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Wardwick in Hurog 8 страница

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»Ich möchte mit diesem Zauberer sprechen«, sagte Rosem.

»Wenn ich morgen aus dem Asyl komme«, stimmte Tisala zu,»werde ich mit ihm sprechen.«

»Bittet ihn einfach, sich mit mir zu treffen. Sagt nichts weiter. Ich will ihn mir ansehen, bevor ich ihm vertraue.«

Tisala ging stirnrunzelnd zu dem Treffpunkt nahe Duraughs Haus. Oreg in diese Sache hineinzuziehen beunruhigte sie, und sie dachte nach, bis sie den Grund gefunden hatte.

Oreg stichelte gern. Sie hatte beobachtet, wie er es besonders mit Tosten tat, und Tosten schluckte den Köder beinahe jedes Mal. Ward amüsierte sich überwiegend darüber. Aber wenn Oreg das mit Rosem versuchen sollte, würde Kellens Leibdiener, so angespannt, wie er jetzt war, versuchen, Oreg zu töten.

Rosem konnte hervorragend mit Waffen umgehen, aber Oreg war ein Zauberer - ein Drache.

Tisala seufzte und rieb sich die Stirn.

Oreg wartete an dem Baum im Park, als sie dort eintraf. Sein Gesicht wirkte friedlich im Mondlicht, alle Anzeichen von Anspannung, die sie in der Schänke gesehen hatte, waren verschwunden, als hätte er eine ausdruckslose Maske aufgesetzt.

»Oreg«, sagte sie, als sie nahe genug war. Sie war zu dem Schluss gekommen, dass sie jetzt gleich mit ihm sprechen würde und nicht erst in Duraughs Haus.»Mein Kontaktmann im Asyl möchte sich morgen mit dir treffen.«

»Wieso das?«Die Augen des Zauberers lagen im Schatten verborgen. Einen Augenblick verspürte Ti-sala so etwas wie Angst. In Gegenwart von Ward und den anderen Hurogs strengte Oreg sich an, jungenhaft zu wirken - aber sie war eine zu gute Jägerin, um auf seine Tarnung hereinzufallen.

»Das darf ich dir nicht sagen«, erklärte sie.»Aber es steht dir frei zu verweigern, worum er dich bittet. Nur bitte spiele nicht mit ihm.«

»Spielen?«Er lächelte und zeigte die Zähne.»Warum sollte ich so etwas tun?«

Nein, dachte sie nervös, sie bildete sich die Bedrohlichkeit nicht ein, die er ausstrahlte. Er wollte, dass sie Angst hatte.»Ich habe ihn gern, und ich möchte keine Freunde verlieren. Rosem hat nicht viel Humor. Wenn er denkt, dass du uns verraten wirst, wird er versuchen, etwas dagegen zu tun.«

»Du glaubst, ich würde ihn bewusst hinters Licht führen?«Er streckte die Hand aus und berührte ihren Hals dort, wo ihr Pulsschlag heftig zuckte.

»Ja.«Die Berührung ließ sie die Nerven verlieren.»Ich denke, du würdest Spaß daran haben. Du hast vielleicht alle anderen hinters Licht geführt, aber ich weiß, was du bist.«

»Das tust du«, stimmte er zu.

Sie winkte ab.»Ich spreche nicht von dem Drachen. Ward behandelt dich, als müsste er dich beschützen - wie er es mit jedem anderen tut. Stala hält dich für einen nur auf seine Arbeit fixierten Zauberer, mächtig, aber schüchtern. Und Tosten...«Sie dachte kurz nach.»Tosten hat Angst, dass du Ward wehtun wirst.«

Er hatte sie ruhig angesehen, aber bei diesen letzten Worten kniff er die Augen zusammen.»Ward wehtun?«

Sie nickte.»Er weiß, dass Ward dich als einen seiner Streuner betrachtet - wie mich oder dieses Mädchen mit dem Geburtsmal im Gesicht und den kleinen Jungen mit dem verkrüppelten Fuß, dessen Vater in der Blauen Garde dient. Aber er glaubt, das bedeutet, dass Ward nicht weiß, wer du bist und wozu du fähig bist.«

»Ich würde Ward niemals verletzen«, sagte Oreg leise.

»Das weiß ich«, sagte sie.»Tosten weiß es inzwischen, glaube ich, ebenfalls. Niemand konnte übersehen, was du für Ward empfindest, als du uns sagtest, dass du ihn verloren hast.«

Oreg ging mehrere Schritte von ihr weg. Einen Augenblick später kehrte er zurück, Gesicht und Körper wieder entspannt.

»Du kennst mich also besser als alle anderen?«Wieder klang sein Tonfall beinahe drohend.

Sie reckte das Kinn und lächelte kalt.»Du bist ein Raubtier - ebenso wie ich. Ich denke, du würdest für die Leute in Hurog dein Leben geben - aber alle anderen sind dir egal.«Sie konnte spüren, wie die Aura der Bedrohlichkeit sich um ihn sammelte. Ein kalter Wind wehte durch die Bäume und brachte das alte Laub zum Rascheln, das darauf wartete, dass erste Frühlingsknospen sich entwickelten.»Ich bringe dich nur ungern zu Rosem«, sagte sie.»Du bist zu achtlos mit anderen Menschen. Aber ich will das, worum er dich bitten wird, dringend genug, um ihn der Gefahr auszusetzen.«

Er lachte plötzlich und ließ sich schlaff gegen die Eiche sinken.»Lass uns einen Handel abschließen. Du wirst Ward finden, und ich höre mir an, was dein Freund zu sagen hat. Ich werde für dich ein ehrlicher, unschuldiger, halb verrückter Zauberer sein. Immer vorausgesetzt«, er hob einen Finger,»du ersparst mir weitere Vorträge.«

Sie sah ihn misstrauisch an. Wahrscheinlich, dachte sie, war sie nie wirklich in Gefahr gewesen.»Also gut, ich verspreche zu versuchen, dir keine Vorträge mehr zu halten. Ich habe eine Schwäche dafür, aber ich werde mich bemühen, ihr in deiner Gegenwart nicht nachzugeben.«

Er grinste sie an und zeigte die Zähne.»Dann lass uns in die Drachenhöhle gehen und Lord Duraugh erzählen, was wir wissen. Er erwartet uns sicher schon.«

Sie rechnete halb damit, dass er sie mithilfe von Magie ins Haus bringen würde, aber er bot ihr nur einladend seinen Ellbogen. Als sie sich bei ihm ein-hängte, tätschelte er ihre Hand und lachte noch einmal schnaubend.

»Wenn du mich für so gefährlich hältst, warum bist du dann so unbeschwert mit mir?«

Sie lächelte.»Weil ich keine Gefahr für Ward darstelle, und das weißt du.«

Sie gingen in die Gasse hinter dem Haus und durch das Gartentor. Die Hintertür war nicht abgeschlossen, was Oreg änderte, sobald sie sich im Haus befanden.

Das Haus war karg eingerichtet, aber es gab einige gute Möbelstücke. Tisala fuhr mit der Hand über einen kleinen Tisch. Alles wirkte ein wenig unpersönlich, als wäre dieses Haus schon lange für niemanden mehr ein Zuhause gewesen.

Oreg führte sie schweigend die Hintertreppe hinauf und durch einen trüb beleuchteten Flur. Es gab mehrere Türen, aber nur unter einer fiel Licht hindurch. Oreg blieb davor stehen und klopfte an.

»Herein«, sagte Wards Onkel, und sie betraten das Zimmer.

Der Raum war als Bibliothek gedacht gewesen, aber Bücher waren teuer, und daher standen die Regale, die sich an einer Wand entlangzogen, leer. Ein paar bescheidene, aber geschmackvolle Vasen und eine kleine Schnitzerei oder zwei ließen den Raum ein bisschen wohnlicher wirken.

Lord Duraugh und sein Sohn Beckram saßen vor einem schmalen, langen Tisch. Beckram wirkte eindeutig erleichtert, Oreg und Tisala zu sehen.

Der Krieger, der von Hurog zur Hauptstadt gereist war, war verschwunden: Duraugh trug nun elegante Hofkleidung wie eine zweite Haut, und er wirkte beinahe unmännlich. Beckram war zwar noch aufwändiger gekleidet, aber von einer mühsam gebügelten Entschlossenheit umgeben wie von einem Umhang. Niemand hätte ihn für einen schlichten Stutzer gehalten.

»Habt Ihr Ward gefunden?«, fragte Duraugh.

Tisala schüttelte den Kopf.»Nein. Aber ich weiß mit Sicherheit, dass er sich nicht im regulären Teil des Asyls befindet. Morgen wird mein Freund mich in den Bereich bringen, in dem Magier gefangen gehalten werden. Wenn sie ihn dort eingesperrt haben, werde ich ihn finden. Der Bereich ist nicht besonders groß, nur ein paar Zellen und das Labor.«

»Er braucht nicht besonders groß zu sein«, sagte Beckram.»Wie viele Zauberer kann es schon geben?«

»Zu viele«, erwiderte Tisala finster.»Und sie arbeiten alle für den König.«

»Wo ist Tosten?«, fragte Oreg.

Es war Beckram, der antwortete.»Er war ruhelos und wollte ein paar Nachforschungen anstellen. Da er die Harfe mitgenommen hat, nehme ich an, er will herausfinden, was er in den Schänken aufschnappen kann.«

»Oreg sagte mir, der König habe Euch verweigert, Ward zu sehen«, sagte Tisala und setzte sich auf eine Bank, die an einer Wand des Zimmers stand. Sie lehnte sich gegen die Wand und schloss die Augen. Es war ein langer Tag gewesen.

»Der König behauptet, er habe gehört, dass Ward wieder zu Verstand gekommen sei, und wolle nun die Meinung von Fachleuten einholen, bevor eine wichtige Burg einem Jungen anvertraut, dessen eigener Vater ihn für verblödet hielt«, sagte Duraugh.

Beckram schnaubte.

Die Tür ging auf, und als Tisala die Augen öffnete, sah sie, wie Wards Bruder hereinkam, den Harfenkasten über der Schulter.

»Der König weiß, dass es Ward gut geht«, erklärte Tosten und zeigte damit, dass er schon eine Weile gelauscht hatte, bevor er hereingekommen war.»Ward ist mir die letzten beiden Male an den Hof gefolgt, als ich hergekommen bin, weil er Angst hatte, dass ich mir Ärger einhandle. Ich hätte ihm nie erzählen dürfen, dass jemand mich aushorchen wollte...«

»Dich aushorchen wollte?«, fragte Duraugh.

Tosten nickte, stellte den Kasten auf den Boden und setzte sich an den Tisch.»Jemand erzählte mir, dass Alizon nur Gutes über mich zu sagen wisse -das war, bevor Jakoven gegen seinen Bruder vorging, also handelte es sich nach außen hin um ein einigermaßen sicheres Kompliment. Dann fragte er mich, wie es meinem Vetter gehe und ob es nicht schrecklich sei, dass ein Meuchelmörder Erdrick im Garten des Königs umgebracht habe und ob ich nicht auch der Ansicht sei, dass der König etwas unternehmen müsse, um für die Sicherheit seiner loyalen Untertanen zu sorgen... solche Dinge. Ich habe ihn weggeschickt. Freundlich.«

»Wer war es?«, fragte Beckram.

Tosten zog die Brauen hoch, antwortete aber nicht.»Ich habe ihn weggeschickt, damit ich nicht mehr erfahren musste, als ich ohnehin schon wusste. Als ich Ward davon erzählte, machte er sich Sorgen, dass ich ebenso leicht von einer Seite angegriffen werden könnte wie von der anderen. Als ich nicht in Hurog bleiben wollte, folgte er mir.«Tostens Stimme wurde angespannter, obwohl sich sein Gesichtsausdruck nicht veränderte.»Er wusste, wenn er sich bei Hof zeigte, würde er den König damit zwingen, ihn entweder als Hurogmeten anzuerkennen oder das Dekret vollstrecken zu lassen, und das benutzte er, um mich zu erpressen, damit ich mich dem Hof fernhielt.«

Duraugh nickte, aber er sagte:»Wenn ich ehrlich sein soll, überrascht es mich, dass Jakoven ihn nicht einfach in Frieden gelassen hat. Wards Ruf seit dem Tod des Königs von Vorsag in Hurog hätte ihn politisch unverwundbar machen sollen. Wie es ihm tatsächlich gelungen ist, Hurog über König Kariarn einstürzen zu lassen, ist ein gut gewahrtes Geheimnis -aber alle wissen, dass Ward dafür verantwortlich war.«

»Vielleicht befürchtet Jakoven, dass Ward sich bereits auf Alizons Seite geschlagen hat«, sagte Tisala leise und setzte sich gerader hin.»Der König hat viele Ohren am Hof, er hat vielleicht gehört, dass man Tosten angesprochen hat. Danach kehrte Tosten nach Hurog zurück, und beim nächsten Mal brachte er Ward mit. Zweimal. Der König glaubt vielleicht, dass eine Rebellion näher bevorsteht, als es der Fall ist, und dass Ward dazugehört.«

Beckram schüttelte den Kopf.»Hurog ist nicht so wichtig. Das hier ist etwas Persönliches. Jakoven konnte mich nicht erwischen, also hat er sich stattdessen Ward geholt.«

Tisala hätte beinahe den Mund gehalten, aber sie wollte nicht, dass sie unvorbereitet zum Hof gingen.»Alizon denkt, dass ganz Shavig dem Beispiel von Hurog folgen wird. Der König hatte beinahe einen Anfall, als er die Steuern der letzten Ernte erhielt. Ein paar Adlige aus Shavig haben mit ihrem Tribut auch verhüllte Andeutungen über Hurog abgegeben. Colwick von Cornen ging so weit, als >Lehensmann von Hurog< zu unterschreiben.«

Duraugh nickte.»Davon habe ich gehört. Ich glaube, sie versuchen, Ward zu schützen, indem sie den König wissen lassen, dass sie Ward unterstützen werden. Shavig hatte seit dem alten Seleg keinen Helden mehr wie meinen Neffen, und das ist schon ein paar Jahrhunderte her. Sie wollen ihn nicht verlieren.«

Tosten packte den Tisch mit beiden Händen.»Also glaubt der König, dass Wards Meinung Shavig mitziehen wird, was durchaus der Wahrheit entspricht.«Er starrte Beckram herausfordernd an.»Aber er glaubt auch, dass Ward bereits Alizons Lager zuneigt - und das ist inzwischen wohl erheblich wahrscheinlicher geworden. Also muss er Ward Hurog abnehmen.«

»Und daher«, Tisala flüsterte nur noch, denn die Angst schnürte ihr die Kehle zu,»stellt er Ermittlungen an. Um der Sicherheit seiner Untertanen willen ruft er alle Hurogs an den Hof.«

Sie sah die Männer im Raum blicklos an, als sich alles zusammenfügte.»Seine Zauberer werden Ward untersuchen.

Dann führt er Euch vor, was die Zauberer übrig gelassen haben. Der Hof wird nur sehen, dass Ward körperlich unversehrt ist, aber Ihr kennt ihn. Ihr werdet sehen, was der König ihm angetan hat, selbst wenn sein Körper unberührt ist. Unvorbereitet auf Wards Zustand, werdet Ihr Jakoven eine Ausrede liefern, Euch alle zu Verrätern zu erklären - er braucht nicht viel, nur einen Griff zum Schwert oder ein falsches Wort. Dann kann er nach Hurog schicken, wen er will. Es wird Shavig gegen ihn aufbringen - aber nicht vollkommen unverzeihlich sein. Ein König hat das Recht, sich zu verteidigen. Shavig verliert Ward und Lord Duraugh mit einem Schlag und zieht sich zurück, um seine Wunden zu lecken. Ohne Ward ist es unwahrscheinlich, dass sich die Adligen von Shavig gegen den König stellen werden.«

Die Hurog-Männer starrten sie mit unterschiedlichen Graden des Entsetzens an, aber es war Oreg, der flüsterte:»Was tun sie Ward an?«

»Bis jetzt«, sagte sie,»dachte ich, Jakoven werde dafür sorgen, dass Ward in einem guten Zustand ist, weil er fürchtet, dass Ihr Euch gegen ihn stellt - aber nun sieht es so aus, als wäre dies genau das, was er will. Aus dem Magierflügel werden in Sackleinen gewickelte Leichen herausgetragen und verbrannt. Ich weiß, dass die beiden, die ich persönlich sehen konnte... verändert waren. Ein Mann hatte kein Gesicht, keine Haut, kein.«Sie musste aufhören, und das war wahrscheinlich besser so, denn Oregs Augen begannen im Schatten der Bibliothek zu glühen.

»Und die andere Leiche?«Tostens Stimme war nicht lauter, als die von Oreg gewesen war.

»Sie war tot«, sagte Tisala.»Aber sie bewegte sich immer noch. Wir sahen sie, weil die Reiniger, die sie ins Krematorium bringen sollten, das Bündel fallen ließen und davonliefen. Sie war tot. Es gab keine Intelligenz mehr in ihr, aber Magie erlaubte ihrem Körper immer noch, sich zubewegen.«

»Ich kenne diesen Zauber«, sagte Oreg, der aussah, als wünschte er sich, es wäre anders.»Ich dachte, er wäre verloren gegangen, als der letzte Kaiser umgebracht wurde.«

Lord Duraugh sah Tisala an.»Ihr müsst Ward morgen finden. Sobald Ihr genau wisst, wo er sich aufhält, holen wir ihn heraus - auf die eine oder andere Weise. Wenn Hurog gegen den König rebellieren muss, dann soll es eben so sein.«

TISALA

 

Überzeugung ist ebenso eine Waffe wie ein Schwert. Aber ebenso wie ein Schwert kann sie an der Klinge eines Gegners brechen. Der Bereich des Asyls, in dem Magier untergebracht wurden, war nicht besonders groß, und Tisala fand Ward schon in der zweiten Zelle, die sie sauber machte. Er kauerte in der Ecke des Raums, halb mit Stroh bedeckt.

Sie sagte zögernd seinen Namen, denn trotz des Oberlichts war es hier dunkler als im fackelbeleuchteten Flur, und obwohl es schwer zu glauben war, dass sich zwei blonde Männer von dieser Größe in diesem Teil des Asyls befinden sollten, war es noch unglaubwürdiger, dass sich Ward so vor etwas ducken und verstecken würde.

Sie schloss die Tür, und er stand sofort auf, mit dieser Geschwindigkeit und Geschicklichkeit, die sie wegen seiner Größe immer überraschte. Die Bewegung ließ sein Gesicht kurz ins Licht geraten, und sie konnte nicht mehr leugnen, dass er es war. Er trug kaum mehr als einen Lendenschurz, und in kaum mehr als einer Woche hatte er über zehn Pfund abgenommen.

»Ward«, sagte sie ein zweites Mal und erkannte, dass er sich verstellt hatte. Sie hatte nie zuvor gese-

hen, wie er eine Rolle spielte, obwohl sie wusste, dass er es sehr gut konnte. Der extreme Gewichtsverlust beunruhigte sie, aber zumindest war er äußerlich unverletzt. Ihre eigene, nicht lange zurückliegende Erfahrung in Jakovens Gewalt ließ sie den Blick zu seinen Händen senken, aber er hatte immer noch fünf Finger an jeder Hand, und jeder verfügte über einen schmutzigen Nagel.

Aber er sprach immer noch nicht, sondern starrte sie nur an. Gänsehaut breitete sich über ihren Nacken aus, als ihr klar wurde, dass er kein Theater spielte. Die Angst, die sie in seinen Augen sah, war echt. Ward hatte Angst vor ihr. Diese Erkenntnis erschütterte sie so, dass sie beinahe geweint hätte. Ihr Ward fürchtete sich vor gar nichts! Instinktiv ging sie auf ihn zu.

Er hob eine Hand, die ein wenig zitterte, aber die Geste mit der Handfläche nach oben war allgemein verständlich.

»Tis.«Seine Stimme war ein träges Grollen, das mehr als nur ein wenig gefährlich klang.»Bleib zurück.«Und dann leiser, beinahe im Flüsterton:»Bitte.«

Einen Augenblick war sie gekränkt, aber dann kam sie zur Vernunft. Was immer sie Ward angetan hatten, es hatte ihn nicht langsamer gemacht. Er war sehr schnell auf die Beine gekommen. Sie hatte in zu vielen Kämpfen gestanden, als dass ihr der schwere Atem und die vibrierende Bereitschaft entgangen wären. Was immer der Grund sein mochte, sie machte ihm Angst. Sie hatte ihn in die Enge gedrängt. Sie glaubte nicht wirklich, dass er ihr wehtun würde, aber sie wich zurück.

Sie sah ihm auch nicht mehr ins Gesicht, weil Augenkontakt vielleicht ebenfalls bedrohlich wirkte. Etwas tief in ihr widersetzte sich der Bewegung und erkannte die Gefahr, die er darstellte. Aber aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie er sich kaum merklich entspannte.

Als sie anfing, die Zelle sauber zu machen, rutschte Ward wieder an der Wand herunter, bis er in der gleichen Haltung dahockte wie zu Anfang. Er zog das Stroh um sich, bis es seine Beine bedeckte und über den größten Teil des Rests von ihm verstreut war.

Tisala achtete darauf, sich die Augen zu wischen und ein ausdrucksloses Gesicht aufzusetzen, bevor sie Wards Zelle verließ. Die anderen Bewohner des Magierblocks waren offensichtlicher verwundet, hatten Schnittwunden und fehlende Glieder. In einer Zelle hielten die Wachen den Gefangenen fest, der abwechselnd weinte und lachte, während sie sauber machte.

Es gab viele Dinge an Jakoven, die sie verabscheute, Dinge, die zu der schmerzlichen Entscheidung geführt hatten, die sie von ihrem Vater entfernt hatte. Aber obwohl seine Sünden Legion waren, hatte sie ihn nicht wirklich gehasst. Bis zu diesem Tag.

Tisala ging durch die trüb beleuchtete Schänke auf die hintere Ecke zu, in der Oreg auf sie wartete.

Sie setzte sich ihm gegenüber und beugte sich vor.»Du musst ihn dort rausholen.«

Oreg senkte die Lider, sodass sie seine Reaktion nicht deuten konnte, aber seine Stimme war freundlich.»Wenn du ihn gefunden hast, kann ich ihn rausholen.«

Erleichterung erfasste sie. Oreg würde ihn befreien. Selbstverständlich würde er das.

»Ich dachte nicht, dass jemand so schnell so viel Gewicht verlieren kann«, sagte sie.»Er ist mindestens zehn Pfund leichter.«

»Magie kann das bewirken«, sagte Oreg.»Erzähl mir, was du gesehen hast.«

Mit einer Handvoll Fragen holte er mehr aus ihr heraus, als sie geglaubt hatte zu wissen - Wards Augen hatten eher schwarz als braun ausgesehen, und seine raschen, koordinierten Bewegungen hatten in deutlichem Kontrast zu der schleppenden, angestrengten Art zu sprechen gestanden.

Schließlich warf Oreg eine Silbermünze auf den Tisch - zu viel, aber Tisala protestierte nicht. Sie nahm nur den Arm, den er ihr bot, und verließ die Schänke an seiner Seite.

Er bewegte sich mit beherrschter Gewalt. Tisala störte ihn nicht mit Konversation, denn sie verspürte das gleiche Bedürfnis, etwas zu tun, und die gleiche Wut. Sie hatte nicht vergessen, dass sie sich in der Schänke getroffen hatten, damit sie Oreg zu Rosem bringen konnte, aber sie wollte das nicht tun, solange er in dieser Stimmung war.

Sie gingen durch ein kleines Ladenviertel, und er blieb vor einem Gebäude stehen, über dessen Tür ein Mörser und ein Stößel hingen - eine Apotheke. Sie war um diese Abendzeit selbstverständlich geschlossen, aber droben, wo der Inhaber offenbar wohnte, brannte noch Licht.

»Kräuter«, sagte Oreg plötzlich.»Es gibt Kräuter, die bewirken können, dass jemand so überreizt und verwirrt ist. Du sagtest, er war ansonsten nicht verletzt?«

Kräuter bedeuteten, dass die Verfassung, in der Ward sich befand, nicht von Dauer sein musste.

»Wie ich schon sagte, die Zelle war nicht gut beleuchtet«, erklärte sie,»aber ich hätte alle größeren Wunden oder Prellungen bemerkt. Sie sorgen dafür, dass der Schaden sich äußerlich nicht zeigt.«Vielleicht haben sie ausschließlich Kräuter eingesetzt, dachte sie hoffnungsvoll.

»Ich werde ihn heute Nacht holen«, erklärte Oreg. Er ging weiter. Er bewegte sich immer noch schnell, aber nicht mehr so dringlich.

Es roch nach Pferdeäpfeln und anderen, weniger angenehmen Stadtdüften, aber diese Luft war sauber und rein verglichen mit dem, was sie den ganzen Tag gerochen hatte.

»Erzähl mir mehr«, sagte Oreg,»über den Flügel des Asyls, in dem Ward sich befindet. Du sagtest, die Zauberer des Königs hätten ein Labor dort.«

»Ja, aber ich konnte nicht hineinschauen. Es ist immer abgeschlossen.«

Er fragte sie nach kleinen Einzelheiten, auf welcher Seite des Flurs sich Wards Zelle befand, wie viele Zellen es insgesamt gab, wie groß jede war. Einiges wusste sie, anderes musste sie schätzen, und bei wieder anderen Fragen konnte sie nur die Achseln zucken.

»Hast du Zeit, dich mit meinem Freund zu treffen?«, warf sie ein, als sie glaubte, dass er mit seinen Fragen fertig war.

Sein Blick wurde vage, und sie wusste, dass er es vollkommen vergessen hatte.

»Ich würde nicht fragen, wenn es nicht wichtig wäre«, sagte sie.

»Gut«, erwiderte Oreg abrupt.

Sie gingen ein paar Ecken weiter, bis Tisala eine Straße wiedererkannte, und es war einige Zeit nach Einbruch der Dunkelheit, als sie Rosems Haus erreichten.

Sie klopfte an die Tür, dreimal schnell hintereinander, sodass Rosem wusste, wer es war, dann ging sie hinein, ohne auf seine Aufforderung zu warten.

Rosem saß am Tisch vor dem Feuer und aß einen Eintopf aus einer Holzschale. Er blickte kurz auf, ein Blick, der sie und Oreg erfasste, und deutete dann auf die Bank, die seinem Stuhl gegenüberstand.

Tisala setzte sich, und Oreg ließ sich neben ihr nieder. Rosem aß weiter und sagte kein Wort, bis er den letzten Rest Eintopf mit einem Stück trockenem Brot aufgewischt hatte. Tisala wusste, dass er die

Zeit nutzte, um Oreg einzuschätzen, obwohl es aussah, als konzentriere er sich vollkommen auf sein Mahl.

Schließlich schob er die Schale beiseite und verschränkte die Arme. Ohne Oreg direkt anzusehen, sprach er Tisala an.»Er ist ein Hurog.«

»Der alte Lord hat viele Kinder gezeugt«, sagte Oreg.»Ebenso wie sein Vater vor ihm.«

»Ward war der erste Zauberer in dieser Familie seit Menschengedenken«, fuhr Rosem fort.»Seid Ihr der zweite?«

Tisala sah ihn stirnrunzelnd an. Was tat er da? Sie hatte ihm doch gesagt, dass Oreg ein Magier war.

Oreg lächelte jungenhaft.»So heißt es.«

»Rosem will wissen, ob du noch eine andere Person aus dem Asyl holen kannst«, sagte Tisala, bevor Rosem Gelegenheit hatte, Oreg gegen sich aufzubringen - oder umgekehrt.»Er befindet sich nicht im gleichen Bereich wie Ward.«

Oregs Lächeln veränderte sich nicht, also fügte Tisala hinzu:»Vergiss nicht, dass ich Ward ohne Rosem nicht hätte finden können.«

Das Lächeln ging aus wie eine Kerze, und Oreg sagte:»Ich kann eine andere Person herausholen, wenn Ward das erlaubt. Aber wenn ich Ward herausgeholt habe, werden wir nicht hierbleiben. Euer Mann soll sich das hier umhängen.«Oreg öffnete den Beutel an seinem Gürtel und legte eine Holzperle auf den Tisch.

Sie war etwa so groß wie ein Pflaumenkern, bemalt mit gelben und roten Mustern und auf eine Lederschur gezogen.

Tisala hatte schon einige Barbaren - Shavig-Leute, verbesserte sie sich schnell - mit einem solchen Amulett gesehen, als sie in Hurog gewesen war.

Rosem schüttelte den Kopf.»Man wird ihm nicht erlauben, es zu behalten.«

»Kann er es dann in seiner Zelle verstecken? Das ist die einzige Möglichkeit für mich zu wissen, wo ich ihn finden kann, es sei denn, Ihr wollt warten, bis Ihr selbst bei ihm seid.«Oregs Stimme war makellos höflich.

»Ich werde ein Versteck finden. Wollt Ihr nicht wissen, wen wir herausholen wollen?«Rosems Misstrauen war nicht zu übersehen.

Oreg schüttelte den Kopf.»Es zählt nicht. Wenn ich Ward aus dem Asyl hole, wird ein anderer, den wir herausholen, seine Position beim König nicht verschlechtern.«

»Kellen«, sagte Tisala.»Jakovens jüngerer Bruder.«

»Ich habe mich geirrt«, sagte Oreg beinahe sofort.»Wenn wir Kellen Tallven retten, wird Jakoven Ward zweifellos von seiner Liste für gesellschaftliche Anlässe streichen - Wards Hinrichtung selbstverständlich ausgeschlossen.«

Tisala konnte sich ein rasches Grinsen nicht verkneifen.

Rosem, der weder Oreg noch Ward kannte, sagte:»Eure Antwort lautet also nein.«

»Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte Oreg.»Es wird Wards Entscheidung sein, aber da er, wenn es um Recht und Unrecht geht, über eine störrische Dummheit verfügt, die selbst ein Maultier beeindrucken würde, denke ich, er wird einverstanden sein. Ihr versteht, dass ich es nicht sicher sagen kann, bevor ich Ward herausgeholt habe. Sobald das der Fall ist, werde ich Kellen sofort holen, bevor die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt werden.«

»Es wäre mir lieber, wenn Ihr seinen Namen nicht so offen aussprächet«, sagte Rosem.»Da Ihr ein Zauberer seid, wisst Ihr, dass andere es vielleicht hören.«

Oreg schnaubte.»Da ich ein kompetenter Zauberer bin, kann ich Jakovens zahme Magier davon abhalten, meine Gespräche zu belauschen. Sie werden von mir nichts von Euren Plänen bezüglich Kellen erfahren.«

»Sagt mir, wo wir uns treffen sollen, wenn Ihr ihn habt«, erwiderte Rosem.

Oreg zögerte.»In Menogue«, sagte er schließlich.»Am Weg, bevor er sich den Hügel hinaufzieht. Wir treffen uns dort am Abend nach der Flucht Eures Mannes. Es sollte bald geschehen, also sorgt dafür, dass er das Amulett erhält.«

»Gleich morgen Früh«, stimmte Rosem zu und schloss die Hand so fest um die kleine Perle, dass seine Knöchel weiß wurden.

Tisala schloss Rosems Tür hinter ihnen und schlang

die Arme um den Oberkörper, als der kalte Nachtwind durch ihre Kleidung drang.

»Gewöhnlich ist er nicht so kurz angebunden«, sagte sie, als sie sich wieder auf den Weg zu dem Haus machten, wo Wards Familie warten würde.»Er macht sich nur große Sorgen.«

»Er ist eifersüchtig«, verbesserte Oreg mit einer Spur von Bosheit in der Stimme.

»Eifersüchtig?«

»Rosem ist ein so typischer Leibdiener aus Tallven, dass ich es auch blind erkennen könnte. Seine Pflicht und Ehre liegt darin, seinen Herrn zu schützen, aber jetzt muss er sich dafür an einen Magier um Hilfe wenden.«

Sie dachte einen Augenblick darüber nach.»Vielleicht ein wenig«, sagte sie.

Rosem hatte vor Jahren einmal einen Fluchtversuch organisiert. Sie hatten versagt, und das resultierende Chaos hatte jedem, der damit zu tun gehabt hatte, deutlich gemacht, dass Jakoven, sobald er glauben musste, dass eine wirkliche Fluchtmöglichkeit für seinen Bruder bestand, alles über Orakel vergessen und Kellen umbringen würde. Wenn Oreg keinen Erfolg haben sollte, würde Kellen sterben, und es wäre Rosems Schuld. Aber wenn Kellen in dieser kleinen Zelle blieb, war sein Tod sicher.


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