Böser Brief an eine heulende Mutter

BÖSER BRIEF AN EINE HEULENDE MUTTER

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BÖSER BRIEF AN EINE HEULENDE MUTTER

Liebe Mutter Erde!

Dass es Dir einfach nicht besser gehen will, tut uns wirklich leid. Die Klimaexperten sagen, Du hättest Fieber. Globale Erwärmung oder Treibhauseffekt nennen sie das. Und wir sollen daran schuld sein. Weil wir gut leben. Weil wir den Wohlstand mögen. Es ist doch wohl natürlich, dass man nach den Dingen strebt, die das Leben angenehm machen. Das solltest gerade Du uns nicht verübeln. Oder willst Du, dass es uns, Deinen Kindern, schlechter geht?

Manche von uns glauben, Du würdest es mit Deinen Wehwechen in letzter Zeit etwas übertreiben. Als wir klein waren, haben wir ja auch manchmal krankgetan, als wir uns vernachlässigt fühlten. Oder wir haben verrücktgespielt. Aber Du - in Deinem Alter – solltest doch auf extreme Launen verzichten können. Die Statistiker unserer Versicherungsgesellschaften, die Du mit Deinen Kapriolen übrigens enorm schädigst, beobachten Dich genau. Und weißt Du, was sie festgestellt haben? Nur ein paar Zahlen solltest Du Dir ansehen. Vor 1985 gab es kein einziges Jahr, in dem mehr als 60 große Naturkatastrofen registriert wurden. Nach 1985 gab es kein einziges Jahr mit weniger als 60 schlimmen Wirbelstürmen, Überschwemmungen, Beben und dergleichen mehr. Seit 1990 sind es alljährlich mehr als 100. Das kann doch kein Zufall sein! Alles nimmt zu, nicht nur die Zahl der Heimsuchungen, sondern auch die Zahl der Todesopfer und der Sachschäden. Allein 15,5 Milliarden Dollar Schaden hast Du im vorigen August mit Deinem Wirbelsturm „Andrew“ angerichtet. Sollten das biblische Warnungen sein?

Jaja, wir haben schon mitbekommen, dass uns übelnimmst. Wir blasen eine Menge Kohlendioxid und anderes Zeug in Deine Atmosphäre... Wir geben ja uns Mühe, mit Dir gut auszukommen, und erklären wirklich oft genug, dass wir Dich bewahren wollen. Letztes Jahr haben sogar fast alle Staats- und Regierungschefs versprochen, Dir zu helfen. Aber Deine Eskapaden zwingen uns doch dazu, uns erst einmal um uns selbst zu kümmern.

Du läßt uns wissen, dass es Dir schlecht geht, aber wir müssen Dir abschließend mitteilen, dass wir uns zur Zeit leider nicht um Dich kümmern können. Wir haben selber große Sorgen, stecken mitten in einer Konjunkturflaute, immer mehr Arbeitslose, Inflation. Und dann die nicht enden wollenden Probleme mit der Wiedervereinigung. Außerdem kommen wir ja kaum mit unserem eigenen Müll nicht klar. Vielleicht klappt es ja später, in ein paar Jahren.

Im Übrigen hoffen wir, dass es Dir bald auch ohne unsere Hilfe wieder besser geht. Auf Dich war doch immer Verlaß.

Дата добавления: 2015-11-14