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thrillerSchaetzingSchwarmFischer verschwindet vor Peru, spurlos. Цlbohrexperten stoЯen in der norwegischen See auf merkwьrdige Organismen, die hunderte Quadratkilometer Meeresboden in Besitz 55 страница



»Ich täusche mich aber nicht«, sagte er leise zu sich selber.er doch schlafen gehen? Aber dann würde ihm die Sache im Kopf umherwandern. Vielleicht empfahl es sich, jemanden zu fragen. Li zum Beispiel oder Peak, Buchanan oder Anderson. Aber was, wenn er sich tatsächlich getäuscht hatte?peinlich.bist Forscher, dachte er trotzig. Dann forsche.Eile zog er sich in den heckwärtigen Teil des Hangars zurück, setzte sich auf die Kiste, die Oliviera und ihm als provisorische Kneipe gedient hatte, und wartete. Der Platz war nicht schlecht. Selbst wenn man am Ende zu der Einsicht gelangte, dass migränegeplagte Kollegen nicht durch Wände gingen, ließ es sich hier eine Weile aushalten mit Blick auf die See.trank einen Schluck aus der Flasche.Bordeaux erwärmte ihn. Seine Augenlider begannen schwerer zu werden. Mit jeder Minute legten sie einige Gramm zu, bis er sie kaum noch offen halten konnte. Tatsächlich war er doch müde, nur dass Johanson zu den Menschen zählte, die sich weigerten, der Natur Verfügungsgewalt über ihren Körper zu geben. Irgendwann, als nichts mehr in der Flasche war, dämmerte er schließlich weg, und sein Geist trieb hinaus auf die dunstbedeckte grönländische See.leises, metallisches Geräusch schreckte ihn auf.wusste er nicht, wo er war. Dann spürte er die Stahlwand des Hangars schmerzhaft im Kreuz. Über dem Meer hatte sich der Himmel aufgehellt. Er rappelte sich hoch und sah zur Wand hinüber.Teil davon stand offen.rutschte Johanson von seiner Kiste. Da hatte sich ein Tor aufgetan, vielleicht drei Meter im Quadrat.hob es sich gegen den dunklen Stahl ab.Blick wanderte zu der leeren Flasche auf der Kiste.äumte er?begann er, auf das helle Quadrat zuzugehen.Näherkommen erkannte er, dass dort ein Gang mit nackten Wänden mündete. Neonröhren verstrahlten kaltes Licht. Nach wenigen Metern stieß der Gang gegen eine Wand und knickte seitlich ab.spähte ins Innere und lauschte.jenseits erklangen Stimmen und Geräusche. Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück. Er überlegte, ob es nicht besser wäre, schnellstmöglich von hier zu verschwinden. Immerhin befand er sich auf einem Kriegsschiff. Irgendeine Funktion würde der Bereich schon haben. Etwas, das man Zivilisten nicht unbedingt auf die Nase band.dachte er an Rubin.! Wenn er jetzt das Weite suchte, würde ihm nur pausenloses Grübeln bevorstehen.war hier gewesen!ging hinein.

. Augustversuchte, das schöne Wetter zu genießen, aber es gab nichts zu genießen. Nicht mit Millionen Würmern vierhundert Meter unter sich und Abermilliarden Bakterien, die sich in beängstigend kurzer Zeit ihren Weg durch die feinen Hydratverästelungen im Vulkankegel La Palmas bahnten.ging über die Plattform zum Haupthaus. Die Heerema war ein Halbtaucher, eine schwimmende Plattform von mehrfacher Fußballfeldgröße. Das rechteckige Deck ruhte auf sechs quer verstrebten Säulen, die massigen Pontons entwuchsen. Auf dem Trockenen glich die Insel einem überdimensionierten, plumpen Katamaran. Jetzt waren die Pontons teilgeflutet und nicht zu sehen unter der Wasseroberfläche. Nur ein Teil der sechs Säulen ragte aus den Wellen. Mit 21 Meter Tiefgang und einer Verdrängung von über 100000 Tonnen befand sich die schwimmende Insel in einer äußerst stabilen Position. Halbtaucher steckten selbst in schweren Stürmen die leidigen Tauch— und Stampfbewegungen weg. Vor allem waren sie wendig und vergleichsweise schnell. Zwei Düsenpropeller befähigten die Heerema zu einer Transitgeschwindigkeit von immerhin sieben Knoten, mit denen sie sich in den vergangenen Wochen von Namibia nach La Palma hochgearbeitet hatte. Im Heck lag ein zweistöckiges Gebäude, das Mannschaftsquartiere, Messe und Küche, Brücke und Kontrollraum in sich vereinte. Frontseitig ragten zwei gewaltige Kräne in die Höhe. Jeder davon hob 3000 Tonnen. Über den rechten Kran wurde der Saugrüssel in die Tiefe gelassen, der andere senkte das dazugehörige Beleuchtungssystem ab, eine separate Einheit mit integrierten Kameras. Vier Leute in den hoch gelegenen Führerhäusern waren ausschließlich damit befasst, Rüssel und Lichtinsel zu koordinieren und zu steuern.



»Gärraad!«kam von einem der Kräne zu ihm herübergelaufen. Bohrmann hatte ihm angeboten, ihn der Einfachheit halber Gerd zu nennen, aber Frost bestand in breitestem Texanisch auf der korrekten Form. Gemeinsam betraten sie das Heckgebäude und den abgedunkelten Kontrollraum. Einige Leute aus Frosts Team und Techniker von De Beers waren anwesend, auch Jan van Maarten. Der Technische Leiter hatte innerhalb kürzester Zeit das versprochene Wunder vollbracht. Der erste Tiefseewurmstaubsauger der Menschheitsgeschichte war einsatzbereit.

»Gut, Leute«, trompetete Frost, während sie hinter den Technikern Aufstellung nahmen.»Der Herr sei mit uns. Wenn das hier klappt, nehmen wir uns Hawaii vor. Gestern war ein Roboter unten und entdeckte an der Südostflanke Gewürm in rauen Mengen. Danach brach die Verbindung ab. Auch andere Vulkaninseln werden gezielt attackiert, ganz wie ich’s mir dachte. Aber dem Bösen keine Chance! Wir putzen sie weg mit unserem Rüssel. Wir säubern die ganze Welt von dem Geschmeiß!«

»Schöne Idee«, sagte Bohrmann leise.»Wir haben hier ein überschaubares Gebiet. Willst du mit dieser einen Konstruktion den kompletten amerikanischen Kontinentalhang säubern?«

»Quatsch!«Frost sah ihn erstaunt an.»Hab ich doch nur wegen der Motivation gesagt.«hob die Brauen und richtete seine Blicke wieder auf die Monitore. Er hoffte, dass die ganze Sache überhaupt funktionierte. Selbst wenn sie die Würmer da unten wegbekamen, stand immer noch die Frage im Raum, wie viele der Bakterienkonsortien schon ins Eis gelangt waren. Insgeheim quälte ihn die Sorge, dass es längst zu spät war, den Absturz des Cumbre Vieja zu verhindern. Nachts träumte er von einem gigantischen Wasserdom, der sich bis in die Wolken hob und über den Ozean auf ihn zu raste, und er wachte jedes Mal schweißgebadet auf. Dennoch übte sich Bohrmann in Optimismus. Es würde schon klappen. Und vielleicht schafften sie es ja an Bord der Independence, die unbekannte Macht zum Einlenken zu bewegen. Wenn die Yrr zur Zerstörung eines ganzen Abhangs fähig waren, konnten sie ihn wohl auch wieder reparieren.hielt eine weitere flammende Ansprache gegen alle Feinde der Menschheit und lobte das De-Beers-Team über den grünen Klee. Dann gab er das Zeichen, den Rüssel und die Lichtinsel runterzulassen.Lichtinsel war ein mehrfach gefalteter, gigantischer Flutlichtstrahler. Im Augenblick, da sie am Kranausleger über den Wellen hing, bildete sie ein kompaktes Bündel aus Stangen und Streben, zehn Meter lang und angefüllt mit Leuchten und Kameraobjektiven. Nun wurde sie abgesenkt und verschwand im Meer, über Glasfaser mit der Heerema verbunden. Nach zehn Minuten blickte Frost auf die Anzeige des Tiefenmessers und sagte:»Stopp.«Van Maarten gab den Befehl an den Piloten weiter.»Aufklappen«, fügte er hinzu.»Erst mal halbe Fläche.wir nirgendwo anecken, komplett.«In vierhundert Metern Tiefe vollzog sich eine elegante Metamorphose. Das Bündel entfaltete sich zu einer filigranen Konstruktion. Als die Gestänge keinen Widerstand fanden, klappte die Insel weiter auseinander, bis ein gitterartiges Element von den Ausmaßen eines halben Fußballfeldes in der Tiefe hing.

»Einsatzbereit«, meldete der Pilot.warf einen Blick auf die Instrumente.»Wir müssten dicht vor einer Wand sein.«

»Beleuchtung und Kameras«, befahl van Maarten.der Konstruktion flammten Reihen um Reihen starker Halogenlampen auf. Zugleich nahmen die acht Kameras ihre Arbeit auf und übertrugen ein trübes Panorama auf den Monitor. Plankton trieb durchs Bild.

»Näher ran«, sagte van Maarten.Flutlichtelement rückte, von kleinen, schwenkbaren Propellern angetrieben, langsam vor. Nach wenigen Minuten schälte sich eine schartige Struktur aus der Dunkelheit. Im Näherkommen wurde sie zu einer schwarzen, bizarr geformten Lavawand.

»Runter.«Insel sank weiter. Der Pilot navigierte mit äußerster Vorsicht, bis das Sonar einen terrassenförmigen Vorsprung anzeigte. Übergangslos tauchte zum Greifen nah ein breiter Grat auf. Die Oberfläche war übersät mit zuckenden Leibern. Bohrmann starrte auf die acht Monitore und fühlte Mutlosigkeit in sich aufsteigen. Hier begegnete er dem Alptraum wieder, der ihn seit dem Kollaps des norwegischen Kontinentalhangs begleitete. Wenn es überall so aussah wie auf diesen 40 Metern, die das Lichtelement der Dunkelheit abtrotzte, konnten sie ebenso gut wieder fahren.

»Miese kleine Dreckswürmer«, knurrte Frost.sind zu spät gekommen, dachte Bohrmann.schämte er sich seiner Angst. Es war nicht gesagt, dass die Würmer ihre Bakterienfracht schon vollständig entladen hatten und ob es überhaupt genug waren. Außerdem gab es da noch diesen rätselhaften Faktor, der die Rutschung letztendlich ausgelöst hatte. Es war nicht zu spät. Sie würden sich nur fürchterlich beeilen müssen.

»Na schön«, sagte Frost.»Kippen wir die Insel um 45 Grad und heben sie ein Stück an, um bessere Draufsicht zu erhalten. Und dann runter mit dem Rüssel. Ich hoffe, das Ding hat ordentlich Appetit.«

»Es hat einen Mordshunger«, sagte van Maarten.ausgefahren, reichte der Saugrüssel einen halben Kilometer in die Tiefe, ein segmentiertes, kautschukisoliertes Ungetüm von drei Metern Durchmesser, das in einem schlundartigen Maul endete. Rings um das Maul waren Scheinwerfer, zwei Kameras und mehrere schwenkbare Propeller angebracht. Per Fernsteuerung konnte das Ende des Rüssels hoch und runter, vorwärts, rückwärts und seitwärts navigiert werden. Im Pilotenstand liefen die Kamerabilder von Lichtinsel und Rüssel zusammen und boten einen großzügigen Blick auf Panorama und Details. Ungeachtet der guten Sicht erforderte die Arbeit mit den Joysticks Fingerspitzengefühl und einen Copiloten, der aufpasste, dass der Steuermann nichts übersah.ganze Weile fiel der Rüssel durch undurchdringliches Dunkel. Die Scheinwerfer blieben ausgeschaltet. Dann kam das Flutlichtelement in Sicht. Erst nur ein Schimmer im Schwarz der tiefen See, erglühte es immer stärker, nahm seine rechteckige Form an und arbeitete schließlich die Hangterrasse heraus. Es war so groß, dass Bohrmann sich an eine Raumstation erinnert fühlte. Weiter sank der Schlauch und näherte sich dem Gewimmel der Würmer, bis sie geschlossen die Monitore überzogen. Jeder der borstigen Körper war deutlich und in allen Einzelheiten zu erkennen. Huschend, sich windend, mit ausgestülpten, hakenbewehrten Kiefern.Kontrollraum herrschte atemlose Stille.

»Phantastisch«, flüsterte van Maarten.

»Die Putzfrau wird sich doch wohl nicht vom Hausstaub faszinieren lassen.«Frost schüttelte grimmig den Kopf.»Werfen Sie endlich Ihren Staubsauger an, und putzen Sie die Meute weg.«Saugrüssel war genauer gesagt eine Saugpumpe, die Unterdruck erzeugte und dadurch alles, was ihr vor den Schlund geriet, in sich hineinschlang. Als sie zu arbeiten begann, passierte jedoch erst mal gar nichts. Offenbar brauchte die Pumpe eine Weile, um in Fahrt zu kommen. Zumindest hoffte Bohrmann, dass es so war. Weiterhin gingen die Würmer ihrer zerstörerischen Tätigkeit nach, ohne dass etwas geschah. Im Kontrollraum breitete sich langsam aber sicher Enttäuschung aus. Obwohl niemand etwas sagte, war sie mit Händen greifbar. Bohrmann sah unverwandt auf die beiden Monitore der Rüsselkameras und fühlte die Hoffnungslosigkeit zurückkehren.lag es? War die Konstruktion zu lang? Die Pumpe zu schwach?ährend er noch darüber nachgrübelte, vollzog sich auf den Monitoren eine Veränderung. Etwas schien an den Tieren zu zerren. Ihre Hinterteile hoben sich, ragten senkrecht empor, zitterten …ötzlich rasten sie auf die Kameras zu und daran vorbei.

»Es klappt!«Bohrmann reckte die Fäuste. Ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheit schrie er. Am liebsten wäre er quer durch den Raum getanzt und hätte ein Rad geschlagen.

»Halleluja!«Frost nickte heftig.»Das ist ein wunderbares Spielzeug! Oh Herr, lass uns die Welt vom Bösen reinigen! Scheiße aber auch!«Er riss seine Baseballkappe vom Kopf, fuhr sich durch die Locken und setzte sie wieder auf.»Damit machen wir sie fertig!«Würmer folgten. Sie wurden derart schnell und zu so vielen in den Schlauch gesaugt, dass auf den Bildschirmen bald nur noch verwaschenes Flackern zu sehen war. Auch die Kameras der Lichtinsel zeigten deutlich, was sich am unteren Ende des Saugrüssels abspielte. Sediment wurde mit angesaugt und wirbelte hoch.

»Weiter nach links«, sagte Bohrmann.»Oder nach rechts. Egal, einfach weitermachen.«

»Wir gehen zu einer langsamen Zickzackbewegung über«, schlug van Maarten vor.»Von einem Ende der erleuchteten Zone bis zum anderen. Sobald wir den sichtbaren Bereich leer geräumt haben, fahren wir mit Insel und Rüssel weiter und nehmen uns die nächsten 40 Meter vor.«

»Sehr gut! Tun Sie das.«Sauger begab sich auf Wanderschaft, während er unablässig Wurmkörper in sein Inneres riss. Wo er gewütet hatte, war das Wasser so trübe, dass man den Untergrund nicht erkennen konnte.

»Erfolge werden wir erst sehen, wenn sich die Brühe geklärt hat«, meinte van Maarten. Er wirkte ungeheuer erleichtert. Mit einem tiefen Seufzer wich die Anspannung von Wochen, und er lehnte sich beinahe gelassen zurück.

»Aber ich schätze, wir werden alle außerordentlich zufrieden sein.«!Glocken an einem Sonntagvormittag. Der Kirchturm in der Kirkegata. Sonnenbeschienen reckt er sich gen Himmel, kleiner selbstbewusster Turm, wirft seinen Schatten auf das ockerfarbene Giebeldachhäuschen mit der weiß gestrichenen Vortreppe, beansprucht Gehör., heile Welt. Aufstehen.über den Kopf. Wer lässt sich von einer Kirche vorschreiben, wann er aufzustehen hat. Er doch nicht. Verdammte Kirche! Gestern zu viel getrunken mit Kollegen und Studenten? Kann ja nur so sein.!

»Es ist acht Uhr.«Durchsagesystem.gab keine zeitentrückte Kirkegata mehr, keine selbstbewusste kleine Kirche, kein ockerfarbenes Haus. In seinem Schädel hämmerten nicht Trondheims Glocken, sondern unseliger Kopfschmerz.war los?schlug die Augen auf und fand sich in zerwühlten Laken auf einem fremden Bett liegen. Weitere Betten standen drum herum, alle leer. Der Raum war groß, mit Apparaturen voll gestopft, fensterlos, und wirkte antiseptisch. Ein Krankenzimmer.um Himmels willen tat er in einem Krankenzimmer?Kopf kam hoch und fiel zurück aufs Kissen. Die Augen schlossen sich von selber wieder. Alles war besser als das Dröhnen in seinem Schädel. Und schlecht war ihm auch.

»Es ist neun Uhr.«setzte sich auf.war nach wie vor in dem Zimmer. Inzwischen ging es ihm bedeutend besser. Die Übelkeit war verschwunden, der schraubstockartige Schmerz einem dumpfen, aber erträglichen Druck gewichen.wie er hierher gekommen war, wusste er immer noch nicht.sah an sich hinunter. Hemd, Hose, Socken, alles von letzter Nacht. Seine Daunenjacke und sein Pullover lagen auf dem Bett nebenan, davor standen die Schuhe, akkurat nebeneinander platziert.schwang die Beine über die Bettkante.ging eine Tür auf, und Sid Angeli kam herein, der Leiter der medizinischen Versorgung. Angeli war ein kleiner Italiener mit Haarkranz und scharfen Mundwinkelfalten, der den ödesten Job auf dem Schiff hatte, weil niemand krank wurde. Das schien sich seit kurzem geändert zu haben.»Wie geht es Ihnen?«Angeli legte den Kopf schief.»Alles in Ordnung?«

»Weiß nicht.«Johanson griff in seinen Nacken und zuckte heftig zusammen.

»Das wird noch eine Weile wehtun«, sagte Angeli.»Machen Sie sich nichts draus. Hätte schlimmer kommen können.«

»Was ist denn überhaupt passiert?«

»Haben Sie keine Erinnerung?«dachte nach, aber Nachdenken brachte nur den Schmerz zurück.»Ich glaube, ich könnte zwei Aspirin vertragen«, stöhnte er.

»Sie wissen nicht, was vorgefallen ist?«

»Keine Ahnung.«kam näher und schaute ihm prüfend ins Gesicht.»Tja. Sie wurden auf dem Hangardeck gefunden heute Nacht. Müssen ausgerutscht sein. Ein Segen, dass hier alles videoüberwacht wird, sonst lägen Sie immer noch da. Sind wahrscheinlich mit Genick und Hinterkopf auf eine Bodenverstrebung geknallt.«

»Hangardeck?«

»Ja. Wissen Sie nicht mehr?«ürlich, er war auf dem Hangardeck gewesen. Mit Oliviera. Und danach ein weiteres Mal, allein. Er konnte sich erinnern, dass er dorthin zurückgekehrt war, aber nicht mehr, warum. Und schon gar nicht, was dann passiert war.

»Hätte ein böses Ende nehmen können«, sagte Angeli.»Sie … ähm … haben da nicht zufällig was getrunken?«

»Getrunken?«

»Wegen der leeren Flasche. Da lag eine leere Flasche rum. Miss Oliviera meinte, Sie hätten dort gemeinsam was getrunken.«Angeli spreizte die Finger.»Verstehen Sie mich nicht falsch, Dottore, das ist überhaupt nicht schlimm. Aber Flugzeugträger sind gefährliche Orte. Nass und dunkel. Man kann stürzen oder ins Meer fallen. Besser, nicht allein aufs Deck zu gehen, vor allem nicht, wenn man … äh …«

»Wenn man was getrunken hat«, ergänzte Johanson. Er stellte sich auf die Füße. Schwindel durchraste seinen Kopf. Angeli eilte hinzu und nahm seinen Ellbogen.»Danke, es geht.«Johanson schüttelte ihn ab.»Wo bin ich hier überhaupt?«

»Auf der Krankenstation. Kommen Sie zurecht?«

»Wenn Sie mir die Aspirin geben würden …«ging zu einem weiß lackierten Schubladenschrank und entnahm ihm ein Päckchen Schmerztabletten.»Hier. Ist nur eine dicke Beule. Wird Ihnen bald besser gehen.«

»Okay. Danke.«

»Fühlen Sie sich wirklich gut?«

»Ja.«

»Und Sie erinnern sich an nichts?«

»Nein, zum Teufel.«

»Va bene.«Angeli lächelte breit.»Beginnen Sie den Tag langsam, Dottore. Und wenn irgendetwas ist, scheuen Sie sich nicht, sofort herzukommen.«

»Hypervariable Bereiche? Ich verstehe kein Wort.«versuchte mitzukommen. Oliviera merkte, dass sie Gefahr lief, ihre Zuhörerschaft zu überfordern. Peak schaute irritiert drein. Li ließ sich nichts anmerken, aber es stand zu befürchten, dass der Vortrag ihr Wissen über Genetik arg strapazierte.saß zwischen ihnen wie ein Gespenst. Er war verspätet erschienen, ebenso wie Rubin, der verlegen murmelnd Platz genommen und sich für seinen Ausfall entschuldigt hatte. Im Gegensatz zu Rubin sah Johanson wirklich schlecht aus. Sein Blick flackerte. Er schaute um sich, als müsse er sich alle paar Minuten versichern, dass die Personen ringsum echt waren und keine Einbildung. Oliviera nahm sich vor, nach dem Meeting mit ihm zu sprechen.

»Ich will es am Beispiel einer normalen menschlichen Zelle deutlich machen«, sagte sie.»Sie ist im Grunde nichts weiter als ein Sack voller Informationen mit einer Membran drum herum. Der Kern enthält die Chromosomen, die Gesamtheit aller Gene. Sie bilden zusammen das Genom oder die DNA, diese spiralige Doppelhelix, Sie wissen schon. Salopp ausgedrückt, unseren Bauplan. Je höher ein Organismus entwickelt ist, desto differenzierter fällt dieser Bauplan aus. Anhand einer DNA-Analyse können Sie einen Mörder überführen oder verwandtschaftliche Verhältnisse klären, aber im Großen und Ganzen ist der Plan bei allen Menschen gleich: Füße, Beine, Torso, Arme, Hände, und so weiter. Das heißt, die Analyse einer individuellen DNA sagt uns zweierlei — im Allgemeinen: Dies ist ein Mensch. Im Besonderen, um welche Person es sich handelt.«sah Interesse und Verständnis in den Gesichtern der anderen. Offenbar war es eine gute Idee gewesen, mit einem Grundkurs in Genetik zu beginnen.

»Natürlich sind zwei Menschen individuell unterschiedlicher als zwei Einzeller desselben Stammes. Meine DNA weist statistisch rund eine Million kleiner Unterschiede zu jeder anderen Person im Raum auf. Alle 1200 Basenpaare differieren menschliche Wesen voneinander. Wiederum, wenn Sie die Zellen von ein und derselben Person untersuchen, werden Sie auch dort minimale Unterschiede feststellen, biochemische Abweichungen in der DNA, entstanden durch Mutation. Entsprechend unterschiedlich können die Ergebnisse ausfallen, wenn Sie etwa eine Zelle von meiner linken Hand und eine von meiner Leber analysieren. Dennoch sagt jede davon eindeutig: Es handelt sich um Sue Oliviera.«Sie machte eine Pause.»Bei Einzellern stellen sich solche Fragen weniger. Es gibt nur eine einzige Zelle. Sie bildet das gesamte Wesen. Es gibt also auch nur ein Genom, und weil sich Einzeller durch Teilung vermehren statt durch Paarung, findet auch keine Chromosomenvermischung von Mama und Papa statt, sondern das Wesen dupliziert sich mitsamt seiner genetischen Information, und das war’s.«

»Das heißt, auf Einzeller bezogen — sobald man eine DNA kennt, kennt man alle«, sagte Peak mit Worten, die auf einem Hochseil zu balancieren schienen.

»Ja.«Oliviera schenkte ihm ein Lächeln.»Das wäre nur natürlich. Eine Population von Einzellern wird sich durch weitgehend identische Genome ausweisen. Die geringe Mutationsrate außer Acht gelassen, ist die DNA in jedem Individuum gleich.«sah, wie Rubin unruhig auf seinem Stuhl hin— und herzurutschen begann und seinen Mund auf-und zuklappte. Normalerweise hätte er spätestens an dieser Stelle versucht, den Vortrag an sich zu reißen. Wie dumm, dachte Oliviera befriedigt, dass du mit Migräne im Bett gelegen hast. Zur Abwechslung weißt du mal nicht, was wir wissen. Du musst die Schnauze halten und zuhören.

»Aber genau hier beginnt unser Problem«, fuhr sie fort.»Die Zellen der Gallerte wirken auf den ersten Blick identisch. Es sind Amöben, wie man sie in der Tiefsee findet. Nicht mal sonderlich exotisch. Um ihre ganze DNA zu beschreiben, müssten wir diverse Computer zwei Jahre lang rechnen lassen, also beschränken wir uns auf Stichproben. Wir isolieren kleine Abschnitte der DNA und erhalten Teile des genetisehen Codes, technisch ausgedrückt sogenannte Amplicons. Jedes Amplicon zeigt uns eine Reihe von Basenpaaren, genetisches Vokabular. Analysieren wir Amplicons aus dem jeweils gleichen Abschnitt der DNA unterschiedlicher Individuen und vergleichen sie miteinander, erhalten wir interessante Informationen. Die Amplicons mehrerer Einzeller derselben Population etwa sollten folgendes Bild ergeben.«hielt einen Ausdruck hoch, den sie für das Meeting vergrößert hatte.: AATGCCAATTCCATAGGATTAAATCGA A2: AATGCCAATTCCATAGGATTAAATCGA A3: AATGCCAATTCCATAGGATTAAATCGA A4: AATGCCAATTCCATAGGATTAAATCGA

»Sie sehen, die analysierten Sequenzen sind auf ganzer Strecke identisch. Vier identische Einzeller.«Sie legte das Blatt zur Seite und zeigte ein zweites.»Stattdessen haben wir das hier erhalten.«: AATGCCACGATGCTACCTGAAATCGA A2: AATGCCAATTCCATAGGATTAAATCGA A3: AATGCCAGGAAATTACCCGAAATCGA A4: AATGCCATTTGGAACAAATAAATCGA

»Das sind die Basenabfolgen der Amplicons von vier Exemplaren unserer Gallertspezies. Die DNA ist identisch — bis auf kleine, hypervariable Bereiche, in denen es drunter und drüber geht. Keinerlei Gemeinsamkeiten. Wir haben Dutzende der Zellen untersucht. Manche differieren innerhalb der hypervariablen Zonen nur leicht, andere sind völlig unterschiedlich. Durch natürliche Mutation ist so was nicht mehr zu erklären. Anders gesagt: Das kann kein Zufall sein.«

»Vielleicht sind es doch unterschiedliche Arten«, sagte Anawak.

»Nein. Es ist definitiv dieselbe Spezies. Und definitiv ist jedem Lebewesen zu Eigen, dass seine genetische Codierung zu Lebzeiten nicht verändert werden kann. Der Bauplan kommt immer als Erstes. Erst danach wird gebaut, und was fertig gebaut ist, kann nur diesem Plan entsprechen und keinem anderen.«Zeit sagte niemand etwas.

»Wenn diese Zellen trotzdem unterschiedlich sind«, sagte Anawak,»müssen sie also einen Weg gefunden haben, ihre DNA zu verändern, nachdem sie sich geteilt haben.«

»Aber zu welchem Zweck?«, fragte Delaware.

»Menschen«, sagte Vanderbilt.

»Menschen?«

»Sind denn hier alle blind? Die Natur macht so was nicht, sagt Dr. Oliviera, die es wissen muss, und von Dr. Johanson höre ich auch keinen Einspruch. Also wer hat Grips genug, sich so was auszudenken, he? Das Zeug ist eine Biowaffe. Nur Menschen bringen so was fertig.«

»Einspruch«, sagte Johanson. Er fuhr sich durchs Haar.»Es ergibt keinen Sinn, Jack. Der Vorteil von Biowaffen ist, dass man nur ein Basisrezept braucht. Der Rest ist Reproduktion …«

»Es kann durchaus von Vorteil sein, wenn Viren Mutationen durchlaufen, oder nicht? Das AIDS-Virus mutiert am laufenden Band. Jedes Mal, wenn man glaubt, ihm auf die Schliche gekommen zu sein, hat es sich schon wieder verändert.«

»Das ist was anderes. Wir haben hier einen Superorganismus, keine virologische Infektion. Es muss einen anderen Grund haben, warum sie unterschiedlich sind. Irgendetwas geschieht mit ihrer DNA nach der Teilung. Sie werden anders codiert, unterschiedlich. Wen interessiert, wer dafür verantwortlich ist? Wir müssen rausfinden, welchen Sinn es hat.«

»Es hat den Sinn, uns alle zu töten!«, sagte Vanderbilt gereizt.»Dieses Zeug ist dazu da, die freie Welt zu vernichten.«

»Schön«, knurrte Johanson.»Dann erschießen Sie es doch. Sollen wir nachsehen, ob es muslime Zellen sind? Vielleicht ist Ihre DNA islamisch fundamentalistisch. Würde die Sache legitimieren.«starrte ihn an.»Auf welcher Seite stehen Sie eigentlich?«

»Auf der des Verstehens.«

»Verstehen Sie auch, warum Sie gestern Nacht auf den Kopf gefallen sind?«Vanderbilt grinste süffisant.»Nach dem Genuss einer Flasche Bordeaux, wohlgemerkt. Wie geht es Ihnen, Doktor? Kopfschmerzen? Warum halten Sie nicht eine Weile Ihren Mund?«

»Damit Sie nicht zu oft Gelegenheit haben, Ihren zu öffnen.«atmete schwer. Er schwitzte. Li bedachte ihn mit einem spöttischen Blick aus den Augenwinkeln und beugte sich vor.

»Sie sagen, es handelt sich um unterschiedliche Codierungen, richtig?«

»Richtig«, nickte Oliviera.

»Ich bin keine Wissenschaftlerin. Aber wäre es nicht denkbar, dass die Codierung den gleichen Zweck erfüllt wie Codes bei Menschen? Codes im Kriegsfall zum Beispiel.«

»Ja«, nickte Oliviera.»Das wäre denkbar.«

»Codes, um einander zu erkennen.«kritzelte etwas auf ein Blatt und schob es Anawak hin. Er las es, nickte kurz und legte es wieder beiseite.

»Zu welchem Zweck sollten sie einander erkennen?«, fragte Rubin.»Und warum auf derart komplizierte Weise?«

»Ich denke, das liegt auf der Hand«, sagte Crowe.Moment lang war nur das Knistern des Zellophans zu hören, das sie von ihrer Zigarettenpackung zog.

»Und was glauben Sie?«, fragte Li.

»Ich glaube, es dient der Kommunikation«, sagte Crowe.

»Diese Zellen kommunizieren untereinander. Es ist eine Form der Unterhaltung.«

»Sie meinen, dieses Zeug …«Greywolf starrte sie an.hielt die Flamme ihres Feuerzeugs an die Zigarette, paffte und blies den Rauch aus.

»Es tauscht sich aus. Ja.«

»Was war denn los letzte Nacht?«, fragte Oliviera, als sie zum Labor hinuntergingen.zuckte die Achseln.»Ich habe nicht die blasseste Ahnung.«

»Und wie geht es Ihnen jetzt?«

»Seltsam. Die Kopfschmerzen lassen nach, aber in meiner Erinnerung klafft eine Lücke von der Größe des Hangardecks.«

»So ein dämlicher Zufall, was?«Rubin drehte sich im Gehen um und bleckte die Zähne.»Da bekommen wir beide Kopfschmerzen. Alle beide! Gott, ich war so platt, dass ich mich nicht mal mehr abmelden konnte. Muss mich wirklich entschuldigen, aber wenn man einmal daliegt … Bäng! Koma!«betrachtete Rubin mit undefinierbarer Miene.»Migräne?«

»Ja. Schrecklich! Kommt und geht. Es passiert nicht oft, aber wenn, ist alles zu spät. Da hilft nur, Zäpfchen rein und Licht aus.«

»Durchgeschlafen bis heute Morgen?«

»Klar.«Rubin sah schuldbewusst drein.»Tut mir Leid. Aber man verliert jede Kontrolle, im Ernst. Sonst hätte ich mich doch mal blicken lassen.«

»Haben Sie das nicht?«klang komisch, wie sie die Frage stellte. Rubin lächelte irritiert.

»Nein.«

»Bestimmt nicht?«

»Das sollte ich eigentlich wissen.«Johansons Kopf machte etwas Klick. Wie ein kaputter Diaprojektor. Der Schlitten versuchte ein Bild zu greifen und rutschte ab.stellte Oliviera diese Fragen?machten vor der Labortür Halt, und Rubin gab den Zahlencode ein. Die Tür schwang auf. Während er ins Innere ging und das Licht anmachte, sagte Oliviera leise zu Johanson:»He, was ist los? Sie waren der festen Überzeugung, ihn gestern Nacht gesehen zu haben.«starrte sie an.»Ich war was?«


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