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Sonach bilden alle jene, in der Richtung der Zeit fortschreitenden Causalketten ein großes, gemeinsames, vielfach verschlungenes Netz welches ebenfalls, mit seiner ganzen Breite, sich in der Richtung der Zeit fortbewegt und eben den Weltlauf ausmacht.
(ib. 230.)
So spiegelt sich Alles in Allem, klingt Jedes in Jedem wieder.
(ib. 231.)
Im großen Traum des Lebens sind alle Lebensträume so künstlich in einander geflochten, daß Jeder erfährt, was ihm gedeihlich ist und zugleich leistet, was Andern nöthig; wonach denn eine etwaige große Weltbegebenheit sich dem Schicksale vieler Tausende, Jedem auf individuelle Weise, anpaßt.
(ib. 235.)
Wäre es nicht engbrüstiger Kleinmuth, es für unmöglich zu halten, daß die Lebensläufe aller Menschen in ihrem Ineinandergreifen ebenso viel concentus und Harmonie haben sollten, wie der Komponist den vielen, scheinbar durcheinander tobenden Stimmen seiner Symphonie zu geben weiß? Auch wird unsere Scheu vor jenem kolossalen Gedanken sich mildern, wenn wir uns erinnern, daß das Subjekt des großen Lebenstraums in gewissem Sinne (!) nur Eines ist, der Wille zum Leben.
(ib.)
Nimmt man eine einfache Einheit coexistirend mit der Welt der Vielheit an, so ist Alles in der Welt dunkel, verworren, widerspruchsvoll, geheimnißvoll. Nimmt man dagegen eine einfache Einheit vor der Welt an, die sich in eine Welt der Vielheit zersplitterte, welch’ letztere allein noch existirt, so lösen sich, wie ich gezeigt habe, die schwersten philosophischen Probleme mit spielender Leichtigkeit. Der Zerfall der ursprünglichen Einheit, welche wir nicht erkennen können, in die Vielheit war die erste Bewegung. Alle anderen Bewegungen sind nur nothwendige Folgen dieser ersten. Das Schicksal ist kein Geheimniß mehr und von der gemeinsamen Wurzel der Nothwendigkeit und Zufälligkeit kann man einen deutlichen Begriff erlangen, was Schopenhauer, der das Transscendente mit dem Immanenten immer vermengte, leugnen mußte.
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i600 Blicken wir von hier aus auf die Ethik und Politik Schopenhauer’s und auf meine Ethik und Politik, so zeigt sich der Unterschied in seiner ganzen Größe.
Eine Philosophie, welche an die Stelle der Religion treten will, muß vor Allem den Trost der Religion, den erhebenden, herzstärkenden, daß Jedem seine Sünden vergeben werden können, und daß eine gütige Vorsehung die Menschheit zu ihrem Besten leitet, ertheilen können. Giebt ihn die Schopenhauer’sche Philosophie? Nein! Wie Mephistopheles, sitzt Schopenhauer am Ufer des Menschenstromes und ruft höhnisch den in Schmerzen sich Windenden, nach Erlösung Schreienden zu: eure Vernunft hilft euch Nichts. Nur die intellektuelle Anschauung kann euch retten, aber nur Dem, welcher von einer räthselhaften Macht dazu prädestinirt ist, kann sie zu Theil werden. Viele sind berufen, aber Wenige sind auserwählt. Alle Anderen sind verurtheilt,»ewig«in der Hölle des Daseins zu schmachten. Und wehe dem Armen, der vermeint, er könne in der Gesammtheit erlöst werden; sie kann nicht sterben denn ihre Idee liegt außerhalb der Zeit, ohne welche sich Nichts verändern kann.
Zwar wünschen Alle erlöst zu werden aus dem Zustande des Leidens und des Todes: sie möchten, wie man sagt, zur ewigen Seligkeit gelangen, in’s Himmelreich kommen: aber nur nicht auf eigenen Füßen; sondern hineingetragen möchten sie werden durch den Lauf der Natur. Aber das ist unmöglich.
(W. a. W. u. V. II. 692.)
Ich dagegen sage, an der Hand der Natur: wer sich erlösen will, der kann es jederzeit»durch Vernunft und Wissenschaft, des Menschen allerhöchste Kraft.«Das unfehlbare Mittel, um dem Weltganzen zu entfallen, ist für die reale Individualität, deren Entwicklung in keiner Weise von der Zeit abhängt, Virginität. Diejenigen aber, welche bereits in Kindern weiterleben, für die also in dieser Generation die Möglichkeit der Erlösung verscherzt ist, und diejenigen, welche das Mittel zwar noch ergreifen könnten, aber nicht die Kraft dazu haben – sie Alle sollen getrosten Muthes sein und redlich weiterkämpfen: früher oder später werden sie erlöst werden, sei es vor der Gesammtheit, oder in der Gesammtheit, denn das Weltall hat die Bewegung aus dem Sein in das Nichtsein.
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Metaphysik.
i601
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Ein Tropfen, der am Lotusblatte zittert:
So ist das flücht’ge Leben schnell verwittert.
Acht Urgebirge nebst den sieben Meeren,
Die Sonne, wie die Götter selbst, die hehren,
Dich, mich, die Welt – die Zeit wird Alles zertrümmern:
Warum denn hier sich noch um irgend etwas kümmern? –
Дата добавления: 2015-11-14; просмотров: 30 | Нарушение авторских прав
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