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thrillerSchaetzingSchwarmFischer verschwindet vor Peru, spurlos. Цlbohrexperten stoЯen in der norwegischen See auf merkwьrdige Organismen, die hunderte Quadratkilometer Meeresboden in Besitz 22 страница



»Ich habe ihm gesagt, dass du noch schläfst«, sagte sie.»Er meinte, ich soll dich nicht wecken.«

»Warum denn das?«

»Er sagt, du musst gesund werden. Womit er Recht hat.«

»Ich bin gesund«, erwiderte Anawak trotzig.ächlich war er sich dessen nicht wirklich sicher. Als die DHC-2 mit dem springenden Grauwal kollidiert war, hatte es der Maschine die rechte Tragfläche abgerissen. Danny, der Armbrustschütze, war vermutlich auf der Stelle tot gewesen — die Whistler hatte seine Leiche nicht gefunden, aber es konnte keinen Zweifel daran geben. Er war nicht rechtzeitig ins Innere gelangt, mit der Folge, dass die Seitentür des Flugzeugs beim Absturz offen gestanden hatte. Nur diesem Umstand verdankte es sich, dass Anawak überhaupt noch lebte. Beim Aufprall war er hinausgeschleudert worden. Danach konnte er sich an nichts mehr erinnern, auch nicht, was die üble Zerrung in seinem Knie verursacht hatte. Erst an Bord der Whistler war er wieder zu sich gekommen, ins Bewusstsein gerufen durch den pochenden Schmerz.Nächstes hatte er Delaware dort liegen sehen, und der Schmerz verlor jegliche Bedeutung. Sie sah aus wie tot. Bevor sein Entsetzen überhand nahm, hatte man ihn aufgeklärt, dass sie nicht tot sei, sondern noch größeres Glück gehabt habe als er. Der Körper des Piloten hatte sie abgefedert. Halb ohnmächtig war es ihr gelungen, sich aus dem sinkenden Wrack zu befreien. Innerhalb einer Minute war die kleine Maschine voll gelaufen. Die Besatzung der Whistler hatte Anawak und Delaware aus dem Wasser fischen können, aber der unglückliche Pilot war mit seiner DHC-2 in der Tiefe verschwunden.aller Tragik ließ sich die Aktion dennoch als Erfolg verbuchen. Danny hatte den Sender platziert. Der URA war den Walen gefolgt und hatte 24 Stunden Film auf Magnetband bannen können, ohne dass die Tiere den Roboter angegriffen hatten. Anawak wusste, dass die Aufzeichnungen in den frühen Morgenstunden an John Ford geschickt worden waren, und er hatte sich fest vorgenommen, dann im Aquarium zu sein. Außerdem hatte das Centre National d’Etudes Spatiales die bislang eingetroffenen telemetrischen Daten des Fahrtenschreibers freigegeben, den Lucy auf dem Rücken trug. Ohne den Absturz hätten sie allen Grund gehabt, sich auf die Schulter zu klopfen.wurde alles nur schrecklicher. Immer mehr Menschen starben. Er selber war zweimal knapp dem Tod entgangen. Vielleicht, weil seine Wut auf Greywolf jedes andere Empfinden ausbrannte, hatte er Stringers Tod erstaunlich schnell verkraftet. Jetzt, zwei Tage nach dem Absturz, fühlte er sich elend. Wie befallen von einer Krankheit, die nach Jahren der Unterdrückung ihr Recht beanspruchte, auszubrechen. Sie ging einher mit Unsicherheit, Selbstzweifel und einem beunruhigenden Mangel an Kraft. Möglicherweise hielt ihn nach wie vor der Schock gefangen, aber eigentlich glaubte Anawak nicht recht daran. Da war noch etwas anderes. Ein Schwindel, der ihn von Zeit zu Zeit überkam, seit er aus dem Flugzeugwrack geschleudert worden war, Schmerzen in der Brust und Anflüge von Panik., er war nicht wirklich gesund, und die Zerrung in seinem Knie war nicht das eigentliche Problem.fühlte sich im Innersten versehrt.Tag zuvor hatte er weitgehend verschlafen. Davie, Shoemaker und die Skipper waren ihn besuchen gekommen. Ford hatte mehrfach angerufen und sich nach ihm erkundigt. Ansonsten zeigte sich niemand sonderlich um ihn besorgt. Während Alicia Delaware von ihren Eltern und einem Haufen Bekannter gedrängt wurde, Vancouver Island zu verlassen — unvermittelt tauchte sogar ein fester Freund auf und machte eine zweijährige Beziehung geltend —, erschöpfte sich die Anteilnahme an Anawaks Schicksal auf den Kollegenkreis.war krank und wusste, dass kein Arzt ihm würde helfen können.stellte einen Becher frisch gebrühten Kaffee vor ihn hin und musterte ihn durch ihre blauen Brillengläser. Anawak schlürfte, verbrannte sich die Zunge und verlangte nach dem Funktelefon.»Kann ich dich mal was Persönliches fragen, Leon?«, sagte sie.hielt inne und schüttelte den Kopf.»Später.«



»Wann ist später?«zuckte die Achseln und wählte Fords Nummer.

»Wir sind noch nicht durch mit den Sichtungen«, sagte der Direktor.»Lass dir Zeit und ruh dich aus.«

»Du hast Licia gesagt, ich soll mir selber eine Meinung bilden.«

»Ja, nachdem wir alles gesichtet haben. Das meiste ist langweilig. Bevor du extra herkommst deswegen, schauen wir lieber noch den Rest durch. Vielleicht kannst du dir den Weg dann sparen.«

»Na schön. Wann seid ihr fertig?«

»Keine Ahnung. Wir sitzen zu viert an den Bändern. Gib uns zwei Stunden. Nein, drei. Am besten, ich lasse dich am frühen Nachmittag rüberfliegen. Schick, was? Das ist wiederum der Vorteil von Krisenstäben. Man hat immer einen Hubschrauber parat.«Ford lachte.»Nicht, dass wir uns noch dran gewöhnen.«Er machte eine Pause.»Dafür hab ich was anderes für dich. Das heißt, mir fehlt im Augenblick die Zeit, es zu erzählen, aber besser wäre ohnehin, wenn du Rod Palm dazu anrufst.«

»Palm? Wozu?«

»Er hat vor einer Stunde mit Nanaimo und dem Institut für Ozeanische Wissenschaften konferiert. Du kannst auch mit Sue Oliviera sprechen, aber ich dachte, Palm sitzt direkt vor deiner Haustür.«

»Verdammt, John! Warum ruft mich keiner an, wenn es was zu erzählen gibt?«

»Ich wollte warten, bis du ausgeschlafen hast.«beendete mürrisch das Gespräch und rief Palm an. Der Leiter der Forschungsstation auf Strawberry Isle war sofort am Telefon.

»Ah!«, rief er.»Ford hat mit dir gesprochen.«

»Ja. Hat er. Angeblich seid ihr auf irgendwas Weltbewegendes gestoßen. Warum hast du mich nicht angerufen?«»Jeder weiß, dass du deine Ruhe brauchst.«»Ach, Quatsch.«»Doch, doch. Ich wollte warten, bis du ausgeschlafen hast.«»Das höre ich jetzt innerhalb einer Minute zum zweiten Mal. Nein, zum dritten Mal, wenn man Licias permanente Sorge dazunimmt. Es geht mir gut, verdammt nochmal.«»Warum kommst du nicht auf einen Sprung rüber?«, schlug Palm vor.»Mit dem Boot?«»Die paar hundert Meter, ich bitte dich. In der Bucht ist außerdem noch nichts passiert.«»Gut, ich kann in zehn Minuten drüben sein.«»Prima. Bis gleich.«Delaware sah ihn über den Rand ihres Kaffeebechers hinweg an und runzelte die Brauen.»Was Neues?«»Alle Welt behandelt mich wie einen Pflegefall«, schimpfte Anawak.»Das meine ich nicht.«Er stand auf, zog die Schublade unter seiner Koje auf und kramte nach einem frischen Hemd.»Sie haben offenbar irgendwas entdeckt in Nanaimo«, brummte er.»Und was?«, wollte Delaware wissen.»Weiß ich nicht.«

»Ah ja.«

»Ich fahre rüber zu Rod Palm.«Er zögerte, dann sagte er:»Kannst ja mitkommen, wenn du Lust und Zeit hast.?«

»Du willst mich dabeihaben? Welche Ehre.«

»Sei nicht blöde.«

»Bin ich nicht.«Sie krauste die Nase. Die Kanten ihrer Schneidezähne ruhten auf der Unterlippe. Wieder dachte Anawak, dass man dringend etwas an diesen Zähnen machen müsste. Ständig fühlte er sich versucht, nach Mohrrüben Ausschau zu halten.»Du hast eine Scheißlaune seit zwei Tagen, dass man kaum ein manierliches Gespräch mit dir führen kann.«

»Hättest du auch, wenn du …«Er brach ab.sah ihn an.»Ich habe mit im Flugzeug gesessen«, sagte sie ruhig.»Tut mir Leid.«»Ich bin vor Angst fast gestorben. Jeder andere wäre sofort heim zu Mama gefahren. Aber du hast deine Assistentin verloren, also fahre ich nicht zu Mama, sondern bleibe an deiner Seite, du dämlicher Muffel. Was wolltest du mir gerade erzählen?«betastete erneut die Beule auf seinem Schädel. Sie schmerzte und wurde dicker. Auch sein Knie schmerzte.»Nichts. Hast du dich abgeregt?«hob die Brauen.»Ich rege mich gar nicht erst auf.«

»Gut. Dann komm.«

»Ich würde dich trotzdem gerne was Persönliches fragen.«»Nein.«der Devilfish zu der kleinen Insel hinauszufahren, hatte etwas Unwirkliches. Fast, als hätte es die Angriffe der letzten Wochen nicht gegeben. Strawberry Island war wenig mehr als ein Hügel mit Tannenbewuchs, den man in fünf Minuten zu Fuß umrunden konnte. Heute lag das Wasser spiegelglatt da. Kein Wind blies. Eine fiebrige Sonne verstrahlte weißes Licht. Jeden Augenblick erwartete Anawak eine Fluke oder einen schwarzen Rücken mit hoher Finne auftauchen zu sehen, aber seit dem Beginn der Attacken hatten sich nur zweimal Orcas vor Tofino blicken lassen. Es waren Residents gewesen, die keinerlei Anzeichen von Aggressivität an den Tag legten. Offenbar bewahrheitete sich Anawaks Theorie, wonach nur wandernde Wale von der merkwürdigen Verhaltensänderung betroffen waren.sich, wie lange noch.Zodiac legte am Landungspier der Insel an. Palms Station lag direkt gegenüber. Sie war in einem alten, gestrandeten Segelschiff untergebracht, der ersten British Columbia Ferry, die sich jetzt malerisch am Ufer breit machte, gestützt auf abgestorbene Bäume und umgeben von Treibholz und verrosteten Ankern. Sie diente Palm als Büro und Zuhause, das er zusammen mit zwei Kindern bewohnte.mühte sich verbissen, nicht zu humpeln. Delaware schwieg. Offenbar war sie sauer auf ihn.später saßen sie zu dritt auf dem Vorschiff um einen kleinen, geflochtenen Tisch aus Birkenrinde. Delaware nuckelte an einer Cola. Sie sahen hinüber auf die Stelzenhäuser des Orts. Obwohl Strawberry Island nur wenige hundert Meter von Tofino entfernt lag, war es hier viel stiller. Kaum drangen Geräusche herüber. Dafür bekam man alles Mögliche zu hören, was die Natur an Lauten hervorbrachte.

»Was macht dein Knie?«, fragte Palm mitfühlend. Er war ein zuvorkommender Mann mit flockigem weißem Bart und Stirnglatze, der mit einer Pfeife im Mund auf die Welt gekommen zu sein schien.

»Reden wir nicht davon.«Anawak reckte die Arme und versuchte das Wummern in seinem Schädel zu ignorieren.»Sag mir lieber, was ihr rausgefunden habt.«

»Leon hat’s nicht gerne, wenn man sich nach seinem Wohlbefinden erkundigt«, bemerkte Delaware spitz.knurrte etwas Unverständliches. Sie hatte natürlich Recht. Seine Laune fiel wie ein Barometer bei Sturm.räusperte sich.»Ich habe mich längere Zeit mit Ray Fenwick und Sue Oliviera unterhalten«, sagte er.»Seit der öffentlichen Obduktion von J-19 stehen wir in regem Kontakt. Aber nicht nur deswegen. Am Tag eurer Bruchlandung ist wieder ein Wal angeschwemmt worden. Ein Grauwal, den ich nicht kannte. Er ist nirgendwo verzeichnet. Fenwick hatte keine Zeit herzukommen, also habe ich das Tier selber mit einigen Leuten auseinander gesäbelt, um Nanaimo die üblichen Proben für die Analyse zu schicken. Eine Scheißarbeit, sage ich dir. Irgendwann stand ich aufrecht im Brustkorb, nachdem wir das Herz freigelegt hatten, und rutschte darin aus. Blut und Schleim liefen mir in die Stiefel, es tropfte von oben, wir haben ausgesehen wie Zombies bei der Mahlzeit. So viel zur romantischen Seite des Unterfangens. Natürlich haben wir auch Teile des Hirns entnommen.«Vorstellung, dass wieder ein Wal verendet war, erfüllte Anawak mit bohrender Trauer. Er schaffte es einfach nicht, die Tiere für ihre Taten zu hassen. Für ihn blieben sie, was sie immer gewesen waren — wunderbare Geschöpfe, die es zu verteidigen und zu schützen galt.

»Woran ist er gestorben?«, fragte er.breitete die Hände aus.»Ich würde sagen, an einer Infektion. Dasselbe hat Fenwick auch bei Dschinghis diagnostiziert. Das Komische ist nur, dass wir etwas bei den Tieren gefunden haben, das da unter keinen Umständen hingehört.«Er zeigte auf seine Schläfe und ließ seinen Zeigefinger kreisen.»Fenwick hat eine Art Gerinnsel im Hirn entdeckt. Am Hirnstamm, um genau zu sein. Mit Ausläufern, die sich zwischen Hirnmasse und Schädeldecke verteilen.«horchte auf.»Blutgerinnsel? Bei beiden Tieren?«

»Blut nicht, obwohl wir das anfangs dachten. Fenwick und Oliviera finden nämlich Geschmack an der Theorie, wonach Lärm für die Anomalien verantwortlich ist. Sie wollten nicht darüber reden, solange keine weiteren Indizien vorliegen, aber Fenwick hatte sich zeitweise regelrecht festgebissen an den Folgen dieser Sonarversuche …«

»Surtass LFA?«

»Genau.«

»Vergiss es. Im Leben nicht.«

»Darf man erfahren, wovon ihr redet?«, hakte sich Delaware ein.

»Die amerikanische Regierung hat der Navy vor ein paar Jahren eine Extrawurst gebraten«, erklärte Palm.»Sie hat ihr die Genehmigung für den Einsatz eines Niederfrequenz-Sonars zur Ortung von U-Booten erteilt. Es heißt Surtass LFA und wird fleißig erprobt.«

»Wirklich?«, entsetzte sich Delaware.»Ich denke, die Navy ist an das Abkommen zum Schutz der Meeressäuger gebunden.«

»Alle möglichen Leute sind an alle möglichen Abkommen gebunden«, sagte Anawak mit dünnem Lächeln.

»Und es gibt alle möglichen Hintertüren. Die Vereinigten Staaten können der Versuchung offenbar nicht widerstehen, 80 Prozent der Weltmeere zu überwachen, und das ist mit Surtass LFA halt möglich. Also hat der amerikanische Präsident die Navy flugs von jeglichen Abkommen entbunden, weil das neue System schon 300 Millionen Dollar gekostet hat und die Verantwortlichen schwören, damit keinem Wal was zuleide zu tun.«

»Aber Sonar ist schädlich für Wale. Das weiß jeder Idiot.«

»Es ist leider nicht hinreichend bewiesen«, sagte Palm.»Die Vergangenheit zeigt, dass Wale und Delphine äußerst sensibel auf Sonar reagieren, aber welchen Einfluss das auf Beutejagd, Fortpflanzung und Wanderungen hat, lässt sich nicht eindeutig sagen.«

»Lächerlich«, schnaubte Anawak.»Ab 180 Dezibel reißen bei einem Wal die Trommelfelle. Jeder einzelne Unterwasserlautsprecher des neuen Systems verursacht aber einen Lärm von 215 Dezibel. Die Gesamtsignalstärke liegt sogar noch höher.«sah von einem zum anderen.»Und … was passiert mit den Tieren?«

»Das ist es eben, weshalb Fenwick und Oliviera auf die Lärmtheorie kamen«, sagte Palm.»Schon vor Jahren haben Sonarversuche der Navy Delphine und Wale in verschiedenen Teilen der Welt stranden lassen. Mehrere Wale starben. Alle wiesen starke Blutungen im Gehirn und an den Knöchelchen im Innenohr auf — Verletzungen, wie sie typisch sind für den Einfluss starken Lärms. Umweltschützer konnten jedes Mal nachweisen, dass im unmittelbaren Bereich der Todesfälle NATO-Übungen stattgefunden hatten, aber leg dich mal mit der Navy an!«

»Die bestreiten es?«

»Die Navy hat jahrelang jeden Zusammenhang bestritten. Inzwischen musste sie einräumen, zumindest in einigen Fällen die Verantwortung zu tragen. Der Punkt ist, dass wir immer noch zu wenig wissen. Wir kennen nur die Schädigungen bei toten Walen, und jeder entwickelt seine Theorie. Fenwick glaubt beispielsweise, unterseeischer Lärm könne auch zu kollektivem Wahnsinn führen.«

»Unsinn«, knurrte Anawak.»Lärm raubt den Tieren die Orientierung. Sie greifen keine Schiffe an, sondern stranden.«

»Ich finde Fenwicks Theorie erwägenswert«, sagte Delaware.

»Ach ja?«

»Warum denn nicht? Die Tiere drehen durch. Erst einige, dann nach Art einer Massenpsychose immer mehr.«

»Licia, red keinen Mist! Wir wissen von Schnabelwalen, die vor den Kanaren strandeten, nachdem die NATO dort ihr Pow Wow durchführte. Kaum ein Tier reagiert auf Lärm so empfindlich wie ein Schnabelwal. Klar sind sie durchgedreht. Vor lauter Panik wussten sie sich nicht anders zu helfen, als ihr angestammtes Element zu verlassen, und schon lagen sie am Strand. Wale fliehen vor Lärm.«

»Oder greifen den Urheber an«, hielt ihm Delaware trotzig entgegen.

»Welchen Urheber? Schlauchboote mit Außenbordern? Wo bitte schön sind die denn laut?«

»Dann hat’s eben anderen Lärm gegeben. Unterwassersprengungen.«

»Nicht hier.«

»Woher willst du das wissen?«

»Ich weiß es eben.«

»Hauptsache, du hast Recht.«

»Das sagst gerade du!«

»Außerdem hat es Strandungen schon vor Jahrhunderten gegeben. Auch vor British Columbia. Es gibt alte Überlieferungen, die …«

»Weiß ich. Jeder weiß das.«

»Und? Hatten die Indianer auch Sonar?«

»Was um alles in der Welt hat das mit unserem Thema zu tun?«

»Eine Menge. Walstrandungen lassen sich unreflektiert vor den ideologischen Karren spannen und …«

»Ich bin also unreflektiert?«blitzte ihn zornig an.»Alles, was ich sagen will, ist, dass Massenstrandungen nicht notwendigerweise etwas mit künstlich erzeugtem Lärm zu tun haben müssen. Umgekehrt kann Lärm vielleicht auch zu etwas anderem führen als zu Strandungen.«

»He!«Palm hob die Hände.»Ihr streitet euch umsonst. Fenwick findet seine Lärmtheorie mittlerweile selber etwas löchrig. Okay, er hängt am kollektiven Wahnsinn, aber … hört ihr mir überhaupt zu?«sahen ihn an.

»Also«, fuhr Palm fort, nachdem er sich ihrer ungeteilten Aufmerksamkeit versichert hatte.»Fenwick und Oliviera fanden diese Gerinnsel und schlossen auf eine Deformation durch äußere Einwirkungen. Oberflächlich sahen sie aus wie Blutungen, also hielten sie sie auch dafür. Dann isolierten sie das Zeug und unterzogen es dem üblichen Procedere, wobei sie feststellten, dass die Substanz nur vom Blut der Wale durchtränkt war. Das Zeug selber ist eine farblose Masse, die sich an der Luft rasch zersetzt. Der Großteil war nicht mehr zu gebrauchen.«Palm beugte sich vor.»Aber einiges konnten sie doch untersuchen. Die Resultate decken sich mit den Ergebnissen einer Probenuntersuchung, die wenige Wochen zurückliegt. Sie hatten die Substanz aus den Köpfen der Wale schon einmal gesehen. In Nanaimo.«schwieg eine Sekunde.

»Und was ist es?«, fragte er heiser.

»Dasselbe, was du zwischen den Muscheln am Rumpf der Barrier Queen gefunden hast.«

»Das Zeug aus den Walgehirnen und vom Schiffsrumpf …«

»Ist identisch. Die gleiche Substanz. Organische Materie.«

»Ein Fremdorganismus«, murmelte Anawak.

»Irgendetwas Fremdes. Ja.«fühlte sich ausgelaugt, obwohl er nur wenige Stunden auf den Beinen war. Er fuhr mit Delaware zurück nach Tofino. Das Knie behinderte ihn, als sie die Holzstiege vom Anlegeplatz zum Pier emporstiegen. Es behinderte sein Handeln und sein Denken. Er fühlte sich hilflos, deprimiert und allem Unangenehmen ausgeliefert.zusammengebissenen Kiefern humpelte er in den verlassenen Verkaufsraum von Davies Whaling Station, holte eine Flasche Orangensaft aus dem Eisschrank und ließ sich in den Sessel hinter der Theke fallen. In seinem Kopf jagten einander die Gedanken mit derselben Sinnlosigkeit, mit der Hunde versuchen, ihre Schwänze zu fangen.kam ihm nach. Sie sah sich unschlüssig um.

»Nimm dir was.«Anawak wies auf den Eisschrank.

»Irgendwas.«

»Der Wal, der das Flugzeug zum Absturz gebracht hat …«, begann sie.öffnete die Flasche und nahm einen tiefen Schluck.»Entschuldige. Ich hab dir nichts angeboten. Wie gesagt, bedien dich.«

»Er hat sich verletzt, Leon. Vielleicht ist er gestorben.«dachte darüber nach.

»Ja«, sagte er.»Wahrscheinlich.«trat zu einem Regal, auf dem in Plastik gegossene Modelle von Walen angeboten wurden. Es gab sie in allen Größen. Von daumenlang bis zur Länge eines Unterarms. Mehrere Buckelwale stützten sich einträchtig auf ihre Flipper. Sie nahm einen davon hoch und drehte ihn in den Fingern hin und her. Anawak sah ihr lauernd dabei zu.

»Sie tun das nicht freiwillig«, sagte sie.rieb sich das Kinn. Dann beugte er sich vor und schaltete den kleinen tragbaren Fernseher neben dem Funkgerät ein. Vielleicht würde sie ja von selber gehen, ohne dass er sie darum bitten musste. Er hatte nichts gegen ihre Gesellschaft. Im Grunde schämte er sich für seine üble Laune und dafür, dass er grob und abweisend zu ihr war, aber sein Bedürfnis, allein zu sein, wuchs mit jeder Minute.stellte den Plastikwal behutsam wieder ins Regal.»Darf ich dich was Persönliches fragen?«wieder! Anawak setzte zu einer schroffen Antwort an. Dann zuckte er die Achseln.»Meinetwegen.«

»Bist du ein Makah?«Überraschung wäre ihm beinahe die Flasche aus der Hand gerutscht. Das also hatte sie ihn fragen wollen. Sie wollte wissen, warum er wie ein Indianer aussah.»Wie kommst du denn gerade darauf?«, stieß er hervor.»Du hast etwas gesagt, kurz bevor das Flugzeug startete.zu Shoemaker. Dass Greywolf es sich mit den Makah verderben würde, weil er so vehement gegen den Walfang wettert. Die Makah sind Indianer, richtig?«

»Ja.«

»Deine Leute?«

»Die Makah? Nein. Ich bin kein Makah.«

»Bist du …«

»Hör zu, Licia, sei mir nicht böse, aber ich bin einfach nicht in der Stimmung für Familiengeschichten.«Sie kniff die Lippen zusammen.»Okay.«»Ich ruf dich an, wenn Ford sich meldet.«Er grinste schief.»Oder du rufst mich an. Vielleicht meldet er sich ja wieder mal bei dir, um mich nicht zu wecken.«schüttelte ihren roten Schopf und ging langsam zur Tür. Dort blieb sie stehen.»Nur eines noch«, sagte sie, ohne sich umzudrehen.»Bedank dich endlich bei Greywolf dafür, dass er dir das Leben gerettet hat. Ich war jedenfalls dort.«

»Du warst …«, fuhr er auf.»Ja, natürlich. Du kannst ihn für alles andere verabscheuen, aber so viel Dank hat er verdient. Ohne ihn wärst du tot.«Damit ging sie. Anawak starrte ihr nach. Er knallte die Flasche auf den Tisch und atmete einmal tief durch. Bedanken. Bei Greywolf.saß noch immer dort, als er beim Zappen auf eine der vielen Sondersendungen stieß, die in diesen Tagen zur Situation vor British Columbia gebracht wurden. Ähnliche Sendungen empfing man aus den USA. Auch dort hatten Angriffe den regionalen Schiffsverkehr weitestgehend lahm gelegt. Im Fernsehstudio wurde eine Frau in Navy-Uniform interviewt. Ihre kurz geschnittenen schwarzen Haare hatte sie glatt zurückgekämmt. Das Gesicht war von strenger Schönheit, asiatisch geschnitten. Vielleicht eine Chinesin. Nein, eher Halbchinesin. Eine entscheidende Kleinigkeit passte nicht zum Rest. Es waren die Augen. Sie waren von einem hellen, völlig unasiatischen Wasserblau.Balken wurde am unteren Bildrand eingeblendet:Commander Judith Li, US Navy

»Müssen wir die Gewässer vor British Columbia denn jetzt abschreiben?«, fragte der Moderator gerade.»Sozusagen zurückgeben an die Natur?«

»Ich glaube nicht, dass wir der Natur etwas zurückzugeben haben«, erwiderte Judith Li.»Wir leben im Einklang mit der Natur, auch wenn es da noch einiges zu verbessern gibt.«

»Augenblicklich lässt sich wohl kaum von Einklang sprechen.«

»Nun, wir stehen mit den angesehensten Wissenschaftlern und Forschungsinstituten diesseits und jenseits der Grenze in engem Kontakt. Es ist Besorgnis erregend, wenn Tiere kollektive Verhaltensänderungen an den Tag legen, aber es wäre ebenso verkehrt, die Situation zu dramatisieren und in Panik zu verfallen.«

»Sie glauben nicht an ein Massenphänomen?«

»Darüber zu spekulieren, welcher Art ein Phänomen ist, setzt voraus, es überhaupt mit einem Phänomen zu tun zu haben. Augenblicklich würde ich von einer Kumulation ähnlicher Ereignisse sprechen …«

»Die in der Öffentlichkeit so gut wie nicht stattfinden«, fuhr ihr der Moderator dazwischen.»Warum eigentlich nicht?«

»Aber sie finden doch statt.«Li lächelte.»In diesem Augenblick.«

»Was uns ebenso freut wie überrascht. Die Informationspolitik sowohl Ihres wie auch unseres Landes war in den letzten Tagen mehr als dürftig. Es ist kaum möglich, die Meinung von Fachleuten einzuholen, weil Ihre Dienststellen jeden Kontakt abblocken.«

»Doch«, knurrte Anawak.»Greywolf hat seinen Sabber abgesondert. Nicht zugehört?«hatte jemand Ford um ein Interview gebeten? Oder Ray Fenwick? Rod Palm gehörte zu den führenden Orca-Forschern, aber war er in den letzten Wochen je von einer Zeitung oder einem Fernsehsender angesprochen worden? Ihn selber, Leon Anawak, hatte Scientific American erst kürzlich in einem Artikel über Intelligenzforschung bei Meeressäugern gewürdigt, aber niemand war erschienen, um ihm ein Mikrophon unter die Nase zu halten.jetzt fiel ihm die Absurdität des Ganzen auf. Unter anderen Umständen — Terroranschläge, Flugzeugabstürze, Naturkatastrophen — wurde jeder Experte oder wer sich dafür hielt innerhalb von 24 Stunden nach Bekanntwerden vor die Kameras gezerrt.hingegen arbeiteten im Stillen.musste er sich eingestehen, dass auch Greywolf seit seinem letzten Zeitungsinterview nicht mehr öffentlich stattfand. In den Tagen zuvor hatte der radikale Umweltschützer kaum eine Chance ungenutzt verstreichen lassen, sich in Pose zu setzen, aber plötzlich war der Held von Tofino kein Thema mehr.

»Das sehen Sie ein bisschen einseitig«, sagte Li ruhig.»Die Situation ist sicher ungewöhnlich. Es gibt so gut wie keine vergleichbaren Fälle. Natürlich achten wir darauf, dass nicht jeder sogenannte Experte voreilige Schlüsse äußert, alleine schon, weil wir mit den Dementis nicht nachkommen würden. Abgesehen davon sehe ich derzeit keine Bedrohung, der sich nicht entgegenwirken ließe.«

»Wollen Sie damit sagen, Sie haben alles im Griff?«

»Wir arbeiten dran.«

»Einige meinen, Sie versagen.«

»Ich weiß nicht, was die Leute von uns erwarten. Der Staat wird kaum mit Kriegsschiffen und Black Hawks gegen Wale zu Felde ziehen.«

»Wir hören täglich von neuen Opfern. Die kanadische Regierung jedenfalls hat sich bislang darauf beschränkt, die Gewässer vor British Columbia zur Krisenregion zu erklären …«

»Für Kleinschiffe. Der normale Fracht-und Fährenverkehr ist nicht betroffen.«

»Hat es in jüngster Vergangenheit nicht wiederholt Meldungen über das Verschwinden von Schiffen gegeben?«

»Noch einmal: Das waren Fischerboote, kleine Motorschiffe«, erklärte Li im Tonfall unendlicher Geduld.»Es kommt immer wieder zum Verlust von Schiffen. Wir gehen diesen Berichten nach. Selbstverständlich wird mit allem Aufwand nach Überlebenden gesucht. Ich möchte dennoch davor warnen, jeden ungeklärten Vorfall auf hoher See sofort mit Tierattacken in Verbindung zu setzen.«Moderator rückte seine Brille zurecht.»Helfen Sie mir, sollte ich mich irren — aber gab es da nicht auch die Havarie eines Großfrachters der Inglewood -Reederei in Vancouver, in deren Verlauf ein Hochseeschlepper sank?«legte die Fingerspitzen aufeinander.»Sie meinen die Barrier Queen?«Moderator warf einen Blick auf die Notizen in seiner Rechten.»Korrekt. Es ist so gut wie nichts darüber bekannt geworden.«

»Natürlich nicht«, entfuhr es Anawak.hatte es gewusst. Er hatte nur vergessen, in den letzten beiden Tagen mit Shoemaker darüber zu sprechen.

»Die Barrier Queen«, sagte Li,»hatte einen Schaden am Ruderblatt. Ein Schlepper sank durch ein falsch durchgeführtes Ankopplungsmanöver.«»Nicht als Folge eines Angriffs? Meine Notizen …«»Ihre Notizen sind falsch.«Anawak erstarrte. Was zum Teufel redete diese Frau da?»Nun, General, können Sie uns wenigstens etwas über den Absturz eines Wasserflugzeugs der Tofino Air vor zwei Tagen sagen?«»Ein Flugzeug ist abgestürzt, ja.«»Es ist angeblich mit einem Wal kollidiert.«

»Wir untersuchen auch diesen Vorfall. Verzeihen Sie, wenn ich nicht zu jedem Ereignis Stellung beziehen kann, aber meine Arbeit ist eher übergeordneter Natur …«

»Natürlich.«Der Moderator nickte.»Also reden wir über Ihre Position. Was umfasst Ihre Arbeit? Wie muss man sich das vorstellen? Augenblicklich können Sie ja offenbar nur reagieren.«Anflug von Belustigung zuckte über Lis Gesichtszüge.»Es liegt nicht in der Natur von Krisenstäben, ausschließlich zu reagieren, wenn ich das sagen darf. Wir nehmen Krisenlagen auf, führen und wickeln sie ab. Das beinhaltet Früherkennung, vollständige und klare Darstellung, Prävention, Evakuierung, all das. — Aber wie ich schon sagte, haben wir es hier mit etwas Neuem zu tun. Vorsorge und Früherkennung waren sicher nicht in dem Maße möglich wie in vertrauteren Szenarien. Alles andere haben wir im Griff. Kein Schiff fährt noch hinaus aufs Meer, dem die Tiere gefährlich werden könnten. Wichtige Transporte gefährdeter Schiffe haben wir auf den küstennahen Flugverkehr umgelegt. Größere Schiffe erhalten militärisches Geleit, wir betreiben eine lückenlose Luftüberwachung und haben umfangreiche Mittel bewilligt zur wissenschaftlichen Erforschung.«


Дата добавления: 2015-09-29; просмотров: 25 | Нарушение авторских прав







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