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Kulturelle Trends

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Die Entwicklung zur postindustriellen Gesellschaft, verbunden mit der weiteren Erosion traditioneller Milieus, der sozialen Individualisierung und dem einhergehenden "Wertewandel", zeitgeschichtlich konkret aber auch die mit dem Symbol der Ölkrise verbundene Veränderung des öffentlichen Großklimas – von der ökonomischen Zukunftsgewissheit zum ökologischen Krisenbewusstsein – drückten sich in den kulturellen Trends der siebziger und achtziger Jahre sinnfällig aus.

In der Stadtplanung und Architektur kam es zu einem bedeutsamen Paradigmenwechsel. Die Phase der Stadterweiterung, die zu Beginn der siebziger Jahre in groß dimensionierten Hochhaussiedlungen auf der "grünen Wiese" einen spektakulären Höhepunkt erlebt hatte, wurde im Denkmalschutzjahr 1973 in der Öffentlichkeit bereits als seelenlose Container-Architektur heftig kritisiert. Dagegen kam es zur Wiederentdeckung und Aufwertung der urbanen Qualitäten von innenstadtnahen Bezirken, von Arbeitersiedlungen des 19. Jahrhunderts ebenso wie von bürgerlichen Vierteln der Jahrhundertwende. Nicht mehr die Überwindung der historischen Stadt durch "Kahlschlagsanierung", also eine völlige Neubebauung, wie in den fünfziger und sechziger Jahren, sondern ihre behutsame Wiederherstellung wurde nun von zahlreichen Bürgerinitiativen gefordert. Einige Bundesländer erließen in den siebziger Jahren neue Denkmalschutzgesetze. Vor allem an der Büroarchitektur der achtziger Jahre, aber auch an Projekten "ökologischen Bauens" lassen sich entsprechende Stilelemente entdecken.

In der Literatur und anderen Bereichen der Kunst und Kultur waren die siebziger und achtziger Jahre gekennzeichnet durch ein Abflauen der fundamentalen Politisierung der späten sechziger Jahre. In der Öffentlichkeit wurde viel von "neuer Subjektivität", individuellem "Erfahrungshunger" und von der "Wiederkehr des Poetischen" gesprochen. Ein Tendenzwechsel – von Dokumentarismus und Gesellschaftskritik zu "neuer Subjektivität" – ging hier zum Teil einher mit Kritik und Skepsis angesichts einer als kalt empfundenen Rationalität und einer Aufwertung irrationaler Sichtweisen. Solche Tendenzen zeigten sich etwa in einer explizit die weibliche Subjektivität betonenden "Frauenliteratur", die Bestseller-Erfolge aufwies, oder im erfolgreichen Genre der "Fantasy"-Romane, die in Märchen- und Traumwelten führten, wie zum Beispiel John Ronald Tolkiens "Der Herr der Ringe" (1972 zum ersten Mal auf Deutsch erschienen) oder Michael Endes "Unendliche Geschichte" (1979).

Allerdings pluralisierte sich der literarische Markt weiter, sodass es immer schwieriger wurde, von Tendenzen literarischer Öffentlichkeit umstandslos auf die reale Lektüre zu schließen. Diese wurde nach wie vor geprägt von einem Nebeneinander des Interesses an Klassik, moderner Klassik – 1975 wurde das Thomas-Mann-Gedenkjahr begangen – und neuer Prosa und Lyrik sehr verschiedener Inhalte und Stile. Ähnliches ließe sich für andere Bereiche der Kunst feststellen. Der größte Theater-Skandal dieses Jahrzehnts wurde durch den Versuch heraufbeschworen, in Frankfurt am Main Rainer Werner Fassbinders Stück "Der Müll, die Stadt und der Tod" aufzuführen; Demonstrationen, die gegen antisemitische Tendenzen protestierten, verhinderten die Uraufführung.

Schwierig ist eine Aussage über Tendenzen in der Unterhaltungsmusik. Sie war nun nicht mehr – wie noch in den sechziger Jahren – abgrenzendes Markenzeichen von Jugendlichen gegen die Erwachsenenwelt. Allerdings betraf das vor allem die Oberfläche der von den elektronischen Medien verbreiteten Musik. Hier waren die aufrührerischen und psychodelischen Klänge (etwa der amerikanischen Westküste) von eingängigen Melodien (etwa Boney M. oder Abba) weitgehend verdrängt worden. "Saturday Night Fever" (1978) mit John Travolta wurde zum Kultfilm der Disco-Jugend, 1983 begann der kometenhafte Aufstieg Michael Jacksons in den Hitparaden. Neu war seit jener Zeit auch der Einsatz von Video-Clips.

Viel gelesen wurden nach wie vor bekannte Autorinnen und Autoren aus der DDR, etwa Christa Wolf, Volker Braun oder Christoph Hein; einige der Schriftstellerinnen und Schriftsteller, die nach der Ausbürgerung von Wolf Biermann ebenfalls in den Westen gingen, darunter Reiner Kunze, Sarah Kirsch und Günter Kunert, hielten weiterhin Kontakt zu ostdeutschen Kolleginnen und Kollegen aufrecht.

Große mediale Aufmerksamkeit erzielte 1981 die "Berliner Begegnung zur Friedensförderung", ein Treffen von west- und ostdeutschen Schriftstellerinnen und Schriftstellern, das auf Einladung des DDR-Autors Stefan Hermlin und der Ostberliner Akademie der Künste stattfand. Über den Anlass hinaus – ein Appell zur Abrüstung angesichts der neuerlichen Blockkonfrontation – schienen hier gesamtdeutsche Bindungen auf.

 


Дата добавления: 2015-10-29; просмотров: 92 | Нарушение авторских прав


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DAS LEBEN IN DER BRD| The Prime Minister says that the “doctrine of state multiculturalism” has failed.

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