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thrillerSchaetzingSchwarmFischer verschwindet vor Peru, spurlos. Цlbohrexperten stoЯen in der norwegischen See auf merkwьrdige Organismen, die hunderte Quadratkilometer Meeresboden in Besitz 71 страница



»Sam!«, schrie er.sah sie nicht. Nur schwarzes, gurgelndes Wasser., dachte er, so läuft das nicht. Eben ist sie doch noch neben mir gewesen.

»Sam!«Wasser stieg weiter. Über die Hälfte des Tunnels war überflutet. Er reckte die Arme, zog sich an der Gummiwulst des Zodiacs hoch und sah sich um. Crowe war verschwunden.

»Nein«, heulte er.»Nein, verdammt, nein!«stemmte sich ins Boot. Es schaukelte heftig. Auf allen vieren kroch er zur anderen Seite und schaute hinab ins Wasser.war sie!trieb mit halb geschlossenen Augen neben dem Boot. Die Wellen überspülten ihr Gesicht. Das Boot hatte ihm den Blick auf sie versperrt. Ihre Hände vollführten schwache, hilflose Bewegungen. Anawak beugte sich hinab, bekam ihre Handgelenke zu fassen und zog daran.

»Sam!«, schrie er ihr ins Gesicht.Augenlider zuckten. Dann hustete sie und gab einen Wasserschwall von sich. Anawak stemmte sich mit den Füßen gegen die Wulst und zerrte an ihr. Seine Arme schmerzten so heftig, dass er glaubte, es nicht zu schaffen, aber sein Wille diktierte ihm als einzig akzeptablen Weg, Samantha Crowe zu retten.mir bloß nicht ohne sie nach Hause, schien er zu sagen, sonst kannst du dich gleich wieder ins Wasser stürzen.stöhnte und wimmerte, heulte und fluchte, zog und zerrte, und dann war sie plötzlich im Boot.fiel auf den Hintern.hatte keine Kraft mehr.schlappmachen, sagte die innere Stimme. Dass du im Zodiac sitzt, nützt dir noch gar nichts. Du musst aus dem Schiff gelangen, bevor es dich mit in die Tiefe reißt.Zodiac drehte sich immer schneller. Es tanzte auf der steigenden Wassersäule dem Hangardeck entgegen. Nur noch ein kurzes Stück, und sie würden in die riesige Halle gespült werden. Anawak richtete sich auf und fiel sofort wieder hin. Auch gut, dachte er, dann kriechen wir eben. Auf Händen und Knien robbte er zur Fahrerkabine und zog sich an den Verstrebungen hoch. Sein Blick fiel auf die Instrumente. Um das kleine Lenkrad herum waren sie in ähnlicher Weise angeordnet wie bei der Blue Shark. Ein bekanntes Bild. Damit konnte er klarkommen.schaute auf. Sie schossen dem oberen Ende der Rampe entgegen. Er klammerte sich fest und wartete auf den richtigen Augenblick.ötzlich waren sie raus aus dem Tunnel. Eine Flutwelle spuckte sie aus und spülte sie in den Hangar, der nun ebenfalls voll zu laufen begann.startete den Außenborder..schon, dachte er. Mach dich nicht wichtig, du Scheißteil! Spring endlich an.nichts.an! Scheißteil! Scheißteil!!!röhrte der Motor los, und das Zodiac schoss davon. Anawak kippte hintenüber. Er bekam eine der Verstrebungen des Fahrerhauses zu fassen und zog sich zurück in die Kabine. Seine Hände umschlossen das Lenkrad. Er jagte durch den Hangar, fuhr eine rasante Kurve und hielt mit voller Geschwindigkeit auf den Durchlass zur Steuerbordplattform zu.seinen Augen schrumpfte er.Durchlass verlor an Höhe, je näher er ihm kam. Es war unglaublich, wie schnell sich das Deck füllte. Das Wasser strömte von unten und durch die Seiten herein, in grauen, zerklüfteten Wellen. Aus den acht Metern Deckhöhe des Hangars waren innerhalb von Sekunden vier geworden.als vier..Außenborder heulte gepeinigt auf.als drei.!eine Kanonenkugel schossen sie ins Freie. Das Kabinendach schrammte hart an der Oberkante des Durchlasses entlang, dann flog das Zodiac über einen Wellenkamm, hing einen Moment in der Luft und klatschte hart auf.See war stürmisch. Graue Ungetüme wälzten sich heran. Anawak klammerte sich ans Lenkrad, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Er raste den nächsten Wellenberg hinauf und fiel in den dahinter liegenden Abgrund, stieg wieder empor, stürzte hinab. Dann drosselte er die Geschwindigkeit. Langsamer war besser. Jetzt sah er, dass die Wellen zwar hoch waren, aber nicht sehr steil. Er wendete das Zodiac um einhundertachtzig Grad, ließ sich von dem nächsten Berg, der heranrollte, hochheben, fuhr ganz langsam und sah hinaus.Anblick war gespenstisch.der schieferfarbenen See ragte die in Flammen stehende Insel der Independence in einen düsteren Wolkenhimmel. Es sah aus, als sei mitten im Meer ein Vulkan ausgebrochen. Auch das Flugdeck lag inzwischen unter Wasser, nur die brennende Ruine behauptete sich noch trotzig gegen das unabwendbare Schicksal. Er hatte ein ordentliches Stück zwischen sich und das versinkende Schiff gebracht, aber das Donnern der Flammen drang bis zu ihnen hinüber.sah er hinaus.



»Intelligente Lebensformen.«Crowe tauchte neben ihm auf, leichenblass, mit blauen Lippen und heftig zitternd. Sie krallte sich in seine Jacke, das verletzte Bein angewinkelt.»Man hat nichts als Ärger mit ihnen.«schwieg. Gemeinsam sahen sie zu, wie die Independence unterging.ÜNFTER TEILSuche nach fremder Intelligenz ist immer die Suche nach der eigenen.auf!bin wach.kannst du das wissen? Um dich herum herrscht völlige Dunkelheit. Du näherst dich dem Urgrund der Welt. Was siehst du?.siehst du?sehe die grünen und roten Lichter der Instrumente vor mir. Anzeigen, die mich über Innen— und Außendruck in Kenntnis setzen, über den Sauerstoffvorrat des Deepflight, über den Neigungswinkel, mit dem ich abwärts gleite, die Treibstoffreserven, die Geschwindigkeit. Das Boot misst die chemische Zusammensetzung des Wassers und zeigt sie mir in Daten und Tabellen an. Die Sensoren erfassen die Außentemperatur und liefern mir eine Zahl.siehst du noch?sehe wirbelnde Partikel. Schneefall im Scheinwerferlicht. Organische Substanzen, die niedersinken. Das Wasser ist gesättigt mit organischen Verbindungen. Etwas trübe. Nein, sehr trübe.siehst noch zu viel. Willst du nicht alles sehen??hat knapp eintausend Meter Abstand zwischen sich und die Wasseroberfläche gebracht, ohne angegriffen worden zu sein. Weder ist sie Orcas noch Yrr begegnet. Das Deepflight arbeitet einwandfrei. In einer großen, ellipsoiden Spirale schraubt es sich nach unten. Hin und wieder geraten ein paar kleine Fische ins Licht und huschen gleich wieder davon. Detritus trudelt umher. Krill, winzige Krebschen, keines mehr als ein weißer Punkt im Kegel der Scheinwerfer. Der Partikelreichtum schickt alles Licht zurück an den Absender.zehn Minuten starrt sie nun angestrengt in den schmutzig grauen, durchwirbelten Kokon, den die Scheinwerfer dem Deepflight vorausschicken. Künstlich beleuchtete Dunkelheit. Licht, das nichts erhellt. Zehn Minuten, in denen ihr jedes Gefühl für Oben und Unten abhanden gekommen ist. Alle paar Sekunden kontrolliert sie die Instrumente, die ihr sagen, was der Blick nach draußen nicht verrät — wie schnell sie ist, wie steil sie fliegt, wie viel Zeit vergeht.Verlässlichkeit des Computers.ürlich weiß sie, dass es ihre Stimme ist, mit der sie unmerklich in einen Dialog gerät. Es ist die Quintessenz gemachter Erfahrungen, angelernten und erlebten Lebens, dämmernder Einsichten. Zugleich spricht etwas aus ihr und mit ihr, dessen Existenz ihr bislang verborgen war. Das Ding in ihrem Kopf stellt Fragen, unterbreitet Vorschläge, verwirrt sie.siehst du?.ist noch übertrieben. Nur Menschen kommen auf die absurde Idee, sich einem Wahrnehmungsapparat dort anzuvertrauen, wo er nachweislich versagt. Deine Instrumente in allen Ehren, aber um zu verstehen, wohin deine Reise geht, ist ein Lichtkegel denkbar ungeeignet, Karen. Dieses Licht dort ist ein enger Raum. Ein Gefängnis. Befreie deinen Verstand. Willst du alles sehen?.mach die Scheinwerfer aus.zögert. Sie hatte es ohnehin vor. Es ist notwendig, um das blaue Leuchten in der Dunkelheit zu sehen, wenn es so weit ist. Aber wann ist es so weit? Überrascht stellt sie fest, wie sehr sie sich an diesen lächerlichen Lichtkegel geklammert hat. Viel zu lange. Wie an eine Taschenlampe unter der Bettdecke. Der Reihe nach löscht sie die starken Spots, bis nur noch die Lämpchen der Instrumente übrig bleiben. Der Partikelregen ist verschwunden.Schwärze umgibt sie.Gewässer sind blau. Es gibt wenig chlorophyllhaltiges Leben im Nordpazifik, ebenso wie in bestimmten Gebieten rund um den antarktischen Kontinent. Dieses Blau wenige Meter unter der Oberfläche hat etwas von einem Himmel. So wie ein Astronaut in einem Raumschiff das vertraute Blau immer dunkler werden sieht, je weiter er sich von der Erdoberfläche entfernt, bis ihn schließlich die Schwärze des Weltraums umgibt, so sinkt das Tauchboot in umgekehrter Richtung einem lichtlosen Weltraum voller Rätsel entgegen, einem inner space. Im Grunde spielt es keine Rolle, ob man auf— oder absteigt. In beiden Fällen weichen mit den vertrauten Bildern die vertrauten Empfindungen oder das, was menschliche Sensorik in Gefühle umsetzt, allem voran das Sehen, gefolgt von der Schwerkraft. Im Gegensatz zum Weltraum wird das Meer beherrscht von den Gesetzen der Gravitation, aber wer in eintausend Meter Tiefe und völliger Finsternis unterwegs ist, muss der Digitalanzeige Glauben schenken, die ihm sagt, ob er sich nach oben oder unten bewegt. Weder das Innenohr noch der Blick nach draußen lassen derartige Aussagen zu.ist auf maximale Sinkgeschwindigkeit gegangen. Kurz hat das Deepflight diesen polaren, auf den Kopf gestellten Himmel durchflogen, und sehr schnell ist es dunkler geworden. Als der Tiefenmesser 60 Meter anzeigte, maß er zugleich noch vier Prozent des Lichts, das an der Oberfläche herrschte, aber da hatte sie schon die Scheinwerfer eingeschaltet — eine Astronautin im Bemühen, den Weltraum mit einer Lampe zu erhellen.auf, Karen.bin wach., sicher, du bist wach und hoch konzentriert, aber du träumst den falschen Traum. Die ganze Menschheit ist in einem Wachtraum gefangen von einer Welt, die es nicht gibt. Wir erträumen uns einen Kosmos der taxonomischen Tabellen und statistischen Mittelwerte, außerstande, die objektive Natur wahrzunehmen. Das unserem Blick entzogene Ineinander und Miteinander, das untrennbar Verflochtene, versuchen wir zu entflechten, indem wir es zu einem Nacheinander und Übereinander ordnen, an dessen Spitze wir uns selber setzen. Wir verständigen uns über Idole und Ausschnitte, erklären sie zur Wirklichkeit, schaffen Abfolgen und Hierarchien, verzerren Raum und Zeit. Immer müssen wir etwas sehen, um es zu verstehen, aber im Moment, da wir es sichtbar machen, entziehen wir es unserem Verständnis. Der sehende Mensch ist blind, Karen. Schau in die Dunkelheit. Der Urgrund allen Lebens ist dunkel.Dunkle ist bedrohlich. Keineswegs! Es entzieht uns die Koordinaten unserer sichtbaren Existenz. Ist das so schlimm? Die Natur ist objektiv und voller Vielfalt! Erst durch die Brille der Voreingenommenheit verarmt sie, weil wir nach Gefallen oder Missfallen urteilen. Immerzu erblicken wir uns selbst im grellen Flimmern. Zeigen all diese Darstellungen auf unseren Computer— und Fernsehbildschirmen die wirkliche Welt? Ergibt die Aufsummierung aller Eindrücke Vielfalt, solange wir uns über Prototypen verständigen müssen wie»die Katze«und»die Farbe Gelb«? Es ist zweifellos etwas Wunderbares, wie das menschliche Hirn dem Variantenreichtum solche Mittelwerte abtrotzt, ein prächtiger Trick, um die Verständigung über das Unmögliche möglich zu machen, aber der Preis ist die Abstraktion. Am Ende steht eine idealisierte Welt, in der Millionen Frauen versuchen, wie zehn Supermodels auszusehen, Familien eins Komma zwei Kinder haben und ein Chinese im Schnitt 63 Jahre alt und l Meter 70 groß wird. Vor lauter Versessenheit auf Normen übersehen wir, dass die Normalität im Abnormalen liegt, in der Abweichung. Die Geschichte der Statistik ist eine Geschichte der Missverständnisse. Sie hat uns geholfen, Überblick zu gewinnen, aber sie leugnet die Variation. Sie hat uns der Welt entfremdet.einander dafür näher gebracht.du wirklich?wir nicht versucht, mit den Yrr einen Weg der Verständigung zu finden? Ist es nicht sogar gelungen? Wir haben die Mathematik als Basis entdeckt.! Das ist etwas völlig anderes. Es gibt keinen Variantenspielraum in der Berechnung des pythagoreischen Quadrats. Die Lichtgeschwindigkeit bleibt immer die Lichtgeschwindigkeit. Mathematische Formeln sind unverrückbar, solange sie denselben physikalischen Raum beschreiben. Mathematik lässt keinerlei Wertung zu. Die mathematische Formel ist nichts, das in einer Höhle oder auf einem Baum lebt, das man streicheln kann oder das die Zähne fletscht, wenn man ihm zu nahe kommt. Es gibt kein durchschnittliches Gravitationsgesetz unter vielen ähnlichen, sondern nur das eine. Sicher, über die Mathematik haben wir einen Austausch zuwege gebracht, aber verstehen wir einander deswegen? Hat die Mathematik die Menschen einander näher gebracht? Die Etikettierung der Welt folgt den Besonderheiten der jeweiligen Kulturgeschichte, und jeder Kulturkreis sieht die Welt ganz anders. Die Inuit kennen kein einziges Wort für Schnee, aber Hunderte für Schneearten. Das Volk der Dani auf Neuguinea kennt keine Bezeichnungen für Farben.siehst du?starrt in die Dunkelheit. Das Tauchboot zieht ruhig seine Bahn, immer noch um 60 Grad geneigt, 12 Knoten schnell. Eintausendfünfhundert Meter hat sie schon zurückgelegt. Nicht mal ein Ächzen oder Knacken ist von der Verschalung des Deepflight zu hören. In der Nachbarröhre liegt Mick Rubin. Sie versucht, möglichst wenig an ihn zu denken. Es ist merkwürdig, mit einem Toten durch die Nacht zu fliegen.toter Botschafter, auf dem alle Hoffnungen ruhen.ötzlich ein Aufblitzen.Yrr?, etwas anderes. Tintenfische. In einen ganzen Schwarm ist sie geraten. Plötzlich schwebt sie mitten durch ein unterseeisches Las Vegas. In der immer währenden Nacht der Tiefsee können weder bunte Kleider noch Tänze mögliche Partnerinnen beeindrucken. Wenn die Junggesellen auf der Suche nach einer Begleiterin sind, protzen sie durch Beleuchtung. Ganze Organreihen blinken mit lumineszierenden Bakterien in Photophoren, kleinen durchsichtigen Taschen, die sich verschließen und wieder öffnen lassen, ein Blinkgewitter, codiertes Tiefseegeschrei. In diesem Fall scheint es weniger darum zu gehen, Weavers Tauchboot den Hof zu machen. Die Blitze dienen der Abschreckung. Verschwinde, sagen sie, und als Weaver nicht verschwindet, öffnen die Tiere ihre Photophoren ganz und umschwärmen sie, angetan mit einem gleichmäßig schimmernden Kleid aus Licht. Dazwischen kleinere Organismen, hell mit rotem oder blauem Kern: Medusen.gesellt sich etwas hinzu, das Weaver nicht sehen kann, aber ihr Sonar erfasst es. Eine große, kompakte Masse. Einen Moment lang denkt sie an ein Kollektiv der Yrr, aber die Kollektive leuchten, und dieses Ding hier ist so schwarz wie das umgebende Meer. Es hat eine längliche Form, wuchtig zur einen und schlank zulaufend zur anderen Seite. Weaver fliegt geradewegs darauf zu. Sie zieht das Deepflight ein Stück hoch und gleitet über das Wesen hinweg, und im selben Moment wird ihr klar, was sie da möglicherweise überflogen hat.müssen trinken. Eine absurde Vorstellung angesichts eines Lebens unter Wasser, aber die Gefahr, im Ozean zu verdursten, ist für einen Wal ebenso groß wie für einen Schiffbrüchigen. Quallen bestehen fast vollständig aus Wasser, Süßwasser nämlich, ebenso wie Tintenfische, die viel lebenswichtige Flüssigkeit liefern, und darum taucht der Pottwal nach Tintenfischen und Medusen. Senkrecht stößt er hinab, in eintausend, zweitausend, mitunter bis zu dreitausend Meter Tiefe, bleibt dort länger als eine Stunde, bis er wieder für zehn Minuten an die Wasseroberfläche zurückkehrt, um zu atmen, und wieder taucht er ab.ist einem Pottwal begegnet. Einem regungslosen Räuber mit guten Augen. Sie durchquert das Reich der Finsternis und der guten Augen. Alle hier unten sehen gut.siehst du? Was siehst du nicht?gehst eine Straße entlang. In einiger Entfernung erkennst du einen Mann, der dir entgegenkommt. Noch ein Stück weiter führt eine Frau einen Hund spazieren. Klick, Momentaufnahme! Beschreibe, wie viele Lebewesen auf der Straße unterwegs sind und ihre Entfernung zueinander.sind vier., wir sind mehr. In den Bäumen sehe ich drei Vögel, also sind wir sieben. Der Mann ist achtzehn Meter weit entfernt, die Frau fünfzehn. Der Hund dreizehneinhalb, er zieht ihr voraus, liegt in seinem Halsband. Die Vögel befinden sich in zehn Meter Höhe und sitzen je einen halben Meter auseinander. — Nein! In Wahrheit tummeln sich auf dieser Straße Milliarden Lebewesen. Nur drei davon sind Menschen. Eines ist ein Hund. Außer den drei Vögeln sitzen noch 57 weitere Vögel in den Bäumen, die ich nicht sehe. Die Bäume selber sind Lebewesen, in deren Blattwerk und Borke Myriaden von Insekten wohnen. Das Gefieder der Vögel besiedeln Milben, ebenso wie die Poren unserer Haut. Der Hund vereint auf seinem Fell eine halbe Hundertschaft Flöhe, vierzehn Zecken, zwei Mücken und in Darm und Magen Tausende winziger Würmer. Sein Speichel ist gesättigt mit Bakterien. Ähnlich besiedelt sind wir, und die Entfernung all dieser Lebensformen zueinander beträgt praktisch null. Sporen, Bakterien und Viren schweben in der Luft, bilden organische Ketten, deren Teil wir sind, verflechten uns alle zu einem einzigen Superorganismus, und ebenso verhält es sich im Meer.bist du, Karen Weaver?bin in weitem Umkreis die einzige menschliche Lebensform — sieht man von Rubin ab, der keine Lebensform mehr ist, weil tot.bist ein Partikel.Partikel in der Vielfalt. Keinem anderen Menschen gleichst du vollständig, wie keine Zelle einer anderen in jedem Detail gleicht. Irgendetwas ist immer anders. So musst du die Welt betrachten. Als Spannbreite von Ähnlichkeiten. Ist es nicht tröstlich, dich als Partikel begreifen zu dürfen, wenn dir dafür Einzigartigkeit zugestanden wird?bist ein Partikel in Raum und Zeit.Tiefenmesser blinkt auf.Meter.Minuten. Seit siebzehn Minuten bin ich unterwegs. Das sagt dir diese Uhr?.die Welt zu begreifen, musst du eine andere Zeit entdecken. Du müsstest dich erinnern, aber das kannst du nicht. Der Mensch ist seit zwei Millionen Jahren kurzsichtig. Homo sapiens hat die größte Zeitspanne im Verlauf seiner Evolution mit Jagen und Sammeln verbracht. Das hat sein Gehirn geformt, wie es heute ist. Die Zukunft unserer Vorfahren war immer nur das unmittelbar Folgende, alles darüber Hinausgehende so verschwommen wie lange Zurückliegendes. Wir lebten im Augenblick, primär interessiert an Fortpflanzung. Schlimme Katastrophen gerieten in Vergessenheit oder hielten Einzug in die Mythologie. Die Verdrängung war ein Geschenk der Evolution, aber heute ist sie zu unserem Fluch geworden. Immer noch überschaut unser Geist keinen Zeithorizont, der mehr als ein paar Jahre in die Vergangenheit und in die Zukunft reicht. Wenige Generationen, und wir verdrängen, ignorieren, vergessen. Außerstande, uns Vergangenes zu merken und daraus zu lernen, sind wir unfähig, die Zukunft zu betrachten.sind nicht geschaffen, das Ganze zu sehen und ihren Platz darin. Wir teilen nicht die Erinnerung der Welt.ödsinn! Die Welt erinnert sich nicht. Menschen erinnern sich, aber nicht die Welt. Das mit der Welterinnerung ist esoterischer Quatsch.du? Die Yrr erinnern sich an alles. Sie sind die Erinnerung.fühlt sich schwummrig.überprüft die Sauerstoffzufuhr. Allmählich schlagen ihre Gedanken Purzelbäume. Diese Tauchfahrt scheint zu einem halluzinogenen Trip zu werden. Ihre Gedanken verteilen sich im Dunkel der Grönländischen See in alle Richtungen.bleiben die Yrr?sind hier.?wirst sie sehen.bist ein Partikel in der Zeit.stille Dunkelheit sinkst du hinab mit unzähligen deinesgleichen, ein kalter, salziger Wasserpartikel, müde und schwer geworden nach der wärmezehrenden Reise von den Tropen hinauf in diese unwirtliche Region, bis ihr euch im Grönländischen und Norwegischen Tiefseebecken gesammelt habt, in einem großen Pool eiskalten, schweren Wassers. Von dort schwappst du über den untermeerischen Gebirgszug zwischen Grönland, Island und Schottland ins Atlantische Becken. Endlos geht es über Lavahaufen und Sedimentablagerungen in den Abgrund. Ihr seid ein mächtiger Strom, du und die anderen, und bei Neufundland werdet ihr zudem verstärkt durch Wassermassen aus der Labradorsee, die weniger dicht und kalt sind. In Höhe der Bermudas nähern sich kreisrunde Ufos quer über den Ozean aus dem Mittelmeer, warme, extrem salzige Wasserwirbel, die aus der Straße von Gibraltar rübergeflogen kommen und zu euch stoßen. Mittelmeer, Labrador, Grönland, all diese Wasser vermischen sich, und ihr strebt weiter nach Süden, tief unten im Meer.wirst Zeuge, wie sich die Erde selbst erschafft.Weg führt dich entlang des Atlantischen Rückens, einer jener gewaltigen Höhenrücken, die sämtliche Ozeane längs durchziehen. Zusammen so groß wie alle Kontinente, aneinander gereiht 60000 Kilometer lang, gekrönt von Reihen um Reihen aktiver und erloschener Vulkane. Mehr als 3000 Meter ragen die Rücken über dem Meeresboden auf, immer noch fast ebenso viel Wasser haben sie über sich, und spalten die Erde. Wo ihre Achse sich spreizt, dringt Magma aus unterirdischen Kammern an die Oberfläche, aber anstatt explosionsartig zu verdampfen, quillt das flüssige Gestein unter dem Druck der kalten Tiefsee in trägen Kissen hervor. Es drängt sich zwischen die Flanken der ozeanischen Rücken und schiebt sie auseinander mit der Beharrlichkeit impertinenter, dicker Kinder — neu geborener Meeresboden, der erst noch seine Form finden muss. Unendlich langsam driften die Hänge auseinander. Heiß ist der Boden, wo die Lava das Schwarz der Tiefsee leuchtend rot mäandert. Erdbeben schütteln die Schlucht, aus der sie quillt, und die Kammregion zu beiden Seiten. Weiter außen kühlen die Hänge ab. Älteres Gestein formt dort die Topographie, mit wachsendem Abstand zum Rücken immer älter, kälter und dichter werdend, bis der alte, kalte, schwere Boden zu den endlosen Abyssalen abfällt, den Tiefseeebenen, die sich, gespickt mit Bergen und überzogen mit Schichten aus lockerem Sediment, dahinwälzen, Förderbänder vergangener Zeitalter, nach Westen Amerika zustrebend und ostwärts gen Europa und Afrika, bis sie sich eines Tages unter die Landmassen schieben werden, um tief in den Erdmantel hinabzutauchen und aufzuschmelzen im Brennofen der Asthenosphäre, die sie Jahrmillionen später zurückschicken wird in die Schluchten der ozeanischen Rücken, als rot glühende Magma.ein Kreislauf! Rund um den Erdball wandert der Meeresboden unermüdlich dahin, gespalten vom Druck des Erdinnern und gezogen vom Gewicht seiner abtauchenden Bodenplatten. Ein beständiges Pressen, Ziehen und Zerren, geolithische Geburtswehen und Bestattungszeremonielle, die das Gesicht der Erde formen. Afrika wird sich mit Europa vereinen. Wieder vereinen! Die Kontinente verschieben sich. Aber sie bewegen sich nicht wie Eisbrecher durch spröde Erdkruste, sondern werden passiv auf ihr mitgeschleppt, seit Rodinia, der erste aller Urkontinente, im Präkambrium auseinander gerissen wurde. Nichts anderes geschieht, als dass seine Bruchstücke immer wieder zueinander streben, sich zu Gondwana und zuletzt Pangäa fanden und erneut getrennt wurden, eine versprengte Familie mit einer 165 Millionen Jahre alten Erinnerung an die letzte zusammenhängende Landmasse mit einem einzigen Ozean drum herum, gebunden an die Fließgeschwindigkeit zähflüssigen Mantelgesteins, dazu verdammt, einander auf einer Kugel zu suchen.bist ein Partikel.erlebst nur einen Atemzug von alledem. Während sich der atlantische Meeresboden fünf Zentimeter weitergeschoben hat, bist du bereits ein Jahr gewandert. Auf dieser Reise siehst du Leben ohne Sonne. Die Lava erkaltet schnell und bildet Verwerfungen und Risse. Meerwasser dringt in den neuen, porösen Boden.fließt es hinab bis unmittelbar über die heißen Magmakammern im Erdinnern, kehrt zurück nach oben, gesättigt von Leben spendender Wärme und Mineralien, pechschwarz gefärbt von Sulfiden, und schießt aus haushohen, schornsteinähnlichen Gebilden, kochend heiß, ohne zu kochen. In solcher Tiefe kocht 350 Grad heißes Wasser nicht, es strömt nur und verteilt seinen Reichtum an Nährstoffen in die unmittelbare Umgebung, ein hundertmal größeres Angebot als in den umliegenden Gewässern. Auf deiner Reise in das unbekannte Universum hast du den ersten Außenposten fremdartiger Lebensgemeinschaften erreicht, die kein Sonnenlicht brauchen. Um die Schwarzen Raucher siedeln meterlange Würmer in dichten Bündeln, armlange Muscheln, Heerscharen blinder weißer Krabben und Fische, vor allem aber — Bakterien. Sie sind Selbstversorger, ebenso wie grüne Pflanzen, die sich gewissermaßen von Sonnenlicht ernähren und von denen man alles Leben abhängig glaubte. Doch diese Bakterien brauchen keine Sonne. Sie oxidieren Schwefelwasserstoff. Ihre Lebensquelle ist das Erdinnere. In ausgedehnten Rasen bedecken sie den Boden der Lebensgemeinschaften an den Schwarzen Rauchern und leben in Symbiose mit den Würmern und den Muscheln und manchen Krebsen, und andere Krebse wiederum und Fische leben von den Muscheln und Würmern, ohne dass ein einziger Sonnenstrahl erforderlich wäre.sind die ältesten Lebensformen des Planeten nicht an der Oberfläche entstanden, Karen, sondern hier, in der lichtlosen Tiefsee, und du erblickst den wahren Garten Eden auf deiner Reise durch die atlantische Tiefsee. Ganz sicher sind die Yrr die ältere der zwei intelligenten Rassen, deren eine den festen Grund geerbt und ihre Wiege dafür verloren hat.dir vor, die Yrr sind die gewollte Rasse.göttliche..ruft ihre partikelgewordenen Gedanken zurück, die soeben Afrika passiert haben. Sie muss sich dazu zwingen, sich auf den Moment zu konzentrieren. Ebenso gut könnte sie schon hundert Jahre unterwegs sein. Draußen zieht in einiger Entfernung geisterhaftes Leuchten vorbei, aber es sind nicht die Yrr, sondern Schwärme winziger Leuchtgarnelen. So genau lässt sich das nicht erkennen. Vielleicht sind es auch kleine Tintenfische oder etwas völlig anderes.Meter.etwa tausend Meter bis zum Grund. Um sie herum sollte nichts als freies Wasser sein, aber plötzlich beginnt das Sonar hektisch zu klicken. Es sagt ihr, dass sie sich etwas Massivem nähert. Es muss von gewaltiger Größe sein, und genau genommen nähert es sich ihr. Eine undurchdringliche Fläche, die von oben herabsinkt, geradewegs auf sie zu. Weaver fühlt ihre latente Angst in Panik umkippen. Sie fliegt eine 180-Grad-Kurve, während das Riesending näher kommt. Die Außenmikrophone leiten hohlen, unirdischen Krach ins Innere des Deepflight, der immer lauter wird, ein gespenstisches Heulen und Stöhnen. Weaver ist versucht, die Flucht zu ergreifen, doch dann siegt die Neugier. Sie hat genug Abstand zwischen sich und das unbekannte Etwas gelegt, und es sieht nicht so aus, als sei das Wesen hinter ihr her.es überhaupt ein Wesen ist.einer weiteren Kurve gleitet sie mit verminderter Geschwindigkeit wieder darauf zu. Es ist jetzt auf ihrer Höhe, dicht vor ihr. Das Deepflight zittert in Turbulenzen.?kann so groß werden? Ein Wal? Aber das hier hat die Ausmaße von zehn Walen. Oder von hundert. Oder noch mehr.schaltet die Scheinwerfer ein.selben Moment erkennt sie, dass sie dem Ding näher gekommen ist als beabsichtigt. Am Rand des Lichtkegels wird es sichtbar. Einen Moment lang ist Weaver vollkommen verwirrt, außerstande, Art und Herkunft der glatten Fläche zu bestimmen, die da an ihr vorbeizieht, bis plötzlich etwas Helles in den Scheinwerfern aufleuchtet. Es sind meterlange geschwungene und gerade Linien, auf schreckliche Weise vertraut, und sie ergeben:Schock lässt sie aufschreien.öllig ohne Nachhall verklingt der Schrei und bringt ihr ins Bewusstsein, wie abgekapselt sie in ihrer Röhre ist. Und wie einsam. Noch einsamer jetzt, nachdem sie das Schiff an sich vorbeisinken sieht, und ihre Gedanken rasen zu Anawak, Johanson, Crowe, Shankar, den anderen.!starrt und starrt sie.Kante des Flugdecks taucht kurz auf und verschwindet wieder. Der Rest bleibt im Dunkel verborgen. Nur wild tanzende Blasen von entweichender Luft sind noch zu sehen.folgt der Sog und reißt das Deepflight mit hinab.!versucht sie, das Boot zu stabilisieren. Verdammte Neugier! Warum hat sie nicht in gebührendem Abstand warten können? Die Systeme zeigen an, dass alles Mögliche nicht in Ordnung ist. Weaver steuert gegen und zieht bei maximaler Schubkraft nach oben. Das Boot kämpft und taumelt, folgt der Independence in ihr Grab, dann endlich stellt die Konstruktion ihre ganze Genialität unter Beweis, und sie entkommt dem Sog und schnellt nach oben.einer Sekunde auf die andere ist alles wieder so, als sei nichts gewesen.kann ihr Herz klopfen hören. Es dröhnt in ihren Ohren. Wie ein Kolben schießt das Blut in ihren Kopf. Sie schaltet die Scheinwerfer aus, senkt das Deepflight behutsam ab und setzt ihren Anflug auf die Tiefe des Grönländischen Beckens fort.einer Weile, es können Minuten oder nur Sekunden sein, weint sie. Alles bricht sich Bahn. Sie heult wie ein Schlosshund. Was hat das zu bedeuten? Sie wusste, dass die Independence sinken wird, alle wussten es, aber so schnell?, auch das haben wir gewusst.sie weiß nicht, ob Leon noch lebt. Und was mit Sigur ist.fühlt sich schrecklich allein.will zurück.will zurück!


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