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thrillerSchaetzingSchwarmFischer verschwindet vor Peru, spurlos. Цlbohrexperten stoЯen in der norwegischen See auf merkwьrdige Organismen, die hunderte Quadratkilometer Meeresboden in Besitz 43 страница



»Mit Ratten erzeugt er keine Tsunamis.«

»Das Zeug kommt aus einem menschlichen Labor«, beharrte Vanderbilt.»Es ist eine synthetische Substanz …«

»Das glaube ich nicht«, rief Anawak.»Nicht mal der Navy traue ich so was zu, und die ist weiß Gott fit darin, Meeressäuger zu verbiegen.«schüttelte den Kopf, als sei er von der Parkinson’schen Krankheit befallen.

»Was reden Sie da?«

»Ich rede von Experimenten, die unter dem Begriff MKO durchgeführt wurden.«

»Nie gehört.«

»Wollen Sie abstreiten, dass die Navy seit Jahren versucht, die Gehirnströme von Delphinen und anderen Meeressäugern zu manipulieren, indem man Elektroden in die Schädeldecke einführt und …«

»So ein Quatsch!«

»Was aber bislang nicht klappte. Jedenfalls nicht wie gewünscht, also studiert man die Arbeit von Ray Kurzweil …«

»Kurzweil?«

»Eine der Koryphäen auf dem Gebiet der Neuroinformatik«, warf Fenwick ein, und plötzlich erhellten sich seine Züge.»Und Kurzweil hat eine Vision entwickelt, die über den heutigen Stand der Hirnforschung weit hinausgeht. Wenn man wissen will, wozu Menschen diesbezüglich in der Lage sind … nein, mehr noch, seine Arbeit könnte Aufschluss darüber geben, wie eine fremde Intelligenz vorgehen würde!«Fenwick geriet sichtlich in Wallung.»Kurzweils Neuronencomputer! Das ist in der Tat eine Möglichkeit.«

»Entschuldigung«, sagte Vanderbilt.»Ich habe keine Ahnung, wovon hier die Rede ist.«

»Nicht?«, schmunzelte Li.»Ich dachte immer, die CIA hätte ein vitales Interesse an Gehirnwäsche.«schnaubte und sah sich nach allen Seiten um.»Wovon redet der? Ich weiß es nicht. Kann mir verdammt nochmal einer sagen, wovon er redet?«

»Der Neuronencomputer ist ein Modell zur kompletten Rekonstruktion eines Hirns«, sagte Oliviera.»Sehen Sie, unser Gehirn setzt sich aus Milliarden von Nervenzellen zusammen. Jede Zelle ist mit unzähligen anderen verbunden. Sie kommunizieren untereinander durch elektrische Impulse. Auf diese Weise werden Wissen, Erfahrung und Emotion ständig aktualisiert, neu geordnet oder archiviert. In jeder Sekunde unseres Lebens, auch wenn wir schlafen, ist unser Gehirn einer fortgesetzten Neustrukturierung unterworfen. Mit heutiger Technik lassen sich aktive Hirnareale bis auf einen Millimeter genau darstellen. Wie eine Landkarte. Wir können zusehen, wie gedacht und gefühlt wird, welche Nervenzellen zeitgleich aktiviert werden, etwa im Moment eines Kusses oder eines erlittenen Schmerzes oder einer Erinnerung.«

»Man kennt die Stellen, und die Navy weiß, wo man elektrisch pulsen muss, um eine gewünschte Reaktion hervorzurufen«, nahm Anawak den Faden auf.»Aber das ist immer noch sehr grob. Wie eine Landkarte, deren Detailschärfe bei 50 Quadratkilometern endet. Kurzweil hingegen glaubt, dass wir schon bald über die Möglichkeit verfügen werden, ein komplettes Hirn zu scannen, und zwar einschließlich jeder einzelnen Nervenverbindung, jeder Synapse und der genauen Konzentration aller chemischen Botenstoffe — bis ins letzte Detail einer jeden Zelle!«

»Uff«, sagte Vanderbilt.

»Wenn man erst mal die komplette Information hat«, fuhr Oliviera fort,»ließe sich ein Gehirn samt aller Funktionen in einen Neuronencomputer übertragen. Der Computer würde eine perfekte Kopie des Denkens der Person herstellen, deren Hirn gescannt wurde, mitsamt ihrer Erinnerungen und Fähigkeiten. Ein zweites Ich.«hob die Hand.»Ich kann Ihnen versichern, dass MKO noch nicht so weit ist«, sagte sie.»Kurzweils Neuronencomputer bleibt vorerst eine Vision.«

»Jude«, flüsterte Vanderbilt entsetzt.»Wozu erzählen Sie das hier? Das geht keinen was an, das unterliegt strengster Geheimhaltung.«

»MKO gründet auf militärischen Notwendigkeiten«, sagte Li ruhig.»Die Alternative wäre, Menschen zu opfern. Wir können uns unsere Kriege nicht immer aussuchen, wie Sie unzweifelhaft festgestellt haben. Tatsächlich befindet sich das Projekt in einer Sackgasse, aber das wird ein vorübergehender Stillstand sein. Der Weg zur künstlichen Intelligenz ist beschritten. Die Medizin ist nicht weit davon entfernt, menschliche Organe durch Mikrochips zu ersetzen. Blinde können mit Hilfe solcher Implantate bereits Konturen erkennen. Es werden völlig neue Formen von Intelligenz entstehen.«Sie machte eine Pause und heftete ihren Blick auf Anawak.»Das ist es doch, was Sie meinen, nicht wahr? Alles spräche für die Nahost-Hypothese, um bei dem leidigen Wort zu bleiben, wenn die Menschheit so weit wäre, wie Kurzweil gedacht hat. Aber wir sind es nicht. Amerika ist es nicht und niemand sonst. Kein Mensch kann diese Gallerte gezüchtet haben, die offenbar wie ein Neuronencomputer funktioniert.«



»Der Neuronencomputer bedeutet in der Praxis die vollkommene Kontrolle über jedes Denken«, sagte Anawak.»Wenn die Gallerte etwas in dieser Art darstellt, dann steuert sie das Tier nicht einfach, sie wird zu diesem Tier. Sie wird Teil seines Hirns. Zellen der Substanz übernehmen die Funktion von Hirnzellen. Entweder sie erweitern das Gehirn eines Lebewesens …«

»Oder sie ersetzen es«, schloss Oliviera.»Leon hat Recht. Ein solcher Organismus entspringt keinem menschlichen Labor.«hörte mit klopfendem Herzen zu. Sie griffen seine Theorie auf. Sie arbeiteten damit und fügten ihr neue Aspekte hinzu, und mit jedem Wort, das gesprochen wurde, verfestigte sie sich. Er begann sich diesen biologischen Computer vorzustellen, der Hirnzellen kopieren konnte, während um ihn herum die Diskussion wogte, bis Roche aufsprang und das Wort ergriff.

»Eines verstehe ich noch nicht, Dr. Johanson. Wie erklären Sie sich, dass die da unten so viel über uns wissen? Ich meine, Ihre Theorie in allen Ehren, aber wie kann ein Bewohner der Tiefsee derart viel über uns herausfinden?«sah Vanderbilt und Rubin beifällig nicken.

»Das ist nicht schwer«, sagte er.»Wenn wir einen Fisch sezieren, geschieht das in unserer Welt, nicht in seiner. Warum sollten diese Wesen ihr Wissen nicht in ihrer Welt erlangen? Jedes Jahr ertrinken eine Menge Menschen, und falls man weitere Exemplare braucht, holt man sich eben welche. — Andererseits haben Sie Recht: Wie viel wissen die wirklich über uns? Kurz vor dem Abrutschen des Schelfs war ich erstmalig so weit, an einen organisierten Angriff zu glauben. Seltsamerweise habe ich nie in Erwägung gezogen, dass Menschen dahinter stecken könnten. Zu fremdartig erschien mir die ganze Strategie. Wie auf einen Schlag große Teile der nordeuropäischen Infrastruktur vernichtet wurden, war brillant geplant und mit weit reichenden Folgen für uns verbunden. Kleine Boote durch Wale versenken zu lassen erscheint dagegen naiv. Die Überfischung der Meere stoppt man nicht mit hochgiftigen Quallenschwärmen. Schiffskatastrophen treffen uns hart, aber ob diese mutierten Schwärme die weltweite Schifffahrt wirklich lahm legen können, wage ich zu bezweifeln. Allerdings fällt auf, dass sie sehr genau über Schiffe Bescheid wissen. Alles, was unmittelbar ihren Lebensraum berührt, kennen sie gut. Die Welt darüber ist ihnen weniger vertraut. Killeralgen in Krabben über Land zu schicken, zeugt von exzellenter militärischer Planung, aber der Anfang mit den bretonischen Hummern war eher misslungen. Offenbar hatten sie das Problem des Unterdrucks nicht bedacht. Als die Gallerte da unten in die Hummerkörper schlüpfte, war sie durch den Tiefendruck komprimiert. Zur Oberfläche hin dehnte sie sich natürlich aus, und einige der Hummer platzten.«

»Bei den Krabben scheint man dazugelernt zu haben«, meinte Oliviera.»Sie bleiben stabil.«

»Na ja.«Rubin schürzte die Lippen.»Sie krepieren, kaum dass sie an Land sind.«

»Warum auch nicht?«, erwiderte Johanson.»Ihre Aufgabe ist erfüllt. Alle diese Züchtungen sind zum schnellen Sterben verurteilt. Sie sollen unsere Welt bekämpfen, nicht besiedeln. — Wohin Sie auch schauen in diesem Krieg, Menschen würden so nicht vorgehen! Warum der Umweg übers Meer? Warum sollte sich ein Mensch in derartige Experimente versteigen? Welchen vernünftigen Grund hätte er, ausgerechnet die Gene von Lebewesen zu verändern, die viele Kilometer unter Wasser leben wie beispielsweise Schlotkrabben? Hier sind keine Menschen am Werk. Hier wird experimentiert, um herauszufinden, wo unsere Schwachstellen sind. Und vor allem wird abgelenkt.«

»Abgelenkt?«, echote Peak.

»Ja. Der Feind macht viele Fronten gleichzeitig auf. Einige bescheren uns Alpträume, andere sind eher lästig, aber sie halten uns auf Trab. Die meisten der verabreichten Nadelstiche schmerzen gewaltig. Das eigentlich Perfide daran ist, dass sie verschleiern, was wirklich geschieht. Dass wir vor lauter Schadensbegrenzung blind für die wirklichen Gefahren werden. Wir finden uns in der Rolle des Zirkusjongleurs, der Teller auf Stöcke stellt und sie in Drehung versetzt, damit sie nicht herunterfallen können. Er muss ständig zwischen den Stöcken hin— und herlaufen. Hat er den letzten Teller stabilisiert, wackelt der erste. Je mehr Teller es werden, desto schneller muss er laufen. In unserem Fall hat die Anzahl der Teller die Fähigkeiten des Jongleurs weit überschritten. Wir werden dieser Vielzahl von Attacken nicht gewachsen sein. Für sich betrachtet mögen Walangriffe und ausbleibende Fischschwärme kein unlösbares Problem darstellen. In der Summe erfüllen sie ihren Zweck, nämlich uns zu lähmen und zu überfordern. Wenn sich die Phänomene weiter ausbreiten, werden ganze Staaten die Kontrolle verlieren, andere Staaten werden das ausnutzen, es wird zu regionalen und größeren Konflikten kommen, die aus dem Ruder laufen und für niemanden zu gewinnen sind. Wir werden uns selber schwächen. Die Strukturen der internationalen Hilfsorganisationen werden in sich zusammenbrechen, die medizinischen Versorgungsnetze zum Erliegen kommen. Wir werden nicht genügend Mittel, Kraft, Know-how und schließlich nicht genügend Zeit haben, um zu verhindern, was sich abseits der offenen Kampfhandlungen im Stillen vollzieht.«

»Und was soll das sein?«, fragte Vanderbilt gelangweilt.

»Die Vernichtung der Menschheit.«

»Wie bitte?«

»Liegt das nicht auf der Hand? Die haben beschlossen, mit uns in gleicher Weise zu verfahren, wie der Mensch mit Schädlingen verfährt. Sie wollen uns ausrotten …«

»Jetzt reicht’s aber!«

»… bevor wir das Leben in den Meeren ausrotten.«CIA-Mann wuchtete sich hoch und richtete einen zitternden Zeigefinger auf Johanson.»Das ist der größte Schwachsinn, der mir jemals untergekommen ist! Was glauben Sie eigentlich, wozu Sie hier sind? Waren Sie zu oft im Kino? Wollen Sie uns weismachen, da sitzen diese … diese besseren ETs aus Abyss unten im Meer und drohen uns mit dem Finger, weil wir unartig waren?«

»Abyss?«Johanson überlegte.»Ach richtig. Nein, solche Wesen meine ich nicht. Das waren Außerirdische.«

»Das war genauso ein Blödsinn.«

»Nein. In Abyss lassen sich Wesen aus dem All in unseren Meeren nieder. Der Film verkauft sie als bessere Menschen. Sie haben eine moralische Botschaft. Vor allen Dingen verbannen sie uns nicht vom Gipfel der irdischen Evolution, wie es eine intelligente Rasse tun würde, die sich hier auf diesem Planeten entwickelt hat, parallel zu uns.«

»Doktor!«Vanderbilt zog ein Taschentuch hervor und wischte sich den Schweiß von Stirn und Oberlippe.»Sie sind kein berufsmäßiger Geheimniskrämer wie wir. Sie haben nicht unsere Erfahrung. Es ehrt Sie, uns ein Viertelstündchen prima unterhalten zu haben, aber wenn Sie Lumpereien aufdecken wollen, müssen Sie als Erstes erkennen, welchem Zweck sie dienen. Wer hat Vorteile davon! Das bringt Sie auf die richtige Spur! Nicht dieses Herumstochern in …«

»Niemand hat Vorteile davon«, sagte jemand.drehte sich schwerfällig um.

»Sie irren, Vanderbilt.«Bohrmann hatte sich erhoben.»Bis gestern Nacht hat Kiel Szenarien entwickelt, was geschehen wird, wenn weitere Kontinentalabhänge kollabieren.«

»Ich weiß«, sagte Vanderbilt unwirsch.»Tsunamis und Methan. Wir bekommen ein Klimaproblemchen …«

»Nein.«Bohrmann schüttelte den Kopf.»Kein Problemchen. Wir bekommen unser Todesurteil. Es ist allgemein bekannt, was vor 55 Millionen Jahren auf der Erde passierte, als schon einmal alles Methan in die Atmosphäre entwich und …«

»Woher zum Teufel wollen Sie wissen, was vor 55 Millionen Jahren geschah?«

»Wir haben es ausgerechnet. Und jetzt haben wir es wieder ausgerechnet. Über die Küsten werden Tsunamis hereinbrechen und die Küstenpopulationen vernichten. Dann wird es langsam heiß auf der Erdoberfläche, unerträglich heiß, und wir werden alle sterben. Auch der Nahe Osten, Mr. Vanderbilt. Auch Ihre Terroristen. Alleine die Freisetzung des Methans vor Ostamerika und im Westpazifik dürfte ausreichen, unser aller Schicksal zu besiegeln.«ötzlich herrschte Totenstille.

»Und dagegen«, sagte Johanson leise, während er Vanderbilt ansah,»können Sie gar nichts machen, Jack. Denn Sie wissen nicht, wie. Und Sie haben keine Gelegenheit, darüber nachzudenken, weil Sie mit Walen, Haien, Muscheln, Quallen, Krabben, Killeralgen und unsichtbaren Kabelfressern schon überfordert sind, die unsere Taucher und Tauchroboter und alles, womit wir einen Blick unter Wasser werfen könnten, eliminieren.«

»Wie lange kann es dauern, bis sich die Atmosphäre so weit aufgeheizt hat, dass die Menschheit ernsthaft bedroht ist?«, fragte Li.runzelte die Stirn.»Ich schätze, einige hundert Jahre.«

»Wie beruhigend«, knurrte Vanderbilt.

»Nein, keineswegs«, sagte Johanson.»Wenn diese Wesen ihren Feldzug darauf gründen, dass wir ihren Lebensraum gefährden, müssen sie uns schnell loswerden. Erdhistorisch betrachtet sind ein paar hundert Jahre gar nichts. Aber der Mensch hat schon in kürzerer Zeit das Schlimmste angerichtet. Also sind sie in aller Ruhe noch einen Schritt weitergegangen. — Sie haben es geschafft, den Golfstrom zu stoppen.«starrte ihn an.

»Sie haben was?«

»Er ist bereits gestoppt«, ließ sich Weaver vernehmen.»Vielleicht fließt er noch ein bisschen, aber er liegt in den letzten Zügen. Wenige Jahre, und die Welt kann sich bereitmachen für eine neue Eiszeit. In weniger als hundert Jahren wird es verflucht eisig auf der Erde werden.schon in fünfzig oder vierzig Jahren. Vielleicht noch früher.«

»Augenblick mal«, rief Peak.»Das Methan würde die Erde aufheizen, so viel wissen wir auch. Die Atmosphäre könnte kippen. Aber wie passt das mit einer neuen Eiszeit zusammen, wenn der Golfstrom stoppt? Was soll denn dabei rauskommen, um Himmels willen? Ein Ausgleich des Schreckens?«sah ihn an.

»Ich würde eher sagen, eine Potenzierung.«es zu Beginn den Anschein gehabt, als stehe Vanderbilt allein da mit seiner rigorosen Ablehnung, wandelte sich das Bild in der darauf folgenden Stunde. Das Gremium spaltete sich in zwei Lager, die erbittert aufeinander losgingen. Alles wurde wieder aufgerollt. Die ersten Anomalien. Die Anfänge der Walattacken. Die Umstände, unter denen die Würmer entdeckt worden waren. Es ging zu wie auf dem Rugbyfeld. Rhetorische Ellbogen kamen zum Einsatz, Argumente wurden einander zugespielt, abwechselnd preschten die Fraktionen vor, umflankten den Gegner mit immer neuen Aspekten und versuchten, ihn auszutricksen. Ein Unterton mischte sich hinein, der Anawak bekannt vorkam. Er warf die Frage auf, ob es sein dürfe, dass eine parallele Intelligenz dem Menschen seine Vorherrschaft streitig macht! Niemand sprach es offen aus. Aber Anawak, geschult im Disput über tierische Intelligenz, erspürte den tieferen Gehalt in jedem Wort. Aggression schwang mit. Johansons Theorie spaltete nicht die Wissenschaft, sondern das Selbstverständnis einer Gruppe von Experten, die zuallererst Menschen waren. Vanderbilt scharte Rubin, Frost, Roche, Shankar und den zunächst zögerlichen Peak um sich. Johanson erhielt Verstärkung von Li, Oliviera, Fenwick, Ford, Bohrmann und Anawak. Die Geheimdienstler und Diplomaten saßen eine Weile dabei, als vollziehe sich vor ihren Augen ein absurdes Theaterstück. Dann mischten sie sich nach und nach ein.war verblüffend.diese Leute, berufsmäßige Spione, erzkonservative Sicherheitsberater und Terrorismusexperten, schlugen sich fast sämtlich auf Johansons Seite. Einer von ihnen sagte:»Ich bin ein nüchtern denkender Mensch. Wenn ich etwas höre, das mir einleuchtet, glaube ich es erst mal. Wenn etwas dagegensteht, das mit Winkelzügen erzwungen werden muss, nur damit es ins Raster unserer Erfahrungen passt, glaube ich es nicht.«Erster desertierte Peak aus Vanderbilts kleiner Truppe. Dann folgten Frost, Shankar und Roche.ßlich schlug Vanderbilt erschöpft eine Pause vor.gingen nach draußen, wo ein Büffet mit Säften, Kaffee und Kuchen aufgebaut war. Weaver gesellte sich an Anawaks Seite.

»Sie hatten die wenigsten Probleme mit Johansons Theorie«, stellte sie fest.»Wie kommt’s?«sah sie an und lächelte.»Kaffee?«

»Gerne. Mit Milch.«goss zwei Tassen voll und reichte ihr die eine. Weaver war nur unwesentlich kleiner als er. Plötzlich fiel ihm auf, dass er sie mochte, obwohl sie bisher kaum miteinander gesprochen hatten. Er hatte sie vom ersten Moment an gemocht, als ihre Blicke sich vor dem Chateau getroffen hatten.

»Ja«, sagte er.»Die Theorie ist durchdacht.«

»Nur darum? Oder weil Sie sowieso an tierische Intelligenz glauben?«»Das tue ich nicht. Ich glaube an Intelligenz im Allgemeinen, aber auch, dass Tiere Tiere und Menschen Menschen sind. Wenn wir nachweisen könnten, dass Delphine ebenso intelligent sind wie wir, mit allen Konsequenzen, wären sie keine Tiere mehr.«»Und glauben Sie, dass es so ist?«Anawak schüttelte den Kopf.»Ich glaube, dass wir es nicht herausfinden werden, solange wir von der menschlichen Warte aus urteilen. — Halten Sie Menschen für intelligent, Miss Weaver?«Weaver lachte.»Ein Mensch ist intelligent. Viele Menschen sind eine dumpfe Horde.«Das gefiel ihm.»Sehen Sie?«, sagte er.»Genau das könnte man auch von …«

»Dr. Anawak?«Ein Mann kam mit schnellen Schritten auf ihn zu. Er gehörte zum Sicherheitspersonal.»Sie sind doch Dr. Anawak?«

»Ja.«

»Sie werden am Telefon verlangt.«runzelte die Brauen. Im Chateau war keiner von ihnen direkt erreichbar. Aber es gab eine Nummer, unter der Angehörige Nachrichten hinterlassen oder in dringenden Fällen anrufen konnten. Li hatte die Mitglieder des Stabs gebeten, sie sparsam zu verteilen.hatte die Nummer. Wer noch?

»In der Halle«, sagte der Mann.»Oder möchten Sie das Gespräch auf Ihr Zimmer gestellt haben?«»Nein, ist schon okay. Ich komme mit.«»Bis gleich«, rief ihm Weaver nach.folgte dem Sicherheitsbeamten durch die Halle. In einem der Seitenschiffe war eine Reihe provisorischer Telefonkabinen errichtet worden.

»Gleich die erste«, sagte der Mann.»Ich lasse den Anruf durchstellen. Es wird klingeln. Heben Sie einfach ab, dann sind Sie mit Tofino verbunden.«? Also Shoemaker.wartete. Es klingelte. Er nahm den Hörer ab und meldete sich.

»Ah, Leon«, erklang Shoemakers Stimme.»Tut mir wirklich Leid. Ich weiß, ich störe dich bei was Wichtigem, aber …«

»Macht nichts, Tom. War ein schöner Abend gestern.«

»Oh ja. Und … das hier ist auch wichtig. Es ist … ähm …«Shoemaker schien nach Worten zu ringen. Dann seufzte er leise.»Leon, ich muss dir was Trauriges sagen. Wir haben einen Anruf aus Cape Dorset erhalten.«ötzlich, von einer Sekunde auf die andere, war es Anawak, als ziehe ihm jemand den Boden unter den Füßen weg. Er wusste, was ihn erwartete. Er wusste es, bevor Shoemaker die Worte sagte:

»Leon, dein Vater ist gestorben.«stand wie gelähmt in der Zelle.

»Leon?«

»Alles okay, ich …«okay. Wie immer. Alles okay. Alles okay.sollte er tun?war okay!

»Außerirdische?«Präsident war merkwürdig gefasst.

»Nein«, sagte Li zum wiederholten Male.»Keine Außerirdischen. Bewohner dieses Planeten. Konkurrenz, wenn Sie so wollen.«Offutt Airforce Base und das Chateau waren zusammengeschaltet. Außer dem Präsidenten nahmen in Offutt der Verteidigungsminister, der erste Sicherheitsberater, der Minister für Heimatschutz und die Außenministerin teil sowie der Direktor der CIA. Inzwischen bestand kein Zweifel mehr daran, dass Washington das Schicksal New Yorks teilen würde. Die Stadt wurde evakuiert. Das Kabinett war größtenteils nach Nebraska umgezogen. Erste Todesfälle unterstrichen die Dramatik der Situation, aber der Rückzug ins Landesinnere erfolgte geschlossen und weitgehend nach Plan. Diesmal war man besser vorbereitet.Chateau hatten sich Li, Vanderbilt und Peak versammelt. Li wusste, dass die in Offutt es hassten, dort herumsitzen zu müssen. Der CIA-Direktor vermisste sein Amtszimmer im sechsten Stock der Zentrale am Potomac. Insgeheim beneidete er seinen Direktor für Terrorismusbekämpfung, der sich schlicht geweigert hatte, seine Mitarbeiter zu evakuieren.

»Bringen Sie Ihre Leute in Sicherheit«, hatte er dem Mann befohlen.

»Das ist eine Krise, die von jemandem gesteuert wird«, war die Antwort gewesen.»Eine terroristische Krise. Die Leute im Global Response Center müssen an ihren Computern sitzen bleiben und arbeiten. Sie haben eine entscheidende Aufgabe zu erfüllen. Sie sind die Augen, mit denen wir den internationalen Terrorismus beobachten. Die können wir nicht evakuieren.«

»Es sind biologische Killer, die New York angreifen«, hatte der CIA-Direktor erwidert.»Schauen Sie, was dort los ist. In Washington wird es nicht anders sein.«

»Das Global Response Center wurde nicht ins Leben gerufen, um in einer solchen Situation das Weite zu suchen.«

»Gut, aber Ihre Leute könnten sterben.«

»Dann sterben sie eben.«der Verteidigungsminister hätte die Lage lieber vom Schreibtisch seines wuchtigen Arbeitszimmers aus dirigiert, und der Präsident war ohnehin jemand, den man festbinden musste, damit er nicht den nächsten Jet kaperte und zurück zum Weißen Haus flog. Man konnte ihm vieles nachsagen, aber nicht, dass er feige war. Genau genommen war er so mutig, dass manche seiner Gegner den Verdacht hegten, er sei einfach zu ignorant, um Angst zu empfinden.war die Offutt Airforce Base wie ein zweiter Regierungssitz ausgestattet. Aber sie hatten dorthin fliehen müssen. Darin lag das Problem. Und darum, schätzte Li, nahmen sie die Hypothese von der intelligenten Macht im Meer spontan positiv auf. Vor menschlichen Gegnern zurückweichen zu müssen, denen man nichts entgegenzusetzen hatte als Ratlosigkeit, hätte eine unerträgliche Schmach für die Administration bedeutet. Johansons Theorie warf ein völlig neues Licht auf die Angelegenheit. Sie nahm rückwirkend den Druck von den Sicherheitsberatern, vom Verteidigungsministerium, vom Präsidenten.

»Was halten Sie davon?«, fragte der Präsident in die Runde.»Ist so etwas möglich?«

»Was ich persönlich für möglich halte und was nicht, spielt keine Rolle«, sagte der Verteidigungsminister barsch.»Die Experten sitzen im Chateau. Wenn sie zu einer solchen Schlussfolgerung gelangen, müssen wir sie ernst nehmen und fragen, was als Nächstes zu tun ist.«

»Sie wollen das ernst nehmen?«, fragte Vanderbilt entgeistert.»Aliens? Grüne Männchen?«

»Keine Außerirdischen«, wiederholte Li geduldig.

»Wir werden ein ganz anderes Problem bekommen«, bemerkte die Außenministerin.»Nehmen wir an, die Theorie stimmt. Wie viel davon können wir der Öffentlichkeit zumuten?«

»Was? Nichts!«Der CIA-Direktor schüttelte energisch den Kopf.»Wir hätten sofort ein weltweites Chaos.«

»Das haben wir ohnehin.«

»Trotzdem. Die Medien würden uns schlachten. Sie würden uns für verrückt erklären. Erstens werden sie uns nicht glauben, zweitens werden sie uns nicht glauben wollen. Die Existenz einer solchen Rasse würde die Bedeutung der Menschheit in Frage stellen.«

»Das ist ein vorwiegend religiöses Problem«, winkte der Verteidigungsminister ab.»Politisch nicht relevant.«

»Es gibt keine Politik mehr«, sagte Peak.»Nichts, was man losgelöst betrachten kann von Angst und Elend. Fahren Sie mal nach Manhattan. Machen Sie sich ein Bild. Was meinen Sie, was da gebetet wird von Leuten, die in ihrem Leben nie in einer Kirche gewesen sind.«Präsident richtete einen nachdenklichen Blick zur Decke.»Wir müssen uns fragen«, sagte er,»was Gottes Pläne in der Sache sind.«

»Gott sitzt nicht in Ihrem Kabinett, Sir, wenn ich das anmerken darf«, sagte Vanderbilt.»Er ist auch nicht auf unserer Seite.«

»Das ist kein guter Standpunkt, Jack«, sagte der Präsident mit zusammengezogenen Brauen.

»Ich habe aufgehört, Standpunkte nach gut oder schlecht zu unterteilen, solange sie sinnvoll sind. Jeder hier ist offenbar der Meinung, an dieser Theorie sei was dran. Ich frage mich also, wer von uns bescheuert ist …«

»Jack«, sagte der CIA-Direktor warnend.

»… aber ich bin bereit einzugestehen, dass ich es bin. Trotzdem werde ich erst einlenken, wenn ich Beweise sehe. Wenn ich mit diesen Knilchen gesprochen habe, diesem Gezücht im Wasser. Bis dahin warne ich eindringlich davor, die Möglichkeit eines groß angelegten terroristischen Anschlags auszuschließen und unsere Wachsamkeit zu vernachlässigen.«legte ihm die Hand auf den Unterarm.

»Jack, warum sollten Menschen einen solchen Weg wählen?«

»Um Leute wie Sie glauben zu machen, E. T. hätte es auf uns abgesehen. Und es funktioniert. Zum Teufel, es funktioniert!«

»Niemand hier ist naiv«, sagte der Sicherheitsberater ärgerlich.»Wir werden in unserer Wachsamkeit nicht nachlassen, aber mal ehrlich, mit Ihrer Terrorismuspsychose kommen wir doch keinen Zoll weiter. Wir können ohne Ende nach durchgeknallten Mullahs oder schwerreichen Superverbrechern Ausschau halten, und derweil rutschen noch ein paar Hänge ab, und unsere Städte werden überspült, unschuldige Amerikaner sterben, also was ist eigentlich Ihr Vorschlag, Jack?«verschränkte zornig die Arme über seinem Bauch. Er sah aus wie ein schmollender Buddha.

»Ich habe da einen Vorschlag herausgehört«, sagte Li langsam.

»Nämlich?«

»Mit den Knilchen zu reden. Kontakt aufzunehmen.«Präsident legte die Fingerspitzen aufeinander. Dann sagte er bedächtig:»Dies ist eine Prüfung. Eine Prüfung für die menschliche Rasse. Vielleicht hat Gott diesen Planeten für zwei Rassen bestimmt. Vielleicht hat aber die Bibel Recht, wenn sie vom Tier spricht, das aus dem Meer steigt. Gott sagt, macht euch die Erde untenan, und er hat es nicht zu irgendwelchen Wesen im Meer gesagt.«

»Nein, absolut nicht«, murmelte Vanderbilt.»Er hat es zu den Amerikanern gesagt.«

»Vielleicht ist dies der Kampf gegen das Böse, die oft vorausgesagte große Schlacht.«Der Präsident richtete sich ein Stück auf.»Und wir sind auserkoren, sie zu schlagen und zu gewinnen.«

»Vielleicht«, griff Li den Gedanken auf,»wird, wer diese Schlacht gewinnt, die Welt gewinnen.«sah sie von der Seite her an und schwieg.

»Wir sollten Johansons Theorie offen mit den Regierungen der NATO-Staaten und der EU erörtern«, schlug die Außenministerin vor.»Dann sollten wir die Vereinten Nationen einbeziehen.«

»Und ihnen zugleich klar machen, dass sie kaum in der Lage sein werden, eine solche Operation durchzuführen«, sagte Li schnell.»Ich meine, nutzen wir ruhig das Knowhow und die Kreativität ihrer besten Köpfe. Ich schlage vor, auch befreundete arabische und asiatische Staaten einzubinden. Das macht auf alle Fälle einen guten Eindruck. Aber zugleich wird es Zeit, dass wir die Gelegenheit wahrnehmen, uns an die Spitze der Weltengemeinschaft zu stellen. — Dies ist kein Meteoriteneinschlag, der uns alle vorn Angesicht der Erde fegen wird. Es ist eine schreckliche Bedrohung, derer wir Herr werden können, wenn wir jetzt keinen Fehler machen.«

»Greifen Ihre Gegenmaßnahmen?«, fragte der Sicherheitsberater.

»Überall auf der Welt laufen die Forschungen nach einem Immunstoff auf Hochtouren. Wir versuchen, etwas gegen das Eindringen der Krabben und gegen die Angriffe durch Wale zu unternehmen und diese Würmer einzufangen, was sich schwierig gestaltet. Wir tun eine ganze Menge, um die Risiken einzudämmen, aber es wird nicht reichen, wenn wir weiter konventionell verfahren. Der Stopp des Golfstroms verdammt uns zur Hilflosigkeit. Der Methan-GAU ist nicht aufzuhalten. Selbst wenn es uns gelingt, Millionen dieser Würmer aus dem Meer zu fischen, können wir nicht sehen, wo sie sich angesiedelt haben, und es werden neue kommen. Nachdem es unmöglich geworden ist, Roboter, Sonden und Tauchboote nach unten zu schicken, sind wir blind geworden. Wir haben nicht die geringste Ahnung, was da unten vorgeht. Heute Nachmittag hörte ich, dass wir vor der Georges Bank zwei riesige Schleppnetze verloren haben. Zu drei Trawlern, die in Höhe des Laurentiusgrabens unterwegs waren, um den Grund abzuweiden, haben wir jeden Kontakt verloren. Suchflugzeuge sind unterwegs, aber das ist schwieriges Terrain. Östlich davon liegen die Bänke von Neufundland. Eine Zone permanenten Nebels, und seit zwei Tagen tobt dort ein ziemlicher Sturm.«Sie machte eine Pause.»Das sind zwei Beispiele von tausenden. Fast alle Meldungen spiegeln unser Versagen wider. Die Drohnenaufklärung arbeitet gut, mehrfach konnten wir Krabbenheere mit Flammenwerfern eindämmen, aber dafür kommen sie dann anderswo rausgekrochen. Wir müssen einsehen, dass wir auf dem Meer wenig zu melden haben. Es war schon wenig genug, als von dort noch keine Gefahr ausging, aber jetzt …«


Дата добавления: 2015-09-29; просмотров: 26 | Нарушение авторских прав







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