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T,-~ Ri T,- — R2 T, — R3.

Tonio sprach nicht. Er empfand Schmerz. Indem er seine etwas schräg-stehenden Brauen zusammenzog und die Lippen zum Pfeifen gerundet hielt, blickte er seitwärts geneigten Kopfes ins Weite. (Th.Mann)

Schließlich können bei Themen der einzelnen Sätze im Mikrotext von einem genannten oder bloß gemeinten Oberbegriff, der sie vereinigt, abge­leitet werden. Auf diese Weise entsteht eine thematische Progression mit abgeleiteten Themen:

[T]



T3------ R3

 


Silberne Wässer brausten, süße Waldvögel zwitscherten, die Eerdenglöck-chen läuteten, die mannigfaltig grünen Bäume wurden von der Sonne goldig angestrahlt... (Heine)

Der Oberbegriff, von dem alle Themen in diesem Mikrotext abgeleitet sind, ist „ein sonniger Sommertag".

Es ist zu berücksichtigen, dass die Weitergeltung des im Text Vorerwähn­ten nicht immer eine explizite Form hat. Daher wird zwischen syntaktischer Anapher und semantischer Anapher unterschieden (D r e s s 1 e r).

Bei der semantischen Anapher besteht eine semantische Beziehung zwi­schen den Nachbarsätzen im Text, ohne dass eine explizite Anapher vor­liegt. Isenberg nennt folgende Typen spezieller semantischer Beziehungen zwischen den Nachbarsätzen, die eine semantische Anapher herstellen, wäh­rend eine syntaktische Anapher fehlt. Das sind nach Isenberg:

a) Kausalanknüpfung

Die Lampe brennt nicht. Die Sicherung ist durchgebrannt;

b) Spezifizierung

Gestern ist ein Unglück geschehen, Peter hat sich den Arm gebrochen;


с) Diagnostische Interpretation („man erkennt das daran, dass...") Es hat Frost gegeben. Die Heizungsröhren sind gesprungen.

Die strukturelle Ganzheit des Mikrotextes ist aufs Engste mit seiner in­haltlichen und kommunikativen Ganzheit verbunden.

Das wichtigste lexikalische Merkmal der strukturellen Ganzheit eines Mikrotextes, das eng mit deren thematischer Ganzheit verbunden ist, ist die lexikalische Isotopie des Textes, d. h. die Wiederholung gleicher Wörter, die Verwendung von Synonymen sowie von Wörtern, die zu einer Bedeu­tungssphäre gehören (ein gemeinsames Sem haben). Vgl. das Vorkommen der Wörter Kopf, Brauen, Lippen sowie der Verbalformen (die Brauen) zu­sammenziehen, (die Lippen zum Pfeifen) runden, seitwärts blicken bei der Beschreibung der Miene des verstimmten Tonio.

Zu den grammatischen Merkmalen der Ganzheit eines Mikrotextes ge­hören:

1. Die einheitliche temporale Gestaltung des Mikrotextes. Vgl. die Tex­
te Tonio sprach nicht..; Dank der unermüdlichen Arbeit...; s. S. 329;

2. Der Gebrauch des bestimmten Artikels als ein Mittel der Anapher
(Rückverweisung) auf die Vorerwähnung eines Gegenstandes (einer Person)
im Text Vgl. den Text Im Kanal lag ein Boot...;

3. Der anaphorische (rückverweisende) Gebrauch der Pronomen. Vgl.
den gleichen Text,

4. Der kataphorische (vorwärtsweisende) Gebrauch zwei- und mehrtei­
liger Konjunktionen, z. B. bald... bald, teils... teils, erstens.... zweitens,..,
drittens...,
des Adjektivs/c^e/idu. Ä.:

Damit ein Werkstuck umgeformt werden kann, muss der Werkstoff bild­sam (plastisch) sein. Je bildsamer ein Stoff ist, desto leichter und genauer lassen sich aus Rohteilen Fertigteile walzen, pressen, biegen und ziehen. (Einführung in die sozialistische Produktion)

5. Umstandsbestimmungen, die einen temporalen, lokalen, kausalen Zu­
sammenhang zwischen den Sachverhalten angeben, sowie Konjunktionen
und Pronominaladverbien:

Damals war des Knaben Herz ebenso vergnügt wie die flatternden Tier­chen. Jetzt aber war sein Herz älter geworden, die kleinen Sonnenstrahlen waren darin erloschen, alle Blumen waren darin abgestorben, im armen Herzen war nichts als Mut und Gram. (Heine)

6. Die Ellipse im dialogischen Text:

Du schläfst hier wohl, was? fragte der Mann und sah von oben auf das Haargestrüpp herunter. Jürgen blinzelte zwischen den Beinen des Mannes hindurch in die Sonne und sagte: Nein, ich schlafe nicht. Ich muss hier aufpassen. Der Mann nickte: So, dafür hast du wohl den gro­ßen Stock da? Ja, antwortete Jürgen mutig und hielt den Stock fest (Bor-chert)


7. Der syntaktische Parallelismus:

Wie ich mich unter dem Gespräche in den schwarzen Augen weidete! Wie die lebendigen Lippen und die frischen munteren Wangen meine gan­ze Seele anzogen! Wie ich, in den herrlichen Sinn ihrer Rede ganz ver­sunken, oft gar die Worte nicht hörte, mit denen sie sich ausdrückte! (Goethe)

Aus den dargestellten Beispielen lassen sich folgende Gemeinsamkeiten erkennen:

Der Mikrotext besitzt äußere Grenzen (Anfang und Ende) und Innen­struktur. Der Bestimmung der Grenzen und der Innenstruktur des Mikiotex-tes sind zwei Problemkreise der Textgrammatik gewidmet. Es sind die Pro­bleme der Delimitation des Mikrotextes (Abgrenzung des Mikrotextes und Segmentierung des Gesamttextes in transphrastische syntaktische Einhei­ten) und die Probleme der Konstitution (der inneren Verfassung) des Mi­krotextes.

Größere Schwierigkeiten bietet das Problem der Textdelimitation. Es ist jedoch von erstrangiger Bedeutung, da die Delimitation sprachlicher Ein­heiten natürliche Vorbedingung ihrer weiteren Erforschung ist.

Bei der Prägung des Mikrotextes als syntaktische Einheit mit kommuni­kativer Funktion eine wichtige Rolle der Stimmführung gehört.

Obwohl die Erforschung der Stimmführung als Prägemittel des Mikro­textes heute noch in den Anfängen liegt, wird in der einschlägigen Litera­tur auf folgende intonatorische Charakteristiken des Mikrotextes hinge­wiesen:

1) Der Anfangssatz des Mikrotextes wird in einem höheren Register ge­
sprochen (s.: [140,78]).

2) Die Pause am Schluss des Textes übertrifft die Pause am Satzende an
Länge. Peschkowski [194]; Sserkowa [249]; letztere kennzeich­
net die Pause am Textschluss als „länger als 2 Moren", (Mora: kleinste Zeit­
einheit im Vers. Die Pause nach Satzschluss = 2 Moren.)

3) Im Textmnern wechselt die Stärke der Betonung bei der Ersterwäh­
nung eines Gegenstandes und bei seiner wiederholten Nennung (H a r w e g
[107]; sein Beispiel: Es war einmal ein älter Konig, Dieser König hatte eine
wunderschöne Töchter).

Von den oben genannten intonatorischen Charakteristiken des Mikrotex­tes sind für das Delimitationsproblem die Beobachtungen an der intonatori­schen Hervorhebung des Anfangssatzes von besonderer Bedeutung.

Ein weiterer Charakterzug des Textanfangs ist der Wechsel des Mikro-themas gegenüber dem vorangehenden Text (vgl. den Wechsel der Mikro-themen in den Beispieltexten aus der Novelle „Tonio Kröger", S. 328).

Die intonatorische Hervorhebung und der Wechsel des Mikrothemas sind nicht nur das Signal dafür, dass ein neuer Mikrotext im Rahmen des Gesamttextes oder seines Abschnittes beginnt, sondern auch Schlusssi­gnal für den vorausgehenden Mikrotext. Der Gedanke, dass das Ende des Mikrotextes am sichersten an den Anzeichen eines neuen Textanfangs


erkannt werden kann, wird von verschiedenen Textforschern ausgespro­chen. So sagt zum Beispiel Harweg: „Das Ende eines spezifischen Textes wird indirekt, durch die Markierung der Anfänge der anderen bzw. aller anderen spezifischen Texte gekennzeichnet [106]. Heidolph hat eben­falls den Anfangssatz des nachgehenden Textes für die Abschlussgrenze des vorangehenden Textes. Seine Formel für die Delimitation eines Tex­tes ist:

So# (S#-#S) So, wo So— Anfangssatz ist.

Der Text beginnt mit einem So und endet bei dem folgenden So [109].

Zur Bestimmung des Satzanfangs So markiert der Verfasser die Satzglie­der, die im Text noch nicht erwähnt worden sind, mit [— m] (vgl. engl. mentioned „vorerwähnt"). Die vorerwähnten Satzglieder (natürlich nicht im Anfangssatz, sondern nur in den Folgesätzen des Textes) markiert er mit [+m]. bn Anfangssatz eines Textes haben nach Heidolph alle Satzglieder das Kennzeichen [—m].

Pfütze und Schulze weisen außerdem darauf hin, dass der Anfangssatz eines neuen Textes und somit der Übergang von einem Text zum folgenden häufig durch Wörter oder Wortgrappen gekennzeichnet sind, die den Wech­sel von Geschehnisabläufen ankündigen, z. B. plötzlich, jäh, mit einem Ruck, Da geschah... u. Ä. [196]. In unserem Beispieltext vgl. das texteröffnende Plätzlich... am Anfang des zweiten Textes (S. 328).

Unter Konstitution des Textes versteht man die Mittel der Satzverflech­tung oder der Kohärenz, d. h. vor allem die expliziten sprachlichen Zeichen der Koreferenz der Sätze im Rahmen des Textes, d, h. ihres Bezuges auf denselben Gegenstand, dasselbe Geschehen, denselben Sachverhalt (den­selben Referenzträger).

Der Kernbegriff für das Problem der Konstitution des Textes ist der Be­griff Pro-Formen [253]. Unter Pro-Formen versteht man sprachliche Wie­deraufnahmen bereits im Text erwähnter Referenzträger. Das sind Prono­men und Pronominaladverbien (er, sie, das, dies; hier, dort, dorthin, hierher, da, damals).

Bei der Verwendung von Pro-Formen handelt es sich um die rückver­weisende Anapher (Wiederholung des bereits Erwähnten). Signal einer Ka-tapher (Vbrwärtsweisung) ist der unbestimmte Artikel ein. Der bestimmte Artikel der ist Signal einer Anapher, des Rückverweises auf die Wieder­aufnahme desselben Referenzträgers; (s. dazu: [274]) sowie Wortstellung und andere Ausdrucksmittel der kommunikativen Satzperspektive. Mit Hil­fe anderer Termini wird die Verwendung von Pro-Formen zur Wiederauf­nahme eines vorerwähnten Referenzträgers von Harweg in seinem Buch „Pronomina und Textkonstitution" dargelegt [106], Er bezeichnet die Wie­deraufnahme des Referenzträgers im Rahmen eines Textes und die Ver­wendung verschiedener Bezeichnungen für ihn als Substitution und nennt den Referenzträger beim ersten Vorkommen Substituendum, alle Pro-For­men, die ihn bei der Fortführung des Textes vertreten aber Substituens (ebenda).


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Begriffsbestimmung| Die grammatischen Charakteristiken eines Gesamttextes

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