel der sprachlichen Kürze wird in dem modernen Amtsstil häufig der Ellipse verwendet: Deutliche Handschrift erbeten.


Дата добавления: 2015-07-24; просмотров: 272 | Нарушение авторских прав


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Die absolute stilistische Bedeutung als sprachimmanentes Merkmal der lexischen Einheit.| Der Stil der Alltagsrede

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