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thrillerSchaetzingSchwarmFischer verschwindet vor Peru, spurlos. Цlbohrexperten stoЯen in der norwegischen See auf merkwьrdige Organismen, die hunderte Quadratkilometer Meeresboden in Besitz 34 страница



»Schaden?«, fragte ein französischer Abgeordneter mit starkem Akzent.»Was heißt das? Todesfälle?«sonst, du Idiot, schien Peak zu denken.

»Ja, Todesfälle«, sagte er.»Sie greifen auch Boote an.«

»Mon Dieu! Was kann ein Hai gegen ein Boot ausrichten?«

»Täuschen Sie sich nicht!«Peak lächelte dünn.»Ein ausgewachsener Weißhai ist durchaus in der Lage, ein kleines Boot durch Rammen oder Bisse zu versenken. Haiangriffe auf Flöße mit Schiffbrüchigen sind belegt. Wenn mehrere Tiere zugleich beteiligt sind, besteht kaum Hoffnung, den Angriff zu überleben.«zeigte das Bild eines hübsch aussehenden kleinen Kraken, dessen Oberfläche mit leuchtend blauen Ringen überzogen war.

»Des Weiteren: Hapalochlaene Maculosa. Der Blaugefleckte Oktopus, 20 Zentimeter lang. Australien, Neuguinea, Salomonen. Eines der giftigsten Tiere der Welt. Injiziert beim Biss toxische Enzyme in die Wunde. Man merkt kaum etwas davon, aber nach zwei Stunden ist man mausetot.«Die Fotoserie setzte sich mit teils bizarr anmutenden Lebewesen fort.»Steinfische, Petermännchen, Drachenköpfe, Feuerwürmer, Kegelschnecken — es gibt jede Menge giftiger Tiere in den Meeren. In den meisten Fällen dienen die Toxide der Verteidigung. Über die Unfallhäufigkeit liegen mehr oder weniger aussagekräftige Erhebungen vor. Bei vielen der Tiere ist die Statistik allerdings nach oben geschnellt, und es gibt dafür einen simplen Grund: Arten, die sich vorher tarnten und versteckten, haben begonnen, uns anzugreifen.«beugte sich zu Johanson hinüber.»Ob etwas, das einen Hai verändert, auch einen Krebs verändern kann?«, hörte Li ihn flüstern.»Was meinen Sie?«Johanson wandte ihm den Kopf zu.»Darauf können Sie Gift nehmen.«berichtete von den unermesslich großen Quallenschwärmen, die sich zu einer wahren Invasion ausgewachsen hatten und Südamerika, Australien und Indonesien bedrohten. Johanson lauschte mit halb geschlossenen Augen. Die Portugiesische Galeere löste neuerdings einen toxischen Schock aus, der binnen Sekunden tötete.

»Der Einfachheit halber unterteilen wir die Vorgänge in drei Kategorien«, sagte Peak.»Verhaltensänderungen, Mutationen, Umweltkatastrophen. Sie bedingen einander. Bis jetzt haben wir über anormales Verhalten gesprochen. Bei den Quallen scheinen vorwiegend Mutationen aufzutreten. Seewespen konnten immer schon navigieren, aber neuerdings sind sie zu wahren Meistern avanciert. Man gewinnt den Eindruck von Patrouillen. Es scheint, als wollten sie ganze Gebiete von jeder menschlichen Anwesenheit säubern, ohne dass man viel gegen sie ausrichten könnte. Der Tauchtourismus ist praktisch zum Erliegen gekommen, aber am schlimmsten leiden die Fischer.«Fabrikschiff erschien von der Sorte, die den Fang gleich an Bord zu Konserven verarbeitete.

»Das ist die Anthanea. Vor vierzehn Tagen zog die Mannschaft eine Riesenladung chironex flecken an Bord — Seewespen. Besser gesagt etwas, wovon wir glauben, dass es chironex ist oder gewesen sein könnte. Es war ein Fehler, den Fang nicht augenblicklich wieder ins Meer zu entlassen. Stattdessen öffneten sie die Netze, was zur Folge hatte, dass sich mehrere Tonnen pures Gift auf Deck entluden. Einige Arbeiter starben sofort, andere später, als sich die meterlangen, haardünnen Tentakel über das Schiff verteilten. An dem Tag hat es geregnet. Das Wasser trug die Bestandteile der Quallen überallhin. Keiner kann sagen, wie das Gift schließlich ins Trinkwasser gelangte, jedenfalls wurde die Anthanea praktisch entvölkert. Seitdem ist man vorsichtiger und hält spezielle Schutzkleidung bereit, aber es ändert nichts am grundsätzlichen Übel. In weiten Teilen der Welt fangen die Flotten jetzt keinen Fisch mehr, sondern Gift.«fangen keinen Fisch mehr, weil keiner mehr da ist, dachte Johanson. Das hättest du der Ordnung halber erwähnen sollen, Peak. Auch wenn es nicht der eigentliche Grund für das ist, was geschieht.vielleicht doch?ürlich war es der Grund. Einer von zahllosen.dachte an die Würmer.Organismen, die plötzlich zu wissen schienen, was sie taten. Sah niemand, was vor sich ging? Sie erlebten die Symptome einer Krankheit, deren Erreger in allem steckte und in nichts offenkundig wurde, eine meisterliche Camouflage. Der Mensch hatte das Meer bis auf ein paar kümmerliche Reste leer gefischt, und jetzt hatten die verbliebenen Schwärme gelernt, den Todesfallen aus dem Weg zu gehen, während an ihrer statt Armeen giftbewehrter Soldaten dem maroden Fischereigewerbe den Rest gaben.Meer tötete den Menschen.du hast Tina Lund getötet, dachte Johanson nüchtern. Du hast sie darin bestärkt, Kare Sverdrup nicht aufzugeben. Auf dich hat sie gehört, sonst wäre sie nicht nach Sveggesundet gefahren.er schuld?hätte er wissen sollen, was geschehen würde? In Stavanger wäre Lund vermutlich auch gestorben. Was, wenn er ihr geraten hätte, die nächste Maschine nach Hawaii zu nehmen oder nach Florenz? Würde er dann jetzt hier sitzen und sich etwas darauf einbilden, Tina Lund gerettet zu haben?von ihnen kämpfte gegen seinen persönlichen Dämon. Bohrmann quälte sich mit der Vorstellung, er hätte die Welt früher warnen sollen. Sicher hätte er das. Aber vor was? Vor einer Vermutung? Vor einem ominösen Zeitpunkt? Sie hatten auf Hochtouren daran gearbeitet, Gewissheit zu erlangen. Am Ende waren sie nicht schnell genug gewesen, aber sie hatten es immerhin versucht. Traf Bohrmann eine Schuld?Statoil? Finn Skaugen war tot. Er hatte sich am Hafen Stavangers aufgehalten, als die Welle kam. Mittlerweile sah Johanson den Ölmanager in einem anderen Licht. Skaugen war ein Manipulator gewesen. Er hatte sich darin gefallen, das gute Gewissen einer bösen Branche zu verkörpern, aber hatte er die richtigen Schritte unternommen? Auch Clifford Stone war der Katastrophe zum Opfer gefallen, aber war er wirklich das berechnende Monster gewesen, als das Skaugen ihn gebrandmarkt hatte?ürmer, Quallen, Wale, Haie.Fische. Allianzen. Strategien.dachte an sein zerstörtes Haus in Trondheim. Seltsamerweise bedrückte ihn der Umstand, es verloren zu haben, wenig. Sein wahres Zuhause lag woanders, am Rand des Spiegels, der bei klarer Nacht das Universum in sich trug. Dort hatte er sich selbst erblickt und sich ein Refugium des Schönen und Wahrhaftigen geschaffen. Die Hütte war seine ureigene Schöpfung, die Verkörperung seiner selbst. Sie barg, was in einem Mietshaus niemals hätte heimisch werden können. Er war nicht mehr dort gewesen seit dem Wochenende mit Tina.sich auch dort etwas verändert?See war ein friedliches Gewässer. Dennoch machte ihm der Gedanke zu schaffen. Er würde hinfahren und nachsehen müssen, sobald es ging. Ganz gleich, wie viel Arbeit auf ihn zukam.rief ein neues Bild auf.Hummer. Nein, Reste eines Hummers. Das Tier sah aus, als sei es explodiert.



»Hollywood würde es den Boten des Grauens nennen«, sagte Peak mit schiefem Grinsen.»In diesem Fall trifft die Bezeichnung den Nagel auf den Kopf. In Mitteleuropa breitet sich eine Epidemie aus, deren Ursache in Tieren wie diesem steckt. Wir verdanken es Dr. Roche, dass der blinde Passagier weitgehend identifiziert ist. Der Gattung nach handelt es sich um eine einzellige Alge namens Pfiesteria piscicida. Eine von rund 60 bekannten Dinoflagellaten-Spezies, die als toxisch gelten. Pfiesteria ist unter den Killeralgen die schlimmste. Wir haben an der Ostküste der Vereinigten Staaten, insbesondere in den Küstengewässern North Carolinas, schon vor Jahren verheerende Erfahrungen damit gemacht, als Pfiesteria Milliarden Fische tötete. Ihre Kadaver trieben zu Schwärmen an der Wasseroberfläche, mit offenen, angefressenen Wunden. Für die Fischer ein wirtschaftliches Desaster, aber auch ein gesundheitliches. Viele klagten über Bewusstseinsstörungen, bekamen blutige Geschwüre an Armen und Beinen und mussten ihren Job aufgeben. Wissenschaftler, die Pfiesteria untersuchten, erlitten nachhaltige Gesundheitsschäden.«ließ eine kurze Pause verstreichen.»1990 reinigte ein Erforscher der Alge, Howard Glasgow, in einem speziell dafür eingerichteten Labor der Universität von North Carolina Aquarien, als plötzlich etwas höchst Absonderliches mit ihm geschah. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, aber sein Körper bewegte sich wie in Zeitlupe. Die Glieder versagten den Dienst. Seine Erkrankung war das erste Indiz dafür, dass Pfiesteria-Toxine auch in die Luft gelangen können, also verfrachtete Glasgow die Organismen in ein gesichertes Labor. Dummerweise hatten Bauarbeiter dort einen Lüftungsschacht verkehrt eingebaut und direkt mit Glasgows Büro verbunden. Er atmete die giftige Luft sechs Monate lang ein, ohne es zu wissen. Seine Kopfschmerzen wurden so stark, dass er kaum in der Lage war zu arbeiten. Sein Gleichgewichtssinn setzte aus. Leber und Nieren begannen sich zu zersetzen. Wenn er mit jemandem telefonierte, wusste er fünf Minuten später nichts mehr davon. Er irrte in der Stadt herum und fand nicht mehr nach Hause, vergaß seine Telefonnummer und seinen Namen. Für die meisten stand fest, dass er entweder an einem Hirntumor litt oder an Alzheimer, aber Glasgow wollte nichts davon hören. Schließlich ließ er sich an der Duke University verschiedenen Tests unterziehen, die in der Tat etwas völlig anderes ergaben — sein Nervensystem war über Monate hinweg einem chemischen Angriff ausgesetzt gewesen. Andere Forscher, die mit Pfiesteria in Kontakt gerieten, erkrankten später an Lungenentzündung und chronischer Bronchitis. Und alle verloren langsam, aber sicher ihr Gedächtnis. Sie verloren es an einen Organismus, der nicht zu begreifen ist.«präsentierte eine Reihe elektronenmikroskopischer Aufnahmen. Sie zeigten unterschiedliche Lebensformen. Manche sahen aus wie Amöben mit sternförmigen Auswüchsen, andere glichen schuppigen oder haarigen Kugeln, wieder andere Hamburgern, zwischen deren Hälften sich spiralige Tentakel wanden.

»Das alles ist Pfiesteria«, sagte Peak.»Die Alge verändert innerhalb von Minuten ihr Aussehen, sie kann auf das Zehnfache anwachsen, sich in Zysten verpuppen, daraus hervorbrechen und von einem harmlosen Einzeller zu einer hochtoxischen Zoospore mutieren. Bis zu vierundzwanzig verschiedene Formen nimmt Pfiesteria an, und jedes Mal verändert sie dabei ihre Eigenschaften. Mittlerweile ist es gelungen, die Toxide zu isolieren. Dr. Roche und sein Team arbeiten auf Hochtouren an der Entschlüsselung, allerdings haben sie es schwerer als die Forscher hierzulande. Das Wesen, das in die Kanalisation gelangte, scheint nämlich gar nicht Pfiesteria piscicida zu sein, sondern eine ungleich gefährlichere Abart. Pfiesteria piscicida heißt in wörtlicher Übersetzung Fisch fressende Pfiesterie. Dr. Roche hat das von ihm entdeckte Exemplar Pfiesteria homicida getauft — Menschen fressende Pfiesterie.«erläuterte die Schwierigkeiten, der Alge Herr zu werden. Der neue Organismus schien es darauf anzulegen, sich in Zyklen explosionsartig zu vermehren. Einmal in den Wasserkreislauf geraten, wurde man ihn nicht wieder los. Er sickerte ins Erdreich und sonderte sein Gift ab, das kaum herauszufiltern war. Genau hier lag das Problem. Viele der Opfer wurden von Pfiesteria regelrecht angefressen. Sie bekamen schwärende Wunden am ganzen Körper, die nicht verheilten, sondern sich entzündeten und vereiterten. Aber schlimmer war das Gift. So verzweifelt die Behörden bemüht waren, Kanäle und Wasserleitungen zu reinigen, konnten sie doch nicht verhindern, dass sich der Organismus woanders wieder ausbreitete. Man versuchte ihm mit Hitze und Säuren beizukommen, mit chemischen Keulen, aber natürlich konnte der Sinn solcher Aktionen nicht darin bestehen, ein Übel durch das andere zu ersetzen.alldem zeigte sich Pfiesteria homicida weitestgehend unbeeindruckt.piscicida hatte das Nervensystem geschädigt. Die neue Art attackierte es mit einer Aggressivität, dass man binnen Stunden gelähmt war, ins Koma fiel und starb. Nur wenige Menschen schienen resistent zu sein. Nachdem Roche den toxischen Code bislang nicht hatte entschlüsseln können, hoffte man auf die Dekodierung dieser Resistenz, doch dem Team lief die Zeit davon. Die Übertragung der Krankheit schien sich jeder Eindämmung entzogen zu haben.

»Die Alge ist in einem Trojanischen Pferd gekommen«, sagte Peak.»Im Innern von Schalentieren. In Trojanischen Hummern, wenn Sie so wollen, oder besser gesagt in etwas, das nach Hummer aussah. Ganz offenbar lebten die Tiere, als sie gefangen wurden, nur dass ihr Fleisch einer gallertigen Substanz gewichen war. Eingekapselt darin lagerten Kolonien von Pfiesteria. Die Europäische Union hat den Fang und die Ausfuhr von Schalentieren mittlerweile verboten. Im Augenblick beschränken sich Erkrankungen und Todesfälle auf Frankreich, Spanien, Belgien, Holland und Deutschland. Die letzte mir vorliegende Zahl spricht von 14000 Toten. Auf dem amerikanischen Kontinent scheinen Hummer noch Hummer zu sein, aber auch wir erwägen, den Verkauf von Schalentieren zu untersagen.«

»Schrecklich«, flüsterte Rubin.»Woher kommen diese Algen?«drehte sich zu ihm um.

»Menschen haben sie gemacht«, sagte er.»Die amerikanische Schweinemast an der Ostküste spült Unmengen von Gülle direkt in die Gewässer, und Pfiesterien gedeihen prächtig in überdüngtem Wasser. Sie nähren sich von Phosphaten und Nitraten, die mit Tierfäkalien auf Feldern ausgebracht werden und in die Flüsse gelangen. Oder von Industrieabwässern. Was wundern wir uns, dass sich die Biester in der Kanalisation von Großstädten wohl fühlen, wo alles gesättigt ist mit organischen Stoffen? Wir erschaffen die Pfiesterien dieser Welt. Wir erfinden sie nicht, aber wir gestatten ihnen, sich in Monster zu verwandeln.«Roche machte eine Pause und sah wieder Peak an.»Wenn die Ostsee umkippt und alle Fische darin sterben, wie es in den letzten Jahren der Fall war, hat das seinen Grund in der dänischen Schweinemast. Die Gülle bringt Algen dazu, sich explosionsartig zu vermehren. Die Algen binden den Sauerstoff, und die Fische sterben. Toxische Algen tun noch einiges mehr, und keine Gegend scheint vor ihnen sicher. Jetzt haben wir die schlimmste von allen mitten unter uns.«

»Aber warum hat man nicht schon früher etwas dagegen unternommen?«, fragte Rubin.

»Früher?«Roche lachte.»Man hat früher etwas dagegen unternommen, mein Freund. Man hat es versucht. Wo leben Sie? Statt ernsthafte Studien zu treiben, wurden die Forscher ausgelacht und erhielten Morddrohungen. Erst vor wenigen Jahren ist aufgeflogen, dass die Umweltbehörde von North Carolina die Vorfälle um Pfiesteria bewusst vertuscht hatte, mit Rücksicht auf einflussreiche politische Repräsentanten, die zufälligerweise selber Schweinezüchter sind. Natürlich sollten wir uns fragen, welcher Irre uns mit Pfiesterien verseuchte Hummer schickt. — Aber es ändert nichts daran, dass wir die Geburtshelfer der Katastrophe sind. Auf irgendeine Weise sind wir das immer.«

»Diese Muscheln besitzen alle Eigenschaften typischer Zebramuscheln. Aber sie können etwas, das gewöhnliche Zebramuscheln nicht können. Nämlich navigieren.«war bei Schiffsunglücken angelangt. Nachdem sich die Konferenz durch Pfiesteria- Bilanzen gequält hatte, präsentierte er nun Statistiken, die nicht weniger niederschmetternd waren. Über eine Weltkarte zog sich ein Geflecht farbiger Linien.

»Die Hauptverkehrswege der Handelsschifffahrt«, erläuterte Peak die Grafik.»Ausschlaggebend für den Verlauf ist die Verteilung transportierter Güter. In der Regel werden Rohstoffe immer in den Norden verschifft. Australien exportiert Bauxit, Kuwait Öl und Südamerika Eisenerz. Alles wandert über Entfernungen von bis zu 11000 Seemeilen nach Europa und Japan, damit in Stuttgart, Detroit, Paris und Tokio Autos, Elektrogeräte und Maschinen entstehen. Und die wandern in Containerfrachtern wieder zurück nach Australien, Kuwait oder Südamerika. Fast ein Viertel des gesamten Welthandels wird im pazifisch-asiatischen Raum abgewickelt, das entspricht einem Warenwert von 500 Milliarden US-Dollar. Unwesentlich weniger ist es im Atlantik. — Die Hauptballungszentren des Seeverkehrs sehen Sie dunkel markiert. Die amerikanische Ostküste mit Schwerpunkt New York, der europäische Norden mit Ärmelkanal, Nordsee und Ostsee bis hinauf zu den baltischen Republiken, das gesamte Mittelmeer, insbesondere die Riviera. Den europäischen Meeren kommt eine zentrale Bedeutung für den Welthandel zu, das Mittelmeer dient außerdem als Seeweg von der nordamerikanischen Ostküste durch den Suezkanal nach Südostasien. Nicht zu vergessen die japanischen Inseln und der Persische Golf! Im Kommen ist das Chinesische Meer, es zählt neben der Nordsee zu den dichtbefahrensten Gewässern der Erde. Um die Abläufe des Welthandels auf den Meeren zu verstehen, muss man dieses Netzwerk verstanden haben. Man muss wissen, was es für die eine Seite des Globus bedeutet, wenn auf der anderen ein Containerfrachter sinkt, welche Produktionswege unterbrochen werden, wie viele Arbeitsplätze gefährdet sind, wen es die Existenz oder das Leben kostet und wer vom Unglück profitieren könnte. Der Flugverkehr hat die Passagierschifffahrt abgelöst, aber der Welthandel hängt am Meer. Nichts kann den Wasserweg ersetzen.«machte eine Pause.

»Vor diesem Hintergrund ein paar Zahlen. 2000 Schiffe täglich drängen sich durch die Malakkastraße und ihre angrenzenden Meerengen, fast 20000 Schiffe aller Größen durchqueren im Jahr den Suezkanal. Das ergibt jeweils 15 Prozent des Welthandels. 300 Schiffe kreuzen am Tag im englischen Kanal, um ins meistbefahrene Meer der Welt zu gelangen, in die Nordsee. Rund 44000 Schiffe pro Jahr verbinden Hongkong mit der Welt. Zigtausend Frachter, Tanker und Fähren bewegen sich jährlich über den Globus, von Fischereiflotten, Kuttern, Segelyachten und Sportbooten ganz zu schweigen. Millionen Schiffsbewegungen verzeichnen die Ozeane, Randmeere, Kanäle und Meerengen. Angesichts dessen mag es übertrieben erscheinen, vom gelegentlichen Untergang eines Supertankers oder Containerfrachters auf eine ernsthafte Krise der Seeschifffahrt zu schließen. So leicht lässt sich niemand davon abschrecken, noch den letzten Rosthaufen mit Öl zu füllen und auf Fahrt zu schicken. — Nebenbei, die meisten der rund 7000 Öltanker weltweit befinden sich in einem miserablen Zustand. Über die Hälfte davon tut seit mehr als 20 Jahren Dienst, viele der Supertanker kann man getrost als schrottreif bezeichnen. Da wird einiges in Kauf genommen. Die Katastrophe ist potenziell, aber geläufig. Man beginnt zu rechnen: Könnte es gut gehen? Man kennt die Faktoren, das Ganze wird zum Glücksspiel. Wenn ein 300 Meter langer Tanker in ein Wellental gerät, wird er in der Mitte um bis zu einem Meter durchgebogen, das zermürbt jede Konstruktion. Der Tanker fährt trotzdem, weil man sich den Ausgang der Fahrt schönrechnet.«Peak lächelte dünn.»Wenn aber völlig unerklärliche Phänomene zu Unglücksfällen führen, ist die Rechnerei dahin. Das Risiko wird unkalkulierbar. Eine ganz eigenartige Psychologie kommt ins Spiel. Wir nennen sie die Hai-Psychose. Nie weiß man, wo der Hai gerade ist, wen er als Nächstes fressen könnte, also reicht ein Exemplar, um tausende Urlauber daran zu hindern, ins Wasser zu gehen. Statistisch wäre es dem einen Menschenfresser unmöglich, dem Tourismus erkennbaren Schaden zuzufügen. Praktisch bringt er ihn zum Erliegen.

— Jetzt stellen Sie sich eine Handelsschifffahrt vor, die innerhalb weniger Wochen viermal so viele Havarien zu beklagen hat wie je zuvor, ohne dass es als Folge bekannter Ursachen geschieht. Beängstigende Phänomene, für die es keine Erklärung gibt, reißen selbst Schiffe in den Abgrund, die sich nachweislich in ausgezeichnetem Zustand befanden. Nie weiß man, wen es treffen wird und wo, und was man im Vorfeld tun kann, um sich zu schützen. Man spricht nicht mehr von Durchrostung, Sturmschäden oder Navigationsfehlern — man spricht davon, gar nicht erst hinauszufahren.«diesem Weg war Peak zu den Muscheln gelangt. Sie prangten übergroß auf dem Bildschirm. Peak deutete auf einen faserigen Auswuchs, der zwischen den gestreiften Schalen herausragte.

»Mit diesem Fuß, dem Byssus, setzt sich die Zebramuschel gewöhnlich fest, je nachdem, wohin die Strömung sie trägt. Genauer gesagt besteht der Byssus aus einem Bündel klebriger Proteinfäden. Die neuen Muscheln haben diese Fäden zu einer Art Propeller weiterentwickelt. Das Prinzip erinnert flüchtig an die Fortbewegungsweise von Pfiesteria piscicida. Konvergenzen sind aus der Natur bekannt, aber sie vollziehen sich über Jahrtausende und Jahrmillionen. Diese Muscheln sind entweder bislang nicht in Erscheinung getreten, oder sie haben sich die neuen Fähigkeiten über Nacht zugelegt. Das spräche für eine rapide Mutation, denn in vielerlei Hinsicht sind es immer noch Zebramuscheln, nur dass sie sehr genau zu wissen scheinen, wo sie hinwollen. Beispielsweise blieben die Seekästen der Barrier Queen frei, aber das Ruder war gleichmäßig bedeckt.«berichtete von den Umständen der Havarie und vom Angriff der Wale auf die Schlepper. Auch wenn die Barrier Queen davongekommen war, hatte sich gezeigt, wie effektiv die Strategie des Zusammenwirkens zwischen Muscheln und Walen funktionierte — ebenso wie die zwischen Grauwalen, Buckelwalen und Orcas.

»Das ist doch Wahnsinn«, sagte ein Oberst der Bundeswehr aus dem Hintergrund.

»Keineswegs.«Anawak drehte sich zu ihm um.»Es hat Methode.«

»Völliger Blödsinn! Wollen Sie behaupten, Muscheln hätten sich mit Walen abgesprochen?«

»Nein. Aber es ist dennoch eine Zusammenarbeit. Wenn Sie solche Attacken erlebt hätten, würden Sie anders darüber denken. Unserer Meinung nach hatte der Angriff auf die Barrier Queen lediglich die Funktion eines Tests.«drückte die Fernbedienung, und das Bild eines auf der Seite liegenden Riesenschiffs erschien. Sturm trieb haushohe Wellen über den Rumpf. Peitschender Regen verschleierte die Sicht.

»Die Sansuo, einer der größten japanischen Autotransporter«, sagte Peak.»Die letzte Fracht waren Schwerlaster. Das Schiff geriet vor Los Angeles in einen Muschelschwarm. Ebenso wie auf der Barrier Queen fraß sich das Ruder fest, aber diesmal herrschte hohe See. Die Sansuo wurde backbord von einer riesigen Welle erwischt und begann voll zu laufen. Was dann geschah, können wir nur vermuten. Unter der Wucht der Brecher müssen sich einige Trucks im Innern losgerissen haben. Sie krachten in die Ballastwassertanks, einer durchschlug die Bordwand. Als diese Aufnahme gemacht wurde, waren seit dem missglückten Rudermanöver nicht mal 15 Minuten vergangen. Eine weitere Viertelstunde später brach die Sansuo auseinander und sank.«Er machte eine Pause.»Wir haben inzwischen eine ganze Liste solcher Fälle, die täglich länger wird. Schlepper werden attackiert, in den meisten Fällen muss die Bergung abgebrochen werden. Die Zahl der Totalverluste zeigt einen dramatischen Trend nach oben. Dr. Anawak hat Recht, wenn er dem Wahnsinn Methode bescheinigt, denn mittlerweile wissen wir von mindestens einer weiteren Variante des Wahnsinns.«präsentierte die Satellitenaufnahme einer kilometerlangen schwarzen Wolke. Sie trieb aufs Land zu. Ihr Ursprung lag ein erhebliches Stück vor der Küste, wo sie sich zu einem schmutzig roten Zentrum verdichtete. Es sah aus, als sei mitten im Meer ein Vulkan ausgebrochen.

»Unter der Wolke verbergen sich die Reste der Phoebos Apollon, eines LNG-Gastankers. Post-Panamax-Klasse, das Größte, was es gibt. Am 11. April brach fünfzig Seemeilen vor Tokio plötzlich ein Feuer im Maschinenraum aus, das auf die vier Kugeltanks übergriff und eine Reihe gewaltiger Explosionen auslöste. Die Phoebos Apollon galt in jeder Beziehung als vorbildlich, sie war in ausgezeichnetem Zustand und wurde regelmäßig gewartet. Die griechische Reederei wollte es genau wissen und schickte einen Roboter nach unten.«zuckten über den Bildschirm. Ein Zahlencode lief an, dann trieb plötzlich Schneegestöber vor einem trüben Hintergrund.

»Von einem explodierten Gastanker ist im Allgemeinen nicht viel übrig. Das Schiff war unter Wasser in vier Teile zerbrochen. Vor Honshu geht es 9000 Meter runter, und die Trümmer verteilen sich auf einer Strecke von mehreren Quadratkilometern. Schließlich stieß der Roboter auf den hinteren Teil.«Schneegestöber erschien undeutlich eine Struktur. Ein Ruderblatt, die gebogene Form des Hecks, Teile von Aufbauten. Der Roboter schwebte darüber hinweg und sank entlang der stählernen Hülle abwärts. Ein einzelner Fisch zog durchs Bild.

»Die Grundströmung transportiert jede Menge organisches Material, Plankton, Detritus, alles Mögliche«, erläuterte Peak die Aufnahmen.»Nicht einfach, da zu manövrieren. Ich erspare Ihnen den ganzen Film, aber das hier dürfte Sie interessieren.«ötzlich war die Kamera sehr viel näher am Rumpf. Etwas überlagerte die Schiffshülle in dicken Klumpen. Im Licht der Scheinwerfer schimmerte und glänzte es wie zerschmolzenes Wachs.beugte sich mit erregtem Gesichtsausdruck vor.

»Wie kommt denn dieses Zeug dahin?«, rief er.

»Was glauben Sie, was es ist?«, fragte Peak.

»Medusen.«Rubin kniff die Augen zusammen.»Kleine Quallen. Es müssen Tonnen sein. Aber wieso haften sie an der Hülle?«

»Warum können Zebramuscheln plötzlich navigieren?«, gab Peak zurück.»Irgendwo unter dem Schleim liegen die Seekästen. Sie müssen hoffnungslos verstopft sein.«Diplomat hob zaghaft die Hand.

»Was genau, äh … sind eigentlich …?«

»Seekästen?«Alles musste man erklären.»Kantige Einbuchtungen, in welche die Hauptrohrleitungen für die Wasserversorgung münden, versehen mit Lochblechen, damit keine Eisbrocken und Pflanzen mit hineingelangen. Im Schiffsinnern verzweigen sich die Rohre und transportieren das angesaugte Seewasser überall hin, wo es gebraucht wird, zur Umwandlung in Süßwasser, in Löschtanks, vor allem aber in den Kühlwasserkreislauf der Maschine. Es ist schwer zu sagen, wann sich die Tiere an den Rumpf geheftet haben. Vielleicht erst, nachdem das Schiff gesunken war. Andererseits … stellen wir uns folgendes Szenario vor: Der Medusenschwarm treibt dem Tanker entgegen, so dicht gedrängt, dass er wie eine geschlossene Masse wirkt. Nach wenigen Sekunden haben die Tiere die Kästen dicht gemacht. Kein Wasser dringt mehr ein, dafür quillt der organische Brei durch die Löcher der Abdeckplatten ins Innere. Immer mehr Tiere kommen nach. Das restliche Wasser aus den Rohren wird in die Maschine gesaugt, dann liegen alle Trakte auf dem Trockenen, und die Kühlwasserversorgung der Phoebos Apollon reißt von einem Moment zum anderen ab. Die Hauptmaschine läuft heiß, Schmieröl wird glühend, die Temperatur in den Zylinderköpfen steigt, eines der Auslassventile fliegt auseinander. Brennender Kraftstoff schießt heraus und setzt eine Kettenreaktion in Gang, und die Feuerlöschsysteme versagen, weil sie ebenfalls kein Wasser mehr ansaugen können.«

»Ein hochmoderner Tanker explodiert, weil Medusen die Seekästen verstopfen?«, fragte Roche.dachte, wie komisch diese Frage im Grunde war. Da saßen hochkarätige Wissenschaftler beisammen und schauten drein wie enttäuschte Kinder angesichts nicht funktionierender Technik.

»Tanker und Frachter sind Gebilde, die zur Hälfte aus Hightech bestehen. Die andere Hälfte ist archaisch. Schiffsdiesel und Rudermaschinen mögen komplizierte, hoch entwickelte Konstrukte sein, aber unterm Strich dienen sie dazu, eine Schraube im Kreis zu drehen und ein Stück Stahl hin— und herzubewegen. Man navigiert mit GPS, aber Kühlwasser wird durch ein Loch ins Innere gepumpt. Warum auch anders? Man schwimmt ja darin. So einfach ist das. Hin und wieder setzt sich einer der Kästen zu, wenn zufällig Seegras hineingerät oder sonst was, aber dann wird er gereinigt. Ist einer verstopft, benutzt man den anderen. Nie hat die Natur offensiv Angriffe auf Seekästen gestartet, wozu also hätte man das System verbessern sollen?«Er ließ einige Sekunden verstreichen.»Dr. Roche, wenn winzige Insekten morgen beschließen sollten, gezielt Ihre Nasenlöcher zuzusetzen, besteht für Ihren wunderbaren, hochkomplexen Körper die Gefahr des Ablebens. Haben Sie je darüber nachgedacht, dass es geschehen könnte? Genau hier liegt das Problem in allem, was uns heimsucht. — Haben wir je darüber nachgedacht, dass es geschehen könnte?«hörte nicht mehr richtig hin. Das nächste Kapitel kannte er in allen Einzelheiten. Er und Bohrmann hatten es für Peaks Vortrag strukturiert. Es handelte von Würmern und Methanhydraten. Während Peak sprach, vertraute er seinem Laptop in loser Folge Gedankengänge an:Beeinflussung der neuronalen Systeme durch die …die was?musste einen Begriff dafür finden. Es war lästig, ständig drum herum zu formulieren. Gedankenverloren starrte er den Bildschirm an. Hatte der Stab Zugriff auf die Programme? Der Gedanke, Li und ihre Leute könnten seine Gedanken ausspionieren, drängte sich auf und missfiel ihm. Er hatte seine Theorie, und er wollte den Stab zu einem Zeitpunkt damit konfrontieren, den er bestimmte.reine Zufall wollte es, dass Ringfinger und Mittelfinger seiner linken Hand plötzlich ein Wort produzierten. Eigentlich war es noch weniger als ein Wort. Drei Buchstaben erschienen auf dem Bildschirm des Laptops.Johanson war versucht, sie wieder zu löschen. Dann hielt er inne. Warum eigentlich nicht?Wort war so gut wie jedes andere. Dieses war sogar noch besser als ein richtiges Wort, weil es sich jedem Versuch einer Interpretation entzog. Im Grunde wusste er ja nicht, worüber er schrieb. Es gab keinerlei Begriff dafür, also empfahl sich der Weg in die Abstraktion.klang gut. Er würde vorerst dabei bleiben.zerkaute ihren dritten Bleistift, während sie zuhörte.


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