40 Tante Frieda ärgerte sich furchtbar, dass ich es wusste. Sie sagte, dass sie es nicht glaubt, weil ich immer lüge, aber wenn es wahr ist, dann macht es auch nichts, weil man sieht, dass Ännchen die Moral in sich aufgenommen hat.
41 Und sie erzählte, dass Anna gestern nicht geschlafen hat und weinend im Bett gesessen hat. "Was hast du, Kind?" hat sie gefragt. "Ich habe ein Stück Brotrinde gegessen", hat Anna gesagt. "Warum sollst du keine Brotrinde nicht essen?" hat die Tante Frieda gefragt. "Weil das Essen schon vorbei war, und die Brotrinde war nicht mehr für mich bestimmt, das war ein Unrecht, und ich habe so fest vorgehabt, dass ich keine Sünde mehr begehe", hat die Anna gesagt, und sie hat noch mehr geweint. "So ist das Kind", sagte die Tante Frieda, " sie kommt mir oft überirdisch vor, und ich kann sie nicht beruhigen."
42 "Es gibt Kinder, welche zwei und drei Mark aus einem Hosensacke stehlen und keine Unruhe verspüren", sagte Onkel Pepi.
43 Und Tante Frieda wusste es schon von der Tante Fanny und sagte: "Es ist der Fluch der milden Erziehung."
44 Das habe ich alles hören müssen, und ich war froh, wie der Kommuniontag da war. Meine liebe Mutter hat mir einen schwarzen Anzug geschickt und eine große Kerze.
45 Sie hat mir geschrieben, dass es ihr weh tut, weil sie nicht dabei sein kann, aber ich soll mir vornehmen, ein anderes Leben anzufangen und ihr bloß Freude zu machen.