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Garranon in Estian 5 страница

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Zwerge mochten klein sein, aber ihre Kraft war wie die meine gewaltig. Ich habe Leute sagen hören, Zwerge seien langsam - aber das behaupten sie nur, weil sie zu viele Bänkelsängerlieder gehört haben. Niemand, der je einem Zwerg mit einer Axt oder einem Schwert gegenübergestanden hat, würde behaupten, dass sie langsam sind - ebenso wenig, wie ich langsam war. Ich hatte mir ein paar von ihren Bewegungen angeeignet - einen Mann zu köpfen, der einen Fuß größer war als ich, schien zum Beispiel auf den ersten Blick vollkommen nutzlos für mich zu sein, aber mit ein paar Veränderungen funktionierte es hervorragend bei einem berittenen Gegner.

Axiel behauptete, ich sei besser mit einer Kampfaxt als mit einem Schwert, aber ich zog das Schwert vor, weil ich mich damit weniger barbarisch fühlte. Es gab einen Teil von mir, der es liebte, wenn sich Fleisch unter meiner Waffe spaltete, wenn Metall auf Metall klirrte und Männer schrien. Und wenn ich eine Axt oder einen Morgenstern benutzte, steigerte sich dieses Gefühl noch, und zwar auf eine Weise, dass ich keinesfalls angenehm damit leben konnte. Ich hielt das Schwert für eine sauberere Waffe.

Als meine Klinge das erste Mal die von Kellen traf, flogen Funken. Wenn er sein Schwert nicht gedreht hätte und ausgewichen wäre, hätte ich seine Waffe zerbrochen. Stala hatte recht getan, mich zu warnen; er war gut ausgebildet. Ich konnte es an der Linie erkennen, die er mit Körper und Schwert bildete, und an der Art, wie er seine Klinge gegen meine längere, schwerere Waffe richtete.

Aber die Schwäche seiner Gefangenschaft verhinderte, dass er den Vorteil seines Tempos nutzen konnte, den er ansonsten vielleicht gehabt hätte. Dass ich Zwergentechnik einsetzte, verhinderte, dass er sich für einen bestimmten Stil entschied. Ich beherrschte die Situation vom ersten Schlag an, und er war Kämpfer genug, um das zu wissen. Ich ließ acht Zusammenstöße der Klingen zu, bevor ich sein Schwert durch den Ring schleuderte. Ein fester Stoß mit meiner Schulter, und er lag auf dem kalten Boden, mit meiner Klinge an der Kehle.

Ich ließ ihn dort, während ich die Beobachtungen meiner Tante nutzte und ihm einen Vortrag darüber hielt, woran er arbeiten musste, alles in einem trockenen Tonfall, den ich ebenfalls von meiner Tante gestohlen hatte. Und wie sie es bei ihren neuen Rekruten tat, die etwas dagegen hatten, unter einer Frau zu dienen, ließ ich ihm kein Fitzelchen seines Stolzes. Er lag vollkommen geschlagen im Staub.

Als ich zurücktrat, kam er auf die Beine und hob sein Schwert auf, um es bebend vor Zorn wieder einzustecken.

»Der Kammerdiener meines Vaters war der Bastardsohn des Zwergenkönigs«, sagte ich freundlich.»Er hat mir den Zwergenstil beigebracht, der gut für mich funktioniert. Deshalb hattet Ihr das Gefühl, Euer Gleichgewicht nie richtig finden zu können.«

»Und wozu soll das alles gut gewesen sein?«, fragte er mit mühsam beherrschtem Zorn. Er hielt sich in einem halben Ring Abstand von mir. Wahrscheinlich, um sich vor seinem eigenen Impuls zurückzuhalten, mir den Kopf abzuschlagen - ich habe manchmal diese Auswirkung auf andere.»Warum der Vortrag?«

»An Eurem Stil und Eurer Technik ist nicht viel auszusetzen«, sagte ich.»Die Liste, die ich Euch gegeben habe, ist sehr kurz für meine Tante - sie hat sie mir geliefert, als ich darum bat. Was Euch fehlt, sind Kraft und Ausdauer. Die einzige Möglichkeit, Euch beides zu verschaffen, besteht in Zeit und schwerer Arbeit. Rosem hatte recht, als er Euch gestern Abend zurückhielt. Wir wussten nicht, was dieses Ding war oder was es anrichten konnte.«

»Ich sollte es also einem alten Mann und einer Frau überlassen?«

Ich zog die Brauen hoch und sagte mit kalter Stimme:»Dieser alte Mann ist der zäheste Kämpfer, den Shavig je hervorbrachte. Er ist ein Veteran der oransteinischen Rebellion und hat in hundert geringeren Schlachten gestanden - hättet Ihr daran gedacht, eine Pike zu benutzen? Die Waffe eines Bauern, wo doch Schwerter zur Verfügung standen? Ich auch nicht. Und was Tisala angeht, so habe ich an ihrer Seite gekämpft, und sie ist besser als die Hälfte der Blauen Garde. Habt Ihr gesehen, wie sie den Schädel des Mannes durchbohrte? Dazu braucht man Geschicklichkeit und Kraft.«

»Ich soll mich also im Hintergrund halten, während Ihr anderen meine Kämpfe für mich ausfechtet?«Der Zorn war verschwunden, und ich konnte die Leere der Niederlage in seinen Augen sehen.

Ich schüttelte den Kopf und fuhr in schärferem Ton fort:»Nein. Wir erwarten, dass Ihr klug seid. Nutzt das. Nutzt die Menschen in Eurer Umgebung. Rosem ist nicht dumm oder übermäßig beschützerisch.«Nicht, wenn Stala ihn ausgebildet hatte.»Er wird Euch nicht im Weg stehen, wenn Ihr erst bereit seid, Euch allein zu verteidigen. Aber wenn er Euch sagt, Ihr solltet Euch zurückhalten, dann hört auf ihn. Wir wussten alle nicht, wozu dieses Ding in der Lage war. Wenn Tisala umgekommen wäre, hätte es mir das Herz gebrochen, aber nicht die Seele des Königsreichs. Wenn ich gestorben wäre, hätte mein Onkel Euch als Hurogmeten ebenso gut gedient wie ich. Vergesst Eure Ziele nicht. Es liegen mehr als genug Schlachten vor uns.«

»Ihr denkt also, ich sollte Rosem verzeihen, dass er mich zurückgehalten hat?«In seinem Gesichtsausdruck und seiner Stimme war nun nichts mehr von aufbrausendem Zorn zu vernehmen, aber sein Tonfall war ätzend höflich.

Ich kniff die Augen zusammen.»Nein, das denke ich nicht.«

Er starrte mich einen Moment an, und dann fiel ihm die königliche Maske vom Gesicht, und er lächelte mich verlegen an.»Ihr denkt, ich soll mich entschuldigen.«

Ich nickte langsam.»Ich denke, Ihr seid ihm zu Dank verpflichtet.«

»Ich glaube, Ihr habt recht.«Sein Lächeln verschwand, und nun sah er nur noch müde aus.»Danke.«

»Wir verlangen viel von Euch«, sagte ich.»Wenn Ihr nicht stark seid, droht uns allen der Untergang. Ihr müsst für uns ein Held sein, der sich Jakoven stellt und über seine Macht und seine Spielchen auf eine Weise triumphiert, wie wir es nicht konnten. Aber Rosem liebt Euch mehr, als er uns liebt. Er wird verhindern, dass wir Euch mit unseren Forderungen zerstören. Sorgt dafür, dass er an Eurer Seite bleibt.«

Er starrte mich an, einen seltsamen Ausdruck auf dem Gesicht.»Ihr klingt wie ein bescheidener Mann«, sagte er.»Ihr seid groß und sprecht langsam - das führt dazu, dass die Leute Euch unterschätzen. Aber irgendwie tun wir am Ende immer, was Ihr von uns wollt.«

Ich grinste.»Es wird mir ein Vergnügen sein, Euch Vernunft beizubringen, wann immer Ihr das Bedürfnis danach verspürt.«

Oreg wartete in der Bibliothek auf mich.

»König Lorekoth wird heute Abend mit dir sprechen«, sagte er und blickte von dem Buch auf, in dem er gelesen hatte, um mir eine Nachricht zu reichen.

Ich hatte Oreg zum Zwergenkönig geschickt.

Jakoven hatte bewiesen, dass er Hurog trotz des Winters angreifen konnte, solange er Farsons Fluch beherrschte. Er hatte dieses Geschöpf aus reiner Bosheit geschickt, um Garranon zu töten, aber der Fluch konnte viel größeren Schaden anrichten. Also musste Kellen Hurog verlassen, und der schnellste Weg, das zu tun, waren die Wasserwege der Zwerge unter der Erde. Dazu brauchte ich die Erlaubnis des Zwergenkönigs.

Die verborgene Treppe, die zu den Zwergenwegen führte, war immer noch halb unter Geröll verborgen. Es gab nicht viele Eingänge, die von der Oberfläche zu den Wasserwegen führten; ich kannte nur noch einen anderen in Shavig und drei in Oranstein, obwohl ich annahm, dass mindestens fünf weitere existierten - in anderen Burgen, die bekannt für ihren Handel mit den Zwergen waren.

Als wir uns dem Zwergenweg näherten, wurde das Geräusch des Wassers ohrenbetäubend laut, ein Beweis, dass eine Delegation wartete, um uns zum Heim der Zwerge zu bringen, wo der König Hof hielt. Ohne die Magie der Zwerge oder die von Oreg floss das Wasser still und ruhig. Nur wenn ein Floß durch die Tunnel fuhr, toste es.

Das Tor öffnete sich, bevor wir es erreichten, und ein schlanker Mann kam hindurch. Sein Bart und das

Haar waren dunkel, und es gab nur eine geringe Spur von Grau darin, obwohl ich wusste, dass er schon vor meinem Großvater zur Welt gekommen war.

»Axiel«, sagte ich und umarmte ihn fest.»Schön, dich wiederzusehen.«

Er lachte und schlug mir auf den Rücken.»Setz mich ab, du zu groß geratener Zwerg, bevor du meinen Bruder mit deinen schlechten Manieren ansteckst.«

Ich setzte ihn ab und wandte mich seinem Begleiter zu, der uns mit großen Augen beobachtet hatte.

»Ward, das hier ist mein Bruder Yoleg. Yoleg, Wardwick von Hurog.«

Der Mann, dem er mich vorstellte, war eine Handbreit kleiner als Axiel, aber über zehn Pfund schwerer als er. Axiel ging als Mensch durch, wenn er das wollte, aber dieser Mann konnte nichts anderes sein als ein Zwerg. Er hatte keinen Bart und war daher nicht viel älter als ein Jahrhundert - für die Zwerge noch ein Jüngling. Yoleg, wusste ich aus Gesprächen mit Axiel, war der Thronerbe.

Ich verbeugte mich.»Prinz Yoleg, es ist sehr freundlich von Euch, hierher zu kommen und mich zu eskortieren.«

Er erwiderte die Verbeugung.»Hurogmeten. Es ist uns eine Ehre, Euch zu unserem Vater zu begleiten.«

Prinzen oder nicht, das Floß, auf das wir uns setzten, wirkte nicht seetüchtiger als die anderen, die ich auf diesen Wasserwegen gesehen hatte. Axiel hatte mir erzählt, die meisten Flöße seien schon vor der

Seuche gebaut worden, die sein Volk befallen hatte -also mindestens vor zweihundert Jahren.

Ich ließ mich auf einem Sitz nieder, der nicht dazu gedacht war, einen Mann von meiner Größe aufzunehmen, und zog den ledernen Gurt um meine Mitte. Die Wasserwege waren rau, und vom Floß zu fallen bedeutete, dass man sehr lange schwimmen musste.

Ich konnte das Pulsieren uralter Magie spüren, als sie unser Floß erfasste und es rasch in einen engen Gang schleuderte, sodass ich kaum zu Atem kam. Gischt flog mir ins Gesicht und fühlte sich an wie die erste Berührung des Frostes. Manchmal war der Gang von einer Million von Sternen erleuchtet -Zwergensteine, die verzaubert waren, um diese Wege zu beleuchten. Aber die Zwerge waren in Hunderten von Jahren immer schwächer geworden, also war an anderen Stellen die Magie verschwunden, und wir befanden uns in vollkommener Dunkelheit. In diesen Abschnitten war das Geräusch von Wasser, das gegen Steine rauschte, beinahe schmerzhaft.

Es gab Kammern in diesem System, Kreuzungen, wo Yoleg entschied, welchem Gang wir folgen sollten. Wir mussten warten, bis das Wasser sich beruhigte und die Magie verging, bevor wir in die gewünschte Richtung weiterfahren konnten. Ich hatte diese Wege schon öfter benutzt, aber der Anblick der Höhlen ließ mich jedes Mal verstummen.

Eine Höhle war vollkommen mit Kristallen überzogen. Beleuchtet von Zwergensteinen, erhoben sich Smaragdsäulen vom Boden und kreuzten sich über unseren Köpfen. Es war schwierig, hier unten Entfernungen abzuschätzen, aber die Säulen wirkten gewaltig; der Sockel der nächstgelegenen war breiter, als unser Floß lang war.

Eine weitere Kammer bestand aus grauem Stein, der in zahllose Formen gemeißelt war. Kleine Statuen drängten sich an den Rand des Wassers und füllten die gesamte Höhle. Ich hätte einen ganzen Tag hier verbringen können, aber wieder fuhren wir weiter, getragen vom Rauschen der Wassermagie.

Während wir an einem Ort warteten, der nach Minze roch und von Gold glitzerte, stieß etwas Großes zweimal gegen unser Boot. Yoleg wirkte besorgt, und Axiel hob die Hand, um Stille zu verlangen. Wir duckten uns alle und warteten reglos, bis was immer es war aufgab und in Wellen mitternachtsdunkler Flossen davonschwamm.

Schließlich erreichte das Floß eine Reihe von Steindocks in einer Höhle, die ich nie zuvor gesehen hatte - obwohl ich schon mehrere Male im Zwergen-heim gewesen war. Unser Floß lag ganz allein in diesem Hafen, der offensichtlich für Hunderte solcher Gefährte gebaut war, und der Kai, an dem wir angelegt hatten, war der Einzige, dem ich bei meinem Gewicht getraut hätte.

»Das hier ist der offizielle Kai«, beantwortete Axiel meine unausgesprochene Frage.»Zuvor warst du ein Besucher meiner Familie. Aber heute Abend kommst du als Hurogmeten, der den König um etwas bitten möchte, und das verlangt, dass wir hier anlegen.«

Axiel gruppierte uns so, dass Yoleg voranging und ich mich einen halben Schritt rechts hinter ihm hielt. Axiel und Oreg flankierten mich.

Yoleg brachte uns in eine große Kammer von unregelmäßigem Grundriss, aber mit flachem Boden und geraden Wänden. Mir fiel auf, dass hier weder Gold und noch Edelsteine zu sehen waren - die Zwerge trennen Vergnügen und Geschäft streng voneinander. Dass diese Halle im Zwergenheim bis auf kleine Steinhaufen, die als Sitzgelegenheiten dienten, vollkommen kahl war, betonte, dass es um sehr ernste geschäftliche Dinge gehen würde.

Zwerge in schlichter Kleidung drängten sich auf eine Weise in dem Raum, die mich deutlich an meine eigene große Halle am Vortag erinnerte. Aber in diesem Raum hing eine Stille, die man nie bei einer Versammlung wilder Nordmänner finden würde. Es fühlte sich an, als hätten die Zwerge etwas von dem Stein der Höhle in ihr Wesen aufgenommen.

Auf der anderen Seite des Raums erhob sich Lore-koth, der Zwergenkönig, von seinem Sitz und sah mich an, als hätte er nie an meinem Tisch gelacht oder sich durch die geborstenen Steine von Hurog gegraben, um vorsichtig Bücher darunter hervorzuziehen.

Er war jung für einen König, erst vierhundert Jahre alt, aber sein Vater hatte zu den Ersten gehört, die an der Reihe von Seuchen starben, welche die Zwerge beinahe vernichtet hatten. Seine rote Haarmähne war so lang, dass sie über den Boden fegte. Er trug das Haar offen, weil Zwerge es nur flochten, wenn sie in den Krieg zogen. In seinem ordentlich gestutzten Bart gab es nur eine winzige Spur von Grau. König Lorekot trug ein schlichtes graues Gewand mit schwarzen Paspeln, bei dem nur die Stoffe, Seide und Leinen, auf seinen Rang schließen ließen.

»Wer da?«, fragte er langsam - die einzige Person, die ich je gehört hatte, deren Stimme tiefer war als meine. Axiel sagte, er könne die tieferen Töne benutzen, um allen, die sie hörten, Angst einzujagen - ein nützlicher Trick auf dem Schlachtfeld.

Ich verbeugte mich, ein Herrscher vor einem anderen.»Ich bin Wardwick, Hurogmeten von Burg Hurog, wo nun wieder Drachen fliegen.«

»Was bringt Euch hierher, Held von Hurog?«

Ich zeigte nicht, wie verlegen mich dieser Titel machte, aber es war nicht einfach.»Ich bitte um die Zahlung der Schuld, in der Euer Volk steht. In der Oberwelt gibt es Krieg. Etwas sehr Böses ‘wurde wieder entdeckt und wirkt seine Magie unter den Menschen. Jakoven, Hochkönig der Fünf Königreiche, hat Farsons Fluch in seiner Gewalt.«

»Streitet jemand hier unsere Schuld ab?«, fragte der König.

Schweigen antwortete ihm.

»Was wünscht Ihr von uns?«

»Ich brauche ein Heer«, sagte ich.»Welches menschliche Heer könnte den Dunklen, den Steinmännern, widerstehen?«

Und so begannen die Verhandlungen. Zwerge tun nichts eilig, es sei denn, bittere Not treibt sie dazu. Das hängt wahrscheinlich mit ihrer Langlebigkeit zusammen. Meine müden Knochen sagten mir, dass sich die Sonne schon wieder am Himmel erhoben hatte, bevor jemand beiläufig die Zwergenwege erwähnte.

Viele Geschichten über den Mut von Zwergen wurden erzählt, und Oreg und Axiel berichteten über mein Leben auf eine Weise, die so aufgebläht war, dass die Geschichten beinahe keine Ähnlichkeit mehr mit meinen eigenen Erinnerungen hatten. Nicht, dass sie vollkommen falsch gewesen wären... nur übertrieben. Ich hatte tatsächlich einmal in einem Schneesturm ein Pferd zwei Meilen weit getragen, aber es war ein neu geborenes Fohlen gewesen. Blut und abgetrennte Körperteile spielten in den meisten Geschichten eine große Rolle, und die Erzähler wurden mit jeder Stunde, die verging, wilder in ihren Übertreibungen.

Am Ende hatte ich eine Übereinkunft erzielt, bis zu zehn Personen gleichzeitig über die Zwergenwege transportieren zu dürfen. Die Liste der Personen, die sie benutzen konnten, war nicht lang - niemand wollte, dass die Wege allgemein bekannt wurden -, aber Kellen und sein Diener, alle, die direkt von Hurog abstammten und die ich für vertrauenswürdig hielt, Alizon, Haverness, Tisala, Stala und Garranon befanden sich darauf. Axiel würde mit mir kommen, denn er wusste, wie man die Wege nahm.

»Großzügigste Majestät«, sagte ich mit einer Verbeugung, die ruckartiger ausfiel, als mir lieb war, aber zumindest hatten meine steifen Muskeln mir noch erlaubt aufzustehen.»Ich habe ein kleines Geschenk für Euch, um Euch für diese Audienz zu danken.«

Ein Geschenk, hatte die Botschaft des Königs gesagt, würde es unmöglich machen, dass seine Höflinge sich über die schlechten Manieren der Menschen beschwerten. Ein exotisches Tier, hatte er nahegelegt, denn seine Menagerie war bei seinen Leuten berühmt. Ich hatte etwa fünf Minuten gebraucht, um das perfekte Tier zu finden.

»Ich habe auf meinem Land«, sagte ich,»einen Basilisken - manchmal werden diese Tiere auch Steindrachen genannt. Oreg, mein Zauberer, hat ihn tatsächlich in Stein verwandelt, um für seine Sicherheit zu sorgen. Wenn Ihr eine angemessene Zuflucht für ihn habt, werde ich ihn zu Euch bringen lassen. Oreg kann ihn entzaubern, wann und wo Ihr es wünscht.«

Die Zwerge schwiegen - eher staunend als nachdenklich, dachte ich. Der Basilisk war das Tier ihrer königlichen Familie, ein Wappen, das nur dem Drachen nachstand, der nicht einer einzelnen Familie gehörte, sondern dem gesamten Zwergenvolk. Axiel hatte mir das auf dem Weg hierher erzählt, als ich erklärt hatte, was ich zu tun gedachte - ich war nicht so dumm, dem König ein Geschenk anzubieten, das vielleicht peinlich für mich sein würde, also hatte ich zuvor mit seinem Sohn darüber gesprochen. Der König verfügte über einen geeigneten Platz, um den Basilisken frei zu lassen, eine riesige Insel ohne Hafen, die nur über die Zwergenwege zu erreichen war.

Ein träges Lächeln breitete sich nun auf dem Gesicht des Königs aus.»Ein großzügiges Geschenk, Lord Wardwick. Es ist mir eine Ehre, es anzunehmen.«

Ich verbeugte mich noch einmal und ging, bevor ich aus Versehen etwas tun würde, das alles rückgängig machte, was ich an diesen Tag erreicht hatte.

»Ich hätte nicht gedacht, dass sie erlauben würden, dass Menschen sich frei auf den Zwergenwegen bewegen - nicht einmal mit meinem Vater auf deiner Seite«, stellte Axiel fest, als wir in einer Kreuzungshöhle darauf warten, dass das Wasser sich wieder beruhigte. Sein jüngerer Bruder war nicht mehr bei uns, denn das Floß würde in Hurog Passagiere aufnehmen.

»Euer Vater glaubte das auch nicht«, sagte Oreg mit erfreutem Lächeln.»Daher habe ich ihm vorgeschlagen, dass Ward mit einer sehr hohen Forderung beginnen sollte - einer, die wirklich die Schuld der Zwerge tilgen würde -, und danach waren die anderen eher bereit, ihm kleinere Zugeständnisse zu machen.«

»Und noch besser ist«, warf ich ein,»dass dein Vater den Basilisken nehmen und Oreg endlich aufhören wird, mich zu fragen, wann wir das arme Tier befreien können.«

Tychis wartete am Fuß der ersten Treppe zu den Zwergenwegen auf uns, an der Stelle, wo Oregs Schutzzauber ihn festhielten. Er hatte in den Wochen zuvor ein wenig zugenommen, sah aber immer noch aus wie ein halb verhungerter Wolf - ein frierender, halb verhungerter Wolf. Ich weiß nicht, wie lange er schon gewartet hatte, aber er war blass und zitterte.

»Was hat Ciarra angestellt?«, fragte ich und wickelte ihn rasch in meinen Umhang.»Hat sie dir einfach aufgetragen, mich zu finden, und den Rest dir überlassen?«

Meine Kritik an Ciarra ärgerte ihn, obwohl er sich fest in den Umhang wickelte.»Sie sagte, du solltest so schnell kommen, wie du kannst.«

»Tychis?«Die Stimme meiner Schwester eilte ihr voraus.»Bist du da unten?«Sie bog um die Ecke und sah uns vier. Ciarra wirkte nun respektabler als noch als junges Mädchen und trug Kleider statt zerrissener Jagdkleidung - aber ich nahm an, sie würde selbst mit fünfundachtzig noch einen Raum zum Leuchten bringen.»Ah, da bist du, Ward. Nett von dir, den Leuten zu sagen, wohin du gehst. Wenn Tosten und ich nicht wären, hätte Onkel Duraugh bereits Such-trupps ausgeschickt.«

Ich schaute sie verärgert an. Es war lange her, seit ich jemandem hatte sagen müssen, wohin ich ging. Als Tychis meine Miene sah, bewegte er sich langsam, bis er zwischen Ciarra und mir stand.

Ciarra kam weiter die Treppe hinunter und umarmte ihn.»Mach dir wegen dem da keine Sorgen«, sagte sie zu unserem kleinen Bruder und zeigte dabei unhöflich auf mich.»Er hat keine Hand mehr gegen mich erhoben, seit ich sein liebstes Jagdmesser verlor, als ich etwa so alt war wie du.«

Ich schnaubte empört.»Sie verschweigt dir dabei, dass sie das Messer verlor, als sie auf einen Baum kletterte, um zu sehen, ob der Adler in dem Nest dort schon Küken hatte. Der dumme Vogel hätte mich fast vom Baum gestoßen, als ich ihr hinterherkletterte - ich habe immer noch Narben von den Krallen auf meinem Rücken. Wenn sie schlau genug gewesen wäre zu fragen, hätte ich ihr gleich sagen können, dass Adler im Winter keine Jungen haben.«

Es war richtig gewesen, Tychis zu ihr zu schicken. Nun hatte er einen Platz hier - und jemanden, um den er sich kümmern konnte.

»Tychis, lauf zu Beckram und sag ihm, dass wir Ward gefunden haben und er bald nachkommen wird.«Ciarra nahm ihr Schultertuch ab und löste meinen Umhang von ihm.»Nimm das hier. Es ist nicht ganz so warm, aber wenigstens wirst du nicht darüberstolpern und die Treppe runterfallen. Und nachdem du Beckram gefunden hast, setzt du dich an ein Feuer, bis dir wieder warm ist.«

Tychis verbeugte sich korrekt und rannte dann die Treppe hinauf, wobei er Ciarras Tuch fest um sich schlang, damit es nicht auf den Boden hing.

»Ich muss auf ihn aufpassen«, sagte sie, als er weg war.»Er ist so eifrig, dass er mir nicht sagen würde, wann er genug hat.«

Ich küsste sie auf die Stirn.»Danke. Ich wusste, dass du genau die Richtige bist, um mit ihm zurechtzukommen.«

Sie lächelte und schüttelte den Kopf.»Ich werde froh sein, wenn ich ihn endlich überzeugen kann, dass wir ihn ganz bestimmt nicht verhungern lassen und der Hort von Essen, den er sich angelegt hat, nur die Ratten anlockt. Der arme Junge, Ward! Er spricht nicht viel, aber man kann sehen, was für ein Leben er bisher geführt hat.«

Dann wandte sie sich Axiel zu, streckte die Hände aus und griff nach den seinen.»Wie schön, dich wiederzusehen, Axiel.«

Nachdem die Begrüßungen erledigt waren, sprach sie mich wieder an.»Alizon ist letzte Nacht mit einer kleinen Gruppe von Oransteinern in einem Boot hierhergekommen.«Sie lachte, als ich stöhnte.»Das geschieht dir ganz recht, alter Eremit.«

Oreg legte sich schlafen. Axiel begleitete Ciarra, um sich das Kind anzusehen, während ich die Treppe hinauf zu einem der neu vollendeten Zimmer neben der Bibliothek ging, in dem Alizon nun Hof hielt. Als ich eintraf, war die Tür geschlossen. Mein Vetter Beckram lehnte lässig an der Flurwand und starrte Tychis an.

Ich blieb stehen, wo ich war, denn ich erkannte Beckrams demonstrativ lässige Pose, die er gern einnahm, um angespannte Situationen zu entschärfen. Ein Blick auf Tychis’ trotzige Haltung sagte mir, von wem die Spannung ausging.

Beckram entdeckte mich, ließ es sich aber nicht anmerken; stattdessen erklärte er mir indirekt, worin der Ärger bestand.»Du denkst also, du hättest dich von diesem oransteinischen Lord da drinnen anschreien lassen sollen, weil du einen Auftrag ordnungsgemäß ausgeführt hast?«

»Ich bin ein Bastard«, sagte Tychis.«

»Da bist du nicht der Einzige«, erwiderte mein Vetter.»Das ist kein Grund, dass ein Mann einen Jungen so verächtlich behandelt.«

»Ja, es gibt hier auch andere Bastard-Hurogs«, stimmte Tychis zu.»Ich habe sie gesehen. Sie arbeiten im Stall oder kämpfen in der Garde. Sie leben nicht in der Burg - vielleicht mit Ausnahme von Oreg, aber der ist ein Zauberer. Was wollt ihr also von mir?«

»Du und ich, wir haben vierzehn Brüder und Schwestern, die nicht Kinder meiner Mutter sind«, sagte ich.

Tychis zuckte nicht zusammen, sondern bewegte sich nur ein wenig, sodass er Beckram und mich gleichzeitig im Auge behalten konnte. Ich hatte halb erwartet, Tränen zu sehen, aber er war nur blass. Wahrscheinlich lernten Kinder, die auf der Straße überlebten, nicht zu weinen.

»Bis mein Vater starb, konnte ich nicht viel für meine Familie tun«, fuhr ich fort.»Bis dahin waren die meisten erwachsen.«Einen nach dem anderen nannte ich sie beim Namen und berichtete, was Hurog tat, um ihnen zu helfen. Den meisten hatte ich

Geld gegeben, einigen Land, ich hatte für ihre Erziehung und für Mitgiften bezahlt, für ein Fischerboot, für Waffen und ein gutes Pferd.

»Von allen«, sagte ich,»bist du der Einzige, von dem ich weiß, der nicht in Hurog geboren wurde. Man hat dich dir selbst überlassen, und du musstest dich auf den Straßen von Estian durchkämpfen, bis der König dich auflas. Mein Vater schuldete dir mehr als das. In ein paar Jahren werden wir darüber reden, was du vom Leben erwartest. Aber eins solltest du jetzt schon wissen, Tychis. Solange ich in Hurog herrsche, wird keiner von meinem Blute je allein sein. Wenn du ein Mann bist, erwarte ich, dass auch du für deine Familie einstehst, wie Beckram es hier getan hat. Ciarra ist in ihrem Zimmer mit Axiel, der ein halb-zwergischer Prinz ist. Tatsächlich glaube ich, er ist ebenfalls ein Bastard. Wenn du dich gut benimmst, wird Ciarra ihn dazu bringen, dir Geschichten zu erzählen.«

Auf meine Geste schoss er an mir vorbei und die Treppe hinunter - Ciarra und Beckram teilten sich einen Raum auf der unteren Ebene von Hurog, der halb mit dem Getreide von der letzten Ernte gefüllt war. Wenn ich verheiratet wäre, würde ich auch einen Grund haben, eine Nische oder einen Schrank zu finden, die weitab von allen anderen lagen, statt zusammen mit einem Heer anderer Männer in einen Raum gestopft zu werden.

»Er glaubt dir nicht«, sagte Beckram, der Tychis hinterherschaute.»Er hat gewartet, bis wir das Zimmer verließen; dann erst sagte er mir, ich hätte ihn nicht verteidigen sollen, als der alte Farrawell ihn anfauchte, weil er die Besprechung störte. Er will nicht, dass ich seinetwegen Ärger bekomme.«

»Er wird es schon verstehen«, sagte ich.»Lass Ciarra ein bisschen Zeit, und bald wird er hier so arrogant umherstolzieren wie ein Adliger aus Avinhelle.«

Beckrams höfliche Miene wich einem Grinsen.»Sie hat diese Auswirkung auf Männer, nicht wahr?«

WARDWICK

 

Mein Vater sagte, wenn es den Oranstei-nern ebensogut gefallen hätte, gegen den Hochkönig in die Schlacht zu ziehen, wie gegeneinander zu kämpfen, hätten sie die Rebellion gewonnen. Sechs oransteinische Adlige hatten Alizon begleitet. Farrawell, den Mann, der Tychis angeraunzt hatte, kannte ich nur dem Ruf nach, nicht vom Sehen. Er war jedoch der Einzige aus der Gruppe, dem ich noch nicht begegnet war, also fiel es mir nicht schwer, ihn zu identifizieren.

Farrawell hatte sich nach der Rebellion gut geschlagen und nicht durch Diplomatie überlebt, wie viele der älteren oransteinischen Lords - zum Beispiel Haverness -, sondern weil er im Gefängnis gesessen hatte, als die Oransteiner sich ergeben mussten. Ich hatte gehört, dass er ein Mann von hitzigem Temperament und geringer Einsicht sei. Er hatte zu Haverness’ Hundert gehört und wie Haverness den Sieg über die Vorsag als ein Zeichen betrachtet, auf seinem Besitz bleiben zu können - der nach allen Maßstäben gewaltig war.


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