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Außer den oben geschilderten Kategorien besitzt das Substantiv die Kategorie der Bestimmtheit und der Unbestimmtheit. Diese Kategorie wird durch die Verbindung des Substantivs mit dem Artikel, das heißt auf analytische Weise ausgedrückt.
Der Artikel ist eine besondere Wortklasse unter den Funktionswörtern. Ebenso wie die Hilfsverben gehört er zu den HilfsWörtern mit morphologischer Funktion (vgl. S. 44). Er fungiert im Bereich der Formenbildung des Substantivs so, wie die Hilfsverben im Bereich der Konjugation fungieren, und dient zur Bildung der analytischen Formen im substantivischen Paradigma.
Ein wesentlicher Charakterzug der Funktionswörter mit morphologischer Funktion ist, dass sie Flexibilia sind (z. B. de-n des, de-m, de-n). Sowohl das Wurzelmorphem des Artikels als auch seine Flexionsmorpheme dienen zum Ausdruck der grammatischen Kategorien des Substantivs. Das Wurzelmorphem des Artikels erscheint im Gegensatz zum Wurzelmorphem der mit ihm verwandten Autoseraantika (Pronomen der, Numerale ein) nicht als Träger einer lexikalischen Bedeutung, sondern als ein Ausdrucksmittel der grammatischen Bedeutungen im Paradigma des Substantivs. Die Wahl zwischen einer d-Form {der, die, das), einer еш-Form oder einer O-Form des Artikels dient zum Ausdruck der Kategorie der Bestimmtheit und der Unbestimmtheit des Substantivs, die weiter unten behandelt wird. Die Flexionen des Artikels beteiligen sich am Ausdruck von Genus, Kasus und Numerus des Substantivs.
Indem der Artikel das Substantiv regelmäßig begleitet, dient er auch als einer der formalen Merkmale des Substantivs als Wortart. Jedes Wort bekommt bei der Substantivierung neben anderen Merkmalen des Substantivs auch den Artikel, z. B. rot — das Rot; krank— der Kranke; lesen — das Lesen; ach — das Ach (vgl, engl. cold — the cold; to smoke — the smoke; to talk — a talk).
Die Grundfunktion des Artikels ist der Ausdruck der Bestimmtheit und der Unbestimmtheit. Davon überzeugen uns vor allem die Sprachen, wo der Artikel am Ausdruck der anderen grammatischen Kategorien des Substantivs keinen Anteil nimmt, wie zum Beispiel im Englischen, wo er unflektiert ist (vgl. a house — the house, a man — the man).
Es scheint uns aber trotzdem nicht richtig, dem Artikel die Funktion der Kennzeichnung von Genus, Kasus und Numerus überhaupt abzusprechen, wie es zum Beispiel Heinz Vater tut, indem er die Kongruenzverhältnisse in der analytischen Form Artikel + Substantiv {der Wagen — dem Wagen — den Wagen) mit denen in der Wortfügung Adjektiv + Substantiv {großes Glück — mit großem Glück) gleichsetzt [268]. Natürlich kennzeich-
nen das Substantiv in morphologischer Hinsicht alle mit ihm kongruierenden Wörter in der nominalen Wortfügung; doch hebt sich der Artikel als regelmäßiger grammatikalisierter Begleiter des Substantivs von allen Wörtern ab, die mit dem Substantiv kongruieren, sich aber mit ihm nur gelegentlich verbinden.
Den Grundstock der Wortklasse Artikel bilden zwei Funktions Wörter: a) der bestimmte Artikel der und b) der unbestimmte Artikel ein: der Mensch — ein Mensch, das Haus — ein Haus. Ihrem Gebrauch liegt die Opposition: bestimmter Gegenstand / unbestimmter Gegenstand zugrunde (Näheres s. u.).
Der Verwendungsbereich des unbestimmten Artikels ist aber enger als der des bestimmten Artikels, da der unbestimmte Artikel infolge seiner etymologischen Verwandtschaft mit dem Numerale ein keine Pluralform hat. Infolgedessen steht dem Substantiv mit dem unbestimmten Artikel im Plural die artikellose Form gegenüber.
Vgl.: Ich sehe ein Haus —■ Ich sehe Häuser.
Auch im Singular verbindet sich der unbestimmte Artikel nicht mit allen Substantiven, sondern nur mit numerusfähigen (vgl. S. 148), die im Singular eine gegliederte Einheit bezeichnen (ein Mensch, ein Buch, ein Haus, ein Bleistift). Numerusunfähige Substantive, z. B. Stoffnamen, die eine ungegliederte Gesamtheit bezeichnen {Wasser, Stahl, Eisen, Mehl), oder nume-njsunfähige AbstrakCa (Liebe, Hass, Wissen) werden entweder mit dem bestimmten Artikel oder in der artikellosen Form verwendet.
Vgl.: Geben Sie mir einen Bleistift/ Geben sie mir Tinte! Das ist ein Irrtum. Das ist Liebe.
In den Beispielen, wo dem Substantiv der Artikel fehlt, ist das Fehlen des Artikels dem bestimmten Artikel auf dieselbe Weise gegenübergestellt wie der unbestimmte Artikel; folglich ist das Fehlen des Artikels sirmhaltig und dient zum Ausdruck derselben grammatischen Bedeutung wie der unbestimmte Artikel. Daher spricht man in den Grammatiken heute nicht nur vom bestimmten und unbestimmten Artikel, sondern auch von der Nullform (O-Form) des Artikels oder vom Nullartikel [2, 172, 238, 221, 268, П9; über sinnhaltige Artikellosigkeit schreiben auch 45, 138]. Zur Unterscheidung des Nullartikels von den anderen Fällen der Artikellosigkeit s. S. 196 f.
Die Distribution des bestimmten, unbestimmten und des Nullartikels ist also folgende. Der bestimmte Artikel ist dem unbestimmten Artikel und dem Nullartikel gegenübergestellt, ist also das Gegenglied zu beiden anderen Artikelformen; der unbestimmte Artikel und der Nullartikel haben ein und dieselbe grammatische Bedeutung und stehen in ergänzender (komplementä-rer) Distribution zueinander; beide drücken die Unbestimmtheit aus:
der — f ein
O-Form
"Als Ergänzung zu den singularischen Formen des bestimmten Artikels fungieren die sog. Verschmelzungen [85] oder Kurzformen [268]; am, ans, aufs, beim, im, ins, fürs, zum, zum. a.
Im Bereich des unbestimmten bzw. des Nullartikels fungiert der sog. Negationsartikel kein [268], der zwei Bedeutungselemente in sich vereinigt: a) Verneinung und b) Unbestimmtheit; im Bereich der Bestimmtheit werden diese Bedeutungen gesondert ausgedrückt.
Vgl.: a) Das ist die richtige Antwort auf unsere Frage.
Das ist nicht die richtige Antwort auf unsere Frage.
b) Das ist ein Erfolg.
Das ist kein Erfolg,
c) Das ist Gold.
Das ist kein Gold.
Das System der Artikelformen einschließlich der Kurzformen und Nega-tionsartikel ist asymmetrisch:
Sg. Pl.
Sg. PL | ein | | |
der die | 0 — Form | |
Kurzformen | ||
Negationsartikel kein |
§ 60. Die Kategorie der Bestimmtheit und der Unbestimmtheit.
Дата добавления: 2015-08-05; просмотров: 136 | Нарушение авторских прав
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