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Am Roulette-Tisch stehen ein paar Leute und blicken auf das Spiel. Die Kugel rollt. Bald wird sie auf einem Feld landen – auf Schwarz oder Rot, auf gerader oder ungerader Zahl. Noch ist Zeit, sich anders zu entscheiden. Eine junge Frau setzt auf die 13. Ein Mann im hellen Sakko läuft um den Tisch und verteilt Jetons auf dem Spielfeld.
„Nichts geht mehr!“, sagt der Croupier. Die Kugel wird langsamer, rollt über die Zahlenfelder und bleibt liegen. Auf der 30. Rot. „Also, mein Tag ist das heute nicht“, sagt die junge Frau lachend. Der Mann im Sakko hat gewonnen und wartet darauf, dass der Croupier die Gewinne auszahlt. Die Jetons verteilt er gleich wieder auf dem Tisch. Die Frau geht weiter. Es warten noch Black Jack, Poker, die Bar und der Raum mit den Spielautomaten auf sie. Das Spielkasino Bremen ist eine von 80 deutschen Spielbanken. Eigentlich ist das Glücksspiel in Deutschland verboten. Der Staat macht aber eine Ausnahme: Spielbanken haben eine staatliche Konzession. Sie dürfen Glücksspiele anbieten, müssen aber dafür hohe Abgaben zahlen. Außerdem müssen sie Auflagen zum Spielerschutz erfüllen. Zum Beispiel muss jeder Besucher am Eingang seinen Ausweis zeigen. Nur wer nicht in einer bundesweiten Sperrdatei registriert ist, darf hinein. So steht es im Glücksspielstaatsvertrag.
Früher gingen nur reiche Leute ins Kasino. Aber das war vor mehr als 200 Jahren. Eine elegante Atmosphäre ist heute noch wichtig. Die Croupiers tragen einen schwarzen Anzug, dazu Fliege und ein weises Hemd. In berühmten Kasinos mit langer Tradition, zum Beispiel in Baden-Baden, müssen Männer heute noch Krawatte und Sakko tragen. In vielen anderen Kasinos sind die Kleiderregeln für Gäste heute lockerer. „Die Besucher möchten sich so kleiden wie im Restaurant oder im Theater“, sagt Thomas Schindler, der in Bremen für das „Klassische Spiel“ verantwortlich ist. An diesem Abend trifft sich eine bunte Mischung an den Spieltischen – manche im eleganten Anzug oder Kleid, andere ein bisschen sportlicher mit Jeans und Polo-Hemd. Es ist voll, denn das Haus hat zum ersten Mal zu einer „Ein-Euro-Party“ eingeladen. Das heißt: Statt 2,50 Euro zahlt man an diesem Abend nur einen Euro Eintritt. Jetons, die sonst zwei Euro kosten, kann man für die Hälfte kaufen. Mit solchen Events und Konzertabenden, Schnupperkursen und Poker- Turnieren will das Kasino Besucher anlocken.
In den letzten Jahren ist die wirtschaftliche Situation der Spielbanken schlechter geworden. Die 80 deutschen Kasinos haben in den ersten drei Monaten dieses Jahres 153 Millionen Euro Gewinn gemacht, sagt die Interessen- und Arbeitsgemeinschaft der deutschen Spielbanken. Das sind 20 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum 2008. Grund ist nicht nur die Wirtschaftskrise. Online-Kasinos und Spielhallen, die nicht die gleichen Auflagen erfüllen müssen, machen den Kasinos Konkurrenz. Auch das Rauchverbot ist ein Grund dafür, dass weniger Besucher in die Kasinos kommen. Thomas Schindler ist trotzdem optimistisch: „Es gibt eine Renaissance der klassischen Spiele“, sagt er. Zurzeit ist Poker sehr populär. An einem Tisch sitzt an diesem Abend eine Gruppe von Männern. Die Gesichter sind konzentriert. Keiner will die anderen merken lassen, ob er gute oder schlechte Karten hat. Der Bluff ist Teil des Spiels. Ein Spieler tragt eine dunkle Sonnenbrille – und das den ganzen Abend. An der Kasse wechseln Besucher zur gleichen Zeit ganz unterschiedliche Beträge in Jetons. Es gibt keinen Mindestbetrag, um zu spielen. Um am Ende keinen leeren Geldbeutel zu haben, rat Thomas Schindler: „Am besten setzt man sich ein Limit, was man an einem Abend ausgeben möchte.“ Die junge Frau, die nach ihrem Rundgang durchs Kasino wieder am Roulette-Tisch steht, hat 20 Euro investiert. Sie hat manchmal gewonnen, dann wieder verloren. Beim Roulette will sie es ein letztes Mal mit der 13 versuchen. „Die Chance ist immer gleich“, sagt die Croupiere und wirft die Kugel.
DER HAUPTGEWINNER Der Hauptgewinner ist der Staat
- Spielbanken haben in Deutschland eine lange Tradition: Seit 1748 gibt es die Spielbank inBaden-Baden – das erste deutsche Kasino. Seit1771 gibt es auch in Wiesbaden eine Spielbank.Damals durften dort nur Aristokraten und reicheLeute spielen. Seit dem 19. Jahrhundert sind dieSpielbanken für alle offen.
- Normalerweise bekommt der Staat 80 Prozent des Gewinns der deutschen Spielbanken. Die Höhe der Abgaben an den Staat kann in einzelnen Bundesländern aber anders sein. Das Geld geht in soziale Projekte.
- In den meisten Bundesländern darf man mit 18 Jahren ins Kasino, in manchen erst ab 21 (zum Beispiel in Baden-Württemberg).
- Der Glücksspielstaatsvertrag hat das Ziel, das Angebot an Glücksspielen in Deutschland zu reduzieren. Seit 2008 müssen Spielbanken zum Beispiel prüfen, ob Besucher in der bundesweiten Sperrdatei registriert sind. Die Kasinos müssen auch darüber informieren, dass Glücksspiel süchtig machen kann.
- Auch in Osterreich und der Schweiz regulieren Gesetze das Glücksspiel. In Osterreich hat die Casinos Austria AG die Erlaubnis des Staates für zwölf Spielkasinos. In der Schweiz gibt es 19 Kasinos mit offizieller Erlaubnis. Von 1928 bis 1992 war das Glücksspiel in der Schweiz komplett verboten.
die bundesweite Sperrdatei - hier: Datei mit Daten von Personen aus allen deutschen Bundesländern, die für
eine bestimmte Zeit nicht mehr an Glücksspielen teilnehmen dürfen
süchtig - hier: so, dass man nicht aufhören kann, Glücksspiele zu spielen
die Fliege, -n - hier: ≈ Stuck Stoff, das in besonderer Form als Schmuck über dem Hemd um den Hals liegt
locker - hier: frei
der Schnupperkurs, -e -Kurs, der die Möglichkeit gibt, etwas Neues kennenzulernen
DIE DEUTSCHEN LIEBEN IHRE SPRACHE
Sie sprechen Deutsch mit ein bisschen Akzent? Kein Problem: Vielen Deutschen gefällt das. In einer Umfrage sagten 48 Prozent der Befragten: Ihnen ist kein Akzent unsympathisch. Nur 20 Prozent finden keinen Akzent sympathisch. Das Mannheimer Institut für Deutsche Sprache und die Universität Mannheim haben 2000 Menschen in Deutschland befragt, auch Nicht-Muttersprachler. 87 Prozent gefällt die deutsche Sprache gut bis sehr gut. 56 Prozent sind stolz auf ihre Sprache, 47 Prozent lieben sie. 60 Prozent sprechen Dialekt. Die Umfrage zeigt auch sprachliche Unterschiede. Erstens: In Ost-Berlin sprechen die Menschen mehr Dialekt als in West-Berlin. Man sagt, sie „berlinern“. Zweitens: Sprachlich verstehen sich die Menschen in Ost- und Westdeutschland heute besser als noch vor zehn Jahren. Und drittens: In Süddeutschland sprechen die Menschen mehr Dialekt als in Norddeutschland. Und noch etwas hat die Umfrage gezeigt: Die deutsche Sprache verändert sich durch die englische Sprache und durch Medien wie das Internet. Ein Gesetz zum Schutz der deutschen Sprache lehnen 58 % aber ab.
Дата добавления: 2015-08-18; просмотров: 81 | Нарушение авторских прав
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