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Wardwick in Hurog 2 страница

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Ich hatte allen gesagt, Oreg sei verzaubert gewesen und ich habe dadurch, dass ich ihn tötete, den Bann gebrochen. Sie schienen das und Oreg selbst zu akzeptieren - aber sie hielten Abstand zu ihm, wenn sie es konnten.

Oreg hob die Hand, als er sich der Feuerstelle näherte, und das Licht wurde von seiner gebogenen Handfläche zurückgeworfen und erhellte das kleine Haus, als hätte jemand das Dach abgenommen und die Sonne bis in die dunkelsten Ecken scheinen lassen. Er warf die Lichtkugel nach oben, wo sie über ihm schwebte, während er die Felle von der Frau zog, um sie sich besser ansehen zu können.

In Oregs Licht erkannten wir, dass ihre Wangen vom Fieber gerötet und die Augen eingesunken waren. Aber sie war schließlich selbst in ihren besten Zeiten nie schön gewesen - nicht nach konventionellen Maßstäben.

»Tisala«, sagte ich verblüfft.

Oreg hielt bei seiner Untersuchung inne, um ihr kurz ins Gesicht zu sehen.»Tatsächlich«, stimmte er mir zu.»Gut, dass sie ihr das Messer abgenommen haben.«

»Ihr kennt sie, Herr?«, fragte Atwater, als überraschte ihn das kein bisschen. Er hatte mich einmal für so brutal und irrational gehalten wie meinen Vater, aber seit wir seinen Sohn im letzten Winter gefunden hatten, schien er Wunder von mir zu erwarten.

»Ja, ich kenne sie«, sagte ich. Das schien nicht zu genügen, also fügte ich hinzu:»Sie hat mir im Kampf den Rücken gedeckt.«Und es gab kein größeres Kompliment für einen Shavig-Mann.

Atwater nickte, zufrieden, dass sein Lord immer noch seltsam, weltgewandt und allwissend war.

Als ich Tisala zum letzten Mal gesehen hatte, war ihr lockiges, dichtes Haar kürzer geschnitten gewesen als mein eigenes, nun hing es in schlaffen Strähnen bis auf ihre Schultern und ließ ihre Haut noch weißer aussehen.

Oregs Hände waren sanft, aber als er ihre linke Hand berührte, erstarrte ihr ganzer Körper, und sie stöhnte.

»Sie wurde gefoltert«, sagte er sachlich.

Ich nickte. Man konnte es kaum übersehen: an beiden Händen, der linken schlimmer als der rechten, und beiden Füßen. Es war schwer zu sagen, was man ihr sonst noch angetan hatte; sie trug eine alte, weite, geflickte Hose und ein Hemd, dessen Ärmel zu kurz waren.

»Sie hatten sie nicht lange«, sagte er schließlich.»Sie wird leben, wenn das Fieber und die Fäulnis sie nicht umbringen. Aber wir sollten sie in die Burg schaffen, wo meine Arzneien sind.«

Er sprach von Magie. Ich hatte Oreg gebeten, den Menschen nicht genau zu sagen, was er tun konnte.

Er würde Tisala nicht vollständig auf magische Weise heilen, aber die Infektion beseitigen und ihren Körper dann sich selbst regenerieren lassen - und das war mehr, wozu jeder andere Magier, dem ich jemals begegnet war, fähig war. Es war sicherer für ihn, wenn nicht ganz Shavig darüber flüsterte, wie mächtig der Zauberer des Hurogmeten war. Es war besser, alle Aufmerksamkeit zu vermeiden, damit kein anderer Kariarn auf seiner Suche nach Macht nach Hurog kam.

Ich nahm eines der größeren Felle und wickelte Tisala hinein. Dann hob ich sie auf und richtete mich auf, wobei ich vergaß, wie niedrig die Decke war, und mir einen ordentlichen Schlag gegen den Kopf verpasste.

Atwater verzog mitleidig das Gesicht.

Sobald wir weit genug vom Hof entfernt waren, lenkte mein Bruder sein Pferd nahe zu meinem und fragte:»Wie kommt Tisala hierher?«

Oreg schnaubte.»Warum tauchen Streuner vor Wards Tür auf?«

»Ich weiß es nicht«, sagte ich. War sie auf dem Weg zu mir gewesen? Das wäre mir noch an diesem Morgen unwahrscheinlich vorgekommen - ich hatte sie lange nicht mehr gesehen und sie nur kurz gekannt. Ich ging nicht davon aus, einen großen Eindruck bei ihr hinterlassen zu haben - ich war neunzehn und gewaltig von mir eingenommen gewesen, während sie schon seit mehreren Jahren als rechte Hand ihres Vaters dessen Ländereien verwaltete.

Außerdem war ich alles andere als ungewöhnlich -wenn man von meiner Größe einmal absah -, aber sie war die einzige Kriegerin, die ich außer meiner Tante Stala, die als meine Waffenmeisterin diente, je kennengelernt hatte.

Ich schaute wieder auf sie hinab. Es war nicht zu leugnen, dass sie hier war. Sie war geflohen vor denen, die ihr wehgetan hatten, und zu mir gekommen. Ich erinnerte mich gehört zu haben, dass sie sich von ihrem Vater entfremdet hatte. Es quälte mich zu wissen, dass sie offenbar niemanden gehabt hatte, an den sie sich wenden konnte, als einen Fremden, den sie vor mehreren Jahren ein paar Tage gekannt hatte.

»Ich würde gern wissen, wie sie in diese Verfassung gekommen ist«, sagte ich.

»Die Söldner?«, spekulierte Oreg, der nun links von mir ritt. Aber dann schüttelte er beinahe sofort den Kopf.»Sie hätte ihnen die Bäuche aufgeschlitzt, lange bevor sie sie hierhergebracht haben könnten.«

»Haverness, ihr Vater, hat sich von ihr losgesagt, weil sie sich letztes Jahr in Estian mit einer Gruppe von Regimekritikern zusammengetan hat, nicht wahr?«, fragte Tosten nachdenklich.»Mit Leuten, die lieber Jakovens Halbbruder Alizon auf dem Thron haben wollen als den derzeitigen König.«

König Jakovens Name ließ mich innehalten. Wenn der König hinter ihrer Folterung steckte, dann hatte Tisala tatsächlich guten Grund, hierher zu kommen. Es gab nicht mehr viele Adlige, die noch genug Macht hatten, sich dem Hochkönig der Fünf Königreiche zu widersetzen, aber meine Familie zählte dazu. Hurog war eine uralte Burg und mächtiger, als ihr Mangel an Wohlstand glauben ließ. Die Shavig hatten ein gutes Gedächtnis, und Hurog hatte Shavig schon lange beherrscht, bevor die Tallvens ihre Konkurrenz ausgeschaltet hatten.

»Das würde ich nicht ausschließen«, sagte ich.»Es könnte erklären, wieso sie hierher geflohen ist und nicht zu ihrem Vater oder einem ihrer Mitverschwörer.«

»Hier wird sie sicher sein«, erklärte Tosten und reckte das Kinn vor. Meine Familie würde noch lange brauchen, um zu vergessen, dass der König im Rahmen seiner politischen Intrigen meinen Vetter umgebracht hatte. Tisala hatte eine kluge Wahl getroffen; niemand von uns würde sie verraten.

Ich konnte nicht sicher sein, dass es wirklich Jakoven gewesen war, nicht bevor sie aufwachte, aber ich musste für diese Situation planen.

»Oreg, würdest du bitte vorreiten und meine Tante wissen lassen, was hier geschehen ist? Sei diskret, aber sorge dafür, dass sie versteht, dass wir vielleicht bald königliche Soldaten hier haben werden.«

»In Ordnung«, sagte er.

Ich wartete, bis sein Pferd nicht mehr zu sehen war, dann wandte ich mich an meinen Bruder.»Du bist mein Erbe.

Wenn der König herausfindet, dass ich einer Feindin Zuflucht gewährt habe, wird er mich wahrscheinlich zum Verräter erklären. Ich möchte, dass du zu unserem Onkel reitest und ihm erklärst, was geschehen ist.«

Er lächelte dünn.»Du hast kein Recht mehr, mich zu beschützen, Ward. Ich bin älter, als du es warst, als du dich mit Kariarn von Vorsag angelegt hast. Hör schon auf, mich so anzusehen - das kann Stala besser. Wenn es darum geht, dafür zu sorgen, dass Hurog in Hurog-Händen bliebt, werde ich mich auf den Weg machen. Aber es ist sehr unwahrscheinlich, dass Tisala sie hierhergeführt hat, und der König hat keinen Grund anzunehmen, dass sie bei uns ist. Ich habe sie in den letzten vier Jahren nicht öfter als ein Dutzend Mal gesehen. Und so, wie du dich vom Hof fernhältst, bezweifle ich, dass du sie überhaupt gesehen hast.«

Nur in meinen Träumen, dachte ich. Ich glaubte vielleicht, keinen großen Eindruck bei ihr hinterlassen zu haben, aber umgekehrt sah das anders aus.»Ich würde mich besser fühlen, wenn du bei Duraugh in Iftahar wärest.«

»Wirklich schlimm für dich«, murmelte er. Irgendwie überraschte seine Reaktion mich nicht. Er räusperte sich.»Ich habe Tisala immer gemocht -Mutter hat mir den Geschmack an zierlichen Frauen verdorben.«

Ich legte Tisala mit dem Gesicht nach unten auf den Tisch in der Bibliothek, denn dies war einer der wenigen vollendeten Räume in der Burg, der ein Fenster hatte, das Licht hereinließ. Tosten hatte etwas darüber gemurmelt, anderswo nützlicher zu sein, sich auf dem Absatz umgedreht und war gegangen. Er blieb selten in der Nähe, wenn Oreg Magie wirkte. Ich schnitt Tisalas Kleidung auf und zog sie von ihr weg, bis sie nackt dalag. Auf ihrem Rücken zeigten sich Peitschenspuren, die so gleichmäßig verteilt waren, dass kein Daumenbreit Haut ganz geblieben war. Ein paar Stellen waren beinahe verheilt, aber an vielen anderen war der Schorf gerissen und nässte.

Ich hörte, wie jemand hinter mir nach Luft schnappte. Ich drehte mich um und sah Oreg, der ihren Rücken anstarrte. Dann begann er, schnell auf und ab zu gehen, und rieb sich die Hände - kein gutes Zeichen.

Ich setzte mich auf eine Bank und hoffte, dass meine eigene Ruhe ihn ebenfalls beruhigen würde.

»Oreg«, sagte ich, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Manchmal durchlebte er die Vergangenheit auf eine Weise, die für alle Betroffenen quälend sein konnte. Soldaten hatten solche Erinnerungen, in denen Augenblicke aus einer vergangen Schlacht plötzlich lebendiger waren als die Gegenwart - aber Oreg verfügte über die Macht, seine Visionen Wirklichkeit werden zu lassen. Ich hatte nie erlebt, dass ein anderer als Oreg dabei Schaden genommen hätte, aber sie waren dennoch furchterregend.»Tisala braucht dich.«

Er starrte mich schwer atmend an, wandte dann kurz den Blick ab und lächelte schließlich müde.»Ja.«

Wir begannen damit, den Schaden aufzulisten. Es war keine angenehme halbe Stunde, und ich war froh, dass Tisala nicht bei Bewusstsein war, einmal wegen ihrer Würde und zum anderen wegen der Schmerzen. Ihre linke Hand war am schlimmsten verwundet, und die Infektion hatte den ohnehin beträchtlichen Schaden noch verschlimmert. Als wir näher hinsahen, entdeckten wir, dass mehrere der gerissenen Krusten an ihrem Rücken Eiter bedeckten. Und sie hatte unzählige Prellungen an den Hüften und innen an den Oberschenkeln - sie war vergewaltigt worden.

Oreg knurrte und murmelte während dieses gesamten Prozesses der Bestandsaufnahme vor sich hin. Ihre Füße waren ebenfalls in schlimmem Zustand, aber er kam zu dem Schluss, dass das eher damit zu tun hatte, in schlecht passenden Schuhen weit gelaufen zu sein, als mit dem Messer eines Folterknechts.

Er legte ihren Fuß hin und wandte sich dem kleineren Tisch zu, auf dem sich diverse Kräuter und Salben, heißes Wasser und Verbände befanden.»Glaubst du, dass Jakoven dafür verantwortlich ist?«Er deutete auf die verwundete Tisala.

Ich nickte.»Ich kann mir keinen anderen Grund vorstellen, wieso sie ausgerechnet hierhergekommen sein sollte.«

»Sie mochte dich.«Oreg nahm ein sauberes Messer, um eine der entzündeten Stellen an Tisalas Rücken zu öffnen, und tupfte die herausfließende Flüssigkeit mit einem sauberen feuchten Tuch ab.

»Das ist wahr«, stimmte ich ihm zu.»Aber ich habe sie nicht mehr gesehen, seit ich das letzte Mal in Oranstein war.«

Ich hatte Oreg schon öfter beim Heilen geholfen, und wir arbeiteten gut zusammen. Das meiste, was wir taten, war nicht ungewöhnlich: Wir säuberten die Wunden und bedeckten sie mit Mischungen von Salben und Pulvern, die Oreg gehortet hatte, und dann verbanden wir alles.

Aber Tisalas linke Hand war auf das Doppelte der normalen Größe angeschwollen, und sie war der Grund für den fauligen Geruch. Oreg badete sie erst in heißem Seewasser. Tisala musste wirklich in schlimmer Verfassung sein, denn selbst das veran-lasste sie nicht zu einer Reaktion. Als Oreg fertig war, goss er Alkohol darüber, und wieder reagierte sie nicht. Er untersuchte ihre nun saubere Hand erneut.

Magisch zu heilen war die schwierigste Art von Magie überhaupt, denn der Magier musste ebenso viel über den Körper wissen wie über seine Zauber. Und selbst eine kleine Heilung verschlang mehr Macht, als die meisten Magier überhaupt hatten.

Was Macht anging, war ich vielen mindestens gleichgestellt und sogar besser als die meisten, und ich konnte alles tun, was Oreg mir in vier Jahren Unterricht beigebracht hatte. Doch ich hätte nicht einmal gewusst, wo ich anfangen sollte, um zu retten, was von Tisalas linker Hand übrig war.

»Den Ringfinger wird sie vielleicht verlieren, ganz gleich, was wir tun«, stellte Oreg fest und schüttelte den Kopf.»Zu viel totes Fleisch.«

»Sie kämpft mit der rechten Hand«, sagte ich.»Wäre es besser, den Finger jetzt gleich abzuschneiden?«

Oreg runzelte die Stirn und drehte ihre Hand hin und her.»Ich hasse es, etwas abzuschneiden, das ich nicht wieder anbringen kann. Lass mich versuchen, das hier zu heilen. Wenn es nicht funktioniert, werden wir später noch genug Zeit haben, den Finger abzunehmen.«

Er legte ihre Hand hin und zog sich einen dreibei-nigen Hocker an den Tisch. Als er saß, nahm er ihre Hand wieder und ergoss Magie darüber.

Oreg war ein Teil von Hurog gewesen, seit es ein Hurog gab, dessen Teil man sein konnte, und ich spürte die Magie, die ihn und das Land durchtränkte. Wenn Oreg in meiner Nähe Magie wirkte, war das beinahe erotisch - wie eine Hand, die mich auf intime Weise berührte. Es war verstörend, aber ich schüttelte das Unbehagen mit der Leichtigkeit langer Übung ab.

Magie ist eine Kunst, und Oreg kannte sich sehr, sehr gut mit dem aus, was er tat. Seine Berührungen waren konzentriert und machtvoll und seltsam schön anzusehen. Als seine Macht zu flackern begann, legte ich ihm die Hände auf die Schultern und gab ihm von meiner, was ich konnte, während ich weiter beobachtete, was er mit Tisalas Hand tat.

Haut schälte sich ab und verbrannte in hellen lila

Flammen, und gesundes Rosa blieb zurück. Oreg ließ andere Bereiche unberührt, die für mich nicht gesünder aussahen als das, was er zerstörte - er musste Dinge gesehen haben, die ich nicht wahrnehmen konnte.

Als er schließlich aufhörte, war Tisalas Hand geschwollener und verfärbter als zu Beginn. Ich zog Oreg zu der gepolsterten Bank an der Wand, dann kehrte ich mit einem sauberen Tuch zu Tisala zurück.

»Verbinde die Hand nicht«, sagte Oreg.»Luft wird ihr helfen zu heilen, und sie wird in den nächsten Tagen ohnehin nichts tun, womit sie sie schmutzig machen könnte.«

Ich sah mir die Wunden an, um die wir uns noch nicht gekümmert hatten.»Ich glaube, eine ihrer Rippen ist gebrochen oder angebrochen«, sagte ich.»Soll ich sie verbinden, oder wird das ihrem Rücken zu wehtun?«

Oreg schob sich hoch von der Bank und bewegte sich wie ein sehr alter Mann zum Tisch, um sich die Stelle anzusehen, die ich ihm zeigte.»Geprellt«, murmelte er und schlurfte zurück zu der Bank.»Nicht verbinden.«

Ich ließ Oreg blass und schlafend in der Bibliothek zurück und brachte Tisala in mein eigenes Zimmer. Sie sah seltsam zerbrechlich aus, als sie in dem für mich gebauten Bett lag, und ich musste lächeln, denn sie hätte jeden ausgelacht, der sie mit diesem Wort bezeichnet hätte.

Ein Mann in mittleren Jahren, dessen kahler Kopf vom Feuer schwitzte, blickte auf, als ich in die Schmiede kam, und nickte mir zu, bevor er sich wieder der Stange zuwandte, die er formte.

»Guten Tag, Hurogmeten«, sagte er.»Was kann ich für Euch tun?«

»Wir brauchen Scharniere«, antwortete ich.»Und ein Fallgitter für das Torhaus, das wir noch nicht haben. Gitter für alle Fenster. Tausend Klingen und die Krieger, sie zu benutzen.«

Der Waffenschmied lächelte.»Also wie immer.«Er formte das Eisen mit der gleichen Geschicklichkeit, die er bei Stahl an den Tag legte. Es war wahre Großzügigkeit seinerseits, dass er zugestimmt hatte, zusammen mit dem Grobschmied an Eisen zu arbeiten. Die Arbeit eines Grobschmieds lag eine Stufe unter der, die er für gewöhnlich leistete.

»Stala sagt, wir bekommen vielleicht bald Besuch vom König«, erklang eine leise Stimme hinter mir.

Ich ging ein Stück weiter und sah den Grobschmied, der einem Pferd die Hufeisen abnahm. Er war ein wenig jünger als der Waffenschmied und hatte langes blondes Haar, das er im Nacken zusammenband, damit es ihm nicht in die Augen fiel.

»Könnte sein«, sagte ich.»Aber wir werden nicht kämpfen, wenn ich es verhindern kann. Schon, weil die Tore in der Mauer beim ersten Schlag einer Ramme brechen würden. Der König wird auf der Suche nach der Frau sein, die wir heute hergebracht haben, und der Trick besteht eher darin, ihn nicht wissen zu lassen, dass sie hier ist.«

Der Grobschmied setzte das Bein des Pferds ab und warf das alte Hufeisen in ein Fass.»Ich hörte schon, dass Ihr wieder einen Streuner aufgelesen habt.«Er grinste. Anders als der Waffenschmied unterhielt er sich gern bei der Arbeit.

»Man kann sie wohl kaum als Streuerin bezeichnen«, begann ich, dann überlegte ich es mir anders.»Sie braucht eine Weile Hilfe - aber sie wird nicht hierbleiben.«

»Wir haben die meisten Gitter für die Fenster gefertigt«, sagte er,»und Riegel und Halterungen für die Türen in der Burg. Auch Scharniere, was das angeht - aber mit den Scharnieren für die Tür zum Bergfried konnten wir noch nicht anfangen. Im Augenblick haben wir genug Nägel und Befestigungen unterschiedlicher Art, aber der Zimmermann hat seinen Jungen heute geschickt - also nehme ich an, wir werden bald wieder Nägel machen.«

Die Hitze in der Schmiede fühlte sich nach der kalten Luft gut an, also blieb ich eine Weile, half mit den Blasebälgen, holte Wasser aus dem Brunnen und schwatzte weiter mit dem Schmied.

Tisalas Zustand hatte mich melancholisch gemacht, und Arbeit half, meine Stimmung zu verbessern. Als ich die Wärme der Schmiede schließlich verließ, ging ich an der Mauer entlang und berührte einen grob behauenen Granitblock, um mich daran zu erinnern, wie viel wir seit dem Einsturz von Hurog erreicht hatten.

Die inneren Mauern waren das Erste gewesen, was ich wiedererrichten ließ. Und das war gut so - nach dem Tod meines Vaters und der Invasion durch die Vorsag hatte Hurog Banditen aus Hunderten von Meilen Umkreis angelockt, die nachsehen wollten, ob es reif zum Pflücken war. Die Blaue Garde, angeführt von meiner Tante, hatte sie abgewehrt - aber wären die Mauern nicht gewesen, hinter denen sich meine Leute verstecken konnten, dann hätten die Banditen sich auf die Bauern stürzen können, die das Land bebauten.

Die Mauer war so hoch und fest wie jene, die dem Shavig-Wetter über viele Jahrhunderte widerstanden hatte. Unten maß sie beinahe fünfzehn Fuß, außen aus guten Steinen gebaut und innen mit Geröll gefüllt (wovon wir viel hatten). An der Krone war sie weniger als neun Fuß breit, doch das gab den Wachen immer noch genug Platz, um sich zu bewegen. Es war eine gute Mauer, selbst wenn sie seltsam aussah, da es mehr Granitsteine in ihr gab als schwarze.

Hinter der Mauer wirkte der Hof nun seltsam kahl, da all die kleineren Nebengebäude, die meine Ahnen errichtet hatten, verschwunden waren. Es war schwierig gewesen, den Hof zu begradigen, da sich der Erdhügel, auf dem die Burg gestanden hatte, gesetzt hatte, nachdem einige der Höhlen darunter eingestürzt waren.

Das neue Quartier der Garde stand an der Mauer nahe einem der sechs Türme und war das einzige Steingebäude im Hof, wenn man einmal von der Schmiede absah. Wir hatten ein ordentliches rechteckiges Haus errichtet, nur halb so groß wie das vorige, aber es bot doppelt so viel nutzbaren Platz. Es gab Stallungen für ein paar Tiere, doch die meisten Pferde waren draußen, zwischen der inneren Mauer und dem Bereich, in dem sich die äußere einmal befunden hatte.

Ich seufzte, als ich an die äußere Mauer dachte, und beschloss, am Fußboden in der Haupthalle weiterzumachen - etwas, das vielleicht fertig werden würde, bevor ich an Altersschwäche starb. Tosten war schon dort und arbeitete, und ich schloss mich ihm an. Das Verlegen von Steinfliesen war unangenehme Arbeit, und der Kalk in der Fugenmasse fand immer einen Weg selbst in die kleinste Schnittwunde.

»Warum hast du Hurog so groß wiederaufgebaut?«, fragte Tosten und legte eine Fliese in das Muster, für das wir uns entschieden hatten.»Es braucht nicht mehr so groß zu sein. Hurog ist nicht wohlhabend, und das hier wirkt irgendwie protzig. Wir hätten eine Halle haben können, die halb so groß ist, zwei Stockwerke statt dreien und nur die Hälfte der Schlafzimmer.«

Ich hätte anführen können, dass unsere Burg eigentlich nicht sonderlich groß war. Sie fühlte sich nur so an, weil Tosten und ich und Oreg die einzigen übrig gebliebenen Hurogs waren, die hier wohnten. Meine Schwester Ciarra hatte unseren Vetter Bec-kram geheiratet und lebte mit ihm in Iftahar, auf dem Besitz meines Onkels. Die Burg von Iftahar hallte wider vom Lachen und den Rufen von Kindern und wirkte dadurch viel kleiner, als sie tatsächlich war.

»Es kostet nicht viel - der Granit gehört uns und muss nur gebrochen werden. Ich zahle die Garde ohnehin, also können sie auch etwas dafür tun«, sagte ich.

Tosten lachte leise.»Ich würde gern dabei sein, wenn du das Stala sagst.«

Ich riss die Augen auf und ließ mein Gesicht ausdruckslos werden.»Sehe ich so dumm aus?«

»Niemand«, verkündete er und verlegte eine weitere Fliese,»ist so dumm, das zu wagen.«

Ich lachte und sah mich um.»Es ist wirklich nicht besonders groß; du könntest unsere ganze Burg ein Dutzend Mal in den Palast des Königs in Estian stellen. Der Handel mit den Zwergen blüht noch nicht gerade, aber Axiel erzählte mir, dass die geheimnisvolle Krankheit, die sein Volk befallen hatte, überstanden sei. Es gibt wieder Zwergenkinder, zum ersten Mal seit langer Zeit, und bald werden sie mehr Zeit haben, um Luxusgüter für den Handel herzustellen.«

Tosten nickte.»Das sind gute Nachrichten! Ich habe nicht mehr mit Axiel gesprochen, seit er letzten Winter hier war und geholfen hat, dein Zimmer fertigzustellen.«

»Ich auch nicht«, erwiderte ich.»Aber Oreg besucht ihn hin und wieder.«

»Wie geht es Tisala?«

»Das Einzige, was uns immer noch Sorgen macht, ist ihre linke Hand, aber sie wird überleben, selbst wenn Oreg die Hand nicht retten kann.«

Wieder nickte er und wandte die Aufmerksamkeit erneut dem Boden zu. Nach einiger Zeit begann er, eine Ballade zu summen. Als er anfing zu singen, schloss ich mich an. Bald schon hatten wir eine Gruppe von Kindern als Zuhörer, also spielten wir ein bisschen Theater. Tosten fand ein Lied mit einer Männer- und einer Frauenrolle. Er sang den Mann mit hoher, quiekender Stimme und ich die Frau im Bass. Wir unterhielten die Kinder und arbeiteten am Boden, bis es Zeit zum Abendessen war. Selbst Tosten hatte sich heiser gesungen, aber die Köchin brachte uns heißen Apfelwein und küsste ihn dankbar auf die Wange, weil er die Kinder beschäftigt hatte, während ihre Mütter kochten und sauber machten.

WARDWICK

 

In aller Form ergangene Einladungen abzulehnen ist unhöflich und kann in der Zukunft zu dauerhaftem Schaden führen. Nachdem ich fertig gegessen hatte, ging ich nach oben, um nach meinem Gast zu sehen. Eine der Zofen hatte mir gesagt, sie habe Suppe und Brot nach oben gebracht, aber Tisala habe geschlafen.

Das Zimmer des Burgherrn in Hurog hätte im Vergleich mit jedem Zimmer, das ich je gesehen hatte, gut abgeschnitten, die königlichen Gemächer in Estian eingeschlossen. Es war ein Geschenk der Zwerge gewesen, die sich eingeschlichen hatten, als ich in Iftahar gewesen war, um mit meinem Onkel zu sprechen.

Das Holz war ein exotisches Hartholz aus dem Süden, mit auffälliger Maserung und satter Farbe. Die Zwerge hatten die komplizierte Maserung genutzt und an den seltsamsten Stellen phantastische Formen eingeschnitzt. Der Verputz an den Wänden hatte weiche Muster, die von pulverisierten Edelsteinen glitzerten. Hoch droben ließen Oberlichter Sonne durch schmale Streifen von dickem, klarem Kristall herein. All dieser Luxus wirkte ausgesprochen seltsam in dem ansonsten kargen Stil von Hurog, und ich hatte mich noch nicht so recht daran gewöhnen können.

»Ihr lebt nicht schlecht für einen armen Barbaren aus dem Norden«, stellte Tisala mit heiserer Stimme fest.

Ihre Augen waren geschlossen gewesen, als ich ins Zimmer kam, aber sie war nun wach.

Ich machte eine umfassende Geste und sagte:»Ein Geschenk von den Zwergen.«

Plötzlich grinste sie.»Rettet einmal ein Volk vor dem Aussterben, und Ihr müsst für immer damit leben. Ich habe ein paar Banditen umgebracht und das Bewusstsein verloren - ich hatte nicht erwartet, im Luxus aufzuwachen. Es unterscheidet sich ein wenig von meiner Vorstellung von Hurog.«Das Grinsen verschwand so schnell wieder, wie es gekommen war - die purpurne Prellung musste wehtun, die auf ihrem Gesicht entstanden war, seit ich sie zum letzten Mal gesehen hatte.

»Einer meiner Leute hat Euch gefunden«, sagte ich.»Wir haben Euch heute Früh hierhergebracht. Irgendwo müsste es Suppe und Brot geben, falls Ihr Hunger habt.«

Sie ignorierte mein Angebot und betrachtete ihre nicht verbundene Hand, die erheblich besser aussah als noch zuvor. Staunen trat in ihren Blick.»Erst heute Morgen?«

»Oreg ist ein guter Heiler«, sagte ich.»Ihr seid an den richtigen Ort gekommen - Eure Hand hatte schon angefangen zu verfaulen. Jeder andere hätte sie abgeschnitten.«

Sie schwieg eine Weile und bewegte langsam die

Finger. Immer noch mit dem Blick auf die Hand sagte sie:»Es tut mir so leid, dass ich einfach hier aufgetaucht bin, aber ich wusste nicht, wohin ich sonst hätte gehen können.«

»Mein Haus ist Euer Haus«, sagte ich, und ich meinte es vollkommen ernst.

»Er wird nach mir suchen«, sagte sie,»denn er glaubt, ich sei der Schlüssel zu zwei Dingen, die er unbedingt haben will.«

»Jakoven?«, fragte ich.

Sie nickte und sah mich an.»Er glaubt, ich kenne die Namen der Adligen, die Alizon helfen.«

»Und, tut Ihr das?«, fragte ich.

»Nicht alle, aber genug, um vielen zu schaden, die nichts weiter tun, als einen Mann vor ungesetzlicher, ungerechtfertigter Verfolgung schützen - zumindest so lange ungesetzlich, bis Jakoven Alizon zum Verräter erklärt.«

Der Halbbruder des Königs war vor beinahe einem Jahr verschwunden, etwa zur gleichen Zeit, als das königliche Heer unerwartet seinen Landsitz umstellt hatte. Alizon hatte nicht viel mehr als die Kleidung retten können, die er am Leib trug - und viele Verbündete, die bereit waren, ihn zu verstecken. Der König hatte keine Anklage erhoben, sondern erklärt, er ziehe es vor zu warten, bis sein Halbbruder sich persönlich verteidigen könne.

Tisala setzte sich hin. Sie verzog schmerzerfüllt das Gesicht, aber sie hob das Kinn, um jeder Spur von Mitleid zuvorzukommen.»Ich brauchte ein Versteck, bis ich mich wieder erholt habe. Es tut mir leid, wenn ich Euch in Gefahr gebracht habe - aber ich glaube nicht, dass er mich jemals hier vermuten würde.«

»König Jakoven mag mich ohnehin nicht besonders, und ich mag ihn auch nicht«, sagte ich trocken.»Ihr seid hier willkommen, so lange Ihr wollt - es wird mein Verhältnis zum Hochkönig nicht ändern.«

»Ich komme nicht mit leeren Händen«, sagte sie.»Das Zweite, was Jakoven von mir will, ist eine Möglichkeit, Euren Vetter Beckram des Verrats zu überführen.«Wieder bewegte sie die Hand ein wenig, dann fuhr sie fort.»Es schien ihm einigermaßen wichtig zu sein.«

Ich bemerkte, dass sie nicht sagte, dass Beckram nichts damit zu tun habe.

Ich wandte mich ab und starrte einen Drachen an, der ins Kaminsims geschnitzt war. Wenn man meinem Onkel glauben durfte, der sich in Angelegenheiten des Hofs selten irrte, war König Jakoven wütend über die wachsende Anhängerschaft seines Halbbruders, hielt sie aber nicht für eine ernsthafte Gefahr für seinen Thron. Eine Ansicht, die, wie ich dachte, bedauerlicherweise gerechtfertigt war.


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