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Wardwick in Hurog 7 страница

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Also überlegte ich, wie ich Jadeauge dazu bringen konnte zu glauben, er hätte mich gebrochen.

In den letzten Jahren war es Oreg gelungen, mir ein wenig über die Magie beizubringen, die immer noch zu mir zurückkehrte, wie Tröpfchen aus einem Eimer. Ich entzündete ein trübes magisches Licht, gerade genug, damit ich klar sehen konnte, und schaute mir meinen Körper an. Es tat weh, wenn ich mich bewegte. Es war schlimmer als an den Tagen, wenn Stala mir eine Lektion beibringen wollte und mich beim Übungskampf in Grund und Boden schlug. Aber ich hatte nirgendwo eine Prellung, als hätte Jakoven befohlen, mich ungezeichnet zu lassen.

Wenn Jadeauge also auf die gleiche Weise weitermachte, wie er begonnen hatte, brauchte ich mir nur wegen der Schmerzen Sorgen zu machen. Das war in Ordnung; Schmerzen und ich waren alte Freunde - dafür hatte mein Vater gesorgt. Ich konnte alles einstecken, was Jadeauge und die anderen Magier taten, solange ich wusste, dass ich keinen wirklichen Schaden nehmen würde.

Es war allerdings möglich, dass sie auch andere Wege fanden, um mich zu brechen. Dagegen würde am besten helfen, wenn ich sie glauben ließe, dass ihre Methoden funktionierten. Ein kleiner arroganter Teil von mir wollte widersprechen, aber Stala hatte mich gut geschult. Jeder konnte gebrochen werden. Mir blieb nur, sie zu überzeugen, dass es bereits geschehen war, bevor es wirklich passierte.

Der Krug mit dem mit Drogen versehenen Wasser stand aufrecht auf dem Boden - ich konnte den Arm ausstrecken und ihn umwerfen, aber dann würde ich so tun müssen, als hätten die Drogen mich überwältigt. Das war machbar, aber ich wusste nicht, ob es auch möglich war, wenn ich solche Schmerzen hatte und selbst die Erinnerung daran schon bewirkte, dass mir der Schweiß ausbrach. Und wer wusste denn, ob sie mir jedes Mal die gleichen Kräuter geben würden? Was passierte, wenn sie sie wechselten?

Die ersten neunzehn Jahre meines Lebens waren ein Wettbewerb zwischen meinem Vater und mir gewesen. Ich hatte gewonnen, weil ich Beherrschung von einer Meisterin gelernt hatte. Beherrschung, sagte Stala, war das, was einen am Leben erhielt. Wenn man seine Gefühle und seinen Körper beherrschte, hatte man erheblich größere Aussichten, lebend aus einer Schlacht hervorzugehen, als jene, die das nicht konnten. Beherrschung war für mich zu so etwas wie einer Religion geworden - ein Mittel, um zu überleben, und ein Weg, um mich von meinem Vater abzusetzen.

Ich starrte den Steingutkrug an.

Um zu überleben, würde ich diese Beherrschung aufgeben und mich auf meine Instinkte verlassen müssen. Mich darauf verlassen, dass ich selbst unter Drogen gegen die Schmerzen ankämpfen konnte.

Ich hörte Gemurmel vor der Tür.»... diesmal vier Männer. Jerron wird seine Hand einen ganzen Monat lang nicht gebrauchen können.«

Wachen.

Ich griff nach dem Krug in meiner Hand, erinnerte mich an den säuerlichen Geschmack der Angst und wusste, dass ich zwei Zauberern vortäuschen musste, dass sie mich vollkommen gebrochen hatten. Oder ich würde verlieren.

Dieses Wasser zu trinken gehörte zu den schwierigsten Dingen, die ich je getan hatte. Nur Verlieren wäre noch schlimmer gewesen.

Sich windende Ungeheuer krochen in meine Zelle. Einem wuchsen gelbe Schlangen mit schwarzen Augen aus dem Kopf. Sie starrten mich mit toten Augen an, die über meine Anstrengung lachten, mich aus den unzähligen Händen loszureißen, die mich packten.

Die Ungeheuer brachten mich zu dem grünäugigen Magier. Er tat Dinge mit meinen Kopf und meinem Körper, Dinge, die mich schaudern ließen, die bewirkten, dass mir übel wurde, und die nicht einen einzigen blauen Fleck hinterließen.

Er benutzte Magie, um mir wehzutun, aber es waren nur Schmerzen. Ich kannte ihr Wesen und ihren Namen; was das anging, konnte er mir nichts Neues beibringen. Wenn der Zauberer Qualen in flüssigen Wellen über meinen Körper hereinbrechen ließ, akzeptierte ich sie und verband mich mit ihnen. Mein Körper schrie und kämpfte, aber mein Geist ritt den feurigen Dämon und blieb ungerührt. Ich hatte meine Grenzen. Ich wusste, dass die Schmerzen mich irgendwann verschlingen würden, aber im Augenblick war ich in Sicherheit.

Der Zauberer sah nicht. Er beobachtete die Niederlage meines Körpers, ohne die Geduld zu erkennen, die darunter wartete.

Nach ein paar Tagen hatten die Dämonen, die mich aus der Zelle zum Raum des Zauberers und wieder zurück brachten, keine Angst mehr vor mir. Wenn ich weinte, schien sie das traurig zu machen.

»Das war ein Kämpfer, wie man sie selten sieht«, sagte einer.»Ich ließe mir von einem wie ihm jederzeit den Rücken freihalten.«

»Du willst, dass dir ein Verrückter Deckung gibt?«, blökte ein kleines Schaf...

»Junge«, verbesserte meine kleine Stimme.»Nur ein Junge, kein Schaf.«Wie immer hatten die Schmerzen bewirkt, dass die Stimme näher kam -wenn ich wollte, konnte ich sogar klar sehen, wie es die Stimme tat. Später würden die Überbleibsel dessen, was Jadeauge mir antat, es schwierig machen, mein lautloses, verborgenes Ich zu hören. Ich blinzelte vorsichtig und sah einen Jungen, der noch jünger als Tosten war.

Das Ungeheuer unter meiner linken Schulter grunzte.»Wenn du glaubst, dass das hier Verrückte sind, dann hast du nicht aufgepasst, Junge.«

Frisches Wasser wartete, und nachdem die Ungeheuer gegangen waren, hob ich den Krug mit zitternden Händen.

»Trink«, drängte meine kleine Stimme und wurde dabei bereits schwächer. Ich drückte den Steingutrand gegen meine Lippen und trank, bis der Krug leer war.

TISALA

 

Meine Tante sagt, wenn gemeinsame Ziele eine Freundschaft verbessern, dann tun das gemeinsame Feinde noch mehr. Tisala saß im Privatzimmer der Taverne und behielt die Tür im Auge. Sie hatte vor über einer Stunde eine Botschaft geschickt, aber sie wusste nicht, wann Rosem sie erhalten würde. Sie nippte an ihrem Getränk und lehnte dann den Kopf gegen die Wand. Die Kapuze ihres Umhangs schützte ihre Augen vor dem Kerzenlicht, und sie döste ein.

»Ich dachte, Ihr wäret tot«, weckte sie der Klang einer leisen Stimme auf.»Lasst mich Euer Gesicht sehen.«

Tisala blinzelte den Mann an, der neben dem Tisch stand. Er war kleiner als sie, hatte aber breite Schultern. Ein struppiger, leuchtend roter Bart verbarg seine Züge bis auf eine breite Nase, die mehr als nur einmal gebrochen worden war.

Sie zog die Kapuze zurück.»Hallo, Rosem.«

»Ihr Götter, Mädchen«, sagte er und setzte sich ihr gegenüber.»Als das Haus, in dem Ihr gewohnt habt, niedergebrannt ist, habe ich eine ganze Woche darauf gewartet, dass Ihr wieder auftauchtet. Dann habe ich Eurem Vater geschrieben.«

»Das Haus ist abgebrannt?«, fragte sie.»Konnten alle entkommen?«

Er kniff die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. Tisala schluckte und rieb sich das Gesicht, als könnte das die Gesichter der Menschen vertreiben, mit denen sie in den letzten Jahren zusammengewohnt hatte. Jakoven hatte das Haus offenbar niederbrennen lassen, um ihr Verschwinden zu verheimlichen.

Rosem streckte den Arm aus, griff nach ihrer Hand und zog sie ins trübe Licht der Talgkerze.

»Wer hat Euch geholt?«, fragte er.

Sie zog die Hand zurück.»Jakoven.«Dann erklärte sie, wie sie entkommen war und wohin.»Ihr seht also, dass ich dem Hurogmeten etwas schulde. Könnt Ihr mich ins Asyl bringen?«

Das Asyl war ein stattliches Gebäude, etwa eine Meile von Jakovens Schloss entfernt. Der mit Pyrit gesprenkelte Marmor ließ es eher wie einen Tempel aussehen als wie einen Pferch für die Peinlichkeiten der Gesellschaft. Es gab sogar einen Teich in dem kleinen, aber hervorragend gepflegten Rasen, der gerade so eben groß genug war für zwei Schwäne.

Tisala bekam eine Gänsehaut, als sie neben Rosem hineinschlurfte. Sie hatten eine gesunde Bestechungssumme an die Frau zahlen müssen, deren Platz sie einnahm, um sie hereinzubringen. Niemand würde die Veränderung bemerken, denn die Reinigungskräfte waren so gut wie austauschbar. Die Wollgewänder, die sie trugen, sollten sie unauffällig machen, während sie ihre Arbeit verrichteten. Sie sprachen nur miteinander, niemals mit den Insassen oder den Wachen. Dieses System diente dazu, dass die Reinigungskräfte nicht erfuhren, was im Asyl vorging, aber es bedeutete auch, dass die Wachen nicht viel über die Reinigungskräfte wussten.

Sie durchquerten leise die marmorne Einganghalle, wobei sie sich weit links nahe den samtenen Wandbehängen hielten. Wenn es einen anderen Eingang ins Asyl gegeben hätte, hätte man sie sicherlich diesen nehmen lassen, aber es gab nur einen Weg ins Gebäude und wieder hinaus.

Hinter der Eingangshalle kamen sie an den Modellzellen vorbei. Sechs große Räume, drei auf der einen Seite, drei auf der anderen, wurden hier zur Schau gestellt. Jede Zelle hatte einen Teppich, einen gepolsterten Sessel und ein Bett mit Brokatdecke. Die Möbel waren so ausgewählt, dass die Insassen sich damit nicht wehtun konnten, aber sie zeigten dennoch eine gewisse Opulenz. In vier Zellen befanden sich Schauspieler, die dafür bezahlt wurden, sich verrückt zu stellen, wenn auch nur geringfügig -nichts, das eine Familie verstören würde, die vorbeikam, um zu sehen, ob das Asyl ein sicherer Aufenthaltsort für den alten Onkel oder die Mutter war, die so schwierig geworden war. Zwei ließ man leer, für den Fall, dass eine Familie einen Patienten besuchen wollte. Diese Patienten wurden gewaschen und mit Drogen oder Magie behandelt, damit sie halbwegs glücklich wirkten, und etwa eine Stunde vor Eintreffen der Besucher in eine der Zellen gesetzt. Unange-kündigte Besuche waren nicht gestattet.

Tisala fragte sich, wie viele Leute, die ihre Probleme hier im Asyl einsperrten, wirklich glaubten, was man ihnen vorführte. Wie viele von ihnen würden entsetzt sein, wenn Alizon das Asyl schloss, weil sie wussten, dass ihnen niemand die Schuld geben konnte, solange sie sich unwissend stellten?

Leise ging Tisala zusammen mit ihrem Führer durch das Holztor ins eigentliche Asyl. Wie immer war das Erste, was sie traf, der Gestank: Kot, Urin und über allem der intensive Gewürzgeruch des Gebräus, mit dem die Reiniger die Zellen schrubbten.

Ohne ein Wort zu ihrem Mitverschwörer wandte sie sich nach links zu einem Schrank mit Eimern und Schrubbern und nahm sich jeweils einen davon. Dann stellte sie sich im Flur in die Reihe von Leuten, die schweigend darauf warteten, dass ihre Eimer gefüllt wurden.

Nicht, dass es im Flur still gewesen wäre. Schreie und Stöhnen drang hinter den vergitterten Türen hervor. Tisala wusste, dass sie sich irgendwann daran gewöhnen würde. Aber wie immer waren die ersten Minuten schwierig. Sie hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten, aber das hätte andere nur auf sie aufmerksam gemacht. Schließlich füllte sie ihren Eimer an dem Steinbehälter, der voll war mit etwas, das Jakovens Zauberer zusammengebraut hatten. Es hatte nichts Magisches an sich, hatte man ihr gesagt, sondern bestand überwiegend aus Kräutern und Alkohol.

Der zuständige Wärter gab ihr die erwarteten Zellennummern, wie es immer geschah. Sie wusste nicht, ob er ein Rebell war oder von Rosem bestochen, und sie fragte nicht danach.

Mit ihrem Eimer und dem Schrubber stapfte sie durch die nächste Tür und schlurfte weiter durch den Irrgarten von Fluren. Sie hatte sich einen Bauplan eingeprägt, bevor sie zum ersten Mal hierhergekommen war, und jetzt brauchte sie die Flure nicht einmal mehr zu zählen. Sie brauchte nicht stehen zu bleiben, als sie an den verriegelten Türen vorbeikam, die in den Magierflügel führten, wo Ward sein musste, obwohl sie das gern getan hätte. Das gehörte heute nicht zu ihren Aufgaben.

Schließlich blieb sie vor der festen Tür einer Zelle stehen, die genauso aussah wie die benachbarte, wenn man von der Nummer über der Tür einmal absah. Sie stellte den Eimer ab und nahm den Querriegel aus der Halterung. Mehrere Türen entfernt sah eine Wache zu. Solange sie nicht schrie oder der Patient nicht herausgerannt kam, würden die Wachen sich nicht einmischen.

Sie ließ ihren Schrubber neben dem Eimer stehen, nahm einen klapprigen hölzernen Heurechen von der Wand im Flur und betrat die Zelle. In dem kleinen Raum gab es nichts, womit ein Patient sich verletzten konnte, aber das war auch die einzige Ähnlichkeit mit den Vorführzellen am Eingang. Auf dem Boden lagen keine Teppiche, sondern Stroh. Eine harte Holzbank war an der Wand befestigt, gerade eben lang und breit genug, dass man darauf schlafen konnte, wenn man vorsichtig war. Und unter diesem Bett stand kein diskreter Nachttopf.

Tisala, deren Nase sich bereits an den Geruch des Asyls gewöhnt hatte, rechte das stinkende Stroh heraus. Sie fand das nicht schwieriger, als einen Stall auszumisten - obwohl sie wusste, dass der Mann, der mit dem Rücken zu ihr auf der Bank lag, nicht so dachte. Rosem sorgte dafür, dass jeder, der in diese Zelle kam, wusste, wie dieser Insasse über solche Dinge empfand, und sich entsprechend benahm.

Sie leistete gute Arbeit und häufte das schmutzige Stroh mitten im Flur auf, wo einer ihrer Kollegen es später einsammeln würde. Dann griff sie nach Schrubber und Eimer und schloss die Tür hinter sich, während sie den Boden wischte. Sie hörte das dumpfe Geräusch, als die Wache den Riegel wieder in die Halterung legte.

Der Mann regte sich nicht, also begann sie, den Boden zu schrubben und den Gestank menschlicher Ausscheidungen zu entfernen. Schließlich setzte der Gefangene sich, aber sie hörte nicht auf zu putzen, bis er etwas sagte.

»Tisala, ich war froh, als ich hörte, dass Ihr noch lebt.«

Sie stellte den Mopp ab und sank vor dem elenden, in Lumpen gekleideten, quälend dünnen Mann, der im Schneidersitz auf der Bank saß, auf die Knie.

»Euer Majestät.«Dieser Mann war die Wahrheit der Rebellion. Es war Jakovens jüngerer Bruder Kellen, den Alizon auf den Thron bringen wollte.

Obwohl er saß, wusste sie von früheren Besuchen, dass er einen halben Kopf kleiner war als sie, und in besseren Zeiten hätte er einen untersetzen Körperbau gehabt. Ihr Vater hätte gesagt:»Gebaut wie eine Mauer.«Sein Haar war dunkel und lockig und hatte eine Spur von Grau. Er war nicht einmal sechsundzwanzig. Er war fünfzehn gewesen, als sein erheblich älterer Bruder ihn ins Asyl sperren ließ.

Die offizielle Geschichte lautete, Kellen sei von einer geheimnisvollen Krankheit befallen. Obwohl er sich körperlich wieder erholt hatte, hatten die Schmerzen ihn um den Verstand gebracht. Jakoven ließ das Asyl für seinen Bruder errichten, einen äußerlich friedvollen Ort, an dem die Aristokratie ungefährdet ihre unerwünschten Angehörigen unterbringen konnte. In den letzten zehn Jahren hatte sich Kellen in dieser Zelle befunden - aber einige hatten ihn nicht vergessen.

Kellen hatte ihr einmal erzählt, einer von Jakovens Zauberern sei nach Menogue gegangen und habe eine Vision erhalten, wenn der König seinen Bruder töte, werde Jakoven selbst eines schauerlichen, schmerzhaften Todes sterben. Als der König seinen charismatischen jüngeren Bruder immer beunruhigender gefunden hatte, hatte er daher das Asyl geschaffen.

»Tisala«, sagte Kellen wieder.»Rosem sagte, mein Bruder habe Euch abholen lassen?«

Es war nicht wirklich eine Frage, aber sie erzählte dennoch ihre Geschichte, eingeschlossen aller Fragen des Folterknechts, an die sie sich erinnern konnte.

Sie erzählte, wieso sie zu Ward von Hurog geflohen war - nicht nur wegen der Gefahr für Beckram, sondern auch die persönlicheren Gründe. Als sie fertig war, schwieg er. Sie wartete geduldig.

»Es scheint Euch gut zu gehen.«Es war keine beiläufige Bemerkung; die Jahre im Asyl hatten ihn misstrauisch gemacht.

»Sire, der Hurogmeten hat einen Zauberer, der ein hervorragender Heiler ist. Er konnte zwar nicht allen Schaden beheben, aber seine Arbeit hat meine Gesundung zweifellos beschleunigt.«Sie zeigte ihm ihre Hände, an denen die Nägel zum Teil nachgewachsen waren, und drehte die linke Hand so, dass er das hässliche neue Narbengewebe sehen konnte.

Er bedachte sie mit einem seltenen Lächeln. An all den Tagen, an denen er sie hierher gerufen hatte, hatte sie ihn nur ein- oder zweimal lächeln sehen.»Es gibt also immer noch Magie in Hurog. Man hat mir gesagt, es sei so, aber ich bin froh, es auch von Euch zu hören. Wir brauchen alle Magie, die wir bekommen können.«

»Sire, Ward hat sich Eurer Sache nicht angeschworen.«Es tat weh, das zu sagen, aber es war ihre Pflicht, ihm nichts vorzumachen.

»Das weiß ich, Tisala, aber Jakoven wird das für uns erledigen - wenn sein Mord an Erdrick es nicht bereits bewirkt hat.«Er hielt inne.»Ich mochte Erdrick. Aber Ward...«Kellen schüttelte den Kopf, die Augen verloren sich im Schatten.»Wer hätte gedacht, dass seine Dummheit nur Theater war? Ich kannte ihn, bevor sein Vater ihn ruinierte - ich hätte nicht geglaubt, dass er zu einer solchen Täuschung fähig sei.«

»Wenn man überleben will, kann man sich die Methoden nicht immer aussuchen«, sagte sie.

Er nickte, und das Lächeln erstarb.»Ich hätte mich vielleicht erinnern sollen, dass Ward der Einzige war, der mich beim Schach schlagen konnte... und da wir gerade davon sprechen, wir müssen ein Spiel beenden.«

Tisala stand auf und setzte sich auf ein Ende der Bank. Kellen rutscht zurück, bis sein Rücken die Wand berührte.

Er hatte mit einem scharfkantigen Stein ein Schachbrett in die Bank geschnitzt, und nun holte er aus einem Beutel, den er an sich trug, schön gemeißelte Schachfiguren aus Jade und Jaspis. Er stellte sie rasch auf und erinnerte sie dabei an die Züge, die sie bei ihrem letzten Besuch hier vor Monaten gemacht hatten. Rosem hatte ihr erzählt, dass Kellen mit vielen seiner Besucher Schach spielte und sich an jedes Spiel so gut erinnerte wie an das mit ihr. Es beschäftigte ihn und half ihm, nicht den Verstand zu verlieren.

Sie hatten Zeit für drei Züge, bevor Kellen die Figuren wieder in den Beutel steckte.

»Ich spiele gern mit einer so guten Gegnerin, wie Ihr es seid«, sagte er nachdenklich.»Es gibt nicht viele, die so gut spielen.«

»Mein Vater hat es mir beigebracht«, erinnerte sie ihn.

»Rosem erwähnte gestern, dass Ihr hier nach Ward sucht«, sagte er.

»Ja, Sire.«

»Niemand, den ich kenne, hat herausfinden können, wo sie ihn hingebracht haben. Aber irgendetwas ist im Magierbereich im Gange. Jadeauge war jeden Tag hier, und der Erzmagier ebenfalls.«

»Ich nehme an, dass er sich dort aufhält. Sein Zauberer hat ihn nicht finden können.«

»»Ward ist zur Magie geboren«, sagte Kellen.»Ich erinnere mich, dass er auf magische Weise Gegenstände wiederfinden konnte, die man verloren hatte.«Einen Augenblick starrte er das leere Schachbrett an.»Ich werde sehen, ob wir Euch in den nächsten Tagen in den neuen Bereich bringen können. Was habt Ihr vor, wenn Ihr ihn findet?«

»Sein Zauberer glaubt, er kann Ward herausholen, wenn ich ihn gefunden habe.«

»Er wird Hurog verlieren«, sagte Kellen leise.»Wenn Ihr nicht sehr vorsichtig seid, werden Lord Duraugh und Beckram wegen dieser Sache sterben. Ich kann es mir nicht leisten, Hurog zu verlieren - ich hatte auf ihre Unterstützung gerechnet.«

»Wenn Ihr wollt, Sire, werde ich ihnen sagen, dass ich nicht herausfinden konnte, wo er ist.«Aber schon als sie es aussprach, wusste sie, dass sie log - und sie hatte Kellen nie zuvor angelogen.»Wenn Jakoven Ward hat, wird Duraugh sich jedem anschließen, der sich dem König widersetzt.«

Kellen dachte einen Augenblick nach, aber dann schüttelte er den Kopf.»Ihr könnt einen Adler nicht lange einsperren, ohne ihm zu schaden. Holt Ward heraus. Ich werde darüber nachdenken, wie ich das nutzen kann; es wird mir etwas zu tun geben. Und nun geht und seht, was Ihr tun könnt. Ich werde Rosem an weisen, Euch jede erdenkliche Hilfe zu geben.«Er nickte zum Zeichen, dass sie entlassen war, und sie verbeugte sich und wischte den Boden fertig auf, während er sich wieder auf die Bank legte und ihr den Rücken zuwandte.

Sie hatte schon an die Tür geklopft, um der Wache mitzuteilen, dass sie fertig war, als sie ihn leise sagen hörte:»Ich mochte Ward.«

»Ich mag ihn auch«, flüsterte sie zurück. Dann nahm der Wächter den Riegel weg und öffnete die Tür.

»Das hat lange genug gedauert«, sagte er barsch.

Es war verboten, miteinander zu reden, also senkte sie nur den Kopf und nickte. Sie musste fünfmal in die Strohkammer gehen, um eine dichte Schicht in Kellens Zelle zu legen. Sie beendete ihre Arbeit, dann schloss sie ohne einen Blick zu dem stillen Mann auf der Bank die Tür und verriegelte sie hinter sich.

Nach dem Asyl ging Tisala zunächst in ein öffentliches Badehaus, um sich den Gestank abzuwaschen, bevor sie sich mit Oreg traf. Es war gerade erst vollkommen dunkel geworden, als sie zu der Schänke kam, die sie vereinbart hatten - etwa der Zeitpunkt, den sie angegeben hatte, aber wenn man nach den leeren Bechern ging, die vor ihm standen, war Oreg schon einige Zeit dort.

Er warf einen Blick auf ihr Gesicht und wandte sich dann ab, um einen weiteren Becher zu leeren.

»Ich werde morgen wieder hingehen«, murmelte sie.»Dann kann ich in den Magierbereich kommen. Ich werde ihn finden.«

»Es ist schlimm«, sagte er beinahe zu sich selbst.»Er hat Schmerzen.«

Tisala spürte, wie sie bleich wurde. Sie wusste von einigen Dingen, die im Asyl vor sich gingen - aber für gewöhnlich wählten sie ihre Opfer sorgfältig unter denen, deren Verwandte sich nicht daran stören würden. Sie hatte angenommen, dass Ward, da Lord Duraugh und Beckram zur Audienz erwartet wurden, einigermaßen sicher wäre, selbst wenn Jadeauge sich seiner annahm.

»Wir werden ihn herausholen, Oreg. Das verspreche ich.«

Er sah sie an, und seine Augen waren viel, viel älter als sein Gesicht.»Du bist nicht in der Position, etwas zu versprechen. Und ich bin zu alt, um an Versprechen zu glauben. Wir werden unser Bestes tun, und nur die Götter wissen, ob unser Bestes genügt. Jetzt komm mit, Lord Duraugh erwartet uns.«

»Uns?«

Er nickte.»Der König wird uns warten lassen, während seine >Heiler< Ward näher untersuchen. Also hat Lord Duraugh beschlossen, ein Haus zu mieten und nicht in den ihm zugewiesenen Räumen in der Residenz zu bleiben, da man im Schloss deutlich machte, nicht genug Platz für all seine Männer zu haben. Es ist uns gelungen, die Wachen und Spione des Königs loszuwerden. Wenn wir beim Betreten und Verlassen des Hauses vorsichtig sind, solltest du dort bleiben können. Lord Duraugh will sicher alles selbst hören.«

Sie war bei Rosem untergekommen, aber wenn sie zu Duraugh ginge, würde das die Gefahr für Rosem sehr verringern. Sollte jemand ihn sich zu genau ansehen, würde ihm vielleicht auffallen, dass der bescheidene Mann, der in den letzten zehn Jahren im Asyl gearbeitet hatte, einmal Prinz Kellens Kammerdiener und Leibwächter gewesen war.

»Gib mir die Adresse von Duraughs Haus, und ich werde es finden«, sagte sie.»Ich muss noch den Leuten, bei denen ich untergekommen bin, sagen, dass ich eine andere Bleibe gefunden habe.«

»Soll ich mitkommen?«, fragte er.

Sie schüttelte den Kopf.»Ich gehe lieber allein. Die Leute, zu denen ich gehe, mögen keine Fremden.«

Er ratterte eine Adresse in einem vornehmen Wohnviertel nahe der Residenz herunter.»In der Nähe gibt es einen Park mit einem Eichbaum, auf den die Kinder klettern. Wir treffen uns dort, und ich sorge dafür, dass du unentdeckt ins Haus kommst.«

»Es könnte eine Weile dauern«, warnte sie.

»Das ist egal. Komm, wenn du soweit bist.«Er bezahlte ihre Zeche mit ein paar Münzen, dann ging er.

Rosems Haus war weit von der Schänke entfernt, aber als sie es erreichte, ging sie zunächst daran vorbei. Sie hatte noch etwas anderes zu erledigen.

Die Häuser an den Straßen wurden kleiner und ungepflegter. Läden waren jetzt überwiegend einzelne Räume ohne eine Lizenz oder ein Schild. Hier verkaufte eine alte Frau angefaultes Obst, das sie billig von einem regulären Händler erworben hatte, und auf der anderen Straßenseite machte eine jüngere Frau mit nackten Brüsten und klimpernden Wimpern Reklame für ihr Gewerbe.

Tisala zog die Kapuze hoch, als wäre ihr kalt, und bog in eine Gasse ein, um ihren ehemaligen Wohnort zu finden. Es war ein kleines Gebäude hinter einem schmalen zweistöckigen Haus gewesen, das an der Straße stand. Man konnte nur durch die Gasse hingelangen, und selbst dann war es nicht leicht hinter dem hohen alten Steinwall zu finden, der einmal Teil einer Stadtmauer gewesen war.

Nun trat sie hinter diese Mauer und starrte die verkohlten Balken an, denn mehr war von ihrem Heim und den Menschen, die dort gelebt hatten, nicht übrig geblieben. Sie würde Haverness eine Botschaft schicken, dass sie noch lebte, aber er würde sie noch wochenlang nicht erhalten.

Tod hing über den verkohlten Trümmern.

Sie hatte hier mit neun anderen Personen - überwiegend Schauspielern oder Huren - zusammengewohnt. Sie hatten gemeinsam gekocht und sauber gemacht, hatten die kleinen Alltagsarbeiten geteilt. Tisalas Nase brannte, und sie rieb sie wütend. Sie würde nicht um sie weinen. Der Tod dieser Menschen würde keine Kleinigkeit sein, an die man sich kaum erinnerte, sondern ein weiterer Riss im Sockel von Jakovens Thron. Aber ihre Entschlossenheit tröstete sie kaum.

Frierend und deprimiert kehrte Tisala zu Rosems Heim zurück, einer Tiefparterrewohnung unter einem Krämerladen. Sie öffnete die Tür, ohne zu klopfen, und sah, dass er vor der winzigen Feuerstellte stand und in einem Topf rührte, der über dem Feuer hing.

»Habt Ihr den Mann gefunden?«, fragte er, ohne aufzublicken.

»Nein, aber er sagte, er würde mich morgen in den Magierbereich bringen.«Außerhalb des Asyls sprachen sie Kellens Namen nicht aus.

Rosem nickte.»Er freut sich über Eure Besuche.«Er hörte auf zu rühren und legte den Löffel beiseite.»Glaubt Ihr wirklich, dass dieser Magier den Hurogmeten herausholen kann?«

»Er scheint das zu denken«, sagte sie.

»Würde er vielleicht auch einen anderen herausholen?«

Ihr Herz begann schneller zu schlagen, aber sie sagte nur:»Ist dies denn der richtige Zeitpunkt? Ich dachte, wir müssten warten, bis wir mehr Unterstützung haben, damit nicht das ganze Gebäude in sich zusammenbricht.«Wie Kellens Name wurde auch die Rebellion nur angedeutet. Es gab Zauber, die auf bestimmte Schlüsselworte - wie >Alizon< oder >Kel-len< - reagierten, falls ein Zauberer solche Anstrengung auf einen armen Mann verwenden wollte, der zur Putzkolonne des Asyls gehörte.

»Es hieß, wir würden Bescheid erhalten, wenn der Tag gekommen ist«, sagte sie. Alizon hatte geschworen, er werde Rosem Bescheid sagen, sobald es Hoffnung auf einen Erfolg bei der Rebellion gab.

»Ich glaube nicht, dass er dort drinnen noch viel länger überleben wird«, erklärte Rosem ernst.

In all den Jahren, in denen sie Kellens Kammerdiener gekannt hatte, hatte sie ihn niemals nervös gesehen, aber nun zitterten die Hände mit den stumpfen Nägeln, mit denen er nach einem Handtuch griff und den Topf vom Feuer nahm.»Vor einiger Zeit konnte ich ihn noch dazu bringen, mit mir zu ringen, aber jetzt will er das nicht mehr. Ich denke, er glaubt nicht mehr, dass er je herauskommt. Ich denke, er spielt nur noch mit, weil er mir nicht wehtun will. Er ist noch dünner geworden, ist Euch das aufgefallen?«

Sie nickte.»Wards Mann würde es tun, denke ich. Aber er wird wissen müssen, worum es geht. Ich will nicht, dass er nichts von der Größenordnung dessen weiß, worauf er sich einlässt.«


Дата добавления: 2015-11-14; просмотров: 69 | Нарушение авторских прав


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