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Garranon in Estian 10 страница

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Er irrte sich. Der Fluch enthielt die Überreste von Drachen, und Toten konnte man nichts weiter geben als einen Schein von Leben.

»Drachen sind nicht unsterblich«, sagte ich und berührte den Hals meines Drachen erneut, denn ich konnte ihn unter der Schicht von Schwärze nicht atmen sehen. Jadeauge nahm die Schwärze immer noch nicht wahr: Er war kein Hurog. An meinen Fingern schlug Oregs Puls stetig.»Drachen leben sehr lange, noch länger als Zwerge. Aber sie sind nicht unsterblich.«

Sein Lächeln wurde intensiver.»Ihr wisst nicht viel«, sagte er und richtete den Stab auf mich.

Schmerzen erfassten mich, und ich verlor die Kontrolle über meine Muskeln, unfähig, auch nur den Kopf zur Seite zu drehen und den schmerzhaften Kontakt von Nase und fest gestampfter Erde zu vermeiden.

»Immer so still, mein Ward«, flüsterte Jadeauge, und er drehte meinen Kopf vom Boden weg und schnalzte missbilligend mit der Zunge, als er das Blut sah, das aus meiner Nase floss.»Das hat mir an Euch gefallen. Einige mögen die Schreie, aber ich genieße Euren Schmerz, nicht den Lärm.«Er befühlte mit den Fingern meine Oberlippe und hob die Hand einen Moment, um mir die Feuchtigkeit meiner Tränen an seinen Fingerspitzen zu zeigen.»Es tut mir Leid, dass Ihr sterben müsst. Aber ich fürchte, Ihr würdet sie mir abnehmen, wenn ich Euch nicht umbringe, bevor ich sie freilasse.«

»Ein Drache ist niemandes Sklave«, brachte ich unter Schmerzen hervor.»Und er sollte es auch niemals sein. Ich denke, es wird Euch ergehen wie meinem Vater, und Ihr werdet feststellen, dass es mehr ist, als Ihr wirklich verkraften könnt.«

»Euer Vater hatte einen Drachen?«, fragte er, und die Schmerzen wurden zu Erinnerung.»Es heißt, es gäbe jetzt einen Drachen auf Hurog. Jakoven behauptete, es sei nur eine Illusion.«

Ich holte tief Luft.»Hört mir gut zu, Jadeauge. Die Drachen sind gestorben, um diesen Edelstein herzustellen. Ihr könnt sie nicht ins Leben zurückrufen. Die erste Regel der Magie besteht darin, sich nicht in die natürliche Ordnung der Dinge einzumischen. Wenn Ihr Farsons Bindungen brecht, werdet Ihr nichts als Tod auf die Welt loslassen.«

»Ja«, sagte die rote Flut von Magie.»Lass mich zerstören!«

Aber sie fühlte sich nicht so lebendig an wie die schwarze Magie, die mich überzog und die Tränen von meinen Wangen trank. Sie war nur Zerstörungsmagie, kalt und mächtig.

Jadeauge wich zurück.

»Habt Ihr das gehört?«, fragte ich.»Es wird kein neues Kaiserreich geben, über das Ihr herrschen könnt, wenn Ihr sie frei lasst.«

Seine Miene veränderte sich abrupt zu einem hasserfüllten Zähnefletschen, und er sprang auf.»Ihr glaubt, Ihr wisst alles.«

Er stieß mir das Ende des Stabs in den Bauch, und ich rollte mich zusammen und versuchte verzweifelt und vergeblich, Luft zu bekommen. Dunkelheit lauerte vor meinen Augen, aber ich erinnerte mich an die Stimme meiner Tante.»Nicht krümmen; bleib gerade, Junge. Lass der Lunge Platz, um zu arbeiten.«Und ich zwang meinen Körper gerade und bekam ein klein wenig Luft. Der nächste Atemzug war schon tiefer.

Ich öffnete die Augen gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Jadeauge den Edelstein mit seinen tränenfeuchten Fingern berührte. Der schwarze Nebel der Magie verharrte reglos, als warte er.

Jadeauge schnippte mit den Fingern.»Offenbar braucht er auch Blut«, sagte er.

Er drehte mich flach auf den Rücken und zog sein Messer. Dann bückte er sich, schnitt den fleckigen Verband von meiner Taille, riss den Stoff ab und damit die Wunde wieder auf. Er nahm den Stab und drückte den Fluch in meine Wunde.

Ich spürte die eisige Berührung des Edelsteins, spürte, wie er sich von mir nährte. Es sandte schmerzhafte Stiche durch meine Knochen und warme Zuckungen der Ekstase durch meine Muskeln, bis ich nicht mehr wusste, was was war.

»Hoch mit dir, Ward, verdammt noch mal. Wenn du wie ein Klotz liegen bleibst, weil dir jemand einen blauen Fleck verpasst hat, wirst du eines Tages mit einer durchgeschnittenen Kehle enden.«Die Erinnerung an die Stimme meiner Tante schien irgendwie mit dem Nebel verbunden zu sein, der meine Wangen mit eisigen Ranken berührte und meinen Kopf ein wenig klarer machte.

Mit der Willenskraft, die sowohl mein Vater als auch meine Tante gestärkt hatten, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen, griff ich nach oben, packte den Stab mit beiden Händen und riss ihn Jadeauge aus den Händen.

Er hatte offenbar nicht nur mein Blut bei dem Fluch benutzt, sondern auch seine eigene Magie, denn er begann zu zucken, als er den Kontakt mit dem Stab verlor. Er fiel, einen Augenblick bewusstlos, halb über Oreg.

Ich zog den Fluch von meiner Wunde weg, und das war schwerer, als es hätte sein sollen. Mithilfe des Stabs kam ich auf die Beine und stieß mir den Kopf an der Stange, die diesen Teil des Zeltdachs geradehielt. Dann erkannte ich, dass Jadeauge dem Stab einen Befehl gegeben haben musste, bevor er ihn losgelassen hatte.

Er wollte, dass ich starb, damit niemand sonst einen Anspruch auf den Fluch erheben konnte, und die rote Flut der Magie, gestärkt von meinem Blut, überflutete meinen Körper in einem Versuch, die Anweisung des Magiers auszuführen.

Ich kannte mehrere Bindungszauber. Oreg hatte mir die meisten beigebracht.

»Wenn du sie nicht kennst«, hatte er gesagt,»wirst du sie nicht brechen können.«

Ich konnte die Bindungen an dem Edelstein erkennen, wenn ich mich darauf konzentrierte. Die Fesseln, die den Fluch zwangen, Jadeauges Befehl auszuführen, verblassten unter meiner zustoßenden Magie, aber nicht schnell genug. Eine rote Flut von Schmerzen schüttelte mich, und es wurde sehr schwer zu atmen.

Hurog-Blut hatte den Fluch Jadeauges Kontrolle übergeben. Ich ließ die Finger meiner rechten Hand auf der blutigen Beule an Oregs Hinterkopf ruhen. Echtes Drachenblut, oder doch unverdünnter als das meine.

Rote Hitze versengte meine Haut, leere Schwärze ließ mich taub und stumm werden, und kühle, blaue Macht berührte meine Haut mit Eis. Blau für Tränen, dachte ich. Ich konnte nicht atmen, konnte nicht sehen, konnte nichts hören als das Geräusch des Drachenatems in meinen Ohren. Blind hob ich die rechte Hand und tastete nach dem Edelstein. Ich konnte den Stab und den Fluch nicht spüren, aber der Stein glühte mit einem Überfluss an Macht, und ich bedeckte ihn mit meiner Hand.

Einen Augenblick kämpfte ich noch gegen den Fluch an, und im nächsten war der Rausch der Macht vorüber. Ich bekam wieder Luft, und meine Sehkraft kehrte zurück, als wäre sie nie verschwunden gewesen.

Der Edelstein im Maul des Bronzedrachen leuchtete mit kühlem, lila-blauem Licht. Die schwere Schwärze der gefangenen Überreste war ebenso wenig zu spüren oder zu sehen wie die rote Magie, die dem Herrn des Fluchs gehorcht hatte.

Ich stützte mich auf den Stab, der das Einzige war, was mich aufrecht hielt.

Bis auf das leichte Pulsieren, das den Stein leuchten ließ und das Zelt mit seinem bläulichen Licht erhellte, konnte ich keine Magie mehr wahrnehmen. Ich war zu müde, um das Wesen der Magie zu erforschen, die dieses Leuchten bewirkte, aber es hätte durchaus ein Überrest der Freisetzung von Farsons Zauber sein können. Blut und Tränen, dachte ich und erinnerte mich an Oregs Idee, dass Magie sich losreißen konnte.

Oreg hatte mich gezwungen, ihn zu töten, um den Bann zu brechen, der ihn an Hurog band. Es kam mir nicht sonderlich seltsam vor, dass diese Drachengeister, die an den Fluch gebunden waren, willens waren, ein ähnliches Opfer zu bringen.

Ich würde später Zeit haben, um alles zu analysieren. Jetzt tobte vor dem Zelt ein Kampf, und sobald ich wieder aufrecht stehen konnte, musste ich nach draußen gehen und helfen. Aber noch während ich daran dachte, stellte ich fest, dass es draußen zwar ziemlich laut war, aber keine Kampfgeräusche mehr erklangen und diese schon vergangen waren, während ich noch mit Jadeauge und dem Fluch rang.

Jadeauge.

Ich setzte dazu an, mich hinzuknien und nach dem Magier zu sehen, aber in diesem Augenblick rollte er von Oreg herunter. Einen Augenblick machte ich mir Sorgen, denn in meinem derzeitigen Zustand hätte mich auch ein Kätzchen umwerfen können, aber Jadeauge blieb schlaff liegen, und Oreg setzte sich hin.

Er sah sich um, eine Hand am Kopf. Sein erster Blick galt dem Fluch, der zweite Jadeauge, dann sagte er:»Ich hab den ganzen Spaß verpasst, wie? Ich kann nicht glauben, dass ich wirklich zugelassen habe, dass er mich von hinten niederschlug.«

»Ebenso wenig wie ich«, stimmte ich zu, immer noch auf den Stab gestützt.»Wir müssen nachsehen, was da draußen passiert.«Ich deutete vage zur Zeltklappe.»Aber erst sollten wir dafür sorgen, dass Jadeauge nichts tut, was wir bedauern würden, wenn er aufwacht. Es muss hier irgendwo ein Seil geben. Da ich ein wenig angeschlagen bin - immerhin habe ich nicht die ganze Aufregung verschlafen wie andere hier -, fällt diese Aufgabe wohl dir zu.«

»Jadeauge?«, fragte Oreg nachdenklich. Seine rechte Hand bewegte sich, er nahm das Messer aus dem Gürtel und hatte es schon über Jadeauges Kehle gezogen, bevor ich ein verspätetes»Nein!«herauswürgen konnte.

Dann stand er auf und sah mich aus zusammengekniffenen Augen an - oder vielleicht kniff er sie auch nur wegen der Kopfschmerzen zusammen.»Ich habe deine Albträume gehört«, sagte er.»Ich konnte nicht zulassen, dass er lebt - und ich habe ihm einen gnädigeren Tod gegeben, als er verdient hat.«Um das Thema zu wechseln, zeigte er auf den Fluch.»Was hast du mit dem da vor?«

»Ich will damit nichts zu tun haben«, sagte ich ziemlich entschlossen für jemanden, der ohne den Stab mit Farsons Fluch umgefallen wäre.

»Wartet, bis sie herauskommen«, erklang nun Ha-verness’ Stimme vor dem Zelt.»Zauberer sollte man nicht unterbrechen.«

Oreg und ich wechselten einen Blick. Wie auch immer es unserer Gruppe ergangen sein mochte, offenbar hatten wir unerwartet Verstärkung erhalten.

Schwer auf den Stab gestützt, verließ ich das Zelt. Eine schwache Spur von Licht im Osten sagte mir, dass während meines Kampfs gegen den Fluch einige Zeit vergangen sein musste. Im Dunkel des frühen Morgens leuchtete der Edelstein wie eine Faust voller Zwergensteine, und in seinem Licht erkannte ich, dass Haverness ein kleines Heer mitgebracht hatte.

Ich sah mich nach Tisala um, entdeckte aber als Ersten Kellen. Er stand Oreg und mir auf Schwertlänge gegenüber, die Waffe gezogen, Rosem zu seiner Rechten. Haverness wartete hinter ihm, und dann endlich erspähte ich Tisala an seiner Seite, zerschlagen, aber lebendig. Die anderen wurden von der Dunkelheit verborgen, aber es schien viele von ihnen zu geben. Als ich mich umschaute, erkannte ich, dass sie das Zelt umstellt hatten.

Sie hatten offenbar die halbe Nacht auf das Ergebnis des Kampfs in Jakovens Zelt gewartet. Mich und Oreg zu sehen, beruhigte Kellen nicht. Ich fragte mich, auf welches Ergebnis er gehofft hatte.

»Sire«, sagte ich, aber ohne mich zu verbeugen, weil ich fürchtete, mich dann nicht mehr aufrichten zu können.»Ich hatte Euch nicht hier erwartet.«

»Ja«, antwortete er.»Ich dachte mir schon, dass wir Euch überraschen würden. Es war Garranon, der uns misstrauisch machte - habt Ihr wirklich angenommen, ich würde glauben, dass er nach dem Angriff auf Buril auf die Jagd gehen würde?«

»Nein.«Ich schüttelte den Kopf.»Aber wir brauchten genügend Vorsprung, um Jakoven zu erwischen, bevor er von Eurer Anwesenheit hier wusste. Wir mussten ihn überraschen, bevor er den Fluch noch einmal einsetzen konnte.«Ich nickte zu dem Stab hin, und schon diese Bewegung brachte mich ein wenig ins Schwanken.

»Tatsächlich?«, fragte Kellen leise.»Oder habt Ihr eine Gelegenheit gesehen, die Macht zu ergreifen?«

»Kellen macht sich Gedanken, dass Jakovens Sturz eine gute Gelegenheit zum Wiedererwecken alter Traditionen sein könnte«, erklärte Haverness mit sorgfältig neutraler Stimme.»Die Hurogs sind die Letzten aus der alten königlichen Familie von Shavig.«

Ich war zu erschöpft, um mich mit dummen Verdächtigungen abzugeben, besonders, da mir in diesem Zustand das Reden noch schwerer fiel als sonst. Ich versuchte, mich zu sammeln, und musste den Stab fester packen, um auf den Beinen bleiben zu können.

»Ward?«Das war Tisalas Stimme. Ich schaute zu ihr hin, und nun konnte ich sie klarer erkennen. Mit einem unbehaglichen Gefühl bemerkte ich, dass das Licht des Edelsteins meinem Blick ohne jeden Befehl gefolgt war, aber meine Hauptaufmerksamkeit gehörte Tisala. Abrupt richtete ich mich auf; Zorn stärkte meine Wirbelsäule. Dass sie zerschlagen aussah, war nach dem Kampf mit Jakovens Männern zu erwarten, aber nun hatte man ihre Hände gebunden,

und sie war offenbar eine Gefangene.

Ich schaute zurück zu Kellen, der ruhig fragte:»Ist das der Fluch, Ward?«Sein Blick versuchte, mir eine Botschaft zu übermitteln, aber ich war zu müde und zornig, um es zu begreifen.

»Es ist nicht Kellen, der an dir zweifelt.«Das war mein Onkel. Mir wurde erst jetzt klar, dass er ebenfalls hier war.»Aber als wir begriffen, wohin du unterwegs warst, verliehen einige oransteinische Adlige, die deinen Vater kannten, ihrem Zweifel Ausdruck. Fen hätte, wenn er an deiner Stelle gewesen wäre, den Fluch tatsächlich genommen und ihn benutzt, um den Thron zu besteigen - und sie kennen dich nicht.«

Seine Worte wurden von der aufsteigenden Flut meines Zorns weggewaschen, die nur noch größer wurde, als ich sah, dass man auch ihn gefesselt hatte.

Ich fuchtelte mit der Hand und nutzte die Macht des Stabs (»Welche Macht?«, fragte ein kleiner, vernünftiger Teil von mir, der unter dem tobenden Zorn begraben war), und das Seil fiel von Tisalas Handgelenken.»Tosten, Axiel, Garranon«, sagte ich mit einer Stimme, die ich kaum erkannte.

»Hier, Ward«, sagte Garranon hinter mir.»Es geht mir gut.«

»Mir ebenfalls«, ließ sich Axiel vernehmen.

»Mir fehlt nichts, was sich nicht heilen ließe«, erklärte mein Bruder.»Sei vorsichtig, Ward. Bewahre einen kühlen Kopf.«

Ich brauchte sie nicht einmal anzusehen, um ihre

Fesseln abfallen zu lassen, und das Gleiche galt für die von Duraugh. Die Macht des Stabs erfüllte mich und stärkte meine magische Fähigkeit, andere zu finden, bis ich jeden Mann im Lager hätte identifizieren können, obwohl ich die meisten von ihnen nie zuvor gesehen hatte.

»Warum waren meine Leute gefesselt?«, fragte ich leise.»Sie haben nichts falsch gemacht. Mit diesem Ding hier«, ich schüttelte den Stab,»hätte Jakoven ein ganzes Schlachtfeld dem Erdboden gleichmachen können. Heimlichkeit war unsere einzige Möglichkeit. Also haben diese Leute ihr Leben für Euch aufs Spiel gesetzt, und Ihr macht sie zu Gefangenen?«

Als Tisala zu mir kam, versuchte niemand, sie aufzuhalten.»Mein Liebster«, sagte sie, als hätte sie mich immer so angesprochen.»Ward, hör mich an. Niemand wurde verletzt. Farrawell und ein paar von seinen Freunden glaubten, dass du von Anfang an nichts anderes wolltest, als den Fluch für dich zu behalten. Es sind genug von ihnen hier, also blieb Kellen nichts anderes übrig, als dir gegenüberzutreten.«

Ich hörte sie an, behielt aber Kellen im Auge. Sie mochte glauben, dass Kellen keine Wahl hatte, aber ich wusste es besser. Die Macht, die mich erfüllte, bebte vor Zorn bei dem Gedanken. Und sie sagte mir genau, was ich mit Kellen und den Oransteinern anfangen sollte, die meine Leute gefesselt hatten.

»Ward«, hörte ich nun Oregs Stimme laut und deutlich.»Deine Augen leuchten Hurog-blau - wie der Stab.«

Ich wandte mich dem Drachenmagier zu, und das Bewusstsein, das Teil der Magie des Fluchs war, erkannte ihn als Drachen. Es beruhigte sich in seiner Gegenwart und ließ mir genug Raum, um zu verstehen, was er gesagt hatte. Und als es schwächer wurde, ließ auch das Bedürfnis, Farrawell und Kellen zu töten, ein wenig nach. Aber es war nicht verschwunden, nur verborgen, wie es sich zuvor vor mir verborgen hatte.

Ich holte tief, aber ein wenig zittrig Luft.»Siphern rette mich«, flüsterte ich.»Ich dachte, es wäre fort.«Der Fluch hatte sich nur verborgen und wartete darauf, mich mit seinem Wahnsinn anzustecken.

Nun wusste ich, dass Jadeauge recht gehabt hatte, und doch wieder nicht. Blut und Tränen hatten den Fluch in der Tat befreit, hatten ihn außer Kontrolle geraten lassen. Und ich wusste auch, was er vorhatte, denn Vernichtung war alles, was er kannte: Der Fluch war ein erheblich fähigerer Todesbringer als der fette Wallach meines kleinen Bruders.

»Oreg, hilf mir«, wollte ich sagen, aber der Fluch erkannte, was ich vorhatte, bevor ich es tun konnte, und griff an - nicht mich, sondern Tisala, die meinen Arm hielt und keinen Schutz gegen Magie hatte.

Ich warf einen Schutzzauber um den bronzenen Drachenkopf und schob Tisala gleichzeitig von mir weg. Aber der Fluch hatte schon lange Macht gesammelt und war getränkt mit Drachenblut. Mein Schutzzauber geriet ins Wanken, und Tisala brach zusammen.

Oregs Hände schlossen sich um meine Schultern, und die Schranke stabilisierte sich und hielt den Fluch einen Augenblick im Zaum.

Das gab mir Zeit genug zu sagen:»Weg von uns. Zurück! Der Fluch ist frei.«

Kellen machte eine scharfe Geste, und die Leute, die sich um uns gedrängt hatten, wichen zurück zwischen die Bäume. Haverness jedoch kam näher und hob Tisala hoch. Sie stöhnte, als er sie wegtrug, und ich verspürte einen Augenblick der Erleichterung, dass der Fluch sie nicht getötet hatte.

Dann begann der Fluch sich aufs Neue zu wehren, und ich musste mich konzentrieren.

»Was können wir tun?«, fragte ich, als ich den Schutzzauber verstärkte.»Wir können ihn nicht ewig halten.«

»Du hattest recht«, sagte Oreg.»Er ist mit dir verbunden. Du verstehst ihn am besten - ich leihe dir meine Kraft. Tu, was du kannst.«

»Ich glaube, ich könnte ihn wieder binden«, sagte ich.

Als hätte der Fluch das verstanden, verdoppelte er seine Angriffe gegen unsere Barriere. Langsam übergab ich die Herrschaft über den Schutzzauber an Oreg, was mich befreite, um eine dauerhaftere Lösung zu weben.

»Wenn du es kannst«, fügte Oreg hinzu.

Ich kannte einen Bindungszauber, der den Fluch binden würde, wie er Oreg an Hurog gebunden hatte - als Sklave für die Launen der Hurogmeten. Mit der freien Hand zog ich mein Messer und schnitt mich ungeschickt, ohne den Stab loszulassen, denn dieser Bann begann mit einem Blutopfer.

Drachenstimmen klagten in flehentlichem Entsetzen, als ich mit dem Zauber begann, und das ließ mich zögern. Wie konnte ich so etwas tun?

Ich hielt in der Bewegung inne. Oregs Vater hatte seinen Sohn an Hurog gebunden, und die Schlechtigkeit dieser Tat hatte die ganze Welt besudelt. Erst nachdem die Bindung zerstört worden war, hatte die Erde wieder heilen können. Wenn ich diese Geschöpfe band, sosehr sie auch tobten, würde ich damit nicht nur das Böse fortsetzen, das Farson begonnen hatte?

Noch während ich innerlich rang, schlug der Fluch mit plötzlich gewaltiger Macht auf die Schutzzauber ein - als wären seine vorherigen Versuche das, was eine Eichel im Vergleich zu einer hundertjährigen Eiche war. Seine Energie brannte durch Oregs Zauber, als wäre er kein uralter Drache, aber seine Kraft verlangsamte sie genug, dass ich die zerfasernden Enden des Schutzzaubers packen und ihn zusammenhalten konnte.

Ich spürte jedoch bereits, wie der Fluch seine Magie für den nächsten Versuch sammelte. Er hatte Oregs Magie ausgebrannt - der Drachenmagier würde jetzt stundenlang keine Zauber mehr wirken können. Damit blieb nur noch ich.

Wieder traf der Fluch meine Barriere. Ich heulte vor Schmerzen auf und wand mich, während ich

Magie in den Schutzzauber entsandte, bis mir nichts mehr blieb. Voller Entsetzen suchte ich nach mehr, denn wenn ich den Fluch nicht aufhielt, würde er alles vernichten, was ich liebte.

Wenn ich nicht in Jakovens Lager gekommen wäre, hätte Jadeauge sich den Fluch nie verschaffen können. Ich vermochte die in den Edelstein gewobenen Muster der Möglichkeiten zu spüren, gewahrte die Magie, die einmal an diesen Stein gebunden gewesen war, und wusste, dass Jadeauge recht gehabt hatte. Ohne meine Tränen hätte die Bindung noch Jahrhunderte gehalten. Aber Magie wird wirksamer durch Absichten und Symbole, denen sie sich verwandt oder gleichgesinnt fühlt; Tore lassen sich leichter auf magische Art aufreißen als Wände, weil Tore eben dazu gedacht sind, sich zu öffnen, und Mauern fest stehen sollen. Die Tränen und das Blut des Hüters der Drachen hatten ein scharfes Messer dargestellt, um die Zauber zu durchtrennen, welche die Drachen fesselten.

Haverness hatte seinen Magier mitgebracht, und ich saugte auch die gesamte Magie dieses Mannes auf. Er wehrte sich nicht, aber seine Kraft war ein Tropfen verglichen mit Oregs Ozean, und nichts von beidem genügte. Also warf ich mein Netz weiter aus.

Nichts.

Ich schrie ein zweites Mal, nicht nur vor Schmerzen, sondern vor Anstrengung und Frustration. Mein Griff glitt ab, und ich konnte den Triumph des Fluches hören.

»Endlich frei zu sein, um zu brennen und zu verschlingen, bis nichts mehr übrig ist.«

Dann spürte ich es. Hurog. Über fünfhundert Meilen entfernt, hatte die Magie von Hurog meinen Ruf vernommen und kam zu mir, weil ich sie brauchte. Ein dünner, kühler Strom von Macht ergoss sich über den Schutzzauber und nahm mir sanft die Beherrschung des Banns aus den Händen. Hurog berührte mich und erkannte mein Bedürfnis, den Fluch zu neutralisieren.

Der Schutzzauber löste sich auf, ersetzt durch Hu-rog-Magie, die den Fluch umschlang und ihn von Zorn und Zerstörungswut reinigte. Drachenmagie nahm den Fluch mit und verließ mich wieder, bis auf einen seidendünnen Faden, der mich mit meinem Heim verband.

Ein erbsengroßer Stein aus schwarzem Glas fiel aus dem Stab und landete auf einem flachen Stein. Ohne groß darüber nachzudenken, zerdrückte ich ihn mit dem unteren Ende des Stabs, und der kleine Stein löste sich zu Pulver auf, das davonflog, als eine Brise über die Lichtung wehte.

Ich räusperte mich und blickte in Kellens grimmiges Gesicht.

»Es tut mir leid, Sire«, sagte ich zu ihm.»Es scheint, als wäre der Fluch gefährlicher gewesen, als ich dachte.«Dann ließ ich den Stab durch meinen Griff gleiten, kniete vor Kellen nieder und senkte den Kopf.»Alle sollen Zeugen sein, dass die Drachen von Hurog Kellen Tallven folgen, dem Hochkönig der Fünf Königreiche.«

Die Welt kippte auf merkwürdige Weise, und jemand schrie auf; ich glaube, es war mein Bruder.

»Idiot«, murmelte Oreg, als er und Kellen mich hochzogen.»Hast du vergessen, was ich dir über das Zerstören magischer Gegenstände gesagt habe? Du hattest Glück, dass du uns nicht alle umgebracht hast, als du den Edelstein zerstörtest.«

Ich war einen Augenblick verwirrt über den abrupten Szenenwechsel, dann erkannte ich, dass ich wohl das Bewusstsein verloren hatte, denn nun saß ich an einen Baum gelehnt, und das Lager wurde von der Morgensonne und nicht mehr von einem blauen Edelstein beleuchtet.

»Immer noch Gefangene?«, fragte ich.

»Nein«, sagte Tisala rasch.»Du hast zur allgemeinen Zufriedenheit bewiesen, dass du nicht vorhattest, die Macht des Fluchs für dich zu behalten. Kellen hat dich zum Helden erklärt, und nach diesem beeindruckenden Theater mit Feuer und Funken, das du veranstaltet hast, konnte sich niemand dazu durchringen, ihm zu widersprechen. Das nächste Mal wäre es mir allerdings sehr lieb, wenn du dich nur mit einem einzigen tödlichen Feind am Tag anlegen würdest. Ein oder zwei paranoide Könige, böse Zauberer, ein uraltes böses Artefakt - gut. Aber nicht alles auf einmal. Es macht es irgendwie schwer, dich zu verteidigen.«

Ich erkannte, dass der schlanke Baum, der mich aufrecht hielt, Tisala selbst war. Ihr Knie drückte unbequem gegen eine Prellung an meinem Rücken, aber ich war zu müde, um mich wegzubewegen. Es war den kleinen Schmerz wert zu wissen, dass sie in Sicherheit war. Garranon lenkte mich von der Prellung ab, als er einen weiteren Stich machte.

»Und du hast nicht einmal jemanden umgebracht«, sagte Oreg, dann fügte er hinzu:»Zumindest keinen unserer Verbündeten.«Ich sah, dass er neben mir lag, die Augen gegen das Licht geschlossen.

»Geht es dir gut, Oreg?«

»Verdammt, hört auf zu zappeln«, fauchte Garranon.»Es sei denn, Ihr wollt Euren Wunden ein paar weitere Stiche hinzufügen.«

»Ich habe nur Kopfschmerzen«, beantwortete Oreg meine Frage, als Garranon seinen Protest beendet hatte.»Axiel sagt, ich würde mich in einer Woche oder so wieder lebendig fühlen - bis dahin verfüge ich vielleicht sogar wieder über genügend Magie, um eine Kerze anzuzünden. Tosten ist in einem der Zelte mit Axiel, der einen ekligen Schnitt am Oberschenkel hat und schon von jemandem zusammengeflickt wurde.«

»Mein Vater«, erklärte Tisala hinter mir.»Er hat auch Tostens Rücken genäht. Er - mein Vater, nicht Tosten - sagt, dass sie beide heilen werden. Er sagt, du leidest zusätzlich zu dem Schaden, den der Kampf mit dem Fluch dir zugefügt hat, auch unter Blutverlust, aber er denkt, da du bisher noch nicht gestorben bist, wirst du es vermutlich auch jetzt nicht mehr tun. Immer vorausgesetzt natürlich, deine Wunden infizieren sich nicht.«Es klang nicht so, als wäre sie beunruhigt.

»Da wir gerade vom Sterben sprechen«, warf Oreg ein,»habe ich dir schon gesagt, dass ich wirklich unzufrieden mit dir bin? Etwas so Mächtiges zu zerstören wie den Edelstein des Fluchs hätte ein neues Tal schaffen können, wo diese Berge stehen.«

Garranons stetiger Fortschritt an meinem wunden Bauch wurde einen Moment langsamer, dann nahm er sein altes Tempo wieder auf.

»Ich habe daran gedacht«, sagte ich und entspannte mich gegen Tisala.»Aber die Magie war weg, gefressen von den Drachen von Hurog.«

»Wie meint Ihr das?«Kellen kam um den liegenden Oreg herum und hockte sich hinter Garranon.

»Ihr seid mir im Licht«, knurrte Garranon, und Kellen bewegte sich gehorsam nach links.

»Was meint Ihr mit >gefressen von Hurog<?«, fragte Kellen noch einmal.

»Magie«, sagte ich,»ist eine seltsame Sache.«

Tisala lachte gegen meinen Nacken.»Die meisten Leute sind dieser Ansicht.«

»Die meisten Zauberer denken, sie sei wie Wind oder Regen«, fuhr ich fort.»Eine Naturgewalt, die sich um nichts kümmert. Und überwiegend haben sie auch recht. Aber ich war an Orten, wo das nicht zutrifft. Wo die Magie so lebendig ist wie die Bäume hier, oder noch lebendiger. Menogue ist einer dieser Orte«, sagte ich zu Kellen.»Es lebt ebenso wie Ihr oder ich.«Ich sog zischend die Luft ein, als Garranon die Nadel in eine besonders empfindliche Stelle stieß.

»Ich könnte es stattdessen auch ausbrennen«, bot er an.

»Nein«, erwiderte ich eilig.»Macht weiter. Ihr habt mich nur überrascht. - Der Fluch war ein wenig verwirrender«, fuhr ich dann fort.»Ich denke, die Geister der Drachen waren in den ursprünglichen Zauber verwoben, und Jadeauge...«Ich hielt inne.

»Ja«, sagte Kellen.»Wir fanden seine Leiche in Jakovens Zelt. Oreg sagte uns, dass es ihm gelungen war, den Fluch vor Euch zu erreichen.«

»Jadeauge war verrückt«, sagte ich.»Er hatte mit den Geistern gesprochen, und sie hatten ihm gesagt, wie er sie befreien könnte. Er glaubte, sie würden sich wieder in Drachen verwandeln. Aber sie waren nur noch tobende Geister, keine Drachen mehr, und nur der Bindungszauber verhinderte, dass sie alles zerstörten. Ich hatte geglaubt, ihn aufgehalten zu haben, aber ich war zu spät gekommen. Wäre Hurog nicht gewesen, dann hätten sie uns alle umgebracht.«

Die Wunde an meinem Bauch ging tiefer, als ich geahnt hatte, was Garranon zwang, erst die Muskeln zu nähen und dann die Haut. Ich wandte den Blick ab und sprach weiter, um mich abzulenken.»Hurog lebt ebenfalls. Als ich mehr Magie brauchte, um den Fluch von Euch fernzuhalten, kam es und... fraß den Fluch. Das machen Drachen so mit ihren Toten, wisst Ihr.«


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