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thrillerSchaetzingSchwarmFischer verschwindet vor Peru, spurlos. Цlbohrexperten stoЯen in der norwegischen See auf merkwьrdige Organismen, die hunderte Quadratkilometer Meeresboden in Besitz 19 страница



»Kommen Sie her, Karen!«, rief Bauer mit heller Stimme.»Ist das nicht unglaublich? In dieser Gegend stürzen rund 17 Millionen Kubikmeter Wasser pro Sekunde nach unten. 17 Millionen!«Er strahlte sie an.»Das ist 20-mal mehr, als sämtliche Flüsse der Erde führen.«

»Doktor.«Weaver legte ihm die Hand auf den Unterarm.»Das haben Sie mir schon dreimal erzählt.«blinzelte.»So? Was Sie nicht sagen.«

»Dafür haben Sie versäumt, mir zu erklären, wie Ihr Drifter funktioniert. Wenn ich Pressearbeit für Sie machen soll, müssen Sie sich ein bisschen mehr mit mir beschäftigen.«

»Na ja, der Drifter, der autarke Drifter … ich dachte, das sei klar, oder nicht? Deswegen sind Sie ja hier.«

»Ich bin hier, um Computersimulationen von Strömungswegen zu erstellen, damit die Leute sehen können, wohin Ihre Drifter unterwegs sind. Schon vergessen?«

»Ach so, Sie können ja auch gar nicht, Sie haben ja kein … Nun, ich bin leider ein bisschen knapp in der Zeit. Ich muss noch so vieles erledigen. Warum sehen Sie nicht einfach zu und …«

»Doktor! Nicht schon wieder. Sie wollten mir was über die Funktionsweise erzählen.«

»Ja, sicher. In meinen Publikationen …«

»Ich habe Ihre Publikationen gelesen, Doktor, und etwa die Hälfte begriffen. Und ich bin wissenschaftlich vorgebildet. Populärwissenschaftliche Artikel müssen unterhalten, sie müssen in einer Sprache verfasst sein, die jeder kapiert.«sah sie gekränkt an.»Ich finde meine Abhandlungen durchweg verständlich.«

»Ja Sie. Und zwei Dutzend Kollegen weltweit.«

»Ach was. Wenn man den Text aufmerksam studiert… «

»Nein, Doktor. Erklären Sie’s mir.«runzelte die Stirn, dann lächelte er nachsichtig.»Keiner meiner Studenten dürfte sich das trauen. Mich so oft zu unterbrechen. Nur ich selber darf mich unterbrechen.«Er zuckte die mageren Schultern.»Aber was soll ich machen? Ich kann Ihnen nun mal nichts abschlagen. Nein, das kann ich nicht. Ich hab Sie gern, Karen. Sie sind eine … also, eine … Sie erinnern mich an … na, egal. Schauen wir uns den Drifter an.«

»Und danach reden wir über die bisherigen Ergebnisse Ihrer Arbeit. Ich bekomme Anfragen.«

»So? Von wem denn?«

»Von Zeitschriften, Fernsehmagazinen und Instituten.«

»Interessant.«

»Nein, nur logisch. Die Konsequenz meiner Arbeit. Manchmal frage ich mich, ob Sie überhaupt verstehen, was Pressearbeit eigentlich ist.«grinste verschmitzt.»Erklären Sie’s mir.«

»Gerne, wenn auch zum zehnten Mal. Aber erst erzählen Sie mir was.«

»Nein, das ist schlecht«, rief Bauer aufgeregt.»Wir müssen die Drifter zu Wasser lassen, und gleich danach muss ich dringend …«

»Danach müssen Sie tun, was Sie mir versprochen haben«, ermahnte ihn Weaver.

»Aber, Kind, ich bekomme ebenfalls Anfragen. Ich korrespondiere mit Wissenschaftlern in aller Welt! Sie glauben ja gar nicht, was die von mir wollen. Vorhin erhielt ich eine E-Mail, da fragt mich jemand nach einem Wurm. Ein Wurm, stellen Sie sich das mal vor! Und ob wir erhöhte Methankonzentrationen gemessen haben.ürlich haben wir das, aber wie kann er das wissen? Da muss ich doch …«

»Das kann ich alles übernehmen. Machen Sie mich zur Komplizin.«

»Sobald ich …«

»Falls Sie mich wirklich gern haben.«machte runde Augen.»Ach so! Verstehe.«Er begann zu kichern. Die runden Schultern schüttelten sich vor unterdrücktem Lachen.»Sehen Sie, darum habe ich nie geheiratet, man wird ständig nur erpresst. Gut, ich gelobe Besserung. Jetzt kommen Sie, kommen Sie.«folgte ihm. Der Drifter hing am Ausleger über der grauen Wasseroberfläche. Er war mehrere Meter lang und steckte in einem Stützgestell. Über die Hälfte der Konstruktion nahm eine schlanke schimmernde Röhre ein. Den oberen Teil bildeten zwei kugelförmige Glasbehälter.rieb sich die Hände. Der Daunen-Anorak war ihm eindeutig zu groß. Er sah darin aus wie ein sonderbarer arktischer Vogel.

»Also, dieses Ding geben wir in die Strömung«, sagte er.»Es wird mittreiben, sozusagen als virtuelle Wasserpartikel. Erst mal steil nach unten, hier nämlich stürzt das Wasser, wie ich vorhin sagte … also, man sieht natürlich keinen Prozess des Sturzes, verstehen Sie, aber es stürzt … nun, wie soll ich das erklären?«



»Möglichst ohne Fremdwörter.«

»Gut, gut. Passen Sie auf! Im Grunde ist es ganz einfach. Man muss wissen, dass Wasser nicht immer gleich schwer ist. Das leichteste Wasser ist süß und warm. Salziges Wasser ist schwerer als süßes Wasser, je salziger, je schwerer. Salz hat schließlich ein Gewicht, nicht wahr? Kaltes Wasser ist wiederum schwerer als warmes Wasser, es hat eine höhere Dichte, also wird Wasser umso schwerer, je mehr es abkühlt.«

»Und kaltes, salziges Wasser ist das schwerste Wasser überhaupt«, ergänzte Weaver.

»Richtig, sehr richtig!«, freute sich Bauer.»Darum gibt es nicht einfach nur Meeresströmungen, sondern sie wälzen sich durch verschiedene Etagen. Warme Strömungen an der Oberfläche, die kältesten am Boden, und dazwischen haben wir die Tiefenströmungen. Nun ist es so, dass eine warme Strömung an der Oberfläche über tausende von Kilometern reisen kann, bis sie in kalte Gebiete vordringt, wo das Wasser dann natürlich abkühlt, nicht wahr? Und wenn das Wasser kälter wird …«

»Wird es schwerer.«

»Bravo, jawohl. Es wird schwerer und sinkt nach unten. Aus dem Oberflächenstrom wird ein Tiefenstrom oder gar ein Bodenstrom, und das Wasser fließt zurück. Umgekehrt funktioniert das genauso. Von unten nach oben, von kalt nach warm. Auf diese Weise sind alle großen Meeresströmungen auf der Welt ständig in Bewegung. Alle sind miteinander verbunden, es findet ein ständiger Austausch statt.«Drifter wurde zur Meeresoberfläche hinuntergelassen. Bauer hastete zur Reling und beugte sich weit darüber. Dann drehte er sich um und winkte Weaver ungeduldig herbei.»Na, kommen Sie. Kommen sie schon. Hier sehen Sie es besser.«Sie trat neben ihn. Bauer sah mit leuchtenden Augen hinaus.

»Ich träume davon, dass solche Drifter in allen Strömungen mittreiben«, sagte er.»Das wäre wirklich phantastisch. Wir würden unglaublich viel erfahren.«

»Wofür sind die beiden Glaskugeln?«

»Wie? Was? Ach so. Auftriebskörper. Damit der Drifter in der Wassersäule schweben kann. Am Fuß hat er Gewichte, aber das Herzstück ist die Stange dazwischen. Darin sitzt alles. Steuerelektronik, Microcontroller, Energieversorgung. Aber auch ein Hydrokompensator. Ist das nicht phantastisch? Ein Hydrokompensator!«

»Es wäre noch phantastischer, wenn Sie mir erzählen, was das ist.«

»Oh, äh … natürlich.«Bauer zupfte an seinem Spitzbart.»Tja, wir haben überlegt, wie wir den Drifter … — Also, es ist ja so: Flüssigkeiten sind so gut wie inkompressibel, man kann sie nicht zusammenstauchen. Wasser bildet eine Ausnahme. Viel ist auch da nicht drin, aber ein bisschen können Sie es durchaus, ähm … quetschen. Und das tun wir. Wir komprimieren es in der Stange, sodass immer die gleiche Wassermenge darin ist, aber mal schwereres und mal leichteres Wasser. Damit verändert der Drifter bei gleichem Volumen sein Gewicht.«

»Genial.«

»In der Tat! Wir können ihn so programmieren, dass er das ganz von alleine macht: Kompression, Dekompression, Kompression, Dekompression, sinken, steigen, sinken, völlig ohne unser Zutun … hübsch, nicht?«nickte. Sie sah zu, wie das lange Gebilde in die grauen Wellen tauchte.

»Der Drifter kann auf diese Weise Monate und Jahre autark im Meer treiben und akustische Signale abgeben. So können wir ihn orten und Geschwindigkeit und Verlauf von Strömungen rekonstruieren. — Ah, er taucht ab. Weg ist er.«Drifter war im Meer verschwunden. Bauer nickte befriedigt.

»Und wohin treibt er nun?«, fragte Weaver.

»Das ist die spannende Frage.«sah ihn einfach an. Bauers Blick flackerte, dann ließ er ein Seufzen der Resignation hören.

»Ich weiß, Sie wollen über meine Arbeit reden.«

»Und zwar jetzt.«

»Sie sind ein Quälgeist. Meine Güte, sind Sie hartnäckig. Also gut, gehen wir ins Labor. Aber ich muss Sie warnen. Die Ergebnisse meiner Arbeit sind beunruhigend, gelinde ausgedrückt ….«

»Die Welt liebt es, sich beunruhigen zu lassen. Haben Sie nicht gehört? Quallenseuchen, Anomalien, Menschen gehen verloren, eine Schiffskatastrophe jagt die nächste. Sie wären in bester Gesellschaft.«

»So?«Bauer schüttelte den Kopf.»Sie haben wahrscheinlich Recht. Ich werde nie genau verstehen, was Pressearbeit ist. Ich bin nur ein einfacher Professor. Es ist mir einfach zu hoch.«

»Scheiße«, stöhnte Stone.»Das ist ein Blowout!«Kontrollraum der Sonne starrten alle fasziniert auf den Monitor. Die Hölle schien tief unten ausgebrochen zu sein.sagte ins Mikrophon:»Wir müssen hier weg. Kommando an Brücke. Volle Fahrt.«drehte sich um und rannte aus dem Raum. Johanson zögerte, dann lief er ihr hinterher. Andere folgten. Hektik brach aus. Plötzlich schien jeder an Bord auf den Beinen zu sein. Er schlitterte auf das Arbeitsdeck, wo Matrosen und Techniker unter Lunds Kommando Kühltanks heranwuchteten. Das Windenkabel über dem Galgen erzitterte, als die Sonne plötzlich Fahrt aufnahm.sah ihn und kam zu ihm gelaufen.

»Was war das?«, rief Johanson.

»Wir sind auf eine Blase gestoßen. Komm!«zog ihn zur Reling. Hvistendahl, Stone und Bohrmann gesellten sich zu ihnen. Zwei der Statoil-Techniker waren an den abschüssigen Rand des Hecks getreten, direkt unter den Galgen, und sahen neugierig hinaus. Bohrmann warf einen Blick auf das straff gespannte Kabel.

»Was macht der denn da?«, zischte er.»Warum stoppt der Idiot die Winde nicht?«ließ die Reling los und lief zurück ins Innere.selben Moment begann das Meer wild zu schäumen. Große weiße Brocken brachen durch die Wasseroberfläche. Die Sonne fuhr jetzt mit voller Geschwindigkeit. Klirrend spannte sich die Zugleine des Greifers. Jemand lief über das Deck auf den Galgen zu und fuchtelte mit den Armen.

»Weg da«, schrie er die Statoil-Leute unter dem Galgen an.»Haut ab!«erkannte ihn. Es war der Schäferhund, wie ihn die Crew nannte, der Erste Offizier. Hvistendahl drehte sich um. Auch er machte den Männern Zeichen. Dann geschah alles gleichzeitig. Mit einem Mal waren sie inmitten eines brausenden und zischenden Geysirs. Johanson sah die Umrisse des Greifers dicht unter der Wasseroberfläche auftauchen. Unerträglicher Schwefelgestank breitete sich aus. Das Heck der Sonne sackte abwärts, dann schoss das stählerne Maul schräg aus dem brodelnden Inferno heraus und bewegte sich wie eine überdimensionale Schaukel auf die Bordwand zu. Der hintere der beiden Statoil-Leute sah den Greifer kommen und warf sich zu Boden. Der andere riss entsetzt die Augen auf, machte einen unentschlossenen Schritt zurück — und taumelte. Mit einem Satz war der Schäferhund heran und versuchte ihn zu Boden zu ziehen, aber er war nicht schnell genug. Das tonnenschwere Maul krachte gegen den Mann und schleuderte ihn in hohem Bogen durch die Luft. Er flog mehrere Meter weit, schlitterte über die Planken und blieb auf dem Rücken liegen.

»Oh nein«, keuchte Lund.»Verdammter Mist!«und Johanson liefen gleichzeitig zu dem reglosen Körper. Der Erste Offizier und Mitglieder der Crew waren neben dem Mann auf die Knie gegangen. Der Schäferhund blickte kurz auf.

»Keiner fasst ihn an.«

»Ich will …«, begann Lund.

»Arzt holen, los.«kaute unruhig an ihren Nägeln. Johanson wusste, wie sehr sie es hasste, zur Untätigkeit verdammt zu sein. Sie trat zu dem schlammtriefenden Greifer, der langsam auspendelte.

»Öffnen!«, rief sie.»Alles, was noch übrig ist, in die Tanks.«sah aufs Wasser. Immer noch stiegen brodelnd und stinkend Blasen aus dem Meer. Allmählich wurden es weniger. Die Sonne gewann rasch Abstand. Die letzten Brocken des hochgeschwemmten Methaneises trieben auf den Wellen und zerfielen.öffnete der Greifer sein Maul und entließ zentnerweise Eis und Schlamm. Bohrmanns Laborleute und die Matrosen hasteten umher und versuchten, so viel Hydrat wie möglich im flüssigen Stickstoff zu versenken. Es dampfte und zischte. Johanson kam sich schrecklich nutzlos vor. Er drehte sich weg, ging hinüber zu Bohrmann und half ihm, die Brocken einzusammeln. Das Deck war übersät mit kleinen, borstigen Körpern. Einige zuckten und wanden sich und stülpten ihre Rüssel mit den Kiefern hervor. Die meisten schienen den raschen Aufstieg nicht überlebt zu haben. Der plötzliche Wechsel von Temperatur und Umgebungsdruck hatte sie getötet.hob einen der Brocken auf und betrachtete ihn genauer. Das Eis war von Kanälen durchzogen. Leblose Würmer hingen darin. Er wendete den Brocken hin und her, bis ihn das Knistern und Knacken der zerfallenden Masse daran erinnerte, sie schnellstmöglich unter Verschluss zu bringen. Andere Brocken waren noch stärker durchlöchert, doch richtig begonnen hatte die Zersetzung offenbar erst unterhalb der Wurmkanäle. Kraterartige Zerstörungen klafften im Eis, teilweise bedeckt von schleimigen Fäden.war damit geschehen?vergaß die Kühlbehälter. Er zerrieb den Schleim zwischen den Fingern. Das Zeug sah aus wie Reste von Bakterienkolonien. Man fand Bakterienmatten auf der Oberfläche von Hydraten, aber was taten sie so tief im Innern der Eisklumpen?später hatte sich der Brocken zersetzt. Er sah sich um. Das Heck war zu einer schlammigen Pfütze geworden. Der Mann, den der Greifer erwischt hatte, war verschwunden. Auch Lund, Hvistendahl und Stone hatten das Deck verlassen. Johanson sah Bohrmann ein Stück weiter an der Reling lehnen und ging zu ihm hinüber.

»Was ist da eben passiert?«fuhr sich über die Augen.»Wir hatten einen Blowout. Das ist passiert. Der Greifer ist über zwanzig Meter tief eingebrochen. Von unten kam freies Gas hoch. Haben Sie die riesige Blase auf dem Schirm gesehen?«

»Ja. Wie dick ist das Eis an dieser Stelle?«

»War, muss man wohl sagen. Siebzig bis achtzig Meter..«

»Dann muss da unten alles in Trümmern liegen.«

»Offensichtlich. Wir sollten schleunigst herausfinden, ob das ein Einzelfall war.«

»Sie wollen weitere Proben entnehmen?«

»Natürlich«, knurrte Bohrmann.»Der Unglücksfall vorhin hätte nicht passieren dürfen. Der Mann an der Winde hat den Greifer weiterhin eingeholt, bei voller Fahrt. Er hätte die Winde stoppen müssen.«Er sah Johanson an.»Ist Ihnen was aufgefallen, als das Gas hochkam?«

»Ich hatte den Eindruck, dass wir wegsackten.«

»Schien mir auch so. Das Gas hat die Oberflächen spannung des Wassers herabgesetzt.«

»Sie meinen, wir hätten sinken können?«

»Schwer zu sagen. Schon mal was vom Hexenloch gehört?«

»Vor zehn Jahren fuhr mal einer hinaus und kehrte nicht zurück. Das letzte was man über Funk von ihm hörte, war, dass er sich einen Kaffee kochen wollte. Kürzlich hat ein Forschungsschiff das Wrack gefunden. 50 Seemeilen vor der Küste in einer ungewöhnlich tiefen Senke im Nordseeboden. Die Seeleute nennen die Gegend Hexenloch. Das Wrack weist keinerlei Schäden auf, und es liegt aufrecht auf dem Grund. Als sei es wie ein Stein gesunken — wie etwas, das nicht schwimmen kann.«

»Klingt nach Bermuda-Dreieck.«

»Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. Genau das ist die Hypothese. Die einzige, die einer näheren Prüfung standhält. Zwischen den Bermudas, Florida und Puerto Rico gibt es immer wieder heftige Blowouts. Wenn das Gas in die Atmosphäre aufsteigt, kann es sogar Flugzeugturbinen entzünden. Ein Methanblowout, um ein Vielfaches größer, als wir ihn eben hatten, und das Wasser wird so dünn, dass Sie einfach wegsacken.«Bohrmann deutete auf die Kühlbehälter.»Wir schicken das Zeug schnellstmöglich nach Kiel. Wir werden es analysieren, und danach werden wir definitiv wissen, was da unten los ist. Und wir werden es herausfinden, das verspreche ich Ihnen. Wir haben einen Mann verloren wegen dieser ganzen Scheiße.«

»Ist er …?«Johanson sah zu den Aufbauten des Hauptdecks hinüber.

»Er war sofort tot.«schwieg.

»Wir werden die nächsten Proben mit dem Autoklav entnehmen, statt den Greifer einzusetzen. Das ist in jedem Fall sicherer. Wir müssen Klarheit erlangen. Ich habe keine Lust mitanzusehen, wie hier bedenkenlos Fabriken auf Grund gesetzt werden.«Bohrmann schnaubte und stieß sich von der Reling ab.»Aber das sind wir ja schon gewohnt, nicht wahr? Wir versuchen, die Welt zu erklären, und keiner hört richtig zu. Was passiert denn? Die Konzerne sind die neuen Auftraggeber der Forschung. Wir beide schippern hier herum, weil Statoil einen Wurm gefunden hat. Toll. Die Industrie bezahlt die Forscher, nachdem der Staat es nicht mehr kann. Von Grundlagenforschung keine Spur. Dieser Wurm wird nicht als Forschungsobjekt gesehen, sondern als Problem, das es aus der Welt zu schaffen gilt. Angewandte Forschung ist gefragt, und bitte schön so, dass man hinterher einen Freibrief in der Tasche hat. Aber vielleicht ist der Wurm ja gar nicht das Problem. Denkt ein Mensch darüber nach? Vielleicht ist es etwas völlig anderes, und indem wir das Problem beseitigen, schaffen wir ein viel größeres. — wissen Sie was? Manchmal könnte ich kotzen.«Seemeilen nordöstlich holten sie schließlich ein Dutzend Bohrkerne aus dem Sediment, ohne dass es zu weiteren Zwischenfällen kam. Der Autoklav, eine fünf Meter lange Röhre mit Isoliermantel und Gestänge drum herum, zog den Kern wie eine Spritze aus dem Meeresboden. Noch unten wurde die Röhre durch Ventile hermetisch verschlossen. Im Innern befand sich damit ein kleines, ausgestanztes Universum: Sediment, Eis und Schlamm samt intakter Oberfläche, Meerwasser und siedelnden Lebewesen, die sich weiterhin wohl fühlten, weil die Röhre Temperatur und Druck aufrechterhielt. Bohrmann ließ die verschlossenen Röhren im Kühlraum des Schiffes aufrecht lagern, um das sorgfältig konservierte Innenleben nicht durcheinander zu bringen. An Bord konnten die Kerne nicht untersucht werden. Erst im Tiefseesimulator herrschten die richtigen Bedingungen. Bis dahin mussten sie sich damit zufrieden geben, Wasserproben zu analysieren und Monitore anzustarren.der Dramatik bekam selbst das ewig gleiche Bild der wurmübersäten Hydrate etwas Ermüdendes. Niemand verspürte Lust auf Konversation. Im blassen Licht der Bildschirme schienen sie selber zu verblassen, Bohrmanns Team, die Ölleute, die Matrosen. Der tote Statoil-Mann leistete den Bohrkernen im Kühlraum Gesellschaft. Das Rendezvous mit der Thorvaldson über dem Standort der geplanten Tiefseefabrik war abgesagt worden, um möglichst schnell Kristiansund zu erreichen, wo sie die Leiche übergeben und die Proben zum nahe gelegenen Flughafen verfrachten wollten. Johanson hockte im Funkraum oder in seiner Kammer und wertete die Rückmeldungen seiner Anfragen aus. Der Wurm war nirgendwo beschrieben, niemand hatte ihn gesehen. Einige der Schreiber gaben ihrer Meinung Ausdruck, es handle sich um den mexikanischen Eiswurm, womit sie dem Erkenntnisstand nichts Wesentliches hinzufügten.Seemeilen vor Kristiansund erhielt Johanson eine Antwort von Lukas Bauer. Die erste positive Rückmeldung, sofern man den Inhalt als positiv bezeichnen konnte.las den Text und saugte an seiner Unterlippe.Kontaktaufnahme zu den Energiekonzernen oblag Skaugen. Von Johanson erwartete man, Institute und Wissenschaftler zu befragen, die in keinem offensichtlichen Zusammenhang mit Ölexplorationen standen. Aber Bohrmann hatte nach dem Unfall mit dem Greifer etwas gesagt, das die Sache in ein anderes Licht rückte.Industrie bezahlt die Forscher, nachdem der Staat es nicht mehr kann.Institute konnten überhaupt noch frei forschen?es zutraf, dass die Forschung zunehmend an den Tropf der Wirtschaft geriet, arbeiteten fast alle Institute in irgendeiner Weise den Konzernen zu. Sie finanzierten sich aus nichtöffentlichen Mitteln. Sie hatten gar keine andere Wahl, wenn sie nicht riskieren wollten, ihre Arbeit einstellen zu müssen. Selbst Geomar in Kiel sah einem finanziellen Engagement der Deutschen Ruhrgas entgegen, die am Institut eine Stiftungsprofessur für Gashydrate plante. So verführerisch es klang, mit Konzerngeldern forschen zu können, stand am Ende doch das Interesse der Sponsoren, Ergebnisse in buchbare Posten umzuwandeln.las noch einmal Bauers Antwort.war die Sache falsch angegangen. Anstatt in alle Welt hinauszurufen hätte er von vorneherein versteckte Verbindungen zwischen Forschung und Industrie unter die Lupe nehmen müssen. Während sich Skaugen dem Thema über die Konzernetagen näherte, konnte er versuchen, kooperierende Wissenschaftler auszufragen. Irgendeiner würde früher oder später den Mund aufmachen.Problem war, derartigen Verbindungen auf die Spur zu kommen., kein Problem. Fleißarbeit.stand auf und verließ den Funkraum, um Lund zu suchen.

. April, Ferse.wippte ungeduldig auf den Füßen hin und her. Stellte sich auf die Zehen und ließ sich wieder zurückfallen. Abwechselnd. Unablässig. Ballen, Ferse. Ballen, Ferse. Es war früher Morgen. Der Himmel erstrahlte in stechendem Azur, ein Tag wie aus dem Reiseprospekt.war nervös., Ferse. Ballen, Ferse.Ende des hölzernen Piers wartete ein Wasserflugzeug. Sein weißer Rumpf spiegelte sich im Tiefblau der Lagune, gebrochen vom Kräuseln der Wellen. Die Maschine war eine jener legendären Beaver DHC-2, die das kanadische Unternehmen De Havilland erstmals vor über 50 Jahren gebaut hatte und die immer noch im Einsatz waren, weil danach nichts Besseres mehr auf den Markt gekommen war. Bis zu den Polen hatte es die Beaver geschafft. Sie war anspruchslos, robust und sicher.richtig für das, was Anawak vorhatte.sah hinüber zum rotweiß gestrichenen Abfertigungsgebäude. Tofino Airport, nur wenige Autominuten vom Ort entfernt, hatte mit klassischen Flughäfen wenig gemein. Eher fühlte man sich an eine Fallensteller— oder Fischer-Siedlung erinnert. Ein paar niedrige Holzhäuser, malerisch an einer weitläufigen Bucht gelegen, gesäumt von baumbestandenen Hügeln, hinter denen sich die Berge emporreckten. Anawaks Blick suchte die Zufahrt ab, die von der Hauptstraße unter den Riesenbäumen zur Lagune führte. Die anderen mussten jeden Augenblick eintreffen. Er runzelte die Stirn, während er der Stimme lauschte, die aus seinem Mobiltelefon drang.

»Aber das ist zwei Wochen her«, erwiderte er.»In der ganzen Zeit war Mr. Roberts kein einziges Mal für mich zu sprechen, obwohl er ausdrücklich Wert darauf legte, dass ich ihn auf dem Laufenden halte.«Sekretärin gab zu bedenken, Roberts sei nun mal ein viel beschäftigter Mann.

»Das bin ich auch«, bellte Anawak. Er hörte auf zu wippen und bemühte sich, freundlicher zu klingen.»Hören Sie, wir haben hier inzwischen Zustände, für die der Begriff Eskalation geschmeichelt ist. Es gibt klare Zusammenhänge zwischen unseren Problemen und denen von Inglewood. Auch Mr. Roberts wird das so sehen.«kurze Pause entstand.»Welche Parallelen sollten das sein?«

»Wale. Das ist doch offenkundig.«

»Die Barrier Queen hatte einen Schaden am Ruderblatt.«

»Ja sicher. Aber die Schlepper sind angegriffen worden.«

»Ein Schlepper ist gesunken, das ist richtig«, sagte die Frau in höflich desinteressiertem Tonfall.»Von Walen ist mir nichts bekannt, aber ich werde Mr. Roberts gerne ausrichten, dass Sie angerufen haben.«

»Sagen Sie ihm, es sei in seinem eigenen Interesse.«

»Er wird sich innerhalb der nächsten Wochen melden.«stockte.»Wochen?«

»Mr. Roberts ist verreist.«ist da bloß los, dachte Anawak. Mühsam beherrscht sagte er:»Ihr Boss hat außerdem versprochen, weitere Proben vom Bewuchs der Barrier Queen ins Institut nach Nanaimo zu schicken. Sagen Sie jetzt bitte nicht, auch davon wäre Ihnen nichts bekannt. Ich war selber unten und hab das Zeug vom Rumpf gepflückt. Es sind Muscheln und möglicherweise noch etwas anderes.«

»Mr. Roberts hätte mich darüber informiert, wenn …«

»Die Leute in Nanaimo brauchen diese Proben!«

»Er wird sich nach seiner Rückkehr darum kümmern.«

»Das ist zu spät! Hören Sie? — Ach, egal. Ich rufe wieder an.«Verärgert steckte er das Telefon weg. Über die Zufahrt kam Shoemakers Land Cruiser herangerumpelt. Kies knirschte unter den Reifen, als der Geländewagen auf den kleinen Parkplatz vor dem Abfertigungsgebäude einbog. Anawak ging ihnen entgegen.

»Ihr seid nicht gerade ein Muster an Pünktlichkeit«, rief er übellaunig.

»Mann, Leon! Zehn Minuten.«Shoemaker kam ihm entgegen, Delaware im Schlepptau und einen jungen, bulligen Schwarzen mit Sonnenbrille und rasiertem Schädel.»Sei nicht so verdammt kleinkariert. Wir mussten auf Danny warten.«schüttelte dem Bulligen die Hand. Der Mann grinste freundlich. Er war Armbrustschütze in der Kanadischen Armee und offiziell zu Anawaks Verfügung abkommandiert worden. Seine Waffe, eine mit Hightech voll gestopfte Hochpräzisionsarmbrust, hatte er mitgebracht.

»Sie ham ‘ne schöne Insel hier«, sagte Danny gedehnt. Ein Kaugummi wanderte bei jedem seiner Worte im Mund herum und ließ die Worte klingen, als müssten sie sich ihren Weg durch Sumpfgebiet bahnen.»Was soll ich ‘n eigentlich machen?«

»Hat man Ihnen nichts gesagt?«, wunderte sich Anawak.

»Doch, schon. Ich soll mit ‘ner Armbrust auf’n Wal schießen. Hab mich nur gewundert. Dachte, so was wär verboten.«

»Ist es auch. Kommen Sie, ich erklär’s Ihnen im Flieger.«

»Warte mal.«Shoemaker hielt ihm eine aufgeschlagene Zeitung hin.»Schon gelesen?«überflog die Schlagzeile.

»Der Held von Tofino?«, sagte er ungläubig.

»Greywolf verkauft sich gut, was? Das Arschloch macht einen auf bescheiden in dem Interview, aber lies mal, was er weiter unten sagt. Du kriegst das Kotzen.«

»… habe nur meine Pflicht als kanadischer Bürger getan«, murmelte Anawak.»Natürlich waren wir in Todesgefahr, aber ich wollte wenigstens ein bisschen von dem wieder gutmachen, was mit verantwortungslosem Whale Watching angerichtet wurde. Unsere Gruppe hat schon vor Jahren darauf hingewiesen, dass die Tiere einem gefährlichen Stress ausgesetzt werden, dessen Auswirkungen unmöglich abzuschätzen sind. — Spinnt der denn komplett?«

»Lies weiter.«

»Davies Whaling Station ist sicher nicht der Vorwurf zu machen, dass sie sich falsch verhalten hätten. Aber sie haben sich eben auch nicht richtig verhalten. Profitabler Waltourismus unter dem Deckmäntelchen des Umweltschutzes ist nicht weniger schlimm als die Verlogenheit der Japaner, deren Flotten in arktischen Gewässern bedrohten Walarten nachstellen. Auch hier wird offiziell von wissenschaftlichen Zwecken gesprochen, obwohl 2002 über 400 Tonnen Walfleisch als Delikatesse in Großhandelsmärkten landeten, die nach genetischer Untersuchung eindeutig den so genannten wissenschaftlichen Forschungsobjekten zugeordnet werden konnten.«ließ die Zeitung sinken.»Dieser Drecksack.«

»Stimmt es denn nicht, was er sagt?«, wollte Delaware wissen.»Soweit ich weiß, verscheißern die Japaner uns tatsächlich mit diesem angeblichen Forschungsprogramm.«

»Natürlich stimmt es«, schnaubte Anawak.»Das ist ja das Perfide. Greywolf bringt uns damit in Zusammenhang.«

»Ich weiß beim besten Willen nicht, was er damit erreichen will«, sagte Shoemaker kopfschüttelnd.

»Was schon? Sich wichtig machen.«

»Na ja, er …«Delawares Hände vollführten eine sachte Bewegung.»Ein Held ist er schon irgendwie.«klang, als kämen die Worte auf Zehenspitzen daher. Anawak funkelte sie an.»Ach ja?«

»Doch, schon. Er hat Menschenleben gerettet. Ich find es ja auch nicht fair, dass er jetzt über euch herfällt, aber zumindest war er mutig und …«

»Greywolf ist nicht mutig«, knurrte Shoemaker.»Alles, was diese Ratte unternimmt, geschieht aus Berechnung. Aber diesmal hat er sich geschnitten. Er wird Ärger mit den Makah bekommen. Sie werden nicht gerade amüsiert sein, dass ihr selbst ernannter Blutsbruder so vehement gegen den Walfang zu Felde zieht. Stimmt’s, Leon?«schwieg.bewegte seinen Kaugummi von rechts nach links.


Дата добавления: 2015-09-29; просмотров: 28 | Нарушение авторских прав







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