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1. Untersuchen Sie die sprachliche Gestaltung des untenangeführten Textes unter dem Aspekt des “epischen Berichtes”!
ЛИНГВОСТИЛИСТИЧЕСКИЙ КОММЕНТАРИЙ
Die folgende Textprobe aus W. Schnurres Kurzerzählung “Auf der Flucht” ist in der Darstellungsart “epischer Bericht” gehalten. Der “epische Bericht” gibt eine Handlung, ein Geschehen oder einen Vorgang als zeitlichen Ablauf wieder, wobei auch Einschätzungen und Deutungen ausgedrückt werden können. Durch Verkürzungen der Erzählzeit gegenüber der erzählten Zeit ist ihm hohe Raffungsintensität eigen. Diese Gestaltungsweise wird oft mit der Montagetechnik verknüpft, einer Methode, bei der in den epischen Bericht mehrere zeitlich oder räumlich getrennte Wirklichkeitsausschnitte eingeschoben werden.
Der Mann hatte einen Bart und war schon etwas älter; zu alt fast für die Frau. Und dann war auch noch das Kind da, ein ganz kleines. Das schrie dauernd, denn es hatte Hunger. Auch die Frau hatte Hunger. Aber sie war still, und wenn der Mann zu ihr hinsah, dann lächelte sie; oder sie versuchte es doch wenigstens. Der Mann hatte auch Hunger.
Sie wußten nicht, wohin sie wollten; sie wußten nur, sie konnten in ihrer Heimat nicht bleiben, sie war zerstört.
Sie liefen durch Wald, durch Kiefern. In denen knisterte es. Sonst war es still. Beeren oder Pilze gab es nicht; die hatte die Sonne verbrannt.
Über den Schneisen flackerte Hitze. Das bißchen Wind wehte nur oben. Es war für den Bussard gut; Reh und Hase lagen hechelnd im Farn.
“Kannst du noch?” fragte der Mann.
Die Frau blieb stehen. “Nein”, sagte sie.
Sie setzten sich. Die Kiefern waren mit langsam wandernden Raupen bedeckt. Blieb der Wind weg, hörte man sie die Nadeln raspeln. Das knisterte so; und es rieselte auch: Nadelstücke und Kot, wie Regen.
2. Stellen Sie anhand des nachfolgenden Textauszuges aus dem Werk von B.Frank “Cervantes” fest, mit welchen stilistischen Mitteln es dem Schriftsteller gelingt, die gespannte Atmosphäre im Theater wiederzugeben.
Ermitteln Sie die Abarten der Beschreibung, die der Autor dabei verwendet.
Als Cervantes gegen die zweite Nachmittagsstunde den “Spielhof zum Kreuz” betrat, war das Theater schon voll. Erstaunt, gefesselt blickte er um sich. Das war etwas völlig anderes als die Jahrmarktbuden, darin er als Knabe die verschollenen Komödien Ruedas hatte aufführen sehen.
Der Raum war, ganz dem Namen entsprechend, ein richtiger großer gepflasterter Hof, der durch die Hinterwände besonders hoher Häuser gebildet wurde. Die Bühne, um vier Fuß erhöht, nahm die eine Schmalseite ein. Sie war vorn offen und leer. Grob bemalte Vorhänge schlossen sie auf drei Seiten ab und stellten im Hintergrund eine Landschaft mit einem maurischen Schloß, links ein vornehmes Zimmer, rechts einen Garten dar.
Cervantes stand eingekeilt in eine dichte Masse von Männern, die, schwatzend und lachend und schon ungeduldig zum Teil, das längliche Viereck erfüllten. Ringsum an drei Wänden zogen sich erhöhte Stufensitze entlang. Alle Hinterfenster der Häuser waren Logen. Und Scherze, nicht von der feinsten Art, flogen zum ersten Stockwerk des einen Querhauses hinauf, wo sich, käfigartig vergittert, die Frauengalerie vorwölbte. Ein lichtes Flirren war dort von weißen Krausen, grell geschminkten Mündern, schlagenden Fächern.
3. Der folgende Textauszug stellt eine Betrachtung von M.Frisch über B.Brecht dar. Untersuchen Sie die Sprachgestaltung dieses Textes unter dem Aspekt der Spezifik der erwähnten Darstellungsart. Erfassen Sie seinen stilistisch-ästhetischen Eindruck.
Der Umgang mit Brecht, anstrengend wie wohl jeder Umgang mit einem Überlegenen, dauert nun ein halbes Jahr, und die Versuchung, solchem Umgang einfach auszuweichen, ist manchmal nicht gering. Es ist Brecht, der dann wieder einmal anruft oder auf der Straße, immer freundlich in seiner trockenen und etwas verhaltenen Art, fragt, ob man einen freien Abend habe. Brecht sucht das Gespräch ganz allgemein. Meinerseits habe ich dort, wo Brecht mit seiner Dialektik mattsetzt, am wenigsten von unserem Gespräch; man ist geschlagen, aber nicht überzeugt.... Die bloße Neugierde, die man einem Berühmten gegenüber empfinden mag, würde auf die Dauer kaum ausreichen, um das Anstrengende dieser Abende, die stets zu einer Begegnung mit den eignen Grenzen führen, auf sich zu nehmen. Die Faszination, die Brecht immer wieder hat, schreibe ich vor allem dem Umstand zu, daß hier ein Leben wirklich vom Denken aus gelebt wird. (Während unser Denken meistens nur eine nachträgliche Rechtfertigung ist; nicht das Lenkende, sondern das Geschleppte).
Дата добавления: 2015-10-31; просмотров: 99 | Нарушение авторских прав
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