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§ 14. Allgemeines
Die modernen Grammatikforscher heben die Vorrangstellung des Verbs unter den Wortarten hervor. Um dieser Vorrangstellung des Verbs gerecht zu werden, brechen heute viele Verfasser mit der aus der antiken Grammatik übernommenen Tradition, die Beschreibung der Wortarten mit dem Substantiv und den anderen nominalen Wortarten zu beginnen, und stellen das Verb an die Spitze ihrer Datstellung. Auch wir halten es hier für geboten.
Das Verb ist nicht nur zahlenmäßig die größte Wortklasse, es macht etwa ein Viertel des Gesamtwortschatzes aus [60], sondern auch die bedeutendste in grammatischer Hinsicht:
1) Das Verb spielt dank seiner inhaltlichen Prägung die zentrale Rolle im Satz. Die Verben „bezeichnen ein Geschehen oder Sein", sagt Erben, „liefern also geradezu den Aussagekern" (ebenda). Indem die finiten Formen des Verbs (allein oder mit einem Prädikatsnomen) als Prädikat des Satzes fungieren, sind sie nach Glinz das „Leitglied des Satzes" [81], nach Renicke „die Zentralgröße des Satzes" (Renicke). Das Verb ist „das satzbildende Wort", „das eigentliche Kraftzentrum in der geistigen Gesamtform des Satzes" [82].
Die satzbildende Kraft der finiten Formen des Verbs erklärt sich durch die Valenz des Verbs. Die finiten Formen des Verbs haben eine zweifache Valenz: die linksgerichtete und die rechtsgerichtete Valenz.
Die OppositionsverMltnisse im System der Wortarten
Gesamtwortschatz
satzwertige Wortklassen |
nichtsatzwertige Wortklassen |
autosemantisch und satzgliedfähig eigentliche Wortarten |
mit syntaktischer Funktion |
autosemantisch synsemantisch
beneanend (nomJnativ) |
Modalwort Interjektion
synsemantisch und nicht satzgliedfähig Funktionswörter
mit morphologischer Funktion
Gegenstands- Vörgangs-
wörter Wörter
Artwörter
Umstandswörter
Verhältniswort
Bindewort Füllwort
prädikats- im Bereich im Bereich
prägendes des Substan- des Verbs
Wort tivs
Substantiv Verb
Adjektiv Adverb Präposition Konjunktion Partikel
Kopula
Artikel
Hilfsverb
Ich sage es dir gerne, Es regnet stark
Die Valenz des Verbs bestimmt den Bau des Satzes. Brinkmann hebt die satzprägende Kraft des Verbs hervor, wenn er die Fügungspotenz von Substantiv und Verb einander gegenüberstellt: „um ein Substantiv bildet sich eine in sich geschlossene Gruppe, das Verbum greift vielfältig in den ganzen Aufbau des Satzes hinein" [38]. Diesen Gedanken können folgende Beispiele veranschaulichen:
Ein kleiner Junge
Ein Junge kommt gelaufen.
Die Ankunft des Zuges
Der Zug kommt um 10.00 Uhr an.
2) Als struktureller Mittelpunkt des Satzes besitzt das Verb ein reich aus
gebautes System von grammatischen Kategorien: die Kategorien der Person,
des Numerus, der Zeit, des Modus, des Genus verbi, der Aspekt (schwache
Kategorie).
3) Das Zusammenspiel dieser Kategorien ergibt eine Fülle von Wortfor-
raen, die das Paradigma des Verbs unter allen anderen Wortarten auszeich
net. So besteht das Paradigma eines persönlichen intransitiven Verbs im Deut
schen aus 91 Wortformen, das eines persönlichen transitiven Verbs aus 177
Wortformen (die Formen des sog. „Zustandspassivs" (Stativs) nicht mitge
rechnet).
Дата добавления: 2015-08-05; просмотров: 113 | Нарушение авторских прав
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