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Negative Typisierung.

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ZUR DEUTUNG DES NARRENSCHIFFES

Durch Brant wurde die vorherige Randfigur des Narrens im Volksleben zur Symbolfigur der menschlichen Unvollkommenheit und des sündigen Fehlverhaltens. Dabei war Brant nicht der Begründer der Narrenliteratur. Die Totalisierung der Narren, die Verschmelzung verschiedener Narrengestalten zu einem Narrentypus war ein neuer Aspekt der Narrenliteratur; Brant verhalf ihr damit zum Durchbruch.

Erstmals in Brants Narrenfiguren wird der Narr zur zentralen Figur einer Bezeichnung für alle Menschen, die sich außerhalb der durch göttlichen Offenbarung und Vernunft gesetzten Normen bewegen. Als typisch mittelalterliches Element verwendete er die negative Typisierung. Anders als beispielsweise noch im Wittenweiler „Ring" hatte nun der 'Typus Narr' den Bauern als Symbol für Tumbheit ersetzt.

Ein wiederkehrendes Element ist der Tod als Symbolisierung der Vergänglichkeit des Irdischen. Tod und Apokalypse waren für Brant Zeichen des Weltuntergangs inmitten des Sittenverfalls, des Versinkens in Sünde: Narrheit als Folge des Abgangs vom Glauben. Der apokalyptische Gedanke sollte deutlich machen, dass ein schnelles Handelns nötig sei, um der Verdammnis zu entgehen, die jeden Moment hereinbrechen könne.

Brant, der sein Hauptwerk in einer politisch unruhigen Zeit schrieb, war ein moralischer Endzeitprediger, der zur Buße aufrief, um wieder zu rechtem Glauben und Sitten zurückzufinden. Sein Rezept: Die Rückkehr zur göttlichen Weisheit durch Selbsterkenntnis, nur das Erkennen konnte die Rettung des Narren bewirke.

 

Eine spätmittelalterliche Moralsatire, die eine T ypologie von über 100 Narren auf einem Schiff mit Kurs gen Narragonien entwirft, und so der verkehrten Welt durch eine unterhaltsame Schilderung ihrer Laster kritisch den Spiegel vorhält. Auf moralisch didaktische Art und Weise zeichnet Brant die Typologie verschiedenster Stände und Berufe mit ihren schlechten Charakterzügen und Eigenschaften.

Daneben findet man zahlreiche Typen mit für die damalige Zeit verachtenswerten Charakterzügen. Beispielsweise diejenigen, die sich mit unnützen Büchern beschäftigen, diejenigen, die Besitz anhäufen und nichts an Bedürftige abgeben, die sich ständig nach der neuesten Mode kleiden, die mit dem Alter nicht weiser werden, die ihre Kinder nicht richtig erziehen oder ihnen ein falsches Vorbild sind oder auch diejenigen, die gerne tanzen und nachts an das Fenster schöner Frauen freien gehen sowie diejenigen, die mit vielen Frauen gleichzeitig flirten.

Manche dieser Kapitel entlocken dem modernen Leser nur noch ein Schmunzeln, andere haben in ihrer Gültigkeit, was die gesellschaftliche Moral anbelangt, und ihren Wahrheitsgehalt nicht eingebüßt.

 

2.1.4. Tod als Leitmotiv und Symbolisierung der Vergänglichkeit des

Irdischen.

 

Das Kapitel 47 'von dem weg der sellikeit' ist wie das soeben besprochene Kapitel 43 vor dem Hintergrund der Polarität zwischen Diesseits und Jenseits, zwischen dem "hellen weg"und dem "weg der sellikeit" konzipiert. Das Leben im Jenseits bemißt sich an dem Weg, den der Mensch in seinem irdischen Leben eingeschlagen hat. Dabei gilt der Wille Gottes als absoluter Maßstab, an dem man sich orientieren muß, um das Seelenheil oder die ewige Freude, wie es in Kapitel 43 wiederholt heißt, zu erlangen.

Die beiden Wege unterscheiden sich eklatant voneinander: Der Höllenweg ist "breytI glatt I wolgebant" (Basel V. 15), während der Weg der Seligkeit "eng I schmalI hert vnd hoch" (V. 1 9) ist. 401 Deshalb liegt auch die Antwort auf die "narren frog", warum es mehr Narren als Weise gebe (V. 22ff.), klar auf der Hand: Der Narr ist nicht fahig, die Wunder Gottes zu deuten (V. l f.), und versteht daher Gottes Willen nicht, der ihm Orientierung bieten könnte. Folglich stellt er nicht der Weisheit nach und begibt sich auf den falschen Lebenspfad. Dieser Weg ist zudem für das irdische Leben leichter zu begehen, da er gerade und für jeden offen ist. Hier läßt sich eine Verbindung zu_ Kapitel 43 ziehen402, das von den irdischen Freuden handelt, denen ewige Pein nach dem Tode folgt. Da die Konsequenz des wohlgebahnten Lebenswegs, den der Narr einschlägt, ebenfalls die Hölle ist, kann man schließen, daß der irdische Lebensweg, der nicht zu Gott führt, die diesseitigen Freuden beinhaltet. Somit wird auch verständlich, warum er für viele Menschen im Gegensatz zum Weg der Seligkeit so attraktiv ist.

Der Tod wird in der Baseler wie auch in der nicht interpolierten Straßburger

Version des Kapitels einerseits als Gnade Gottes gedeutet: Diejenigen, die Gott

liebt, holt er früh zu sich, damit sie gar nicht erst die Gelegenheit haben, große

Schuld auf sich zu laden (Basel Kap. 86 V. 30 bis 34). Andererseits kann der Tod

aber auch als Strafe für die Sünden verstanden werden. In diesen vermeintlichen Widerspruch zwischen der Deutung des Todes als Gnadenakt

Gottes einerseits und als Strafe Gottes für ein sündiges Leben andererseits kann man einen " Weg der indirekten Erkenntnis [des Zeitpunktes, da der Mensch sterben soll] und der Einwirkungsmöglichkeit" des Menschen auf seine Lebenszeit sehen:"lebt der Mensch richtig, erkennt und bereut er seine Sünden, so kann er die Zeit seines Todes zumindest hinauszögern - wenn Gott in seiner Gnade ihn nicht frühe zu sich nimmt. "Andererseits verdeutlichen diese Verse aber vor allem, daß ein plötzlicher Tod als Strafe für ein sündiges Leben gelten kann. Dem Menschen wird abrupt die Möglichkeit zu Umkehr und Buße entzogen.

 

5.1 Totentanzdarstellungen im 15. Jahrhundert

Sowohl in Straßburg als auch in Basel gab es Totentanzdarstellungen, die Sebastian Brant gekannt haben dürfte. Diese heute zerstörten Kunstwerke thematisieren die Eitelkeit der vergänglichen Welt, deren Streben wenig auf das Jenseitige ausgerichtet ist und machen so den Memento-Mori-Gedanken in der Kunst stark. Im Totentanz werden die Menschen auf Grund ihrer gesellschaftlichen Funktion, ihres Standes also, unterschieden und vom Tod zum Tanz genötigt. Bemerkenswert ist, dass im alemannischen Raum auch die Narrenfigur bei Totentänzen dargestellt wird.

 

5.2 Das Kapitel 85: „Sich des Todes nicht versehen“

Im Gegensatz zu den Totentanzdarstellungen werden die Menschen im Narrenschiff nicht auf Grund ihres Standes unterschieden, sondern auf Grund ihrer Laster. Entsprechend allgemein wird das Kapitel gehalten, es wird also keine gesellschaftlich differenzierte Ständekritik geübt. Vielmehr wird die allumfassende vernichtende Macht des Todes betont, der das „närrische“, diesseitsfixierte Leben der Menschen unvorhergesehen beendet.

Der zugehörige Holzschnitt zeigt einen Narren, der vergeblich versucht, dem Tod, der als Skelett-artige Allegorie dargestellt ist, zu entkommen. Der Tod nähert sich von links (der Seite der Hölle), wohin der sich eilig abwendende Narr zunächst auch gestrebt ist. Die Beschwichtigungsversuche des vom Tod Überraschten sind angesichts des bestimmten Ausspruchs des Todes („Du blibst“) völlig nutzlos.

 

2.1.5. Brant's Rezept: Rückkehr zur göttlichen Weisheit durch


Дата добавления: 2015-10-30; просмотров: 78 | Нарушение авторских прав


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Sündigen Fehlverhaltens| Показывает на свою чашу весов. Гепсипила кладет копье на чашу Посейдона, и они уходят).

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