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Fluchtversuche

 

193Am anderen Morgen stellte es sich heraus, dass Merten verschwunden war. Sein Schlafplatz war aufgeräumt, die Decke lag sauber zusammengefaltet am Fußende, Arbeitskittel und Schürze hingen im Spind, unterm Schemel standen die Holzschuhe. Niemand hatte gesehen, wie Merten gegangen war. Sie bemerkten sein Fehlen erst, als er nicht zu Tisch kam. Da wurden sie stutzig und suchten ihn in der ganzen Mühle, aber sie konnten ihn nirgends finden. «Er hat sich davongemacht», sagte Lyschko, «wir müssen's dem Meister melden!» Hanzo vertrat ihm den Weg. «Das ist Sache des Altgesellen – falls dir das neu sein sollte.» Alle erwarteten, dass der Müller die Nachricht von Mertens Verschwinden mit einem Zornesausbruch quittieren würde, mit Flüchen, Geschrei und Verwünschungen. Nichts dergleichen geschah. Er habe vielmehr, so berichtete Hanzo den Burschen beim Mittagessen, die Sache nicht weiter ernst genommen. «Der Merten spinnt eben» – das sei alles gewesen, was er dazu gesagt habe; und die Frage des Altgesellen, was nun zu tun sei, habe er mit den Worten beantwortet: «Lass mal – der kommt von alleine wieder!» Und dies, so berichtete Hanzo weiter, habe der Meister mit einem Augenzwinkern gesagt, das sei schlimmer gewesen als tausend Flüche. «Da ist es mir inwendig kalt geworden, dass ich gemeint hab, ich muss auf der Stelle zu Eis erstarren. Wenn das bloß gut geht mit Merten!» «Ach was!» meinte Lyschko. «Wer aus der Mühle wegläuft, muss wissen, was er sich einbrockt. Außerdem kann er schon was vertragen, der Merten mit seinem breiten Buckel.» «Findest du?» fragte Juro. «Und ob!» sagte Lyschko. Er schlug zur Bekräftigung mit der Faust auf den Tisch: da schwappte es ihm aus der Suppenschüssel entgegen – platsch! ins Gesicht, dass er aufjaulte, denn die Suppe war seimig und kochend heiß. «Wer war das?» rief Lyschko, sich Augen und Wangen abwischend. «Wer von euch?» Einer der Burschen musste es wohl gewesen sein, der es Lyschko auf diese Weise besorgt hatte, das war klar. Bloß Juro in seiner Einfalt schien an nichts Böses zu denken, ihm tat es leid um die gute Suppe.

 

auf den Tisch hauen – ударить по столу

bei Einbruch der Dunkelheit – при наступлении темноты

schelten (schalt) – ругаться, браниться

verspotten – насмехаться

zur Umkehr bewegen – заставить вернуться

das Maul nicht auftun – помалкивать (рта: «пасть» не открывать)

zwingen – вынуждать

einerlei sein – все равно

sich etwas vormachen – обманываться

mit keiner Miene zucken – не дрогнуть, не повести и бровью: по-нем.: «лицом»

sich verstellen – притворяться

tun, als ob – делать вид, как будто бы

missglücken – не удаваться

elend zumute sein – ощущать тяжесть на душе (elend – жалкий)

das Wetter schlägt um (schlug um) – погода резко меняется

 

194 «Ein nächstesmal», meinte er, «solltest du nicht auf den Tisch hauen, Lyschko – wenigstens nicht so stark!» Mit Merten kam es, wie Krabat befürchtet hatte: am Abend, bei Einbruch der Dunkelheit war er wieder da. Stumm stand er auf der Schwelle, den Kopf gesenkt. Der Meister empfing ihn in Gegenwart der Gesellen. Er schalt ihn nicht, er verspottete ihn. Wie ihm der kleine Ausflug bekommen sei? Ob es ihm auf den Dörfern denn nicht gefallen habe, weil er so früh schon zurückkehre – oder was sonst ihn zur Umkehr bewogen habe? «Magst du es mir nicht sagen, Merten? Ich merke seit Wochen, dass du das Maul nicht auftust. Aber ich zwinge dich nicht zu sprechen – es ist mir auch einerlei, ob du wieder wegläufst. Versuch es doch ruhig! Versuch es, sooft du magst! Nur solltest du dir nichts vormachen, Merten. Was keiner bisher geschafft hat, das schaffst du auch nicht.» Merten zuckte mit keiner Miene. «Verstell dich nur», sagte der Meister. «Tu nur, als ob es dich kalt ließe, dass dir die Flucht missglückt ist! Wir alle, ich und die elf da», er deutete auf die Müllerburschen und Lobosch, «wir wissen es besser. Verschwinde jetzt!» Merten verkroch sich auf seine Pritsche. Den Burschen mit Ausnahme Lyschkos war elend zumute an diesem Abend. «Wir sollten ihm auszureden versuchen, dass er ein zweitesmal wegläuft», schlug Hanzo vor. «Dann versuch es doch!» meinte Staschko. «Ich kann mir nicht denken, dass es viel nützen wird.» «Nein», sagte Krabat. «Er lässt sich da nicht hineinreden, fürchte ich.» In der Nacht schlug das Wetter um. Als sie am Morgen vors Haus traten, war es windstill und bitterkalt draußen. Eis auf den Fensterscheiben, Eis an den Rändern des Brunnentroges. Die Pfützen ringsum waren zugefroren, die Maulwurfshügel zu festen Klumpen geworden, der Boden war knochenhart.

 

die Saat – посев

auswintern – перезимовать

sich einfinden – появиться, объявиться

gierig – жадно

über die Grütze herfallen – наброситься на кашу

abermals – опять, снова

sich davonstehlen – незаметно удалиться, скрыться

heranwinken – подойти прихрамывая

zum Fürchten – страшно

in Empfang nehmen – принять

reiben – тереть

schleunigst – как можно скорее

sich den Spott sparen – воздержался от насмешки

jmdm auskommen – уйти от кого-л.

in Decken packen – укутывать в одеяло

 

195 «Schlecht für die Saat», meinte Petar. «Kein Schnee – und der Frost jetzt: da wird eine Menge auswintern auf den Feldern.» Krabat war froh, als Merten sich mit den andern zum Frühstück einfand und gierig über die Grütze herfiel: er hatte wohl einiges nachzuholen von gestern. Dann gingen sie an die Arbeit, und keinem fiel auf, dass Merten sich abermals aus der Mühle davonstahl, diesmal bei hellem Tageslicht. Erst mittags, als sie zu Tisch kamen, merkten sie, dass er wieder verschwunden war. Zwei Tage und Nächte blieb Merten weg, das war länger, als je ein Ausreißer es geschafft hatte, und sie hofften ihn schon über alle Berge – da kam er am Morgen des dritten Tages über die Wiesen herangewankt, auf die Mühle zu: blaugefroren und müde, mit einem Gesicht, das zum Fürchten war. Krabat und Staschko nahmen ihn an der Tür in Empfang, sie führten ihn in die Stube. Petar zog ihm den einen Schuh aus, Kito den anderen. Hanzo ließ sich von Juro in einer Schüssel eiskaltes Wasser bringen, dann steckte er Mertens erstarrte Füße hinein und begann sie zu reiben. «Wir müssen ihn schleunigst zu Bett bringen», sagte er. «Hoffentlich hat er sich nicht den Hund geholt!» Während die Burschen um Merten bemüht waren, ging die Tür auf. Der Meister betrat die Stube, er sah ihnen eine Zeitlang zu. Diesmal sparte er sich den Spott. Er wartete, bis sie Merten hinaufbringen wollten, da sagte er: «Auf ein Wort noch, bevor ihr ihn wegschafft...», und näher an Merten herantretend, meinte er: «Zweimal, finde ich, sollte genug sein, Merten. Es gibt keinen Weg für dich, der hier wegführt – mir kommst du nicht aus!» Merten wählte noch diesen Morgen den dritten und, wie er meinte, den endgültig letzten Weg. Davon ahnten die Burschen nichts. Sie hatten ihn in den Schlafraum gebracht, ihm was Heißes zu trinken eingeflößt, ihn zu Bett gelegt und in Decken gepackt. Hanzo war oben geblieben und hatte so lang auf der Nachbarpritsche gesessen und ihn beobachtet, bis er davon überzeugt war, Merten sei eingeschlafen und brauche ihn nicht mehr: da war er dann auch hinuntergegangen, um mit den anderen in der Mühle zu arbeiten.

 

die Mühlsteine nachschärfen – подтачивать мельничные камни

überholen – зд. ремонтировать

dran sein – быть на очереди

die Zargen lösen – распустить, освободить ободы

das Mahlwerk anhalten – остановить механизм мельницы

sich erhängen – повеситься

aufklappen – откидываться, раскрыться

von einem Bannkreis umgeben sein – быть окруженным заколдованным кругом

keinen Zollbreit weiterkommen – не приблизиться ни на пядь

mit Daumen und Zeigefinger – большим и указательным пальцем

sich bücken – нагнуться, наклониться

ein dumpfer Aufschlag – глухой звук

schlaff wie ein Sack voll Lumpen – безжизненный, как мешок тряпья

röcheln – хрипеть

der Stümper – халтурщик

 

196 Krabat und Staschko waren seit einigen Tagen damit beschäftigt, die Mühlsteine nachzuschärfen. Vier Mahlgänge hatten sie überholt, der fünfte war heute dran. Sie wollten gerade die Zargen lösen, um an die Steine heranzukommen – da wurde die Tür zur Mahlstube aufgerissen, und Lobosch stürzte herein: schneeweiß im Gesicht, die Augen von Angst geweitet. Er fuchtelte mit den Armen, er schrie – und er schien, wie es aussah, immer das gleiche zu schreien. Die Mühlknappen konnten ihn erst verstehen, als Hanzo das Mahlwerk anhielt: da wurde es still in der Mühle, nur Lobosch war jetzt zu hören. «Er hat sich erhängt!» rief er. «Merten hat sich erhängt! In der Scheune! Kommt schnell, kommt schnell!» Er führte sie an den Ort, wo er Merten gefunden hatte: von einem Balken im hintersten Winkel der Scheune hing er herab, einen Kälberstrick um den Hals. «Wir müssen ihn abschneiden!» Staschko merkte als erster, dass Merten noch lebte. «Wir müssen ihn abschneiden!» Andrusch, Hanzo, Petar und Krabat: wer von den Burschen ein Messer hatte, klappte es auf. Doch keinem gelang es, an Merten heranzukommen. Er war wie von einem Bannkreis umgeben. Drei Schritte waren das äußerste, was sie schafften: dann kamen sie keinen Zollbreit weiter, als klebten sie mit den Sohlen an Fliegenleim. Krabat fasste die Spitze des Messers mit Daumen und Zeigefinger, er zielte, er warf es – und traf den Strick. Er traf ihn, aber das Messer fiel kraftlos zu Boden. Da lachte jemand. Der Meister war in die Scheune gekommen. Er blickte die Burschen an, als wären sie nichts als ein Haufen Dreck. Er bückte sich nach dem Messer. Ein Schnitt – und ein dumpfer Aufschlag. Schlaff wie ein Sack voll Lumpen fiel der Erhängte zu Boden. Da lag er nun, lag dem Meister zu Füßen und röchelte. «Stümper!» Der Meister sagte es voller Abscheu, dann ließ er das Messer fallen, und spuckte vor Merten aus. Sie fühlten sich alle angespuckt, alle – und das, was der Meister sagte, sie spürten es, galt ihnen insgesamt, ohne Ausnahme. «Wer auf der Mühle stirbt, das bestimme ich!» rief er. «Ich allein!» Dann ging er hinaus, und nun war es an ihnen, sich Mertens anzunehmen. Hanzo löste die Schlinge von seinem Hals, Petar und Staschko trugen ihn in die Schlafkammer. Krabat hob Tondas Messer vom Boden auf, und bevor er es in die Tasche schob, rieb er die Schalen des Griffes mit einem Strohwisch ab.

Verschwollen sein – быть опухшим

keinen Bissen hinunterbringen – не проглотить ни кусочка

die Burschen einteilen– назначить, распределить парней

Nachtwache halten – дежурить ночью

sich etwas antun – причинить себе что-л.

sich einig sein – быть единодушными в чем-л.

trachten – стремиться, добиваться

sich einprägen – крепко запомнить: «запечатлеть»

gleichkommen – равняться

ein erster Anhalt – первый предлог, основание

den Harmlosen, Braven, Gehorsamen spielen – играть в безобидного, хорошего, послушного

bedacht sein auf etw. – думать о чем-л.

die Stunde der Abrechnung – час расплаты

sich widmen – посвятить себя

mit doppeltem Eifer – с двойным усердием

 


Дата добавления: 2015-08-18; просмотров: 55 | Нарушение авторских прав


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