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thrillerSchaetzingSchwarmFischer verschwindet vor Peru, spurlos. Цlbohrexperten stoЯen in der norwegischen See auf merkwьrdige Organismen, die hunderte Quadratkilometer Meeresboden in Besitz 72 страница



»Ich will zurück!«änenüberströmt, mit bebenden Lippen, beginnt sie am Sinn ihrer Mission zu zweifeln. Sie hat die Yrr nicht zu Gesicht bekommen, obwohl sie dem Meeresboden immer näher kommt. Sie checkt die Instrumente. Der Computer beruhigt sie. Er sagt, sie sei nun beinahe eine halbe Stunde unterwegs und 2700 Meter tief.halbe Stunde. Wie lange soll sie hier unten noch ausharren?du alles sehen??du alles sehen, kleiner Partikel?zieht die Nase hoch. Ein lautes und vernehmliches Schniefen, sehr irdisch im schwarzen Wunderland der Gedanken.

»Papa?«, wimmert sie.. Beruhige dich.Partikel fragt nicht danach, wie lange etwas dauert. Er bewegt sich einfach nur oder steht still. Er vollzieht den Rhythmus der Schöpfung, ein folgsamer Diener des Ganzen. Dieses ständige Fragen nach Dauer ist nur dem Menschen eigentümlich dieses Ankämpfen gegen die eigene Natur, das Einteilen von Lebenszeit. Die Yrr interessieren sich nicht für Zeit. Sie tragen die Zeit in ihrem Genom, den Anbeginn des zellulären Lebens, als ozeanische Gesteinsblöcke vor 200 Millionen Jahren mit der Kontinentalmasse verwachsen, die das heutige Nordamerika bildet, als Grönland vor 65 Millionen Jahren von Europa wegzudriften begann, als sich vor 36 Millionen Jahren die topographischen Merkmale des Atlantiks ausformten, als Spanien noch weit von Afrika entfernt lag, als die untermeerischen Schwellen so weit absanken, dass vor 20 Millionen Jahren endlich der Wasseraustausch zwischen dem Arktischen und dem Atlantischen Ozean in Fluss kam, dem du deine Reise verdankst, Partikel, die hier im Grönländischen Becken begonnen hat und dich weiterführen wird, an Afrika vorbei dem Süden zu, zur Antarktis.bist unterwegs zum zirkumpolaren Strom, dem Rangierbahnhof der Meeresströmungen, zum ewigen Kreislauf. Von der Kälte in die Kälte.nur ein Partikel, bist du Teil einer Gesamtheit, die der Wassermenge von 80 Amazonas entspricht. Ihr fließt über den Meeresboden, passiert den Äquator und gelangt ins südatlantische Meeresbecken bis zur untersten Spitze Südamerikas. Bis hierhin verlief euer Fluss gleichmäßig und ruhig. Doch jenseits von Kap Horn gelangt ihr in stürmische Turbulenzen. Taumelnd und hüpfend wirst du hineingerissen in etwas, das dem Hauptverkehr rund um den Arc de Triomphe zur Mittagszeit gleicht, nur unendlich viel gewaltiger. Der Antarktische Zirkumpolarstrom bewegt sich von Westen nach Osten um den weißen Kontinent, ein Rangierbetrieb, in den alle Meere ein— und aus dem sie hervorgehen. Der kreisrunde Strom kommt nie zum Stillstand, prallt niemals gegen Land. Endlos jagt er sich selber. Er führt das Wasser von 800 Amazonas in sich, saugt alle Weltgewässer in sich hinein, zerreißt und mischt sie, löscht ihre Herkunft und Identität aus. Unmittelbar vor der Antarktis schwemmt es dich hoch in bibbernden Frost. Du treibst mit schäumenden Brechern über die Oberfläche und sinkst langsam wieder hinab, um Teil des großen, zirkumpolaren Karussells zu werden.trägt dich ein Stück mit und speit dich wieder aus.wanderst du nach Norden, in 800 Meter Tiefe. Alle Meere speisen sich aus dem kreisrunden, antarktischen Strom. Einiges Wasser gelangt zurück ins Zwischengeschoss des Atlantiks, anderes in den Indischen Ozean und das meiste in den Pazifik, auch du. Geschmiegt an Südamerikas Westflanke strömst du bis zum Äquator, wo die Passatwinde die Wasser teilen und tropische Hitze dich erwärmt. Du steigst zur Oberfläche und wirst nach Westen gezogen, mitten hinein ins Durcheinander Indonesiens: Inseln und Inselchen, Strömungen, Strudel, Untiefen und Wirbel, ein Durchkommen scheint unmöglich. Südlich treibt es dich an den Philippinen vorbei und durch die Makassarstraße zwischen Borneo und Sulawesi. Du könntest dich durch die Lombokstraße quetschen, aber da gibt es diese Umgehungsstraße östlich um Timor herum, eine bessere Route, über die du endlich den offenen Indischen Ozean erreichst.auf Afrika zu.warmen Untiefen des Arabischen Meeres sättigen dich mit Salz. Entlang Mosambik reist du nach Süden, Agulhasstrom heißt eure Reisegesellschaft jetzt. Du fließt immer schneller in Vorfreude auf den Ozean deiner Herkunft, stürzt dich in das große Abenteuer, das so viele Seeleute das Leben gekostet hat, das Kap der Guten Hoffnung — und wirst zurückgeworfen. Zu viele Strömungen prallen hier aufeinander. Der antarktische Place de l’Etoile mit seinem Freitagnachmittagsverkehr ist allzu nahe. Sosehr du dich mühst, du kommst nicht recht voran. Schließlich löst du dich mit anderen in einem Wirbel von der Hauptströmung, und endlich treibst du in den Südatlantik. Mit der Äquatorströmung driften du und deinesgleichen nach Westen, in riesigen Wirbeln dreht ihr euch vorbei an Brasilien und Venezuela bis nach Florida und werdet auseinander gerissen.hast die Karibik erreicht, das Geburtsbecken des Golfstroms. Aufgeladen mit tropischer Sonne beginnst du deinen Zug hinauf nach Neufundland und weiter in Richtung Island, treibst stolz an der Oberfläche und verteilst generös deine Wärme an Europa, als hättest du endlos davon. Unmerklich wird dir kälter, und das verdunstende Wasser des Nordatlantiks hinterlässt dir eine Bürde aus Salz, die immer schwerer wiegt, und plötzlich findest du dich über dem Grönländischen Becken wieder, dem Ausgangspunkt deiner Reise.warst eintausend Jahre unterwegs.der Isthmus von Panama den Pazifik vom Atlantik trennte, nehmen Wasserpartikel diesen Weg, seit mehr als drei Millionen Jahren. Seitdem gilt, dass nur eine Verschiebung der Kontinente den Verlauf der thermohalinen Zirkulation verändern könnte. Galt! Der Mensch hat das Klima aus dem Gleichgewicht gebracht. Und während sich die Klimakontrahenten noch darüber verbreiten, ob diese Erwärmung zu einem Abschmelzen der Polkappen und damit zu einem Stopp des Golfstroms führen könnte oder nicht, stoppt er bereits, weil die Yrr ihn stoppen. Sie stoppen die Reise der Partikel, sie stoppen die Wärme für Europa, sie stoppen die Zukunft der selbst ernannten Rasse Gottes. Denn sie wissen sehr genau, was geschehen wird, wenn die Zirkulation zum Erliegen kommt, ganz im Gegensatz zu ihren Feinden, die niemals wissen, welche Folgen ihr Handeln nach sich zieht, die sich nicht an die Zukunft erinnern, weil ihnen das genetische Gedächtnis fehlt, die Erkenntnis, wie aus Anfang Ende und aus Ende Anfang wird im Sinnschluss der Schöpfung.Jahre, kleiner Partikel. Mehr als zehn Menschengenerationen, und du hast die Welt einmal umrundet.solcher Reisen, und der Meeresboden hat sich einmal vollständig erneuert.solcher Erneuerungen, und Meere sind verschwunden, Kontinente auseinander gerissen worden, während andere zusammenwuchsen, neue Ozeane sind entstanden, das Gesicht der Welt hat sich gewandelt.Sekunde deiner Reise, kleiner Partikel, und einfachstes Leben entsteht und vergeht. Nanosekunden, und Elementarteilchen wechseln ihre Plätze. In noch kürzerer Zeit vollziehen sich chemische Reaktionen.dazwischen der Mensch.



Über allem die Yrr.sich seiner selbst bewusst gewordene Ozean.hast die Welt durchreist, wie sie war und wie sie ist, als Teil des großen Kreislaufs, der keinen Anfang und kein Ende kennt, nur Variation und Wiederkehr. Seit dieser Planet geboren wurde, verändert er sich. Alle Lebewesen bilden ein einziges Gewebe, das die Erde überzieht, untrennbar in ihren Ernährungsbeziehungen miteinander verbunden. Einfaches wechselt mit Komplexem, viel Leben ist auf ewig verschwunden, anderes entwickelt sich neu, manches war immer da und wird die Erde besiedeln, bis sie in die Sonne stürzt.dazwischen der Mensch.in allem die Yrr.siehst du?fühlt sich unglaublich müde, als sei sie Jahre unterwegs gewesen. Ein müder kleiner Partikel, traurig und einsam.

»Mama? Papa?«muss sich zwingen, ihren Blick auf die Kontrollen zu lenken., okay. Sauerstoff, okay.: null.?Deepflight liegt waagerecht. Sie stutzt. Plötzlich ist sie wieder hellwach. Auch die Kontrolle für die Sinkgeschwindigkeit zeigt null an.: 3466 Meter.ärze ringsum.Boot sinkt nicht mehr. Es liegt auf Grund. Sie hat den Boden des Grönländischen Beckens erreicht.traut sie sich, auf die Uhr zu sehen, weil sie Angst hat, etwas Schreckliches darauf zu erblicken — dass sie schon Stunden unten ist, dass sie nicht mehr genug Sauerstoff haben wird, um zur Oberfläche zurückzukehren, irgendetwas in dieser Art. Aber die Digitalanzeige verkündet in ruhigem Leuchten, ihr Sinkflug habe vor 35 Minuten begonnen. Sie war nicht wirklich weggetreten. Nur an die Landung kann sie sich nicht erinnern, aber offenbar hat sie alles richtig gemacht. Die Propeller sind gestoppt, die Systeme aktiv. Sie könnte sofort wieder aufsteigen.plötzlich beginnt es.glaubt Weaver an eine Sinnestäuschung. Ein blauer Schimmer, schwach und in einiger Entfernung. Als habe jemand tief dunkelblauen Staub von einer überdimensionalen Handfläche geblasen, wirbelt die Erscheinung auf und verlöscht wieder.neues Aufleuchten, diesmal näher und großflächiger. Es bleibt und zieht sich in einem Bogen über das Boot hinweg, sodass Weaver nach oben schauen muss. Was sie erblickt, erinnert sie an eine kosmische Wolke. Es ist unmöglich zu sagen, wie weit entfernt und wie groß die Wolke ist, aber sie vermittelt ihr das Gefühl, nicht den Grund des Meeres, sondern den Rand einer fernen Galaxis erreicht zu haben.verschwimmt das Blau. Einen Moment lang glaubt sie, es werde schwächer, um gleich darauf zu erkennen, dass sie einer Sinnestäuschung aufsitzt, denn tatsächlich geht diese Wolke in einer größeren auf, die sich langsam auf das Boot herniedersenkt.ötzlich wird ihr klar, dass es keine gute Idee ist, auf dem Meeresboden zu liegen, wenn sie Rubin loswerden will.dafür ist jetzt der Moment. Jetzt oder nie.kippt die Seitenflügel und startet die Propeller. Das Deepflight schürft ein kurzes Stück über den Boden, wirbelt Sediment auf und hebt ab. Blitze zucken über unermessliche, nachtschwarze Horizonte, und Weaver erkennt, dass die Verschmelzung eingesetzt hat.Kollektiv ist riesig.allen Seiten rast das blauweiße Leuchten heran. Das Deepflight hängt inmitten der verschmelzenden Wolke. Weaver weiß, dass die Gallerte zu einem äußerst zähen Gewebe kontraktieren kann — sie will lieber nicht darüber nachdenken, was mit ihrem Tauchboot passiert, wenn sich der Muskel aus Einzellern um sie schließt. Kurz hat sie das Bild einer Faust vor Augen, die ein rohes Ei zerdrückt.ist etwas mehr als zehn Meter über dem Boden.muss reichen..Fingerdruck, der alles entscheidet. Einmal nicht richtig hingeschaut, vor Nervosität oder Angst zittrig geworden, und sie öffnet die falsche Abdeckung und wird augenblicklich sterben. In dreieinhalbtausend Meter Tiefe herrscht ein Druck von 385 Atmosphären. Man verliert nicht unbedingt seine äußere Gestalt, aber definitiv sein Leben.Weaver öffnet die richtige Haube.ihr stellt sich die Abdeckung der Copilotenröhre senkrecht.schießt Luft nach draußen und reißt Rubins Körper hoch und ein Stück nach draußen. Weaver beschleunigt ihr Unterwasserflugzeug, das mit geöffneter Röhre kaum noch steuerbar ist, und lässt es unvermittelt abstürzen, wodurch Rubin endgültig hinauskatapultiert wird. Vor dem blauweißen, näher rückenden Gewitter schwebt er als schwarze Silhouette. Der fremde Lebensraum zerquetscht sein Gewebe und seine Organe, zerdrückt seinen Schädel, bricht ihm unter dem Druck seiner eigenen Muskulatur die Knochen und presst seine Körperflüssigkeiten nach draußen.ist erleuchtet.sich drehender Körper wird erfasst von Gallerte und gegen das fliehende Tauchboot gedrückt. Auch von der anderen Seite kommt der Organismus, von allen Seiten zugleich, von oben und unten. Er schmiegt sich um das Boot und Rubin, verfestigt sich, und Weaver schreit in Todesangst auf …Boot ist frei.ebenso schnell, wie die Yrr herangerast sind, haben sie sich wieder vom Boot zurückgezogen. Weit zurückgezogen. Wenn es überhaupt irgendeine Begrifflichkeit gibt, die das Verhalten des Kollektivs in diesem Moment beschreiben könnte, würde man wohl sagen: zutiefst entsetzt.hört sich wimmern.Meer um sie herum ist immer noch blau.Lichter jagen einander in der gewaltigen Gallertmasse, die das Boot umgibt wie ein geschlossener, endlos hinaufreichender Wall. Sie wendet den Kopf und erblickt Rubins zerstörtes Gesicht, schwach beleuchtet von den Instrumenten der Konsole. Es ist von dem kontraktierenden Gewebe seitlich gegen die Sichtkuppel ihrer Röhre gedrückt worden und starrt aus dunklen Höhlen ins Innere. Seine Augäpfel haben sich unter dem hydrostatischen Druck aufgelöst. Schwarze Flüssigkeit sickert an ihrer statt hervor, dann löst sich der Körper des Toten langsam und fällt zurück in die Nacht. Wieder ist er nur ein Schatten vor dem erleuchteten Hintergrund, mit seltsam trudelnden Bewegungen, als vollführe er zu Ehren heidnischer Gottheiten einen unbeholfenen, unendlich langsamen Tanz.hyperventiliert, zwingt sich zur Ruhe. Unter anderen Umständen wäre ihr längst schlecht geworden, aber für Befindlichkeiten hat sie jetzt keine Zeit.Ring zieht sich weiter zurück und wölbt sich an den Rändern hoch. Von unten wächst Schwärze nach. Wellen durchlaufen den Saum des Organismus. Nach allen Seiten kräuselt er sich höher und höher, und die Leiche des Biologen verschmilzt mit der Dunkelheit. Gleichzeitig senken sich schlanke, spitz zulaufende Tentakel aus der Höhe herab, lang wie Urwaldlianen. Sie bewegen sich koordiniert und zielstrebig, finden Rubin und beginnen ihn abzutasten. Weaver kann seinen Körper nicht sehen, aber das Sonar zeigt ihn an, und die tastenden, vorsichtigen Bewegungen der Fühler lassen auf menschliche Umrisse schließen.ünnere, feinere Fühler entwachsen den Spitzen und beschäftigen sich ausgiebig mit einzelnen Körperpartien, bevor sie weiterwandern. Mitunter halten sie still oder verzweigen sich. Manchmal gleiten sie übereinander, als fänden sie sich zu einer lautlosen Beratung. Im Gegensatz zu allem, was sie bisher von den Yrr gesehen hat, leuchten diese Fühler in changierendem Weiß. Das Ganze mutet choreographisch an, ein stummes Ballett, und plötzlich hört Weaver von fern die Musik ihrer Kindheit: Debussys La plus que lente, den mehr als langsamen Walzer, das Lieblingsstück ihres Vaters. Sie ist verblüfft und entzückt, und alle Angst fällt von ihr ab. Natürlich spielt niemand hier unten La plus que lente, aber es würde passen, denn dieses erkundende Spiel ist von lähmender Schönheit, und nichts anderes kann sie in diesem Moment erkennen als …önheit.hat ihre Eltern wieder gefunden inmitten von Schönheit.legt den Kopf in den Nacken.

Über ihr wölbt sich eine blau schimmernde Glocke von gigantischen Dimensionen, hoch wie eine Himmelskuppel.verehrt keinen Gott, aber sie muss es sich ins Gedächtnis rufen, um nicht in murmelndes Beten zu verfallen. Sie erinnert sich an Crowes Worte, die von den allzu irdischen Außerirdischen gesprochen hat, von menschlicher Nabelschau in der Darstellung des Andersartigen, anstatt kühneren Visionen Raum zu geben. Vielleicht würde Crowe eben diese Reinheit des Lichts bemängeln und sich eine weniger symbolträchtige Beleuchtung wünschen als ausgerechnet heiliges Weiß. Aber das hier ist mit nichts vergleichbar. Weiß ist es einzig darum, weil Biolumineszenz oft weißes Licht erzeugt, ebenso wie blaues, grünes oder rotes. Kein Gott offenbart sich hier, sondern lediglich der angeregte Zustand leuchtfähiger Einzeller. Und ganz davon abgesehen — welcher dem Menschen nahe stehende Gott würde sich in Tentakeln manifestieren?Weaver beinahe die Sinne raubt, ist die Erkenntnis, dass es kein Zurück mehr gibt. Der Streit, ob Einzeller Intelligenz entwickeln können. Die Frage, ob aus der Selbstorganisation all dieser Zellen auf bewusstes Leben zu schließen sei oder vielleicht doch nur auf eine unvermutet hoch entwickelte Form von Mimikri. Die Yrr hatten sogar noch einen draufgelegt, um sich einen Platz im Schauerkabinett der Geschichte zu sichern, als sie tentakelschwingend in den Rumpf der Independence eindrangen, gallertige Monster, gegen die sich Wells’ Marsianer wie Trottel ausnahmen. Das alles verliert jede Bedeutung angesichts des phantastischen, fremdartigen Schauspiels. Was Weaver erblickt, bedarf keines weiteren Beweises für die Existenz ausgeprägter, definitiv nichtmenschlicher Intelligenz.Blick verliert sich in dem blauen Gewölbe, bis sie den Scheitelpunkt erreicht, aus dem sich langsam etwas herabsenkt — ein Gebilde, dessen Unterseite die Tentakel entspringen. Es ist von annähernd runder Form und groß wie ein Mond. Unter der weißen Oberfläche huschen graue Schatten dahin. Komplizierte Muster entstehen für Sekundenbruchteile, Nuancen von Weiß in Weiß, symmetrisches Aufflammen, blinkende Reihen von Punkten und Linien, kryptische Codes, ein Fest für jeden Semiotiker. Auf Weaver macht das Wesen den Eindruck eines lebenden Computers, in und auf dem sich Vorgänge von ungeheurer Komplexität vollziehen. Sie sieht dem Ding beim Denken zu, und dann begreift sie, dass es für das ganze Drumherum mitdenkt, für die ganze gewaltige Masse, das blaue Firmament, und endlich wird ihr bewusst, was sie da sieht.hat die Königin gefunden.wagt kaum zu atmen. Der tonnenschwere Druck hat die Flüssigkeiten in Rubin komprimiert, aber zugleich bewirkt er, dass sie den zerstörten Körper verlassen und sich im Wasser verteilen. Überall dort, wo sie ihm die Lösung gespritzt haben, wird konzentriertes Pheromon hinausgeschwemmt, auf das die Yrr instinktiv reagiert haben. Kurz hat die Verschmelzung stattgefunden, umso jäher endete sie. Immer noch ist Weaver unsicher, ob ihr Plan aufgehen wird. Aber wenn sie Recht behält, muss die Erfahrung das Kollektiv in babylonische Verwirrung gestürzt haben — mit dem Unterschied, dass man in Babylon einander zwar erkannte, jedoch nicht mehr verstand, während das Kollektiv versteht, ohne zu erkennen. Die pheromonische Botschaft wurde nie zuvor von etwas anderem verbreitet und verstanden als von Yrr. Das Kollektiv kann Rubin nicht erkennen. Eindeutig ist er der Feind, dessen Ausrottung man beschlossen hat, doch der Feind sagt: verschmelzen.sagt: Ich bin Yrr.mag in der Königin vorgehen? Durchschaut sie den Trick? Erkennt sie, dass Rubin natürlich kein Yrr-Kollektiv ist, dass seine Zellen fest zusammengewachsen sind, dass ihm die Rezeptoren fehlen? Er wird bei weitem nicht der erste Mensch sein, den die Yrr eingehend untersuchen. Alles, was sie finden, klassifiziert Rubin als Feind. Nach Yrr’scher Logik ist jemand, der nicht Yrr ist, entweder zu ignorieren oder zu bekämpfen, aber haben Yrr jemals Yrr bekämpft?önnen sie sicher sein?in diesem Punkt hegt Weaver keinen Zweifel, und sie weiß, dass Johanson, Anawak und alle anderen es ebenso gesehen hätten. Die Yrr töten einander nicht. Sie stoßen kranke und defekte Zellen ab, und das Pheromon besorgt den Zelltod, aber das ist nicht viel anders, als wenn ein Körper abgestorbene Hautschuppen abstößt. Man würde nicht von einem Kampf der Körperzellen gegeneinander sprechen, weil sie zusammen ein einziges Wesen ergeben, und so ist es gewissermaßen auch mit den Yrr. Sie sind unzählige Milliarden und doch eines. Selbst verschiedene Kollektive mit verschiedenen Königinnen sind zuletzt ein einziges Wesen mit einem einzigen Gedächtnis, ein weltumspannendes Gehirn, das falsche Entscheidungen treffen mag, jedoch keinerlei moralische Schuld kennt, das Raum für individuelle Ideen schafft, ohne dass eine einzelne Zelle je Anspruch auf Bevorzugung geltend machen könnte, innerhalb dessen keine Strafen verkündet und keine Kriege geführt werden. Es gibt nur intakte und defekte Yrr, und was defekt ist, stirbt.niemals wird von einem toten Yrr ein pheromonischer Kontakt ausgehen wie von diesem Stück Fleisch in Menschengestalt, das ein Feind ist, das offenbar tot ist und doch beides nicht ist., lass die Spinne in Ruhe.ist klein und hat ein Buch zur Hand genommen, um eine Spinne totzuschlagen, die ebenfalls klein ist, aber den unverzeihlichen Fehler begangen hat, als Spinne auf die Welt zu kommen.?Spinne ist hässlich.liegt im Auge des Betrachters. Wieso findest du die Spinne hässlich? Blöde Frage. Warum ist eine Spinne hässlich? Weil sie es nun mal ist.schaut einen da mit kullerrunden Babyaugen an, nichts daran ist süß und zum Liebhaben, man kann sie nicht streicheln, sie sieht fremdartig aus und böse und so, dass sie weggehört.Buch saust hinunter, und die Spinne ist Matsch.äter, sehr bald schon, wird Karen diese Tat bitterlich bereuen, als sie vor dem Fernseher sitzt und eine weitere Folge von Biene Maja guckt. Dass Bienen okay sind, hat sie gelernt. In dieser Folge kommt auch eine Spinne vor, die mit ihren acht Beinen und dem starren Blick den sofortigen Gebrauch des Buches rechtfertigen würde. Aber plötzlich öffnet die Spinne einen schmalen, lippenlosen Mund und spricht mit einer quiekigen, entzückenden Kinderstimme. Sie stößt keine wilden Drohungen aus, wie es kleine Mädchen von Spinnen erwarten würden, sondern entpuppt sich als das personifizierte Gute, liebreizend und süß.ötzlich kann sie sich nicht mehr vorstellen, eine Spinne zu erschlagen. Schlimmer noch, die eine wird ihr im Traum erscheinen und sie mit dieser Kinderstimme anklagen, und es wird ganz und gar schrecklich werden, und Karen fängt an zu heulen.hat sie Respekt gelernt.hat gelernt, was Jahre später an Bord der Independence zu einer Idee reift. Wie man es anstellen könnte, dass eine hochintelligente Spezies eine andere unter völliger Umgehung des Intellekts überlistet, um einen Aufschub zu erwirken, vielleicht sogar etwas wie gegenseitiges Verstehen. Und dass der Mensch — gewohnt, Noten für Höherentwicklung nach dem Grad der Menschenähnlichkeit zu verteilen — sich so weit aufgibt, dass er versucht, Yrr-ähnlich zu werden.eine Zumutung für die Krone der Schöpfung!nachdem, wen man darunter versteht.

Über ihr schwebt der weiße, denkende Mond.sinkt tiefer.Tentakel rollen Rubin ein, bis er wieder sichtbar wird als von Gallerte mumifizierter Torso, ziehen ihn ins Innere. Machtvoll schwebt die Königin auf das Deepflight hernieder, um ein Vielfaches größer als das Tauchboot. Plötzlich ist die ozeanische Schwärze verschwunden. Der Leib der Königin beginnt das Gefährt zu umschließen. Alles ist erleuchtet. Um Weaver herum pulsiert weißes Licht. Die Königin nimmt das Tauchboot in sich auf und einverleibt es ihren Gedanken.fühlt die Angst zurückkehren. Die Luft bleibt ihr weg. Sie widersteht dem Impuls, die Propeller zu starten, obwohl sie nichts sehnlicher will, als hier rauszukommen. Der Zauber ist verflogen und weicht realer Bedrohung, aber sie weiß, dass die Propeller in dieser festen, flexiblen Gallerte kaum mehr bewirken werden, als das Wesen zu verärgern. Vielleicht werden sie es auch amüsieren oder gleichgültig lassen, aber auf alle Fälle ist es besser, gar nicht erst an Flucht zu denken.spürt, wie das Boot angehoben wird.das Wesen sie sehen?hat keine Vorstellung davon, wie das gehen soll.Kollektiv hat keine Augen, aber ist es auszuschließen?hätten so viel mehr Zeit gebraucht an Bord der Independence.ändig hofft sie, dass das Wesen sie irgendwie sehen oder auf andere Weise durch die Glaskuppel wahrnehmen kann. Und dass die Königin nicht der Verlockung erliegt, die Röhre zu öffnen, um Weaver zu betasten. Es wäre ein vielleicht gut gemeinter, aber ziemlich finaler Versuch der Kontaktaufnahme.wird sie nicht tun. Sie ist intelligent.?schnell man doch in menschliche Denkweisen verfällt.ötzlich muss Weaver lachen. Als hätte sie damit ein Signal gegeben, wird das weiße Licht um sie herum durchlässiger. Es scheint sich auf eigentümliche Weise nach allen Seiten zu entfernen, bis sie plötzlich begreift, dass sich das Wesen, das sie Königin nennt, auflöst. Es zerfließt, dehnt sich aus und umgibt sie für die Dauer eines wunderbaren Augenblicks wie der Sternenstaub des jungen Universums. Direkt vor der Kuppel tanzen winzige weiße Punkte. Wenn es Einzeller sind, besitzen sie eine beachtliche Größe, fast wie kleine Erbsen.ist das Deepflight draußen, und der Mond verschmilzt erneut und schwebt nun unter ihr, getragen von einer endlos ausgreifenden Scheibe aus dunklem Blau. Die Königin muss das Boot ein beträchtliches Stück angehoben haben. Auf der Oberfläche der Scheibe vollzieht sich etwas, für das Weaver nur einen Begriff finden kann: Verkehrsgewimmel. Myriaden leuchtender Wesen schweben über die blaue Sphäre hinweg. Chimärenartige Fische, deren Körper in komplexen Mustern erstrahlen, schießen aus dem Innern der Gallerte, treffen zusammen und sinken wieder in die Masse hinein. Von fern funkelt es wie Feuerwerk, dann erglühen Kaskaden roter Punkte unmittelbar vor dem Tauchboot, die sich zu immer neuen Anordnungen formen, schneller, als das Auge zu folgen vermag. Während sie herabsinken und sich dem weißen Zentrum nähern, nehmen sie langsam Gestalt an, doch erst unmittelbar über der Königin offenbaren sie ihre wahre Natur, und Weaver wird schwindelig. Es ist kein Schwarm kleiner Fische, wie sie gedacht hat, sondern ein einziges, riesiges Wesen mit zehn Armen und einem langen, schlanken Körper.Kalmar. Groß wie ein Autobus.Königin schickt einen hellen Faden aus und berührt die Mitte des Kalmars, und das Wechselspiel der roten Flecken kommt zur Ruhe.geschieht da?kann den Blick nicht abwenden. Vor ihren Augen glühen Planktonschwärme auf wie Schnee, von unten nach oben fallend. Ein Geschwader neongrüner Tiefseetintenfische zieht vorbei, mit Augen auf Stielen. Blitze zucken über das unendliche Blau, die sich verlieren, wo ihr Licht nicht mehr zu Weaver vordringen kann.schaut und schaut.mit einem Mal alles zu viel wird.ötzlich erträgt sie es nicht mehr. Sie merkt, dass ihr Boot wieder zu sinken beginnt, dem leuchtenden Mond entgegen, dass sie dieser schrecklich schönen, schrecklich fremden Welt ein weiteres Mal zu nahe kommen könnte, diesmal ohne eine Chance, sie wieder zu verlassen.. Nein!schließt sie die immer noch offen stehende Röhre und pumpt Druckluft hinein. Das Sonar zeigt hundert Meter über Grund, abnehmend. Weaver überprüft Innendruck, Sauerstoff, Treibstoff. Keine Fehlermeldungen. Alle Systeme arbeiten. Sie kippt die Seitenflügel und startet die Propeller. Ihr Unterwasserflugzeug beginnt zu steigen, langsam erst, dann immer schneller, entkommt der fremden Welt am Boden des Grönländischen Beckens und strebt dem heimatlichen Himmel zu.zuvor in ihrem Leben hat Weaver in so kurzer Zeit so viele Gefühlszustände durchgemacht. Plötzlich schießen ihr tausend Fragen durch den Kopf. Wo sind die Städte der Yrr? Wo entsteht ihre Biotechnologie? Wie erzeugen sie Scratch? Was hat sie überhaupt gesehen von der fremden Zivilisation? Was hat man sie sehen lassen? Alles? Oder nichts von allem? War das eine schwimmende Stadt?nur ein Wachtposten?siehst du? Was hast du gesehen?weiß es nicht., runter. Auf, ab..Wellen heben das Deepflight hoch und lassen es wegsacken. Rauf und runter. Auf und ab. Es treibt an der Oberfläche, eine ganze Weile, nachdem Weaver vom Grund des Beckens gestartet ist. Ein bisschen fühlt sie sich wie in einem schizophrenen Fahrstuhl. Auf, ab. Auf, ab. Es sind hohe, aber gleichmäßige Wellen. Selten ein Kamm, der sich bricht, eher eintöniges, in stete Bewegung geratenes, graues Schiefergebirge.Kuppel zu öffnen, wäre zu gefährlich. Das Deepflight würde augenblicklich voll laufen. Also bleibt sie einfach liegen und starrt hinaus in der Hoffnung, dass sich die See irgendwann beruhigt. Sie hat noch einiges an Treibstoff. Nicht genug, um es bis nach Grönland oder Svalbard zu schaffen, aber wenigstens in die Nähe davon. Solange es stürmt, wird sie die Reserven schonen — es wäre sinnlos, gegen die Wogen anzufahren, und abtauchen möchte sie nicht mehr. Sobald es ruhiger wird, kann sie sich auf Kreuzfahrt begeben. Wohin auch immer.weiß nicht wirklich, was sie erlebt hat. Aber wenn das Wesen dort unten zu dem Schluss gekommen ist, dass Menschen etwas mit Yrr gemeinsam haben, und sei es nur den Duft, mag das Gefühl die Logik besiegt haben. Dann wurde der Menschheit Zeit geschenkt. Ein Kredit, zurückzahlbar in gutem Willen, Einsicht und Taten. Eines Tages werden die Yrr zu einem neuen Konsens gelangen, weil ihre Herkunft und Entwicklung, ihr ganzer Fortbestand auf Konsens gründet, und dann wird die Menschheit entschieden haben, wie dieser Konsens ausfällt.mehr mag Weaver nicht denken. Nicht an Sigur Johanson, nicht an Sam Crowe und Murray Shankar, nicht an die Toten, an Sue Oliviera, Alicia Delaware, Jack Greywolf. Nicht an Salomon Peak, Jack Vanderbilt, Luther Roscovitz, an niemanden, nicht mal an Judith Li.an Leon, weil Denken Angst bedeutet.dann denkt sie doch.nach dem anderen stellen sie sich ein, als kämen sie zu einer Party, nehmen Platz in ihrem Kopf und machen sich breit.


Дата добавления: 2015-09-29; просмотров: 28 | Нарушение авторских прав







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