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Euphorion

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  1. Euphorion

Ihr seid so viele

Leichtfüßige Rehe;

Zu neuem Spiele

Frisch aus der Nähe!

Ich bin der Jäger,

ihr seid das Wild.

 

Chor

Willst du uns fangen,

Sei nicht behende,

Denn wir verlangen

Doch nur am Ende,

Dich zu umarmen,

Du schönes Bild!

 

Euphorion

Nur durch die Haine!

Zu Stock und Steine!

Das leicht Errungene,

Das widert mir,

Nur das Erzwungene

Ergetzt mich schier.

 

Helena und Faust

Welch ein Mutwill'! welch ein Rasen!

Keine Mäßigung ist zu hoffen.

Klingt es doch wie Hörnerblasen

über Tal und Wälder dröhnend;

Welch ein Unfug! welch Geschrei!

 

Chor

Uns ist er vorbeigelaufen;

Mit Verachtung uns verhöhnend,

schleppt er von dem ganzen Haufen

Nun die Wildeste herbei.

 

Euphorion

Schlepp' ich her die derbe Kleine

Zu erzwungenem Genusse;

Mir zur Wonne, mir zur Lust

Drück' ich widerspenstige Brust,

Küss' ich widerwärtigen Mund,

Tue Kraft und Willen kund.

 

Mädchen

Laß mich los! In dieser Hülle

Ist auch Geistes Mut und Kraft;

Deinem gleich ist unser Wille

Nicht so leicht hinweggerafft.

Glaubst du wohl mich im Gedränge?

Deinem Arm vertraust du viel!

Halte fest, und ich versenge

Dich, den Toren, mir zum Spiel.

Folge mir in leichte Lüfte,

Folge mir in starre Grüfte,

Hasche das verschwundne Ziel!

 

Euphorion

Felsengedränge hier

Zwischen dem Waldgebüsch,

Was soll die Enge mir,

Bin ich doch jung und frisch.

Winde, sie sausen ja,

Wellen, sie brausen da;

Hör' ich doch beides fern,

Nah wär' ich gern.

 

Helena, Faust und Chor

Wolltest du den Gemsen gleichen?

Vor dem Falle muß uns graun.

 

Euphorion

Immer höher muß ich steigen,

Immer weiter muß ich schaun.

Weiß ich nun, wo ich bin!

Mitten der Insel drin,

Mitten in Pelops' Land,

Erde — wie seeverwandt.

 

Chor

Magst nicht in Berg und Wald

Friedlich verweilen?

Suchen wir alsobald

Reben in Zeilen,

Reben am Hügelrand,

Feigen und Apfelgold.

Ach in dem holden Land

Bleibe du hold!

 

Euphorion

Träumt ihr den Friedenstag?

Träume, wer träumen mag.

Krieg! ist das Losungswort.

Sieg! und so klingt es fort.

 

Chor

Wer im Frieden

Wünschet sich Krieg zurück,

Der ist geschieden

Vom Hoffnungsglück.

 

Euphorion

Welche dies Land gebar

Aus Gefahr in Gefahr,

Frei, unbegrenzten Muts,

Verschwendrisch eignen Bluts,

Den nicht zu dämpfenden

Heiligen Sinn —

Alle den Kämpfenden

Bring' es Gewinn!

 

Chor

Seht hinauf, wie hoch gestiegen!

Und er scheint uns doch nicht klein:

Wie im Harnisch, wie zum Siegen,

Wie von Erz und Stahl der Schein.

 


Дата добавления: 2015-07-10; просмотров: 124 | Нарушение авторских прав


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