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Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer 14 страница

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Der Kaiser rief seine kleinen Gäste zusammen und sagte:

„Meine lieben Freunde und Freundinnen! Mit Bedauern vernehme ich, daß die Stunde der Trennung geschlagen hat. Es war eine große Freude für mich, euch alle kennenzulernen. Ich wünschte, wir könnten noch eine Weile zusammenbleiben, aber ihr wollt in eure fernen Heimatländer, und das ist durchaus verständlich, wenn man bedenkt, wie lange ihr schon von zu Hause fort seid. Grüßt eure Eltern, Verwandten und Freunde von mir und schreibt bald, ob ihr gut angekommen seid. Und wenn ihr Lust habt, dann besucht mich doch bald einmal wieder. Vielleicht in den nächsten großen Ferien, ja? Ihr seid jederzeit herzlich willkommene Gäste. Und was die dreizehn Piraten betrifft, die euch geraubt haben, so könnt ihr ganz beruhigt sein. Sie werden ihrer gerechten Strafe nicht entrinnen. Ich werde in nächster Zeit ein Kriegsschiff ausrüsten, das sie gefangen nehmen wird. Und nun lebt wohl, meine Lieben!"

Danach ergriff Lukas das Wort.

„Tja, Leute", sagte er und paffte heftig, „ich kann nicht viele Worte machen. Tut mir leid, daß wir uns schon wieder trennen müssen, aber es ist ja nicht für immer —"

„Bestimmt nicht!" rief der kleine Indianerjunge dazwischen.

„Schreibt Jim und mir auch mal eine Ansichtspostkarte, damit wir sehen, wie es bei euch zu Hause ist. Und wenn ihr uns besuchen wollt, dann kommt nur nach Lummerland. Wir freuen uns. Und jetzt also gute Fahrt und auf baldiges Wiedersehen!"

Nun gab es ein allgemeines Händeschütteln und Abschiednehmen, und jedes Kind bedankte sich noch einmal bei Jim und Lukas, und natürlich auch bei der guten dicken Emma, für die Rettung und beim Kaiser von China für seine Freundlichkeit. Dann gingen die Kinder unter Führung des Kapitäns an Deck ihres Schiffes. Als alle oben an der Reling standen, begann im Hafen ein ungeheures Feuerwerk. Das war eine Überraschung, die der kleine Ping Pong sich ausgedacht hatte. Die Raketen stiegen meilenhoch in den Nachthimmel und sprühten und leuchteten in den märchenhaftesten Farben. Dazu spielte eine chinesische Musikkapelle ein Abschiedslied. Und die Wellen des Meeres rauschten wunderbar dazu. Dann wurde der Anker gelichtet und das Schiff setzte sich langsam und majestätisch in Bewegung. Alle riefen „Auf Wiedersehen!" und winkten. Jeder war gerührt und hatte Tränen in den Augen. Am meisten heulte natürlich Emma, obgleich sie wie gewöhnlich nicht ganz verstand, was eigentlich los war. Sie hatte eben ein sehr zartes Gemüt und war ganz erheblich gerührt, einfach so.

Langsam glitt das Schiff auf das nächtliche Meer hinaus und entschwand den Blicken der Zurückbleibenden. Jetzt lag der Hafen plötzlich ganz still und verlassen da.

„Es scheint mir das beste", schlug der Kaiser vor, „wenn wir heute nacht schon an Bord unseres Schiffes schlafen. Es sticht morgen noch vor Tagesgrauen in See, und wenn wir jetzt schon an Bord gehen, dann brauchen wir nicht so früh aufzustehen. Beim Frühstück sind wir schon weit draußen auf dem Meer."

Die beiden Freunde und die kleine Prinzessin waren natürlich sofort einverstanden.

„Dann wollen wir jetzt von Ping Pong, meinem Oberbonzen, Abschied nehmen", meinte der Kaiser.

„Ja, fährt er denn nicht mit?" fragte Jim.

„Das geht leider nicht", antwortete der Kaiser. „Jemand muß mich doch während meiner Abwesenheit vertreten. Ping Pong ist der Richtige dazu. Er ist zwar noch sehr klein, aber schon sehr fähig, wie ihr gesehen habt. Außerdem nehme ich nicht an, daß sich während meiner Reise hier sehr viel ereignen wird. Ping Pong kann ja ein anderes Mal nach Lummerland fahren, diesmal soll er für mich regieren."

Aber der winzige Oberbonze war nirgends zu entdecken. Sie suchten den ganzen Hafen nach ihm ab, und schließlich fanden sie ihn. Er saß in einer der kleinen Kutschen und war, von den ungeheuren Anstrengungen des Tages erschöpft, fest eingeschlafen.

„Höre, Ping Pong", sagte der Kaiser sanft.

Der Oberbonze fuhr auf, rieb sich die Augen und fragte etwas weinerlich: „Ja — bitte — ist etwas nicht in Ordnung?"

„Es tut mir leid, daß ich dich wecken muß", fuhr der Kaiser lächelnd fort. „Wir möchten uns nur von dir verabschieden. Du wirst mich während meiner Abwesenheit vertreten. Ich weiß, daß ich mich auf dich verlassen kann."

Ping Pong verneigte sich tief vor dem Kaiser und der kleinen Prinzessin. Dabei fiel er vor lauter Verschlafenheit beinahe um. Jim konnte ihn gerade noch halten. Er schüttelte ihm die winzige Hand und sagte:

„Besuch uns auch bald mal, Ping Pong!"

„Und grüße Herrn Schu Fu Lu Pi Plu von uns!" fügte Lukas hinzu.

„Sehr gern", murmelte Ping Pong, dem die Augen schon wieder zufielen. „Gewiß werde ich das tun — ich werde alles tun — alles — sobald meine Pflichten — oh, ihr ehrenwerten Lokomotivführer — lebt über alle Maßen wohl — und — und — und —" Dabei gähnte er und piepste: „Entschuldigt bitte, aber ihr wißt ja, ein Säugling in meinem Alter..."

Damit war er eingeschlafen, und sein leises Schnarchen hörte sich an wie das Zirpen einer Grille.

Als die beiden Freunde mit Li Si und dem Kaiser auf ihr Schiff gingen, fragte Lukas:

„Meinen Sie, daß Ping Pong den Regierungsgeschäften gewachsen ist?"

Der Kaiser nickte lächelnd:

„Ich habe alles vorbereitet. Es kann nichts passieren. Es soll eine Auszeichnung für den kleinen Oberbonzen sein, weil er so tüchtig war."

Dann schauten sie noch nach, ob Emma, die die Matrosen inzwischen auf das Schiff transportiert hatten, auch gut untergebracht war. Sie stand auf dem Hinterdeck und war mit Seilen fest angebunden, damit sie nicht herunterrollen konnte, wenn das Schiff auf den Wellen schaukelte. Sie schlief auch schon und schnaufte leise und regelmäßig vor sich hin.

Es war alles in bester Ordnung.

Also wünschten die beiden Freunde dem Kaiser und Li Si eine gute Nacht, dann gingen sie alle in ihre Kajüten und legten sich schlafen.

Als sie am nächsten Morgen erwachten, schwamm das Schiff schon weit draußen auf dem Meer. Es war strahlendes Wetter. Ein kräftiger, anhaltender Wind blähte die riesigen Segel. Wenn es so blieb, dann würde die Rückfahrt nach Lummerland nicht einmal halb so lange dauern wie damals die Reise auf der Emma nach China.

Nach dem Frühstück, das sie mit dem Kaiser und der kleinen Prinzessin gemeinsam einnahmen, gingen Jim und Lukas zum Kapitän auf die Kommandobrücke hinauf und erklärten ihm die Sache mit der schwimmenden Insel, die ihnen am zweiten Tag pünktlich um zwölf Uhr mittags bei 321 Grad 21 Minuten und i Sekunde westlicher Länge und 123 Grad 23 Minuten und 3 Sekunden nördlicher Breite begegnen sollte.

Der Kapitän, dessen Gesicht so von Wind und Wetter gegerbt war, daß die Haut aussah wie ein alter lederner Handschuh, sperrte vor Staunen Mund und Nase auf.

„Da soll mich doch gleich ein betrunkener Haifisch beißen!" brummte er. „Ich fahre jetzt schon ein halbes Jahrhundert zur See, aber eine schwimmende Insel hab' ich noch nie gesehen. Woher wißt ihr denn so genau, daß morgen mittag gerade dort eine vorbeikommt?"

Die beiden Freunde sagten es ihm. Der Kapitän kniff ein Auge zu und knurrte: „Ihr wollt mich wohl verulken?"

Aber Jim und Lukas versicherten, daß es ihr voller Ernst sei.

„Na", sagte der Kapitän schließlich und kratzte sich hinter dem Ohr, „wir werden ja sehen. Wir kommen nämlich sowieso morgen mittag genau über den Punkt, den ihr angegeben habt. Falls das Wetter so bleibt."

Die beiden Freunde stiegen wieder zum Kaiser und der kleinen Prinzessin hinunter. Dann setzten sie sich an eine windgeschützte Stelle auf das Vorderdeck und spielten zu viert Mensch-ärgere-dich-nicht. Li Si kannte das Spiel noch nicht, und Jim erklärte es ihr. Und nachdem sie es zweimal gespielt hatten, konnte sie es schon besser als die drei anderen und gewann in einem fort. Jim wäre es lieber gewesen, wenn sie sich ein wenig ungeschickt angestellt hätte. Dann hätte er ihr helfen können. Aber so war sie es, die ihm gute Ratschläge gab und die Gescheitere war. Das war ihm natürlich nicht besonders angenehm.

Als sie dann später beim Mittagessen saßen, erkundigte sich der Kaiser plötzlich:

„Sagt einmal, Jim und Li Si, wann soll denn eigentlich eure Verlobung gefeiert werden?"

Die kleine Prinzessin wurde ein wenig rot und sagte mit ihrer Vogelstimme: „Das muß Jim bestimmen."

„Ja", sagte Jim mit runden Augen, „ich weiß auch nicht. Ich richt' mich ganz nach dir, Li Si."

Aber sie schlug die Augen nieder und schüttelte den Kopf.

„Nein, du mußt es sagen."

„Also", erklärte Jim nach kurzem Nachdenken, „dann feiern wir die Verlobung, wenn wir in Lummerland sind."

Damit waren alle einverstanden. Und der Kaiser meinte: „Die Hochzeit könnt ihr dann später feiern, wenn ihr groß genug seid."

„Ja", sagte die kleine Prinzessin, „wenn Jim lesen und schreiben kann."

„Ich will aber nicht solche Sachen lernen!" rief Jim.

„Doch, bitte, Jim!" bat Li Si. „Du mußt lesen, schreiben und rechnen lernen! Tu es für mich!"

„Warum?" fragte Jim. „Du kannst es doch selbst, wozu soll ich es denn auch noch lernen?"

Die kleine Prinzessin senkte ihr Köpfchen und sagte leise und stockend: „Jim, ich kann doch nicht — es ist nämlich — es geht doch nicht — also, ich möchte eben, daß mein Bräutigam nicht nur mutiger ist als ich, er soll auch viel klüger sein, damit ich ihn bewundern kann."

„So", sagte Jim und machte ein verstocktes Gesicht.

„Also ich finde", brummte Lukas begütigend, „wir sollten uns darüber jetzt nicht streiten. Vielleicht will Jim selber eines Tages lesen und schreiben lernen, und dann wird er's auch tun. Und wenn er nicht will, ist es auch gut. Wir sollten ihm das ruhig selbst überlassen, meine ich."

Danach wurde über diese Sache nicht weiter gesprochen, aber Jim mußte doch noch ab und zu an das denken, was die kleine Prinzessin zuletzt gesagt hatte.

Es war am nächsten Tag, kurz vor zwölf Uhr mittags und die vier saßen gerade beim Essen, als plötzlich der Matrose hoch oben im Mastkorb durch die hohle Hand herunterrief:

„Laaaaaaand in Sicht!"

Alle sprangen auf und rannten nach vorne zum Bug, um Ausschau zu halten. Jim, der ein Stückchen in die Takelage hinaufgeklettert war, sah es als erster.

„Eine Insel!" schrie er aufgeregt. „Da — eine ganz kleine Insel!"

Und als sie näher kamen, sahen auch die anderen das kleine Eiland, das anmutig durch die Wellen dahintrieb.

„He!" rief Lukas zum Kapitän hinauf, „was sagen Sie jetzt?"

„Ich will mich von einem erkälteten Walroß platt walzen lassen!" antwortete der Kapitän. „Wenn ich's nicht selber sähe, würde ich's nicht glauben. Wie fangen wir das Ding denn ein?"

„Habt Ihr vielleicht zufällig ein großes Fischnetz an Bord?" fragte Lukas.

„Haben wir!" rief der Kapitän zurück. Er gab den Matrosen Befehl, die Netze auszulegen. Das geschah, während das Schiff in einem großen Kreis um das Eiland herumfuhr. Das letzte Ende ließen sie nicht ins Wasser, sondern machten es auf Deck fest. Und als sie schließlich an ihrem Ausgangspunkt zurückgekehrt waren, holten sie auch den Anfang des Netzes wieder ein, und nun lag das schwimmende Eiland wie in einer großen Schlinge im Schlepptau des Segelschiffes. Die Matrosen zogen es nahe heran, damit man es genau betrachten konnte.

Der Drache hatte wirklich ein Lob dafür verdient, daß er den Freunden gerade diese Insel angegeben hatte. Eine bessere gab es wohl auf der ganzen Welt nicht. Sie war zwar noch etwas kleiner als Lummerland, aber beinahe noch hübscher. Drei grüne Rasenterrassen, auf denen verschiedene Bäume standen, erhoben sich stufenweise. Unter den Bäumen waren übrigens drei durchsichtige, wie sie in China wuchsen. Darüber freute sich die kleine Prinzessin besonders. Um die Insel herum lief ein flacher Sandstrand, der ganz famos zum Baden geeignet war. Und auf der obersten Terrasse entsprang ein kleiner Bach und rauschte in mehreren Wasserfällen bis ins Meer hernieder. Natürlich gab es auch eine Menge wunderschöner Blumen und bunter Vögel, die in den Zweigen der Bäume ihre Nester gebaut hatten.

„Wie gefällt dir die Insel, Li Si?" fragte Jim.

„O Jim, sie ist einfach wundervoll!" sagte die kleine Prinzessin begeistert.

,,Is' sie nicht vielleicht ein bißchen klein?" erkundigte sich Jim. „Ich mein', im Verhältnis zu China."

„O nein!" rief die Prinzessin. „Ich finde ein kleines Land viel hübscher als ein großes. Besonders wenn es eine Insel ist."

„Dann is' ja alles in Ordnung", meinte Jim zufrieden.

„Man könnte ein paar schöne Tunnel bauen", stellte Lukas fest. „Quer durch die Terrassen durch. Was meinst du, Jim? Es soll ja deine Insel werden."

„Tunnel?" sagte Jim nachdenklich. „Das wär' famos. Aber ich hab' ja noch nicht einmal eine Lokomotive."

„Willst du denn immer noch Lokomotivführer werden?" fragte Lukas.

„Freilich", antwortete Jim ernsthaft. „Was denn sonst?"

„Hm", brummte Lukas und zwinkerte mit einem Auge. „Vielleicht habe ich schon was für dich in Aussicht."

„Eine Lokomotive?" rief Jim aufgeregt.

Aber Lukas wollte noch nichts Näheres sagen, so sehr Jim auch bat und bettelte. „Wart ab, bis wir nach Lummerland kommen", mehr war aus ihm nicht herauszubringen.

„Hast du übrigens schon einen Namen für die neue Insel, Jim?" mischte sich schließlich der Kaiser ins Gespräch. „Wie wirst du sie taufen?"

Jim überlegte eine Weile, dann schlug er vor: „Wie wär's mit Neu-Lummerland?"

Damit waren alle einverstanden, und so blieb es gleich dabei.

 

SIEBENUNDZWANZIGSTES KAPITEL

 

in dem Verlobung gefeiert wird und dieses Buch mit einer freudigen Überraschung endet

 

Es war ein paar Tage später, an einem strahlenden Morgen, etwa um sieben Uhr, als Frau Waas aus der Tür ihres Kaufladens trat, den sie soeben geöffnet hatte. Herr Ärmel streckte den Kopf aus dem Fenster seines Hauses, um festzustellen, ob er heute seinen Schirm mitnehmen müßte oder nicht. Da sahen beide gleichzeitig das riesige, prunkvolle Schiff neben Lummerland im Meer liegen.

„Was ist denn das für ein sonderbares Schiff?" fragte Frau Waas. „Das vom Postboten ist doch viel kleiner. Außerdem hat es auch kein Posthorn am Bug, sondern ein vergoldetes Einhorn. Was kann das bedeuten?"

„Leider kann ich Ihnen keine Auskunft geben, meine Verehrteste", antwortete Herr Ärmel. „Sehen Sie doch nur, es hat eine ganze Insel im Schlepptau! Oh, ich ahne Schreckliches! Das sind vielleicht Inselräuber, die es auf Lummerland abgesehen haben."

„Meinen Sie?" fragte Frau Waas unsicher. „Ja, was machen wir denn da?"

Aber noch ehe Herr Ärmel antworten konnte, hörte man vom Schiff her einen Freudenschrei, und dann sprang Jim mit einem halsbrecherischen Satz über die Reling ans Land.

„Frau Waas!" schrie er.

„Jim!" rief Frau Waas.

Und dann stürzten sie sich in die Arme und begrüßten sich. Und das dauerte begreiflicherweise eine ganze Weile.

Inzwischen kamen auch Lukas und Li Si und der Kaiser an Land, und schließlich wurde sogar Emma vorsichtig vom Schiff heruntertransportiert und auf ihre alten Gleise gesetzt, auf denen in der Zwischenzeit Moos und Gras gewachsen war. Emma trug noch immer den großen goldenen Orden mit der blauen Schleife und stieß in einem fort kleine Freudenpfiffe aus.

Als Herr Ärmel, der ganz fassungslos vor Staunen dastand, endlich begriffen hatte, wer da gekommen war, rannte er sofort zum Schloß zwischen den beiden Gipfeln hinauf und polterte aufgeregt gegen die Tür.

„Aber ja doch, ich komme ja schon! Was ist denn?" hörte man König Alfons den Viertel-vor-Zwölften, schlaftrunken und verwirrt im Innern brummen.

„Majestät!" rief Herr Ärmel atemlos, „entschuldigen Sie gnädigst, aber es ist von höchster Wichtigkeit! Lukas der Lokomotivführer ist eben angekommen und Jim Knopf und ein kleines Mädchen und ein alter Herr, der sehr vornehm aussieht, und ein Schiff ist da mit einer Insel im Netz..."

Aber weiter kam er nicht, denn in diesem Augenblick flog die Tür des Palastes auf, und der König stürzte heraus. Er hatte nur ein Nachthemd an und bemühte sich, im Laufen seinen Schlafrock aus rotem Samt überzuziehen. Seine Krone hatte er sich in aller Eile schon auf den Kopf gestülpt.

„Wo"? fragte er aufgeregt, denn er hatte seine Brille vergessen.

„Einen Augenblick, Majestät!" flüsterte Herr Ärmel. „So können Sie doch die Leute nicht empfangen!" Und er half dem König ordentlich in den Schlafrock hinein. Dann rannten sie zusammen zum Schiff hinunter, und vor lauter Eile verlor der König einen schottisch karierten Pantoffel, so daß er humpelnd unten ankam.

Nun, und dann gab es ein Begrüßen und Händeschütteln und Umarmen, das überhaupt kein Ende nehmen wollte. Lukas machte den Kaiser von China und König Alfons den Viertel-vor-Zwölften miteinander bekannt, und Jim stellte Li Si vor, und als endlich alle sich begrüßt und vorgestellt hatten, gingen sie in das Haus von Frau Waas zum Frühstücken. Es wurde natürlich so eng in der winzigen Küche, daß keiner sich mehr umdrehen konnte. Aber einer so glücklichen Gesellschaft, wie sie an diesem Morgen auf Lummerland beisammen war, machte das nur Vergnügen.

„Wo wart ihr denn überall?" rief Frau Waas, während sie den Kaffee in die Tassen goß. „Ich platze vor Neugierde. Was habt ihr alles erlebt? Wer ist Frau Mahlzahn? Ist sie nett? Warum ist sie nicht mitgekommen? Erzählt doch!"

„Ja, erzählen, erzählen!" riefen Herr Ärmel und König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte.

„Nur Geduld!" wehrte Lukas schmunzelnd ab. „Das braucht seine Zeit, alles zu erzählen."

„Ja", sagte Jim, „wenn wir gefrühstückt haben, wollen wir euch erst mal die Insel zeigen, die wir mitgebracht haben."

Das Frühstück dauerte nicht lang, denn natürlich waren alle viel zu aufgeregt, um großen Hunger zu haben. Während sie zum Schiff hinübergingen, sagte Frau Waas leise zu Lukas:

„Ich habe das Gefühl, Jim ist in der Zwischenzeit viel erwachsener geworden."

„Schon möglich", meinte Lukas und paffte vor sich hin. „Er hat ja auch eine ganz schöne Menge Abenteuer erlebt."

Die neue Insel war inzwischen von den Matrosen mit Ankerketten und Stahltrossen so dicht neben Lummerland festgemacht worden, daß man mit einem Schritt hinüberspringen konnte. Natürlich hatten sie auch nicht vergessen, was Lukas ihnen aufgetragen hatte, nämlich an der Stelle, wo jetzt das kleine Eiland lag, vorher einige Äste von Korallenbäumen im Meer versenken, wie es der Drache angeraten hatte. In ein paar Jahren, wenn die Bäume bis an die Meeresoberfläche gewachsen waren, würde die neue Insel ebenso fest gegründet sein wie Lummerland.

Unter Jims Führung betrat die Gesellschaft den neuen Grund und Boden und ging ein wenig darauf spazieren. Sehr viel Platz war natürlich nicht da, aber der wenige, der da war, war dafür besonders hübsch.

„Das ist die Lösung des Problems!" rief König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte in einem fort. „Wer hätte aber auch an so etwas gedacht! Nun brauche ich mir keine Sorgen mehr zu machen! Zum erstenmal seit langer Zeit werde ich wieder in Frieden schlafen können."

Und als Jim verkündete, daß er die Insel Neu-Lummerland getauft habe, da kannte die Freude des Königs keine Grenzen mehr. Mit vor Stolz gerötetem Gesicht erklärte er: „Ich werde mich in Zukunft,König der Vereinigten Staaten von Lummerland und Neu-Lummerland' nennen!"

Während sie wieder in das Haus von Frau Waas zurückgingen, nahm König Alfons den Kaiser von China etwas beiseite und schlug ihm vor, eine Telefonleitung zwischen Ping, der Hauptstadt von China, und Lummerland zu legen. Der Kaiser fand diese Idee ausgezeichnet, weil sie dann auch später, so oft sie wollten, miteinander sprechen konnten. Er ging also zum Kapitän des Staatsschiffes und erteilte ihm den Auftrag, nach China zu fahren und bei der Rückkehr nach Lummerland unterwegs ein langes Telefonkabel durch das Meer zu legen. Das Schiff stach sofort in See, und der Kaiser ging in die Küche von Frau Waas, wo die anderen inzwischen um Jim und Lukas saßen und gespannt zuhörten, wie die beiden von ihren Abenteuern berichteten. Sie erzählten alles ganz ausführlich, von der nächtlichen Abreise auf der kalfaterten Emma angefangen bis zu ihrer Rückkehr.

Immer wenn es besonders gefährlich und aufregend zuging, dann wurde Frau Waas ganz blaß und murmelte nur:

„Ach du lieber Himmel!" oder „Du meine Güte!"

Solche Angst stand sie noch nachträglich um ihren kleinen Jim aus. Der einzige Trost war für sie, daß der Junge ja gesund und munter vor ihr saß und daß also alles am Ende gut ausgehen müsse.

Etwa eine Woche später kam das Schiff zurück, und die Matrosen hatten richtig das viele tausend Meilen lange Kabel unterwegs ins Meer versenkt. Das eine Ende war an dem diamantenbesetzten Telefon im Thronsaal des kaiserlichen Palastes angeschlossen und das andere wurde jetzt an dem goldenen Telefon von König Alfons dem Viertel-vor-Zwölften befestigt. Dann telefonierte der Kaiser zur Probe erst einmal mit Ping Pong, ob auch alles in China in Ordnung wäre. Ja, es war alles in Ordnung.

Man war übereingekommen, daß in vier Wochen die Verlobung der Prinzessin Li Si mit Jim Knopf gefeiert werden sollte. Und während der ganzen Zeit nähte und arbeitete Frau Waas abends an einer Überraschung für die beiden Kinder. Schneidern war ja ihre besondere Leidenschaft.

Der Kaiser und Li Si wohnten während dieser vier Wochen mit dem König zusammen in dem Schloß zwischen den beiden Gipfeln. Das war natürlich etwas eng, aber sie schränkten sich gerne ein, denn auf Lummerland war es einfach gar zu schön. Nicht einmal das Schlößchen aus himmelblauem Porzellan, das die kleine Prinzessin in den großen Ferien zu bewohnen pflegte, konnte sich mit dieser Insel vergleichen.

Eines Tages war es so weit, die vier Wochen waren um. Der Tag der Verlobung war gekommen. Als erstes bekamen die beiden Kinder die Überraschungen, die Frau Waas für sie vorbereitet hatte.

Für Jim hatte sie einen himmelblauen Lokomotivführeranzug geschneidert, genauso einen wie Lukas hatte, bloß kleiner. Und natürlich war auch eine richtige Schirmmütze dabei. Für die kleine Prinzessin hatte sie ein wunderschönes kleines Brautkleid genäht, mit einem Schleier und einer langen seidenen Schleppe. Natürlich zogen die beiden ihre neuen Sachen sofort an.

Dann schenkte Li Si Jim zur Verlobung eine Tabakspfeife, so eine wie Lukas hatte, bloß viel neuer und auch nicht so groß. Und Jim schenkte Li Si ein kleines, zierliches Rubbelbrett zum Wäschewaschen. Die kleine Prinzessin freute sich riesig, denn so etwas hatte sie natürlich bisher nie in die Hand nehmen dürfen, wegen ihres hohen Standes, obwohl sie wie alle Chinesen für das Wäschewaschen begeistert war.

Und schließlich gaben sie sich einen Kuß, und König Alfons der Viertel-vor-Zwölfte erklärte im Namen der Vereinigten Staaten von Lummerland und Neu-Lummerland, daß sie nun verlobt seien. Die Untertanen warfen ihre Hüte in die Luft, und auch der Kaiser von China schrie mit allen zusammen aus Leibeskräften: „Das Brautpaar, es lebe hoch! hoch! hoch!"

Und die Matrosen auf dem kaiserlichen Staatsschiff entzündeten einen großen Böller, den sie eigens mitgebracht hatten, und schossen Salut und winkten und schrien Vivat, während Jim und Li Si sich bei den Händen nahmen und feierlich auf den beiden Inseln herumzogen.

Das Fest ging den ganzen Tag fort. Nachmittags rief Ping Pong an, um dem Verlobungspaar zu gratulieren. Alle waren vergnügt und ausgelassen. Nur Lukas schien noch auf irgend etwas zu warten.

Als es Abend geworden war und die Dunkelheit hereinbrach, wurden auf Lummerland und Neu-Lummerland Hunderte von Lampions aufgehängt. Und dann ging der Mond auf, und da das Meer an diesem Abend ganz still und glatt war, spiegelten sich all die bunten Lichter im Wasser. Ein unvergleichlicher Anblick, wie sich denken läßt.

Frau Waas hatte sich für diesen Anlaß ganz besondere Mühe gegeben und nicht nur Vanilleeis und Erdbeereis, sondern auch Schokoladeneis gemacht. Und jeder mußte zugeben, daß es das beste Eis war, das er je gegessen hatte. Sogar der Kapitän, der doch weit auf der Welt herumgekommen war. Und das wollte schon etwas heißen.

Jim war gerade ein wenig an den Strand gegangen, um von hier aus in aller Ruhe die Lichterpracht zu betrachten. Er stand ganz versunken in den märchenhaften Anblick, da fühlte er plötzlich eine Hand, die sich auf seine Schulter legte. Er drehte sich um. Es war Lukas, der ihm mit dem Finger winkte.

„Komm mal mit, Jim", raunte er geheimnisvoll.

„Was is'?' fragte Jim.

„Du wolltest doch immer eine Lokomotive haben, alter Junge. Den passenden Anzug hast du ja schon", antwortete Lukas schmunzelnd.

Jims Herz begann zu klopfen.

„Eine Lokomotive?" fragte er, und seine Augen wurden größer und größer. „Eine richtige Lokomotive?"

Lukas legte den Finger an die Lippen und zwinkerte Jim verheißungsvoll zu. Dann nahm er ihn an der Hand und führte ihn zu der kleinen Bahnstation, wo Emma stand und schnaufte.

„Hörst du was?" fragte er.

Jim lauschte. Er hörte nur das Schnaufen von Emma. Aber da — täuschte er sich nicht? Da war doch noch ein anderes, ganz leises kurzes Zischen zu hören. Und jetzt klang etwas wie ein leiser, hoher, kleiner Pfiff.

Jim blickte Lukas mit großen, fragenden Augen an. Lukas nickte lächelnd, führte ihn zu Emmas Kohlentender und ließ ihn hineinblicken.

Da saß eine ganz kleine Lokomotive und schaute Jim mit großen, dummen Babyaugen an. Sie schnaufte emsig vor sich hin und stieß winzigkleine Rauchwölkchen aus. Es schien übrigens eine sehr gute kleine Babylokomotive zu sein, denn sie versuchte schon sehr tapfer, sich auf ihren Räderchen zu halten und zu Jim hinzurollen, wobei sie allerdings immer wieder umfiel. Aber das beeinträchtigte ihre gute Laune durchaus nicht.

Jim streichelte die Kleine.

„Ist das Emmas Kind?" fragte er leise.

Er war tief gerührt.

„Ja", sagte Lukas, „ich wußte schon seit einer ganzen Weile, daß sie eines kriegen würde. Aber ich habe dir nichts davon gesagt, um dich zu überraschen."

„Soll ich sie bekommen?" fragte Jim ganz atemlos vor Glück.

„Wer denn sonst?" antwortete Lukas und paffte. „Mußt sie eben gut pflegen. Sie wird bald größer werden. In ein paar Jahren ist sie so groß wie Emma. — Wie soll sie denn heißen?"

Jim nahm sie auf den Arm und streichelte sie. Nach einigem Nachdenken sagte er:

„Wie fändest du Molly?"


Дата добавления: 2015-11-14; просмотров: 50 | Нарушение авторских прав


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