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§ 235. Ein Satz setzt sich aus Wörtern und Wortgruppen zusammen. Unter einer Wortgruppe versteht man zwei oder mehr Begriffswörter (s. § 11), die inhaltlich und grammatisch miteinander eng verknüpft sind: ein großes Haus, schnell sprechen, das Mädchen aus der Fremde, reich an Bodenschätzen, Vater und Mutter u. a. m.
Von den Wortgruppen ist die Verbindung von zwei oder mehr Wörtern zu unterscheiden, in der nur e i n Wort selbständige Bedeutung aufweist: auf dem Tisch, habe gelesen, wird geschrieben werden u. a.
Die Wortgruppen werden eingeteilt in beigeordnete (kopulative, lockere) und untergeordnete (enge).
§ 236. Die beigeordneten Wortgruppen bestehen aus zwei und mehr syntaktisch.gleichwertigen Wörtern meist derselben Wortart, die mittels beiordnender Konjunktionen miteinan-
der verknüpft werden: Vater, und Mutter, gesund und munter, zu Wasser und zu Lande, daheim und in der Fremde, laut oder leise u. a. Die Zahl der Wörter in einer beigeordneten Wortgruppe ist durch nichts begrenzt: weder Hut, noch Mantel, noch Überschuhe.
Im Satz treten die Bestandteile einer beigeordneten Wortgruppe als gleichartige Satzglieder auf.
Man hörte weder das Knarren einer Türe noch einen Schritt. (B. Kellermann)
§ 237. In den untergeordneten Wortgruppen bildet immer ein Wort den Kern, von dem die übrigen Wörter grammatisch abhängig sind; ein großes Haus, schnell sprechen, die Füchse im Weinberg, sehr gut u. a.
Je nachdem, zu welcher Wortart das Kernwort einer untergeordneten Wortgruppe gehört, unterscheidet man: 1) substantivische Wortgruppen (mit einem Substantiv als Kernwort), 2) verbale Wortgruppen (mit einem Verb als Kernwort), 3) adjektivische Wortgruppen (mit einem Adjektiv als Kernwort); 4) adverbiale Wortgruppen (mit einem Adverb als Kernwort), 5) pronominale Wortgruppen (mit einem substantivischen Pronomen als Kernwort), 6) Wortgruppen mit einem Numerale als Kernwort.
Besonders große Bedeutung für den Satzbau haben im Deutschen die substantivischen und die verbalen Wortgruppen.
Die substantivische Wortgruppe (Substantivgruppe) umfaßt ein Substantiv und seine näheren Bestimmungen (Attribute): Adjektive, weitere Substantive, Pronomen, Numeralien, Partizipien, Adverbien, Infinitive: ein großes Haus; die Bücher des Bruders, die Blumen im Garten; meine Eltern; zwei Schwestern; der lesende Schüler, die geliebte Heimat; der Wald drüben; der Wunsch zu verreisen.
Die verbale Wortgruppe umfaßt ein Verb und seine näheren Bestimmungen (Objekte, Adverbialbestimmungen, prädikative Attribute). Als nähere Bestimmung zürn Verb kann eine beliebige Wortart (außer dem finiten Verb) auftreten: (Wir) kämpfen für den Frieden. (Er) arbeitet fleißig. (Er) kam gesund an. (Er) zählt bis zwanzig. (Er) wünscht zu verreisen u. a.
Nach denselben Regeln wie die verbale Wortgruppe werden auch die Partizipial- und die Infinitivgruppe gebildet: laut (zu) lachen, laut lachend, zu Hause angekommen u. a.
Die adjektivischen, adverbialen und pronominalen Wortgruppen sowie die Wortgruppen mit einem Numerale umfassen ein Adjektiv, Adverb, Pronomen bzw. Numerale und deren nähere Bestimmungen: reich an Bodenschätzen; sehr groß; recht langsam; dieser da, wir alle, keiner von uns; einer von uns, zwei von den Arbeitern.
Eine Wortgruppe, die aus zwei Wörtern mit selbständiger Bedeutung besteht, nennt man eine einfache Wortgruppe: (Er) antwortete lächelnd, die kleine Schwester, der Kampf für den Frieden. Eine einfache Wortgruppe kann durch ein Wort oder eine andere Wortgruppe erweitert werden. Wir sprechen dann von einer erweiterten Wortgruppe: Der Alte mit weißem Bart; (Er) antwortete freundlich lächelnd; Die kleine Schwester meines Freundes; der Kampf für den Frieden in der ganzen Welt.
§ 238. Viele Wortgruppen, beigeordnete und untergeordnete, sind zu stehenden Wendungen geworden. Sie treten begrifflich als eine unteilbare Einheit auf und kommen dadurch einem Wort nahe. Im Satz üben solche stehenden Wendungen die Funktion eines einzigen Satzgliedes aus: auf Schritt und Tritt, weder Fisch noch Fleisch, kurz und bündig, durch dick und dünn, Platz nehmen, den Garaus machen, im Grunde genommen u. a. m.
Rat und Aufklärung suchend, stellte Eduard bei Gelegenheit seine Schwester zur Rede. (Th. Mann)
„ Lassen Sie mich in Ruh! “ (H. Mann)
Dann und wann klangen Schritte auf und hallten vorüber. (Th. Mann)
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