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thrillerSchaetzingSchwarmFischer verschwindet vor Peru, spurlos. Цlbohrexperten stoЯen in der norwegischen See auf merkwьrdige Organismen, die hunderte Quadratkilometer Meeresboden in Besitz 30 страница



»Kommen Sie, Alban! Mein Gott! Das müssen Sie sich ansehen.«Schiff erzitterte. Ein dumpfes Grollen drang an Albans Ohr, ein Geräusch tief aus dem Innern der See. Sie taumelten durch das enge, schwankende Treppenhaus hinauf zur Brücke.

»Da!«starrte auf das Instrumentenpult mit dem Sonar, das fortgesetzt den Meeresboden abtastete. Er traute seinen Augen nicht.war kein Boden mehr.war, als blicke er in einen Mahlstrom.

»Der Hang rutscht ab«, flüsterte er.selben Moment erkannte er, dass er nichts mehr für den verrückten Ingenieur und Eddie tun konnte. Was er geahnt hatte, wurde zur schrecklichen Gewissheit.

»Wir müssen hier weg«, sagte er.»Sofort.«Steuermann wandte ihm den Kopf zu.»Und wohin?«dachte fieberhaft nach. Er hatte nun völlige Gewissheit. Er wusste, was dort unten geschah, und darum wusste er auch, was ihnen als Nächstes blühte. Einen Hafen anzulaufen schloss sich aus. Der Thorvaldson blieb nur die Chance, möglichst schnell tiefere Gewässer anzusteuern.

»Funksprüche durchgeben«, sagte er.»Norwegen, Schottland, Island, sämtliche Anrainer. Sie sollen die Küsten evakuieren. Unablässig senden! Erreichen, wen immer wir erreichen können.«

»Was ist mit Stone und …«, begann der stellvertretende Leiter.sah ihn an.»Sie sind tot.«wagte sich nicht auszumalen, wie gewaltig die Rutschung war. Aber allein was das Sonar zeigte, reichte, ihm Schauer über den Rücken zu jagen. Noch waren sie im kritischen Bereich. Wenige Kilometer schelfeinwärts, und sie würden kentern. Weiter draußen stand zu erwarten, dass sie mit einem blauen Auge davonkamen. Sie würden sich dem Wüten des Sturms aussetzen müssen, aber damit ließ sich zurechtkommen.rief sich die Morphologie des Hangs in Erinnerung. Zum Nordwesten hin fiel der Meeresboden in mehreren großen Terrassen ab. Wenn sie Glück hatten, kam die Lawine im oberen Bereich zum Stillstand. Aber bei einem Storegga-Effekt gab es kein Halten mehr. Der komplette Hang würde in die Tiefsee rutschen, Hunderte von Kilometer weit und bis in dreieinhalbtausend Meter Tiefe. Bis in die Abyssale östlich von Island würden die Massen dringen und dabei die Nordsee und die norwegische See erschüttern wie ein Jahrtausendbeben.sollten sie fahren?wandte den Blick von den Instrumenten.

»Kurs Island«, sagte er.Tonnen Schlamm und Schutt rasten nach unten.die ersten Ausläufer der Lawine in den Färöer-Shetland-Kanal stürzten, gab es zwischen Schottland und der Norwegischen Rinne schon keine Hangterrassen mehr, nur noch eine aufgelöste Masse, die mit Wucht tiefer und tiefer krachte und alles mit sich riss, was bis dahin Struktur und Form besessen hatte. Ein Teil der Rutschung verteilte sich westlich der Färöer-Inseln und wurde schließlich an den unterseeischen Bänken gestoppt, die das Isländische Becken umgaben. Ein anderer Teil der Lawine verteilte sich entlang des Höhenzugs zwischen Island und den Färöern.meiste jedoch donnerte den Färöer-Shetland-Kanal hinab wie auf einer gigantischen Rutsche. Nichts stoppte den Niedergang. Dasselbe Tiefseebecken, das Tausende von Jahren zuvor die Storegga-Rutschung in sich aufgenommen hatte, füllte sich jetzt mit einer noch größeren Lawine, die unaufhaltsam vordrang und dabei einen gewaltigen Sog erzeugte.brach die Schelfkante ab.riss auf einer Breite von fünfzig Kilometern einfach weg. Und das war nur der Beginn von allem.nach Johansons Abflug hatte Tina Lund ihr Gepäck in Johansons Jeep verladen und war losgefahren.fuhr schnell. Beginnender Regen verschmierte die Straße. Johanson hätte wahrscheinlich protestiert, aber Lund war der Meinung, was der Wagen hergab, sollte man ihm auch abverlangen. Im dem trüben Wetter gab es ohnehin nicht viel zu sehen.jedem Kilometer, den sie sich Sveggesundet näherte, fühlte sie sich leichter werden.Knoten war geplatzt. Nachdem die Sache mit Stone geklärt war, hatte sie unverzüglich Kare Sverdrup angerufen und ihm vorgeschlagen, ein paar Tage zusammen am Meer zu verbringen. Sverdrup war erfreut gewesen und auch einigermaßen verblüfft, wie ihr schien. Etwas an seiner Reaktion ließ sie ahnen, dass Johanson Recht behalten hatte. Dass sie den Zickzackkurs der vergangenen Wochen in letzter Sekunde begradigt hatte, weil Kare Sverdrup sonst weg gewesen wäre. Einen Moment lang hatte sie die Angst gepackt, es verpatzt zu haben, und sie hatte sich Worte sagen hören, die für ihre Verhältnisse geradezu beunruhigend verbindlich klangen.hatte ein Haus niedergerissen. Nun gut. Man könnte ja mal versuchen, eines zu bauen.der Jeep nach rascher Fahrt die uferwärts führende Hauptstraße von Sveggesundet entlangrollte, fühlte sie, wie sich ihr Puls beschleunigte. Sie parkte den Wagen auf einem öffentlichen Platz oberhalb des Fiskehuset. Von dort führten eine Zufahrt und ein Fußweg zum Strand. Ein richtiger Sandstrand war es nicht. Moose und Farne überwucherten Geröll und flaches Gestein. Die Landschaft um Sveggesundet war zwar flach, aber romantisch wild, und das Fiskehuset mit seiner Terrasse, direkt am Meer gelegen, bot einen besonders schönen Ausblick, selbst heute im Regen und bei schlechter Sicht.schlenderte die paar Schritte bis zum Restaurant und trat ein. Sverdrup war nicht dort, und geöffnet war auch noch nicht. Eine Küchenhilfe trug Kisten mit Gemüse hinein und ließ sie wissen, Sverdrup habe im Ort zu tun. Vielleicht sei er auf der Bank oder beim Friseur oder sonst wo, jedenfalls habe er keine Aussage darüber getroffen, wann mit seiner Rückkehr zu rechnen sei.schuld, dachte Lund.hatten sich hier verabredet. Vielleicht lag es an der Raserei in Johansons Jeep, aber sie war eine Stunde zu früh dran. Wie hatte sie sich so verschätzen können? Sie würde sich ins Restaurant setzen und warten müssen. Aber das war blöde. Es würde unpassend aussehen: Kuckuck, schau mal, wer schon da ist! Oder schlimmer noch: He, Kare, wo warst du, ich warte die ganze Zeit auf dich!trat hinaus auf die Terrasse des Fiskehuset. Regen schlug ihr ins Gesicht. Andere wären sofort wieder ins Innere gegangen, aber Lund besaß kein Empfinden für schlechtes Wetter. Sie hatte ihre Kindheit auf dem Land verbracht. Sie liebte sonnige Tage, aber Sturm und Regen taten’s auch. Genau genommen fiel ihr erst jetzt auf, dass die Böen, die den Jeep während der letzten halben Stunde durchgerüttelt hatten, in einen handfesten Sturm umgeschlagen waren. Es war nicht mehr so dunstig, dafür jagten die Wolken nun tiefer über den Himmel. So weit sie blicken konnte, war die See gefurcht und mit weißer Gischt überzogen.kam ihr seltsam vor.war oft genug hier gewesen, um die Gegend hinreichend zu kennen. Dennoch schien es ihr, als sei das Ufer breiter als sonst. Kies und Felsen erstreckten sich weiter ins Meer als gewöhnlich, trotz der hereinrollenden Wellen. Es hatte beinahe den Anschein, als finde eine außerplanmäßige Ebbe statt.musst dich irren, dachte sie.entschlossen zog sie ihr Handy hervor und wählte Sverdrups Mobilnummer. Sie konnte ihm ebenso gut sagen, dass sie schon hier war. Besser, als wenn die Überraschung misslang. Wahrscheinlich sah sie Gespenster, aber es war ihr lieber, dass er es wusste. Ein langes Gesicht oder auch nur den geringsten Mangel an Freude konnte sie heute schlecht vertragen.schellte viermal, dann meldete sich seine Mailbox.gut. Das Schicksal hatte es anders gewollt.eben warten.strich sich das nass gewordene Haar aus der Stirn und ging wieder nach drinnen in der Hoffnung, wenigstens die Kaffeemaschine in Bereitschaft vorzufinden.Meer war voller Ungeheuer.Menschengedenken bot es Raum für Mythen, Metaphern und Urängste. Odysseus’ Gefährten fielen der sechsköpfigen Scylla zum Opfer. Poseidon schuf aus Ärger über Cassiopeias Hochmut das Ungeheuer Cetus und schickte Laokoon aus Rache für den Verrat an Troja eine riesige Seeschlange auf den Hals. Den Sirenen ließ sich nur mit Wachs in den Ohren beikommen. Nixen, Meeressaurier und Riesenkraken machten die Phantasie unsicher. Vampyrotheutis infernalis schließlich wurde zum Antipoden aller menschlichen Werte. Selbst das gehörnte Tier aus der Bibel war dem Meer entstiegen. Und ausgerechnet die Wissenschaft, ihrem Wesen nach der Skepsis verschrieben, predigte neuerdings den wahren Kern all der Legenden und atemlosen Berichte, seit man den Quastenflosser wieder gefunden und die Existenz des Riesenkalmars bewiesen hatte. Nachdem die Menschen jahrtausendelang Furcht empfunden hatten vor den Bewohnern der Abyssale, heftete man sich nun begeistert an ihre Fersen. Dem aufgeklärten Geist war nichts heilig, nicht einmal mehr die Angst. Die Ungeheuer waren zu besseren Spielkameraden geworden, die echten ebenso wie die eingebildeten, Plüschtiere der Forschung.auf eines.war das schlimmste von allen. Es versetzte auch den abgeklärtesten Verstand in Panik. Wann immer es sich aus dem Meer erhob und über das Land kam, brachte es Tod und Zerstörung. Seinen Namen verdankte es japanischen Fischern, die auf hoher See nichts von seinem Schrecken mitbekamen, um bei ihrer Rückkehr ihr Dorf verwüstet und ihre Angehörigen tot vorzufinden. Sie hatten ein Wort für das Ungeheuer gefunden, das wörtlich übersetzt»Welle im Hafen«bedeutete. Tsu für Hafen, Nami für Welle..Entscheidung, Kurs auf tiefe Gewässer zu nehmen, zeigte, dass er das Ungeheuer und seine Eigenarten kannte. Der größte Fehler wäre gewesen, den vermeintlich schützenden Hafen anzulaufen.tat er das einzig Richtige.ährend sich die Thorvaldson durch schwere Seen kämpfte, stürzten Kontinentalhang und Schelfkante weiter in die Tiefe. Der entstehende Sog senkte den Meeresspiegel auf großer Fläche ab. Wellen breiteten sich um die Absturzstelle aus und rasten ringförmig nach allen Seiten los. Über dem Zentrum der Erschütterung, einem Gebiet von immerhin mehreren tausend Quadratkilometern, waren sie noch so flach, dass sie sich in dem tobenden Sturm nicht bemerkbar machten. Die Amplitude betrug knapp einen Meter über dem Meeresspiegel.jedoch erreichten sie flaches Schelfgebiet.hatte beizeiten gelernt, was Tsunamiwellen von herkömmlichen Wellen unterschied, nämlich so ziemlich alles. Üblicherweise entstand Seegang durch Luftbewegung. Wenn die Sonneneinstrahlung die Atmosphäre aufheizte, verteilte sich die Erwärmung nicht immer gleichmäßig über die ganze Erdoberfläche. Ausgleichende Winde entstanden, die an der Wasseroberfläche Reibung und dadurch Wellen erzeugten. Selbst Orkane schaukelten die See kaum fünfzehn Meter auf. Riesenwellen wie die berüchtigten Freak Waves bildeten die Ausnahme. Die Spitzengeschwindigkeit normaler Sturmwellen lag bei neunzig Stundenkilometern, und die Wirkung des Windes blieb auf die oberen Meeresschichten beschränkt. Ab einer Tiefe von zweihundert Metern war alles ruhig.Tsunamiwellen wurden nicht an der Oberfläche erzeugt, sondern in der Tiefe. Sie waren nicht das Resultat von Windgeschwindigkeiten, sondern entsprangen einem seismischen Schock, und Schockwellen bewegten sich mit ganz anderen Geschwindigkeiten fort. Vor allem aber wurde die Energie der Tsunamiwelle von der Wassersäule bis zum Meeresboden weitergeleitet. Die Welle hatte damit an jedem Punkt des Meeres, wie tief er auch liegen mochte, Bodenkontakt. Die gesamte Wassermasse geriet in Schwingung.beste Beispiel, wie man sich einen Tsunami vorzustellen hatte, war Alban indes nicht am Computer demonstriert worden, sondern auf viel einfachere Weise. Jemand hatte einen Blecheimer mit Wasser gefüllt und von unten dagegengetreten. Als Folge breiteten sich an der Oberfläche mehrere konzentrische Wellen aus. Die Erschütterung des Bodens übertrug sich auf den kompletten Inhalt und wurde als Wellenform nach außen getragen.Effekt, hatte man ihm gesagt, müsse er sich einfach in einem millionenfach größeren Maßstab vorstellen..Tsunami, den die Rutschung auslöste, raste mit einer Anfangsgeschwindigkeit von siebenhundert Stundenkilometern nach allen Seiten los, mit extrem lang gestreckten, flachen Kämmen. Schon die erste Welle transportierte eine Million Tonnen Wasser und eine entsprechend gewaltige Menge an Energie. Nach wenigen Minuten traf sie auf die Abbruchkante des Schelfs. Der Meeresboden wurde flacher und bremste die Welle ab, verlangsamte ihre Front, ohne dass sich die mitgeführte Energie wesentlich verringerte. Die Wassermassen drängten weiter, und weil sie nicht mehr so schnell vorankamen, begannen sie sich aufzutürmen. Je flacher es wurde, desto höher wuchs der Tsunami, während seine Wellenlänge zugleich dramatisch schrumpfte. Sturmwellen ritten auf seinem Kamm mit. Als er die ersten Bohrplattformen auf dem Nordseeschelf erreichte, war er nur noch vierhundert Stundenkilometer schnell, dafür aber bereits fünfzehn Meter hoch.ünfzehn Meter waren nichts, weswegen man sich auf Plattformen ernsthaft Sorgen machte — solange es sich um eine gewöhnliche Sturmwelle handelte.Schockwelle hingegen, die vom Meeresboden bis zur Wasseroberfläche schwang, gekrönt von einem fünfzehn Meter hohen Wasserberg und mit vierhundert Sachen unterwegs, besaß die Wirkung eines aufprallenden Jumbo-Jets.Moment lang dachte Lars Jörensen, er sei sogar zu alt, um noch die letzten paar Monate auf Gullfaks zu überstehen. Er zitterte am ganzen Leibe. Was war los? Er zitterte so sehr, dass das Geländer mitzuzittern schien, und er hatte nicht die geringste Ahnung, warum. An sich fühlte er sich gar nicht übel. Deprimiert vielleicht, aber nicht krank. War es so, wenn man einen Herzanfall bekam?dämmerte ihm, dass es tatsächlich das Geländer war, das zitterte. Nicht er.C bebte.Erkenntnis traf ihn wie ein Schock.starrte auf den Förderturm, dann wieder hinaus aufs Meer. Unten wütete der Sturm, aber er hatte schon Schlimmeres erlebt. Weitaus Schlimmeres, ohne dass man auf der Plattform viel davon gemerkt hatte. Dieses Zittern kannte Jörensen nur aus Erzählungen, wenn eine falsch durchgeführte Bohrung einen Blowout erzeugte und Öl oder Gas unter Hochdruck nach oben schoss. Dann konnte es passieren, dass die komplette Plattform in heftige Vibrationen verfiel. Aber auf Gullfaks war so etwas nicht möglich. Sie pumpten das Öl aus halb leeren Reservoirs in unterseeische Tanks, und es geschah nicht direkt unter der Plattform, sondern in weitem Umkreis drum herum.Offshoregeschäft gab es so etwas wie eine Top Ten potenzieller Katastrophen. Querverstrebungen von Stahlskeletten, auf denen viele Plattformen ruhten, konnten brechen. Freak Waves, die höchsten Wellen, zu denen Wind und Strömung das Meer mitunter auftürmten, galten als GAU der Ölindustrie. Ebenso fürchtete man Kollisionen mit losgerissenen Pontons und manövrierunfähigen Tankern. All das verteilte sich auf der Hitliste des Schreckens, und ganz oben stand das Gasleck. Lecks waren kaum detektierbar. Man bemerkte sie oft erst, wenn es zu spät war und sie mit Feuer in Berührung kamen. In diesem Fall explodierte die komplette Plattform, so wie damals die Piper Alpha auf der britischen Seite, als die größte Katastrophe in der Geschichte der Ölindustrie über hundertsechzig Menschenleben forderte.Seebeben waren der Alptraum schlechthin.dies, erkannte Jörensen, war ein Beben.konnte nun geschehen. Wenn die Erde bebte, verlor man jede Kontrolle. Material deformierte sich und riss. Lecks entstanden, Brände brachen aus. Wenn ein Beben eine Plattform zum Erzittern brachte, konnte man nur hoffen, dass es nicht noch schlimmer wurde, dass der Meeresboden nicht einbrach oder abrutschte, dass die verankerten Konstruktionen den Stößen standhielten. Aber selbst dann gab es ein weiteres Problem, das mit dem Beben einherging, und dagegen gab es gar nichts, was man tun konnte, nicht das Geringste.dieses Problem kam gerade auf die Plattform zu.örensen sah es herannahen und wusste, dass seine Chancen mehr als schlecht standen. Er drehte sich um und wollte die stählerne Treppe hinuntereilen, um wegzukommen von der luftigen Empore.ging sehr schnell.Füße verloren den Halt, und er stürzte. Instinktiv krallten sich seine Hände ins Bodengitter. Infernalischer Lärm brach los, ein Tosen und Krachen, als breche die ganze Plattform auseinander. Schreie waren zu hören, dann zerriss ein ohrenbetäubender Knall die Luft, und Jörensen wurde gegen das Geländer geschleudert. Heftiger Schmerz durchfuhr seinen Körper. Im Gitter hängend gewahrte er, wie sich die See plötzlich aufzustellen schien. Über ihm zerbarst kreischend Metall. Voller Entsetzen begriff er, dass sich die riesige Plattform in Schräglage begab, und sein Verstand setzte aus. Übrig blieb ein Wesen in Panik, das unsinnigerweise den Versuch unternahm, nach oben davonzukriechen, weg vom näher kommenden Wasser. Er zog sich die Schräge hinauf, die eben noch ein Boden gewesen war, doch die Schräge wurde steiler, und Jörensen begann zu schreien.Kraft erlahmte. Die Finger der Rechten lösten sich aus den Metallstreben, und er rutschte tiefer. Ein fürchterlicher Ruck ging durch seinen linken Arm. Er hing nun an einer Hand. Immer noch schreiend legte er den Kopf in den Nacken und sah den kippenden Förderturm und den Ausleger mit der Gasflamme, der nicht länger übers Wasser hinausragte, sondern steil in den rabenschwarzen Himmel.Moment lang wirkte die einsame Flamme fast erhaben. Ein Gruß an die Götter. Hallo da oben. Wir kommen.flog alles in einer hellgelben Glutwolke auseinander, und Jörensen wurde in die See geschleudert. Er spürte den Schmerz nicht dort, wo es ihm den Unterarm abgerissen hatte, sodass seine Linke immer noch ins Gitter der Empore gekrallt war. Bevor ihn die Feuerwalze erfassen konnte, krachte schon der heranrasende Tsunami in die versinkende Plattform, und Gullfaks C wurde zerschmettert, während die Betonpfeiler zusammen mit dem abstürzenden Schelfrand in der Tiefe verschwanden., erzähl uns eine Geschichte …Frau hörte mit gefurchter Stirn zu.»Was meinen Sie?«, fragte sie.»So etwas wie eine Kettenreaktion?«Sie gehörte dem ständigen Katastrophenstab des Umweltministeriums an und war es gewohnt, mit den abenteuerlichsten Theorien konfrontiert zu werden. Das Geomar-Institut war ihr bekannt und auch, dass man sich dort nicht zu Spinnereien verstieg, also versuchte sie möglichst rasch zu begreifen, was der deutsche Wissenschaftler am Telefon ihr erzählte.



»Nicht direkt«, antwortete Bohrmann.»Eher einen simultanen Ablauf. Die Zerstörungen schreiten entlang des gesamten Hangs voran. Es geschieht überall zur gleichen Zeit.«Frau schluckte.»Und … welche Gebiete wären davon betroffen?«

»Kommt drauf an, wo genau der Abbruch stattfindet und auf welcher Länge. Große Teile der norwegischen Küste, schätze ich. Tsunamiwellen breiten sich über Tausende von Kilometern aus. Wir informieren sämtliche Anrainer, Island, Großbritannien, Deutschland, alle.«Frau starrte aus dem Fenster des Regierungsgebäudes. Sie dachte an die Plattformen da draußen. Hunderte bis hinauf nach Trondheim.

»Was wäre die Folgen für die Küstenstädte?«, fragte sie tonlos.

»Sie sollten Evakuierungen ins Auge fassen.«

»Und für die Offshore-Industrie?«

»Glauben Sie mir, das ist alles schwer zu sagen. Im besten Fall gibt es eine Serie kleiner Rutschungen. Dann wird es einfach nur ein bisschen wackeln. Schlimmstenfalls bedeutet es …«selben Moment ging die Türe auf, und ein Mann mit bleichem Gesicht kam hereingestürzt. Er legte ein Blatt Papier vor die Frau und machte ihr Zeichen, das Gespräch zu beenden. Sie nahm den Ausdruck und überflog den kurzen Text. Es war der Abschrift eines Funkspruchs. Ein Schiff hatte ihn abgegeben., las sie.las sie weiter und fühlte, wie der Boden unter ihren Füßen zu schwinden drohte.

»Es gibt warnende Anzeichen«, sagte Bohrmann gerade.»Falls es passieren sollte, müssen die Menschen an der Küste wissen, worauf sie zu achten haben. Tsunamis kündigen sich an. Eine Weile vor ihrem Eintreffen kann man ein schnelles Ansteigen und Fallen des Meeresspiegels beobachten. Mehrmals hintereinander. Dem geübten Auge fällt es auf. Nach zehn oder zwanzig Minuten weicht das Wasser dann plötzlich weit vom Ufer zurück. Riffe und Felsen werden sichtbar. Sie werden Meeresboden sehen, der normalerweise nie zu sehen ist. Spätestens jetzt müssen Sie höheres Gelände aufsuchen.«Frau sagte nichts mehr, und sie hörte kaum noch zu. Sie hatte sich vorzustellen versucht, was geschehen würde, wenn der Mann am Telefon die Wahrheit sagte. Jetzt versuchte sie sich vorzustellen, was soeben geschah.verging vor Langeweile.war dämlich, in dem leeren Restaurant herumzusitzen und Kaffee zu trinken. Jede Form von Untätigkeit erschien ihr wie Folter. Die Küchenhilfe war freundlich gewesen und hatte ihretwegen extra die Maschine angeworfen, mit der man Espresso und Cappuccino zubereitete. Der Kaffee schmeckte köstlich, und trotz des stürmischen Wetters und der schlechten Sicht war der Blick aus den großen Panoramafenstern aufs Meer beeindruckend. Dennoch fand Lund die Warterei ungemein öde.löffelte aufgeschäumte Milch aus ihrer Tasse, als jemand eintrat. Ein Windstoß fuhr ins Innere.

»Hallo, Tina.«sah auf. Der Mann war ein Freund von Sverdrup. Sie kannte ihn nur als Åke, seinen Nachnamen wusste sie nicht. Er hatte eine gut gehende Bootsvermietung in Kristiansund und verdiente in den Sommermonaten eine Menge Geld.wechselten einige Worte über das Wetter, dann fragte Åke:»Was machst du hier? Besuchst du Kare?«

»Das hatte ich vor«, sagte Lund mit schiefem Grinsen.

Åke sah sie aus erstaunten Augen an.

»Was sitzt du dann alleine hier herum? Warum ist der Schwachkopf nicht bei dir, wo er hingehört?«

»Meine Schuld. Ich war zu früh.«

»Ruf ihn an.«

»Hab ich. Mailbox.«

»Ach richtig!«Åke schlug sich gegen die Stirn.»Er hat keinen Empfang dort, wo er jetzt ist.«horchte auf.»Du weißt, wo er ist?«

»Ja, ich war eben noch mit ihm zusammen bei Hauffen.«

»Hauffen? Die Brennerei?«

»Ja. Er kauft Schnäpse ein. Wir haben das eine oder andere probiert, aber du kennst ja Kare. Er trinkt weniger Alkohol als ein Mönch in der Fastenzeit, ich musste die Verkostung alleine übernehmen.«

»Ist er noch da?«

»Als ich ging, standen sie unten im Keller beisammen und quatschten. Warum fährst du nicht rüber? Weißt du, wo Hauffen ist?«wusste es. Die kleine Brennerei, die einen ausgezeichneten, nicht zum Export bestimmten Aquavit destillierte, lag zehn Gehminuten südlich auf einem flachen Plateau. Mit dem Auto würde sie in zwei Minuten dort sein, wenn sie die landeinwärts gelegene Straße nahm. Aber irgendwie gefiel ihr der Gedanke an einen kurzen Spaziergang besser. Sie hatte genug im Auto gesessen.

»Ich gehe rüber«, sagte sie.

»Bei dem Sauwetter?«Åke verzog das Gesicht.»Na, du musst es wissen. Schwimmhäute werden dir wachsen.«

»Besser als Wurzeln.«Sie stand auf, dankbar für die Information.»Bis dann. Ich bringe ihn mit zurück.«ßen stellte sie den Kragen ihrer Jacke hoch, ging hinunter zum Strand und stapfte los. Von hier aus war die Brennerei an klaren Tagen gut zu erkennen. Jetzt erschien sie als grauer Schemen im schräg einfallenden Regen.ürde er sich freuen, sie zu sehen?! Sie dachte wie ein verliebter Teenager. Tina Lund, nicht zurechnungsfähig. Klar würde er sich freuen. Was denn sonst?ährend sie sich vom Fiskehuset entfernte, wanderte ihr Blick aufs Meer hinaus. Ihr fiel auf, dass sie sich geirrt haben musste vorhin. Sie hatte gedacht, der felsige Strand sei breiter als sonst, aber er war wie immer. Nein, eigentlich wirkte er sogar schmaler.Moment lang verharrte sie.konnte man sich derart täuschen?war der Sturm schuld. Die Wellen schlugen mal mehr, mal weniger herein. Wahrscheinlich wurde es gerade wieder heftiger. Sie zuckte die Achseln und ging weiter.sie völlig durchnässt die Brennerei betrat, fand sie niemanden in dem kleinen Empfangsraum vor. An der Rückwand stand eine Holztür offen. Lichtschein drang aus dem Keller nach oben. Sie zögerte nicht, sondern stieg hinab, wo sie zwei Männer antraf, die an Fässer gelehnt miteinander redeten, jeder ein Glas in der Hand. Es waren die beiden Brüder, denen die Brennerei gehörte, freundliche, alte Kerle mit wettergegerbten Gesichtern. Kare war nirgends zu sehen.

»Tut mir Leid«, sagte einer der beiden.»Er ist vor zwei Minuten abgezogen. Du hast ihn gerade verpasst.«

»War er zu Fuß hier?«, fragte sie. Womöglich konnte sie ihn einholen.

»Nein.«Der andere schüttelte den Kopf.»Mit dem Lieferwagen. Er hat ein bisschen was gekauft. Zu viel, um’s zu tragen.«

»Hat er gesagt, ob er zurück ins Restaurant fährt?«

»Ja, da wollte er hin.«

»Okay. Danke.«

»He, warte mal.«Der Alte löste sich vom Fass und kam zu ihr herüber.»Wenn du schon umsonst gekommen bist, trink wenigstens einen mit uns. Das ist doch ein Unding, du kommst in eine Brennerei und gehst nüchtern wieder raus!«

»Danke, das ist sehr nett, aber …«

»Er hat Recht«, stimmte sein Bruder eifrig zu.»Du musst was trinken.«

»Ich …«

»Draußen geht die Welt unter, Kind. Wie willst du denn zurückfinden ohne was Warmes im Bauch?«sahen sie mit Dackelaugen an. Lund wusste, dass sie den Alten eine Freude machte, wenn sie auf ein Glas blieb.warum eigentlich nicht?

»Eines«, sagte sie.Brüder grinsten und nickten einander zu, als hätten sie soeben Konstantinopel eingenommen.Helikopter setzte zur Landung an.sah hinaus. Sie hatten die Steilküste überflogen, waren ihrem Verlauf gefolgt und hielten nun auf den kleinen Landeplatz zu, an dem Karen Weaver ihn abholen wollte. Die Klippen fielen nach Osten sanft ab und endeten in einer geschwungenen Bucht. Ab hier war das Land flach. Endlose Sand— und Kiesstrände reihten sich aneinander, hinter denen die typische karge Mooslandschaft der Shetlands begann. Niedrige, lang gestreckte Hügel, zwischen denen sich die Straßen ausnahmen wie hineingekratzt.Heliport gehörte zu einer meereskundlichen Station, die ein halbes Dutzend Wissenschaftler beherbergte, und verdiente die Bezeichnung kaum: ein annähernd rundes Schotterfeld inmitten der graugrünen Weite, die Station selbst wenig mehr als eine Ansammlung windschiefer Baracken. Eine schmale Straße führte aus den Hügeln herab und endete an einem Pier. Johanson sah keine Boote. Neben den Baracken parkten zwei Geländewagen und ein rostiger VW-Bus. Weaver schrieb an einem Artikel über Seehunde, darum hatte sie den Platz ausgewählt. Sie fuhr regelmäßig mit den Wissenschaftlern hinaus, tauchte mit ihnen und wohnte in einer der Hütten.letzte Bö ließ den Bell erzittern, dann hatten die Räder Bodenberührung. Federnd setzte der Helikopter auf.

»Das hätten wir überstanden«, sagte der Pilot.sah eine kleine Gestalt am Rand des Landefeldes stehen. Ihre Haare flatterten im Wind. Er schätzte, dass es Karen Weaver war. Es gefiel ihm, wie sie da in der Einöde wartete. Nicht weit von ihr war ein Motorrad aufgebockt. Alles nach seinem Geschmack. Eine archaische Insel mit einer einsamen Gestalt darin, beide einander beherrschend. Er reckte die Glieder, steckte das Buch mit den Gedichten Whitmans zurück in die Reisetasche und griff nach seinem Mantel.

»Meinetwegen könnten wir noch ein paar Runden drehen«, sagte er,»aber ich würde die Dame ungern warten lassen.«Pilot drehte sich zu Johanson um und zog die Stirn in Falten.»Tun Sie eigentlich nur so cool, oder hat es Ihnen tatsächlich nichts ausgemacht?«versuchte, in die Ärmel seines Mantels zu gelangen.»Das müssen Sie schon selber rausfinden. Sie haben doch Ihre Erfahrungen mit Vorständen.«

»Ja, sicher.«

»Und? Bin ich cool?«

»Ich weiß nicht. Vielleicht bluffen Sie einfach nur. Die meisten, mit denen ich unterwegs bin, hätten mir die Ohren voll gejammert.«

»Auch Skaugen?«

»Skaugen?«Der Pilot dachte einen Moment nach, während über ihnen das Flappen der Rotoren langsamer wurde.»Nein. Ich glaube, Skaugen ist durch gar nichts zu beeindrucken.«hätte mich auch gewundert, dachte Johanson.

»Können Sie mich morgen Mittag wieder hier aufgabeln? Sagen wir, um zwölf.«

»Kein Problem.«wartete, bis die Tür aufschwang, und stieg die kleine Leiter hinunter. War er cool? Tief im Innern war er froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben. Der Pilot musste weiter, aber er war heftige Wetterverhältnisse offenbar gewöhnt. Er würde nur eine kurze Pause einlegen und dann nach Lerwick fliegen, um aufzutanken. Johanson schulterte seine Reisetasche und ging hinüber zu der wartenden Gestalt. Sein Mantel blähte sich und schlug um seine Beine, aber wenigstens regnete es nicht.Weaver kam ihm langsam entgegen.jedem Schritt schien sie kurioserweise kleiner zu werden. Als sie schließlich vor ihm stand, schätzte er sie auf höchstens einsfünfundsechzig. Sie war auf attraktive Weise kompakt. Die Jeans spannten sich über muskulösen Beinen. Unter der Lederjacke zeichneten sich breite Schultern ab. Soweit Johanson erkennen konnte, trug sie keinerlei Make-up. Ihre Bräune war von der Art, wie man sie in Wind und Wetter erwirbt. Brennende Sonne und Salz hatten daran mitgearbeitet und zudem für Sommersprossen gesorgt, die sich zahlreich auf den breiten Wangenknochen und der Stirn verteilten. Der Wind zerrte an einer Flut kastanienfarbener Locken. Sie musterte ihn interessiert.


Дата добавления: 2015-09-29; просмотров: 30 | Нарушение авторских прав







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