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34 „Warum nicht erfüllbar?“
35 Überrascht wendet er sich um! „Das fragst du mich? Nach allem, was war?“
36 Sie schaut ihn ernst an und nickt, kaum merklich. Dann sagt sie: „Ja! Nach allem, was gewesen ist!“
37 Luise steht an der Tür und presst ein Auge ans Schlüsselloch. Lotte steht daneben und hält beide kleinen Fäuste, die Daumen kneifend, weit von sich.
38 „Oh, oh, oh!“ murmelt Luise. „Vati gibt Mutti einen Kuss!“
39 Lottchen schiebt, ganz gegen ihre Gewohnheit, die Schwester unsanft beiseite und starrt nun ihrerseits durchs Schlüsselloch.
40 „Nun?“ fragt Luise. „Noch immer?“
41 „Nein“, flüstert Lottchen und richtet sich strahlend hoch. „Jetzt gibt Mutti Vati einen Kuss!“
42 Da fallen sich die Zwillinge jauchzend in die Arme!
В копилку:
Was wünschst du dir denn?
Ist es Ihnen recht, wenn wir nebenan ein paar Worte miteinander sprechen?
Ich halte beide Daumen (dass alles gut geht)!
Wir haben vieles gutzumachen.
Zwölftes Kapitel
Herr Grawunder wundert sich – Direktor Kilians komische Erzählung – Luises und Lottchens Heiratspläne – Die Titelseite der “Münchener Illustrierten” – Ein neues Schild an einer alten Tür – “Auf gute Nachbarschaft, Herr Kapellmeister!” – man kann verlorenes Glück nachholen – Kinderlachen und ein Kinderlied – “Und lauter Zwillinge!”
1 H err Benno Grawunder, ein alter erfahrener Beamter (опытный служащий, чиновник; das Amt – должность; учреждение) im Standesamt (в загсе; der Stand – состояние) des Ersten Wiener Bezirks (первого венского района, округа: der Bezirk), nimmt eine Trauung vor (занимается /регистрацией/ бракосочетания), die ihn, bei aller Routine (при всей рутине = обычности этой процедуры), ab und zu (время от времени) ein bisschen aus der Fassung bringt (выводит из равновесия; die Fassung – самообладание; fassen – схватить; вмещать). Die Braut ist die geschiedene Frau des Bräutigams (невеста – бывшая, разведенная жена жениха). Die beiden einander entsetzlich ähnlichen (ужасно похожие; entsetzen – приводить в ужас) zehnjährigen Mädchen sind die Kinder des Brautpaars. Der eine Trauzeuge (свидетель /бракосочетания/; der Zeuge – свидетель), ein Kunstmaler namens Anton Gabele, hat keinen Schlips um (без галстука: «не имеет галстука вокруг /шеи/»). Dafür (зато) hat der andere Zeuge, ein Hofrat Professor Doktor Strobl, einen Hund! Und der Hund hat im Vorzimmer (в передней), wo er eigentlich bleiben sollte, einen solchen Lärm (шум) gemacht, dass man ihn hereinholen und an der standesamtlichen Trauung teilnehmen lassen musste (что пришлось завести, забрать его внутрь = в комнату и позволить принять участие в бракосочетании)! Ein Hund als Trauzeuge! Nein, so was (ну и дела: «такое нечто»)!
2 Lottchen und Luise sitzen andächtig (внимательно, сосредоточенно, очень тихо; die Andacht – благоговение; andächtig – исполненный благоговения, набожный; сосредоточенный) auf ihren Stühlen und sind glücklich wie die Schneekönige (как «снежные короли» = не помнят себя от радости; der Schneekönig = der Zaunkönig – крапивник /певчая птица, не улетающая в дальние края, поющая зимой/; der Schnee – снег; der Zaun - забор). Und sie sind nicht nur glücklich, sondern auch stolz, mächtig stolz (очень горды)! Denn sie selber sind ja an dem herrlichen, unfassbaren Glück schuld (ведь они сами виноваты = виновники великолепного, непостижимого счастья)! Was wäre denn aus den armen Eltern geworden (что бы стало с бедными родителями), wenn die Kinder nicht gewesen wären (если бы не дети), wie? Na also (ну так вот, так-то вот)! Und leicht war’s auch nicht gerade gewesen (и это было вовсе не легко), in aller Heimlichkeit (в полной тайне, соблюдая полнейшую тайну) Schicksal zu spielen (играть судьбу = роль судьбы: das Schicksal)! Abenteuer (приключения: das Abenteuer), Tränen, Angst, Lügen (ложь: die Lüge), Verzweiflung (отчаяние), Krankheit, nichts war ihnen erspart geblieben (ничего не удалось избежать, через все пришлось пройти: «ничто им не было сэкономлено»; sparen – сберегать, экономить), rein gar nichts («совершенно вовсе ничего»)!
3 Nach der Zeremonie flüstert Herr Gabele mit Herrn Palfy. Dabei zwinkern (подмигивают) die beiden Künstlernaturen einander geheimnisvoll zu (таинственно друг другу). Aber warum sie flüstern und zwinkern, weiß außer ihnen niemand.
4 Frau Körner, geschiedene Palfy, verehelichte Palfy (вышедшая замуж: «на которой женились»; ehelichen – жениться; die Ehe - брак), hat ihren alten und neuen Herrn und Gebieter (повелителя; gebieten – повелевать) nur murmeln hören: „Noch zu früh?“ Dann fährt er, zu ihr gewandt (повернувшись, обращаясь к ней), leichthin fort (продолжает как бы невзначай: fortfahren - продолжать): „Ich hab eine gute Idee! Weißt du was? Wir fahren zunächst (сначала) in die Schule und melden Lotte an (запишем: «заявим»: anmelden)!“
5 „Lotte? Aber Lotte war doch seit Wochen... Entschuldige, du hast natürlich Recht (ты, конечно, прав)!“
6 Der Herr Kapellmeister schaut die Frau Kapellmeister zärtlich an. „Das will ich meinen (конечно: «так я хотел бы считать»)!“
1 Herr Benno Grawunder, ein alter erfahrener Beamter im Standesamt des Ersten Wiener Bezirks, nimmt eine Trauung vor, die ihn, bei aller Routine, ab und zu ein bisschen aus der Fassung bringt. Die Braut ist die geschiedene Frau des Bräutigams. Die beiden einander entsetzlich ähnlichen zehnjährigen Mädchen sind die Kinder des Brautpaars. Der eine Trauzeuge, ein Kunstmaler namens Anton Gabele, hat keinen Schlips um. Dafür hat der andere Zeuge, ein Hofrat Professor Doktor Strobl, einen Hund! Und der Hund hat im Vorzimmer, wo er eigentlich bleiben sollte, einen solchen Lärm gemacht, dass man ihn hereinholen und an der standesamtlichen Trauung teilnehmen lassen musste! Ein Hund als Trauzeuge! Nein, so was!
2 Lottchen und Luise sitzen andächtig auf ihren Stühlen und sind glücklich wie die Schneekönige. Und sie sind nicht nur glücklich, sondern auch stolz, mächtig stolz! Denn sie selber sind ja an dem herrlichen, unfassbaren Glück schuld! Was wäre denn aus den armen Eltern geworden, wenn die Kinder nicht gewesen wären, wie? Na also! Und leicht war’s auch nicht gerade gewesen, in aller Heimlichkeit Schicksal zu spielen! Abenteuer, Tränen, Angst, Lügen, Verzweiflung, Krankheit, nichts war ihnen erspart geblieben, rein gar nichts!
3 Nach der Zeremonie flüstert Herr Gabele mit Herrn Palfy. Dabei zwinkern die beiden Künstlernaturen einander geheimnisvoll zu. Aber warum sie flüstern und zwinkern, weiß außer ihnen niemand.
4 Frau Körner, geschiedene Palfy, verehelichte Palfy, hat ihren alten und neuen Herrn und Gebieter nur murmeln hören: „Noch zu früh?“ Dann fährt er, zu ihr gewandt, leichthin fort: „Ich hab eine gute Idee! Weißt du was? Wir fahren zunächst in die Schule und melden Lotte an!“
5 „Lotte? Aber Lotte war doch seit Wochen... Entschuldige, du hast natürlich Recht!“
6 Der Herr Kapellmeister schaut die Frau Kapellmeister zärtlich an. „Das will ich meinen!“
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Das bringt mich ab und zu ein bisschen aus der Fassung.
Nein, so was!
Nichts war ihnen erspart geblieben, rein gar nichts!
Entschuldige, du hast natürlich Recht!
Das will ich meinen!
1 H err Kilian, der Direktor der Mädchenschule, ist ehrlich verblüfft (искренне, совсем: «честно» сбит с толку; die Ehre - честь), als Kapellmeister Palfy und Frau eine zweite Tochter anmelden, die der ersten aufs Haar gleicht (походит «до волоска»). Aber er hat als alter Schulmann manches erlebt (как старый работник школы многое: «некоторое» пережил = имеет большой опыт), was nicht weniger merkwürdig war (что было не менее странным, примечательным: merken – замечать + würdig - достойный), und so gewinnt er schließlich die Fassung wieder (и потому, и так он снова «обретает самообладание», к нему возвращается самообладание).
2 Nachdem die neue Schülerin ordnungsgemäß in ein großes Buch eingetragen worden ist (после того, как новая ученица согласно порядку = по всем правилам была внесена = записана в большую книгу), lehnt er sich gemütlich im Schreibtischsessel zurück (удобно откидывается /на спинку/ кресла; der Sessel – кресло) und sagt: „Als jungem Hilfslehrer ist mir einmal etwas passiert (когда я был молодым учителем-ассистентом, был со мной такой случай), das muss ich Ihnen und den beiden Mäderln erzählen! Da kam zu Ostern (к Пасхе) ein neuer Bub (мальчик: der Bube) in meine Klasse. Ein Bub aus ärmlichen Verhältnissen (из бедной семьи; das Verhältnis – соотношение, отношение; die Verhältnisse – условия, обстановка, обстоятельства; sich verhalten zu etwas – относиться к чему-либо как-либо; sich verhalten mit etwas – обстоять /о делах, событиях/), aber blitzsauber (очень чистенький; der Blitz - молния) und, wie ich bald merkte, sehr ums Lernen bemüht (очень старательный по отношению к учебе; die Mühe – усилие, труд; sich um etwas bemühen – стараться /в отношении чего-либо/, старательно добиваться чего-либо). Er kam gut voran (хорошо успевал: «продвигался вперед»). Im Rechnen war er sogar in kurzer Zeit der Beste von allen.
3 Das heißt: nicht immer! Erst dachte ich bei mir: ‘Wer weiß, woran’s liegen mag (в чем тут дело, от чего это может зависеть)!’ Dann dachte ich: ‘Das ist doch seltsam (все же странно)! Manchmal rechnet er wie am Schnürchen («как по шнурочку» = как по маслу) und macht keinen einzigen Fehler (ни единой ошибки), andere Male geht es viel langsamer bei ihm, und Schnitzer macht er außerdem (и промахи делает все равно, и к тому же делает промахи; der Schnitzer – промах, ошибка; schnitzen – вырезать /по дереву/)!’“
4 Der Herr Schuldirektor macht eine Kunstpause (искусственную паузу = выдерживает паузу) und zwinkert Luise und Lotte wohlwollend zu (доброжелательно подмигивает). „Endlich verfiel ich auf eine seltsame Methode (додумался до странного, необычного метода: auf etwas verfallen – напасть на /какую-либо мысль, идею/). Ich merkte mir in einem Notizbücherl an (помечал себе в записной книжечке; die Notíz – запись, пометка), wann der Bub gut und wann er miserabel (скверно, никудышно; miserábel – жалкий, никудышный) gerechnet hatte. Und da stellte sich ja nun etwas ganz Verrücktes heraus (и тут вот выяснилось нечто совершенно необычное: «сумасшедшее»: sich herausstellen). Montags (по понедельникам), mittwochs und freitags rechnete er gut, - dienstags, donnerstags und samstags rechnete er schlecht.“
5 „Nein so was!“ sagt Herr Palfy. Und die zwei kleinen Mädchen rutschten (заерзали; rutschen – скользить, соскальзывать) neugierig auf den Stühlen.
6 „Sechs Wochen sah ich mir das an“, fährt der alte Herr fort. „Es änderte sich nie! Montags, mittwochs, freitags - gut! Dienstags, donnerstags, samstags - schlecht! Eines schönen Abends begab ich mich (отправился: sich begeben) in die Wohnung der Eltern und teilte ihnen meine rätselhafte Beobachtung mit (сообщил им о своем загадочном наблюдении: mitteilen; das Rätsel – загадка; beobachten – наблюдать). Sie schauten einander halb verlegen (полусмущенно), halb belustigt an (полувесело), und dann meinte der Mann: ‘Mit dem, was der Herr Lehrer bemerkt hat, hat’s schon seine Richtigkeit (в общем-то справедливо замечено; die Richtigkeit – правильность, верность)!’ Dann pfiff er (свистнул: pfeifen) auf zwei Fingern. Und schon kamen aus dem Nebenzimmer zwei Jungen herübergesprungen (выскочили: «прибыли, прыгнув сюда»). Zwei, gleich groß (одинакового роста) und auch sonst (и в остальном; sonst – иначе; кроме /этого/) vollkommen ähnlich (совершенно похожие)! ‘Es sind Zwillinge’, meinte die Frau. ‘Der Sepp ist der gute Rechner, der Toni ist - der andere!’ Nachdem ich mich einigermaßen erholt hatte (немного: «в некоторой мере» оправился, пришел в себя; sich erholen – прийти в себя; отдохнуть), fragte ich: ‘Ja, liebe Leute, warum schickt ihr denn nicht alle beide in die Schule?’ Und der Vater gab mir zur Antwort: ‘Wir sind arm, Herr Lehrer. Die zwei Buben haben zusammen nur einen guten Anzug (костюм)!’“
7 Das Ehepaar Palfy lacht. Herr Kilian schmunzelt (ухмыляется, усмехается). Das Luiserl ruft:
8 „Das ist eine Idee! Das machen wir auch!“
9 Herr Kilian droht (грозит) mit dem Finger. „Untersteht euch (не смейте, посмейте только; sich unterstehen /etwas zu tun/ – осмеливаться, иметь наглость /что-либо сделать/; untersteh dich! – не смей!)! Fräulein Gstettner und Fräulein Bruckbaur werden ohnedies (и без того) Mühe genug haben (достаточно труда, заботы), euch immer richtig auseinanderzuhalten (вас все время правильно различать)!“
10 „Vor allem (прежде всего)“, meint Luise begeistert, „wenn wir uns ganz gleich frisieren (сделаем одинаковые прически) und die Sitzplätze tauschen (поменяем)!“
11 Der Herr Direktor schlägt die Hände überm Kopf zusammen und tut überhaupt, als sei er der Verzweiflung nahe (как будто он близок к отчаянию). „Entsetzlich (ужасно)!“ sagt er. „Und wie soll das erst einmal später werden, wenn ihr junge Damen seid und euch jemand heiraten will?“
12 „Weil wir gleich aussehen“, meint Lottchen nachdenklich, „gefallen wir sicher einem und demselben Mann (одному и тому же мужчине)!“
13 „Und uns gefällt bestimmt auch nur derselbe!“ ruft Luise. „Dann heiraten wir ihn ganz einfach beide! Das ist das Beste. Montags, mittwochs und freitags bin ich seine Frau! Und dienstags, donnerstags und samstags ist Lottchen an der Reihe!“
14 „Und wenn er euch nicht zufällig einmal rechnen lässt, wird er überhaupt nicht merken, dass er zwei Frauen hat“, sagt der Herr Kapellmeister lachend.
15 Der Herr Direktor Kilian erhebt sich. „Der Ärmste (бедняжка)!“ meint er mitleidig (сочувственно; das Leid – страдание; das Mitleid – сострадание; leiden - страдать).
16 Frau Palfy lächelt. „Ein Gutes hat die Einteilung aber doch (в этом распределении, разделении есть все же положительный момент)! Sonntags hat er frei (у него выходной)!“
1 Herr Kilian, der Direktor der Mädchenschule, ist ehrlich verblüfft, als Kapellmeister Palfy und Frau eine zweite Tochter anmelden, die der ersten aufs Haar gleicht. Aber er hat als alter Schulmann manches erlebt, was nicht weniger merkwürdig war, und so gewinnt er schließlich die Fassung wieder.
2 Nachdem die neue Schülerin ordnungsgemäß in ein großes Buch eingetragen worden ist, lehnt er sich gemütlich im Schreibtischsessel zurück und sagt: „Als jungem Hilfslehrer ist mir einmal etwas passiert, das muss ich Ihnen und den beiden Mäderln erzählen! Da kam zu Ostern ein neuer Bub in meine Klasse. Ein Bub aus ärmlichen Verhältnissen, aber blitzsauber und, wie ich bald merkte, sehr ums Lernen bemüht. Er kam gut voran. Im Rechnen war er sogar in kurzer Zeit der Beste von allen.
3 Das heißt: nicht immer! Erst dachte ich bei mir: ‘Wer weiß, woran’s liegen mag!’ Dann dachte ich: ‘Das ist doch seltsam! Manchmal rechnet er wie am Schnürchen und macht keinen einzigen Fehler, andere Male geht es viel langsamer bei ihm, und Schnitzer macht er außerdem!’“
4 Der Herr Schuldirektor macht eine Kunstpause und zwinkert Luise und Lotte wohlwollend zu. „Endlich verfiel ich auf eine seltsame Methode. Ich merkte mir in einem Notizbücherl an, wann der Bub gut und wann er miserabel gerechnet hatte. Und da stellte sich ja nun etwas ganz Verrücktes heraus. Montags, mittwochs und freitags rechnete er gut, - dienstags, donnerstags und samstags rechnete er schlecht.“
5 „Nein so was!" sagt Herr Palfy. Und die zwei kleinen Mädchen rutschten neugierig auf den Stühlen.
6 „Sechs Wochen sah ich mir das an“, fährt der alte Herr fort. „Es änderte sich nie! Montags, mittwochs, freitags - gut! Dienstags, donnerstags, samstags - schlecht! Eines schönen Abends begab ich mich in die Wohnung der Eltern und teilte ihnen meine rätselhafte Beobachtung mit. Sie schauten einander halb verlegen, halb belustigt an, und dann meinte der Mann: ‘Mit dem, was der Herr Lehrer bemerkt hat, hat’s schon seine Richtigkeit!’ Dann pfiff er auf zwei Fingern. Und schon kamen aus dem Nebenzimmer zwei Jungen herübergesprungen. Zwei, gleich groß und auch sonst vollkommen ähnlich! ‘Es sind Zwillinge’, meinte die Frau. ‘Der Sepp ist der gute Rechner, der Toni ist - der andere!’ Nachdem ich mich einigermaßen erholt hatte, fragte ich: ‘Ja, liebe Leute, warum schickt ihr denn nicht alle beide in die Schule?’ Und der Vater gab mir zur Antwort: ‘Wir sind arm, Herr Lehrer. Die zwei Buben haben zusammen nur einen guten Anzug!’ “
7 Das Ehepaar Palfy lacht. Herr Kilian schmunzelt. Das Luiserl ruft:
8 „Das ist eine Idee! Das machen wir auch!“
9 Herr Kilian droht mit dem Finger. „Untersteht euch! Fräulein Gstettner und Fräulein Bruckbaur werden ohnedies Mühe genug haben, euch immer richtig auseinanderzuhalten!“
10 „Vor allem“, meint Luise begeistert, „wenn wir uns ganz gleich frisieren und die Sitzplätze tauschen!“
11 Der Herr Direktor schlägt die Hände überm Kopf zusammen und tut überhaupt, als sei er der Verzweiflung nahe. „Entsetzlich!“ sagt er. „Und wie soll das erst einmal später werden, wenn ihr junge Damen seid und euch jemand heiraten will?“
12 „Weil wir gleich aussehen“, meint Lottchen nachdenklich, „gefallen wir sicher einem und demselben Mann!“
13 „Und uns gefällt bestimmt auch nur derselbe!“ ruft Luise. „Dann heiraten wir ihn ganz einfach beide! Das ist das Beste. Montags, mittwochs und freitags bin ich seine Frau! Und dienstags, donnerstags und samstags ist Lottchen an der Reihe!“
14 „Und wenn er euch nicht zufällig einmal rechnen lässt, wird er überhaupt nicht merken, dass er zwei Frauen hat“, sagt der Herr Kapellmeister lachend.
15 Der Herr Direktor Kilian erhebt sich. „Der Ärmste!" meint er mitleidig.
16 Frau Palfy lächelt. „Ein Gutes hat die Einteilung aber doch! Sonntags hat er frei!“
В копилку:
Mit dem, was Sie bemerkt haben, hat ’ s schon seine Richtigkeit!
Untersteh dich nicht, darüber zu sprechen!
Untersteh dich!
Entsetzlich!
Der Ärmste!
Ein Gutes hat die Einteilung aber doch.
Sonntags habe ich frei.
1 A ls das neugebackene (новоиспеченная), genauer, das wieder aufgebackene (заново испеченная) Ehepaar mit den Zwillingen über den Schulhof geht, ist gerade Frühstückspause. Hunderte kleiner Mädchen drängen sich und werden gedrängt («теснят и теснимы» = толкаются, толкутся). Luise und Lotte werden ungläubig bestaunt (на них невероятно удивленно глазеют).
2 Endlich gelingt es Trude (удается), sich bis zu den Zwillingen durchzuboxen (пробиться). Schwer atmend blickt sie von einer zur anderen. „Nanu (ну и ну)!“ sagt sie erst einmal. Dann wendet sie sich gekränkt (обиженно) an Luise: „Erst verbietest du mir (запрещаешь), hier in der Schule drüber zu reden, und nun kommt ihr so einfach daher (а теперь так просто заявляетесь)?“
3 „ Ich hab’s dir verboten“, berichtigt Lotte (поправляет).
4 „Jetzt kannst du’s ruhig allen erzählen“, erklärt Luise huldvoll (милостиво; die Huld – милость, благосклонность). „Von morgen an kommen wir nämlich beide (дело в том, что с завтрашнего дня мы придем обе)!“
5 Dann schiebt sich Herr Palfy wie ein Eisbrecher (ледокол) durch die Menge (через толпу; die Menge – количество; толпа) und lotst (проводит, как лоцман: der Lotse) seine Familie durchs Schultor. Trude wird inzwischen das Opfer der allgemeinen Neugierde (становится между тем жертвой всеобщего любопытства). Man bugsiert sie auf den Ast einer Eberesche (на ветку рябины). Von hier oben aus teilt sie der lauschenden Mädchenmenge alles mit, was sie weiß.
6 Es läutet. Die Pause ist zu Ende. So sollte man wenigstens denken (так можно было /по меньшей мере/ бы подумать).
7 Die Lehrerinnen betreten die Klassenzimmer. Die Klassenzimmer sind leer. Die Lehrerinnen treten an die Fenster und starren empört auf den Schulhof hinunter.
8 Der Schulhof ist überfüllt (переполнен). Die Lehrerinnen dringen ins Zimmer des Direktors, um im Chor Beschwerde zu führen (чтобы хором пожаловаться; die Beschwerde – жалоба; sich über etwas beschweren – жаловаться на что-либо; der Chor [ko:r]).
9 „Nehmen Sie Platz (присаживайтесь), meine Damen!“ sagt er. „Der Schuldiener (служащий школы, прислуживающий в школе; dienen – служить; der Diener - слуга) hat mir soeben (только что) die neue Nummer der Münchner Illustrierten gebracht. Die Titelseite ist für unsere Schule recht interessant (титульный лист весьма интересен). Darf ich bitten (прошу Вас), Fräulein Bruckbaur?“ Er reicht ihr die Zeitschrift.
10 Und nun vergessen auch die Lehrerinnen, genau wie im Schulhof die kleinen Mädchen, dass die Pause längst vorüber ist (давно прошла, закончилась).
1 Als das neugebackene, genauer, das wieder aufgebackene Ehepaar mit den Zwillingen über den Schulhof geht, ist gerade Frühstückspause. Hunderte kleiner Mädchen drängen sich und werden gedrängt. Luise und Lotte werden ungläubig bestaunt.
2 Endlich gelingt es Trude, sich bis zu den Zwillingen durchzuboxen. Schwer atmend blickt sie von einer zur anderen. „Nanu!“ sagt sie erst einmal. Dann wendet sie sich gekränkt an Luise: „Erst verbietest du mir, hier in der Schule drüber zu reden, und nun kommt ihr so einfach daher?“
3 „ Ich hab’s dir verboten“, berichtigt Lotte.
4 „Jetzt kannst du’s ruhig allen erzählen“, erklärt Luise huldvoll. „Von morgen an kommen wir nämlich beide!“
5 Dann schiebt sich Herr Palfy wie ein Eisbrecher durch die Menge und lotst seine Familie durchs Schultor. Trude wird inzwischen das Opfer der allgemeinen Neugierde. Man bugsiert sie auf den Ast einer Eberesche. Von hier oben aus teilt sie der lauschenden Mädchenmenge alles mit, was sie weiß.
6 Es läutet. Die Pause ist zu Ende. So sollte man wenigstens denken.
7 Die Lehrerinnen betreten die Klassenzimmer. Die Klassenzimmer sind leer. Die Lehrerinnen treten an die Fenster und starren empört auf den Schulhof hinunter.
8 Der Schulhof ist überfüllt. Die Lehrerinnen dringen ins Zimmer des Direktors, um im Chor Beschwerde zu führen.
9 „Nehmen Sie Platz, meine Damen!“ sagt er. „Der Schuldiener hat mir soeben die neue Nummer der Münchner Illustrierten gebracht. Die Titelseite ist für unsere Schule recht interessant. Darf ich bitten, Fräulein Bruckbaur?“ Er reicht ihr die Zeitschrift.
10 Und nun vergessen auch die Lehrerinnen, genau wie im Schulhof die kleinen Mädchen, dass die Pause längst vorüber ist.
В копилку:
So sollte man wenigstens denken.
Nehmen Sie Platz, meine Damen!
1 F räulein Irene Gerlach steht, elegant wie immer, in der Nähe der Oper und starrt betroffen (растерянно) auf das Titelblatt der Münchner Illustrierten, wo zwei kleine bezopfte Mädchen abgebildet sind. Als sie hochblickt, starrt sie noch mehr. Denn an der Verkehrskreuzung (у перекрестка; der Verkehr – движение транспорта) hält ein Taxi, und in dem Taxi sitzen zwei kleine Mädchen mit einem Herrn, den sie gut gekannt hat, und einer Dame, die sie nie kennen lernen möchte!
2 Lotte zwickt die Schwester (щипает). „Du, dort drüben (смотри, вон там)!“
3 „Aua! Was denn?“
4 Lotte flüstert, dass es kaum zu hören ist: „Fräulein Gerlach!“
5 „Wo?“
6 „Rechts! Die mit dem großen Hut! Und mit der Zeitung in der Hand!“ Luise schielt zu der eleganten Dame hinüber (косится). Am liebsten möchte sie ihr triumphierend die Zunge herausstrecken (высунуть язык).
7 „Was habt ihr denn, ihr zwei?“
8 Verflixt (проклятье: «проклято»), nun hat die Mutti wohl doch etwas gemerkt?
9 Da beugt sich, zum Glück, aus dem Auto, das neben dem Taxi wartet, eine vornehme alte Dame herüber. Sie hält der Mutti eine illustrierte Zeitung hin und sagt lächelnd: „Darf ich Ihnen ein passendes Präsent machen (подобающий: «подходящий» презент)?“
10 Frau Palfy nimmt die Illustrierte, sieht das Titelbild, dankt lächelnd und gibt die Zeitung ihrem Mann.
11 Die Autos setzen sich in Bewegung (трогаются с места: «приходят в движение»). Die alte Dame nickt zum Abschied.
12 Die Kinder klettern neben Vati auf den Wagensitz und bestaunen das Titelbild.
13 „Dieser Herr Eipeldauer!“ sagt Luise. „Uns so hineinzulegen (одурачить: «вложить, положить внутрь /куда-то/» = hereinlegen)!“
14 „Wir dachten doch, wir hätten alle Fotos zerrissen (что разорвали, порвали все фотографии: zerreißen; reißen – рвать)!“ meint Lotte.
15 „Er hat ja die Platten (диапозитивы; die Platte – пластина)!“ erklärt die Mutti. „Da kann er noch Hunderte von Bildern abziehen!“
16 „Wie gut, dass er euch angeschmiert hat (надул: «намазал»; schmieren - смазывать)“, stellt der Vater fest (констатирует, утверждает: feststellen). „Ohne ihn wäre Mutti nicht hinter euer Geheimnis gekommen (не проникла бы в вашу тайну: «за вашу тайну»). Und ohne ihn wäre heute keine Hochzeit gewesen (не было бы свадьбы).“
17 Luise dreht sich plötzlich um und schaut zur Oper zurück. Aber von Fräulein Gerlach ist weit und breit nichts mehr zu sehen (нигде больше не видно: «далеко и широко»).
18 Lotte sagt zur Mutti: „Wir werden dem Herrn Eipeldauer einen Brief schreiben und uns bei ihm bedanken (выразим ему нашу благодарность)!“
1 Fräulein Irene Gerlach steht, elegant wie immer, in der Nähe der Oper und starrt betroffen auf das Titelblatt der Münchner Illustrierten, wo zwei kleine bezopfte Mädchen abgebildet sind. Als sie hochblickt, starrt sie noch mehr. Denn an der Verkehrskreuzung hält ein Taxi, und in dem Taxi sitzen zwei kleine Mädchen mit einem Herrn, den sie gut gekannt hat, und einer Dame, die sie nie kennen lernen möchte!
2 Lotte zwickt die Schwester. „Du, dort drüben!“
3 „Aua! Was denn?“
4 Lotte flüstert, dass es kaum zu hören ist: „Fräulein Gerlach!“
5 „Wo?“
6 „Rechts! Die mit dem großen Hut! Und mit der Zeitung in der Hand!“ Luise schielt zu der eleganten Dame hinüber. Am liebsten möchte sie ihr triumphierend die Zunge herausstrecken.
7 „Was habt ihr denn, ihr zwei?“
8 Verflixt, nun hat die Mutti wohl doch etwas gemerkt?
9 Da beugt sich, zum Glück, aus dem Auto, das neben dem Taxi wartet, eine vornehme alte Dame herüber. Sie hält der Mutti eine illustrierte Zeitung hin und sagt lächelnd: „Darf ich Ihnen ein passendes Präsent machen?“
10 Frau Palfy nimmt die Illustrierte, sieht das Titelbild, dankt lächelnd und gibt die Zeitung ihrem Mann.
Дата добавления: 2015-07-20; просмотров: 70 | Нарушение авторских прав
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