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Die Mutter nickt.

Es klingelt. | Er lacht. | Wieder sitzt ein Pfeil in seinem Herzen. Und diesmal ist der Pfeil vergiftet. | Dann zieht er mit einem Ruck die Decke von der Staffelei, nimmt Palette und Pinsel zur Hand, betrachtet seine Arbeit mit zusammengekniffenen Augen und geht ans Werk. | Das Kind nickt und macht sich auf den Weg. | Das Kind schiebt sich auf eine Stuhlkante und wendet kein Auge von der Dame. | Der alte Herr verspricht, sofort zu kommen. Er ist genau so aufgeregt wie die Resi. | Der Hofrat sitzt am Bett. | Der Vater sieht sich im Zimmer um. Der Schulranzen liegt fertig gepackt auf dem Pultsitz. Daneben hockt Christl, die Puppe. | In ihrem Kopf dreht sich alles. |


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  1. Sie nickt.

10 „Und ich ja auch“, gesteht das Kind. „Nach Lottchen und …“

11 „Und deinem Vater, gelt?“

12 Luise nickt. Eifrig und schüchtern zugleich. „Und wenn ich bloß wüsste, warum Lottchen nicht mehr schreibt?“

13 „Ja“, murmelt die Mutter. „Ich bin recht in Sorge.“

 

В копилку:

 

Können wir tun, als sei nichts geschehen?

Ich bin recht in Sorge.

 

Zehntes Kapitel

 

Ein Ferngespräch aus München – Das erlösende Wort – Nun kennt sich auch die Resi nicht mehr aus – Zwei Flugzeugplätze nach Wien – Peperl ist wie vom Donner gerührt – Wer an Türen horcht, kriegt Beulen – Der Herr Kapellmeister schläft außer Haus und bekommt unerwünschten Besuch

 

 

1 L ottchen liegt apathisch im Bett. Sie schläft. Sie schläft viel. „Schwäche (слабость: die Schwäche)“, hat Hofrat Strobl heute Mittag gesagt. Der Herr Kapellmeister sitzt am Kinderbett und blickt ernst auf das kleine, schmale Gesicht hinunter (серьзно смотрит на узкое лицо; hinunter - вниз). Er kommt seit Tagen nicht mehr aus dem Zimmer. Beim Dirigieren lässt er sich vertreten (просит замещать, попросил, чтобы замещали). Eine Bettstatt (кровать /южно-нем./) ist für ihn vom Boden heruntergeholt worden (была для него спущена с чердака: der Boden, der Dachboden).

2 Nebenan läutet das Telefon.

3 Resi kommt auf Zehenspitzen ins Zimmer. „Ein Ferngespräch aus München!“ flüstert sie. „Ob Sie sprechbereit sind (готовы ли вы к тому, чтобы разговаривать = можете ли вы поговорить)!“

4 Er steht leise auf und bedeutet ihr (указывает, велит ей), beim Kind zu bleiben, bis er zurück ist. Dann schleicht er («прокрадывается» = тихонько идет) ins Nebenzimmer. München? Wer kann das sein? Wahrscheinlich die Konzertdirektion Keller&Co. Ach, sie sollen ihn gefälligst in Ruhe lassen (пусть они, пожалуйста, оставят его в покое: «пусть будут так любезны оставить его в покое»)!

5 Er nimmt den Hörer und meldet sich (представляется: «вызывается», называет свое имя). Die Verbindung wird hergestellt (связь устанавливается).

6 „Hier Palfy!“

7 „Hier Körner!“ ruft eine weibliche Stimme aus München herüber.

8 „Was?“ fragt er verblüfft. „Wwer? Luiselotte?“

9 „Ja!“ sagt die ferne Stimme. „Entschuldige, dass ich dich anrufe. Doch ich bin wegen des Kindes in Sorge. Es ist hoffentlich nicht krank?“

10 „Doch.“ Er spricht leise. „Es ist krank!“

11 „Oh!“ Die ferne Stimme klingt sehr erschrocken.

12 Herr Palfy fragt stirnrunzelnd (наморщив лоб: die Stirn + runzeln): „Aber ich verstehe nicht, wieso du …“

13 „Wir hatten so eine Ahnung (предчувствие), ich und - Luise!“

14 „Luise?“ Er lacht nervös. Dann lauscht er verwirrt. Lauscht immer verwirrter. Schüttelt den Kopf. Fährt sich aufgeregt durchs Haar.

15 Die ferne Frauenstimme berichtet hastig, was sich nun eben in solch fliegender Hast berichten lässt (что можно в такой спешке: «в такой летящей спешке» вообще сообщить).

16 „Sprechen Sie noch?“ erkundigt sich das Fräulein vom Amt.

17 „Ja, zum Donnerwetter!“ Der Kapellmeister schreit es. Man kann sich ja das Durcheinander (неразбериху; durcheinander – «одно через другое», вперемешку), das in ihm herrscht (которая в нем царит, господствует), einigermaßen vorstellen (в некоторой степени представить; das Maß – мера, степень).

18 „Was fehlt denn dem Kind?“ fragt die besorgte Stimme seiner geschiedenen Frau.

19 „Nervenfieber“, antwortet er. „Die Krisis sei überstanden (преодолен), sagt der Arzt. Aber die körperliche und seelische Erschöpfung (физическое и душевное истощение, изнуренность) sind sehr groß.“

20 „Ein tüchtiger (хороший: «дельный») Arzt?“

21 „Aber gewiss! Hofrat Strobl. Er kennt Luise schon von klein auf (с малых лет).“ Der Mann lacht irritiert (растерянно, раздраженно /из-за неуправляемости ситуации/; irritieren – раздражать; сбивать с толку). „Entschuldige, es ist ja Lotte! Er kennt sie also nicht!“ Er seufzt.

22 Drüben (вон там = на другом конце) in München seufzt eine Frau. - Zwei Erwachsene sind ratlos (в растерянности). Ihre Herzen und Zungen sind gelähmt (языки парализованы: die Zunge). Und ihre Gehirne (мозги: das Gehirn), scheint es (кажется), ihre Gehirne auch.

23 In dieses beklemmende (давящее, неловкое, тягостное; die Klemme - зажим), gefährliche Schweigen hinein klingt eine wilde Kinderstimme. „Vati! Lieber, lieber Vati!“ hallt es aus der Ferne. „Hier ist Luise! Grüß dich Gott, Vati! Sollen wir nach Wien kommen? Ganz geschwind (как можно быстрее: «совсем быстро»)?“

24 Das erlösende Wort ist gesprochen (спасительное слово произнесено; erlösen – спасать, избавлять). Die eisige Beklemmung der beiden Großen schmilzt (плавится, тает: schmelzen) wie unter einem Tauwind (как от теплого весеннего ветра; tauen – таять). „Grüß Gott, Luiserl!“ ruft der Vater sehnsüchtig. „Das ist ein guter Gedanke (хорошая мысль)!“

25 „Nicht wahr?“ Das Kind lacht selig.

26 „Wann könnt ihr denn hier sein?“ ruft er.

27 Nun ertönt wieder die Stimme der jungen Frau. „Ich werde mich gleich erkundigen, wann morgens der erste Zug fährt (узнаю сейчас же, когда отправляется первый поезд).“

28 „Nehmt doch ein Flugzeug!“ schreit er. „Dann seid ihr schneller hier!“ - ‘Wie kann ich nur so schreien!’ denkt er. ‘Das Kind soll doch schlafen!’

29 Als er ins Kinderzimmer zurückkommt, räumt ihm die Resi seinen angestammten Platz am Bett wieder ein (снова освобождает, уступает ему его исконное место; angestammt – наследственный, родовой; der Stamm – род, племя; einräumen – предоставлять, уступать /например комнату/) und will auf Zehenspitzen davon.

30 „Resi!“ flüstert er.

31 Sie bleiben beide stehen.

32 „Morgen kommt meine Frau.“

33 „Ihre Frau?“

34 „Pst! Nicht so laut! Meine geschiedene Frau! Lottchens Mutter!“

„Lottchens?“

35 Er winkt lächelnd ab (отмахивается). Woher soll sie’s denn wissen? „Das Luiserl kommt auch mit!“

36 „Das - wieso? Da liegt’s doch, das Luiserl!“

37 Er schüttelt den Kopf. „Nein, das ist der Zwilling.“

38 „Zwilling?“ Die Familienverhältnisse (семейные отношения = семейная ситуация; das Verhältnis – отношение, соотношение; verhalten zu etwas – относиться к чему-либо, соттноситься с чем-либо) des Herrn Kapellmeister wachsen der armen Person über den Kopf (выше ее понимания: «растут бедняжке выше головы»).

39 „Sorgen Sie dafür, dass wir zu essen haben! Über die Schlafgelegenheiten («о местах для спанья» = кто где будет спать; die Gelegenheit – возможность, /удобный/ случай) sprechen wir noch.“

40 „O du mei (о Боже ты мой)!“ murmelt sie, während sie aus der Tür schleicht.

41 Der Vater betrachtet das erschöpft schlummernde Kind (измученного: «изнуренно» дремлющего ребенка), dessen Stirn feucht glänzt (лоб которого: «чей лоб» влажно блестит). Mit einem Tuch (платком, полотенцем: das Tuch) tupft er (промокает /легкими прикосновениями/, слегка трогает) sie behutsam trocken (досуха).

42 Das ist nun also die andere kleine Tochter! Sein Lottchen! Welche Tapferkeit (храбрость; tapfer – храбрый) und welche Willenskraft (сила воли; der Wille) erfüllten (наполняли) dieses Kind, bevor es von Krankheit und Verzweiflung überwältigt wurde (прежде чем он был побежден: «преодолен» болезнью и отчаяньем)! Vom Vater hat es diesen Heldenmut wohl nicht (это геройство у него, пожалуй, не от отца: der Held – герой + der Mut – мужество, смелость). Von wem?

43 Von der Mutter?

44 Wieder läutet das Telefon.

45 Resi steckt den Kopf ins Zimmer. „Fräulein Gerlach!“

46 Herr Palfy schüttelt, ohne sich umzuwenden (не оборачиваясь), ablehnend (отрицательно; ablehnen – отклонять, отвергать) den Kopf.

 

1 Lottchen liegt apathisch im Bett. Sie schläft. Sie schläft viel. „Schwäche“, hat Hofrat Strobl heute Mittag gesagt. Der Herr Kapellmeister sitzt am Kinderbett und blickt ernst auf das kleine, schmale Gesicht hinunter. Er kommt seit Tagen nicht mehr aus dem Zimmer. Beim Dirigieren lässt er sich vertreten. Eine Bettstatt ist für ihn vom Boden heruntergeholt worden.

2 Nebenan läutet das Telefon.

3 Resi kommt auf Zehenspitzen ins Zimmer. „Ein Ferngespräch aus München!“ flüstert sie. „Ob Sie sprechbereit sind!“

4 Er steht leise auf und bedeutet ihr, beim Kind zu bleiben, bis er zurück ist. Dann schleicht er ins Nebenzimmer. München? Wer kann das sein? Wahrscheinlich die Konzertdirektion Keller&Co. Ach, sie sollen ihn gefälligst in Ruhe lassen!

5 Er nimmt den Hörer und meldet sich. Die Verbindung wird hergestellt.

6 „Hier Palfy!“

7 „Hier Körner!“ ruft eine weibliche Stimme aus München herüber.

8 „Was?“ fragt er verblüfft. „Wwer? Luiselotte?“

9 „Ja!“ sagt die ferne Stimme. „Entschuldige, dass ich dich anrufe. Doch ich bin wegen des Kindes in Sorge. Es ist hoffentlich nicht krank?“

10 „Doch.“ Er spricht leise. „Es ist krank!“

11 „Oh!“ Die ferne Stimme klingt sehr erschrocken.

12 Herr Palfy fragt stirnrunzelnd: „Aber ich verstehe nicht, wieso du …“

13 „Wir hatten so eine Ahnung, ich und - Luise!“

14 „Luise?“ Er lacht nervös. Dann lauscht er verwirrt. Lauscht immer verwirrter. Schüttelt den Kopf. Fährt sich aufgeregt durchs Haar.

15 Die ferne Frauenstimme berichtet hastig, was sich nun eben in solch fliegender Hast berichten lässt.

16 „Sprechen Sie noch?“ erkundigt sich das Fräulein vom Amt.

17 „Ja, zum Donnerwetter!“ Der Kapellmeister schreit es. Man kann sich ja das Durcheinander, das in ihm herrscht, einigermaßen vorstellen.

18 „Was fehlt denn dem Kind?“ fragt die besorgte Stimme seiner geschiedenen Frau.

19 „Nervenfieber“, antwortet er. „Die Krisis sei überstanden, sagt der Arzt. Aber die körperliche und seelische Erschöpfung sind sehr groß.“

20 „Ein tüchtiger Arzt?“

21 „Aber gewiss! Hofrat Strobl. Er kennt Luise schon von klein auf.“ Der Mann lacht irritiert. „Entschuldige, es ist ja Lotte! Er kennt sie also nicht!“ Er seufzt.

22 Drüben in München seufzt eine Frau. - Zwei Erwachsene sind ratlos. Ihre Herzen und Zungen sind gelähmt. Und ihre Gehirne, scheint es, ihre Gehirne auch.

23 In dieses beklemmende, gefährliche Schweigen hinein klingt eine wilde Kinderstimme. „Vati! Lieber, lieber Vati!“ hallt es aus der Ferne. „Hier ist Luise! Grüß dich Gott, Vati! Sollen wir nach Wien kommen? Ganz geschwind?“

24 Das erlösende Wort ist gesprochen. Die eisige Beklemmung der beiden Großen schmilzt wie unter einem Tauwind. „Grüß Gott, Luiserl!“ ruft der Vater sehnsüchtig. „Das ist ein guter Gedanke!“

25 „Nicht wahr?“ Das Kind lacht selig.

26 „Wann könnt ihr denn hier sein?“ ruft er.

27 Nun ertönt wieder die Stimme der jungen Frau. „Ich werde mich gleich erkundigen, wann morgens der erste Zug fährt.“

28 „Nehmt doch ein Flugzeug!“ schreit er. „Dann seid ihr schneller hier!“ - ‘Wie kann ich nur so schreien!’ denkt er. ‘Das Kind soll doch schlafen!’

29 Als er ins Kinderzimmer zurückkommt, räumt ihm die Resi seinen angestammten Platz am Bett wieder ein und will auf Zehenspitzen davon.

30 „Resi!“ flüstert er.


Дата добавления: 2015-07-20; просмотров: 61 | Нарушение авторских прав


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