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Schlußwort.

V. Zur Politik. | VI. Zur Metaphysik. | Eine naturwissenschaftliche Satire. | Zwölfter Essay. Kritik der Hartmann’schen Philosophie des Unbewußten. | I. Einleitung. | II. Psychologie. | IV. Metaphysik. 1 страница | IV. Metaphysik. 2 страница | IV. Metaphysik. 3 страница | IV. Metaphysik. 4 страница |


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  1. Schlußwort.

ii651

Wenn man alle Ihre Irrthümer nicht nur vergäße, sondern sogar als Wahrheiten bestehen ließe, so würde Ihre Philosophie dennoch an folgendem Raisonnement, auf Grund Ihrer Principien, total Schiffbruch leiden:

Wenn der Wille nur und immer das»Daß«der Dinge bestimmt, die Idee dagegen nur und immer das»Was und Wie«, wenn ferner die Idee rein und gut ist, so müßte die Welt immer nur das realisirte Gute und Reine sein. Sie ist aber das realisirte Schlechte und Verächtliche, oder wie Christus sie definirte: das Werk des Teufels. –

Die positiven Hauptresultate dieser Kritik sind:

1) daß es ein Unbewußtes in allen Individuen der Welt giebt, nämlich einen unbewußten individuellen Willen;

2) daß diesem individuellen Willen nur die Bewegung wesentlich ist;

3) daß er Wille zum Tode ist;

4) daß dieser Wille zum Tode kein psychisches Princip ist;

5) daß der Geist lediglich Function eines Organs dieses Willens ist, wie die Verdauung die Function eines anderen Organs;

6) daß das Bewußtsein entsteht, indem der Dämon (das Primäre) eines seiner Organe, das Gehirn (das Sekundäre, die Psyche) actuirt;

7) daß der Geist wie jedes Organ immer functionirt, daß aber seine unbewußten Functionen nicht unbewußtes Denken, unbewußtes Vorstellen, unbewußtes Fühlen genannt werden dürfen, so wenig wie die unbewußten Producte dieser Functionen |

ii652 unbewußte Gedanken, unbewußte Vorstellungen, unbewußte Gefühle;

8) daß zwischen Willen und Geist nie Antagonismus herrschen kann;

9) daß es weder einen All-Einen unbewußten Willen, noch eine Allweise Idee, noch ein Ineinander Beider, einen absoluten Geist giebt;

10) daß es vor der Welt eine einfache Einheit gab, der man aber in constitutiver Weise weder einen Willen, noch einen Geist zusprechen darf;

11) daß es in der Welt nur Individuen giebt, welche jedoch, wegen ihres Ursprungs aus einer Einheit, in dynamischem Zusammenhang stehen.

Sie haben mit einem in Ihrer Brust gefundenen dunkeln Princip gemacht, was der Frosch in der Fabel mit sich selber machte, als er ein Elephant werden wollte: Sie bliesen es so lange auf, bis es zerplatzte und die Welt in einen dicken mittelalterlichen, ja altorientalischen Nebel hüllte. Aber schon sinken die Nebel. –

Man hat mir gesagt, Herr von Hartmann, daß Sie früher Soldat gewesen sind. Auch ich habe, wie ich Ihnen bereits kund gegeben habe, mit der Waffe gedient. So darf ich Ihnen wohl zum Schlusse eine Erscheinung in’s Gedächtniß rufen, welche man als Civilist selten zu sehen bekommt und dann noch seltener beachtet, während sie dem scharfen Auge des Soldaten nicht entgeht. Das Treiben in den Bivouaks ist Ihnen gewiß, was es für mich ist: eine poesievolle, zauberreiche Erinnerung. Haben Sie da nicht einmal gesehen, wann es gegen fünf Uhr Morgens zu tagen begann, wie sich das voraneilende Licht des noch unsichtbaren Tagesgestirns mit dem Licht des von den Kameraden unterhaltenen Lagerfeuers vermengte? Kam es Ihnen da nicht vor, als ob die erbleichende Flamme wesensgleich mit dem Schimmer des Morgens sei? Ich nehme an, daß Sie diese Beobachtung gemacht haben. Dann werden Sie aber auch nach kurzer Zeit erkannt haben, daß es eine Täuschung war. Mit einem Male flammte der Osten, der Himmel wurde wunderbar klar, der herrliche Sonnengott hob sich in voller Majestät auf den Schwingen der Morgenröthe über den Horizont und – – das Lagerfeuer war nur noch verglimmende Kohle: kein Licht mehr.

ii653 Wie das Lagerfeuer im Schimmer des anbrechenden Morgens, so lag Ihre Philosophie seither im Reflex des von Schopenhauer zum ersten Male wissenschaftlich behandelten Unbewußten. Man verwechselte Ihre Philosophie mit dem Lichte der aufgehenden Sonne. Aber nun ist der Tag ganz angebrochen und es zeigt sich klar der Irrthum.

Was einst die dunkle Nacht der Menschheit als hochflammendes Feuer erhellte: der indische und europäische Pantheismus, ist jetzt nur noch verglimmende Kohle: kein Licht mehr.

Leben Sie wohl! –

 

11. Februar, 1876.

 

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Дата добавления: 2015-11-14; просмотров: 45 | Нарушение авторских прав


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IV. Metaphysik. 5 страница| Berichtigungen und Zusätze.

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