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Der Basilisk wandte sich Landislaw zu, der die Augen geschlossen hatte und sich weiterhin gegen die Männer, die ihn festhielten, zur Wehr setzte. Entweder hatten sie ihren Griff gelockert, als sie sich abwandten, oder die Angst verlieh ihm größere Kraft, denn nun riss er sich los und schlurfte mit seinen Ketten auf uns zu.
»Garranon!«, rief er.
Sein Bruder versuchte, zu ihm zu gelangen, aber Kariarns Leute hielten ihn fest.
Der Basilisk bewegte sich plötzlich und so schnell, dass meine Augen beinahe nicht folgen konnten. Eben war er noch nahe der Tür, dann neben Landislaw. Das Geräusch ließ Landislaw sich umdrehen. Ich erkannte, in welchem Augenblick der Blick des Geschöpfs Garranons Bruder erfasste. Landislaw hörte so plötzlich auf, sich zu bewegen, als hätte man einer Marionette die Schnüre durchgeschnitten.
Der Basilisk richtete ein Auge weiter auf sein Futter und das andere auf uns. Erst als der kalte Blick über mich hinweggegangen war, wurde mir klar, dass ich mich hätte abwenden sollen, aber das Tier war offenbar nicht an weiteren Opfern interessiert. Wenn ich mich dennoch nicht regte, dann lag das nicht an dem Blick des Basilisken, sondern an dem Wissen, dass ich überhaupt nichts tun konnte. Ohne eine Waffe hatte ich keine Aussichten gegenüber dem Tier, von Kariarns Wachen gar nicht zu reden. Solange mein Bruder gefangen war, durfte ich mein Leben nicht wegwerfen. Aber einfach stehen zu bleiben, war das Schwerste, was ich in meinem Leben getan hatte.
Der Basilisk hatte sich inzwischen offenbar ausreichend überzeugt, dass er nicht gegen einen von uns um seine Mahlzeit kämpfen musste, stieß mit dem Kinn gegen Landislaw und warf ihn um. Er öffnete sein Maul, und man konnte kleine dreieckige Zähne sehen, die nicht größer waren als die eines Hunds. Er drehte den Kopf ein wenig, verschlang Landislaws Oberkörper, und dann riss er die Reptiliennase nach oben, was den Mann in seinen Schlund rutschen ließ.
Einer der Männer, die Landislaw festgehalten hatten, drehte sich zur Seite und begann hilflos zu würgen. Landislaw war nicht tot. Gebannt von der schrecklichen Magie des Basilisken, würde er langsam verdaut werden, während er noch lebte.
Ich hatte Landislaw nie gemocht, aber niemand hatte so etwas verdient.
»Was wird aus den Ketten?«, fragte ich lässig. Ich verließ mich darauf, dass das schlechte Licht in der Halle verbarg, wie blass ich geworden war.
Kariarn zog die Brauen hoch, als er meinen lässigen Ton hörte.»Er spuckt das harte Gewebe nach ein paar Tagen wieder aus.«
»Ah, wie eine Eule«, sagte ich, weiterhin um eine ruhige Stimme bemüht. Lass den Feind niemals wissen, was dir Angst macht. Ich konzentrierte mich weiterhin auf Kariarn, denn ich wollte Garranons Schmerz nicht sehen.»Wo habt Ihr herausgefunden, wie man ihn beherrschen kann?«
Kariarn lächelte, als hätte er einen Seelenfreund gefunden. Wenn ich ihn davon überzeugen konnte... Mein Plan war bestenfalls halb ausgedacht, um ihn besser an Veränderungen der Situation anpassen zu können.
»Die Cholynn war sehr hilfreich. Sie hat genug von der tallvenischen Herrschaft. Ohne Jakoven könnten die Cholyten das ganze Land beherrschen. Ihr Orden verfügt über Bibliotheken, die bis zur Zeit des Kaiserreichs zurückreichen, und sie hat mir mehrere Magier geschickt - wenn auch keiner so nützlich war wie Bastilla.«
»Warum habt Ihr mich hierhergebracht, damit ich zusehen konnte?«, fragte ich.
»Bastilla dachte, Ihr würdet Euch für meinen Steindrachen interessieren, da Hurog einmal das Zuhause von Drachen war.«Plötzlich lächelte er.»Wisst Ihr, dass die Kaiser Drachen hatten, die ihnen dienten? Ich bin der Erste seit diesen alten Zeiten, der einen Drachen besitzt.«
Er war der erste was? Kaiser? Noch hatte er sein Kaiserreich nicht.
Ich nickte nachdenklich.»Sagt mir, Euer Hoheit, wie wollt Ihr mir Hurog zurückgeben?«Es war nicht notwendig, Gefühle für meine Heimat vorzutäuschen - selbst die Soldaten mit ihren reglosen Mienen konnten wahrscheinlich die Gier in meiner Stimme hören.
Kariarn lachte.»Gleich zum Thema, wie? Warum habt Ihr Eure Ansicht geändert?«
»Erwartet Ihr, dass ich vor meinem Bruder das Gesicht verliere? Mit der Zeit wird er sich an die Idee gewöhnen, dass ich es getan habe, um Hurog zu retten. Aber er wird eine Weile brauchen. Ich weiß, dass ich Hurog vom tallvenischen König niemals zurückerhalten werde, und dass er darüber hinaus auch noch meinen Vetter umgebracht hat, trägt nicht dazu bei, meine Ansicht über ihn zu verbessern. Meine Frage ist nun: Worin besteht Euer Preis?«
»Es ist nichts, was Ihr nicht zahlen könntet«, sagte er rasch, als befürchtete er, dass der Fisch dem Haken wieder entgleiten könnte.»Ihr werdet loyal zu mir sein und mir Steuern zahlen, wie Ihr sie jetzt nach Tallven zahlt.«
»Ich habe Tallven gegenüber Schwüre geleistet.«Ich runzelte die Stirn, als wäre mir gerade erst klar geworden, was es bedeutete, Kariarns Hilfe zu akzeptieren.»Ein Hurog bricht seine Schwüre nicht.«
»Niemand hält sich an Schwüre, die bereits gebrochen wurden«, sagte er.»Jakoven brach das Bündnis, das seine Ahnen vor so vielen Jahren mit Hurog schmiedeten, als er Euch Eure Burg einer Laune folgend abnahm. Ihr seid ihm nichts mehr schuldig.«
Ich schob mein Kinn energisch vor, als er das sagte, dann riss ich die Augen auf und ließ meinen Blick weich und traurig werden.»Das hat er tatsächlich. Und er lässt zu, dass Eure Heere Oranstein verwüsteten, nachdem er dem Land die Möglichkeit nahm, sich zu verteidigen. Ein solcher Mann verdient es nicht, König zu sein.«
»Wie leicht Ihr Eure Ehre wegwerft«, sagte Garranon. Seine Stimme war belegt von Tränen und Zorn.
»Wie könnt Ihr es wagen, zu mir von Ehre zu sprechen?«, brüllte ich in meiner besten Imitation meines Vaters.»Ihr wart es doch, der mir Hurog genommen hat, und warum? Damit euer verräterischer kleiner Bruder von Ciernack keinen Klaps aufs Hinterteil bekam! Eine Strafe, die er wohlverdient hatte. Wenn Ihr ihn dazu erzogen hättet, die Verantwortung für seine Taten zu tragen, hätte er vielleicht kein solches Ende genommen. Ich lasse mir von Jakovens Hure nichts von Ehre erzählen.«Ich wollte, dass Garranon und seine Frau an diesem Abend mit Oreg und Tosten flohen. Wenn ich Glück hatte, würde Kariarn niemals glauben, dass ich auch nur einen Finger gerührt hatte, um ihnen zu helfen.
»Bringt Lord Garranon und die Dame wieder in ihre Räumlichkeiten«, befahl Kariarn scharf.
Garranon sah mich aus zusammengekniffenen Augen an, sein Zorn eine schwelende Flamme, die einen Augenblick die schreckliche Qual in seinem Blick überstrahlte. Seine Stimme war ein Flüstern, aber sie trug weit genug.»Anders als Ihr war mein Bruder kein Verräter. Er hatte Jakoven keinen Eid geschworen, und er wollte die Freiheit für sein Volk. Seine einzigen Verbrechen waren Dummheit und Kurzsichtigkeit. Ihr habt zu der Liste seiner Fehler noch Gier hinzugefügt. Ich hoffe nur, dass ich lange genug überlebe, um sehen zu können, wie man Euch an den Basilisken verfüttert.«
Er sah mich so scharf an wie der Basilisk selbst und hörte nicht auf damit, bis die Wachen ihn aus dem Raum gezerrt hatten.
Kariarn tätschelte meinen Arm.»Ihr seid kein Verräter. Jakoven ist nicht König von Shavig oder Oranstein. Ein echter König schützt sein Volk.«
Ich hob das Kinn und sah den König von Vorsag an.»Ihr habt recht«, sagte ich entschlossen.»Kein König, der diesen Titel verdient, würde so wenig tun, um sein Volk zu schützen. Also gut, was habt Ihr mit Hurog vor, und warum interessiert Ihr Euch dafür? Hurog ist nicht wohlhabend.«
»Nein, aber es hat große Macht. Und ich spreche nicht nur von den Drachenknochen. Ciernack sagte mir, als Euer Onkel dem König trotzte, nachdem Jakoven Euren Vetter getötet hatte, habe ganz Shavig nach seiner Pfeife getanzt.«
»Aber selbstverständlich«, erwiderte ich, als hätte mich das kein bisschen überrascht.»Hurog ist in Shavig ein stolzer Name.«Ich tat, als hätte ich es erst jetzt begriffen.»Oh, ich verstehe. Durch mich werdet Ihr Shavig beherrschen. Aber das wird nicht funktionieren, wenn sie wissen, dass Ihr selbst es wart, der mich dort eingesetzt hat. Die Shavig-Leute mögen die Vorsag nicht.«
Kariarn lächelte.»Ich wusste, dass Ihr klüger seid als Landislaw. Was, wenn ich Euch zum Retter von Hurog mache? Zum Verteidiger gegen seine Feinde? Wir werden Euren Onkel umbringen, und dann kehrt Ihr zurück, übernehmt seine Männer und vertreibt uns aus Hurog - nachdem ich meine Drachenknochen habe.«
»Die könnt Ihr gern mitnehmen«, sagte ich in zerstreutem Ton, doch es war durchaus ernst gemeint. Der Drache war tot, und ich musste die Lebenden schützen.»Aber warum müssen wir meinen Onkel umbringen?«
»Er hat Euch Hurog abgenommen, Ward. Er hat keine Gnade verdient.«
Ich holte tief Luft, als wappnete ich mich gegen eine schwierige Aufgabe.»Ihr habt recht. Ja. Ich werde es tun. Aber was wird aus meinem Bruder? Ich kann nicht zulassen, dass er ebenfalls umkommt.«
»Das ist nicht notwendig - wenn Ihr ihn überzeugen könnt, Eurem Beispiel zu folgen.«
Ich nickte.»Ich denke, das lässt sich machen.«
Sie säuberten und verbanden die Wunde an meinem Arm, die Penrod verursacht hatte, dann führten die Wachen mich höflich in meine Zelle zurück. Selbst das Verschließen der Tür erfolgte beinahe bedauernd. Sie ketteten mich nicht wieder an. Man hatte die Zelle gesäubert, während ich weg gewesen war, und das modrige Stroh mit frischen, nach Blüten riechenden Binsen ersetzt.
Tosten saß in der Ecke, die Knie an die Brust gezogen und den Kopf daraufgelegt. Das Licht aus dem kleinen Fenster hoch über unseren Köpfen ließ nicht zu, dass ich mehr erkannte. Ich wurde verzehrt von meinen Schuldgefühlen, weil ich zugesehen hatte, wie ein Mann starb, ohne einen Finger zu rühren, um es zu verhindern; aber der Zustand meines Bruders schob alles andere in den Hintergrund.
»Tosten?«, fragte ich. Aber er blickte nicht auf.
»Bastilla hat ihn geheilt«, sagte Oreg hinter mir. Er hatte mich erschreckt, aber es war mehr der Zorn in seiner Stimme als sein plötzliches Erscheinen.
»Sie ist in meinen Kopf gekrochen«, flüsterte Tosten.»Ich konnte sie nicht fernhalten. Sie hat mir meine Seele gestohlen, und ich konnte nichts dagegen tun.«
Erschrocken sah ich Oreg an, der den Kopf schüttelte und sagte:»Niemand hat deine Seele gestohlen, Tosten. Du kannst sie weggeben, aber sie können sie nicht stehlen, nicht einmal durch einen Trick.«
»Ihr Götter!«, stöhnte Tosten.
Ich legte ihm die Hand auf die Schulter.
Er hörte auf, sich zu wiegen, und blickte zu mir auf.»Was ist dir zugestoßen?«
Ich musste wieder an den Basilisken denken und schluckte Galle.»Belauscht uns jemand?«, fragte ich Oreg.
Er legte den Kopf schief.»Jedenfalls nicht auf magische Weise.«
»Kariarn hat mich zusehen lassen, wie sein Basilisk Landislaw bei lebendigem Leib auffraß. Er hat ihn einfach verschlungen wie eine Schlange eine Maus.«Allein schon darüber zu sprechen bewirkte, dass mir übel wurde.
»Warum hat er dich nicht wieder angekettet?«, fragte Tosten, der wusste, wer Landislaw war, ihn aber nie kennengelernt hatte, weshalb das Schicksal des Jungen ihn nicht rührte.
»Weil er Shavig haben will und glaubt, dass Hurog die anderen Nordländer in seine Gewalt bringen wird - etwas, wofür wir wahrscheinlich Duraugh zu danken haben«, antwortete ich, froh, das Thema wechseln zu können. Es war viel besser, sich wegen Kariarn den Kopf zu zerbrechen, als weiter daran zu denken, wie sich Landislaw langsam im Bauch des Basilisken auflöste.»Lasst mich einen Augenblick nachdenken.«
Sie schwiegen, während ich im Kopf die Möglichkeiten durchging.
Es gab ein Spiel, das mir meine Tante einmal beigebracht hatte. Man nahm sich ein Hüpfsteinbrett und stellte sich alle möglichen Spielkombinationen vor.
Kariarn würde bald nach Hurog aufbrechen, und Garranon und seine Frau würden sterben müssen, bevor er abzog. Er konnte es sich nicht leisten, den Herrn von Buril am Leben zu lassen. Also musste Oreg sie aus der Burg bringen.
Dass Kariarn seine Pläne für Oranstein zurückstellen wollte, nachdem Bastilla uns hierhergebracht hatte, verwirrte mich. Er war in der besten Lage, Oranstein zu erobern. Aber andererseits konnte Haverness ihn und seine Leute hier jederzeit entdecken. Und Kariarn wollte das riskieren, nur um an die Drachenknochen aus Hurog zu gelangen?
Besessenheit, dachte ich, es geht hier nur um Besessenheit. Kariarn wollte Magie haben, nicht Oranstein.»Was wird er mit den Knochen tun?«
»Bastilla glaubt, wenn sie pulverisierte Drachenknochen trinkt, wird sie das zur mächtigsten Magierin der Welt machen«, sagte Tosten.»Sie hat damit geprahlt.«
»Was würde es bei jemandem bewirken, der nicht bereits ein Magier ist?«, fragte ich.
»Es könnte ihn eine Weile zum Magier machen«, antwortete Oreg.»Aber er würde immer weiter Knochen trinken müssen, um seine Macht zu behalten. Und schließlich würde es ihn umbringen.«
»Oreg, wenn du in Hurog wärest, könntest du verhindern, dass die Zauberer den Drachen finden?«, fragte ich.»Bastilla hat eine Strähne ihres Haars in der Höhle gelassen.«
»Möglicherweise«, sagte er.»Wie viele Zauberer hat er?«
»Gegen wie viele könntest du ankommen?«
»Wenn ich in der Burg wäre, könnte ich drei oder vier von Bastillas Kaliber ein paar Tage fernhalten. Wenn ich das Haar finden und es loswerden könnte, noch viel länger.«
»Könntest du die Drachenknochen zerstören?«, fragte ich.
Er schüttelte den Kopf.»Nein.«
Ich nickte und versank wieder in Gedanken.
»Ward? Warum hat Bastilla Penrod benutzen wollen, um dich zu töten?«, fragte Tosten.»Sie wusste, dass Kariarn die Knochen haben wollte und dass du der beste Weg bist, sie zu bekommen.«
»Was war das?«, fragte Oreg.
Ich hatte nicht die Zeit gehabt, darüber nachzudenken, aber Tosten hatte recht. Es war tatsächlich seltsam. Ich erzählte Oreg von Penrods Angriff und wie mein Bruder mich gerettet hatte.
Ich dachte an den seltsamen Blick, den ich bei Bastilla in Haverness’ großer Halle bemerkt hatte, als ich mit Tisala zusammen gelacht hatte, und an ihre Reaktion, als ich ihr erklärt hatte, warum ich nicht ihr Geliebter sein konnte. War sie so wütend auf mich gewesen, dass sie Kariarns Zorn riskierte, um mich umzubringen?
»Ich nehme an, Kariarn weiß nichts davon«, sagte ich.»Ich frage mich, wie viel sie über ihre Befehle hinaus tun kann.«Oreg schüttelte nur den Kopf, also schob ich das Problem mit Bastilla zur Seite und dachte über dringendere Probleme nach.
Garranon, seine Frau und Tosten mussten in Sicherheit gebracht werden. Ich würde mein eigenes Leben aufs Spiel setzen, aber nicht das meines Bruders. Wenn er in Sicherheit war, konnte ich mit Kariarn nach Hurog gehen. Kariarn war bereit, mein Zuhause zu zerstören, um zu den Drachenknochen zu gelangen; wenn ich mit Oreg dort wäre, würde es nicht notwendig sein, Hurog einzureißen.
»Der König«, sagte ich zu mir selbst, nicht zu den anderen.»Der König hat unseren Vetter getötet und mir Hurog abgenommen, was mich von den Schwüren entbindet, die ich als Erbe des Hurogmeten geleistet habe. Kariarn behauptet, er werde mir Hurog zurückgeben, wenn ich ihn unterstütze.«
Tosten kam taumelnd auf die Beine.»Ward... Tu das nicht. Du darfst ihm nicht trauen!«
»Nein«, stimmte ich ihm freundlich zu.»Aber er mir ebenso wenig. Er wird Hurog angreifen, auf die eine oder andere Weise. Ich muss dort sein, und der schnellste Weg nach Hurog besteht darin, mit ihm zu reiten.«
Tosten sah mich empört an.
»Dennoch«, sagte ich und starrte wieder die Wand an,»wenn ich dir sage, was ich vorhabe, wirst du wütend und schlägst mich mit.«Ich sah mich um und fand einen neuen Gegenstand in der Zelle, den man gebracht hatte, um unsere Bequemlichkeit zu erhöhen. «... mit dem Nachttopf, und ich verliere das Bewusstsein. Du fliehst auf eine unbekannte, aber geniale Weise aus der Zelle...«Ich starrte die Tür an, aber sie sah fest aus. Es gab jedoch keinen Riegel mehr, sondern nur ein großes eisernes Schloss.
»Tosten hat einige Zeit in einer Hafenstadt verbracht«, sagte Oreg.»Leute aus Hafenvierteln haben alle möglichen Fähigkeiten.«
Ich warf Tosten einen neugierigen Blick zu, und er wand sich ein bisschen.»Also gut. Ich kann die meisten Schlösser knacken, wenn ich einen oder zwei Tage Zeit habe.«
»Ich kann es schneller«, bot Oreg an.
Ich grinste.»Tosten glaubt also, dass er mich getötet hat, öffnet die Tür und durchsucht die Räume hier oben, wobei er Garranon und seine Frau findet und sie befreit, weil Garranon weiß, wie man hier herauskommt.«
Tosten holte tief Luft.»Ich weiß, dass Oreg mit dir kommen wird... Aber bist du sicher, dass du mich nicht ebenfalls dabeihaben willst? Ich könnte dir Deckung geben.«Dass so etwas von Tosten kam, verblüffte mich. Nicht das Angebot als solches, sondern die Art, in der es vorgebracht wurde, und sein stilles Eingeständnis, dass Oreg eine größere Hilfe sein würde.
»Ich brauche Oreg wegen Bastilla und Hurog«, sagte ich.»Ich brauche dich, weil du Garranon zu Tisala und in Sicherheit bringen kannst. Ich brauche dich, weil Beckram dich mag, und er wird vielleicht auf dich hören, wenn du ihm eine verrückte Geschichte über geflohene Sklavinnen erzählst, die eigentlich Spioninnen sind, und über Drachenknochen, die im Herzen von Hurog liegen. Lass ihn die Blaue Garde zusammentrommeln und so schnell wie möglich nach Hurog bringen.«
Er sah mich misstrauisch an, weil er herausfinden wollte, ob ich das auch wirklich ehrlich meinte. Dann richtete er sich auf und nickte. Ich hatte ihm eine Aufgabe gegeben. Ich hatte ihn in Sicherheit gebracht, besonders, da es absolut keine Möglichkeit gab, dass er bis nach Callis reiten, Beckram holen und nach Hurog gelangen konnte, bevor Kariarn uns alle auf Schiffe gebracht und nach Tyrfannig transportiert hatte. Geografie war nie Tostens starke Seite gewesen. Er würde wütend sein, aber in Sicherheit.
Als Oreg mit ein wenig Magie am Schloss die Tür öffnete, konnten wir die Wachen hören, die sich am Fuß der Treppe leise unterhielten. Wir schlichen zu den anderen Räumen auf dem gleichen Stockwerk und begannen, sie zu durchsuchen. Garranon und seine Frau befanden sich in der zweiten Zelle, die wir fanden. Es fiel Oreg ebenso leicht, dieses Schloss zu öffnen, wie er das unsere geöffnet hatte.
Ich zog die Tür auf, ging hinein und konnte gerade eben noch einem (glücklicherweise leeren) Nachttopf entgehen. Nachttöpfe sind durchaus schwer genug, um gute Waffen abzugeben.
Ich packte ihn, bevor Garranons Frau es noch einmal versuchen konnte.»Lasst das!«, flüsterte ich.
»Ich bin der Einzige, der Ward heute Abend eins verpasst«, sagte Tosten und kam herein. Er verbeugte sich vor ihr.»Ich bin Tosten von Hurog, und Ihr müsst Garranons Frau sein.«
»Was tut Ihr hier?«, fragte Garranon aus dem Schatten. Er klang alles andere als froh, verhielt sich aber ruhig. Ich ließ seine Frau los, behielt allerdings vorsichtshalber den Nachttopf.
»Wir retten Euch«, erwiderte ich.»Ihr glaubt doch nicht, dass Kariarn Euch am Leben lassen wird, oder?«
Oreg begann, an den Ketten zu arbeiten, die Garranon hielten, und ich stellte den Nachttopf auf den Boden.
»Ihn kenne ich«, sagte Garranons Frau und nickte zu mir hin, wobei sie zu ihrem Mann sprach.»Aber wer sind die anderen beiden?«
Garranon, der seine Ketten abschüttelte, sah erst Oreg an, dann Tosten.»Sie sind alle Hurogs... aber diesen beiden bin ich nie zuvor begegnet.«
Es war nicht Unhöflichkeit, was mich davon abhielt, sie offiziell vorzustellen, aber ich konnte mich einfach nicht an den Namen von Garranons Frau erinnern und konnte sie auch nicht Lady Buril oder Lady Garranon nennen, weil oransteinische Bräuche das nicht erlaubten.
Nach einem verlegenen Augenblick sagte ich:»Ihr werdet mich Eurer Gemahlin erneut vorstellen müssen, Garranon. Dann werde ich sie mit meinen Verwandten bekannt machen.«
Garranon lächelte kurz.»Darf ich Euch meine Frau, Lady Allysaian, vorstellen.«In seiner Stimme lag mehr Zuneigung, als ich erwartet hätte, wenn man die Art seiner Beziehung zum König bedachte.
Ich verbeugte mich und deutete auf meinen Bruder.»Lady Allysaian, Lord Garranon, darf ich Euch meinen Bruder Tosten vorstellen, Euren Retter.«
Wir befanden uns in einer Zelle zwischen Stroh und Nachttöpfen, aber Allysaian knickste, und Tosten verbeugte sich. Garranon sagte ungläubig:»Er ist tot.«
Ich grinste.»Hurog ist bekannt für seine Gespenster. Lady Allysaian, Lord Garranon, darf ich Euch meinen Verwandten Oreg vorstellen, der ein Zauberer ist.«
»Tatsächlich?«, murmelte Garranon.»Wie nützlich.«
»Also gut«, sagte ich.»Gibt es einen Weg hier hinaus, oder muss Oreg es mit Magie versuchen?«
»Soll ich Buril etwa in den Krallen der Vorsag lassen?«, erwiderte Garranon.
»Im Augenblick könnt Ihr dagegen nicht viel tun«, stellte Oreg fest.
Der Oransteiner starrte Oreg an, und an seinem Kinn zuckte ein Muskel. Dann wandte er sich wieder mir zu.»Ihr schlagt Euch also auf Kariarns Seite. Und Ihr rettet uns, weil.«
»Weil es das Richtige ist.«
Er lachte - ein leises, ungläubiges Lachen.»Das hätte ich vielleicht dem einfältigen Jungen geglaubt, den Ihr spieltet, aber Ihr lügt zu gut, Lord Wardwick. Kariarn hat Euch den gleichen Handel angeboten wie meinem Bruder. Das Ergebnis habt Ihr gesehen. Aber für Hurog würdet Ihr alles riskieren, nicht wahr?«
Tosten holte tief Luft, als wäre ihm gerade erst klar geworden, welche Versuchung mir Kariarn geboten hatte.
Ich schüttelte den Kopf, denn wir hatten keine Zeit für Streitereien.»Findet es selbst heraus. Mein Bruder wird Euch an den Ort bringen, an dem sich Ha-verness’ Tochter und ihre Soldaten aufhalten. Sie wird dafür sorgen, dass ihr Vater von Buril erfährt.«
Garranon zog die Brauen hoch.»Dann geht Ihr nach Hurog. Kariarn bricht dort ein, nimmt sich, was immer er aus Eurer Festung will.«
»Drachenknochen«, flüsterte Oreg.
Garranon fuhr ohne Pause fort:». und Euer Onkel stirbt bei dem Kampf. Ihr bekommt Hurog.«
Tosten erstarrte und sah mich aus großen Augen an. Onkel Duraugh hatte er offenbar vergessen.
Es tat mir weh, dass er glauben konnte, ich würde unseren Onkel umbringen, um mir Hurog zu verschaffen. Aber ein Teil von mir rechnete ebenfalls mit Duraughs Tod. Oh, nicht dass ich ihn umbringen würde, aber ich fürchtete, er könne auf eine Weise sterben, die ich nicht zu verhindern imstande war. Dann kehrte der Held - ich - zurück und triumphierte über das Böse, und Hurog war mein. Mein.
Und deshalb machte ich mir nicht die Mühe, mich zu verteidigen.
Garranon sah mich unter halb gesenkten Lidern an, dann wandte er sich Tosten zu.»Im übernächsten Raum gibt es einen Geheimgang.«
»Es ist wirklich seltsam«, sagte Oreg, nachdem er uns beide wieder in der Zelle eingeschlossen und nach dem Nachttopf gegriffen hatte.
»Was?«
»Wie es dir gelungen ist, alle - dich selbst eingeschlossen - zu überzeugen, dass wir beiden Kariarn und sein gesamtes Heer aufhalten können.«
»Ich brauche sein Heer nicht aufzuhalten«, erklärte ich.»Ich muss nur Duraugh dazu bringen, Hurog zu evakuieren, statt darum zu kämpfen. Kariarn will lediglich die Drachenknochen. Er wird sie nehmen und Hurog wieder verlassen.«
»Du wirst ihm also die Knochen geben?«Oreg tippte sich unglücklich mit dem Nachttopf auf den Oberschenkel.
»Das ist die einzige Überlebensmöglichkeit für Hurog, die ich sehe.«
Oreg starrte mich an, aber in dem schlechten Licht der flackernden Fackeln konnte ich seinen Gesichtsausdruck nicht erkennen. Ich hörte das Stimmengemurmel, als mehrere Männer die Treppe hinaufkamen.
»Der Nachttopf - schlag zu«!, sagte ich und beugte die Knie, damit Oreg einen besseren Winkel hatte.»Ich kann mich bewusstlos stellen, aber es muss fest genug sein, damit ich eine Beule bekomme.«
Oreg starrte den Nachttopf an.»Ich könnte dich immer noch hier wegbringen. Wir könnten Beckram holen und ein Heer nach Hurog schaffen, um es gegen Kariarn zu verteidigen.«
Ich richtete mich auf.»Buril liegt nur drei oder vier Meilen vom Meer entfernt. Dank der Zauberer, die ihm helfen, wird Kariarn bereits eine Flotte im nächsten Hafen bereitliegen haben. Beckram ist in Callis. Er muss über Land reisen.«
Oreg rechnete es sich selbst aus.»Es wird ihn mindestens eine Woche länger kosten, nach Hurog zu gelangen, als Kariarn braucht.«
Ich nickte.»Hurog ist nicht bereit für eine Belagerung. Es wird keine Woche standhalten können.«
Die Wachen waren in Garranons Zelle gegangen. Ich konnte ihre lauten Rufe hören und beugte mich wieder vor.»Mach schon.«
»Der Hurogmeten opfert den Drachen also erneut«, sagte Oreg.
Ich konnte sein Gesicht besser erkennen, als er den Nachttopf über den Kopf hob. Was ich dort sah, sagte mir, dass Oreg über die Gelegenheit, mich zu schlagen, nicht unglücklich war. Und ich brauchte mich nicht bewusstlos zu stellen.
WARDWICK
Ich brauche immer ein paar Tage auf See, bevor ich aufhöre, das Abendessen der letzten Woche von mir geben zu wollen. Mein Magen sagte mir, dass ich mich auf einem Schiff befand, noch bevor ich die Augen öffnete und Bastilla sah, die in Männerkleidung im Schneidersitz neben meiner Koje auf dem Boden saß und ganz so aussah wie die Frau, die mit mir durch die Hälfte der Fünf Königreiche gereist war.
Sie lächelte.»Guten Morgen, Ward. Wie geht es Eurem Kopf?«
Ich erwiderte ihr Lächeln, bevor ich mich wieder daran erinnerte, was sie war. Vorsichtig berührte ich meinen Kopf, konnte aber keine Beule finden.
»Ich habe Euch geheilt«, sagte sie.»Es tut mir leid, dass Tosten so wütend auf Euch war, weil Ihr meinem Herrn folgen wollt. Er hat Euch eine ziemliche Gehirnerschütterung verursacht. Mein Herr dachte, Ihr solltet am besten ruhen, bis wir auf See sind, also habe ich Euch schlafen lassen.«
»Woher wusstet Ihr, dass Tosten zornig war?«Ich hatte diese Interpretation geplant, aber Bastilla klang so vollkommen überzeugt.
»Während ich Euch heilte«, sagte sie und tätschelte mein Knie,»habe ich Eure Gefühle gespürt. Ich habe gefühlt, wie weh er Euch getan hat.«
Tosten hatte gesagt, sie sei in seinen Geist eingedrungen, als sie ihn heilte. Wie viel wusste sie?
»Er versteht nicht, was Hurog mir bedeutet«, sagte ich zögernd. Ihre Normalität stand in solchem Kontrast zu meiner Erinnerung daran, dass sie Kariarns Stiefel geküsst hatte; es war schwer zu glauben, dass es sich um die gleiche Person handelte.
Sie nickte mitfühlend.»Er wird es schon begreifen; er betet Euch an. Wenn Duraugh tot ist, kann er es hinter sich lassen.«Sie hatte also nicht genug von meinen Gedanken verstanden, um zu wissen, dass Duraughs Tod zu den Dingen gehörte, die ich glaubte, verhindern zu können, wenn ich mit Kariarn ging.
Offenbar hielten mich alle für fähig, das Leben meines Onkels einfach wegzuwerfen, um meinen eigenen Ehrgeiz zu befriedigen. Ich weiß nicht, warum es mich kümmerte, was Bastilla dachte; vielleicht war es nur die Bestätigung von Tostens Meinung, die wehtat.
»Weiß König Kariarn, dass Ihr versucht habt, mich umzubringen?«, fragte ich.
Sie senkte den Kopf, sodass ich ihre Miene nicht sehen konnte.»Das war sehr ungezogen von mir«, sagte sie. Dann schaute sie mich an und lachte.»Glaubtet Ihr denn wirklich, Ihr könntet Euch leisten, mit Haverness’ Kuh zu liebäugeln, nachdem Ihr mich abgewiesen hattet? Und Ihr habt gelitten. Ich habe es Euch angesehen, als Penrod starb.«Sie klang wie meine Mutter, wenn sie über ihren Garten sprach.»Armer Penrod. Ich hatte daran gedacht, ihn zu benutzen, um Euren Zauberer zu töten, aber da wir meinem Herrn so nahe waren, konnte ich der Versuchung einfach nicht widerstehen. Er hat sich mir jedoch widersetzt. Ich glaube nicht, dass ich ihn hätte dazu bringen können, mehr zu tun, als Euch zu verwunden, bevor der Bann brach, aber dank Tosten wurde das alles zu reiner Spekulation, denkt Ihr nicht auch?«Wieder lächelte sie über meinen Gesichtsausdruck und fuhr mit der Fingerspitze über den Rand meines Ohrs.»Ich habe Euch doch gesagt, dass es Euch noch leidtun würde, wie Ihr mich behandelt habt. Aber«, in ihrem Blick stand ein widerwärtiger Eifer,»wenn Ihr es meinem Herrn sagt, wird er mich sicher bestrafen. Und da wir gerade von ihm sprechen, ich sollte ihm lieber sagen, dass Ihr wach seid.«
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