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thrillerSchaetzingSchwarmFischer verschwindet vor Peru, spurlos. Цlbohrexperten stoЯen in der norwegischen See auf merkwьrdige Organismen, die hunderte Quadratkilometer Meeresboden in Besitz 50 страница



»Und was erzählen wir denen?«, fragte Peak.

»Die Gesetze der Physik, der kosmische Code, liegen in Form von Mathematik vor«, sagte Crowe.»Kosmische Ordnung hat die Evolution von Bewusstsein ermöglicht und es in die Lage versetzt, seinerseits die Mathematik neu zu erschaffen, um auf kompakte und kreative Weise den eigenen Ursprung erklären zu können. Mathematik ist die einzige universelle Sprache, die jedes intelligente Wesen versteht, das innerhalb der gültigen physikalischen Rahmenbedingungen existiert, und die werden wir benutzen.«

»Was wollen Sie tun? Mathematikaufgaben stellen?«

»Nein, Gedanken in Mathematik verpacken. 1974 haben wir ein hoch energiereiches irdisches Radiosignal gebündelt und in einen Kugelsternhaufen im Sternbild Herkules geschickt. Wir mussten einen Weg finden, die Botschaft so zu verschlüsseln, dass sie auf einem fremden Planeten verstanden wird, und vielleicht waren wir ein bisschen übereifrig — man muss schon sehr weit entwickelt sein, um den Code zu knacken. Aber mit mathematischen Methoden funktioniert es. Insgesamt verschickten wir 1679 Zeichen im Binärsystem, also Punkt und Strich wie beim Morsen. Jetzt wird’s vertrackt. Ein Mathematiker weiß die Zahl 1679 zu interpretieren, weil sie nur aus dem Produkt von 23 und 73 gebildet werden kann, beides Primzahlen, die nur durch l oder sich selbst geteilt werden können. Damit versteht der Empfänger schon mal die Basis menschlicher Zahlensysteme. Die Anordnung der 1679 Zeichen erfolgte in 73 Spalten zu je 23 Zeichen, und so weiter. Sie sehen, man kann viel unterbringen in ein bisschen Mathematik, und wenn Sie nun Punkt und Strich in Schwarz und Weiß umwandeln — oh Wunder! —, erhalten Sie ein Muster.«hielt ein Blatt mit einer Grafik hoch. Der Eindruck war der eines grob gepixelten Computerausdrucks. Manches wirkte abstrakt, anderes ließ deutliche Formen erkennen.

»Die obersten Zeilen geben Auskunft über die Zahlen l bis 10 und damit über unser Rechensystem. Darunter kommen die Ordnungszahlen chemischer Elemente: Wasserstoff, Kohlenstoff, Stickstoff, Sauerstoff und Phosphor. Sie sind von wesentlicher Bedeutung für unseren Planeten und das irdische Leben. Danach geht’s weiter mit einer umfangreichen Aufschlüsselung irdischer Biochemie, Formeln von Zuckern und Basen, Struktur der Doppelhelix, und so weiter. Der Umriss im unteren Drittel zeigt einen Menschen, direkt verbunden mit der DNA-Struktur, was Auskünfte über die hiesige Evolution erteilt. Ein außerirdischer Empfänger wird sich kaum mit irdischen Maßeinheiten auskennen, also haben wir die durchschnittliche Körpergröße eines Menschen über die Wellenlänge der übertragenen Radiosignale ausgedrückt.folgt noch eine Darstellung unseres Sonnensystems, und zum guten Schluss skizzierten wir Aussehen, Arbeitsweise und Größe des Arecibo-Teleskops, von dem das alles abgeschickt wurde.«

»Hübsche Einladung, eben mal herzufliegen und uns aufzufressen«, bemerkte Vanderbilt.

»Ja, damit hat uns Ihre Behörde schon immer in den Ohren gelegen. Und jedes Mal haben wir geantwortet, dass es dieser Einladung nicht bedarf. Seit Jahrzehnten werden Radiowellen in den Weltraum abgestrahlt. Unser gesamter Funkverkehr, auch der geheimdienstliche. Man muss diese Wellen nicht entziffern, um zu begreifen, dass sie nur von einer technischen Zivilisation stammen können.«Crowe legte das Diagramm aus der Hand.»Die Arecibo-Botschaft wird 26000 Jahre unterwegs sein, also erhalten wir die Antwort frühestens in 52000 Jahren. Ich kann Sie beruhigen, diesmal geht’s schneller. Wir werden mehrstufig vorgehen. Unsere erste Botschaft wird einfach sein, tatsächlich nur zwei Mathematikaufgaben. Wenn die da unten Sportsgeist haben, antworten sie. Dieser erste Austausch hat die Funktion, die Existenz der Yrr nachzuweisen und festzustellen, ob ein Dialog überhaupt zustande kommen kann.«

»Warum sollten sie antworten?«, fragte Greywolf.»Sie wissen doch schon alles über uns.«

»Sie wissen vielleicht einiges, aber nicht unbedingt das Wichtigste, nämlich dass wir intelligent sind.«



»Wie bitte?«Vanderbilt schüttelte den Kopf.»Die zerstören unsere Schiffe! Also wissen sie, dass wir so was bauen können. Wie sollten sie an unserer Intelligenz zweifeln?«

»Dass wir technische Konstruktionen herstellen, ist kein Beweis für Intelligenz. Werfen Sie einen Blick auf einen Termitenhügel — eine architektonische Glanzleistung.«

»Das ist was anderes.«

»Kommen Sie runter von Ihrem hohen Ross. Sollte es zutreffen, dass die Kultur der Yrr, wie Dr. Johanson sagt, einzig auf Biologie fußt, müssen wir bezweifeln, dass sie uns gezielten und strukturierten Denkens überhaupt für fähig halten.«

»Sie meinen, die halten uns für …«Vanderbilt verzog angewidert die Lippen.»Tiere?«

»Für Schädlinge vielleicht.«

»Pilzbefall«, grinste Delaware.»Vielleicht haben wir es ja mit Kammerjägern zu tun.«

»Sehen Sie, ich habe mich der Mühe unterzogen, deren Denkstruktur zu ergründen und daraus auf ihre Lebensweise zu schließen«, sagte Crowe.»Ich weiß, das ist alles furchtbar spekulativ, aber irgendwie müssen wir unsere Versuche der Kontaktaufnahme ja eingrenzen. Ich habe also darüber nachgedacht, warum den vielen kriegerischen Kontakten ihrerseits kein einziger diplomatischer vorausging. Es kann heißen, dass sie keinen Wert auf Diplomatie legen. Es kann aber auch bedeuten, dass ihnen gar nicht erst der Gedanke gekommen ist. Gut, auch ein Heer roter Wanderameisen würde mit einem Tier, über das sie herfallen, keine diplomatischen Höflichkeiten austauschen. Allerdings folgen Ameisen ausgeklügelten Instinkten. Die Yrr hingegen weisen sich durch planerisches Vorgehen aus, das von Erkenntnisfähigkeit geprägt ist. Sie entwickeln kreative Strategien. Wenn sie also intelligent und sich ihrer Intelligenz bewusst sind, scheint das keineswegs einherzugehen mit gängigen Vorstellungen von Moral und Ethik, Gut und Böse. In ihrer Logik ist es vielleicht nur konsequent, unsere Spezies mit aller Härte zu bekämpfen. Und solange wir ihnen keinen Grund geben, diese Konsequenz zu überdenken, werden sie es auch nicht tun.«

»Wozu überhaupt eine Nachricht, wenn sie ohnehin schon unsere Tiefseekabel anfressen?«, fragte Rubin.»Daraus müssten die Biester doch alle Informationen saugen können.«

»Da bringen Sie was durcheinander«, lächelte Shankar.»Sam’s Arecibo-Botschaft ist für Außerirdische nur darum verständlich, weil sie so aufgebaut wurde, dass ein fremder Geist sie dechiffrieren kann. Die Mühe machen wir uns bei unserem täglichen Datenaustausch nicht. Für eine fremde Intelligenz kommt da nicht mehr raus als ein Heidendurcheinander.«

»Stimmt«, sagte Johanson.»Aber schauen wir mal weiter. Ich hatte diese Idee mit der Biotechnologie, und Sam greift sie auf. Warum? Weil sie offensichtlich ist. Keine Maschinen, keine Technik. Stattdessen pure Genetik, Organismen als Waffen, gezielte Mutationen. Die Yrr müssen der Natur in ganz anderer Weise verhaftet sein als wir. Ich könnte mir vorstellen, dass sie ihrer natürlichen Umwelt bei weitem nicht so entfremdet sind wie wir.«

»Also edle Wilde?«, fragte Peak.

»Edel würde ich nicht sagen. Ich meine, es ist verwerflich, die Luft mit Maschinenabgasen zu verpesten. Es kann ebenso verwerflich sein, Tiere zu züchten und genetisch zu verändern, wie es einem gerade in den Kram passt. Ich treffe nur Aussagen darüber, wie sie die Bedrohung ihres Lebensraums durch uns empfinden. Wir machen uns Gedanken über die Abholzung des Regenwaldes. Die einen sind dagegen, die anderen tun es trotzdem. Sie sind vielleicht der Regenwald, im übertragenen Sinne. Dafür spricht, wie sie mit Biologie umgehen — und an diesem Punkt kommt etwas hinzu, das mir auffällig erscheint.man von den Walen ab, bedienen sie sich in fast allen Fällen massenhaft auftretender Lebensformen. Würmer, Medusen, Großquallen, Muscheln, Krabben — alles Schwarmwesen. Sie opfern Millionen davon zur Erreichung ihrer Ziele. Der Einzelne gilt ihnen nichts. Würden Menschen so denken? Wir züchten Viren und Bakterienkulturen, aber vornehmlich setzen wir auf künstliche Waffen in überschaubarer Stückzahl. Biologische Massenvernichtungsmittel sind nicht wirklich unser Ding. Die Yrr hingegen scheinen sehr damit vertraut zu sein. Warum? Weil sie vielleicht selber Schwarmwesen sind?«

»Sie glauben …«

»Ich denke, dass wir es mit einer Kollektivintelligenz zu tun haben.«

»Und wie fühlt eine Kollektivintelligenz?«, fragte Peak.

»Wie fühlt ein Fischer, würde sich ein Fisch im Netz fragen, wenn er zu solcher Reflektion befähigt wäre«, sagte Anawak.»Warum müssen er und Millionen andere ersticken? Ist das nicht Massenmord?«

»Nein«, sagte Vanderbilt.»Das sind Fischstäbchen.«hob die Hände.

»Ich stimme Dr. Johanson zu«, sagte sie.»Und die Schlussfolgerung ist, dass die Yrr einen Kollektivbeschluss gefasst haben, in dem die Frage nach moralischer Verantwortung und Mitgefühl nicht aufkommt. Wir können ihnen nicht mit unschuldigen Kulleraugen kommen, was im Film noch bei dem widerlichsten kosmischen Schleimbeutel klappt. Wir können nur eines versuchen: Ihr Interesse dafür zu wecken, lieber mit uns zu kommunizieren als uns umzubringen. Ohne physikalische und mathematische Kenntnisse hätten die Yrr nicht vollbringen können, was sie bislang vollbracht haben, also fordern wir sie zu einem mathematischen Duell heraus — bis zu dem Punkt, da ihnen ihre Logik oder meinethalben ihre unbegreifliche Moral gebieten wird, ihr Handeln zu überdenken.«

»Dass wir intelligent sind, muss ihnen klar sein«, beharrte Rubin.»Wenn sich jemand durch die Beherrschung von Physik und Mathematik auszeichnet, dann ja wohl wir.«

»Ja, aber sind wir eine bewusste Intelligenz?«blinzelte verwirrt.»Wie meinen Sie das?«

»Ich meine, sind wir uns unserer Intelligenz bewusst?«

»Na sicher!«

»Oder sind wir ein lernfähiger Computer? Wir kennen die Antwort, aber kennen die anderen sie auch? Theoretisch können Sie ein komplettes Hirn durch elektronische Pendants ersetzen, dann erhalten Sie künstliche Intelligenz. Die kann alles, was sie auch können. Sie konstruiert Ihnen ein Raumschiff und trickst die Lichtgeschwindigkeit aus. Aber ist dieses Computerhirn sich seiner Leistungen bewusst? 1997 hat Deep Blue, ein IBM-Computer, den amtierenden Weltmeister Garri Kasparow im Schach geschlagen. Verfügt Deep Blue deswegen über Bewusstsein? Hat der Computer gesiegt, ohne zu wissen, warum? Muss man zwangsläufig annehmen, wir seien Lebewesen von bewusster Intelligenz, nur weil wir Städte bauen und Tiefseekabel verlegen? Bei SETI haben wir jedenfalls nie ausgeschlossen, auf eine Maschinenzivilisation zu stoßen, die ihre Konstrukteure überdauert und sich seit Jahrmillionen selbstständig weiterentwickelt hat.«

»Und die da unten? Ich meine, wenn es stimmt, was Sie sagen — vielleicht sind die Yrr ja auch nur Ameisen mit Flossen. Ohne Werte, ohne … ohne …«

»Richtig. Das ist der Grund, warum wir mehrstufig vorgehen«, sagte Crowe lächelnd.»Erst mal will ich wissen, ob da jemand ist. Zweitens, ob man in einen Dialog mit ihm treten kann. Drittens, ob sich die Yrr des Dialogs und ihrer selbst überhaupt bewusst sind. Erst dann, wenn ich zu dem Schluss gelange, dass sie neben all ihrem Wissen und ihren Fähigkeiten auch noch Vorstellungsvermögen und Verständnis mitbringen, bin ich bereit, sie als intelligente Wesen zu betrachten. Erst dann hat es Sinn, über Werte nachzudenken, und seihst dann sollte keiner hier im Raum erwarten, dass sie deckungsgleich mit unseren sind.«Weile herrschte Schweigen.

»Ich will mich nicht in wissenschaftliche Diskussionen einmischen«, sagte Li schließlich.»Pure Intelligenz ist kalt. Intelligenz gekoppelt mit Bewusstsein ist etwas anderes. Meines Erachtens müssen daraus Werte entstehen. Wenn die Yrr eine bewusste Intelligenz darstellen, müssen sie zumindest einen Wert anerkennen, nämlich den des Lebens. Und das tun sie, denn sie versuchen, sich zu schützen. Also haben sie Werte. Die Frage ist also, ob es irgendwo vielleicht doch eine Schnittmenge mit menschlichen Werten gibt, und sei sie noch so klein.«nickte.

»Ja«, sagte sie.»Und sei sie noch so klein.«späten Nachmittag schickten sie den ersten, gebündelten Schallimpuls in die Tiefe. Sie wählten einen Frequenzbereich, den Shankar festgelegt hatte und der im Spektrum des unidentifizierten Geräuschs lag, das die SOSUS-Leute Scratch getauft hatten.Modem modulierte die Frequenz. Das Signal wurde hier und da zurückgeworfen, es kam zu Interferenzen. Crowe und Shankar saßen im CIC und modulierten wiederum die Modulationen, bis sie zufrieden waren. Nach einer Stunde war Crowe sicher, dass die Botschaft für jemanden, der Schallwellen verarbeiten konnte, eindeutig zu verstehen war. Ob die Yrr einen Sinn darin entdecken würden, stand auf einem anderen Blatt.ob sie es für notwendig erachten würden, darauf zu antworten.saß im dämmrigen CIC auf der Kante ihres Sessels und empfand ein seltsames Hochgefühl bei dem Gedanken, wie nah sie plötzlich dem Kontakt war, den sie jahrzehntelang herbeigesehnt hatte. Zugleich empfand sie Furcht. Sie spürte eine erdrückende Verantwortung auf sich und den Mitgliedern der Expedition lasten. Das hier war kein Abenteuer wie Arecibo und SETI. Es war der Versuch, eine Katastrophe zu stoppen und die Menschheit zu retten.akademische Traum war zum Alptraum geworden.kletterte aus dem Schiffsinnern hoch in die Insel, durchquerte die schmalen Gänge und betrat das Flugdeck.Dach hatte sich im Verlauf der Reise zu einer Art Promenade entwickelt. Wer immer Zeit fand, sich die Beine zu vertreten, schlenderte dort herum, hing seinen Gedanken nach oder besprach sich mit anderen. So paradox es scheinen mochte, hatte sich ausgerechnet die Start— und Landefläche des größten Helikopterträgers der Welt zu einem Ort der Ruhe und des Ideenaustauschs entwickelt. Die sechs Super-Stallions und zwei Super-Cobra -Kampfhubschrauber standen verloren in der asphaltierten Weite.pflegte sein Exotendasein auch an Bord der Independence, wenngleich Delaware eine zunehmende Rolle darin spielte. Eher unspektakulär wuchsen die beiden zusammen. Delaware ließ ihm klugerweise seine Ruhe, was dazu führte, dass er es war, der ihre Gesellschaft suchte. Nach außen hin gaben sie sich als Freunde. Aber Anawak entging nicht, wie das Vertrauen auf beiden Seiten wuchs. Die Signale waren unverkennbar. Immer seltener assistierte Delaware nun ihm, sondern kümmerte sich zusammen mit Greywolf um die Pflege der Delphine.fand Greywolf an der Bugkante, wo er im Schneidersitz hockte, den Blick seewärts gewandt. Er setzte sich neben ihn und sah, dass Greywolf an etwas schnitzte.

»Was ist das?«, fragte er.reichte es ihm. Es war ziemlich groß und fast vollendet, ein kunstvoll gearbeitetes Stück Zedernholz. Eine Seite mündete in einem Griff. Der weit größere Teil zeigte ineinander verschlungene Figuren. Anawak erkannte zwei Tiere mit mächtigen Gebissen, einen Vogel und einen Menschen, der offenbar zum Spielball der Kreaturen wurde. Er strich mit den Fingern über das Material.

»Schön«, sagte er.

»Es ist eine Replik.«Greywolf grinste.»Ich mache nur Repliken. Für Originale fehlt mir das Blut.«»Das reine Blut der Indianer.«Anawak lächelte.

»Verstehe schon.«

»Du verstehst wie immer nicht.«

»Schon gut. Was zeigt es?«

»Das, was du siehst.«

»Sei nicht so verdammt überheblich. Erklär’s mir einfach oder lass es bleiben.«

»Es ist eine Zeremonienkeule. Tla-o-qui-aht. Das Original ist aus Walknochen gemacht. Entstammt einer privaten Sammlung aus dem späten neunzehnten Jahrhundert. Was du siehst, ist eine Geschichte aus der Zeit der Vorfahren. Ein Mann stieß eines Tages auf einen geheimnisvollen Käfig mit allen möglichen Kreaturen und nahm ihn mit in sein Dorf. Kurz darauf wurde er krank. Ein starkes Fieber packte ihn, gegen das niemand etwas tun konnte. Keiner wusste, was dazu geführt hatte, dass der Mann so krank war, aber dann träumte er selber den Grund. Er sah, dass die Kreaturen im Käfig schuld waren. In seinen Träumen griffen sie ihn an, weil sie nämlich nicht einfach Tiere waren, sondern Transformer, Gestaltwandler.«Greywolf zeigte auf ein gedrungenes Wesen, das zur Hälfte Säugetier und zur Hälfte Wal war.»Hier siehst du einen Wolf-Killerwal. Im Traum fiel er über den Mann her und packte ihn beim Kopf. Dann kam ein Donnervogel und versuchte den Mann zu retten. Du kannst sehen, wie er die Krallen in die Seiten des Wolf-Killerwals schlägt, aber während sie kämpften, erschien ein Bär-Killerwal, dem es gelang, die Füße des Kranken zu packen. Der Mann erwachte und erzählte seinem Sohn, was er geträumt hatte. Kurz darauf starb er. Der Sohn schnitzte diese Keule und erschlug damit 6000 Gestaltwandler, um den Tod seines Vaters zu rächen.«

»Und was ist der tiefere Sinn?«

»Muss alles einen tieferen Sinn haben?«

»In diesem Fall wird es einen haben. Es ist der ewige Kampf, nicht wahr? Zwischen den Kräften des Guten und des Bösen.«

»Nein.«Greywolf strich sich das Haar aus der Stirn.»Die Geschichte erzählt vom Leben und vom Sterben. Das ist alles. Am Ende stirbst du, so viel steht fest, und bis dahin ist es ein einziges Auf und Ab. Du selber bist machtlos. Du kannst dein Leben gut oder schlecht leben, aber was mit dir geschieht, bestimmen höhere Kräfte. Wenn du im Einklang mit der Natur lebst, wird sie dich heilen, stellst du dich gegen sie, wird sie dich vernichten, aber die wichtigste Erkenntnis ist, dass nicht du die Natur beherrschst, sondern sie dich.«

»Der Sohn des Mannes scheint diese Erkenntnis nicht geteilt zu haben«, sagte Anawak.»Warum sonst hat er sich für den Tod seines Vaters rächen wollen?«

»Die Geschichte sagt nicht, dass er richtig gehandelt hat.«gab Greywolf die Zeremonienkeule zurück, griff in seinen Anorak und förderte die Skulptur des Vogelgeists zutage.

»Kannst du mir auch dazu was erzählen?«betrachtete das Stück. Er nahm es in die Hände und drehte es.»Das stammt nicht von der Westküste«, sagte er.

»Nein.«

»Marmor. Es kommt ganz woanders her. Aus deiner Heimat?«

»Cape Dorset.«Anawak zögerte.»Ich habe es von einem Schamanen bekommen.«

»Du lässt dir was von einem Schamanen schenken?«

»Er ist mein Onkel.«

»Und was hat er dir dazu erzählt?«

»Wenig. Er meinte, der Vogelgeist würde meine Gedanken in die richtige Richtung tragen, wenn es so weit wäre. Und er sagte, dass ich dafür möglicherweise einen Mittler brauche.«schwieg eine Weile.

»Es gibt Vogelgeister in allen Kulturen«, sagte er.»Der Donnervogel ist ein alter indianischer Mythos, er repräsentiert viele Facetten. Er ist Teil der Schöpfung, ein Naturgeist, ein höheres Wesen, aber er steht auch für die Identität eines Clans. Ich kenne eine Familie, die ihren Namen auf einen Donnervogel zurückführt, den ihre Vorfahren einst auf dem Gipfel eines Berges in der Nähe von Ucluelet gesehen haben. Aber es gibt noch andere Bedeutungen für Vogelgeister.«

»Sie tauchen immer in Verbindung mit Köpfen auf, nicht?«

»Ja. Erstaunlich, was? Auf alten ägyptischen Darstellungen findest du oft das Bild eines vogelähnlichen Kopfschmucks. Dort hat der Vogelgeist die Bedeutung von Bewusstsein. Es ist im Schädelraum gefangen wie in einem Käfig. Sobald der Schädel geöffnet wird — im übertragenen Sinne —, kann es entkommen, aber du kannst es auch wieder zurück in den Schädel locken. Dann bist du wieder bei Bewusstsein oder wach.«

»Das heißt, im Schlaf geht mein Bewusstsein auf Reisen.«

»Du träumst, aber deine Träume sind keine Phantasien. Sie zeigen dir, was das Bewusstsein in den höheren Welten sieht, die dir normalerweise verborgen bleiben. Hast du mal die Federkrone eines Cherokee-Häuptlings gesehen?«

»In Wildwestfilmen, um ehrlich zu sein.«

»Macht nichts. Mit der Federkrone bringt er zum Ausdruck, dass sein unsichtbarer Geist in seinem Kopf Feder um Feder Gestalten schreibt. Einfacher gesagt, der Kopf hatte eine Reihe guter Einfälle, und darum ist er Häuptling.«

»Die beflügelten Gedanken.«

»Durch Federn, ja. Bei anderen Stämmen reicht oft eine einzige Feder, sie hat dieselbe Bedeutung. Der Vogelgeist repräsentiert das Bewusstsein. Darum durften Indianer auf keinen Fall ihren Skalp oder ihre Skalpfeder verlieren, weil sie zugleich ihr Bewusstsein verloren, schlimmstenfalls für immer.«Greywolf runzelte die Brauen.»Wenn ein Schamane dir diese Skulptur gegeben hat, dann hat er dich auf dein Bewusstsein hingewiesen, auf die Kraft deiner Ideen. Du sollst sie nutzen, aber dafür musst du deinen Geist öffnen. Er muss auf Wanderschaft gehen, und das heißt, er muss sich mit dem Unbewussten zusammenschließen.«

»Warum hast du eigentlich keine Feder im Haar?«verzog die Mundwinkel.»Weil ich, wie du so treffend bemerkt hast, kein richtiger Indianer bin.«schwieg.»Ich hatte einen Traum in Nunavut«, sagte er nach einer Weile.erwiderte nichts.

»Sagen wir, mein Geist ging auf Reisen. Ich sank durch das Meereis in die schwarze See. Dann verwandelte sich die See in einen Himmel, und ich stieg einen Eisberg hinauf, bis ich sehen konnte, dass er im blauen Meer trieb. Nach allen Seiten war nichts als Wasser. Wir reisten zusammen über dieses Meer, und ich dachte, der Eisberg wird schmelzen. Komisch, ich empfand keine Angst, nur Neugierde. Ich wusste, dass ich versinken würde, wenn es so weit war, aber ich fürchtete nicht zu ertrinken. Es kam mir eher so vor, als ob ich eintauchen würde in etwas Neues, Unbekanntes.«

»Was hast du erwartet, dort unten vorzufinden?«dachte nach.»Leben«, sagte er.

»Was für Leben?«

»Ich weiß nicht. Einfach nur Leben.«blickte auf die kleine, grüne Marmorskulptur des Vogelgeists in seiner riesigen Hand.

»Mal ehrlich, warum sind wir eigentlich an Bord, Licia und ich?«, fragte er unvermittelt.schaute aufs Meer hinaus.

»Weil man euch braucht.«

»Nicht wirklich, Leon. Mich vielleicht, weil ich mit Delphinen zurechtkomme, aber ebenso gut hättet ihr jeden anderen Trainer der Navy nehmen können. Und Licia hat überhaupt keine Funktion.«

»Sie ist eine hervorragende Assistentin.«

»Setzt du sie ein? Brauchst du sie?«

»Nein.«Anawak seufzte. Er legte den Kopf in den Nacken und schaute in den Himmel. Wenn man nur lange genug hineinsah und sich vorstellte, dass es genau umgekehrt sei — dass man selber in Wirklichkeit oben war und die Wolken eine tief unten liegende Landschaft bildeten, und dass man nicht auf Dunstberge, sondern auf Hügel, Täler, Flüsse und Seen schaute —, dann glaubte man es irgendwann. Man glaubte es so sehr, dass man sich festhalten musste, um nicht in die Tiefe zu stürzen, die über einem hing.»Nein, ihr seid an Bord, weil ich es mir gewünscht habe.«

»Du hast es dir gewünscht. Warum?«

»Weil ihr meine Freunde seid.«Weile herrschte wieder Schweigen. Anawak erkannte immer mehr Details in den Wolken. Details einer Welt, die viele Kilometer entfernt lag. Unendlich viel weiter als die Welt der Yrr.

»Ich schätze, das sind wir«, nickte Greywolf.lächelte.»Weißt du, ich bin eigentlich mit allen Menschen gut ausgekommen, aber ich kann mich nicht erinnern, jemals Freunde gehabt zu haben. Richtige Freunde. Schon gar nicht hätte ich gedacht, dass ich eine anstrengende kleine Doktorandin als Freundin bezeichnen würde, die alles besser weiß. Oder einen baumlangen Spinner, mit dem ich mich fast geprügelt hätte.«

»Die kleine Doktorandin hat getan, was Freunde auszeichnet.«

»Und das wäre?«

»Sie hat sich für dein dämliches Leben interessiert.«

»Ja. Das hat sie allerdings.«

»Und wir beide sind immer Freunde gewesen. Wahrscheinlich waren nur …«Greywolf zögerte, dann hielt er die Skulptur hoch und grinste.»… nur unsere Köpfe eine Weile verschlossen.«

»Was meinst du, warum träumt man so was?«

»Dein Eisberg-Traum?«

»Ich habe mir den Kopf darüber zerbrochen, und du weißt, ich bin alles, nur kein Esoteriker. Ich hasse diesen Scheiß. Aber irgendetwas war da in Nunavut, das ich nicht erklären kann. Etwas ist mit mir passiert. Spätestens draußen auf dem Eis, als ich diesen Traum hatte.«

»Was glaubst du denn selber?«

»Diese unbekannte Macht, diese Bedrohung, sie lebt unter Wasser. In der Tiefsee. Vielleicht werde ich sie dort treffen. Vielleicht ist es meine Aufgabe, runterzugehen und …«

»Die Welt zu retten?«

»Ach, vergiss es.«

»Willst du wissen, was ich glaube, Leon?«nickte.

»Ich denke, du liegst völlig daneben. Jahrelang hast du dich verbuddelt und dein blödes Eskimo-Trauma mit dir rumgeschleppt. Du bist dir und allen auf den Sack gegangen. Vom Leben hast du gar nichts verstanden. Dein Eisberg, auf dem du einsam dahingetrieben bist, das warst du selber. Ein eisiger, unnahbarer Klotz. Aber du hast Recht, irgendwas ist dort mit dir passiert, und der Klotz hat angefangen zu schmelzen. Dieser Ozean, in den du sinken wirst, ist nicht das Meer, in dem die Yrr wohnen. Es ist das Leben der Menschen. Da gehörst du hin. Das ist das Abenteuer, das auf dich wartet. Freundschaften, Liebe, all das. Und auch Feinde, Hass und Wut. — Deine Rolle ist nicht, den Helden zu spielen. Du musst niemandem beweisen, dass du Mut hast. Die Heldenrollen in dieser Geschichte sind bereits verteilt, und es sind Rollen für Tote. — Du gehörst in die Welt der Lebenden.«von ihnen ruhte anders., klein und zierlich, hatte sich fest in ihr Bettzeug gerollt. Ihr eisgrauer Schopf schaute zur Hälfte heraus. Sie verschwand fast in den Laken, während Weaver auf dem Bauch schlief, nackt und ohne Decke, den Kopf seitwärts gedreht, den Unterarm als Kissen benutzend. Die kastanienfarbenen Locken ringelten sich üppig nach allen Seiten, sodass nur der halb geöffnete Mund zu sehen war. Shankar gehörte augenscheinlich zu den Leuten, deren Betten am nächsten Morgen jedes Mal so aussahen, als hätten sich die Alpträume vieler Nächte darin abgesetzt. Er war ein Wühler, der im Schlaf das halbe Bettzeug umsortierte und dabei sporadisches, ersticktes Schnarchen und Gemurmel von sich gab.war die meiste Zeit wach.Greywolf und Delaware schliefen wenig, weil sie beständig Sex hatten, vornehmlich auf dem Kabinenboden. Meist lag Greywolf auf dem Rücken, kupferbraun und mächtig wie ein mythisches Tier, und trug Delawares milchweißen Körper. Zwei Kabinen weiter ruhte Anawak auf der Seite, bekleidet mit einem T-Shirt. Auch Oliviera ließ konventionelles Schlafgebaren erkennen. Beide atmeten ruhig, drehten sich im Verlauf der Nacht ein— bis zweimal um, und das war’s.lag auf dem Rücken, die Arme weit von sich gestreckt, Handflächen nach außen. Nur die Betten in Flaggland und Offiziersland ließen derart raumgreifende Gewohnheiten zu. Die Pose war dem Norweger so sehr zu Eigen, dass ihn eine Verehrerin vor Jahren mitten in der Nacht geweckt hatte, nur um ihm zu sagen, er schlafe wie ein Großgrundbesitzer. Er hatte die Geschichte an einem Abend im Chateau zum Besten gegeben, und tatsächlich schlief er jede Nacht so — ein Mann, der noch mit geschlossenen Augen wirkte, als wolle er das Leben umarmen.alle schliefen oder wachten auf einer Reihe glimmender Bildschirme. Jeder der Monitore überblickte eine komplette Kabine. Zwei Männer in Uniform saßen im Halbdunkel davor und beobachteten die Wissenschaftler. Hinter ihnen standen Li und der Stellvertretende CIA-Direktor.

»Die reinsten Engelchen«, sagte Vanderbilt.sah mit unbewegter Miene zu, wie Delaware zum Höhepunkt kam. Der Ton war leise gestellt, trotzdem drang einiges von der Konzertierung des Liebesakts in die kühle Atmosphäre des Kontrollzentrums.

»Freut mich, dass es Ihnen gefällt, Jack.«

»Der kleine Muskelprotz da wäre mehr nach meinem Geschmack«, sagte Vanderbilt und zeigte auf Weaver.»Bemerkenswerter Arsch, finden Sie nicht?«

»Verliebt?«grinste.»Ich muss doch sehr bitten.«

»Setzen Sie Ihren Charme ein«, sagte Li.»Immerhin haben Sie gut zwei Zentner davon.«CIA-Direktor tupfte sich den Schweiß von der Stirn. Sie sahen noch eine Weile zu. Wenn Vanderbilt Gefallen an dem Geschehen fand, sollte er sich ruhig amüsieren. Li war es gleichgültig, ob die Leute auf den Monitoren schnarchten, miteinander schliefen oder das Rad schlugen. Ihretwegen hätten sie sich mit den Füßen an die Decke hängen oder geifernd übereinander herfallen können., man wusste, wo sie waren, was sie taten und was sie miteinander sprachen.


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