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Poetischer Realismus

VORLESUNG 6

Die Literatur des bürgerlichen Jahrhunderts.

Biedermeierzeit. Poetischer Realismus

Die Entwicklung der Naturwissenschaft ging Hand in Hand mit der Industrialisierung. Waren im rationalistischen 18. Jh. Mathematik und Astronomie die führenden Wissenschaften, so gewannen jetzt Physik, Chemie, Biologie, Psychologie, Geographie den maßgeblichen Einfluss auf das philosophische Denken. Man begann „realistisch“ zu denken.

Die Philosophien beschäftigten sich mit sozialen Reformen, mit dem liberalen Freiheitssprechen, mit der Entwicklung des Geistes aufgrund der theologischen und metaphysischen Welterklärung oder mit der Biologischen Entwicklung (Darwin). Alle diese Philosophien waren Begleitungserscheinungen der Industriegesellschaft. Sie erhalten ihre antireligiöse Färbung im Kampf gegen die Verbindung von Thron und Altar. Ihnen liegen solche Begriffe zugrunde wie Fortschnitt und Entwicklung. Das geistige Klima wurde allgemein nüchterner, gröber, sogar zynisch.

Arthur Schopenhauer (1788-1860) begründete mit seinem Hauptwerk „Die Welt aus der Wille und Vorstellung“ das philosophische System des Pessimismus. Nicht im Geist sieht er das Wesen der Welt, sondern im unbefriedigten, ziellosen Willen. Leben ist Leiden, denn kaum hat der Wille sein Ziel erreicht, so jagt er auch schon nach dem nächstem. Es gibt nur eine Erlösung aus diesem unerträglichem Zustand: die Verneinung des Willens zum Leben. Viele bedeutende Geister wie Hebbel, Raabe, die unter dem ziellosen Fortschrittsglauben litten, nahmen sein Pessimismus.

Infolge solchen Stimmungen trägt die Dichtung des 19. Jahrhunderts keinen einheitlichen Charakter wie etwa die Poesie der klassischen und romantischen Zeit. Alle großen Dichter dieses Zeitraums verbinden das Gefühl der Bedrohung mit der zunehmenden Abkehr von inneren, geistig-sittlichen Werten.

 

Biedermeierzeit. Die Dichtung der Biedermeierzeit spiegelt die Kultur des Bürgertums, verrät aber auch die inneren Spannungen dieser Zeit.

Drama: Der entscheidende Beitrag zum deutschen Theater stammte in der Biedermeierzeit aus Wien, wo Franz Grillparzer seine Dramen schrieb. Das selbstverantwortliche, selbständige Handeln des Menschen tritt in Drama des 19. Jhds. immer stärker zurück. Der Mensch kennt nicht mehr die Folgen seiner Tat und hat darauf auch keinen Einfluss. Es fehlt ihm oft die Möglichkeit, sich gegenüber anderen verständlich zu handeln. Die Personen im Drama sprechen aneinander vorbei. Der Mensch vereinsamt. Schließlich wird er zum Spielball der gesellschaftlichen und sozialen Kräfte.

Franz Grillparzer (1791-1872) war österreichischer Schriftsteller und Dramatiker. Als Vertreter eines differenzierten psychologischen Realismus gehört er zu den bedeutendsten Figuren der Literatur des 19. Jahrhunderts. Seine Schicksals- und Geschichtstragödien zählen zu den Meisterwerken des österreichischen Dramas. Von verschiedenen Seiten her wurde Grillparzers Dichtung beeinflusst. Noch immer war in Wien die Tradition des Barocktheaters lebendig. Zugleich waren die Dichtungen Goethes und Schillers die Vorbilder Grillparzers. So verband er die phantasievolle und mimische Theaterkunst der Wiener Volksbühne mit der hohen Sprachkultur und humanen Gesinnung der Weimarer Dramen. Er war dem kaiserlichen Österreich und seiner Heimatstadt Wien in großer Liebe zugetan, bei seiner universalen Bildung innerlich volksnah. Das zeigt am schönsten seine Novelle „Der arme Spielmann“ (1848), deren Hintergrund das Land und die Menschen Wiens bilden. In seiner Hilflosigkeit des Spielmanns im Alltagsleben und seiner rührenden Hingabe an die Kunst hat der Autor viel von seinem eigenen Leben und Künstlertum geöffnet.

Die Trilogie „Das goldene Vlies (1819)“, die aus „der Gastfreund, die Argonauten und Medea besteht, ist Grillparzers umfangreichstes Werk. Das Vorbild der Medea ist in moderner Weise psychologisch vertieft und verfeinert. “

Der Pessimismus der ersten Schaffensepoche hellte sich aus, als er „König Ottokars Glück und Ende“ (1825) augrund geschichtlicher Stoffe schuf. Grillparzer wollte ursprünglich ein Drama über Napoléon schreiben, da er jedoch befürchtete, dass das Stück von der Zensur abgelehnt wird, wählte er statt ihm den Böhmenkönig Ottokar II. (1253 - 1278), der ähnliche Charakterzüge aufweist. Die Geschichte zeigt den Verfall der Macht des Böhmenkönigs Ottokar, dessen Unrecht seinen Stern sinken lässt. Der Autor schafft Ottokars Gegenspieler in der Person von Rudolf von Habsburg, der als Schützer des Rechts zum deutschen Keiser aufsteigt. Als Ottokar sein Unrecht erkennt, ist schon zu spät. So geht der Mensch zugrunde.

Fabel: Die Handlung des Trauerspiels beginnt im Jahre 1261 mit der Trennung Ottokars von seiner Frau Margarethe, weil sie keine Kinder hat und somit keinen Erben bekommen kann. Margarethe verzichtet auf die Länder, die sie von ihrem ersten Ehemann geerbt hat. Die österreichischen Untertanen wenden sich von Ottokar ab, da sie seine frühere Gattin als rechtmäßige Herzogin ansehen. Die Keiserwahl fällt auf Rudolf von Habsburg. So kommt Ottokar zu einem Konflikt. Ottokar glaubt jedoch, mit Waffengewalt seine Macht erhalten zu können. Das Glück der Schlacht wendet sich gegen Ottokar. Seine Armee ist durch Krankheit und Abfall stark verletzt. So unterwirft er sich dem Keiser, seine Frau verlässt ihn mit seinem Liebhaber. Sein neuer Kampf geht verloren.

Obgleich die Verbreitung seines Werkes von der Zensur stark beeinträchtigt wurde und seine Stücke auch vom Publikum nicht einhellig positiv aufgenommen wurden, hatte sein literarisches Schaffen Einfluss auf die Literatur im In- und Ausland.

Roman: Es dauerte lange Zeit, bis das Romanschaffen der nachklassischen und nachromantischen Epoche zu einem Ausdruck kam. Der Einfluss von Walter Scott förderte den historischen Roman, aber erst am Ende der Biedermeierzeit haben Gotthelf und Stifter den Roman schöpferisch erneuert.

Adalbert Stifter (1805-1868) gilt als bedeutender österreichischer Erzähler. Er ist in seinem epischen Schaffen der wichtige Vertreter der deutschen Bürgerklassik. In seinen Werken mischen sich das klassische Bildungsideal und romantischer Stimmungszauber. In der genauer Beschreibung des Kleinen, Alltäglichen gewinnt er eine eigene Objektivität der epischen Darstellung.

Die ersten Novellen Stifters in seiner Sammlung „Studien“ (1844-1850) äußern den eigenen gemäßen Ton des Dichters. Fast immer verbindet er den Menschen mit der Natur, mit deren Hilfe innere Kräfte des Menschen verstärken. Stifter war sicher, dass das leidenschaftlich erregte Herz den Menschen zerstören kann, jedoch können ihn die Hinwendung zur Natur und ein einfaches, bescheidenes Leben beruhigen und ihm helfen, seine inneren Spannungen auszugleichen. So zeigt er auch in „Brigitta“.

Inhalt: Stephan Murai erkennt die innere Schönheit der äußerlich hässlichen Brigitta und heiratet sie. Aber er ist noch nicht reif genug, ihr inneres Gesetz und ihre Liebe zu erfassen. Die enttäuschte Frau stößt ihn von sich, und Stephan verlässt die Frau und den Sohn. Nach langen Jahren, in denen beide innerlich gereift sind, kehrt Stephan zurück und siedelt sich in der Nähe von Brigitta. Eine schwere Krankheit Brigittes führt sie wieder näher, aber die Erinnerung an die Vergangenheit ist noch so stark, dass sie ihre Beziehungen auf eine ehrliche Freundschaft festlegen wollen. Erst als Stephan ihren Sohn von Wolfen rettet, löst sich der Trotz des Herzens. Am Krankheitsbett des Sohnes verzeihen die Eltern endgültig einander.

Auch in der Betrachtung der Geschichte suchte Stifter die große urbildliche Ordnung und die Einheit der kleinen und großen Welt, er entwickelte sein Geschichtsbild in seinem „Witiko“ (1865-1867). Der Roman spielt im 12. Jht. und beschreibt einen mutigen, ehrlichen, gerechten Ritter Witiko. Er entscheidet durch seine vorbildliche Tapferkeit, Redlichkeit, Wahrheitsliebe und seinen festen Glauben an das Rechte die Nachfolge des Herzogs, steigt zu einem reichen Herrn in seiner Heimat auf. In seinem „Witiko“ schafft der Autor das Idealbild der politischen Welt, das gesetzhafte Werden eines Volkes aufgrund des Rechts und der Wahrheit unter der Leitung eines natur-und gottverbundenen Menschen. Dem Gegenstand des Romans entspricht seine Sprache: sie ist streng stilisiert, voll von formenhaften Wiederholungen, symbolischen Leitmotiven.

Lyrik und Erzählkunst im 19. Jh. Die Lyrik bleibt im 19. Jh. im wesentlichen noch Stimmungslyrik. Die Schriftsteller schildern die Natur konkreter als in den romantischen Gedichten. Hinzukommt, dass der Mensch die Gleichgültigkeit der Natur gegenüber seinen Gefühlen erfährt. Der innige Einklang zwischen Mensch und Natur zerbricht, die Natur erscheint als etwas Sachliches, manchmal sogar Gegensätzliches.

Unter dem Einfluss des französischen Impressionismus (der impressionistischen Malerei) gibt der Dichter schließlich nur noch in einzelnen Bildern seine Eindrücke von der Wirklichkeit wieder.

Das lyrische Ich tritt allmählich aus dem Gedicht, das immer stärker von der Gegenständlichkeit beansprucht wird. Die Bilder des Gedichtes erhalten nicht mehr in erster Linie die Aufgabe, Stimmungen zu erzeugen, sondern symbolisch auf geistige Zusammenhänge zu deuten. Damit kündet sich die neue Epoche des Symbolismus an.

In der Epik nimmt die Wirklichkeit einen größeren Raum ein. Die Menschen werden durch ihren Charakter, aber auch durch ihre gesellschaftliche Umwelt geprägt. Damit wird eine psychologische Betrachtung für den Dichter wesentlich. Er will den Menschen in seiner Umwelt, seiner Heimat, einer Landschaft, einer Gesellschaftsschicht begreifen. Mit großer Vorliebe für die Einzelheiten schildert der Dichter deshalb die Umgebung des Menschen. Diese Ansichten führen zu einer Blütezeit des Romans. Einige Schriftsteller bevorzugen den Entwicklungs- und Bildungsroman (Stifter, Keller), Sie halten an dem klassischen Ideal der Bildungsfähigkeit und Selbsverantwortlichkeit des Menschen fest. Erfahren jedoch in zunehmendem Maße den Widerspruch zwischen dem klassischen Ideal der Humanität und der gesellschaftlichen Realität.

Eduard Mörike (1804-1875) gilt als einer der größten deutschen Lyriker der Schwäbischen Schule, Erzähler und Übersetzer sowie evangelischerPfarrer. 1826 begann er Tätigkeit als Vikar in Nürtingen, 1827/1828 arbeitete er als Redakteur bei einer Zeitschrift, war von 1834-1843 Pfarrer im Ort Cleversulzbach. Er war dann unter anderem Literaturlehrer in Stuttgart, 1856 erhielt eine Professur.

Mörike galt lange Zeit als ein typischer Vertreter des Biedermeier, der die vertraute und enge Heimat besingt. Die Arbeiten Mörikes zählen dabei zu den bedeutenden Werken der deutschen Literatur des 19. Jahrhunderts. Das Werk Mörikes zeigt manche klassischen und romantischen Züge. Es zeugt von der Verbundenheit mit seinem schwäbischen Heimatkreis, den er nie für längere Zeit verließ. Die Gedichte Mörikes bewahren das persönliche Verhältnis des Menschen zur Natur. Der Mensche sieht in der Natur die Zeichen der Zeit, die ahnungsvoll auf eine neue Zukunft oder auf Vergangene deuten.

Aus der Phase des Vikariats stammen die Gedichte „Septembermorgen“ und „Er ist's“ (1829, eines der meistzitierten deutschen Gedichte).

Mörike war ein exzellenter Kenner der griechischen und römischen Poesie und veröffentlichte mehrere Übersetzungen. Er übersetzte unter anderem einige Homerische Hymnen.

Auch Mörikes Prosa ist ein Ausdruck seines Künstlertums, das musikalische Begabung und Formkraft vereint. Sein tragisch endender Roman „Maler Nolten“ist zwischen Spätromantik und Realismus geschrieben. Das bedeutendste Prosawerk neben seinem lyrischen Schaffen ist der komplexe psychologische Künstlerroman, der in seiner ersten Fassung 1832 in zwei Bänden veröffentlicht wurde.

In der Novelle „Mozart auf der Reise nach Prag“ fehlen alle märchenhafte Züge. Die Novelle schildert einen Tag auf der Reise Mozarts nach Prag, als dieser zufällig in eine Verlobungsfeier gerät. Sei zeigt sein schereloses Verhältnis zur Kunst, aber auch seine mangelnde Fähigkeit das Leben zu bewältigen. Die glücklichen Augenblicke des menschlichen Lebens werden überschattet durch den unaufhaltsamen Ablauf der Zeit und der Tod. Nur in der Erinnerung an die Vergangenheit gelingt es, die Zeit festzuhalten.

Heinrich Heine (1797-1856) Heine war ein Nachfahreder Romantik; er bezeichnete sich als deren letzten Fabelkönig. Mit ihren Stimmungen, Klängen, Rhythmen spielte er als genialer Dichter. Das Volkslied, das die Romantiker gepflegt und gesammelt hatten, hat er in der Form seiner Lieder nachgestaltet. Aus romantischer Quelle stammte auch die geistige Selbsherrlichkeit, mit der er die eigenen Schöpfungen ironisch in Frage stellte. Aber hier setzte auch die Abkehr von der Romantik ein. Seine Ironie war schärfer. Von dem Romantiker löste sich der Skeptiker ab, der Wahrheit und Schein, Ernst und Spott, Hingabe und Zynismus verwirrend durch- und miteinander spielen.

Das werk, das Heines Weltruhm begründete, war das „Buch der Lieder“ (1827). Es eroberte sich die Herzen der Menschen mit Liedern wie „Im wunderschönen Monat Mai“, „Du bist wie eine Blume“. Seine scheinbar einfachen Gedichte sind in Wahrheit mit sicherem rhythmischen Gefühl kunstvoll gebildet. Viele seine Gedichte sind von Schubert und Schumann vertont werden. Heines bekanntestes Lied „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“, ist zum Volkslied geworden. Heine war Impressionist und Stimmungsmensch. Seine Prosa weist alle Züge seiner Lyrik auf: eine meisterhafte Sprachbeherrschung und Klarheit der Diktion. So übte er mit dem langen Zyklus seiner „Reisebilder“ (1826-1831) in eleganter und geschmeidiger Form, mit ätzendem Spott behandelte er die Themen der damaligen Gesellschaft und Literatur.

In seinen „Neuen Gedichten“ distanziert er sich durch eine ironische Sprachhaltung von dem Stimmungston romantischer Texte. Die Kraft der Natur erweist sich als Illusion, die vor der Wirklichkeit versagt.

Die politischen Dichtungen Heines klagen über die Zerrissenheit des Vaterlandes, oft steigern sie sich zu einer wilden Anklage der gesellschaftlichen Zustände. Der demokratisch eingestellte Dichter verspottet aber auch die reaktionäre Bewegung der „Altdeutschen“, die von einem Volkskeisertum und der Wiedererweckung des alten Reiches träumen.

Georg Büchner (1813-1837) war ein deutscher Schriftsteller, Naturwissenschaftler und Revolutionär.

Die Menschen in Büchners Dramen haben den Willen zum Handeln verloren. Es sind keine Helden, die aus einer Idee heraus triumphieren, sondern passiv leidende Menschen, die in den Untergang getrieben werden.

Die Form des Dramas zerfällt ebenso wie bei Grabbe. Die Tragödie strebt nicht mehr zu einem Höhepunkt, sondern zielt auf den Untergang des Menschen. Der Dialog bringt keine echten Auseinandersetzungen mehr, die Menschen sprechen aneinander vorbei. Jeder vertritt monologisch seine Ansicht, ohne auf den anderen einzugehen.

Seine Dramen sind „Dantons Tod“ (1835), „Lenz“ (1839), „Woyzeck“ (1979).

„Dantons Tod“ spielt in der Zeit der französischen Revolution. Als der Schriftstellerden historischen Stoff studierte, brachte es ihm nur enttäuschende Erfahrung. Büchner schilderte die Spätphase dieser Revolution, in der er eine selbstmörderische Diktatur sah, zwei Revolutionsführer, Robespierre und Danton, die entschiedenen Gegner werden, und Danton als Opfer seines Schicksals.

Dantons Kräfte sind erlahmt, da er die Erfahrung gemacht hat, dass alles Handeln zur Schuld führt. So sieht er zunächst tatenlos seinem drohenden Untergang entgegen. Robespierre, der Nationalkonvent und schließlich das Volk wenden sich gegen ihn. In einer Verteidigungsrede versucht er schwach, das Schicksal zu wenden, doch es ist zu spät. Er und seine Freunde werden hingerichtet.

Woyzeck zeigt die Abhängigkeit des Menschen von seiner Umwelt und seinen Treiben. Büchner erhebt hier eine scharfe soziale Anklage. Der arme, kranke und gehetzte Soldat Woyzeck wird von seiner Umwelt nur als Sache betrachtet. Als er seine Geliebte verliert, zerbricht sein letzter Halt. Er mordert sich und seine Geliebte. Die Ausweglosigkeit und Sinnlosigkeit des menschlichen Lebens drücken sich in einem Märchen aus, das eine Großmutter in dem Drama erzählt: Es war einmal ein arm Kind und hatt kein Vater und keine Mutter, war alles tot, und war niemand mehr auf der Welt. Alles tot, und es is hingangen und hat gesucht Tag und Nacht. Und weil auf der Erde niemand mehr war, wollt es in Himmel gehen, und der Mond guckt es so freundlich an; und wie es endlich zum Mond kam, war es ein Stück faul Holz. Und da is es zur Sonn gangen, und wie es zur Sonn kam, war es ein verwelkt Sonneblum. Und wie es zu den Sternen kam, waren kleine goldene Mücken. Und wie es wieder auf die erde wollt, war die erde ein ungestützter Hafen. Und es war ganz allein. Und da hab sich es hingesessen und geweint, und da sitzt es noch und is ganz allein.

Poetischer Realismus

Historische Grundlagen: Das Nationalbewusstsein, das zu Beginn des 18. Jhds immer breitete Kreise erfasst, verbindet sich in Deutschland mit dem Wuchs nach politischer Einigung. Die Sehnsucht nach dem einen Reich war schon ein Kennzeichen der romantischen Generation. Mit dem Fehlschlagen der Revolution 1848 setzt sich eine tiefe Enttäuschung durch. Es zeigt sich, wie weit Illusion und Wirklichkeit auseinanderfallen.

Die Dichtung. Der Realismus in Deutschland (ungefähr 1850–1890) wird auch bürgerlicher Realismus oder poetischer Realismus genannt, weil der Realismus in Deutschland auch offen für Erfundenes, Poetisches war. Er beschränkte sich also nicht nur auf bloße Beschreibung der Wirklichkeit. Träger dieser Bewegung war in Deutschland das Bürgertum. Deshalb spielen in Deutschland im Realismus auch bürgerliche Werte und Ideen eine Rolle. Die handelnden Charaktere sind in der Regel im Bürgertum angesiedelt. Als Gründe für diese deutsche Eigenheit gilt folgendes: a) der große Einfluss der Klassiker Goethe und Schiller wirkte auch im 19. Jahrhundert fort; b) die Philosophie des deutschen Idealismus hat zur Auffassung beigetragen haben, Literatur solle stets den Leser erziehen, weshalb auch der Bildungsroman besonders geschätzt wurde, der eben keine realistische Darstellung der Wirklichkeit verlangt, sondern eher durch eine poetische Überhöhung ihren Zweck erreicht; c) die industrielle Revolution Deutschlands fand im Vergleich zu anderen Ländern wie England oder Frankreich später statt. So blieben Elemente des idyllischen Landlebens in der Literatur bestehen.

Entwicklung des Realismus. Zu Beginn lehnte sich der Realismus an folgende Philosophie: der Mensch solle das Göttliche in sich erkennen und in diesem Sinne sein Leben führen und gleichzeitig für andere Menschen da sein. Der technische Fortschritt durch die Industrialisierung und den daraus entstehenden Fortschrittsglauben verstärkten diese optimistische Haltung.

Spätere Vertreter des Realismus waren hingegen von einem starken Pessimismus beeinflusst. Die sich verschärfenden sozialen Probleme infolge der Industrialisierung erschütterten das Vertrauen in den technischen Fortschritt nachhaltig. Die Erkenntnisse bedeutender Naturwissenschaftler wie Charles Darwin verschafften der Geisteshaltung des Determinismus Zulauf. Das menschliche Individuum sei ein Produkt der Evolution und seine Handlungen würden von physiologischen Prozessen in seinem Körper bestimmt. Die besondere Tragik dieser sinnlosen Existenz besteht darin, dass der Mensch diesem Fatalismus ausgeliefert ist und sich ihm stellen muss, wohl wissend, dass er den Kampf im Moment seines Todes letztlich verlieren wird. Diese Art der Betrachtung negiert jegliche Transzendenz im menschlichen Leben. Arthur Schopenhauer brachte diese Resignation auf den Punkt: „Die Welt ist die Äußerung einer unvernünftigen und blinden Kraft; in ihr zu leben heißt leiden.“

Wichtige Themen der realistischen Literatur sind: 1) Viele Realisten bevorzugen historische Stoffe, die eine wirklichkeitsgetreue Schilderung ermöglichen. 2) Die Entstehung der Arbeiterbewegung und die Aufstände von 1848 rückten die sozialen Umstände in den Mittelpunkt des Interesses. 3) Die Frage nach der nationalen Einheit bleibt bis zur Einigung Deutschlands 1871 ein wichtiges Thema. 4) Auch der Konflikt zwischen Individuum und Gesellschaft wird thematisiert. Für die Realisten steht nicht die Masse der Gesellschaft im Vordergrund, sondern die Persönlichkeit. Dieser psychologische Realismus legt besonderen Wert auf die Beschreibung des Innenlebens der Figuren.

Der Stil des Realismus lässt sich durch drei Eigenschaften beschreiben: 1) Der Humor wurde verwendet, um sich der Unzulänglichkeit und Tristesse der Existenz zu erwehren. 2) Detailtreue ist eine der obersten Forderungen. In der Schilderung von historischen Themen oder gesellschaftlichen Verhältnissen soll die Wirklichkeit möglichst genau mittels der Mimesis nachgeahmt werden. 3) Das Schönheitsempfinden wird als subjektiv angesehen. Während in vorhergehenden Epochen die Schönheit meist als ein objektiver Wert betrachtet wurde, verleiht im Realismus vielmehr erst der Autor den Dingen ihre Schönheit, was man wiederum als Verklärung bezeichnen kann.

Dieser Potische Realismus bevorzugt das epische Schaffen. Die Novelle „die strengste Form der Prosadichtung“ wird durch Storm, Myer und Keller einem neuen Höhepunkt zugeführt. Daneben ist der Roman, der die Fülle der Wirklichkeit, die Entwicklung der Charaktere und deren Beziehung zur Welt und zur Gesellschaft eingehend zu entfalten erlaubt, eine bevorzugte literarische Form (Keller, Raabe, Fontane). Das Drama findet in dieser Zeit nur in Hebbel einen bedeutenden, Vertreter.

Theodor Storm. Er wurde als Sohn eines Rechtsanwaltes geboren, studierte in Kiel die Rechtswissenschaft und arbeitete als Rechtsanwalt.

Die Lyrik Storms hält an dem Stimmungsklang fest. Grundlage seines Dichtens ist die Bindung an den heimatlichen Lebensraum, an Volkstum und Landschaft. Immer wieder spürt er in einer gewusst einfachen Sprache den zarten, aber auch harten Grundstimmungen einzelner Naturlieder nach. Die Novellen Stroms stehen in ihren märchenhaften träumerisch-stillen Zügen anfangs noch unter dem Einfluss der Romantik.

Mit seiner Novelle „Immensee“ führte sich der Dichter in die Literatur ein. Sie ist voll von Stimmungszauber, von Erinnerung an ein versäumtes Glück.

Inhalt: Ein alter Mann sitzt in der Dämmerung in der Stube. In Träumen fallen seine Augen auf ein Bild. Die Vergangenheit wird lebendig, die zeit seiner Liebe zu Elisabeth, seiner Gespielin von Jugend auf. Aber ihn, den Zögernden, hat sein tatkräftiger Freund beiseite gedrängt, und Elisabeth, nach den Bitten ihrer Mutter, hat diesem die Hand gereicht. Nach Jahren findet er die Geliebte als Frau des Freundes wieder.

Diese Immensee-Novelle ist bezeichnend für Storms frühe Kunst. Mit Vorliebe schildert er weiche Naturen, nicht frei von Sentimentalität. Die Menschen leiden an der Einsamkeit, vergraben sich in ihr Inneres oder fliehen in die Vergangenheit.

Die späteren Werke fallen in einen herben leidenschaftlichen Ton. Sie zeigen den Kampf des einsamen, verschlossenen Menschen gegen sein hartes Schicksal. Sein Meister- und Alterswerk „Der Schimmelreiter“ 1888 fast die Vorzüge seines Schaffens zusammen. Hier gewinnt seine Prosa immer mehr realistischen Boden. In dieser Novelle beschäftigt sich der Autor mit dem Kampf zwischen Mensch und Natur, zwischen Herkommen und Fortschritt.

Inhalt: Schon als Kind zeigt der ungewöhnlich begabte Hauke Haien Interesse an der Deichbaukunst. Er tritt als Knecht in die Dienste des alten Deichgrafen und wird bald zu dessen rechter Hand. Er heiratet die Tochter des Deichgrafen und wird dessen Nachfolger. Doch das schafft ihm einige Neigen. Er entwickelt den kühnen und genialen Plan, einen neuen Deich zu bauen, der besser vor Sturmfluten schützen und dem Meer viel Land abgewinnen soll. Dem Tatendrang Haukes steht die Trägheit der Dorfbewohner gegenüber. Deren Widerstand beruht auch auf Aberglaube, der noch stärker wird, als der Deichgraf einen verkommenen Schimmel kauft, der unter seinen Händen prächtig gedeiht, zu seinem Lieblingspferd wird, sich aber jedem anderen Reiter verweigert. Die Dörfer dichten Hauke einen Teufelsbund an. Das Schicksal trifft ihn hart, als ihm nach langer Wartezeit auf ein Kind ein schwachsinniges Töchterchen geboren wird. Verschiedene unheimliche Vorzeichen deuten zudem auf ein Unglück voraus. Als in einem Oktober schwere Wetter toben, jagt der Deichgraf auf seinem Schimmel zum Deich hinaus. Um den alten Damm zu retten, müsste er den neuen durchstoßen, was er aber verweigert. Da bricht der alte Damm, und Hauke muss zusehen, wie seine Frau und sein Töchterchen, die sich in einem Wagen nähern, in den Fluten umkommen. Daraufhin stürzt er sich mit seinem Schimmel selbst in die Fluten. Im Aberglauben der Deichbewohner aber lebt er weiter. Sie erzählen sich die Sage vom Schimmelreiter, der bei drohendem Unheil auf dem Deich zu sehen sei.

In Liedern Storms wie in seinen Novellen zeigt der Dichter, wie er in Frauenherzen zu lesen verstand. Es gelang ihm, das Besondere weiblichen Wesens in fein gezeichneten Frauengestalten darzustellen und die Eigenart weiblichen Füllens in lyrischer Aussprache zu erschließen.

Theodor Fontane gilt als herausragender Vertreter des poetischen Realismus in Deutschland. Seine Stärke war die genaue Charakterisierung der Personen in seinen Werken. Erscheinung, Umgebung und Sprache der Handelnden wurden genau beschrieben. Seine Personen stehen oft als Stellvertreter der Gesellschaft. Kritik an ihnen wird häufig zur Kritik an den Verhältnissen in der Gesellschaft seiner Zeit. Zu seinem Stil gehört auch ein oft ironischer Unterton, der sich als Humor tarnt.

Theodor Fontane war viele Jahre als Journalist tätig. Er schrieb über 10 Jahre für die „Neue Preußische Zeitung“, auch „Kreuzzeitung“ genannt. Er übersetzte 1842 den „Hamlet“ von Shakespeares. Romane, Novellen, Erzählungen und Gedichte von Theodor Fontane sind teilweise sehr bekannt. Aber auch Biografien, Kriegsberichte, Theaterkritiken und Zeitungsartikel stammten aus seiner Feder. In Briefen und Tagebüchern hinterließ er der Nachwelt eine Fülle an Informationen.

Seine bedeutenden Romane schrieb er zum größten Teil erst nach seinem 60. Lebensjahr.

Die Zeitlichkeit des Menschen ist das Hauptthema der Werke Fontanes. Der Mensch steht in einer bestimmten Zeitepoche und wird durch sie geprägt. Hier setzen Fontanes Beobachtungen ein. Er spürt den gesellschaftlichen Zuständen nach und enthüllt ihre Wirkung auf den Einzelmenschen.

In Irrungen Wirrungen (1882) ist Fontanes Meisterschaft zum ersten Male ausgereift: ein Stück Wirklichkeit wird in dieser verhalten-zarten Liebesgeschichte mit beseelter Schlichtheit (одушевленная скромность) dargestellt.

Der Inhalt ist aus dem Leben genommen. Lene Nimptsch, ein Mädchen aus dem Volk, verlebt einen glücklichen Sommer mit Botho von Rienäcker, einem jungen Reiteroffizier. Beiden wird schmerzlich klar, dass dieser kurze Sommer das Ende ihrer Liebe bringt. Sie erfahren, dass die Standesunterschiede und die gesellschaftlichen Gesetze stärker sind. Still scheiden sie voneinander. Rienäcker heiratet dann eine junge Frau aus Gesellschaft, Lene – einen tüchtigen, ordentlichen Mann aus dem Volk. Alles verläuft ohne Aufregung, ohne lärmende Gefühle, ohne Romantik. Keine gro0en Worte – das Tragische vollzieht sich in der Stille.

Fontane klagt die Standesgegensätze nicht an und verteidigt sie nicht. Entscheidend ist für ihn, ob der Einzelne sich im gegebenen Rahmen die innere Freiheit und Lauterkeit bewahrt. Der Kern des hier ausgetragenen Konflikts ist das Gegenüber von Menschlichkeit und Gesellschaft, „einer Gesellschaft, wie sie ist und einer natürlichen Menschlichkeit, wie sie sein sollte“. In engem Zusammenhang damit steht, wie in den meisten Romanen Fontanes, die Frage nach dem Glück. Begriffe wie Paradies und Sündenfall, Wiedergewinnung des Paradieses, Idylle bürgern sich mehr und mehr in der Fontane-Forschung ein.

In Effi Briest 1895, Fontanes reifstem Kunstwerk, wird die Heldin zum Opfer einer Verstrickung von eigener und fremder Schuld, vom menschlicher Unzulänglichkeit und erstarrter gesellschaftlicher Tradition.

Effi heiratet als Backfisch den wesentlich älteren ehrgeizigen Baron Innstetten. Die Ehe verläuft ruhig und korrekt – ohne gegenseitiges Verständnis, ohne wahre Liebe. Später aber erwacht in Effi eine kurze leidenschaft zu einem Offizier. Aber Effi vergisst ihn bald wieder. Nach Jahren erfähtr Baron von dieser Geschichte. Die Ehe wird geschieden. Effi muss sich von ihrem Kind trennen und ist gesellschaftlich verfremd. Sie welkt dahin. Erst kurz vor ihrem Tod nehmen die Eltern sie wieder auf.

Hier spielt ein tiefer Kenner des menschlichen Herzens und der Gesellschaft seiner Zeit und ein großer Künstler. Die Zeit ist innerlich erschüttert, die menschlichen Bindungen sind problematisch, die Menschen sind einsam. Aber wenn Sitten und Gesetze der Gesellschaft auch fragwürdig geworden sind, so sind sie noch immer stark genug, den Menschen ihre Ordnung aufzuzwingen.

In seinen Gesellschaftsromanen entsteht vor unseren Augen das Berlin im letzter Dritte des Jahrhunderts, eine Welt der Bürger, Beamten, Offiziere. Wir beobachten die adelige und bürgerliche Gesellschaft im Alltag. Fontane geht durch die Salons als scharfer und kluger Beobachter, ers ieht, wie sich aus dem gesellschaftlichen Leben Konflikte ergeben. Er schreiobt mit Geist, Witz, Ironie, weit entfernr vom Pathos. Meisterhaft führt er das Gespräch. Er ist ein Künstler des Dialogs.

Die neureiche Bourgeoisie hat Fontane in der Gestalt der Kommerzienräten Frau Jenny Treibel (1892) ausgedrückt. Die Hauptheldin versteht ganz gut in Gefühlen zu posieren, aber in Wahrheit rechnet nur nach Geld. Es sei der Zweck dieser Geschichte, schrieb er „das Hole, Phrasenhafte, Lügnerische, Hochmütige, Hartherzige des Bourgeois-Standpunktes zu zeigen.“

Friedrich Hebbel. Er war der Sohn eines armen Mauers. Seine Jugend war bitter und hart. Erst mit 22 Jahren konnte er die Vorbereitung zum Studium beginnen. 1836 zog er, um sein Studium zu vollenden, nach Heidelberg, von dort nach München. Seine seit 1841 erschienenen Dramen brachten ihm keine Besserung seiner materiellen Lage, bis ihm endlich der Dänenkönig, sein Landesherr, ein Reisestipendium gewährte. In Paris vollendete er sein Trauerspiel „Maria Magdalena“. 1845 heiratete er in Wien die Burgschauspielerin Christine Enghaus. Und erst dann schuf er seine großen Tragödien.

Die Dramen Hebbels halten sich an die klassische Form. In fast allen Tragödien steht ein dämonischer, titanenhafter Mann, Verkörperung des Machtwillens, einem Weibe in Hassliebe gegenüber. Die Schuld des Menschen gründet schon darin, dass er ein Einzelwesen, ein Individuum ist. Die Figuren in den Dramen haben einen unbedingten Anspruch auf Vertrauen und auf die Liebe, um ihr eigenes Wesen zu verwirklichen. Das kann ihnen jedoch nicht gelingen, da ihre Umwelt nach anderen Gesetzen lebt, da ihnen ihre Mitmenschen verständnislos gegenüberstehen. So entfremdet sich der Mensch von seiner Umgebung und zerbricht an der Unerfüllbarkeit seines Anspruches. Er opfert sich, da er keine Lebensmöglichkeit findet.

Sein bürgerliches Trauerspiel „Maria Magdalena“ 1844 ist das einzige Gegenwartsdrama Hebbels. Er gebraucht darin die Erfahrungen aus seiner Münchener Zeit.

Inhalt: Klara, die Tochter des Tischlehrmeisters Anton, ist mit dem Schreiber Leopold verlobt. Dieser verlässt sie, obwohl sie von ihm ein Kind erwartet. Sie versucht unter allen Umständen, den Vater ihres Kindes zu Heirat zu bewegen, obwohl sie ihn innerlich verachtet und hasst. Das macht sie um eine bessere Partie zu bekommen. Als Leopold sich weigert, sucht sie den Tod, um ihrem Vater keine Schande zu machen. Klara steht in einer ausweglosen Situation. Das bürgerliche Gesetz verlangt von ihr eine heirat, die sie innerlich zerstörte. Klara stürzt sich voller Verzweiflung in den Brunnen.

Anders als in Lessings „Emilia Galotti“ und in Schillers „Kabale und Liebe“, in großen bürgerlichen Tragödien der Vergangenheit, will Hebel zeigen, dass das Tragische nicht aus dem Zusammenstoß der bürgerlichen Welt mit der hohen Gesellschaft abgeleitet ist, sondern ganz einfach aus der bürgerlichen Welt selbst, aus ihrer Unfähigkeit, sich in verwickelten Lagen zu helfen.

Agnes Bernauer (1855) gründet sich auf einem geschichtlichen Stoff. Das Schicksal der Hauptheldin liegt in ihrer Schönheit. In der Welt der staatlichen Ordnung ist kein Platz für eine überirdische Schönheit. Die Liebe kommt nicht in Frage, falls sie die Interessen des Staats gefährdet. Agnes ist doch ohne ihre Liebe nicht lebensfähig. So entscheidet sie sich für den Tod.

Albrecht von Bayern hat Agnes Bernauer, den „Engel von Augsburg“ zu seiner Frau gemacht. Ihre Schönheit hat ihn verzaubert. Herzog ernst, Albrechts Vater, erkennt die Ehe nicht an und versucht alles zu tun, um seinen Sohn von Agnes abzubringen. Ein weiterer Thronfolger stirbt, und Herzog ernst fürchtet, dass die ungleiche Ehe der Anlass zu einem kriegirischen Streit wird, unter dem die Menschen seines Staates leiden müssten. Während Albrechts Reise lässt sein Vater Agnes gefangen nehmen. Als sie voll Stolz auf ihre Liebe sich weigert, sich von ihrem Mann zu treffen, muss sie im Namen der staatlichen Ordnung als Opfer fallen. Albrecht entfacht rachendurstig einen Bürgerkrieg. Doch, von seinem Vater als Regent eingesetzt, lernt er die Notwendigkeit des Geschehens begreifen.

Die Lyrik Hebbels steht im Schatten seiner Dramen. Sie knüpft an die Stimmungslyrik der Romantik an. Ihre Bilder erinnern stärker an die Wirklichkeit. Ihr Tod ist dunkel und grüblerisch.

 

 


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