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Nicht eindringlicher und schöner kann man an die Mitarbeit der Glühenden Tiefe bei der Gebirgsbildung errinnert werden als im Siebengebirge. Hier zeigt sich es, dass selbst die Hölle sich verführrerich zu geben vermag. So reizvoll, dass man das ganze Siebengebirge zum Naturschutzgebiet erklärt hat.
Denn von ihm ist natürlich die Rede, von „der großartigsten und in überschwenglicher Mannigfaltigkeit leuchtendsten Gegend des Rheins“, wie Ernst Moritz Arndt gesagt hat. Zum letzten Male am Rhein geben Berge und Wasser ein ideales Landschaftsbild.
Man darf jedoch den Blick auf das Ganze nicht verfehlen, auf die scharf und schön geschnittenen Konturen der Vulkankegel für dem Wasserspiegel, weil genauere Betrachtung ergibt, dass die siebenzackige Krone des Rheins zum Vergnügungspark der niederrheinischen Großstädter geworden ist. Nach mehreren Millionen zählt jährlich die Besucherzahl, die sich über die achtundzwanzig Quadratklometer des kleinen Gebirges ergießt. Das Tor zum Märchenland, das bekanntlich „hinter sieben Bergen“ liegen soll, sucht man in diesem Trubel vergebens. Und wird an schönen Tagen, deren hier viele sind, die Rheinuferstraße von Königswinter über Honnef nach Unkel von Kraftwagen, Motorräden und den Muckenschwärmen der Mopeds völlig beherrscht, dann kann sich Mephisto wieder einmal vergnügt die Hände reiben.
Ein Zufluchtsort der Romantik ist unser Dampferauch nicht. Dennoch haben wir auf ihm nicht den schlechtesten Ort für unsere Betrachtung gewählt. Die fatale Eigenart der Deutschen, jeden schönen Aussichtspunkt mit einer Gaststätte zu zieren, eine Eigenheit, die an diesem Stromstück zur Sucht geworden ist, stört den von Schiff aufs Große gerichteten Blick nicht. Vor der Natur dieser Stromlandschaft versinkt selbst die aufdringlichste Gastausfront an den Ufern.
Schon von Remagen ab kommen die Sieben Berge in Sicht. Aber erst unterhalb des altertümlichen Winzerorts Unkel, der seinen roten „Unkeler Funkeler“ mehr rühmt als seine Basaltbrüche, genießen wir den schönsten Blick ud atmen die mildeste Luft der rheinischen Riviera, in der selbst Libanonzedern gedeihen. Alexander von Humbolt kannte die Welt. Als er Honnef mit Nizza verglich, wußte er, was er sagte.
Und Burgen und Reben, Sage und Lied verklären dem besinnlichen Wanderer den Abschied von Mittelrhein.
Gleich zu unserer Linken liegt Rolandseck mit dem Rodderberg und dem Rolandsbogen darauf. Wie eine Volkssage erzählt, hier habe Held Roland seinner Geliebten nachgetrauet, die auf die falsche Nachricht von sinem Tode den Schleier genommen hätte. Zu Füßen der Burg, auf einer der beiden Inseln, die vor uns im Strom schwimmen, lag das Klöster, in dem die Nonne geworden war, sei Roland ins ferne Spanien gezogen, um ihr in den Tod zu folgen.
Je näher wir dem Siebengebirge kommen, desto klarer erkennen wir die größere Zahl seiner Bergkegel. Dreißig dichtgescharte Gipfel sollen es sein. Aus der Ferne gesehen, erscheinen immer nur die sieben, die ihm den Namen gegeben haben.
Nach L. Wolf
Дата добавления: 2015-10-31; просмотров: 84 | Нарушение авторских прав
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