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Das Modalwort

§ 196. Das Modalwort ist eine Wortart, die das Verhalten des Redenden zur Realität der Aussage ausdrückt: wahrscheinlich, vielleicht, wohl, gewiß, offenbar u. a.

Und dann dachte er wieder: wahrscheinlich ist überhaupt nichts geschehen... (A. Seghers)

Er dachte an Anka, sie war vielleicht in diesen Tagen umsonst gekommen... (A. Seghers)

Manche Modalwörter enthalten die subjektive Einstellung des Redenden zur Aussage: hoffentlich, leider, glücklicherweise, gottlob, eigentlich.

Worin bestand eigentlich der Schaden? (B. Kellermann)

„Ich mache jetzt rasch meine Visite, Taunusstraße 11. Das alte Fräulein ist hoffentlich gar nicht zu Hause.“ (A. Seghers)

Die Modalwörter verhalten sich im Satz wie Adverbien und erfüllen die Funktion einer Adverbialbestimmung der Modalität (s. § 281). Nehmen sie die Anfangsstellung ein, so weist der Satz die invertierte Wortfolge auf. (Vgl. § 293.)

Vielleicht könnte man das Haus vorläufig so lassen?“ fragte Studmann vorsichtig. (H. Fallada)

Manche Modalwörter können selbständig, als eingliedrige Sätze, gebraucht werden (s. § 213). Dazu gehören vor allen Dingen die Wörter, die etwas bejahen oder verneinen: ja, jawohl, doch, nein, keineswegs u. a.

„Ruth macht mir Sorge!“ sagte er. — „Ruth?“ — „ Ja. Sie macht mir Sorge!“ — „Aber dieser Dietz war ja auch nichts für sie, Papa. Ein oberflächlicher Mensch.“ — „Oberflächlicher Mensch?“ Voller Erstaunen blickte der General Otto an. — „ Ja, gewiß. Herzlich oberflächlich, Papa.“ (B. Kellermann)

Doch steht als Bejahung einer in negativer Form gestellten Frage:

„Geschwister hast du nicht?“ — „ Doch, drei Brüder.“ (W. Bredel)

Die Modalwörter beziehen sich meist auf die ganze Aussage. Es kommt jedoch vor, daß ein Modalwort sich auf ein einzelnes Satzglied bezieht.

Unter all diesen seltsamen oder wohl gar unheimlichen Dingen hing... das unschuldige Bildnis eines toten Kindes... (Th. Storm)

Die Modalwörter sind aus Adverbien entstanden und werden auch heute noch von vielen als eine besondere Abart der Adverbien (modale Adverbien, Adverbien der Art und Weise) angesehen. Manche Modalwörter sind mit Adverbien gleichlautend: wohl, natürlich, kaum u. a. Vgl.:

Marinelli: Wie kann Ihnen so eine Abscheulichkeit in den Mund, in die Gedanken kommen?

Orsina. Wie? — Ganz natürlich. (G. E. Lessing)

Auch Sonja kannte die Geschichte, natürlich, er sah es ihren Augen an.... (B. Kellermann)

Im ersten Beispiel ist natürlich ein Adverb, im zweiten ein Modalwort.

Gleich den Adverbien sind die Modalwörter unflektierbar und werden meist nach denselben Wortbildungstypen gebildet wie die Adverbien. Vgl.: Adverbien — teilweise, fehlerlos, täglich; Modalwörter — glücklicherweise, fraglos, hoffentlich.

Ihrer Bedeutung nach stehen den Modalwörtern manche stehenden Redewendungen nahe: in der Tat (vgl.: tatsächlich), ohne Zweifel (vgl.: zweifellos), in Wirklichkeit u. a.

Der Richter sagte lächelnd: „Es dürfte in der Tat vollständig klar sein, daß der Gefangene unschuldig ist...“ (L. Frank)

Götz: Ihr seid müde, Bruder Martin, und ohne Zweifel durstig! (J. W. Goethe)


Дата добавления: 2015-09-06; просмотров: 210 | Нарушение авторских прав


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