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Wiederholung syntaktischer Art

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  1. Figuren der Wiederholung

(1) Die Anapher. Das ist eine Wort- oder Wortgruppenwiederholung am Anfang mehrerer aufeinanderfolgender, parallel gebauter Sätze oder größerer Redeeinheiten: Und dann haben wir noch nichts für Feuerung. Und nichts für Sicht. Und nichts für Porto. Und nichts für Kleidung. (Fallada. Kleiner Mann, was nun.) Anapher ist ein Stilmittel, das Eindringlichkeit hervorrufen soll. Sehr beliebt ist die Anapher in der Werbung: Alles preiswert, alles von hoher Qualität und alles gibt es bei uns.

Beim gleichen Absatzbeginn erfüllt die Anapher eine architektonische Funktion, d.h. dient als Mittel der inhaltlichen äußeren Gliederung des Ganztextes in Absätze und ihrer Verbindung zum Ganzen.

(2) Die Epipher. Das ist eine Wort- oder Wortgruppenwiederholung am Ende eines Satzes, mehrerer Sätze oder Absätze: Er ißt beflissen, trinkt beflissen, schmatzt beflissen, schimpft beflissen (Feuchtwanger. Exil). Die Epipher dient wie die Anapher vor allem der rhyhmisch-architektonischen Gliederung des Textes.

 

(3) Das Kyklos (griech.: Kreis = Ringwiederholung, Rahmenwiederholung). Das ist eine rahmende, ringartige Wiederholung am Anfang und am Ende eines Textes: Warum hast bloß geschwiegen, warum? Es erscheint vor allem in emotional verstärkter Alltagsrede. Nicht selten hat das Kyklos architektonische Funktion, d.h. es dient einer ohren- und augenfälligen Gliederung des Textes.

(4) Die Anadiplose (griech. die Verdoppelung). Bei der Anadiplose wird das schließende Wort bzw. die schließende Wortgruppe des vorangehenden Satzes am Anfang des folgenden Satzes / Textstückes wiederholt: ... und ich stand vor ihr wie neubelebt, wie geblendet vom Sonnenglanz ihrer Schönheit, und sie ging weiter – und ich ließ mich am Leben. Und sie ließ mich am Leben, und ich lebe, und das ist die Hauptsache (H. Heine. Das Buch Le Grand). Eine derartige Wiederholung ist in der Alltagsrede als Mittel der emotionalen Verstärkung besonders häufig anzutreffen: Und dann kam der Sturm. Ein Sturm, wie wir noch nicht erlebt hatten. Der Mensch lebt durch den Kopf / Der Kopf reicht ihm nicht aus (Brecht).

(5) Der Parallelismus (= der Isokolon). Das ist eine wiederholte strukturelle Gleichheit, gleichmäßige Wiederkehr derselben Wortform oder Satzstruktur in mehreren aufeinanderfolgenden Sätzen bzw. Absätzen. Der syntaktische Par-s verbindet thematisch sich ergänzende Aussagen: Die Kunst ist lang, das Leben kurz, die Gelegenheit flüchtig, das Urteil schwierig (Goethe). P. findet sich in Sprichwörtern und Lebenswahrheiten: Mit Gott fang an, mit Gott hör auf. Jung gewohnt, alt getan.

2.2. Figuren der Aufzählung (Häufung)

Die Aufzählung (перечисление) ist das Nacheinander gleichartiger Bezeichnungen von Gegenständen, Merkmalen mit oder ohne Konjuktionen. Dazu gehören mehrere stilistische Kombinationsfiguren, die der allseitigen Darstellung einer Erscheinung dienen. Subklassen der A. sind Akkumulation, Amplifikation, Klimax, Antiklimax, Asyndeton, Polysyndeton, Monosyndeton.

 

(1) Die Akkumulation, bloße Anhäufung der einzelnen Aufzählungsglieder ohne Schlußzusammenfassung: Paris der Revolution, imperiales Paris, Paris der Kommunarden, Paris der Boheme, Paris der Volksfront, Paris des Widerstandes – leb wohl, Paris des Akkordeons (Paul Wiens).

(2) Die Amplifikation, Anhäufung einzelner Aufzählungsglieder mit einer eröffnenden oder beschließenden Zusammenfassung: Sie alle, Männer, Frauen und Kinder, sahen sprachlos dem Zerstörungswerk des Feuers zu. // Europa, Asien, die Reiche der Mongolen, Afrika, die Reiche der schwarzen Völker, Amerika, alles in Flamme! (Kellermann B.)

(3) Die Klimax (lat.: Steigerung des Ausdrucks), graduell oder präzisierend steigende Aufzählung, d.h. jedes nächste Kettenglied dieser Aufzählung ist inhaltlich stärker oder genauer als das Vorangehende: Es regnete stundenlang, nächtelang, tagelang, wochenlang.

(4) Die Antiklimax, eine fallende Aufzählung, deren Glieder graduell schwächer erscheinen. Bei Klimax und Antiklimax muß man die Betrachtungsrichtung berücksichtigen. Der Satz Im alten Rom haben wir Patrizier, Ritter, Plebejer, Sklaven z. B. ist eine Antiklimax bei Betrachtung der gesellschaftlichen Machtverhältnisse; er ist eine Klimax, wenn man die zahlenmäßige Stärke dieser Gesellschaftsschichten betrachtet.

(4)

(5) Asyndeton, (6) Polysyndeton, (7) Monosyndeton (Vorlesung „Syntax aus stilistischer Sicht“).

2.3. Figuren der Beifügung

Beifügung ist eine Erweiterung nach dem Prinzip der syntaktischen Subordination. Es sind Attribute aller Art. Dazu gehört das Epitheton.

Das Epitheton ist die jegliche Merkmalhervorhebung eines Gegenstandes, einer Erscheinung. Sprachliche Form des Epithetons sind Attribute verschiedener Art: adjektivische A., Genitivattribut, präpositionales A., Bestimmungswort in einer attributiven Zusammensetzung. Nach der Funktion unterscheidet man konkretisierende, begrifflich differenzierende Epitheta (die rote Rose),bewertende, charakterisierende (ein jämmerliches Verhalten), formelhafte, stehende (kühler Brunnen, trautes Heim),unerwartete (weiße höfliche Manschetten).

Das Epitheton (Beiwor)t: nähere Kennzeichnung eines in einem Substantiv oder Verb ausgedrückten Begriffs, meist durch ein Adjektiv (die freundliche Straße) oder ein Adverb (er lächelte freundlich) (↑ aber weiter unten). Die Kennzeichnung (hier: freundlich) kann entweder als nur sachbezogenes oder zugleich als Atmosphäre gebendes Epitheton aufgefaßt werden. Oft erscheint das Epitheton in Zweizahl, entweder in Synonymie (wirklich und wahrhaftig) oder in Akkumulation (schweigend und gleichgültig), und in Dreizahl, ebenfalls in Synonymie (böse, zornig, wutentbrannt) oder in Akkumulation (ärmlich, verblichen, düster).

Das Epitheton ist nicht an die Wortarten Adjektiv und Adverb gebunden. Auch ein Substantiv kann Epitheton sein: als einfaches Kompositionsglied, z. B. ein Freundeslächeln, als satzwortartiges Kompositionsglied, z. B. ein Wenn-du-wüßtest-Lächeln, oder sogar als grammatisch übergeordneter, meist metaphorischer Begriff, dem das eigentlich gekennzeichnete Wort. — im Widerspruch zum Inhalt — als Genitiv oder präpositionaler Kasus folgt, z. B. die Spur eines Lächelns (=,ein leises Lächeln'). Formelhaft gebraucht, wird das Epitheton zum stehenden Epitheton (aus „Kleinem Wörterbuch...“).

2.4. Figuren der Entgegensetzung (Gegensatzfiguren)

 

Figuren der Entgegensetzung beruhen auf dem Prinzip der Konfrontation sprachlicher oder textlicher Einheiten. Die Subklassen der Entgegensetzung sind: Antithese, Chiasmus, Schlagsatz, Doppelsinn, Wortspiel, Oxymoron, Kontamination, Falschkoppelung.

 

(1) Die Antithese: Gegenüberstellung von Wörtern oder ganzen Sätzen mit entgegengesetzter oder zumindest kontrastierender Bedeutung. Antithesen entstehen auf breiter antonymischer Basis: Dieses Haus, diese Etage schien ihn ungemein zu interessieren, anzuziehen, abzustoßen... (Kelermann) // Uns trennt das Schicksal, unsere Herzen bleiben einig. Antithese kann ein architektonisches Aufbauprinzip des Textes sein.*******

 

(2) Das Oxymoron (griech. „scharfsinnig-dumm“): Sonderform der Antithese. Das ist eine scheinbar widersinnige Verbindung von Gegensätzen, zwei einander ausschließende Bedeutungen werden syntaktisch vereint. Ihre Vereinigung ergibt eine neue sinnvolle Ganzheit. Die stil Aufgabe des O-s besteht darin, eine widersprüchliche Erscheinung treffend und originell zu charakterisieren: betrogene Betrüger, süße Qual, Freundfeind. O. Ist ein beliebiges Mittel von Humor und Satire (geschwätziges Schweigen). Sprachliche Form des O-s: kopulative Zusammensetzungen, Wortgruppen aus substantivischem Kern und adjektivischem Attribut.

 

(3) Der Schlagsatz: stilistische Kombinationsfigur und Subklasse der Gegenüberstellung. Darunter versteht man eine Schlußpointe, die eine vorausgegangene Aussage unerwartet inhaltlich negiert: Die Stadt (Göttingen) selbst ist schön und gefällt einem am besten, wenn man sie mit dem Rücken ansieht (Heine).

 

(4) Der Doppelsinn: stil. Kombinationsfigur der Gegenüberstellung, gründet sich auf der Mehrdeutigkeit und der Homonymie, das Gesagte kann in zweifachem Sinn verstanden werden; dient zum Ausdruck von Humor und Satire: In unserem Land wird zuviel Kohk produziert – Kohl als Gemüse + Kohl als Unsinn. (Naer, S. 239; Beispiele)

(5) Das Wortspiel: das Spiel mit den phonematisch oder morphematisch ähnlichen Sprachgebilden. Zwei verschiedene Wörter werden durch eine phon. Änderung, durch eine Variation in der Wortbildung, durch verschidene Arten der Kontamination, durch Spiel mit lexischen Elementen einer stehenden Verbindung irgendwie zueinander in Verbindung gesetzt. Z.B.: Die Lautesten sind nicht immer die Lautersten. Zu den Wsp-n gehören auch Satzumformungen: Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.

Es gehört zu den Figuren der Gegenüberstellung, weil zwei verschiedene Formvarianten (eine usuelle und eine okkasionelle) einander gegenübergestellt werden.

Ich habe den Saal schon leerer und voller gesehen. Aber so voller Lehrer ist er noch nie gewesen. (Paronomasie: Art des Wortspiels, entsteht durch die Koppelung klangähnlichen, etymologisch und semantisch unterschiedlicher Wörter.)

(6) Der Chiasmus (Kreuzfigur, nach dem griech. Buchstaben x-chi genannt, einem Kreuz ähnelt): das ist die Fortführung einer Aussage unter Umkehrung der Wortfolge, (unter Kreuzstellung von aufeinander antithetisch bezogenen Wörtern): (1) Verbrenne, was du angebetet hast, und bete an, was du verbrannt hast. (2) Wie die Philosophie im Proletariat ihre materiellen Waffen findet, so findet das Proletariat in der Philosophie seine geistigen Waffen (Marx). Die Kreuzstellung hat mehr oder minder antithetischen Charakter (↑ Antithese).... Kisch antwortet auf die Frage, was er von politischen Redakteuren in Amerika halte: Von ihnen gibt es zwei Gruppen. Die eine schreibt mehr als sie weiß, und die andere weiß mehr als sie schreibt.

(7) Die Kontamination: (Wortkreuzung, Wortmischung): das ist die Verschmelzung unterschiedlicher Wörter oder Konstruktionen zu einem neuen Wort bzw. einer neuen Konstruktion. K. können komische und satirische Effekte auslösen: Medizyniker aus Mediker und Zyniker; Sanitöter; Müllionär. Die Jugend in den USA ist verrockt. (aus Rock und verrückt)

(8) Die Falschkoppelung: das ist eine scheibar widersinnige Verbindung zweier Lexeme, z.B. eine Attribut


Дата добавления: 2015-07-08; просмотров: 285 | Нарушение авторских прав


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