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Die Konjugation des Verbs

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Die Veränderung des Verbs nach Person, Zahl, Zeit, Modus und der transitiven Verben auch nach dem Genus nennt man die Konjugation des Verbs.

Man unterscheidet in der deutschen Sprache zwei Hauptarten der Konjugation: die starke und die schwache Konjugation. Der Unterschied zwischen den beiden Konjugationsarten tritt am deutlichsten in der Form des Präteritums und des Partizips II zutage. Man bezeichnet daher diese beiden Verbalformen sowie den Infinitiv (als Ausgangsform des Verbs) als die drei Grundformen des Verbs.

Im Formenbestand des Verbs unterscheidet man zwei Gruppen:

1. das konjugierte Verb oder die Personalform des Verbs. Die Personalform des Verbs nennt man auch finites Verb (lat. verbum finitum; finitus=bestimmt): Ich lese, habe gelesen, werde lesen;

2. die nichtkonjugierten oder die Nominalformen des Verbs: der Infinitiv I und II, das Partizip I und II; sie drücken den Vorgang unbestimmt, d. h. ohne Hinweis auf die handelnde Person usw. aus. Den Infinitiv und das Partizip II nennt man als Bestandteil einer Verbalform auch infinites Verb (lat. verbum infinitum): Ich habe gelesen. Ich werde sehen.

Nach ihrer Konjugationsart, d. h. vom morphologischen Standpunkt aus, unterscheidet man folgende Gruppen von Verben:

1. Die starken Verben. Sie bilden ihre Grundformen mittels des Ablauts: binden — band — gebunden; laufen — lief — gelaufen; schließen — schloß — geschlossen; im Präsens verändern manche Verben den Stammvokal e zu i (Brechung): ich nehme, du nimmst, er nimmt; andere bekommen den Umlaut: ich fahre, du fährst, er fährt; ich laufe, du läufst, er läuft; ich stoße, du stößt, er stößt. Das Partizip II bilden die starken Verben mit dem Präfix ge- und dem Suffix -en: genommen, gelaufen, gestoßen, gebunden.

2. Die schwachen Verben. Sie bilden das Präteritum mit dem Suffix -(e)te und das Partizip II mit dem Präfix ge- und dem Suffix -(e)t. Der Stamm bleibt immer unverändert: leben — lebte — gelebt, arbeiten — arbeitete — gearbeitet.

Die meisten deutschen Verben gehören zur Gruppe der schwachen Verben. Auch alle neu entstehenden Verben bilden ihre Formen nach dem schwachen Typ: erden, filmen, funken, entminen u. a.

Eine besondere Gruppe der schwachen Verben bilden die Verben brennen, kennen, nennen, rennen, senden, wenden, denken. Das e im Präsens und Infinitiv Ist durch den Umlaut des Stammvokals a entstanden. Man nennt sie Verben mit dem Präsensumlaut (zuweilen auch gemischte Verben): brennen — brannte — gebrannt; kennen — kannte — gekannt; nennen — nannte — genannt; rennen — rannte — gerannt; senden — sandte — gesandt; wenden — wandte — gewandt; denken — dachte — gedacht. Die Verben senden und wenden haben im Präteritum und Partizip II auch die Formen sendete — gesendet, wendete — gewendet.

3. Die Verben praeteritopraesentia. Das sind sechs Modalverben (dürfen, können, mögen, müssen, sollen, wollen) und das Verb wissen. Man nennt diese Verben praeteritopraesentia, weil die alte Form des Präteritums dieser Verben im Laufe der sprachlichen Entwicklung die Bedeutung einer gegenwärtigen Handlung angenommen hat und zur Präsensform geworden ist. Deshalb haben diese Verben in der 1. und 3. Person Singular Präsens keine Personalendung (ich kann, er kann usw.). Für das Präteritum hat sich nach dem Muster des Präteritums der schwachen Verben eine neue Form gebildet: er durfte, er konnte usw.

Die schwache Form des Präteritums bewirkte die Entstehung der schwachen Form des Partizips II: gedurft, gekonnt usw. Daneben aber blieb die alte Form des Partizips II der sechs Modalverben bestehen, die mit ihrem Infinitiv übereinstimmt: dürfen, können usw.

Auch das Modalverb lassen, das von Haus aus ein starkes Verb und kein praeteritopraesentia ist, hat in Anlehnung an die übrigen Modalverben ein zweites Partizip II erhalten, das mit dem Infinitiv übereinstimmt: lassen — ließ — gelassen und lassen.

4. Die unregelmäßigen Verben. Das sind folgende Verben: sein, haben, werden, gehen, stehen, bringen, tun.

Jedes dieser Verben hat in der Bildung der Formen seine Besonderheiten. Das Verb sein ist ein suppletives Verb: sein — war — gewesen, ich bin, wir sind. Die Verben haben und werden verlieren in einigen Formen den Stammkonsonanten b bzw. d: haben, hatte, gehabt; du hast, er hat, sie hatten; werden, wurde, geworden; du wirst. Stehen und gehen haben im Gegensatz zum Präsensstamm im Stamm des Präteritums und des Partizips II nd bzw. ng: stehenstand — gestanden; gehen — ging — gegangen. Bringen weist in seinen Formen sowohl Merkmale der starken als auch die der schwachen Konjugation auf: bringen — brachte — gebracht. Das Verb tun hat im Auslaut des Präteritumstamms den Konsonanten t: tun — tat — getan.

Manche Verben haben bei gleichem Infinitiv sowohl starke als auch schwache Formen; meist ist das mit einem Bedeutungsunterschied verbunden. Das sind zum Beispiel die Verben: bewegen (tr.), bewog, bewegen — побуждать, склонять к чему-либо; bewegen (tr.), bewegte, bewegt — двигать, шевелить, растрогать; erschrecken (intr.), erschrak, erschrocken — испугаться; erschrecken (tr.), erschreckte, erschreckt — испугать; hängen (intr.), hing, gehangen — висеть; hängen (tr.), hängte (seltener: hing), gehängt — вешать; quellen (intr.), quoll, gequollen — бить ключом, набухать; quellen (tr.), quellte, gequellt — мочить, размачивать; schaffen (tr.), schuf, geschaffen — создавать, творить; schaffen (intr.; tr.), schaffte, geschafft — работать, доставлять; schleifen (tr.), schliff, geschliffen — точить, шлифовать; schleifen (tr.), schleifte, geschleift — волочить, тащить; schmelzen (intr.), schmolz, geschmolzen — таять, плавиться; schmelzen (tr.), schmelzte, geschmelzt — плавить; schwellen (intr.), schwoll, geschwollen — пухнуть, надуваться, отекать; schwellen (tr.), schwellte, geschwellt — надувать, раздувать; wiegen (tr.; intr.), wog, gewogen — взвешивать, весить; wiegen (tr.), wiegte, gewiegt — качать, баюкать.

Den Mädchen aber gefiel es so gut auf der Barke, dass sie meinen Bruder bewogen, immer weiter in die See hinauszufahren. (W. Hauff)

Es war zu hören, dass Graf Dosse sich bei der Tür bewegte, das Parkett knirschte. Man konnte beobachten, dass er den Kopf wandte und die Lippen bewegte... (B. Kellermann)

...die Nacht schuf tausend Ungeheuer... (J. W. Goethe)

Vier Tage lag er im Bett, verfluchte seine verstorbene Schwester Dora und das Erbstück, das schon am ersten Tag wieder aus dem Haus geschafft worden war. (W. Bredel)

Wilhelm erstaunte über den Anblick des Kindes, ja man kann sagen, er erschrak. (J. W. Goethe)

Der Gedanke, ihn zu verlieren, erschreckte mich. (J. W. Goethe)

Einige Verben mit doppelten Grundformen weisen keinen wesentlichen Bedeutungsunterschied auf. Das sind zum Beispiel: gären (intr.): gor — gegoren und gärte — gegärt (nur in übertragener Bedeutung); glimmen (intr.): glomm — geglommen (meist in übertragener Bedeutung) und glimmte — geglimmt; weben (tr.): wob — gewoben (jetzt nur noch poetisch) und webte — gewebt. Die neuen, schwachen Formen sind gebräuchlicher.

Manche ursprünglich starken Verben haben heute einzelne schwache Formen angenommen. So weisen die Verben mahlen, salzen, spalten ein schwaches Präteritum neben einem starken Partizip II auf: mahlen — mahlte — gemahlen; salzen — salzte — gesalzen; spalten — spaltete — gespalten (oft auch schon: gesalzt, gespaltet).

Die Verben backen und hauen haben im Präteritum Doppelformen: backen — buk und backte — gebacken; hauen — hieb und haute — gehauen.

 


Дата добавления: 2015-11-16; просмотров: 218 | Нарушение авторских прав


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