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Kurszettel für den Laien

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  1. Vierteljahrsschrift für wissenschaftliche Philosophie», 17. Jahrg., 1893, S. 384.

Kursblatt ist das Spiegelbild eines Börsentages. Alle Preise, die sich beim Ausgleich von Angebot und Nachfrage in Wertpapieren bilden, werden in einem offiziellen Dokument, dem amtlichen Kursblatt, zusammengefaßt und veröffent­licht. Jede der acht deutschen Börsen gibt ein amtliches Kursblatt heraus. Die Ta­geszeitung bietet einen auf die wesentlichen Notierungen beschränkten Auszug aus allen amtlichen Kursblättern an.

Die Kursberichterstattung vom Aktienmarkt beginnt milden Industrieakti­en, dem größten Aktienblock der Börsen. Alle Aktien haben einen Nennwert. An den deutschen Börsen überwiegt die 50-DM-Aktie. Die Aktien werden an den Börsen „pro Stück1' gehandelt. Der Nennwert ist nicht etwa mit dem Kurswert identisch. Eine Aktie zum Nennwert 50 DM kann ohne weiteres an der Börse 200 DM kosten. Eine 1000 DM-Aktie könnte umgekehrt auch nur zu einem Preis von 200 DM gehandelt werden.

Unmittelbar hinter dem Namen einer Aktie findet der Leser eine ein- oder zweistellige Zahl: die zuletzt gezahlte Jahresdividende der Aktiengesellschaft. Die Spalte hinter dem Namen der Aktie und der Dividendenspalte gibt den Vorta­geskurs an, in der Spalte rechts steht der aktuelle Tageskurs.

Im separaten Rentenkurszettel werden Kursnotierungen festverzinslicher Papiere veröffentlicht. Der Leser findet hier lückenlos alle amtlich gehandelten öffentlichen Anleihen: die Emissionen des Bundes, der Bahn und der Post, sowie Anleihen von Ländern und Städten. Ferner sind Industrieanleihen registriert, ebenso die auf deutsche Mark lautenden, in der Nachkriegszeit ausgegebenen Auslandsanleihen Öffentlicher Hände, internationaler Institutionen und Indu­strieunternehmen. Vor dem jeweiligen Namen einer Anleihe findet sich stets der Zinssatz, zu dem die Anleihe ausgegeben worden ist, außerdem die abgekürzte Jahreszahl der Ausgabe.

Die Preise suchen jetzt eine Basis

Nach Erwartung mancher Analysten werden Buntmetalle in naher Zukunft fester im Markt liegen als Edelmetalle. Zunächst aber scheint keine Eile bei Enga­gement zu herrschen. Während Zink und Kupfer zuletzt weiter leicht nach oben tendierten, gaben die Preise an der Londoner Metallbörse eher nach, vor allen Dingen am Bleimarkt.

Der Blei-Terminkurs wurde netto um 15% auf 391 L zurückgekommen. Noch vor 14 Tagen war es zu 370 L gehandelt worden, nach bis zu 507 L im frü­hen August. Nachdem die Batterienhersteller sich im Sommer / Herbst für die Wintersaison eindeckten, ist die Industrielle Nachfrage oberhalb 400 L so gut wie erloschen. Haussiers neigen also zu Gewinnmitnahmen. Als teuer gilt Zink zu 521 L. Nach Voraussagen der internationalen Studiengruppe wird die Grundver­fassung des Marktes bis weit in das kommende Jahr hinein ausgesprochen fest bleiben.

Viel hängt zunächst wie immer vom Preisverlauf bei Kupfer ab. Von Bedeu­tung in dieser Hinsicht war auch schon der Umstand, daß Drahtbarren per drei Monate zuletzt trotz der neuen OPEC-Hausse und des festen Pfundes um noch­mals 7 L auf bereits 94 L anzuziehen vermochten. An der LME1' langten die offi­ziellen Bestände bei ihrem niedrigsten Stand seit sieben Jahren an.

Zugleich heißt es von den Zinn-Preisen, daß jede Rückbildung unter 8350 L konzentrierte Stützungskäufe auslöst und die das Geschäft beherrschenden großen Manipulanten wohl gar darauf ausgehen, die Preise wieder anzuheben. Umgekehrt scheint

Aluminium erstmals wieder seit Januar unter 600 L abgleiten zu wollen. Bis zum Jahresende drohen die Vorräte der westlichen Welt auf kolos­sale 3 Mill. t herangewachsen zu sein und so steht hier eine nachhaltige Erholung kaum in Sicht-es sei denn, das Pfund wollte wieder auf Talfahrt gehen.

 

" LME = London Metal Exchange - Londoner Metallbörse

Aktienkurse bröckeln weiter ab

An der Wochenendbörse setzte sich die bereits am Vortag angebahne leicht nachholende Tendenz verbreitet fort. Da weitere Kauforders ausblieben, neigte der Berufshandel zunächst zu Glattstellungen, nahm aber später wieder einige Neuengagements vor, so daß ein Teil der Anfangseinbußen wieder wettgemacht werden konnte. Im allgemeinen hielten sich die Kursverluste in engen Grenzen, einige Marktgebiete (Farben-Nachfolger und Stahlwerte) waren recht wider­standsfähig und gut behauptet. In Börsenkreisen spricht man von einer Ver­schnaufpause, nachdem die Aktienkurse im Schnitt zuvor Jahreshoch erreicht hatten.

In der zweiten Stunde schlief das ohnehin mäßige Geschäft fast völlig ein, und die wenigen Schlußkurse waren meist etwas leichter.

Die an den Vortagen bevorzugten Bankaktien bröckelten verbreitet bis zu 3 DM ab. Sogar der Vortagsfavorit Deutsche Bank mußte um 2 DM zurückgenommen wer­den. Hier spielt offenbar auch die deutliche Beunruhigung auf dem Rentenmarkt eine Rolle. Zu Abgaben kam es auch bei den Autowerten, die abgesehen von VW (-1 DM) 2 DM einbüßten. Von Maschinenbau titeln verloren MAN Vorzüge 5, Babcock Stämme 4.'1 Dagegen zogen Rheinmetall abermals um 7 DM an. Am Montanmarkt wurden wieder Hösch bevorzugt, die um 0, 70 DM stiegen. Farben-Nachfolger waren per Saldo behauptet. Siemens gaben im Verlauf I DM nach.

Auf dem Industriekassamarkt überwogen ebenfalls die Minuskorrekturen. Im Freiverkehr tendierten Goldminenpapiere analog zum Goldpreis leichter.

 

№ 19

Der landwirtschaftliche Strukturwandel in der BRD

Einer der schwierigsten Aspekte des landwirtschaftlichen Strukturwandels auf der einzelbetrieblichen Ebene ist das Nebeneinander von wachsenden und schrumpfenden Betrieben.

Im internationalen Vergleich gehört die Bundesrepublik immer noch zu den Ländern mit sehr niedrigen durchschnittlichen Betriebsgrößen: In Frankreich z.B. haben die Betriebe im Durchschnitt nahezu die doppelte Fläche, in Großbri­tannien ist die durchschnittliche Betriebsgröße etwa dreieinhalbmal so hoch. Sta­tistische Angaben machen deutlich, daß in der Bundesrepublik noch knapp ein Viertel aller landwirtschaftlichen Betriebe unter 2 ha groß ist und damit als allei­nige Quelle eines ausreichenden Familieneinkommens kaum in Betracht kommt. Ein weiteres gutes Drittel aller Betriebe bleibt immer noch unter einer Größe von 10 ha und dürfte damit ebenfalls in der Regel noch keine zufriedenstellende Ein­kommenskapazität aufweisen. In dieser Betriebsgröße scheinen sich seit 1949 die stärksten Wandlungen vollzogen zu haben. Nur knapp zwei Fünftel aller Betriebe schließlich sind größer als 10 ha, nur ein Sechstel erreichen 20 ha und fallen damit in die Gruppe, in der die Mehrzahl der landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrie­be zu suchen ist.

Eine in der letzten Zeit immer stärker hervortretende Form der Schrumpfung der landwirtschaftlichen Betriebe ist die allmähliche Verringerung des Ar­beitseinsatzes im landwirtschaftlichen Betrieb und entsprechend die schrittweise Aufnahme einer außerlandwirtschaftlichen Tätigkeit. Dieses sukzessive Aus­scheiden aus der Landwirtschaft hat zur Entstehung zahlreicher Formen der land­wirtschaftlichen und außerlandwirtschaftlichen Einkommenskombination ge­führt.

Zur statistischen Erfassung der verschiedenen Einkommens- und Tätig­keitssituationen ist die Definition von Voll-, Zu- und Nebenerwerbsbetrieben eingeführt worden. Als Nebenerwerbsbetriebe werden dabei diejenigen bezeich­net, in denen der Betriebsinhaber weniger als die Hälfte seiner Arbeitszeit ein­setzt und / oder weniger als die Hälfte des Gesamteinkommens von Betriebsinha­berehepaar und Hofnachfolger aus dem landwirtschaftlichen Unternehmen stammt. Voll- und Zuerwerbsbetriebe die zusammen als Haupterwerbsbetriebe aufgefaßt werden, unterscheiden sich dadurch, daß in den Vollerwerbsbetrieben die außerlandwirtschaftlichen Erwerbseinkünfte de Betriebsinhaberehepaars und des Hofhachfolgers weniger als 10 v. H. des landwirtschaftlichen Reinein­kommens betragen, während die Zuerwerbsbetriebe ein höheres Einkommen au­ßerhalb des Betriebs haben. Zwei Fünftel aller Betriebe werden im Nebenerwerb bewirtschaftet. Ihr Anteil hat in der Vergangenheit zugenommen.

Der besonders starke Anstieg der durchschnittlichen Betriebsgröße bei den Zuerwerbsbetrieben zeigt, daß ein erheblicher Durchfluß von Betrieben durch diese Klasse stattgefunden haben muß, wobei größere Betriebe hinzugekommen sind und kleinere aus dieser Kategorie abgeflossen sind. Auch das spricht für die Annahme des Übergangsstadiums.

 

Staat zahlt Bauern das halbe Einkommen

Parteien und Verbände kommentieren Angaben des Agrarberichts skeptisch

Die deutschen Bauern bekommen die Hälfte ihrer Einkommen direkt vom Staat. Der Anteil staatlicher Zahlungen an ihren Gewinnen stieg 1994/95 im We­sten von 46 auf 49 Prozent. In den neuen Ländern waren die Zahlungen von EU, Bund und Ländern zusammen sogar deutlich höher als der durchschnittliche Be­triebsgewinn. Das geht aus dem Agrarbericht 1996 hervor, den das Kabinett am Mittwoch in Bonn billigte. Der höhere Staatsanteil ist Folge der EU-Agrarreform mit niedrigeren Preisen und Flächenstillegungen gegen Prämien.

Nach dem Bericht von Agrarminister Jochen Borchert (CDU) stiegen die Gewinne westdeutscher Bauern im Wirtschaftsjahr 1994/95 (1. Juli) um 10,1 Prozent auf durchschnittlich 46200 DM. Die Ausgleichszahlungen und Beihilfen nahmen um 16 7 Prozent auf22569 DM zu. Im Osten, wo nur Testbetriebe erfaßt werden betrugen die staatlichen Zahlungen für im Vollerwerb bewirtschaftete Einzeluntemehmen 108764 DM. Die Betriebe erwirtschafteten im Mittel aber

nur 89039 DM Gewinn.

Insgesamt zahlten Bund und Länder 1995 für Landwirte 15,4 Milliarden DM. In diesem Jahr sollen es dem Bericht zufolge 500 Millionen weniger sein.

Hinzukamen 12,5 Milliarden DM von der EU. Dieser Ansatz sieigt 1996 auf 13,3 Milliarden DM. Nach Angaben Borcherts hat der Gewinnzuwachs der Bauern die Einbußen der beiden Vorjahre noch nicht ausgeglichen. Für das laufende Wirt­schaftsjahr erwartet Borchert um bis zu 5 Prozent höhere Einkommen. Die Zahl der Höfe nahm 1995 weiter um 4, 3 Prozent auf 553000 ab.

Parteien und Verbände kommentieren den Bericht skeptisch. Der deutsche Bauernverband (DBV) nannte die Lage der Landwirte unbefriedigend. „Die not­wendige grundlegende Verbesserung ist noch nicht in Sicht". Der Gewinn je Famlienarbeitskraft liege 36 Prozent unter den Einkommen in anderen Berufen. Die Landwirtschaft habe einen Hauptbeitrag zur Preisstabilität geleistet. Wären die Preise für Nahrungsmittel so stark gestiegen wie für die übrige Lebenshal­tung, hätten die Verbraucher 2,2 Milliarden DM mehr für Ernährung zahlen müs­sen, rechnete der DBV. AgrarBündnis und die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft meinten, es sei Hohn, den Gewinnzuwachs hervorzuheben, wenn jeden Tag 70 Bauernhöfe aufgeben und jeden Monat 4000 Arbeitsplätze verlo­rengingen.

Die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) kritisierte die ho­hen Kosten der Agrarpolitik. Sie belaste jede dreiköpfige Familie mit 1500 DM im Jahr. In Wahrheit lägen die Einkommen über dem Durchschnitt aller Privat­haushalte. Die AgV forderte den Bundestag auf, den Agrarbericht nicht zu akzep­tieren, Er müsse von unabhängigen Sachverständigen und nicht dem eng mit dem Bauernverband verbundenen Landwirtschaftsministeriuni erstellt werden.

 

 

№ 20

Agrar- Leerbomben gesucht

Das, was die Staats- und Regierungschefs der neun EG-Staaten auf ihrem jüngsten Gipfel in London zurückgelassen haben, wollen die Außenminister An­fang der Woche in der britischen Hauptstadt aufarbeiten. Es geht dabei vor allem um Agrarproblerne. Wenn es nur Einigung kommen soll, dann müssen sich die Minister als Verbalakrobaten bewähren,

Es geht nicht darum, eine grundsätzliche Ausrichtung in der Politik bei Milch und den Mittelmeerprodukten oder in der Frage des Verhältnisses von ei­genen Einnahmen zu den Agrarausgaben zu finden. Dieses ist angesichts der In­teressenunterschiede innerhalb der Gemeinschaft überhaupt nicht möglich. Es geht vielmehr darum, Formeln zu finden, die von allen Regierungen getragen werden, weil sich darin auch ihre Intentionen widerspiegeln, durch die jedoch eine konkrete Festlegung vermieden wird.

Eine Diskussion über die Grundsätze der EG-Agrarpolitik ist gegenwärtig zwecklos. Die Meinungsverschiedenheiten sind unüberbrückbar. Paris, zum Bei­spiel setzt auf eine Expansion der Agrarproduktion, koste es, was es wolle, wäh­rend die Bundesregierung gerade unter Kostengesichtspunkten eine Begrenzung der Überschüsse anstrebt. In London sollen die Weichen gestellt werden. Es wäre viel gewonnen, wenn lediglich die Strecke gesperrt würde, die über steigende Überschüsse in das finanzielle Chaos führt. Dieses ist schon schwer genug.

Dieses zeigt sich ganz deutlich bei dem Hauptproblemprodukt der EG, der Milch. Die französische Regierung setzt sich vehement für eine Begünstigung der kleineren gegenüber den größeren Betrieben ein. Sie strebt zum Beispiel an, die Erzeugerabgabe von 2, 5 Prozent bei Produzenten nicht zu erheben, die weniger als 30000 Liter im Jahr erzeugen, was einem Hof mit rund acht Kühen entspricht.

Dadurch würden rund 45 Prozent der EG-Milcherzeugung begünstigt. In der Bundesrepublik würde dies dazu führen, daß die Kuhhaltung in den Nebener­werbsbetrieben, und dies sind der Zahl nach die Hälfte aller Höfe, wieder lukrati­ver würde. Dadurch könnten die Überschüsse steigen. Und das, obwohl seit Jah­ren schon der Verbrauch hinter der Produktion herhinkt.

Ein Kompromiß könnte darin bestehen, daß die kleineren Betriebenicht von der Erzeugerabgabe freigestellt werden, sondern daß es für sie Erleichterungen geben soll. Dieses ist zwar die Leerformel, die bei der jährlichen Preisrunde aus­gefüllt werden müßte. Aber dann können die aktuelle Marktsituation und die fi­nanzielle Lage der Gemeinschaft berücksichtigt werden.

Möglichst unverbindlich sollten auch die Aussagen Über künftige Produkti­onsziele bleiben. Dieses gilt auch für die Mittelmeerprodukte.

Die Kosten der Gemeinschaft bei Olivenöl, Wein, Obst und Gemüse haben sich in den vergangenen vier Jahren versechsfacht.

 

Wirtschaftsordnung und Wirtschaftspolitik der BRD

Die Bundesrepublik Deutschland gehört zu den international führenden In­dustrieländern. Mit ihrer wirtschaftlichen Gesamtleistung steht sie in der Welt an dritter Stelle; im Welthandel nimmt sie sogar den zweiten Platz ein. Seit 1975 wirkt die Bundesrepublik in der Gruppe der sieben großen westlichen Industrie­länder (der sogenannten "G-7") mit.

Seit Mitte der neunziger Jahre erreicht das Bruttoinlandsprodukt - der Wert aller erzeugten Waren und Dienstleistungen - in den alten Bundesländern die Re­kordmarke von etwa 3 000 Milliarden DM. Jeder Einwohner erwirtschaftet damit statistisch jährlich 50 000 DM. Der preisbereinigte, also reale Wert des Bruttoin­landsprodukts hat sich in den vergangenen 30 Jahren verdoppelt, in vierzig Jahren sogar verfünffacht.

Die Wirtschaft der BDR ist durch die marktwirtschaftliche Ordnung ge­prägt. Der Staat verzichtet darauf, in die Preis- und Lohngestaltung direkt einzu­greifen. Voraussetzung für das Funktionieren des Marktmechanismus ist es, den Wettbewerb zu entfalten. Er fördert die Leistungsbereitschaft und zwingt Unter­nehmen dazu, sich mit Hilfe günstiger Preise, besserer Produktqualitäten, günsti­ger Zahlungs- und Lieferbedingungen oder zusätzlicher Serviceleistungen her­vorzutun. Zugleich fördert der Wettbewerb die Verfahrens- und Produktinnovati­on und zwingt Betriebsverwaltungen bzw. Firmen vorstände, die Produktion zu rationalisieren und mit knappen Ressourcen sparsam umzugehen.

Einige Bereiche der deutschen Wirtschaft aber waren nicht oder nicht ganz dem marktwirtschaftlichen System unterworfen (z.B. die Landwirtschaft, Teile des Verkehrswesens und der Steinkohlenbergbau, auch frühere Staatsbetriebe in den neuen Bundesländern). Der Staat strebt danach, diese Bereiche unter sozial tragbaren Verhältnissen allmählich in die Marktwirtschaft zu überführen.

Mit dem Stabilitätsgesetz von 1967 verfügt der Staat über ein Instrument, das es ermöglicht, konjunkturelle Fehlentwicklungen zu vermeiden. Das ständige Idealziel ist es. stabile Preise, einen hohen Beschäftigungsstand und

außenwirtschaftliches Gleichgewicht bei stetigem und angemessenem Wirt­schaftswachstum zu sichern.

Neben der Regierung und der Deutschen Bank sind folgende Gremien beru­fen, bei der Gestaltung und Koordinierung der Wirtschafts- und Finanzpolitik mitzuwirken: der Konjunkturrat für die öffentliche Hand (er bemüht sich ein ein­heitliches Vorgehen aller Beteiligten in der Konjunkturpolitik zu erreichen); der Finanzplanungsrat (er hat die Aufgabe, die Finanzplanung von Bund, Ländern und Gemeinden zu koordinieren); der Sachverständigenrat (seine Pflicht ist es, die gesamtwirtschaftliche Entwicklung zu begutachten).

 

 

№ 21

Hoffen auf den Euro

Die deutsche Wirtschaft befürwortete in der PetersbergerErklärung die Ver-wirkl ichung der Europäischen Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) zum Ja­nuar 1999.

Die von einem auf dem Petersberg bei Bonn abgehaltenen Forum veröffent­lichte politische Erklärung der deutschen Wirtschaft verwies wieder auf die im Maastrichter Vertrag festgeschriebenen Konvergenzkriterien.

Bekanntlich qualifizieren sich für die Währungsunion die beitrittswilligen Länder, deren Inflation nicht höher als 3,7 Prozent ist und die Zinsen nicht mehr als 9,3 Prozent ausmachen, deren Budgetsaldo die Grenze von -3 Prozent nicht unterschreitet und der Schuldenstand die Marke von 60 Prozent nicht überschrei­tet (beides in Prozent des Bruttoinlandsprodukts).

Der Bundesfinanzminister hatte angeregt, daß ein wirksames Sanktionsme­chanismus in Gang gesetzt wird, wenn die Teilnehmerstaaten bei ihrer Haushalts­planung oder bei Vollzug ihres Haushalts die Defizitobergrenze von 3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts überschreiten.

Die Wirtschaft fordert in der Erklärung weiter, die Konvergenzkriterien müßten ausnahmslos strikt eingehalten werden. Der Bundesbankpräsident unter­stützte diese Forderung. Die Märkte nähmen die Schwellenwerte zum Maßstab, um die Ernsthaftigkeit und die Fähigkeit eines Landes zur Stabilität bewerten zu können. An den Finanzmärkten dürfte Unsicherheit über die zukünftigen Wech­selkurse aufkommen. Die Wirtschaft dringt darauf, Vorkehrungen dagegen zu treffen. Zwischen der über die Tei Inehmer getroffenen und Anfang 1998 verkün­deten Entscheidung und dem Beginn der Währungsunion 1999 wird ein Dreivier­teljahr liegen, in dem die EU die Teilnehmer feststellt, ohne die Umtauschkurse der teilnehmenden Währungen untereinander noch zu fixieren.

Die nach dem von allen Teilnehmern angenommenen Verfahren bis 1. Janu­ar 1999 festzulegenden Wechselkurse zum Euro und die zwischen den Teilneh­merwährungen sollen die Währungsunion einleiten. Einige Länder dürften nicht von Anfang an an der Union teilhaben, denn die Konvergenzkriterien sind für sie unerfüllbar. Diese Länder sollten mit der Europäischen Zentralbank wechselkurs­politisch eng zusammenarbeiten.

Die öffentliche Hand müsse mit den Vorbereitungen auf den Euro zügig be­ginnen und dürfe die Währungsumstellung nicht dazu nutzen, um die öffentlichen Beiträge und Gebühren zur Aufbesserung ihrer Finanzen zu erhöhen, statt grund­sätzlich daran zu arbeiten.

Besondere Schwierigkeiten dürften in der Übergangszeit vom I. Jahnuar 2002 an entstehen, wenn der Euro und die bisherige nationale Währung bis zu sechs Monate parallel verwendet werden dürfen. Es sei zu prüfen, ob die vorgese­hene Umtauschzeit nicht wesentlich verkürzt werden solle. Nach Ansicht der Fachkreise würden dem Einzelhandel bei der Stichtagslösung für die Umstellung auf den Euro Kosten von fast 10 Milliarden DM entstehen. Wenn dagegen zwei Währungen in einer Übergangsphase parallel gehandhabt werden müßten, dürf­ten sich diese Kosten vervielfachen.

EU drängt Tokio zur Marktöffnung

Wenige Tage vor der geplanten Veröffentlichung des japanischen Dreijah­resprogramms zur Marktöffhung hat die Europäische Kommission ihre Besorg­nis geäußert. Die Kommission forderte die japanische Regierung auf, über bisher bekannt gewordene Pläne hinauszugehen und ein umfassendes Programm zur Deregulierung vorzulegen.

Die EU nannte als vorrangige Ziele der Gemeinschaft eine Lockerung der Vorschriften für die Niederlassung von Unternehmen in Japan, für den Vertrieb und die Zulassung von Unternehmen, Erleichterungen für den Handel m it Agrar-und Industrieprodukten sowie für ausländische Luft Verkehrs unternehmen.

Seit der Vorlage einer ersten Liste mit Vorschlägen zur Marlaöfrhung durch die Behörden in Tokio im Sommer vergangenen Jahres hat die Kommission mehr­fach Anregungen zu einer weiter reichenden Deregulierung gegeben. Im Novem­ber 1996 reichte sie in Tokio eine Liste mit 202 Einzel Vorschlägen ein, die bisher nur zu einem Teil von der japanischen Regierung berücksichtigt worden ist. Zufrie­den zeigte sich die Kommission insbesondere mit den sich abzeichnenden Fort­schritten beim Handel mit Versicherungen und anderen Finanzdienstleistungen, Automobilen und Ersatzteilen, Telekommunikationsgeräten und -dienstleistungen sowie bei den Normen für elektrische Ausrüstungen.

Es wurde auf die Anstrengungen zur Deregulierung verwiesen, welche die EU mit der Vollendung des schrankenlosen europäischen Binnenmarkts unternommen habe. Deregulierung könne keine Einbahnstraße sein; deshalb müsse Japan jetzt auch seine Märkte entsprechend für ausländische Produkte öffnen. Die Liberalisie­rung liege nicht zuletzt auch im ureigenen Interesse Japans.

Die von Tokio jetzt in Aussicht genommene Öffnung der Automobilmärkte geht der Gemeinschaft noch nicht weit genug. Ziel sei es, die Vielfalt der Zulas­sungsverfähren bei Autos und Ersatzteilen zu verringern. Auch die Einfuhrbedin­gungen für frisches Obst und Gemüse müßten erleichtert werden. Die Kommissi­on setzte sich außerdem nachdrücklich für den Pferderennsport ein. Es sei nicht hinzunehmen, daß im Jahr 1999 erst bei 12 von insgesamt 27000 Rennen auslän­dische Pferde teilnehmen dürften.

№ 22


Дата добавления: 2015-07-08; просмотров: 190 | Нарушение авторских прав


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