|
Im „Ringelnatz“ sitzen Katja und Katrin. Beide sind 24 Jahre alt, beide sind Druckvorlagenherstellerin, beide sind zwar liiert, aber noch lange nicht verlobt, geschweige denn verheiratet. Beide lieben am „Ringelnatz“ die goldenen Stuck-Ornamente unter der Decke, die schwarzen Thonet-Stühle und vor allem die Tatsache, dass man im „Natz“ nicht so blöd „angegraben wird“. Denn wer hierher kommt, ist auf seriöse Kommunikation aus: über Examina, billige Unterkünfte an der amerikanischen Westküste, Nervereien mit Freund oder Freundin. Und es ist Viertel nach zehn.
Katja und Katrin ordern Mineralwasser und Capuccino. Der Abend hat erst angefangen, man will so gegen 23 Uhr 30 noch zum Konzert der Indio-Rocker Pavement und dort auch die Freunde treffen. Was tut man in der Zeit bis dahin? Man nippt an seinen Getränken und quatscht. Worüber? Egal, nur dieses Gefühl des Sich-Austauschens ist wichtig. Und bestimmt trifft man heute Abend noch irgendjemand anderen, den man kennt. Vielleicht sogar einen netteren Jungen als den, den man hin und wieder, aber regelmäßig zu Hause hat. Man ist eben global auf der Suche.
Als die Zeit für das Konzert gekommen ist, ändert sich das Publikum des „Ringelnatz“: Ältere Semester bestimmen nun das Bild, der Tresen ist dicht umdrängt, und der Männeranteil steigt. Erst gegen 2 Uhr 30 wird das Publikum erneut umstrukturiert. Dann werden mehr Pärchen zu sehen sein, der Altersdurchschnitt wird wieder sinken, um dann spätestens ab vier Uhr drastisch nach oben zu schnellen. Wer dann noch in der Kneipe weilt, ist meist volltrunken oder frustriert von seiner Wohnung.
Дата добавления: 2015-10-13; просмотров: 99 | Нарушение авторских прав
<== предыдущая страница | | | следующая страница ==> |
III. Die Mahlzeiten. | | | Kleine Kneipen-Typologie |