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thrillerSchaetzingSchwarmFischer verschwindet vor Peru, spurlos. Цlbohrexperten stoЯen in der norwegischen See auf merkwьrdige Organismen, die hunderte Quadratkilometer Meeresboden in Besitz 40 страница



»Du wirst weiterhin den Staub von deinen Führern blasen müssen«, sagte er.»Du weißt genau, dass dein Platz hier ist und nicht in einem Expertenrat, wo man dich platt redet, wenn du was sagen willst. Ohne dich ist Davie aufgeschmissen.«sah ihn an.

»Kleine Motivationsveranstaltung?«, fragte er.

»Nein. Wozu? Warum sollte ich dich motivieren? Ich bin derjenige, der die Schnauze halten muss und seinen Freunden nichts erzählen darf. Warum versuchst du nicht, mich zu motivieren?«drehte die Bierdose in seiner Hand. Dann grinste er.»Wie lange bleibst du?«

»Kann ich mir aussuchen«, sagte Anawak.»Sie behandeln uns wie die Könige, wir haben rund um die Uhr Zugriff auf den Helikoptershuttle. Ich muss nur anrufen.«

»Sie tragen dir wirklich den Arsch hinterher, was?«

»Ja, tun sie. Dafür erwarten sie, dass ich es wert bin. Wahrscheinlich sollte ich in Nanaimo sein oder im Aquarium oder sonst wo und arbeiten, aber ich wollte euch sehen.«

»Arbeiten kannst du auch hier. Okay, ich motiviere dich. Komm heute Abend zum Essen. Du bekommst ein Riesensteak. Ich werde es selber für dich wenden, bis es aussieht und schmeckt wie die Sünde selber.«

»Klingt gut«, sagte Delaware.»Um wie viel Uhr?«warf ihr einen undefinierbaren Blick zu.

»Du kannst auch gerne kommen«, sagte er.kniff die Augen zusammen und erwiderte nichts. Anawak fragte sich, was da los war, aber er hielt sich fürs Erste raus und versprach Shoemaker, um sieben da zu sein. Wenig später lösten sie die Runde auf. Shoemaker machte sich auf den Weg nach Ucluelet, um Davie zu treffen. Anawak ging die Hauptstraße entlang zu seinem Boot und freute sich über Delawares Begleitung.hatte er die Nervensäge tatsächlich vermisst.

»Was hat Tom eigentlich vorhin gemeint«, fragte er.stellte sich ahnungslos.»Wovon redest du?«

»Die Einladung zum Steak. So wie er es sagte, klang es, als ob er dich nicht gerne in Begleitung sieht.«wirkte verlegen. Sie nestelte an einer Strähne ihres Haars und krauste die Nase.

»Na ja. Es ist was passiert in den Tagen, in denen du weg warst. Ich meine, das Leben steckt voller Überraschungen, nicht wahr? Manchmal ist man selber total platt.«blieb stehen und sah sie an.»Ja, und?«

»Also, der Tag, an dem du rüber bist nach Vancouver und erst mal nicht mehr auftauchtest — ich meine, du warst über Nacht verschwunden! Keiner wusste was über deinen Verbleib, und ein paar Leute haben sich Sorgen gemacht. Unter anderem auch, ähm … Jack. Also, Jack rief mich an, will sagen, er wollte eigentlich dich anrufen, aber du warst nicht da, und …«

»Jack?«, fragte Anawak.

»Ja.«

»Greywolf? Jack O’Bannon?«

»Er sagte, ihr hättet euch unterhalten«, fuhr Delaware hastig fort, bevor er weitersprechen konnte.»Und es muss wohl ein ziemlich gutes Gespräch gewesen sein. Jedenfalls, er freute sich und wollte, glaube ich, einfach mit dir quatschen, und …«Sie sah Anawak in die Augen.»Es war doch ein gutes Gespräch, oder?«

»Und was, wenn nicht?«

»Das wäre ziemlich blöde, weil …«

»Schon okay. Es war ein gutes Gespräch. Könntest du jetzt bitte aufhören, tausend Pirouetten zu drehen, und zur Sache kommen?«»Wir sind zusammen«, platzte sie heraus. Anawak öffnete den Mund und schloss ihn wieder.

»Ich sagte ja, manchmal ist man vollkommen platt! Er kam rüber nach Tofino — ich hatte ihm nämlich meine Nummer gegeben, du weißt ja, dass ich ihn irgendwie Masse … also, dass ich ein gewisses Verständnis für seinen Standpunkt aufbrachte, und …«spürte, wie seine Mundwinkel zuckten. Er versuchte ernst zu bleiben.»Ein gewisses Verständnis. Natürlich.«

»Er kam also. Wir tranken was bei Schooners, und hinterher gingen wir runter an den Steg. Er hat mir alles Mögliche von sich erzählt, und ich hab ihm was von mir erzählt, wie das eben so geht, du quatschst und quatschst, und plötzlich … rumms … Du weißt schon.«begann zu grinsen.

»Und Shoemaker passt das gar nicht.«

»Er hasst Jack!«

»Ich weiß. Das kannst du ihm nicht verdenken. Nur weil wir Greywolf plötzlich alle wieder lieb haben — du insbesondere —, ändert das nichts daran, dass er sich wie ein Arschloch aufgeführt hat. Jahrelang, wenn du’s genau wissen willst. Er ist ein Arschloch.«



»Nicht mehr als du auch«, entfuhr es ihr.nickte.lachte er. Bei allem Elend, das über die Welt gekommen war, lachte er über Delawares verzwickte Geschichte, er lachte über sich selbst und seinen Groll auf Greywolf, der eigentlich nur aus Wut über eine verlorene Freundschaft bestanden hatte, er lachte über sein Leben in den letzten Jahren, über sein dumpfes, brütendes Dasein, er lachte sich selber aus, dass es fast schmerzte, und genoss es.lachte immer lauter.legte den Kopf schief und sah ihn verständnislos an.

»Was gibt’s denn da so blöde zu gackern?«

»Du hast Recht«, kicherte Anawak.

»Was heißt, du hast Recht? Bist du übergeschnappt?«spürte, dass sein Heiterkeitsausbruch drohte, ins Hysterische abzugleiten, aber er konnte nichts dagegen tun. Es schüttelte ihn vor Gelächter. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal so gelacht hatte. Ob er überhaupt je so gelacht hatte.

»Licia, du bist unbezahlbar«, japste er.»Du hast so verdammt Recht. Arschlöcher. Genau! Wir alle. Und du bist mit Greywolf zusammen. Ich pack’s nicht. Oh Mann!«Augen verengten sich.»Du machst dich über mich lustig.«

»Nein, überhaupt nicht«, keuchte er.

»Doch.«

»Ich schwör’s dir, es ist nur …«Plötzlich fiel ihm etwas ein. Etwas, von dem er sich fragte, warum er nicht schon viel früher darauf gekommen war. Sein Gelächter erstarb.»Wo ist Jack eigentlich gerade?«

»Ich weiß nicht.«Sie zuckte die Achseln.»Vielleicht zu Hause?«

»Jack ist nie zu Hause. Ich denke, ihr seid zusammen?«

»Mein Gott, Leon! Wir haben nicht geheiratet, wenn du das meinst. Wir haben Spaß und sind verknallt, aber ich überwache doch nicht jeden seiner Schritte.«

»Nein«, murmelte Anawak.»Das wäre auch nichts für ihn.«

»Wieso fragst du? Willst du ihn sprechen?«

»Ja.«Er fasste sie bei den Schultern.»Licia, pass auf. Ich muss ein bisschen privaten Kram erledigen. Versuch ihn aufzustöbern. Vor heute Abend, wenn’s geht, damit wir Shoemaker nicht das Essen verderben. Sag ihm, ich … ich würde mich freuen, ihn zu sehen. Ja, ganz ehrlich! Ich würde mich freuen. Ich hätte regelrecht Sehnsucht nach ihm.«lächelte unsicher.

»Gut. Ich werd’s ihm sagen.«

»Fein.«

»Ihr Männer seid komisch. Echt. Du meine Güte. Ihr seid wirklich ein paar komische Affen.«ging aufs Schiff, sah die Post durch und schaute auf einen Sprung bei Schooners vorbei, wo er einen Kaffee trank und mit Fischern plauderte. Während seiner Abwesenheit waren zwei Männer in einem Kanu verunglückt und gestorben. Sie hatten sich trotz des strikten Verbots hinausgewagt. Keine zehn Minuten hatte es gedauert, bis sie von Orcas gerammt worden waren. Die Überreste des einen Mannes waren später angespült worden, von dem anderen fehlte jede Spur. Niemand verspürte Lust, ihn zu suchen.

»Ist ja nicht deren Problem«, sagte einer der Fischer, womit er die Betreiber der großen Fähren, Frachter und Fabriktrawler und die Kriegsmarine meinte. Er trank sein Bier mit der Verbissenheit desjenigen, der den Schuldigen ausgemacht zu haben glaubt und sich durch nichts und niemanden davon abbringen lässt, ihm die Verantwortung für seine Misere anzulasten. Dann sah er Anawak an, als erwarte er von ihm eine Bestätigung.ist sehr wohl deren Problem, war Anawak versucht zu sagen, ihren Schiffen geht es keinen Deut besser. Er schwieg. Was sollte er antworten? Er durfte über die großen Zusammenhänge nicht sprechen, und die Leute in Tofino sahen nur ihren Ausschnitt der Welt. Sie kannten die Statistik über die Zunahme schwerer Unglücke nicht, mit denen Peak den Stab konfrontiert hatte.

»Nee, Junge, denen kommt das doch gelegen!«, knurrte der Mann.»Die großen Fangflotten dehnen ihr Monopol immer weiter aus, und jetzt so was. Sie haben uns die Bestände weggefischt, und jetzt räumen sie den Rest auch noch ab, nachdem wir Kleinen nicht mal mehr rausfahren können.«Und dann, nach einem weiteren Zug aus seinem Glas, sagte er:»Wir sollten diese verdammten Wale abschießen. Wir sollten ihnen zeigen, wo der Hammer hängt.«war überall dasselbe. Wo immer Anawak hinhörte in den Stunden, seit er in Tofino war, klang die gleiche Forderung durch.öten wir die Wale.alles umsonst gewesen? Die Jahre der Mühsal, um ein paar lumpige, löchrige Schutzverordnungen zu erzwingen? Auf seine Weise hatte der frustrierte Fischer am Tresen von Schooners den Nagel auf den Kopf getroffen. Aus Sicht der kleinen Fischer brachte die Situation den Großen nur Vorteile ein, weil große Fabrikschiffe die Fanggründe als Einzige noch befahren konnten und jene, denen die Erlasse der Internationalen Walfangkommission, eingeschränkte Fangquoten und Jagdverbote immer schon ein Dorn im Auge gewesen waren, endlich eine Legitimation vorweisen konnten, wieder Wale zu jagen.bezahlte seinen Kaffee und ging zurück zur Station. Der Verkaufsraum war leer. Er machte es sich hinter der Theke bequem, schaltete den Computer ein und begann, das World Wide Web zu durchforsten auf der Suche nach militärischen Dressurprogrammen. Es war mühsam. Diverse Seiten ließen sich nicht aufrufen. Während sie im Chateau Zugriff auf jede gewünschte Information hatten, krankte das öffentliche Netz zunehmend unter dem Ausfall der Tiefseekabel.ließ sich nicht entmutigen. Die offizielle Homepage des US Navy’s Marine Mammal Program zur militärischen Arbeit mit Meeressäugern fand er schnell. Was dort zu lesen war, kannte er bereits aus dem Whistler Circuit. Jeder bessere investigative Journalist hatte dutzendfach darüber berichtet. Er schloss die Seite und suchte weiter. Nach kurzer Zeit stieß er auf Meldungen über ein militärisches Programm in der ehemaligen Sowjetunion, die viel versprechend klangen. Eine größere Anzahl Delphine, Seelöwen und Belugas waren demnach während des Kalten Krieges mit dem Auffinden von Minen und verloren gegangenen Torpedos betraut und zum Schutz der Schwarzmeerflotte eingesetzt worden. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion waren die Tiere in ein Ozeanarium in Sevastopol auf der Krimhalbinsel überführt worden und hatten dort Zirkuskunststücke vorgeführt, bis den Betreibern das Geld für Lebensmittel und Medikamente ausgegangen war und sie vor der Alternative standen, ihre Schützlinge entweder zu töten oder zu verkaufen. Einige Tiere gelangten auf diese Weise in ein Therapieprogramm für autistische Kinder. Die anderen wurden in den Iran verkauft. Dort verlor sich ihre Spur, was vermuten ließ, dass sie Gegenstand neuerlicher militärischer Experimente geworden waren.erlebten Meeressäuger eine Renaissance in der strategischen Kriegsführung. Während des Kalten Krieges hatte ein regelrechtes Wettrüsten zwischen den USA und der Sowjetunion stattgefunden, wer die effizienteste Meeressäugerstaffel aufbaute. Mit dem Ende der Blockstaaten schien sich Delphinspionage erledigt zu haben, doch dem Gerangel der Supermächte war keine bessere Weltordnung gefolgt. Der israelisch-palästinensische Konflikt geriet aus dem Ruder und begann die Region zu destabilisieren. Im Verborgenen wuchs eine neue, megapotente Generation von Terroristen heran, die in der Lage waren, amerikanische Kriegsschiffe zu sabotieren. Zahllose internationale Konflikte gipfelten in verminten Gewässern, verloren gegangenen Projektilen und wertvoller Ausrüstung, die auf den Meeresgrund sank und wieder hochgeholt werden musste. Es zeigte sich, dass Delphine, Seelöwen und Belugas jedem Taucher oder Roboter darin weit überlegen waren. Beim Aufspüren von Minen arbeiteten Delphine nachweislich 12-mal effizienter als Menschen. Die US-Seelöwen in den Militärbasen von Charleston und San Diego verbuchten im Aufspüren von Torpedos eine Erfolgsquote von 95 Prozent. Während Menschen unter Wasser nur eingeschränkt arbeiten konnten, unter schlechter Orientierung litten und Stunden in Dekompressionskammern verbringen mussten, operierten die Säuger in ihrem natürlichen Lebensraum. Seelöwen sahen noch bei extrem schlechten Lichtverhältnissen. Delphine orientierten sich selbst in lichtloser Schwärze, indem sie Sonar einsetzten, ein Trommelfeuer von Klicklauten, aus deren Echos sie mit unglaublicher Präzision auf Standort und Form von Gegenständen schließen konnten. Meeressäuger tauchten mühelos Dutzende von Malen am Tag in Tiefen von mehreren hundert Metern. Ein kleines Team von Delphinen ersetzte Millionen teure Schiffe, Taucher, Besatzungen und Equipment. Und immer, fast immer, kamen die Tiere zurück. In 30 Jahren hatte die US-Navy gerade mal sieben Delphine verloren.wurden die amerikanischen Dressurprogramme mit neuen Mitteln fortgesetzt. Aus Russland hörte man von ersten Anstrengungen, die Arbeit mit den Säugern wieder aufzunehmen. Auch die indische Armee begann mit eigenen Zucht— und Dressurprogrammen. Aktuell war selbst der Nahe Osten in die Forschung eingestiegen.Vanderbilt am Ende Recht?war überzeugt, dass in den Tiefen des Web Informationen zu finden waren, die man auf der Homepage der US-Navy vergebens suchte. Er hörte nicht zum ersten Mal von Militärversuchen, um Wale und Delphine vollständiger Kontrolle zu unterwerfen. Dabei ging es weniger um klassische Dressur als um neuronale Forschung, wie sie John Lilly einst begonnen hatte. Weltweit hegte das Militär ein ausgeprägtes Interesse am Sonar der Delphine, das jedem menschlichen System überlegen war und dessen Funktionsweise man immer noch nicht verstand. Vieles deutete darauf hin, dass in jüngster Vergangenheit Experimente stattgefunden hatten, die weit über alles hinausgingen, was man offiziell bereit war einzugestehen.würden die Antworten zu finden sein auf die Frage, was mit den Walen geschehen war.das World Wide Web schwieg sich aus.schwieg beharrlich, durchbrochen von Abstürzen und Zugriffsfehlern. Es schwieg drei Stunden lang, bis Anawak schließlich kurz davor stand aufzugeben. Seine Augen brannten. Er hatte keine Lust und keine Konzentration mehr, und so entging ihm beinahe die kurze Meldung des Earth Island Journal, die über den Bildschirm flackerte.Navy verantwortlich für tote Delphine?Journal wurde herausgegeben vom Earth Island Institute, einer Umweltschutzgruppe, die sich um neuartige Methoden zum Erhalt der Natur bemühte und diverse Projekte betrieb. Die Earth-Island- Leute waren in der Klimadiskussion vertreten und enthüllten Umweltskandale. Ein großer Teil ihrer Arbeit galt dem Leben in den Ozeanen und speziell dem Schutz der Wale.kurze Artikel ging zurück auf ein Ereignis zu Beginn der neunziger Jahre, als an der französischen Mittelmeerküste 16 tote Delphine angeschwemmt worden waren. Alle Kadaver wiesen rätselhafte, identische Wunden auf. Ein sauber ausgestanztes, faustgroßes Loch an der hinteren Nackenseite, unter dem der nackte Schädelknochen zu sehen war. Niemand hatte sich damals erklären können, was es mit den mysteriösen Verletzungen auf sich hatte, aber ohne Zweifel waren sie verantwortlich für den Tod der Tiere. Der Vorfall hatte sich während der ersten Golfkrise ereignet, als große Flottenverbände der Amerikaner das Mittelmeer durchkreuzt hatten, und Earth Island stellte einen Zusammenhang mit Geheimexperimenten der US-Navy her, von denen man annahm, dass sie zu dieser Zeit stattgefunden haben mussten.hatten sie nicht den gewünschten Erfolg gehabt, sodass man sich schließlich gezwungen sah, sie zu vertuschen.muss damals fürchterlich schief gelaufen sein, schrieb das Journal.druckte den Text aus und versuchte, im Archiv weitere Artikel zu finden, die den Vorfall aufgriffen. Er war so vertieft in seine Arbeit, dass er kaum hörte, wie die Tür der Station geöffnet wurde. Erst als sich sein Blickfeld verdunkelte, schaute er auf und sah einen muskulösen Bauch und eine nackte, behaarte Brust, die sich unter einer offen stehenden Lederjacke hervorwölbte.legte den Kopf in den Nacken. Bei der Größe seines Gegenübers war das unvermeidbar.

»Du wolltest mich sprechen«, sagte Greywolf.Lederzeug an seinem gewaltigen Körper war speckig und abgetragen wie immer. Die langen Haare hatte er zu einem schimmernden Zopf gebunden. Augen und Zähne blitzten. Anawak hatte den Halbindianer einige Tage nicht gesehen, und wie alles um sich herum nahm er auch ihn plötzlich mit anderen Augen wahr. Er spürte die Kraft des Hünen, seine Ausstrahlung, seinen natürlichen Charme. Es war kein Wunder, dass Delaware so viel geballter Männlichkeit verfallen war. Wahrscheinlich hatte es Greywolf nicht mal darauf angelegt.

»Ich dachte, du bist irgendwo in Ucluelet«, sagte er.

»War ich auch.«Greywolf zog einen Stuhl heran und setzte sich, dass es knarrte.»Licia meinte, du brauchst mich.«

»Brauchen?«Anawak lächelte.»Ich hatte ihr gesagt, dass ich mich freuen würde, dich zu sehen.«

»Was im Klartext heißt, du brauchst mich. Also bin ich hier.«

»Und wie geht’s dir?«

»Es ginge mir besser, wenn du was zu trinken hättest.«ging zum Kühlschrank, förderte Bier und Cola zutage und stellte beides auf die Theke. Greywolf trank eine halbe Dose Heineken in einem Zug und wischte sich den Mund.

»Hab ich dich bei irgendwas gestört?«, fragte Anawak.

»Zerbrich dir nicht den Kopf. Ich war fischen mit ein paar reichen Säcken aus Beverly Hills. Was euch Whale Watcher betrifft, so schwappt euer idiotisches Geschäft gerade zu mir rüber. Keiner geht davon aus, dass sein Boot von einer Forelle attackiert wird, also bin ich umgestiegen und biete Angeltouren auf den Seen und Flüssen unserer geliebten Insel an.«

»Ich sehe, deine Einstellung zum Whale Watching hat sich nicht sonderlich geändert.«

»Nein, warum sollte sie? Aber ich lasse euch in Ruhe.«

»Oh, danke«, sagte Anawak sarkastisch.»Aber es trifft sich gut. Ich meine, dass du immer noch auf deinem Rachefeldzug für die gepeinigte Natur bist. Erzähl mir nochmal in kurzen Zügen, was du bei der Navy gemacht hast.«starrte ihn verblüfft an.»Das weißt du doch.«

»Erzähl’s mir nochmal.«

»Ich war Trainer. Wir haben Delphine für taktische Einsätze trainiert.«

»Wo? In San Diego?«

»Ja, auch da.«

»Und du bist wegen Herzmuskelschwäche oder so was Ähnlichem entlassen worden. In allen Ehren.«

»Genau«, sagte Greywolf zwischen zwei Schlucken.

»Das stimmt nicht, Jack. Du bist nicht entlassen worden. Du bist von selber gegangen.«nahm die Dose vom Mund und setzte sie beinahe vorsichtig auf dem Tresen ab.

»Wie kommst du denn darauf?«

»Weil es in den Akten des Space and Naval Warfare System Center San Diego so vermerkt ist«, sagte Anawak. Er begann, langsam im Raum auf und ab zu gehen.»Nur damit du siehst, dass ich im Bilde bin: Das SSC San Diego ist die Nachfolgeorganisation einer Behörde, die sich Navy Command, Control and Ocean Systems Center nannte, ebenfalls beheimatet in San Diego, Point Loma. Die Finanzierung erfolgte durch eine Organisation, aus der das US Navy’s Marine Mammal System von heute hervorgegangen ist. Jede dieser Institutionen taucht in irgendeiner Weise auf, wenn man die Geschichte der Meeressäugerprogramme nachliest, und jede wird unter der Hand in Verbindung gebracht mit einer Reihe dubioser Experimente, die angeblich niemals stattgefunden haben.«Anawak hielt einen Moment inne. Dann entschloss er sich zu einem Bluff.»Experimente, die durchgeführt wurden in Point Loma, wo du stationiert warst.«verfolgte Anawaks Wanderung durch den Verkaufsraum mit lauernden Blicken.»Wozu erzählst du mir den ganzen Quatsch?«

»Aktuell werden in San Diego Ernährungsgewohnheiten erforscht, Jagd— und Kommunikationsverhalten, Dressurfähigkeit, Möglichkeiten der Auswilderung und so weiter. Was das Militär allerdings noch mehr interessiert, ist das Gehirn der Säuger. Dieses Interesse geht zurück auf die Sechziger. Zur Zeit des ersten Golfkriegs scheint es neu aufgeflammt zu sein. Du warst damals schon einige Jahre dabei. Als du die Navy verlassen hast, bist du im Rang eines Lieutenant ausgeschieden, zuletzt verantwortlich für die beiden Delphinstaffeln MK6 und MK7, zwei von insgesamt vier.«Brauen zogen sich zusammen.

»Na und? Habt ihr keine anderen Sorgen in eurem Ausschuss? Die Situation in Europa beispielsweise?«

»Der nächste Schritt in deiner Karriere hätte dir die Gesamtverantwortung über das komplette Programm eingetragen«, fuhr Anawak fort.»Stattdessen hast du alles hingeschmissen.«

»Ich habe überhaupt nichts hingeschmissen. Sie haben mich ausgemustert.«schüttelte den Kopf.»Jack, ich genieße ein paar bemerkenswerte Privilegien. Ich verdanke ihnen Zugriff auf eine Reihe von Daten, an deren Verlässlichkeit es nichts zu rütteln gibt. Du bist freiwillig gegangen, und ich würde gerne wissen, warum.«nahm den Ausdruck des Earth-Island- Artikels vom Tresen und reichte ihn Greywolf, der einen kurzen Blick darauf warf und das Blatt weglegte.ganze Weile war es still.

»Jack«, sagte Anawak leise.»Du hattest Recht. Ich freue mich wirklich, dich zu sehen, aber ich brauche deine Hilfe.«sah zu Boden und schwieg.

»Was hast du damals erlebt? Warum bist du gegangen?«Halbindianer brütete weiter vor sich hin. Dann straffte er sich und verschränkte die Arme hinter dem Kopf.»Warum willst du das wissen?«

»Weil es uns helfen könnte zu verstehen, was mit unseren Walen geschehen ist.«

»Es sind nicht eure Wale. Es sind nicht eure Delphine. Nichts ist euer. Du willst wissen, was los ist? Sie schlagen zurück, Leon. Wir kriegen die längst fällige Quittung. Sie spielen nicht mehr mit. Wir haben sie als Eigentum betrachtet, ihnen Leid zugefügt, sie missbraucht, sie begafft. Sie haben einfach die Schnauze voll von uns.«

»Du glaubst tatsächlich, sie tun das alles aus freiem Willen?«setzte zum Sprechen an, dann schüttelte er den Kopf.

»Mich interessiert nicht mehr, warum sie irgendetwas tun. Wir haben uns schon viel zu sehr für sie interessiert. Ich will es nicht wissen, Leon, ich will einfach nur, dass man sie in Frieden lässt.«

»Jack«, sagte Anawak langsam.»Sie werden gezwungen.«

»Quatsch. Wer sollte …«

»Sie werden gezwungen! Wir haben den Beweis. Ich dürfte dir das gar nicht erzählen, aber ich brauche Informationen. Du willst ihnen Leid ersparen, dann tu es auch. Im Moment widerfährt ihnen größeres Leid, als du dir vorstellen kannst …«

»Als ich mir vorstellen kann?«Greywolf sprang auf.»Was weißt du denn? Du weißt gar nichts!«

»Dann klär mich auf.«

»Ich habe …«Der Riese schien mit sich zu ringen. Seine Kiefer mahlten. Er ballte die Fäuste. Dann ging eine Veränderung mit ihm vor. Sein Körper entspannte sich, erschlaffte geradezu.

»Komm mit«, sagte er.»Wir gehen spazieren.«Weile liefen sie schweigend nebeneinander her. Am Ortsrand wählte Greywolf einen Pfad, der unter Bäumen hindurch zum Wasser führte. Nach wenigen Schritten erreichten sie die Böschung. Ein kleiner, wackliger Steg führte hinaus und bot Ausblick auf die herbe Schönheit der Bucht. Greywolf schlenderte die windschiefen Planken entlang und ließ sich am Stegende nieder. Anawak folgte ihm. Von Tofino lugten hinter der Landzunge zur Rechten nur Davies Pier und einige Stelzenhäuser hervor. Sie saßen eine Weile dort und sahen auf die Berge, deren Farben im späten Nachmittagslicht kraftvoll leuchteten.

»Deine Daten sind nicht ganz vollständig«, sagte Greywolf schließlich.»Offiziell gibt es vier Gruppen, MK4 bis 7, aber es existiert eine fünfte Gruppe, Deckname MKO. Die Navy bevorzugt übrigens den Begriff System statt Gruppe. Jedem System fallen bestimmte Aufgaben zu. Es stimmt, San Diego hat die Leitung inne, aber die meiste Zeit verbrachte ich in Coronado, Kalifornien, wo viele der Tiere trainiert werden. Die Armee hält sie in ihrem natürlichen Lebensraum, in Buchten und Hafenanlagen. Es geht ihnen dort gut! Sie werden regelmäßig gefüttert und genießen ausgezeichnete medizinische Versorgung, das ist mehr, als die meisten Menschen für sich verbuchen können.«

»Und du warst für diese fünfte Gruppe … das fünfte System verantwortlich?«

»Du machst dir falsche Vorstellungen. MKO ist anders. Im Allgemeinen umfasst ein System vier bis acht Tiere mit fest definierten Aufträgen. MK4 hat zum Beispiel die Aufgabe, am Ozeanboden verankerte Minen aufzuspüren und zu markieren. Alles Delphine. Sie werden außerdem darauf trainiert, Sabotageversuche an Schiffen zu melden. MK5 ist eine Seelöwenstaffel, MK6 und MK7 suchen ebenfalls nach Minen, werden aber bevorzugt in der Abwehr feindlicher Taucher eingesetzt.«

»Sie greifen Taucher an?«

»Nein. Sie geben dem Eindringling einen Stups mit der Nase und befestigen dabei eine zusammengewickelte Schnur an seinem Anzug, deren Ende mit einem Schwimmer versehen ist. Der Schwimmer ist mit einem Stroboskoplicht gekoppelt, das uns die Position des Tauchers verrät. Alles andere erledigen dann wir. Ähnlich läuft das mit den Minen. Die Tiere melden den Fund. In manchen Fällen tauchen sie mit einem Magneten nach unten, platzieren ihn an der Mine, am Magnet hängt ein Seil, und das bringen sie zurück. Wenn die Mine nicht gerade fest verankert ist, müssen wir nur noch an der Strippe ziehen. Fertig. Schwertwale und Belugas holen dir Torpedos aus bis zu einem Kilometer Tiefe, es ist beeindruckend. — Du musst dir vorstellen, dass Minensuchen für Menschen ein tödliches Geschäft ist. Nicht mal so sehr, weil dir das Ding um die Ohren fliegen könnte, sondern weil du fast immer in Ufernähe danach suchen musst und hauptsächlich dort, wo es gerade kracht.wirst vom Land her beschossen.«

»Und die Minen töten die Tiere nicht?«

»Offiziell ist kein einziges Tier auf diese Weise gestorben. Tatsächlich gibt es Ausnahmen, aber sie liegen im tolerierbaren Bereich. Jedenfalls, von MKO hatte ich anfangs nur gehört und es für ein Ammenmärchen gehalten. Es ist kein richtiges System, sondern der Deckname für eine ganze Reihe von Programmen und Experimenten, die an unterschiedlichen Orten und mit immer neuen Tieren durchgeführt werden. MKO-Tiere kommen auch nicht mit anderen Tieren in Kontakt, aber manchmal werden Tiere aus regulären Systemen für MKO rekrutiert und verschwinden dann für alle Zeiten.«Greywolf machte eine Pause.»Ich war ein guter Trainer. MK6 war mein erstes System. Wir nahmen an jedem größeren Manöver teil. 1990 übernahm ich MK7, und alle schlugen mir auf die Schulter. Sie lobten meine Arbeit über den grünen Klee, und schließlich kam einer auf den Gedanken, dass ich vielleicht ein bisschen mehr erfahren sollte.«

»Über MKO.«

»Ich wusste natürlich, dass Tümmler der Navy ihren ersten großen Erfolg Anfang der Siebziger in Vietnam verbucht hatten, wo sie Häfen in der Cam-Ranh-Bucht schützten und die Unterwassersabotage der Vietkong stoppten. — Das erzählen sie dir immer als Erstes beim MMS, und sie sind mächtig stolz darauf. Was sie dir nicht erzählen, sind die Umstände, unter denen das geschah. Sie verlieren auch kein Wort über das Swimmer Nullification Program. Das funktioniert nämlich ein bisschen anders. Die Tiere werden darauf dressiert, feindlichen Froschmännern Maske und Flossen herunterzureißen und die Luftschläuche rauszuziehen. Brutal genug, aber in Vietnam trugen sie an Schnauze und Flossen außerdem lange, stilettartige Messer, und einige führten auf dem Rücken Harpunen mit sich. Was dich da unter Wasser angriff, war kein Delphin oder Tümmler mehr, sondern eine Tötungsmaschine. — Und selbst das ist harmlos gegen den Trick, auf den die Navy dann verfiel, als sie den Tieren subkutane Spritzen auf die Schnauzen setzten, mit denen sie die Taucher rammen sollten, was sie auch fleißig taten. Das Problem für den betroffenen Taucher lag jedes Mal darin, dass die Spritze eine Ladung von 3000 psi Karbondioxid in seinen Körper jagte, also komprimierte Kohlensäure. Das Gas breitet sich binnen weniger Sekunden aus. Das Opfer explodiert. Es wird in Fetzen gerissen. — Über 40 Vietkong sind auf diese Weise von unseren Tieren getötet worden und aus Versehen auch zwei Amerikaner, aber ein bisschen Schwund ist überall.«spürte, wie sich sein Magen zusammenkrampfte.


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