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thrillerSchaetzingSchwarmFischer verschwindet vor Peru, spurlos. Цlbohrexperten stoЯen in der norwegischen See auf merkwьrdige Organismen, die hunderte Quadratkilometer Meeresboden in Besitz 44 страница



»Und die Sonarattacken?«

»Wir setzen sie fort, aber sie versprechen keinen wirklichen Erfolg. Es funktioniert nur, wenn wir die Tiere töten. Die Wale fliehen nicht vor dem Lärm, wie es jedes Tier tun würde, das seine Instinkte beisammen hat. Ich schätze, dass sie fürchterlich leiden, aber sie sind fremdgesteuert. Der Terror geht weiter.«

»Da Sie von Planung sprechen, Jude«, sagte der Verteidigungsminister.»Erkennen Sie eine Strategie hinter alldem?«

»Ich denke schon. Fünfstufig und verzahnt. Schritt eins ist die Vertreibung des Menschen von der Meeresoberfläche und aus den Meerestiefen. — Schritt zwei gipfelt in der Vernichtung und Vertreibung der Küstenpopulationen. Siehe Nordeuropa. — Schritt drei umfasst die Vernichtung unserer Infrastruktur. Ebenfalls Nordeuropa, wo die Offshore-Industrie empfindlich getroffen wurde. Das Lahmlegen des Fischfangs wird uns zudem ein gewaltiges Ernährungsproblem bescheren, speziell der Dritten Welt. — Schritt vier, Vernichtung der Stützpfeiler unserer Zivilisation, der Großstädte, durch Tsunamis, bakteriologische Vergiftung, Zurückdrängen der Bevölkerung ins Landesinnere. — Und schließlich der fünfte und letzte Schritt: Das Klima kippt, die Erde wird für Menschen unbewohnbar. Sie vereist oder ertrinkt, wird aufgeheizt oder abgekühlt oder beides — das wissen wir noch nicht im Einzelnen.«Weile herrschte beklommenes Schweigen.

»Aber wird die Erde dann nicht auch unbewohnbar für die gesamte Tierwelt?«, fragte der Sicherheitsberater.

»An der Oberfläche — ja. Oder sagen wir, ein großer Teil der Tierwelt dürfte dabei hopsgehen. Aber ich habe mir sagen lassen, so was sei vor 55 Millionen Jahren schon mal passiert, und im Endeffekt hat es nur dazu geführt, dass eine Menge Tiere und Pflanzen ausstarben und Platz für neue Arten machten. Ich denke, diese Wesen werden sich sehr genau überlegt haben, wie sie selber eine solche Katastrophe unbeschadet überstehen.«

»Eine derartige Vernichtungsschlacht, das ist …«Der Minister für Heimatschutz rang nach Worten.»Das ist unverhältnismäßig, unmenschlich …«

»Es sind keine Menschen«, sagte Li geduldig.

»Aber wie können wir sie dann stoppen?«

»Indem wir herausfinden, wer sie sind«, sagte Vanderbilt.wandte ihm den Kopf zu.»Höre ich da späte Einsicht?«

»Mein Standpunkt bleibt derselbe«, sagte Vanderbilt gleichmütig.»Erkenne den Zweck einer Handlung, und du weißt, wer sie vollbringt. In diesem Fall gestehe ich zu, dass Ihre Fünf-Stufen-Strategie augenblicklich die einleuchtendste ist. Also müssen wir den nächsten Schritt gehen. Wer sind sie, wo sind sie, wie denken sie?«

»Was kann man gegen sie tun«, fügte der Verteidigungsminister hinzu.

»Das Böse«, sagte der Präsident mit stark zusammen gekniffenen Lidern.»Wie kann man das Böse besiegen?«

»Reden wir mit ihnen«, sagte Li.

»Kontaktaufnahme?«

»Man kann auch mit dem Teufel verhandeln. Ich sehe augenblicklich keinen anderen Weg. Johanson vertritt die These, dass sie uns auf Trab halten, um uns daran zu hindern, Lösungen zu finden. So viel Zeit dürfen wir ihnen nicht geben. Noch sind wir handlungsfähig, also sollten wir sie suchen und Kontakt aufnehmen. — Dann schlagen wir zu.«

»Gegen Tiefseewesen?«Der Minister für Heimatschutz schüttelte den Kopf.»Du lieber Himmel.«

»Sind wir eigentlich alle der Ansicht, dass an der Theorie was dran ist?«, fragte der CIA-Direktor in die Runde.»Ich meine, wir reden darüber, als seien sämtliche Zweifel ausgeräumt. Wollen wir uns ernsthaft auf den Gedanken einlassen, dass wir die Erde mit einer zweiten intelligenten Rasse teilen?«

»Es gibt nur eine göttliche Rasse«, betonte der Präsident entschieden.»Und das ist die Menschheit. Wie intelligent diese Lebensform im Meer ist, steht auf einem anderen Blatt. Ob sie das Recht hat, diesen Planeten ebenso zu beanspruchen wie wir, darf zutiefst bezweifelt werden. Die Schöpfungsgeschichte sieht solche Wesen nicht vor. Die Erde ist die Welt der Menschen, sie wurde für die Menschen geschaffen, und Gottes Plan ist unser Plan. — Aber dass eine fremdartige Lebensform für all dies verantwortlich ist, scheint mir akzeptabel.«



»Nochmal«, wollte die Außenministerin wissen.»Was sagen wir der Welt?«»Es ist zu früh, der Welt etwas zu sagen.«»Sie wird Fragen haben.«

»Erfinden Sie Antworten. Dafür sind Sie Diplomatin. Wenn wir der Welt damit kommen, im Meer wohne eine zweite Menschheit, wird sie schon am Schock eingehen.«

»Übrigens«, sagte der CIA-Direktor an Li gewandt.»Wie sollen wir diese kranken Hirne im Ozean überhaupt nennen?«lächelte.»Johanson hatte einen Vorschlag: Yrr.«

»Yrr?«

»Y und zwei r. Es ist ein zufälliger Name. Das Resultat unbewusster Fingerarbeit auf dem Laptop.«

»Albern.«

»Er meint, der Name sei so gut wie jeder andere, und da gebe ich ihm Recht. Ich finde, wir sollten sie Yrr nennen.«

»Gut, Li.«Der Präsident nickte.»Wir werden sehen, was an dieser Theorie dran ist. Wir müssen alle Optionen in Erwägung ziehen, alle Möglichkeiten. Aber wenn wir am Ende wirklich feststellen, dass wir eine Schlacht gegen Wesen zu schlagen haben, die wir meinethalben Yrr nennen wollen, werden wir eben die Yrr besiegen. Dann gibt es Krieg gegen die Yrr.«Er sah in die Runde.»Dies ist eine Chance. Eine sehr große Chance. Ich will, dass sie genutzt wird.«

»Mit Gottes Hilfe«, sagte Li.

»Amen«, nuschelte Vanderbilt.den Vorzügen des Chateaus in Zeiten der Belagerung gehörte, dass alles durchgehend geöffnet hatte. Niemand hier ging den Gewohnheiten der üblichen Gästeschaft nach. Li hatte geltend gemacht, dass insbesondere die Wissenschaftler Tag und Nacht würden arbeiten müssen und möglicherweise morgens um vier Lust auf T-Bone-Steak bekämen. Als Folge gab es rund um die Uhr warme Mahlzeiten, Restaurants, Bar und Aufenthaltsräume waren besetzt, und sämtliche Sportanlagen inklusive Sauna und Schwimmbad hatten vierundzwanzig Stunden geöffnet.hatte eine halbe Stunde lang im Pool ihre Bahnen gezogen. Mittlerweile war es nach eins. Barfuß und mit nassen Haaren, in einen weichen Bademantel gehüllt, durchquerte sie die Lobby zu den Aufzügen, als sie aus dem Augenwinkel Leon Anawak bemerkte. Er saß am Tresen der Hotelbar, ein Platz, wo er ihrer Meinung nach am allerwenigsten hinpasste. Verloren hockte er vor einer unangetasteten Cola und einer Schale Erdnüsse, pickte alle paar Sekunden eine heraus, sah sie an und ließ sie zurückfallen.zögerte.der abgebrochenen Unterhaltung vom Vormittag hatte sie ihn nicht mehr gesehen. Vielleicht wollte er ungestört sein. Immer noch herrschte Geschäftigkeit in der Halle und den angrenzenden Räumen, nur die Bar war nahezu leer. In einer Ecke saßen zwei Männer in dunklen Anzügen, in gedämpfte Unterhaltung vertieft. Ein Stück weiter starrte eine Frau im Drillich konzentriert in ihren Laptop. Leise Westcoastmusik wob die Szene in Belanglosigkeit.sah nicht eben glücklich aus.ährend sie noch überlegte, ihre Suite aufzusuchen, betrat sie schon die Bar. Ihre Füße patschten leicht auf dem Parkett. Sie ging ans Ende des Tresens, wo er saß, und sagte:

»Hi.«drehte den Kopf. Sein Blick war vollkommen leer.ürlich blieb sie stehen. Man konnte die Intimsphäre eines Menschen schneller verletzen, als es einem auffiel, und dann hatte man für alle Zeiten den Ruf weg, aufdringlich zu sein. Sie lehnte sich gegen den Tresen und zog den Bademantel enger um die Schultern. Zwei Barhocker standen zwischen ihnen.

»Hi«, sagte Anawak. Sein Blick flackerte. Erst jetzt schien er sie richtig wahrzunehmen.lächelte.

»Was … ähm, machen Sie?«Blöde Frage. Was machte er? Er saß an einer Theke und spielte mit Erdnüssen rum.»Sie waren plötzlich verschwunden heute Morgen.«

»Ja. Tut mir Leid.«

»Nein, muss es nicht«, sagte sie eilig.»Ich meine, ich wollte nicht stören, es ist nur, dass ich Sie hier sitzen sah und dachte …«stimmte nicht. Am besten, sie machte sich schleunigst wieder davon.schien vollständig aus seiner Starre zu erwachen. Er griff nach seinem Glas, hob es hoch und stellte es wieder ab. Sein Blick fiel auf den Barhocker neben ihm.

»Lust, was zu trinken?«, fragte er.

»Störe ich Sie wirklich nicht?«

»Nein, überhaupt nicht.«Er zögerte.»Ich heiße übrigens Leon. Wir sollten uns duzen, oder?«

»Gut, dann … Ich heiße Karen, und … Baileys auf Eis, bitte.«winkte den Barmann heran und gab die Bestellung auf. Sie trat näher, ohne sich zu setzen. Tropfen kalten Wassers liefen aus ihren Haaren den Hals hinunter und sammelten sich zwischen ihren Brüsten.Allgemeinen hatte sie keine Probleme damit, halb nackt herumzulaufen, aber plötzlich fühlte sie sich unbehaglich.sollte austrinken und schnell wieder verschwinden.

»Und wie geht’s dir?«, fragte sie, während sie an der cremigen Flüssigkeit nippte.legte die Stirn in Falten.»Ich weiß es nicht.«

»Du weißt es nicht?«

»Nein.«Er griff nach einer Erdnuss, legte sie vor sich hin und schnippte sie weg.»Mein Vater ist gestorben.«du Scheiße.hatte es gewusst. Sie hätte nicht hineingehen sollen. Jetzt stand sie hier und trank Baileys mit jemandem, der sich dermaßen ostentativ ans hintere Ende der Bar verzogen hatte, dass er ebenso gut ein Schild hätte aufstellen können mit dem Hinweis, sich fern zu halten.

»Woran?«, fragte sie vorsichtig.

»Keine Ahnung.«

»Die Ärzte wissen es noch nicht?«

»Ich weiß es noch nicht.«Er schüttelte den Kopf.»Und ich bin mir nicht sicher, ob ich es wissen will.«schwieg eine Weile. Dann sagte er:»Ich bin heute Nachmittag durch die Wälder gelaufen. Stundenlang. Manchmal geschlichen, dann wieder gerannt wie ein Wahnsinniger. Auf der Suche nach einer … Empfindung. Ich dachte, es muss doch irgendeinen Gefühlszustand geben, der zur Situation passt, aber ich habe mir die ganze Zeit über nur selber Leid getan.«Er sah sie an.»Kennst du das? Wo immer du gerade bist, willst du sofort wieder weg. Alles scheint dich zu bedrängen, und plötzlich merkst du, dass es gar nicht an dir selber liegt. Du bist es nicht, der weg will. Es sind die Orte, die dich loswerden wollen. Sie scheinen dich abzustoßen, dir zu sagen, dass du da nicht hingehörst. Aber keiner erklärt dir, wo du hingehörst, und du rennst und rennst …«

»Klingt komisch.«Sie dachte darüber nach.»Ich kenne so was Ähnliches vom Betrunkensein. Wenn du dermaßen voll bist, dass dir in jeder Lage kotzübel wird, egal wie du dich drehst und legst und wendest.«Sie stockte.»Entschuldige. Dumme Antwort.«

»Nein, gar nicht! Du hast Recht. Dir geht’s erst besser, wenn du gekotzt hast. Genau so fühle ich mich. Ich müsste wahrscheinlich kotzen, aber ich weiß nicht, wie.«fuhr mit dem Finger über den Rand ihres Glases. Die Musik dudelte unablässig vor sich hin.»Hattest du kein gutes Verhältnis zu deinem Vater?«»Ich hatte gar kein Verhältnis zu ihm.«

»Tatsächlich?«Weaver runzelte die Stirn.»Gibt es das? Kann man gar kein Verhältnis zu jemandem haben, den man kennt?«zuckte die Achseln.

»Und du?«, fragte er.»Was machen deine Eltern?«

»Sie sind tot.«

»Das … oh. Das tut mir Leid.«

»Schon in Ordnung. Ist ja nichts dabei. Ich meine, Menschen sterben, auch Eltern. Meine sind gestorben, als ich zehn war. Tauchunfall vor Australien. Ich war im Hotel, als es passierte. Starke Bodenströmung. Eine Weile ist alles ruhig, und plötzlich wirst du fortgerissen und ins offene Meer gezogen. An sich waren sie vorsichtig und erfahren, aber … na ja.«Sie zuckte die Achseln.»Das Meer ist immer anders.«

»Hat man sie gefunden?«, fragte Anawak leise.

»Nein.«

»Und du? Wie bist du damit zurechtgekommen?«

»Eine Zeit lang war es ziemlich hart. Ich hatte eine wunderbare Kindheit, weißt du. Wir sind ständig nur gereist. Sie waren beide Lehrer und fasziniert vom Wasser. Alles haben wir gemacht, Segeln auf den Malediven, Tauchen im Roten Meer, Höhlentauchen in Yucatan. Sogar vor Schottland und Island sind wir runter. Natürlich blieben sie näher an der Oberfläche, wenn ich dabei war, aber ich hab trotzdem alles gesehen. Nur auf die gefährlichen Tauchgänge haben sie mich nicht mitgenommen. — Und den einen haben sie dann auch nicht überlebt.«Sie lächelte.»Aber du siehst ja, es ist noch was aus mir geworden.«

»Ja.«Er lächelte zurück.»Nicht zu übersehen.«war ein trauriges, hilfloses Lächeln. Eine Weile sah er sie einfach nur an. Dann rutschte er von seinem Hocker.»Ich glaube, ich sollte es mal mit Schlafen versuchen. Morgen fliege ich zur Beerdigung.«Er zögerte.»Also, gute Nacht und … danke.«

»Wofür?«saß sie vor ihrem halb ausgetrunkenen Baileys und dachte an ihre Eltern und an den Tag, als die Leute von der Hotelleitung gekommen waren und die Managerin ihr gesagt hatte, sie müsse jetzt ganz tapfer sein. Tapferes, kleines Mädchen. Starke, kleine Karen.ließ den Likör im Glas hm— und herschwappen. Wie hart es gewesen war, hatte sie Anawak nicht erzählt. Nichts davon, wie ihre Großmutter sie zu sich genommen hatte, ein verstörtes, verängstigtes Kind, das seine Trauer in Wut umsetzte, sodass die alte Frau nicht mit ihr fertig wurde. Wie sich ihre Leistungen in der Schule rapide verschlechterten, zeitgleich mit ihrem Umgang. Nichts vom ständigen Ausreißen und Herumziehen, von den ersten Joints und den härteren Sachen, von der Zeit als Punk auf der Straße und wie es war, ständig betrunken oder bekifft zu sein und mit jedem zu schlafen, der nicht Nein sagte. Und Nein gesagt hatte eigentlich keiner. Dann kleinere Diebstähle, Schulverweis, eine schlampig durchgeführte Abtreibung, härtere Drogen, Autoknacken, Jugendamt. Ein halbes Jahr im Heim für schwer Erziehbare. Den Körper voller Piercings. Glatze und Narben. Seelisch und körperlich ein Schlachtfeld.ächlich hatte der Unfall ihrer Liebe zum Meer keinen Abbruch getan. Im Gegenteil. Mehr denn je übte es eine dunkle Faszination auf sie aus, schien sie zu rufen, hinab zum Grund, wo ihre Eltern warteten. So heftig lockte die See, dass sie eines Nachts per Anhalter nach Brighton gefahren und weit hinausgeschwommen war, und als das ölig schwarze, mondbeschienene Wasser die Lichter des Badeorts beinahe verschluckte, hatte sie sich langsam unter die Oberfläche sinken lassen und versucht zu ertrinken.man ertrank nicht so einfach.hatte in der Lichtlosigkeit des Kanals gehangen, mit angehaltenem Atem, und ihre Herzschläge gezählt, bis sie in den Ohren dröhnten. Anstatt ihre Lebenskraft in sich aufzunehmen, hatte das Meer sie ihr gezeigt: so stark, dieses Herz! So trotzig dagegen anschlagend, dass sie sich der kalten Umarmung ergeben wollte, und plötzlich hatte der Atemreflex eingesetzt und sie gezwungen, Wasser in ihre Lungen aufzunehmen. Was nun geschah, davon hatte sie ihren Vater oft genug reden hören. Schaum würde sich in der Lunge bilden, das filigrane Netzwerk aus Bläschen in sich zusammenfallen, akuter Sauerstoffmangel zum Tod führen. Zwei Minuten bis zum Krampfstadium des Zwerchfells, keine Atmung mehr möglich. Fünf Minuten bis zum Herztod.war nach oben geschossen und aufgetaucht aus dem Alptraum, der mit ihrem zehnten Lebensjahr begonnen hatte und mit ihrem sechzehnten endete, unmittelbar neben einem Kutter. Man brachte sie mit einer schweren Unterkühlung ins Krankenhaus, wo sie genügend Zeit fand, Mut und Entschlossenheit in einen Plan zu binden. Nach ihrer Entlassung betrachtete sie ihren Körper eine Stunde lang im Spiegel und beschloss, ihn nie wieder so sehen zu wollen. Sie entfernte die Piercings, hörte auf, ihren Schädel zu rasieren, versuchte zehn Liegestütze und brach zusammen.einer Woche gelangen ihr zwanzig. Mit aller Macht versuchte sie zurückzuerlangen, was ihr verlorengegangen war. Die Schule nahm sie wieder auf unter der Bedingung, dass sie sich einer Therapie unterzog, und sie willigte ein. Zeigte sich lernwillig und diszipliniert. War zuvorkommend und freundlich zu jedermann. Las, was immer sie in die Finger bekommen konnte, vorzugsweise über das Ökosystem Erde und die Ozeane. Kein Tag verging, an dem sie nicht trainierte. Seit der Kanal sie freigegeben hatte, lief, schwamm, boxte und kletterte sie, um die letzten Spuren der verlorenen Zeit zu tilgen, bis nichts mehr an das dünne, hohläugige Mädchen erinnerte, das sie gewesen war. Als sie mit neunzehn und einjähriger Verspätung einen glänzenden Collegeabschluss hinlegte und sich an der Universität für Biologie und Sport einschrieb, glich ihr Körper den Darstellungen hellenischer Wettkämpfer. Karen Weaver war ein neuer Mensch geworden. Mit einer alten Sehnsucht. Um die Welt zu verstehen, wie sie funktionierte, belegte sie außerdem Informatik. Die Darstellung komplexer Zusammenhänge durch Computer begeisterte sie, und sie ruhte nicht eher, bis sie selber in der Lage war, Abläufe in Ozean und Atmosphäre virtuell darzustellen. Ihre erste Arbeit gab ein umfassendes Bild der Meeresströmungen wieder, das dem allgemeinen Wissen zwar nichts Neues hinzufügte, nur dass es von großer Brillanz und Stimmigkeit war: eine Hommage an zwei Menschen, die sie geliebt und zu früh verloren hatte. Indem sie den Kopf unter Wasser steckte und forschte, gab sie etwas zurück von dem, was sie im Überfluss erhalten hatte: Liebe und Wissen. Sie gründete ihr PR-Büro Deepbluesea, schrieb für Science und National Geographie, erhielt Kolumnen in populärwissenschaftlichen Titeln und zog das Interesse der Institute auf sich, die sie zu Expeditionen einluden, weil sie eine Stimme brauchten, um ihren Ideen Gestalt zu geben. Mit der MIR reiste sie zur Titanic, die Alvin brachte sie zu den hydrothermalen Schloten des Atlantischen Tiefseerückens, die Polarstern zum Überwintern in die Antarktis. Überall war sie mit dabei, und aus allem machte sie das Beste, weil sie seit der Nacht im Kanal keine Furcht mehr kannte. Nichts und niemand machte ihr mehr Angst.auf das Alleinsein. Gelegentlich.sah sich im Spiegel der Bar stehen, nass, in Frottee gehüllt, einigermaßen ratlos.stürzte sie den Baileys hinunter und ging zu Bett.

. MaiMotorengeräusch begann ihn langsam, aber sicher einzuschläfern.er sich endlich zu der Reise durchgerungen hatte, war Anawak von Schwierigkeiten ausgegangen. Er hatte gedacht, Li würde ihn vielleicht nicht gehen lassen, aber sie hatte ihn regelrecht gedrängt, das nächste Flugzeug zu nehmen.

»Wenn ein Elternteil stirbt oder ein Kind, muss man zu seiner Familie. Sie würden es sich nie verzeihen, wenn Sie hier blieben. Die Familie ist das Wichtigste im Leben. Nur in der Familie herrscht Verlass. Seien Sie erreichbar. Das ist alles, worum ich Sie bitte.«, als Anawak im Flugzeug saß, fragte er sich, ob Li überhaupt Familie besaß.er? Besaß er Familie?. Jemand, der möglicherweise keine Beziehung zu seiner Familie hatte, sang jemandem, der ebenso wenig eine hatte, das Hohelied der engeren Verwandtschaft.Sitznachbar, ein Klimaforscher aus Massachusetts, begann leise zu schnarchen. Anawak stellte die Lehne seines Sitzes ein Stück nach hinten und sah aus dem Fenster. Er war seit Stunden mit sich und seinen Gedanken allein, und noch war er nicht sicher, ob es ihm gut tat. Eine Boeing der Canadian Airlines International hatte ihn von Vancouver zuerst zum Toronto Pearsons Airport geflogen, wo gelandete Maschinen in langen Reihen auf ihre Abfertigung warteten. Über Toronto war ein ungewöhnlich heftiges Gewitter niedergegangen und hatte den Flugbetrieb vorübergehend lahm gelegt. Anawak war es vorgekommen wie ein böses Omen. Voller Unruhe saß er in der Abfertigungshalle des Toronto Airport, während draußen eine Maschine nach der anderen an den ziehharmonikaförmigen Fingern festmachte, bis es mit zweistündiger Verspätung endlich weiterging nach Montreal.da an war alles glatt verlaufen. Er hatte in der Nähe des Dorval Airport ein Zimmer in einem Holiday Inn gebucht und früh wieder im Warteraum gesessen. Erste Anzeichen deuteten darauf hin, dass er in eine andere Welt übertrat. Eine Gruppe von Männern stand mit dampfenden Kaffeebechern am großen Panoramafenster. Sie trugen die Embleme von Ölfirmen auf ihren Overalls und schienen nur etwas Handgepäck mit sich zu führen. Zwei von ihnen hatten Gesichter wie Anawak. Breitflächig und dunkel, mit mongolisch geschnittenen Augen. Draußen verschwanden riesige, voll gepackte Paletten, festgezurrt mit Packnetzen, im Bauch der Canadian North Airlines Boeing 737, eine nach der anderen. Noch während sie von den Hebebühnen geschoben wurden, erging der Aufruf an die Passagiere. Sie überquerten das Flugfeld zu Fuß und betraten die Maschine über die Leiter unter dem Heck. Die Sitzreihen waren auf das vordere Drittel beschränkt, alles andere hatte dem Stauraum weichen müssen.über zwei Stunden war Anawak nun wieder unterwegs. Von Zeit zu Zeit ruckelte es leicht. Den größten Teil der Strecke waren sie über dichte Wolkenfelder geflogen. Jetzt, kurz vor der Hudson Strait, schoben sich die aufgetürmten Massen auseinander und legten die schwarzbraune Tundralandschaft unter ihnen frei, bergig und zerklüftet, gefleckt von Schneefeldern und immer wieder durchbrochen von Seen, auf denen große Eisschollen trieben. Dann kam die Küste in Sicht. Die Hudson Strait schob sich unter sie, und Anawak spürte, wie er die letzte Grenze überschritt. Ein wildes Durcheinander von Gefühlen brach über ihn herein und riss ihn aus seiner Dösigkeit. In jedem Vorhaben gab es einen point of no return. Streng genommen war Montreal dieser Punkt gewesen, aber symbolisch war es die Hudson Strait. Jenseits der Wasserstraße begann die Welt, in die er nie wieder hatte zurückkehren wollen.war unterwegs in das Land seiner Geburt, in seine Heimat am Saum des Polarkreises, nach Nunavut.sah weiter hinaus und versuchte, jedes Denken auszuschalten. Nach einer weiteren halben Stunde überflogen sie wieder Land, dann eine gleißende, eisüberzogene Fläche, die Frobisher Bay im Südosten von Baffin Island. Die Maschine legte sich in eine Rechtskurve und ging schnell tiefer. Ein knallgelbes Gebäude mit einem gedrungenen Lotsenturm kam ins Bild. In die hügelige, dunkle Landschaft gekauert, wirkte es wie der menschliche Außenposten auf einem fremden Planeten, aber es war nur der Flughafen von Iqaluit, der»Schule der Fische«, Nunavuts Hauptstadt.Boeing setzte auf und rollte langsam aus.musste nicht lange auf die Gepäckausgabe warten. Er nahm seinen hoch gepackten Rucksack in Empfang und schlenderte durch die Abfertigungshalle. Eine Ausstellung warb für Inuit-Kunst mit Wandbehängen und Specksteinskulpturen. In der Mitte der Halle gewahrte er eine überlebensgroße Figur, kompakt, mit Stiefeln und traditioneller Kleidung angetan, eine flache Trommel mit der Rechten hoch über den Kopf erhoben, in der anderen Hand den Klöppel. Der steinerne Trommler hatte den Mund im Gesang weit geöffnet. Er strahlte Spannkraft und Selbstvertrauen aus. Anawak blieb einen Moment davor stehen und las die Inschrift unter der Skulptur: Wo immer Menschen aus der Arktis am besonderem Anlass zusammenkommen, finden Trommeltanz und Throat Singing statt. Dann trat er zum Abfertigungsschalter der First Air und gab seinen Rucksack nach Cape Dorset auf. Die Frau, die das Gepäck in Empfang nahm, erklärte ihm, die Maschine werde mit einstündiger Verspätung abfliegen.

»Vielleicht haben Sie ja noch was in der Stadt zu erledigen«, sagte sie freundlich.zögerte.»Eigentlich nicht. Ich kenne die Stadt kaum.«sah ihn einigermaßen erstaunt an. Offenbar wunderte es sie, dass jemand, der dem Äußeren nach ein Inuk war, die Hauptstadt nicht kannte. Dann lächelte sie wieder.

»Iqaluit hat einiges zu bieten. Sie sollten sich die Zeit nehmen. Gehen Sie ins Nunatta-Sunaqutangit-Museum, das schaffen Sie locker. Es gibt dort eine schöne Ausstellung über traditionelle und zeitgenössische Kunst.«

»Oh ja … natürlich.«

»Oder ins Unikkaarvik-Besucherzentrum. Und machen Sie einen Abstecher zur anglikanischen Kirche. Sie sieht aus wie ein Iglu, die einzige Kirche der Welt, die aussieht wie ein Iglu!«betrachtete die Frau. Sie war eine Einheimische, klein, mit schwarzem Pony und Pferdeschwanz. Ihre Augen blitzten, als sich ihr Lächeln verbreiterte.

»Ich hätte schwören können, Sie sind aus Iqaluit«, sagte sie.

»Nein.«Einen Moment lang fühlte er sich versucht zu sagen, er stamme aus Cape Dorset, dann sagte er:»Vancouver. Ich komme aus Vancouver.«

»Oh, ich liebe Vancouver!«, rief sie.sah sich um. Er fürchtete, den Verkehr aufzuhalten, aber offenbar war er der Einzige, der an diesem Tag weiterflog.

»Sie waren schon mal dort?«

»Nein, ich war noch nie so weit. Aber im Internet gibt es Bilder und jede Menge Informationen. Eine schöne Stadt.«Sie lachte.»Ein bisschen größer als Iqaluit, nicht wahr?«lächelte zurück.»Ja, ich denke schon.«

»Oh, so klein sind wir allerdings auch nicht mehr. Iqaluit hat immerhin schon 6000 Einwohner. Und wir arbeiten dran. In wenigen Jahren werden wir so groß sein wie Vancouver. Haha! Na ja, fast so groß. Entschuldigen Sie.«Ehepaar war hinter ihm aufgetaucht. Er war doch nicht allein auf seinem Weiterflug. Rasch verabschiedete er sich und ging nach draußen, bevor die Frau auf die Idee kam, ihm die Stadt zu zeigen..letzte Erinnerung lag so lange zurück. Einiges schien ihm vertraut, aber das meiste erkannte er nicht wieder. Die Wolken waren in Quebec geblieben, hier stand die Sonne an einem stahlblauen Himmel und sorgte für angenehme Temperaturen. Anawak schätzte, dass es nicht kälter als plus 10° Celsius war. Seine Daunenjacke über dem dicken Pullover war eindeutig zu warm. Er zog sie aus, band sie um die Hüften und stapfte die staubige Straße zum Ortszentrum entlang. Es herrschte erstaunlich viel Verkehr. Er konnte sich nicht erinnern, dass früher auch nur annähernd so viele Geländewagen und ATVs, kleine, mehrachsige Gefährte mit Motorradsitzen, unterwegs gewesen waren. Zu beiden Seiten der Straße lagen die typischen Holzhäuser der Arktis, wegen des Permafrostbodens auf niedrigen Pfählen gebaut. Alle Gebäude der Arktis wurden auf solchen Pfählen errichtet. Hätte man sie direkt auf den Untergrund gesetzt, wäre er durch die abgestrahlte Hitze aufgetaut und abgesackt.weiter Anawak voranschritt, desto stärker drängte sich ihm das Bild der Hand Gottes auf, wie sie eines Tages einen Haufen Bauwerke durcheinander geschüttelt und planlos verstreut hatte. Grellweiße, kubistisch anmutende Baukolosse ohne Fenster erhoben sich zwischen traditionellen, olivgrün oder rostrot gestrichenen Baracken. Die Schule sah aus wie ein gelandetes Ufo. Manche der Wohnhäuser leuchteten in kräftigem Petrol und Aquamarin. Ein Stück weiter stieß er auf das Commissioner’s House, eine Kreuzung aus gemütlicher Gartenvilla und Wohnkuppel für Astronauten. Ganz in der Nähe erhob sich ein elegantes, dreistöckiges Gebäude mit großen Fenstern und einem imposanten Eingang, das in jede Weltstadt gepasst hätte, sah man von den typischen Stelzen und den hoch führenden Treppen ab. Anawak versuchte, die Eindrücke nicht zu sehr an sich heranzulassen, aber seit es ihn halb tot aus einem versinkenden Flugzeug geschwemmt hatte, war ihm die Fähigkeit abhanden gekommen, sich mit Gleichgültigkeit zu betäuben. Die wilde architektonische Mischung vermittelte einen unbekümmerten, beinahe fröhlichen Eindruck, gegen den er tief sitzendes Misstrauen empfand, aber sie ließ ihn nicht unberührt.fragte sich, was hier geschehen war. Das war nicht das depressive Iqaluit aus den Siebzigern. Menschen grüßten ihn auffallend freundlich auf Inuktitut. Er grüßte zurück, knapp und verschlossen. Ohne stehen zu bleiben, lief er eine Stunde durch die Stadt und ging nur einmal ins Besucherzentrum Unikkaarvik, wo er eine noch gewaltigere Kopie des Trommeltänzers vorfand.Trommeltänzer. Als er klein gewesen war, hatte es oft Trommeltanz gegeben. Vor langer Zeit, als die Dinge noch in Ordnung waren.! Wann wäre hier jemals etwas in Ordnung gewesen!ging zurück auf die Straße und lief weiter, während ihm heiß wurde im kristallenen Sonnenlicht. Die anglikanische Kirche sah tatsächlich aus wie ein Iglu, mit hochgezogener Spitze. Er ließ sie links liegen. Nach einer guten Stunde war er wieder in der Abfertigungshalle des Flughafens und verzog sich mit einer Zeitung auf eine Bank. Außer ihm wartete nur das Ehepaar auf den Weiterflug. Er klappte die Zeitung so auf, dass sie ihn von allen äußeren Einflüssen abschirmte, las die Artikel, ohne ihre Inhalte aufzunehmen, und warf sie schließlich weg.junge Frau vom Schalter bat sie, ihr zu folgen. Sie traten durch einen Nebenausgang des Flughafens aufs Rollfeld, wo eine kleine zweimotorige Propellermaschine vom Typ Piper wartete. Anawak stieg zusammen mit dem Ehepaar über zwei Stufen ins enge Kabineninnere. Die Maschine hatte nur sechs Plätze. Im hinteren Teil war hinter Netzen das Gepäck verstaut. Eine Abtrennung der Kanzel zum Passagierraum gab es nicht. Sie rollten zur Startbahn und mussten einen Moment warten, bis eine andere Maschine gleicher Bauart gelandet war, dann nahmen sie einen kurzen, schnellen Anlauf und hoben etwas wackelig ab. Der Flughafen wurde kleiner und verschwand. Unter ihnen glitzerte die Frobisher Bay. Über teils noch schnee— und eisbedeckte, von Gletschern geschliffene Berge flogen sie nach Westen. Zur Linken gleißte das Sonnenlicht auf der Hudson Strait, rechts funkelte es auf der Oberfläche eines Sees, dessen Name Anawak spontan wieder einfiel: Amadjuak Lake.waren sie manchmal gewesen.vieles kam zurück, in rasender Geschwindigkeit. Erinnerungen manifestierten sich wie Schemen in einem Schneesturm und zogen ihn in die Vergangenheit.wollte nicht dorthin zurück.Land wurde flacher, endete. Zwanzig Minuten lang führte sie ihre Route übers Meer, dann war durch die Cockpitfenster wieder gebirgiges Land zu erkennen. Die Bucht von Tellik Inlet mit ihren sieben Inseln schob sich ins Blickfeld. Über eine davon zog sich die dünne Linie der Landebahn von Cape Dorset.setzten auf.fühlte sein Herz nach draußen drängen. Er war zu Hause. Er war dort, wohin er niemals hatte zurückkommen wollen. Widerwille und Neugier mischten sich mit Angst, während die Piper dem Empfangsgebäude entgegenrollte.Dorset: das New York des Nordens, wie es mit seinen knapp 1200 Einwohnern halb bewundernd, halb scherzhaft genannt wurde, eines der ausgewiesenen Zentren für Inuit-Kunst.war es so.war alles anders gewesen.Dorset: Kinngait in der Sprache der Inuit, Hohe Berge, gelegen in der weiteren Umgebung von Sikusülaq, wo kein Eis auf dem Meer entsteht, weil selbst in den strengsten Wintern milde Strömungen verhinderten, dass die Meeresoberfläche rund um die Foxe Peninsula, Baffin Islands südwestlichen Ausleger, gänzlich zufror. Namen fluteten Anawaks Hirn. Da war diese winzige Insel nahe Cape Dorset, Mallikjuaq, ein Naturschutzgebiet voller kleiner Wunder, mit Fuchsfallen aus dem 19. Jahrhundert, Resten der uralten Thule-Kultur, legendenumwobenen Gräbern und einem romantischen See, an dem sie oft gecampt hatten. Anawak erinnerte sich an den kleinen Kajakstand. Dort war er gerne gewesen, auf Mallikjuaq. Dann sah er in seiner Erinnerung seinen Vater und seine Mutter, und er wusste wieder, was ihn fortgetrieben hatte aus dem Land, das damals noch nicht Nunavut geheißen hatte, sondern Northwest Territories.nahm seinen Rucksack in Empfang und kletterte aus der Piper.stürmte ein Mann auf das Ehepaar zu. Offenbar kannte man sich. Die Begrüßung war überschwänglich, aber das war sie bei den Inuit fast immer. Man kannte jede Menge Wörter zu Begrüßung und kein einziges für good bye. Auch zu Anawak hatte niemand ein Wort des Abschieds gesagt vor 19 Jahren, nicht einmal der Mann, der plötzlich klein und verwittert auf dem Rollfeld stand, als das Ehepaar und ihr einheimischer Freund schwatzend abzogen. Einen Moment lang hatte Anawak Mühe, ihn wieder zu erkennen — Ijitsiaq Akesuk war sichtlich gealtert, und er trug einen dünnen grauen Schnurrbart, den er früher nicht gehabt hatte. Aber er war es. Das zerknautschte Gesicht verbreitete sich zu einem Lächeln. Er eilte Anawak entgegen und umarmte ihn mitsamt seinem Rucksack. Dabei entsprudelte seinen Lippen ein Wortschwall auf Inuktitut. Dann besann er sich und sagte auf Englisch:»Leon. Mein Junge. Was für ein gut aussehender junger Doktor.«ließ die Umarmung geschehen und klopfte Akesuk halbherzig auf den Rücken.»Onkel Iji. Wie geht’s dir?«


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