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Garranon in Estian 8 страница

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Er holte tief Luft und schluckte seinen Zorn herunter.»Aber es ist ein Unterschied, ob man jemanden benutzt oder jemanden um Hilfe bittet. Was du sehr genau weißt. Du kannst nicht alle beschützen, Ward.«Seine Stimme wurde noch sanfter.»Ich bin kein Kind, obwohl ich jünger aussehe als du. Ich bin nicht Ciarra oder Tosten, die dich brauchten, damit du sie schütztest.«

Er legte die Hand in meinen Nacken und zog mich zu sich, bis meine Stirn an seiner ruhte, und dann sagte er leise:»Ich bin der Drache, der dich fressen würde, wenn es dir wirklich gelänge, Jakoven zu besiegen, ohne dass du mich dabei mitspielen ließest.«

Ich entzog mich ihm und lachte wehmütig.»Also gut. Wenn du mitkommst, haben wir vielleicht eine echte Aussicht zu überleben.«

»Und nun«, sagte er,»will ich wissen, wieso du Tisala keinen Heiratsantrag gemacht hast, wenn ich es dir doch so gut wie gesagt habe? Ja, du hättest sie verschrecken können, wenn du sie gefragt hättest, als du es tun wolltest«- er sah Tisala an -,»das war etwa zehn Minuten, nachdem er zum ersten Mal sah, wie du mit dem Schwert umgehst.«Er wandte sich wieder mir zu.»Aber wenn du weiterhin versuchst, sie zu verführen, ohne ihr zu sagen, wie du empfindest, wird sie noch denken, dass deine Absichten unehrenhaft sind. Du stellst dich doch sonst bei der Jagd nicht so dumm an! Wenn du zu lange zögerst, wird das Kaninchen der Schlinge entkommen.«

Tisala lachte und hob die Hände hinter den Kopf, als wären sie ihre Kaninchenohren.

»Das reicht jetzt, Oreg«, sagte ich. Aber die Röte meiner Wangen nahm meiner Stimme etwas von ihrer Kraft.

»Es ist schon in Ordnung.«Tisala lachte immer noch.»Das ist das erste Mal, dass mich jemand mit einem Kaninchen verglichen hat. Und wenn du etwa fünf Minuten früher angefangen hättest zu lauschen, Oreg, hättest du Wards Hälfte von genau diesem Gespräch gehört. Ich bin noch nicht zu meiner Hälfte gekommen. Warum gehst du nicht und siehst, ob du Axiel und Tosten finden und sie bitten kannst, sich mit uns im Stall zu treffen? Sag allen, die dich fragen, ich hätte euch drei gebeten, mit Ward und mir jagen zu gehen.«

»Wie Ihr befehlt, Herrin«, sagte Oreg grinsend. Er drehte sich mit militärischer Präzision auf dem Absatz um und schloss die Tür hinter sich.

»Er lauscht vielleicht immer noch«, sagte ich, nachdem sich die Tür hinter Oreg geschlossen hatte.

»Ich bin älter als du«, sagte sie schlicht.

Ich wartete.

»Ich werde nie eine Schönheit sein.«

»Meine Liebe«, erklärte ich entnervt,»ich weiß nicht, ob ich ärgerlich sein sollte, dass du mich für so seicht hältst zu glauben, ich brauchte ein Schmuckstück an meiner Seite, um glücklich zu sein, oder ob ich dir sagen soll, dass du schon beim ersten Mal, als ich dich in deinem Hofkleid am Tisch deines Vaters sah, die anderen Damen verblassen ließest. Oder soll ich dir erzählen, wie mein Blut jedes Mal zu wallen beginnt, wenn ich sehe, wie du dein Schwert benutzt?«

»Zumindest lasse ich beim Kämpfen mein Hemd an«, sagte sie anklagend.»Hast du wirklich geglaubt, ich denke, dass dir warm ist? Es lag Schnee am Boden.«

Ich grinste sie an, und die Schmetterlinge in meinem Bauch ließen sich wieder dort nieder, wo sie sein sollten. Oreg, gesegnet sollte er sein, hatte recht gehabt, was die Auswirkungen meines peinlichen Ausbruchs auf dem Floß anging.

»Du hättest nicht hinzusehen brauchen«, schlug ich vor.

Zu meinem Entzücken schnaubte sie und hörte sich dabei ganz ähnlich an wie Feder.»Du unterbrichst mich«, bezichtigte sie mich ungerechterweise.

Dennoch schloss ich gehorsam den Mund. Die Heiterkeit verschwand aus ihren Zügen, und an ihre Stelle trat etwas, das mein Herz heftiger schlagen ließ. Sie kam näher und berührte die Seite meines Gesichts. Ich schloss kurz die Augen und drehte den Kopf unter ihrer Berührung, bis sie die Hand wieder wegzog.

»Ich habe mich so angestrengt, dich nicht zu lieben«, flüsterte sie.»Ich wollte keinen Barbaren aus Shavig lieben. Die Winter in Shavig sind zu kalt.«

»Zumindest regnet es nicht dauernd«, sagte ich heiser.

»Ward, ich liebe dich. Wenn wir beide diese Sache überleben, werde ich dich heiraten - die Götter mögen dir helfen! -, wenn du mich dann immer noch haben willst.«

Ja! Ich hielt meinen Triumphschrei zurück, bevor er mir über die Lippen kam, aber ich packte sie um die Taille und wirbelte sie herum. Lachend hielt sie sich an meinen Schultern fest. Die Freude in meinem Herzen fand ihr Echo im Ausdruck ihrer Augen.

Ich ließ sie an meinem Körper nach unten rutschen und genoss das Gefühl ihrer Muskeln an Oberschenken und Bauch, und die weichere Berührung ihrer Brüste. Ich hielt inne, als ihr Mund auf gleicher Höhe war wie meiner, und schmeckte ihre Lippen mit mehr Erleichterung als Leidenschaft - obwohl sich das schnell änderte.

Sie war nicht oft geküsst worden. Das erkannte ich an den gelegentlichen überraschten Geräuschen, die sie von sich gab. Ich war außer Übung und biss ihre Unterlippe einmal ein wenig zu fest. Aber als ich mich von ihr lösen wollte, erwiderte sie den Gefallen.

Schließlich sagte sie, während sie an meinem Mundwinkel nagte:»Ich bin zu schwer für so etwas.«

Ich lachte. Erregt wie ich war, hätte ich sie eine Ewigkeit festhalten können, aber ich nutzte die Ausrede, um sie abzusetzen, bevor ich etwas tat, was wir beide bedauern würden.

»Wenn wir uns nicht beeilen, wird Oreg bald wieder hier sein«, sagte ich.

Sie berührte leicht meine Brust, und das Gefühl brannte sich in meine Haut.»Ich werde meinem Vater sagen, dass wir auf die Jagd gehen.«

Ich klopfte leise.

Garranon öffnete die Tür.»Ward?«

»Wenn Ihr mir eine Minute Zeit gebt«, sagte ich,»habe ich einen Vorschlag, der Euch interessieren könnte.«

»Lass ihn rein«, sagte seine Frau irgendwo hinter ihm.

Garranon trat zurück und ließ mich ins Zimmer, dann schloss er die Tür hinter uns dreien - vieren, wenn ich das erschöpfte Kind mitzählte, das schlafend im Bett lag.

»Mein Mann sagt, Ihr glaubt, dass Jakoven Farsons Fluch hat und ihn benutzte, unsere Leute umzubringen.«Allysaian saß aufrecht auf der Bettkante, und Garranon stellte sich ans Fenster. Der Abstand zwischen ihnen war so fest wie Eis und kein bisschen wärmer.

»Ja«, sagte ich.

»Habt Ihr oder hat Euer Zauberer eine Idee, wie man ihn aufhalten könnte?«, fragte sie.

»Ja. Genau deshalb bin ich gekommen, um mit Garranon zu sprechen«, sagte ich und berichtete so knapp wie möglich über unsere Pläne.

Als ich fertig war, schüttelte Garranon den Kopf, und seine Miene verriet nichts anderes als mildes Bedauern.»Ich habe meiner Frau gesagt, dass ich sie nicht wieder verlassen werde.«

»Es tut ihm leid, dass er mich all diese Jahre allein gelassen und mich gezwungen hat, eher Herr seiner Besitzungen zu sein als Herrin«, sagte Allysaian ausdruckslos.

Ein Muskel in Garranons Gesicht spannte sich an.

Ich wandte mich ihm zu.»Glaubt Ihr, Ihr hättet den Tod Eurer Leute verhindern können, als Eure Frau es nicht konnte?«

Garranon zog die Brauen hoch.»Selbstverständlich nicht.«Er machte eine scharfe, abwehrende Geste.»Die einzige Möglichkeit, es zu verhindern, hätte darin bestanden, den Mut aufzubringen, Jakoven umzubringen, wenn er schlief.«

»Wenn du das getan hättest«, sagte seine Frau hitzig,»wärest du jetzt tot. Buril wäre als der Besitz eines Königsmörders geschleift und unsere Leute den Banditen überlassen worden. Was geschehen ist, ist nicht deine Schuld.«

»Nein?«, fragte er.

»Nein«, sagte sie.»Nicht mehr, als es meine Schuld ist.«

»Wenn ich nicht sein Geliebter gewesen wäre...«, begann er.

»Solche Gedanken sind sinnlos«, unterbrach ich ihn.»Mein Vater hat sich bitterlich über Euch beschwert. Er sagte immer, wenn Ihr nicht gewesen wäret, hätte der König Oranstein unter seinen loyalen Anhängern aufgeteilt, zu denen natürlich auch er gehörte. Ich bezweifle, dass das vollkommen der Wahrheit entsprach - aber ich weiß nicht, wie weit

Jakoven sich um Euretwillen zurückgehalten hat, und Ihr wisst es ebenso wenig.«

»Mein Vater«, griff Allysaian das Thema auf, erhob sich und berührte Garranons angespannte Schulter,»sagte mir, der König habe die Kinder der Rebellen zusammenholen lassen, um sie zu töten und Oransteins Herz zu brechen, aber er änderte seine Ansicht plötzlich, nachdem er durch die Zellen gegangen war, wo man die Kinder festhielt - nachdem er dich gesehen hatte.«

Garranon umklammerte fest die Hand seiner Frau und sah mich an.»Jakoven wird nicht allein sein -wie kommt Ihr auf die Idee, dass wir ihn überwältigen können?«

»Oreg kommt mit allem zurecht, was die Zauberer tun können«, erwiderte ich.»Und während Ihr, Tisala, Tosten und Axiel Euch um die Schwertarbeit kümmert, kümmere ich mich um den Fluch. Es war mein Blut, das ihn weckte, und ich glaube, ich weiß ein wenig darüber, wie er hergestellt wurde. Vielleicht genug, um ihn nichtig zu machen.«

Allysaian stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Garranon auf den Mund.»Geh«, sagte sie.»Tu, was getan werden muss, und dann kehre zu mir zurück.«

Er beugte sich vor und küsste sie, kein sanfter Abschiedskuss, sondern einer, der voller Versprechen war.

Axiel, Oreg und Tosten saßen bereits zu Pferd, jeweils mit einem zweiten Pferd an ihren Sattel gebunden, als wir zum Stall kamen. Tisala stritt sich mit einem der Stallknechte. Als sie uns sah, zeigte sie auf mich. Der Mann folgte ihrem Finger mit dem Blick, dann runzelte er die Stirn, drehte sich um und verschwand im Stall.

Tisala reichte die Zügel der beiden Tiere, die sie gehalten hatte, Garranon, und folgte dem Stallknecht. Sie kehrte mit einem weiteren Paar von Pferden zurück.

»Ist es schwierig, ein Pferd zu finden, das mein Gewicht tragen kann?«, fragte ich mit einem Blick auf die schmalbrüstigen, feinknochigen Pferde, die sie hielt.

Tisala grinste mich an.»Das hier sind meine. Sie könnten dich den ganzen Weg bis nach Hurog tragen, ohne dass du es ihnen anmerken würdest«, sagte sie und tätschelte liebevoll einen gebogenen Hals.»Aber ich weiß, dass du lieber vor Verlegenheit sterben würdest, als eine Meile mit den Füßen im Schlamm zu reiten. Wir haben ein Paar, das dir besser dienen wird.«

Der Stallknecht brachte eine junge graue Stute heraus, die viel größer und kräftiger war als die anderen Pferde. Etwas an ihrer Hinterhand wirkte vertraut, aber ihr grobknochiger Kopf passte zu den anderen Pferden aus Oranstein.

»Sie ist kein ausgebildetes Schlachtross«, warnte Tisala mich.»Sie wird gerade erst vier und ist noch ziemlich grün.«

Ich nickte, stieg auf und blieb ruhig im Sattel sitzen, damit die Stute sich an mein Gewicht gewöhnen konnte. Der Stallknecht brachte mein zweites Pferd heraus, und nachdem ich es mir gut angesehen hatte, bedachte ich Tisala mit einem tadelnden Blick. Die Stute, die der Stallknecht hielt, sah Blümchen so ähnlich wie ein Spiegelbild, nur dass sie nicht seinen dicken Hengsthals hatte.

Tisala lachte über mein Gesicht.»Wir hatten deinen Hengst beinahe einen Monat hier«, sagte sie.»Glaubst du wirklich, wir hätten das nicht ausgenutzt? Vater war entsetzt, dass ich es getan habe, ohne zu fragen.«

»Seid vorsichtig mit der dunklen Stute, Herr«, riet der Stallknecht, als er mir widerstrebend die Zügel reichte.»Sie verliert schnell die Geduld, wenn sie nicht versteht, was Ihr von ihr wollt.«

»Ihr Vater ist genauso«, erwiderte ich. An der Art, wie seine Hände an ihrem Hals verharrten, wusste ich sofort, dass sie eines seiner Lieblingspferde war.»Ich werde gut auf sie aufpassen.«

Wir verließen Callis ohne Zwischenfälle und ritten in stetigem Trab. Die Stute, auf der ich saß, war empfindsam, so jung sie auch sein mochte, und sie brauchte nicht lange, bis sie sich unter mir beruhigte und die Mätzchen ihrer dunklen Schwester ignorierte.

»Ich dachte, du hieltest Blümchen für eine Kuh«, sagte ich.

Tisala kicherte.»Das war, bevor ich ihn im Kampf gesehen hatte. Aber es hat wehgetan, diesen Namen in den Stammbaum zu schreiben.«

Tosten, der neben uns ritt, grinste.»Unser Vater hat ihn Bestie getauft, wenn dir das lieber ist. Das ist der Name, den wir in unseren Zuchtpapieren benutzen.«

Sie schüttelte den Kopf.»Der Stallmeister meines Vaters spricht kein Shavig, und ich habe ihm nicht verraten, was Blümchen bedeutet.«

Es regnete, was niemanden überraschte. Winter in Oranstein war ein einziger langer Regen. Aber als es Abend wurde, fing es an zu schütten, als gösse eine Riesin ihren Putzeimer über unseren Köpfen aus - so beschrieb Oreg es jedenfalls.

»Zumindest werden wir nicht erfrieren«, erwiderte Garranon gereizt, als Oreg sich beschwerte.

Oreg grinste. Er hatte schon die letzten zehn Meilen daran gearbeitet, Garranon eine Reaktion abzuringen.»Aber gegen den Schnee gibt es warme Kleidung«, erklärte der Drache in Menschengestalt nun kläglich.»Diese Feuchtigkeit dringt überall ein, und man kann einfach nicht warm werden. Alles ist mit Schlamm überzogen.«

»Er versucht, Garranon aufzuheitern«, sagte ich zu Tisala, als das Gespräch in eine Reihe kindischer Vergleiche zwischen Oranstein und Shavig abglitt.

Sie lachte und trieb ihren Wallach voran, bis sie Schulter an Schulter mit Oreg war.»Wie viele Sha-vig-Leute braucht es, um ein Pferd zu satteln?«, fragte sie.

»In Shavig haben wir zumindest Pferde und keine Ponys«, erklärte Tosten und ritt ebenfalls zu ihnen.

»Ich hoffe, du weißt, was du tust«, sagte Axiel im Schutz der allgemeinen Heiterkeit zu mir.

Ich schüttelte den Kopf.»Aber wenn ich nichts unternehme, wird Hurog das nächste Opfer des Fluchs.«Ich erklärte Axiel, wie ich zu diesem Schluss gekommen war, und er nickte zustimmend.

»Der Fluch wird von Hurog-Blut angetrieben, Axiel«, sagte ich.»Ich weiß nicht, ob ein anderer als Oreg oder ich eine Aussicht auf Erfolg hat. Ich dachte daran, Haverness’ Zauberer um Hilfe zu bitten -aber er ist der mächtigste Magier, der nicht an den König gebunden ist. Wenn wir versagen, ist er die letzte Aussicht, die sie haben.«

»Wenn wir versagen«, erklärte Axiel ernst,»wird mein Vater sich dem Kampf anschließen. Wenn wir die Kraft hätten, die wir vor einem halben Jahrtausend noch hatten, würde das genügen, um die Gezeiten zu wenden. Aber ich fürchte, die Zwerge werden ebenso leicht fallen, wie das Kaiserreich fiel.«

»Daran hatte ich nicht gedacht«, sagte ich.»Ich dachte nur daran, jemanden im Rücken zu haben, dem ich vertraue.«Ich überlegte kurz.»Ich wünschte, ich wüsste, wie viele Leute er bei sich hat. Aber ich kenne Jakovens private Wachen nicht gut genug, um sie mithilfe der Magie zu finden, und ich kann nicht versuchen, seine Zauberer auf diese Weise zu orten, weil sie das alarmieren könnte. Wenn du glaubst, dass dieses Unternehmen dein Volk in Gefahr bringt, Axiel, dann musst du nach Callis zurückkehren.«

Er schüttelte den Kopf.»Nein. Wenn der Fluch uns überlebt, müssen sich alle dem Kampf anschließen. Zumindest wird meinem Vater auf diesem Weg eine endlose Debatte erspart bleiben. Wenn ich sterbe, ist es sein Recht, den Krieg zu erklären, ohne die anderen zu fragen.«

Ich bedachte ihn mit einem angespannten Lächeln.»Dann hoffen wir, dass es nicht dazu kommt.«

Er nickte.

Wir ritten noch mehrere Stunden im Dunkeln weiter, als Jakovens Gruppe sicher schon lange Halt gemacht hatte. Wir zügelten die Pferde erst, als Tisala zu dem Schluss kam, dass der Sumpf, der vor uns lag, nicht in der Nacht durchquert werden konnte.

Axiel, Tosten und Oreg errichteten das Lager -wenn man denn von einem Lager sprechen konnte -, während Garranon, Tisala und ich uns die Karten ihres Vaters ansahen, die ich mit meinem magischen Licht beleuchtete. Tisala zeigte mir, wo wir waren, und richtete die Landkarte nach unserer Position aus. Dann begannen sie und Garranon zu spekulieren, welchen Weg Jakoven nehmen würde.

Es gab nur zwei Pässe über die Berge nach Tallven, die er benutzen konnte. Der erste war der Pass, den ich vor fünf Jahren nach Oranstein genommen hatte, der zweite schwieriger und einsamer.

Wenn wir Jakoven mit unserem derzeitigen Tempo weiter folgten, würden wir ihn erst weit in Tallven einholen, aber immer noch eine Tagesreise von Estian entfernt. Wenn wir jedoch den richtigen Pass fanden, hatten wir die Gelegenheit, ihn viel eher zu erwischen, weil die direkte Route zu beiden Pässen voller Sümpfe war. Jakoven würde darum herumreiten müssen, und Tisala kannte die schnelleren Wege zu beiden Pässen. Wenn wir uns für den falschen entschieden, bestand die Möglichkeit, dass Jakoven nach Estian gelangte, bevor wir ihn einholten.

Ich überließ es Garranon und Tisala, über die relativen Vorzüge beider Pässe zu diskutieren, und ging zu Oreg, der mit einer der Ölhaut-Zeltplanen rang. Mit meiner Hilfe konnte er das Problem schneller lösen.

»Ich muss mit dir sprechen«, sagte ich.

Oreg fand einen Platz auf der Wurzel eines Walnuss-Baums; ich hockte mich vor ihn.

»Jakoven hat wahrscheinlich seine Zauberer dabei«, sagte ich.»Er hat Farsons Fluch, und er ist selbst ein Magier. Ich weiß nicht, wie gut er ist, aber Jadeauge und Arten sind beide sehr stark - wenn auch nicht nach deinen Maßstäben.«

»Du willst, dass ich mich um die Zauberer kümmere, während du den Fluch angreifst«, stellte er kühl fest.

»Zwischen dem Fluch und mir besteht eine Verbindung«, erklärte ich. Und außerdem machte ich mir Sorgen, dass sich bei einem Kampf mit Jadeauge meine Angst vor ihm über meinen Wunsch nach seinem Tod hinwegsetzen würde.

Er nickte.»Hast du daran gedacht, dass diese Verbindung nach beiden Seiten funktioniert? Sie könnte dich zu einem leichteren Oper machen.«

»Ja«, antwortete ich.»Was denkst du?«

»Du sagtest, es fühlte sich an, als hätte er dich erkannt?«

Ich nickte.»Es fühlte sich ein wenig an wie die Magie von Hurog, aber intelligenter. Ich denke, es ist wie Menogue - sie verfügen immer noch über eine gewisse Erinnerung daran, dass sie einmal Drachen waren. Ich habe sie neugierig gemacht.«

Oreg rieb sich die Hände, als wären sie kalt.»Fühlte es sich an wie ein einziges Geschöpf oder wie drei?«

Ich schloss die Augen und versuchte, mich zu erinnern.»Es hatte so etwas wie... Struktur, ja das war es. Nicht wirklich getrennt, mehr wie bei einem Teppich, bei dem mehrere Stränge von Garn miteinander verflochten sind.«

»Nachdem dein Blut es berührte, hat es dich also erkannt«, murmelte er.

»Nein.«Ich schüttelte den Kopf.»Das geschah schon vorher. Es ist schwer zu erklären. Ich glaube nicht, dass der Fluch jemals vollkommen untätig war - nur machtlos. Sobald Jakoven ihn aus der Tasche holte, die er verzaubert hatte, um ihn zu verstecken, konnte ich sehen, wie Schwärze von ihm ausging, obwohl weder Jakoven noch Jadeauge etwas zu bemerken schienen. Als die schwarze Macht mich berührte, kannte sie mich - oder vielleicht erkannte sie die Magie von Hurog.«

»Fühlte sie sich böse an?«

Ich schüttelte den Kopf.»Nicht mehr als Menogue oder Hurog.«

»Und nachdem er dein Blut benutzt hatte?«

Ich versuchte mich zu erinnern, wie es sich angefühlt hatte.»Der Stein verfärbte sich blau, und ich spürte ein wildes Aufwallen von Magie.«Ich erinnerte mich noch an etwas anderes.»Ich denke, es war irgendwie mit Jakoven verbunden - die blaue Magie des Steins. Aber die Schwärze war etwas davon Getrenntes.«

»Wenn wir können, werden wir es so machen, wie du willst«, sagte Oreg schließlich.»Ich werde versuchen, Jakovens Zauberer aufzuhalten, und dir den Fluch überlassen.«

Ich gab das Hocken auf und setzte mich auf eine andere Wurzel. Sie war nass, aber nicht sonderlich schlammig.»Du hast von deinen Überlegungen gesprochen, dass der Zauber, der die Magie der Drachen an den Stein bindet, dem ähneln könnte, den dein Vater benutzte, um dich an die Burg zu binden.«

Oreg nickte.»Das könnte sein.«

»Als ich den Bann brach, der dich an Hurog band«, sagte ich mit dem Aufblitzen einer sehr deutlichen Erinnerung daran, wie mein Messer in Oregs Nacken gesunken war,»habe ich gespürt, wie sich die Verflechtungen einer magischen Bindung anfühlen. Ich bin vielleicht imstande, sie zu lösen.«

»Das könnte ein Fehler sein«, erwiderte Oreg nach einem Augenblick des Nachdenkens.»Es ist nicht nur Magie, die an den Stein gebunden wurde, es handelt sich auch um den Geist von drei Drachen, die im Augenblick nicht besonders gut auf Menschen zu sprechen sind. Farson versuchte, den Fluch auf die gleiche Weise zu benutzen wie andere Magier einen Ebereschenstab - aber er konnte mit ihm nur zerstörerische Magie wirken, und das selbst zu dem Zeitpunkt, als der Zauber noch neu war.«

»Was schlägst du vor?«, fragte ich.

Er schüttelte den Kopf.»Ich bin dem Fluch nie so nahe gekommen wie du. Du musst improvisieren. Aber sei bitte vorsichtig.«

Wir aßen den Eintopf, den Axiel aus Trockenfleisch und Stücken von diesem und jenem zusammengekocht hatte. Gewürzt durch unseren Hunger und die Kälte, schmeckte er besser, als er tatsächlich war. Tisala und Garranon hatten inzwischen den Schluss gezogen, dass Jakoven zu dem weniger bekannten Pass unterwegs sein musste.

»Ich hätte nicht gedacht, dass ein Tallven auch nur von diesem Pass weiß, aber Garranon sagte mir, dass Jakoven sich mit Geographie auskennt.«Tisala pustete auf ein wenig vom Eintopf, der auf dem kleinen Stück Fladenbrot dampfte.

Garranon nickte.»Er ist klüger, als er sich anmerken lässt. Auf dem bekannteren Pass nach Estian sind um diese Jahreszeit immer noch ein paar Kaufleute unterwegs. Er wird niemandem begegnen wollen. Der andere Pass wird nur von Jägern und Banditen benutzt. Mit dem Fluch und seinen Zauberern hat er von den Banditen wenig zu fürchten, und die Jäger dort sind ein misstrauischer Haufen. Sie werden sich einer Gruppe von Fremden nicht nähern.«

»Ich kenne einen Weg, der einen großen Teil des Sumpfs umgeht, durch den Jakoven offenbar reist«, sagte Tisala.»Wenn er dort ist, wo Ward glaubt, dass er ist, werden wir vor ihm am Pass sein und können auf ihn warten.«

Tosten hatte seine Harfe mitgebracht, und er spielte am niederbrennenden Feuer. Wir fielen in die Lieder ein, die er kannte, und dann überraschte er Axiel mit einem traurigen Lied in der Zwergensprache. Axiel sang den Refrain mit ihm und fügte eine oder zwei Strophen hinzu.

»Ich wusste nicht, dass du die Zwergensprache beherrschst, Tosten«, sagte Axiel, als sie fertig waren.

Tosten schüttelte den Kopf.»Das tue ich nicht. Aber einer deiner entfernten Vettern hat mir dieses Lied beigebracht, als deine Leute uns halfen, die Burg wieder aufzubauen. Und hier ist ein etwas weniger trauriges Lied.«Seine Finger zupften eine schnelle, eingängige Melodie, und er begann mit einem seiner >Riese von Shavig<-Lieder - ein wenig mehr bearbeitet als das letzte Mal, als wir es hörten.

Als er fertig war, deckte ich das Feuer zu, und Oreg sah nach den Pferden. Tisala verschwand in dem kleineren Zelt, während Axiel und Garranon in das größere gingen.

Tosten verschnürte seinen Harfenkasten und sah mich nachdenklich an.»Oreg hat mir erzählt, dass Tisala deinen Antrag angenommen hat.«

Ich nickte.

»Ward, unsere Aussichten, aus dieser Sache heil herauszukommen, sind nicht besonders gut, oder?«

Ich hörte auf mit dem, was ich tat.»Nein«, sagte ich.

Er war fertig mit Verschüren.»Wir - Oreg, Garranon, Axiel und ich - sind zu dem Schluss gekommen, dass es in dem großen Zelt nur Platz für vier gibt.«Er stand auf und warf einen Blick zu dem kleineren Zelt, das ein Stück von den anderen entfernt stand.»Und selbst dann wird es eng werden. Da du der Größte von uns bist, sind wir der Ansicht, dass du ein Zelt mit Tisala teilen musst.«

Ich lächelte träge, und er erwiderte das Lächeln für einen Augenblick. Dann wurde er wieder ernst und legte die Hand auf meine Schulter.»Ward...«, begann er, dann verklang seine Stimme unsicher, weil er die Worte einfach nicht herausbrachte. Also sagte er schließlich etwas anderes.»Ward, ich bin froh, dass du mein Bruder bist.«

»Ich auch«, erwiderte ich. Erst als er in dem größeren Zelt verschwunden war, sprach ich die Worte aus, die ein Sohn meines Vaters einem anderen nicht direkt sagen konnte.»Ich liebe dich auch, Tosten.«

»Er weiß das«, sagte Oreg, der aus dem Dunkeln kam, wo die Pferde leise Geräusche von sich gaben. Er warf mir mein Bettzeug zu, das er von meinem Sattel genommen hatte, nahm mir die Schaufel ab und deckte das Feuer fertig zu.

Wortlos und ungeschickt legte ich die Hand auf seine Schulter.

Oreg hörte auf zu schaufeln und tätschelte meine Hand.»Ich weiß es ebenfalls.«

Er ließ mich allein am abgedeckten Feuer. Ich hielt auf magische Weise nach dem Fluch Ausschau und fand ihn an dem gleichen Ort, an dem er sich die letzten Stunden aufgehalten hatte, in einem Lager, das weit genug von unserem entfernt war, dass niemand dort unser Lagerfeuer riechen würde.

Dann streckte ich den Kopf in Tisalas Zelt, die Bettrolle unter dem Arm.

»Sie behaupten, es gebe in dem anderen Zelt keinen Platz mehr für mich«, sagte ich zaghaft.

»Komm rein, Ward«, erwiderte sie.

Im goldenen Schimmer meines magischen Lichts zog ich die Stiefel aus und stellte sie neben den Zelteingang, wo ihre bereits standen. Sie wartete, bis ich damit fertig war und mein Bettzeug neben ihren Decken abgelegt hatte, bevor sie ihr Wollhemd auszog. Darunter trug sie nur ein dünnes seidenes Unterhemd. Ich sah das Glänzen von rosafarbener Haut an ihrem Trizeps, wo ein Schwert sie verwundet hatte. Sie sah mich nicht an, als sie ihre Hose aufschnürte und sie für den nächsten Tag faltete. Wie ein Junge trug sie Unterhosen, aber ganz wie das Hemd waren sie seiden, und man konnte die Haut darunter sehen.

»Ich kann meine Sachen anlassen«, sagte ich mit heiserem Flüstern.»Wir können uns zusammenkuscheln, damit wir es warm haben.«

Dann wandte sie sich mir zu und errötete so heftig, dass es selbst in dem trüben Licht zu erkennen war.»Ist es das, was du willst?«

Nein! Ganz bestimmt nicht, dachte ich.

»Ich werde diese Situation nicht ausnutzen, um dich zu etwas zu drängen, was du nicht willst«, sagte ich stattdessen.

»Das habe ich dich nicht gefragt«, stellte sie fest. Sie griff nach dem Saum ihres Hemds und zog es sich über den Kopf. Ich hätte mich vielleicht immer noch widersetzt, aber die Hände, die den Hemdsaum hielten, als sie halbnackt vor mir saß, hatten weiße Knöchel und zitterten.

Ich kam näher und zog ihren Kopf an meine Schulter.»Bevor wir anfangen«, sagte ich dicht an ihrem Ohr,»muss ich wissen, ob du so etwas schon einmal getan hast.«Ich erinnerte mich an die Prellungen, die der Folterknecht des Königs an ihren Oberschenkeln hinterlassen hatte, und hoffte, dass sie davor ein Dutzend Geliebte gehabt hatte.

Sie nickte gegen mich und flüsterte.»Einmal, und ich habe geschworen, dass ich es nicht wieder tun würde. Ich hielt es nie für wert, es zu wiederholen. Bis jetzt.«

Sie ahnte offensichtlich nicht, dass ich von ihrer Vergewaltigung wusste. Mit ihrer trockenen Art versuchte sie zu verhindern, dass sie mir leidtat, und wollte den Vorfall beiseiteschieben. Ich verstand es. Ich fuhr mit der Hand über ihren nackten Rücken und in ihr Haar, und ich spürte, wie sie zitterte, als meine Finger ihren Nacken erreichten.

»Ah«, sagte ich.»Das Wichtigste ist, nicht zu vergessen, dass Liebe gleichzeitig der albernste und heiligste Akt ist, den Menschen vollziehen können. Zwischen uns gibt es nichts Falsches, Tisala, nur Dinge, die sich gut anfühlen, und andere, die das nicht tun. Wenn dir etwas gefällt oder nicht gefällt, musst du es mir sagen. Bitte, es ist sehr wichtig, dass du es mir sagst, besonders, wenn etwas wehtut.«


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