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thrillerSchaetzingSchwarmFischer verschwindet vor Peru, spurlos. Цlbohrexperten stoЯen in der norwegischen See auf merkwьrdige Organismen, die hunderte Quadratkilometer Meeresboden in Besitz 62 страница



»Ich glaube, es geht los«, flüsterte Oliviera.»Es reformiert sich.«lenkte den Roboter unter einen der Brocken, öffnete ein Probenröhrchen und ließ es in die Masse hineinfahren. Der Rand des Röhrchens war messerscharf geschliffen. Es trennte etwas von der Gallerte ab, verschloss sich von selbst wieder und fuhr zurück in den Kranz. Der Brocken reagierte nicht auf die Punktierung. Er verformte sich leicht, eingehüllt in blaue Wolkenschwaden. Johanson wartete einige Sekunden und wiederholte die Prozedur an anderer Stelle.Lichter blitzten in dem Gallertklumpen auf. Er hatte die Größe eines ausgewachsenen Tümmlers oder Delphins. Je länger Johanson hinsah, während er seine Probenröhrchen füllte, desto sicherer war er, dass diese Einschätzung exakt zutraf. Die Größe eines Delphins. Nein, mehr noch. Die Form eines Delphins.gleichen Augenblick sagte Oliviera:

»Nicht zu glauben. Es sieht aus wie ein Delphin.«vergaß beinahe, den Roboter zu lenken. Er beobachtete fasziniert, wie auch andere Brocken ihre Form veränderten. Einige erinnerten an Haie, andere schienen Kalmare nachzuahmen.

»Wie ist das möglich?«, röchelte Rubin.

»Programmierung«, sagte Johanson.»Es kann nur so sein.«

»Woher wissen die, wie das geht?«

»Sie wissen es einfach. Sie haben es gelernt.«

»Wie?«

»Wenn sie in der Lage sind, Formen und Bewegungsabläufe nachzuahmen«, sagte Oliviera,»müssen sie Meister der Tarnung sein. Was meint ihr?«

»Ich weiß nicht.«Johanson war skeptisch.»Ich bin nicht sicher, ob das, was wir da sehen, den Zweck von Mimikri hat. Es kommt mir eher so vor, als ob sie sich an etwas … erinnern.«

»Erinnern?«

»Du weißt, was passiert, wenn wir denken. Bestimmte Neuronen leuchten auf, Gruppen und Verknüpfungen. Es entsteht ein Muster. Unser Hirn kann seine Gestalt nicht ändern, aber die neuronalen Muster ergeben schon irgendwie eine Form. Wenn man verstünde, sie zu lesen, könnte man ziemlich konkret sagen, woran der Betreffende gerade denkt.«

»Du meinst, sie denken an einen Delphin?«

»Das sieht nicht aus wie ein Delphin«, meinte Rubin.

»Doch, es ist …«Johanson stutzte. Rubin hatte Recht. Die Form war eine andere geworden. Jetzt glich sie eher einer Art Rochen, der mit langsam schlagenden Flügeln im Tank aufwärts stieg. Aus den Flügelspitzen wuchsen dünne, tastende Fäden.

»Seht euch das an!«Rochenform verging in etwas Schlangenartigem. Die Masse stob auseinander. Plötzlich schienen Tausende winziger Fische mit synchronen Bewegungen dahinzuflitzen, wuchsen wieder zusammen, das Gebilde veränderte in immer schnellerem Wechsel sein Aussehen, als laufe ein Programm ab. In Sekundenbruchteilen wechselten vertraute mit fremdartigen Formen. Sämtliche Gallertbrocken waren von dem Phänomen befallen. Gleichzeitig trieben sie aufeinander zu. Die schon vertrauten Blitze zuckten auf, und einen schrecklichen, unheimlichen Moment lang glaubte Johanson in dem rasend schnellen Gestaltwechsel einen menschlichen Umriss wahrzunehmen.strömte ineinander, Materie und Wolkenfetzen.

»Es verschmilzt!«, ächzte Rubin. Er schaute mit glänzenden Augen auf die Sichtfelder des Monitors vor ihm. Daten liefen darüber hinweg.»Das Wasser ist gesättigt mit einem neuen Stoff, einer chemischen Verbindung!«kurvte mit dem Roboter durch das kollabierende Universum und entnahm in stetiger Folge Proben. Es war wie bei einer Rallye. Wie viel würde er zusammenbekommen? Wann empfahl es sich, den Rückzug anzutreten? Die Masse schien sich vollständig erholt zu haben. Ein Zentrum bildete sich. Alles stürzte in sich zusammen. Was sie im Kleinen schon einmal erlebt hatten, vollzog sich jetzt im Großen. Die Erschaffung eines Wesens aus einzelnen Zellen. Ein Organismus ohne sichtbare Augen, Ohren und sonstige Sinnesorgane, ohne Herz, Hirn und Innereien, ein homogener Klumpen, der dennoch zu komplexen Prozessen in der Lage war.Riesiges entstand. Gut die Hälfte dessen, was ins Welldeck eingedrungen war, hatten die Pumpen zurück ins Meer befördert. Doch immer noch besaß der verbliebene Rest die Ausmaße eines Kleintransporters. Durch das ovale Fenster des Tanks sahen sie, wie die Gallerte sich zusammenballte und verfestigte. Johanson zog den Roboter in den Randbereich der Verschmelzung, wo unablässig blaue Schwaden dem Zentrum zustrebten. Drei der Röhrchen waren noch unbeprobt. Er ließ sie aus dem Kranz fahren und wagte einen erneuten Vorstoß in die Masse.zog sich das Wesen zurück und produzierte Dutzende von Tentakeln, die den Roboter packten. Johanson verlor die Herrschaft über die Maschine. Unbeweglich hing sie im Klammergriff des Wesens, das dem Boden des Tanks entgegensank und dabei eine Art klumpigen Fuß produzierte. Plötzlich erinnerte es an einen gewaltigen Pilz mit einem Kranz biegsamer Arme.



»Scheiße«, fluchte Oliviera.»Du warst zu langsam.«Finger glitten über die Tastatur seines Rechners.

»Ich habe hier jede Menge Daten«, sagte er.»Ein molekularer Vollrausch. Das Zeug benutzt ein Pheromon! Ich lag also richtig.«

»Anawak lag richtig«, berichtigte ihn Oliviera.»Und Weaver.«

»Natürlich, ich wollte sagen …«

»Wir lagen alle richtig.«

»Das wollte ich sagen.«

»Etwas, das wir kennen, Mick?«, fragte Johanson, ohne den Blick von den Monitoren zu lassen.schüttelte den Kopf.»Keine Ahnung. Die Zutaten sind bekannt. Über das Rezept kann ich nichts sagen. Wir brauchen die Proben.«sah zu, wie sich aus der Oberseite des Wesens ein dicker Strang wand, dessen Spitze sich zu einem Busch feiner Fühler verzweigte. Der Strang bog sich zu dem Roboter hinab. Die Fühler betasteten die Maschine und die Probenbehälter.sah nach einer strukturierten, bedächtigen Untersuchung aus.

»Sehe ich das richtig?«Oliviera beugte sich vor.»Will es die Röhrchen öffnen?«

»Die sind so leicht nicht aufzukriegen.«Johanson versuchte die Kontrolle über den Roboter zurückzuerlangen. Die Fangarme, die ihn umklammert hielten, reagierten, indem sie sich noch fester um die Maschine schmiegten.

»Hat sich offenbar verliebt«, seufzte er.»Na schön.wir’s ab.«Fühler setzten ihre Untersuchung fort.

»Kann es den Roboter eigentlich sehen?«, fragte Rubin.

»Womit?«Oliviera schüttelte den Kopf.»Es kann die Form wechseln, aber wohl kaum Augen ausbilden.«

»Vielleicht braucht es das ja gar nicht«, sagte Johanson.»Es begreift seine Welt.«

»Das tun Kinder auch.«Rubin sah ihn zweifelnd an.»Aber sie haben ein Gehirn, um das Begriffene abzuspeichern. Wie versteht dieses Zeug, was es begreift?«ötzlich gab die Masse den Roboter frei. Sämtliche Fühler und Fangarme bildeten sich zurück und verschwanden in der großen Struktur. Der Organismus verflachte sich, bis er den Boden des Tanks in einer dünnen Schicht vollständig bedeckte.

»Schwimmender Estrich«, spottete Oliviera.»Das kann es also auch.«

»Arrivederci«, sagte Johanson und fuhr den Roboter zurück in die Garage.

»Was wollt ihr uns eigentlich sagen?«stützte das Kinn in die Hände. Zwischen Zeigefinger und Mittelfinger ihrer Rechten qualmte die obligatorische Zigarette vor sich hin, aber diesmal verbrannte sie fast ungeraucht. Crowe fand keine Zeit, daran zu ziehen. Sie versuchte, zusammen mit Shankar hinter die Botschaft zu kommen, die ihnen die Yrr geschickt hatten.Botschaft, die begleitet gewesen war von einem Angriff.der Computer die erste Nachricht decodiert hatte, war er mit der zweiten relativ schnell zurechtgekommen. Die Yrr hatten wie beim ersten Mal im binären Code geantwortet. Noch war unklar, ob die Daten wieder ein Bild ergaben. Bislang schien nur eine einzige Abfolge Sinn zu machen, eine Information, die sich vor dem Hintergrund des zu erwartenden fremdartigen Denkens geradezu lächerlich einfach ausnahm.war die Darstellung eines Moleküls, eine chemische Formel.O.

»Sehr originell«, meinte Shankar säuerlich.»Dass sie im Wasser leben, wissen wir schon länger.«hatten die Yrr weitere Daten an die Wasserformel gekoppelt. Der Computer rechnete wie wild, und ganz allmählich ging Crowe ein Licht auf, was damit gemeint sein konnte.

»Vielleicht ist es eine Landkarte«, sagte sie.

»Was meinst du damit? Eine Karte des Meeresbodens?«

»Nein. Das würde bedeuten, dass sie auf dem Meeresboden leben. Wenn unser gewalttätiger Besucher im Simulator Teil der fremden Intelligenz ist, dürfte ihr Lebensraum eher freies Wasser sein. Die Tiefsee ist ein Universum, durch das man schwebt. Homogen und nach allen Seiten gleich.«überlegte.»Es sei denn«, sagte er,»man nimmt es unter die Lupe und untersucht seine spezifische Zusammensetzung. Mineralstoffe, Säuren, Basen, und so weiter.«

»Die nicht überall gleich sind«, nickte Crowe.»Beim ersten Mal haben sie uns ein Bild aus zwei mathematischen Ergebnissen geschickt. Das hier liest sich ungleich komplizierter. Aber wenn wir richtig liegen, wird auch dieser Variantenreichtum begrenzt sein. Ich kann’s nicht beschwören, aber ich denke, sie haben uns wieder ein Bild geschickt.«fand Anawak am Computer sitzend. Virtuelle Einzeller trudelten über den Bildschirm, aber ihr schien, als schaue er nicht richtig hin.

»Tut mir Leid, was mit deiner Freundin passiert ist«, sagte sie leise.sah zur Decke.»Weißt du, was komisch ist?«Seine Stimme klang belegt.»Dass mir ihr Tod so nahe geht. Sterben hat mich nie sonderlich beeindruckt. Als meine Mutter starb, habe ich das letzte Mal geweint. Mein Vater ist gestorben, und mir wurde schlecht vor Entsetzen, dass ich seinen Tod nicht bedauern konnte. Du kennst die Geschichte. — Aber Licia? Mein Gott. Ich hatte nicht mal irgendwelche Ambitionen. Eine Studentin, die mir auf die Nerven gegangen ist, bevor ich mich daran gewöhnte, sie zu mögen.«zögerte. Zaghaft berührte sie seine Schulter. Anawaks Finger strichen über ihre Hand.

»Deine Programmierung funktioniert übrigens«, sagte er.

»Das heißt, im Labor müssen sie jetzt nur noch die Biologie entsprechend umkrempeln.«

»Ja. Darin liegt das Problem. Es bleibt eine Hypothese.«hatten die virtuellen Einzeller mit einer lernfähigen DNA versehen, die in der Lage war, ständig zu mutieren. Im Grunde war jede einzelne Zelle nach diesem Modell ein autarker kleiner Computer, der sein Programm ständig umschrieb. Jede neue Information veränderte die Struktur des Genoms. Machte eine bestimmte Menge der Zellen eine Erfahrung, veränderte diese Erfahrung ihre genetische Struktur. Verschmolzen die veränderten Zellen mit anderen Zellen, gaben sie die neuen Informationen weiter, und die DNA der anderen glich sich entsprechend an. Auf diese Weile lernte das Kollektiv nicht nur ständig dazu, die Verschmelzung sorgte überdies für einen ständigen Informationsgleichstand. Jedes neue Wissen Einzelner bereicherte die Gesamterfahrung des Kollektivs.Gedanke kam einer Revolution gleich. Er hätte bedeutet, dass Wissen vererbbar war. Nachdem sie die Sache mit Johanson, Oliviera und Rubin besprochen hatten, herrschte größere Ratlosigkeit denn je, weil die Idee einerseits begeistert aufgenommen wurde.hatte sie einen gewaltigen Haken.

»Wenn eine DNA mutiert, führt das zu einer Veränderung der genetischen Information«, erklärte Rubin.»Und das ist bei allen Lebewesen problematisch.«in der Auswertung der Tests hatte er sich aus dem Labor gestohlen, angeblich, weil ihn wieder die Migräne überkam. Stattdessen saß er im geheimen Kontrollraum zusammen mit Li, Peak und Vanderbilt. Sie gingen die Abhörprotokolle durch. Natürlich wusste jeder im Raum von dem Programm, das Weaver und Anawak erstellt hatten, und auch von ihrer Theorie. Aber bis auf Rubin konnte keiner etwas damit anfangen.

»Ein Organismus ist darauf angewiesen, dass seine DNA intakt bleibt«, sagte Rubin.»Andernfalls erkrankt er, oder seine Nachkommen werden krank. Radioaktive Strahlung zum Beispiel ruft in der DNA irreparable Schäden hervor, mit dem Ergebnis, dass Mutanten geboren werden oder die Leute Krebs bekommen.«

»Aber was ist mit evolutiver Weiterentwicklung?«, fragte Vanderbilt.»Wenn wir uns vom Affen zum Menschen entwickelt haben, kann die DNA nicht immer gleich geblieben sein.«

»Richtig, aber die Evolution vollzieht sich über einen ziemlich langen Zeitraum. Und sie wählt immer diejenigen aus, bei denen die natürliche Mutationsrate zu einer optimalen Anpassung an die jeweils herrschenden Zustände führt. Von den Misserfolgen der Evolution ist kaum je die Rede, dennoch sondert die Natur eine Menge aus. Aber zwischen grundlegender genetischer Veränderung und Aussonderung liegt die Reparatur. Denken Sie an Sonnenbräune. Sonnenlicht verändert die Zellen der obersten Hautschichten, das führt zu Mutationen in der DNA. Wir werden braun, und wenn wir nicht aufpassen, werden wir rot und verbrennen. In diesem Fall stößt der Körper die zerstörten Zellen ab. Im anderen Fall repariert er sie. Gäbe es diese Reparaturen nicht, wären wir nicht lebensfähig. All die kleinen Mutationen würden sich aufschaukeln, keine Wunde würde verheilen, keine Krankheit ließe sich überstehen.«

»Verstanden«, sagte Li.»Aber wie sieht das bei Einzellern aus?«

»Genauso«, sagte Rubin.»Wenn ihre DNA mutiert, muss sie repariert werden. Schauen Sie, solche Zellen vermehren sich durch Teilung. Wenn die DNA nicht repariert würde, bliebe keine Spezies stabil. Egal, welche Zelle Sie nehmen, die Natur hat ein Interesse daran, die Mutationsrate auf einem erträglichen Niveau zu halten. — Nur, jetzt kommt der Haken in Anawaks Theorie. Ein Genom wird immer global repariert, auf ganzer Länge. Sie müssen sich vorstellen, dass Reparaturenzyme wie Polizeistreifen die gesamte DNA entlang patrouillieren und nach Fehlern Ausschau halten. Sobald sie eine schadhafte Stelle entdecken, starten sie die Reparatur. Damit die Information, welches der ursprüngliche, richtige Zustand ist, erhalten bleibt, sind die Reparaturenzyme sozusagen die Hüter des genomischen Wissens. Sie erkennen auf ihren Kontrollgängen sofort, hier ist das ursprüngliche und dort das fehlerhafte Gen. — Als ob Sie einem Kind vergeblich das Sprechen beibringen wollten.lernt es ein Wort, kommen die Reparaturenzyme und programmieren das Hirn zurück auf den Originalzustand, also auf Unwissenheit. Ein Wissensaufbau ist nicht möglich.«

»Dann ist Anawaks Theorie Blödsinn«, konstatierte Li.»Sie würde nur funktionieren, wenn die Veränderungen in der Einzeller-DNA erhalten blieben.«

»Einerseits richtig. Jede neue Information würde von den Reparaturenzymen als Schaden angesehen, und ruckzuck würde das Genom repariert. Zurück auf null, sozusagen.«

»Ich vermute«, grinste Vanderbilt,»jetzt kommt das Andererseits.«nickte zögernd.

»Es gibt ein Andererseits«, sagte er.

»Und das wäre?«

»Keine Ahnung.«

»Augenblick mal«, sagte Peak. Er richtete sich in seinem Stuhl auf und zuckte zusammen. Sein Fuß war bandagiert. Er sah überhaupt ziemlich mitgenommen aus.»Haben Sie nicht gerade …«

»Ich weiß! Aber die Theorie ist einfach wunderbar«, rief Rubin. Seine Stimme wurde immer quäkiger. Jedes Mal, wenn er längere Zeit am Stück redete, holten ihn die Folgen von Greywolfs Würgeattacke ein.»Sie würde alles erklären. Dann hätten wir Gewissheit, dass das Ding im Tank tatsächlich unser Feind ist. Wir hätten die Yrr vor Augen. Die Wesen, denen wir die ganze Scheiße verdanken! — Und ich bin sicher, sie sind es! Heute früh wurden wir Zeuge einzigartiger Vorgänge. Das Ding untersuchte einen Tauchroboter, und so, wie es geschah, hatte es nichts, aber auch gar nichts mit Instinktverhalten oder tierischer Neugierde zu tun. Das war pure, kognitive Intelligenz! Anawaks Erklärung muss zutreffen. Weavers Computermodell funktioniert.«

»Wer soll da noch mitkommen?«, seufzte Vanderbilt und tupfte sich die Stirn trocken.

»Na ja.«Rubin breitete die Hände aus.»Die Möglichkeit liegt in der Anomalie. Auch Reparaturenzyme machen Fehler. Selten zwar, aber pro 10000 Reparaturen vermasseln sie eine. Ein Basenpaar, das nicht in den Originalzustand zurückgeführt wird. Das ist wenig, aber es reicht, dass jemand als Bluter auf die Welt kommt oder mit Krebs oder offenem Rachen. Wir sehen darin Defekte, aber es beweist, dass das Reparaturprinzip nicht uneingeschränkt Gültigkeit hat.«stand auf und durchmaß mit langsamen Schritten den Raum.

»Sie sind also der Überzeugung, dass die Einzeller und die Yrr identisch sind? Wir haben unseren Gegner gefunden?«

»Zwei Einschränkungen«, sagte Rubin schnell.»Erstens, wir müssen das DNA-Problem lösen. Zweitens, es muss so etwas wie eine Königin geben. Das Kollektiv kann so intelligent sein, wie es will — was wir da unten vor uns haben, ist meines Erachtens nur ein ausführender Teil des Ganzen.«

»Eine Königin? Wie muss man sich die vorstellen?«

»Gleichartig und doch anders. Nehmen Sie Ameisen. Auch die Königin ist eine Ameise, aber eine besondere. Von ihr geht alles aus. Die Yrr sind Schwarmwesen, Kollektive aus Mikroorganismen. Wenn Anawak Recht hat, verkörpern sie einen zweiten Weg der Evolution zu intelligentem Leben — aber irgendetwas muss sie steuern.«

»Wenn wir also diese Königin finden …«, begann Peak.

»Nein.«Rubin schüttelte den Kopf.»Machen wir uns nichts vor. Es kann mehr als eine sein. Es können Millionen sein. Und wenn sie schlau sind, lassen sie sich in unserer Nähe nicht blicken.«Er machte eine Pause.»Aber um als Königinnen fungieren zu können, müssen sie mit den übrigen Yrr dieselben Prinzipien teilen. Die Verschmelzung und das genetische Gedächtnis. — Nun, wir sind dabei, einen Duftstoff zu extrahieren, den die Zellen absondern als Zeichen, dass sie verschmelzen wollen. Ein Pheromon, dessen Rezeptur Oliviera und Johanson dicht auf der Spur sind. Über dieses Pheromon, diesen Duft werden die Zellen unter Garantie auch mit der Königin verschmelzen. Der Duft ist der Schlüssel zur Kommunikation unter den Yrr.«Rubin lächelte selbstzufrieden.»Und er könnte der Schlüssel zur Lösung all unserer Probleme sein.«

»Gut, Mick.«Vanderbilt nickte ihm huldvoll zu.»Wir haben Sie wieder lieb. Einstweilen, auch wenn Sie im Welldeck einen fetten Bock geschossen haben.«

»Dafür konnte ich nichts«, sagte Rubin beleidigt.»Sie sind bei der CIA, Mick. In meinem Verein. Dafür kann ich nichts gibt’s da nicht. Haben wir das bei Ihrer Einstellung zu erwähnen vergessen?«»Nein.«Vanderbilt stopfte unbeholfen sein Taschentuch in die Hose.»Das freut mich zu hören. Jude wird gleich mit dem Präsidenten sprechen. Sie kann ihm sagen, was Sie für ein braver Junge sind. Danke für Ihren Besuch. Zurück in die Salzminen, Kerl!«und Shankar wirkten weit weniger selbstsicher als bei der Entschlüsselung des ersten Signals. Eine gedrückte und gereizte Stimmung lastete auf der Truppe, die nicht allein von den schrecklichen Vorgängen im Welldeck herrührte. Es wurde immer offenkundiger, dass niemand das Vorgehen der Yrr verstand.

»Warum schicken sie Botschaften und greifen uns gleichzeitig an?«, fragte Peak.»Kein Mensch würde so etwas tun.«

»Hören Sie endlich auf, in diesen Kategorien zu denken«, sagte Shankar.»Es sind keine Menschen.«

»Ich will es ja nur kapieren.«

»Sie werden gar nichts kapieren, wenn Sie menschliche Logik zugrunde legen«, sagte Crowe.»Vielleicht ist die erste Botschaft eine Warnung gewesen. Wir wissen, wo ihr seid. Das jedenfalls haben sie uns geantwortet.«

»Kann es ein Täuschungsmanöver gewesen sein?«, schlug Oliviera vor.

»Worin sollte die Täuschung denn deiner Meinung nach bestanden haben?«, fragte Anawak.

»Uns abzulenken.«

»Von was? Davon, dass sie sich kurze Zeit später wie ein Weihnachtsbaum inszenieren?«

»Gar nicht so abwegig«, sagte Johanson.»Eines ist ihnen immerhin gelungen. Wir haben geglaubt, dass sie an einem Austausch interessiert sind. Sal hat Recht, kein Mensch würde so etwas tun. Vielleicht wissen sie das. Sie haben uns eingelullt, sich in aller Pracht gezeigt, wir erwarten freudig die kosmische Offenbarung und kriegen stattdessen was auf die Schnauze.«

»Vielleicht hätten Sie was anderes in die Tiefe schicken sollen als Ihre dämlichen Mathematikaufgaben«, sagte Vanderbilt zu Crowe.ersten Mal, seit Anawak sie kannte, schien Crowe ihre Ruhe zu verlieren. Sie funkelte den CIA-Direktor zornig an.»Wissen Sie was Besseres, Jack?«

»Es ist nicht meine Aufgabe an Bord, was Besseres zu wissen, sondern Ihre«, sagte Vanderbilt angriffslustig.»In Ihrer Verantwortung liegt die Kommunikation mit denen.«

»Mit wem? Sie glauben doch immer noch, dass irgendwelche Mullahs dahinter stecken.«

»Wenn Sie Botschaften abschicken, die nichts anderes bewirken, als denen unsere Position zu verraten, ist das verdammt nochmal ein Problem, das Sie zu lösen haben. Sie haben detaillierte Informationen über die Menschheit in ihren blöden Schallimpuls gepackt. Sie haben denen eine Einladung geschickt, uns anzugreifen!«

»Sie müssen erst mal jemanden kennen lernen, um mit ihm zu reden!«, giftete Crowe zurück.»Begreifen Sie das eigentlich nicht, Sie Esel? Ich will wissen, wer die sind, also erzähle ich ihnen was über uns.«

»Ihre Botschaften sind eine Sackgasse …«

»Mein Gott, wir haben gerade erst angefangen!«

»… so wie Ihr ganzes aufgeblasenes SETI eine Sackgasse ist. Gerade erst angefangen? Glückwunsch. Wie viele Leute werden denn sterben, wenn Sie erst mal richtig loslegen!«

»Jack«, sagte Li. Es klang wie ›Sitz‹ oder ›Platz‹.

»Dieses bescheuerte Kontaktprogramm …«

»Jack, halten Sie die Klappe! Ich will keinen Streit, sondern Ergebnisse. Also wer in diesem Raum hat ein Ergebnis?«

»Wir«, sagte Crowe mürrisch.»Der Kern der zweiten Botschaft ist eine Formel: Wasser. H2O. Was der Rest zu bedeuten hat, finden wir auch noch raus — solange uns keiner hetzt!«

»Wir sind auch ein Stück weitergekommen«, begann Weaver.

»Und wir!«, sagte Rubin schnell.»Wir sind einen großen Schritt weiter, dank … äh … der tatkräftigen Mithilfe von Sigur und Sue.«Er musste husten. Seine Stimme war immer noch nicht in Ordnung.»Vielleicht möchtest du es vortragen, Sue?«

»Brich dir bloß keinen ab«, zischte Oliviera ihm zu. Laut sagte sie:»Wir haben den Duftstoff extrahiert, über den die Zellen ihren Zusammenschluss herbeiführen. Es ist ein Pheromon, und wir wissen auch, wie es funktioniert. Das verdanken wir Sigur, der im todesmutigen Kampf mit dem Ungeheuer Gewebe— und Phasenproben ergattern konnte.«stellte ein durchsichtiges, verschlossenes Gefäß auf den Tisch. Es war zur Hälfte gefüllt mit einer wasserklaren Flüssigkeit.

»Der Duftstoff ist da drin. Wir haben ihn entschlüsselt und können ihn herstellen. Die Rezeptur ist überraschend einfach. Wie genau die Wesen darüber in Kontakt treten, lässt sich noch nicht mit hundertprozentiger Gewissheit sagen, auch nicht, wer oder was die Verschmelzung initiiert. Aber vorausgesetzt, etwas gibt den Anstoß — nennen wir es der Einfachheit halber die Königin —, bleibt die Aufgabe zu lösen, wie man Abermilliarden frei schwebender Einzeller, die keine Augen und keine Ohren haben, zusammenruft. Dazu dient das Pheromon. An sich ist Duft unter Wasser nicht geeignet zur Kommunikation, die Moleküle diffundieren zu schnell, aber auf kurze Distanzen funktioniert ein pheromonischer Ruf ganz prima. Und wie es aussieht, beschränkt sich die pheromonische Kommunikation der Zellen auf diesen einen Duftstoff. Es gibt kein Vokabular, sondern nur ein einziges Wort: Verschmelzen! Uns ist noch nicht klar, wie einmal verschmolzene Zellen untereinander kommunizieren. Fest steht, dass sie irgendeine Form des Austauschs benutzen. Das ist in einem Neuronencomputer oder einem menschlichen Gehirn nicht anders. Immer brauchen die Einheiten eine Art Boten. In der Biologie heißen solche Botenstoffe Liganden. Wenn eine Zelle einer anderen etwas mitteilen will, kann sie sie schlecht besuchen kommen, also schickt sie ihr eine Nachricht, und diese Nachricht wird von den Liganden zu der anderen Zelle transportiert. Die wiederum braucht wie jedes anständige Haus eine Tür mit Klingel, wissenschaftlich gesprochen, einen Rezeptor. Der Ligand klingelt, die Klingelbotschaft pflanzt sich über Signalkaskaden ins Innere der Zelle fort und bereichert das Genom um eine neue Information.«machte eine Pause.

»Wie es aussieht, kommunizieren die Mikroorganismen im Tank über Liganden und Rezeptoren. Natürlich ist das Bild von den Zellen, die wie Häuser eine Tür haben und einen freundlich lächelnden Boten losschicken, der klingelt, ein bisschen schief. Jede Zelle gibt eine ganze Wolke von Duftmolekülen ab, und sie hat nicht nur einen Rezeptor, sondern etwa 200000 Rezeptoren. Damit nimmt sie die Pheromone auf und dockt am Kollektiv an. — 200000 Klingeln, um mit den Nachbarzellen Informationen auszutauschen, das ist schon was. Der Prozess der Verschmelzung vollzieht sich nach Art des Staffellaufs: Eine Zelle empfängt Pheromone aus dem Kollektiv und koppelt an die Nachbarzellen an. Im Moment des Ankoppelns produziert sie selber Pheromone, um die nächstschwimmenden Zellen zu erreichen, und so weiter, und so fort. Der Prozess erfolgt von innen nach außen. Um das alles besser zu verstehen, greifen wir der finalen Beweisführung vor und nehmen an, dass es sich bei den Zellen, die wir untersucht haben, tatsächlich um unsere geschätzten Feinde handelt. Wir nennen sie darum in vorauseilender Gewissheit die Yrr.«legte die Fingerspitzen aufeinander.

»Was uns sofort auffiel, war, dass die Zellen nicht einfach über Rezeptoren verfügen, sondern über Rezeptorenpaare. Wir haben uns den Kopf darüber zerbrochen, warum das so ist, aber dann kamen wir drauf. Es hat etwas mit der Gesunderhaltung des Kollektivs zu tun. Wir haben den Rezeptoren darum Funktionsbezeichnungen gegeben. Der Universalrezeptor erkennt: Ich bin Yrr. Der Spezialrezeptor sagt: Ich bin ein funktionsfähiges, gesundes Yrr mit intakter DNA und geeignet für das Kollektiv, fürs große Pow Wow.«

»Ginge so was nicht auch über einen einzigen Rezeptor?«, fragte Shankar stirnrunzelnd.

»Nein. Wahrscheinlich nicht.«Oliviera überlegte.»Es ist ein sehr ausgeklügeltes System. Nach unserem Modell muss man sich eine Yrr-Zelle vorstellen wie ein Soldatencamp mit einem Schutzwall drum herum. Nähert sich ein Soldat von außen, weist er sich durch eine Universalkennung aus: die Uniform. Die sagt dem Soldaten im Camp: Ich bin einer von euch. Aber wir haben alle genügend Kriegsfilme mit Michael Caine gesehen, um zu wissen, dass in der Uniform ein Verräter stecken kann, und wenn der einmal reingekommen ist, schießt er alle über den Haufen. Darum musste sich Michael Caine zusätzlich durch eine Spezialkennung ausweisen. Er musste die Parole kennen. Habe ich das militärisch einigermaßen korrekt beschrieben, Sal?«nickte.»Einwandfrei.«

»Dann bin ich beruhigt. Also, wenn sich zwei Yrr zusammenschließen, geschieht Folgendes: Das bereits mit dem Kollektiv verschmolzene Yrr produziert ein Duftmolekül, ein Pheromon. Über dieses Pheromon koppeln die Zellen an ihren Universalrezeptoren an und initiieren die primäre Bindung. Der Erkennungsschritt ›Ich bin Yrr‹ hat stattgefunden. Im zweiten Schritt muss über die Kopplung der Spezialrezeptoren nun die Aussage erfolgen ›Ich bin ein gesundes Yrr‹. — So weit, so gut. Allerdings gibt es Yrr, die nicht funktionsfähig und gesund sind, anders gesagt, deren DNA Defekte aufweist. Unser Feind ist ein massenhaft auftretender Organismus, der sich offenbar ständig höher entwickelt und darum gezwungen ist, Zellen, die nicht zur Höherentwicklung befähigt sind, auszusondern. Der Trick scheint zu sein, dass zwar alle Zellen einen Universalrezeptor besitzen, aber nur gesunde, zur Höherentwicklung fähige Zellen den Spezialrezeptor ausbilden können. Kranke Yrr haben ihn einfach nicht. Und jetzt geschieht das eigentliche Wunder, das uns Angst machen muss. Das defekte Yrr verfügt nicht über die Parole. Es wird nicht zur Verschmelzung zugelassen, sondern abgestoßen. Das alleine reicht aber noch nicht — Yrr sind Einzeller, und wie alle Einzeller vermehren sie sich durch Teilung. Natürlich kann eine Spezies, die sich konstant höher entwickelt, nicht zulassen, dass eine defekte, zweite Population entsteht, also muss sie verhindern, dass die defekte Zelle Zeit findet, sich zu vermehren. An dieser Stelle übernimmt das Pheromon eine Doppelfunktion. Bei der Abstoßung bleibt es am Universalrezeptor des defekten Yrr hängen und wandelt sich zu einem schnell wirkenden Gift. Es leitet den so genannten Programmierten Zelltod ein, ein Phänomen, das bei Einzellern normalerweise unbekannt ist. Die defekte Zelle stirbt augenblicklich ab.«


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