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Wardwick in Hurog 3 страница

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»Wie seid Ihr geflohen?«, fragte ich.»Leute, die gefoltert werden, werden für gewöhnlich sehr gut bewacht.«

»Man hat mich nicht in der Burg festgehalten«, erwiderte sie.»Jakoven hat mich in den Keller eines Gebäudes in der Stadt bringen lassen.«

Jakoven liebte Spielchen, Intrigen und Geheimnisse. Einiges jedoch war auch einfach nur vernünftig -selbstverständlich hatte er sie nicht in die Burg gebracht. Er hätte viel Unterstützung verloren, wenn bekannt geworden wäre, dass er Tisala - eine Frau von hoher Geburt - hatte foltern lassen.»Verbessert mich, falls ich mich irren sollte«, sagte Tisala nachdenklich.»Jakoven hat mehrere Geliebte der Königin umgebracht. Und er versuchte vor vier Jahren, Beckram zu töten, hat stattdessen jedoch aus Versehen Beckrams Zwillingsbruder erwischt. Es wäre einfacher für Jakoven, Beckram umbringen zu lassen, als ihm Verrat anzuhängen.«

Ich zuckte die Achseln, setzte mich ans Fußende des Bettes und lehnte mich gegen einen der elegant geschnitzten Pfosten.»Da habt Ihr recht. Aber als der König Erdrick tötete, war ihm wohl nicht ganz klar, welche Macht der Name Hurog im Herzen von Shavig immer noch hat. Politisch ist es klüger zu beweisen, dass Beckram ein Verräter ist, und ihn hinrichten zu lassen, als einen Meuchelmörder zu schicken. Außerdem würde dann die Strafe dem Verbrechen entsprechen. Mein Onkel hat den König gezwungen, sich um Beckrams willen zurückzuhalten - also würde eine Verurteilung wegen Verrat Duraugh ebenso demütigen wie seinen Sohn.«Ich sank ein wenig in mich zusammen, rutschte weiter aufs Bett, und Tisala zog sich beiläufig ein Stück zurück.

»Und obwohl Jakoven bei Euch keinen Erfolg hatte, seid Ihr wohl kaum die einzige Person, der er durch Folter ein Geständnis abringen kann. Ich muss mich sofort mit meinem Vetter in Verbindung setzen. Wisst Ihr, ob Beckram derzeit in Estian ist?«, fragte ich. Ich verfolgte nicht, wohin mein Vetter reiste. Iftahar lag viel näher an Estian als Hurog, und Beckram hielt sich häufig in der Hauptstadt auf.

»Nein«, flüsterte sie.»Ich weiß es nicht. Glaubt Ihr, dass Jakoven auch andere eingesperrt hat, um sie zu zwingen, Beckram zu bezichtigen?«

Ich hatte bisher nur daran gedacht, wie ich die Gefahr für meinen Vetter verringern konnte, aber nun wurde mir klar, dass jeder, den Jakoven gefangen genommen hatte, mindestens ein Bekannter, wahrscheinlich aber ein Freund Tisalas sein musste.

Ich beugte mich vor, und Tisala wich zurück. Als ihr klar wurde, was sie getan hatte, lief sie verlegen rot an - aber sie entspannte sich nicht.

Ich hatte Seite an Seite mit ihr gekämpft. Der Gedanke daran, was geschehen sein musste, damit sie vor jemandem derart zurückwich, bewirkte, dass ich am liebsten auf etwas eingeschlagen hätte. Ich wollte etwas sagen, um sie zu trösten, aber ihre verschlossene Miene verriet mir, dass sie nicht darüber sprechen würde.

»Glaubt Ihr, Jakoven hat noch andere gefangen nehmen lassen?«, fragte sie wieder.

»Das hängt davon ab, was er wirklich will«, sagte ich schließlich.»Falls er in der Tat versucht, Alizons Anhänger von ihm abzuwenden, wird er sich zunächst auf Leute von niederer Geburt konzentrieren.

Er wird aus den Geständnissen, die er erzwingt, Anklagen gegen die Adligen zusammenstellen, die er dann ungestraft angreifen kann.«

»Was meint Ihr mit >falls<?<«, fragte sie.

»Das sagte ich bereits«, erklärte ich.»Alizon stellt im Augenblick keine wirkliche Gefahr für den König dar, nicht, solange er auf der Flucht ist. Er hat keinen Zugang zu seinem Gold oder zu seinem Land - beides hat den Geldbeutel des Königs gut gepolstert. Alizon hätte vielleicht vor vier Jahren eine Aussicht gehabt, vor allem, wenn Kariarn bei seinen Versuchen, Oranstein zu erobern, ein wenig erfolgreicher gewesen wäre - und wenn Alizon nicht unehelich geboren wäre. Falls Jakoven Alizon gefangen nimmt, wird er ihn verhöhnen und irgendwo einsperren, zum Beispiel im Asyl neben seinem jüngeren Bruder Kellen, und nachdem ihn alle vergessen haben, wird Alizon eines schönen Tages an seinem Abendessen ersticken. Jakoven ist zu schlau, um seinen Halbbruder zum Märtyrer zu machen, indem er einen langwierigen Prozess anstrengt oder ihn gleich tötet.«

»Was glaubt Ihr also, dass König Jakoven vorhat?«, fragte Tisala einen Augenblick später. Ich fand, dass sie nun trostlos klang - hatte sie wirklich geglaubt, Alizon habe Aussichten, seinen Bruder zu stürzen?

»Ich denke, Jakoven wird sich auf meinen Vetter konzentrieren«, sagte ich.»Obwohl er damit ein ziemliches Risiko eingeht.«

»Wie meint Ihr das?«Tisala saß nicht mehr ganz so gerade, und ihre Gesichtsfarbe war von Blass zu Grau übergegangen. Sie versuchte, sich gegen das Kopfende des Betts zu lehnen, gab diesen Gedanken aber schnell wieder auf, als ihr wunder Rücken das Holz berührte. Ich hätte mich zurückziehen und ihr gestatten können, sich wieder bequem hinzulegen, aber ich wollte nicht, dass sie glaubte, ich mache ihrer Furcht Zugeständnisse. Ich hatte ihr nichts getan -sie musste sich einfach zwingen, sich daran zu erinnern.

»Euch offiziell gefangen zu nehmen, hätte zu einem Skandal geführt«, sagte ich.»Euer Vater mag Euch verstoßen haben, aber Ihr seid immer noch eine Frau aus einer Adelsfamilie - und als solche habt Ihr ein Recht auf ein gewisses Maß an Respekt für Eure Person. Die Leute in Tallven sind sehr beschützerisch, wenn es um ihre Aristokratinnen geht, und es sind hauptsächlich die Bewohner von Tallven, die Jakovens Position auf dem Thron stützen.«

»Nicht so beschützerisch, wie Ihr denkt«, widersprach sie.»Sie würden ihm ihre Loyalität nicht wegen einer Frau entziehen - besonders nicht wegen einer aus Oranstein, die wie ein Mann kämpft.«

Ich zog die Brauen hoch angesichts der Bitterkeit in ihren Worten und fragte mich, wie unbequem das Leben in Estian für sie gewesen war, nach all den Freiheiten, die ihr Vater ihr zugestanden hatte.

»Ihr habt recht«, sagte ich schließlich.»Zumindest wenn Ihr annehmt, dass die meisten nicht zu Eurer Rettung geeilt wären. Aber es wäre mindestens so schlimm für Jakoven gewesen, als hätte man ihn dabei erwischt, eine Affäre mit einem seiner Jagdhunde zu haben. Sie hätten allen Respekt vor ihm verloren, und das wäre gefährlich. Der Sturz meines Vetters muss wichtig für ihn sein, um so viel zu riskieren.«

»Also wird er mit mir nicht aufhören«, sagte sie.»Und er hat wahrscheinlich auch nicht mit mir angefangen.«

Sie klang ein wenig hektisch, und ich fragte mich, ob es vielleicht einen Mann gab, um den sie sich besondere Sorgen machte.

Ich zuckte die Achseln.»Ich weiß es nicht. Es würde mehr als das Wort eines Bauern oder Kaufmanns brauchen, um König Jakoven eine freie Schusslinie auf Beckram zu geben. Jemanden, von dem alle wissen, dass er Alizon unterstützt. Vermisst Ihr eine Person, auf die diese Beschreibung zutreffen würde?«

Sie schüttelte den Kopf.»Nein - jedenfalls war das zu dem Zeitpunkt, an dem ich gefangen genommen wurde, nicht der Fall.«

Ich bewegte mich langsam vorwärts, um ihr Zeit zu geben, ihr ursprüngliches Zurückweichen zu beherrschen, und legte sanft die Hand an ihre Schulter.»Vom Krankenbett aus könnt Ihr nichts tun. Ruht Euch aus.«

Sie hielt unter meiner Berührung still, versuchte aber nicht sich hinzulegen, ehe ich vom Bett aufgestanden war.

»Braucht Ihr Hilfe?«, fragte ich und ließ die Hand lässig an meine Seite fallen.»Ich weiß, wie sich Euer Rücken anfühlen muss.«

»Nein«, antwortete sie. Sie zögerte einen Augenblick, dann sank sie zurück in die gewebten Decken und drehte sich unter Schmerzen auf die Seite, um den Druck vom Rücken und der geprellten Rippe zu nehmen.»Ich kann nicht klar denken«, murmelte sie.

»Keine Panik«, sagte ich. Ich war selbst ein paarmal von Oreg geheilt worden; ich wusste, wie es sich anfühlte, wenn die Erschöpfung einem das Bewusstsein nahm.»Es ist nur die Magie.«

Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie die Augen schloss.»Sie nennen Euch einen Zauberer - den Zauberer aus Shavig, als wären niemals andere Zauberer aus diesem Land gekommen oder aus Hurog. Habt Ihr Hurog wirklich mit Eurer Macht zum Einsturz gebracht?«

»Nein«, antwortete ich. Vielleicht mit meiner Seele, mit meiner und der von Oreg, aber nicht mit meiner Magie.»Gerüchte übertreiben. Oreg ist der Zauberer hier. An einem guten Tag kann ich ein Feuer in der Feuerstelle anzünden.«Ich war ein wenig besser als das, oder war es gewesen, bevor Oreg vor einem Monat entschieden hatte, dass ich lernen müsse, meine eigene Magie zu nutzen und nicht die von Hurog.

Ihr Lächeln verschwand, und sie kämpfte sich auf die Ellbogen hoch und zwang die Augen wieder auf.»Ich hätte nicht herkommen sollen«, sagte sie mit schleppender Stimme.»Es ist zu gefährlich.«

»Nur eins wäre wirklich gefährlich gewesen«, sagte ich.»Nämlich nicht zu wissen, dass Jakoven sich gegen meine Familie in Bewegung gesetzt hat. Schon dafür seid Ihr willkommen, hier zu bleiben, bist Ihr alt werdet und zu Staub zerfallt.«Meine Worte beruhigten sie, und sie gestattete mir, die Decken wieder über sie zu ziehen. Ich wartete, bis ihr Atem gleichmäßig geworden war, bevor ich ihre Wange berührte.

Nein, objektiv gesehen war sie nicht schön - sie hatte zum Beispiel die Adlernase ihres Vaters. Bei Haverness sah das vornehm aus, doch bei ihr wirkte es eher einschüchternd. Ihr Gesicht war kantig, bis auf die leicht schräg stehenden Augen und den zu großen Mund. Sie war auch zu groß, und das nicht auf die zerbrechlich-dünne Art der meisten großen Frauen. Stattdessen hatte sie einen geschmeidigen, muskulösen Körper und war wahrscheinlich stärker als viele Männer.

Ich fand sie wunderbar, selbst in diesem zerschlagenen Zustand. In den letzten vier Jahren hatte ich jede Frau, der ich begegnet war, an ihr gemessen -und alle hatten schlechter abgeschnitten. Und nun war sie hier, in meinem Bett.

Tisala erholte sich schnell von krank zu schlecht gelaunt und gelangweilt. Mitleidig holte ich ein Schachbrett heraus, um ihr die Zeit zu vertreiben.

»Mein Vater hat es mir beigebracht«, sagte sie entschuldigend, während ich das Brett anstarrte, als könnte das erklären, wieso sie mich noch schneller geschlagen hatte, als es Oreg je gelungen war.

Ich sah sie verärgert an, lehnte mich zurück und schüttelte den Kopf.»Entschuldige dich nie dafür, dass du gewinnst, das demütigt deinen Gegner nur noch mehr.«

Ein träges Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab.»Ich weiß.«

Wieder schüttelte ich den Kopf.»Nein. Wenn du gewinnst, willst du deinen Gegner nicht nur demütigen, sondern zerschmettern. Ein gedemütigter Feind wird bösartig, ein zerschmetterter kriecht davon und behelligt dich nie wieder. Pass auf.«

Ich holte tief Luft und schlug dann mit plötzlicher Gewalt auf den Tisch, was die Schachfiguren auf dem Boden verstreute.»Ha!«, brüllte ich.»Das nennst du ein Spiel? Der Hund meiner Großmutter hat auf seinem Totenbett noch besser gespielt. Fünfzehn Züge! Ich denke, man kann es wirklich wörtlich nehmen, wenn du behauptest, du spieltest ein wenig Schach!«Dann setzte ich mich wieder.

Tisala war bei meiner ersten Bewegung zusammengezuckt, aber es war nur ein Reflex gewesen, und selbst als ich mich scheinbar drohend über sie beugte, blieb sie entspannt. Ich hatte Wochen gebraucht, um das Schlachtross meines Vaters dazu zu bringen, mir so weit zu trauen - aber Tisala war auch nur kurze Zeit missbraucht worden.

»Sehr subtil, Hurog, subtil wie eine Kampfaxt«, sagte sie.»Mein Vater hat mir bessere Manieren beigebracht als das - aber ich denke, wir müssen berücksichtigen, dass du ein Barbar aus Shavig bist und zu solchen Ausbrüchen neigst.«

Ich sackte wieder auf dem Stuhl zusammen und drückte die Hand aufs Herz, als hätte sie mich verwundet.

Sie war jetzt seit fünf Tagen hier und sah erheblich besser aus als am Anfang. Ihre linke Hand heilte gut. Sie würde nie wieder so stark werden wie zuvor, aber Tisala würde zumindest einen Schild damit halten oder einen Bogen benutzen können.

Ich gab meine Pose auf und stellte die Figuren wieder aufs Brett, wozu ich bis unters Bett kriechen musste, um den dunklen Turm zu finden, dann fingen wir von vorn an. Diesmal spielte ich auf Leben und Tod. Essen wurde gebracht, Geschirr wieder weggetragen, und die frühen Schatten der kürzeren Wintertage machten es notwendig, dass wir Kerzen anzündeten, bevor auch dieses Spiel zu Ende ging. Diesmal besiegte ich sie, aber ich hatte mich wirklich anstrengen müssen.

»Ha!«, brüllte ich und schlug auf den Tisch, und sie lachte.

Noch besser als die körperliche Heilung war, dass sie im Ganzen wieder unbeschwerter wurde. Sie hatte nicht darüber gesprochen, was ihr zugestoßen war, und ich hatte nicht gedrängt. Ich wusste aus Erfahrung, dass einige Wunden in der Stille am besten heilten. Später, wenn die Erfahrung eine Weile zurücklag, würde ich sie fragen, und in der Zwischenzeit arbeitete ich daran, ihr auf andere Weise zu helfen. Sie zuckte bei meinem aggressiven Triumph nicht einmal mehr zusammen.

Als sie aufhörte zu lachen, sagte sie:»Nicht, dass ich das Spiel nicht zu schätzen wüsste, aber hast du keine anderen Pflichten, die deine Aufmerksamkeit verlangen?«

Ich hob die verstreuten Figuren noch einmal vom Boden auf und sagte:»Die Ernte ist eingebracht und verstaut. Meine Tante braucht keine Hilfe dabei, die Garde zu beschäftigen. Ich könnte beim Verlegen des Fußbodens in der großen Halle helfen, aber das ist nicht unbedingt notwendig.«

Während ich die Schachfiguren wieder aufstellte, fragte ich sie nach etwas, das mich beunruhigt hatte.»Was hast du überhaupt in Estian gemacht? Ich dachte immer, diese so öffentliche Auseinandersetzung mit Haverness sei nur Theater gewesen, aber den Grund dafür habe ich nie herausgefunden. Was hat dein Exil in Estian erreicht?«

»Was glaubst du denn, das es erreichen sollte?«, fragte sie.

Ich sah sie mürrisch an.»Niemand, der Schach spielt wie du, würde ohne Grund etwas so Dummes tun.«

»Warum war es dumm?«, fragte sie.»Ich habe mich mit meinem Vater gestritten. Er wollte mir vorschreiben, wie ich denken soll, und als ich mich weigerte, ihm zuzustimmen, hat er mich gebeten zu gehen - ich glaube, er dachte, das würde mich zum Nachgeben bringen. Also bin ich gegangen.«

»Nach Estian«, sagte ich.

»Wohin auch sonst?«

Ich lachte.»Das funktioniert vielleicht bei den Leute in Tallven, meine Dame. Aber ich habe gesehen, wie gern dein Vater dich hat. Wie ich versteht er vielleicht, dass Alizons Rebellion keine Aussicht auf Erfolg hat, aber er würde dich deshalb niemals aus dem Haus werfen. Was hat dich nach Estian gebracht?«

Sie schwieg, aber es war ein herausforderndes Schweigen. Ich war mit einer Schwester aufgewachsen, die nicht sprechen konnte und sich nur durch ihr Mienenspiel mitteilte. Finde es selbst heraus, sagten Tisalas verschränkte Arme und hochnäsige Miene.

Was macht Tisala ungewöhnlich genug, dass Alizons Sache sie nach Estian führte?, fragte ich mich.

Schließlich verstand ich es und lächelte.»Ein Mann, selbst ein Mann von hoher Geburt, der als Anhänger von Alizon bekannt würde, würde als Verräter eingesperrt werden.«

Sie erwiderte das Lächeln, sagte aber nichts.

»Aber eine adlige Frau wäre einigermaßen sicher, wegen der tallvenischen Sitten - oder zumindest hättest du es sein sollen. Sie würden eine unverheiratete Frau brauchen - ansonsten würde man von ihrem Mann erwarten, dass er sie aufhält. Aber zu welchem Zweck...«Ich starrte sie an, und sie erwiderte den Blick ausdruckslos.

Diese Frau, flüsterte etwas tief in meinem Herzen, diese Frau ist mir bestimmt.

Die Prellungen auf ihrem Gesicht hatten sich gelblich und grün verfärbt. Sie war zu dünn, was ihre Nase noch auffälliger machte. Sie trug eines meiner ältesten Hemden, und ein Stück von dem Huhn, das wir gegessen hatten, hatte an dem Stoff an ihrem Arm einen Fettfleck hinterlassen. Und nichts davon spielte eine Rolle,

»Vielleicht«, spekulierte ich und hoffte, dass sie mir meine Gedanken nicht angesehen hatte,»vielleicht gibt es einen Adligen, der Jakoven gern fallen sähe. Vielleicht hat dieser Adlige Geld, um Alizon zu unterstützen, vielleicht Informationen, vielleicht nur eine Botschaft. Vielleicht möchte er vollkommen anonym bleiben. Wenn es jemanden gäbe, dem er solche Dinge sicher anvertrauen könnte, so könnte er einen anonymen Diener oder sogar einen Straßenjungen zu diesem Anhänger von Alizon schicken -immer vorausgesetzt, es wäre allgemein bekannt, um wen es sich bei dieser Person handelt.«

Sie zog die Brauen hoch.»Du hast wirklich eine lebhafte Phantasie, Ward.«

»Und eine akkurate«, sagte ich.»Wie hast du dich mit Alizon in Verbindung gesetzt?«

Sie öffnete den Mund, dann schloss sie ihn wieder. Als sie schließlich sprach, sagte sie:»Ich bin kein Fisch, der deinen Köder einfach schluckt. Es sollte genügen zu sagen, dass du die Angel in der richtigen Gegend ausgeworfen hast, und dabei belassen wir es lieber.«

Es war nicht leicht, die Informationen, die ich von Tisala erhalten hatte, einfach loszulassen. Jakoven wollte Beckram angreifen, meinen Vetter - meine Verantwortung. Das Spiel des Königs mit Tisala war fehlgeschlagen, aber er hatte noch viele andere Pfeile im Köcher.

Während in den nächsten Wochen der erste Schnee die Berge überzog und Frost in der Luft hing, dachte ich darüber nach, worin wohl Jakovens nächster Zug bestehen würde. Aber ich kam nur zu einem einzigen Ergebnis: Es würde gefährlich sein, Jakoven sein eigenes Spiel entwickeln zu lassen. Ich musste selbst den ersten Zug machen.

»Ich gehe nach Estian«, verkündete ich beim Abendessen.

Die Garde aß in ihrer Unterkunft, aber es lagen genug Fliesen in der großen Halle, dass meine Familie ihre Mahlzeiten dort einnehmen konnte - meine Familie und unser Gast. Tisala war in der vergangenen Woche beweglich genug geworden, um die Treppe herunterzukommen, also nahm sie die Mahlzeiten jetzt gemeinsam mit uns ein. Wir saßen dicht an der großen Feuerstelle, die den offenen Eingang, in dem bald die großen Tore hängen würden, ein wenig ausglich. Die ersten Scharniere, die der Waffenschmied gefertigt hatte, waren wunderschön gewesen, aber nicht stark genug, um die Tore zu halten, also versuchte er es noch einmal.

»Estian? Du hast tatsächlich den Verstand verloren«, sagte Oreg überzeugt, wenn auch nicht missbilligend - eher, als freue er sich über diese Entdeckung. Er war fertig mit Essen, hatte sich zurückgelehnt und beobachtete uns.

Ich grinste ihn an.

Meine Tante Stala, die neben ihm saß, schüttelte den Kopf, aber ich glaube, sie meinte Oreg und nicht mich. Sie war der Hauptmann meiner Garde und die illegitime Schwester meiner Mutter, eine Frau aus Tallven, die ihr Schicksal in die eigenen Hände genommen und die Welt erschüttert hatte. Sie trug die Narben ihrer Kämpfe voller Anmut, und es gab keinen Mann in der Blauen Garde, der nicht für sie sterben würde, mich selbst eingeschlossen.

»Du hast mich gezwungen, hier zu bleiben«, sagte mein Bruder,»indem du mir jedes Mal zur Hauptstadt gefolgt bist, als ich versucht habe, hinzureiten. Du hast mir gedroht, dich der Möglichkeit auszusetzen, dass der König dem Dekret folgen und dich in seinen Zoo für unerwünschte Adlige stecken würde...«

Tosten hatte vorgehabt, Alizon zu unterstützen -etwas, das ich für ebenso gefährlich wie sinnlos hielt. Aber Tosten war immer noch jung und hitzköpfig. Außerdem hatte er den Zwillingen sehr nahegestanden, und Erdricks Tod hatte ihn schwer getroffen.

»Unerwünschte verrückte Adlige«, murmelte ich, aß etwas von dem Eintopf und genoss den Geschmack frischer Möhren. Am Ende des Winters würden wir kein Gemüse mehr haben. Ich warf Tisala einen Blick zu, und sie bedachte mich mit einem angespannten Lächeln. Sie war offenbar Tostens Meinung.

»Unerwünschte verrückte Adlige«, schnaubte Tosten und winkte ab.»Und jetzt willst du gehen und nachsehen, was Jakoven vorhat? Du solltest dich lieber daran erinnern, dass der letzte Hurog, der seine Nase in Jakovens Angelegenheiten steckte, die Kehle durchgeschnitten bekam.«

»Er hat Erdrick umgebracht«, gab ich zu.»Und jetzt ist er hinter Beckram her. Ich muss herausfinden, was los ist, bevor er Beckram auch noch tötet.«

Tosten schlug so fest mit der Faust auf den Tisch, dass alles darauf wackelte.»Und du kannst dich so viel besser um Beckrams Angelegenheiten kümmern als er selbst?«

Es waren nicht die Worte, die mir wehtaten, sondern der Tonfall, der andeutete, dass Beckram ein kompetenter Mann und ich ein Idiot sei.

Ich verkniff mir diverse Bemerkungen, die unverzeihlich gewesen wären - vor allem, alle daran zu erinnern, dass es Beckrams Affäre mit der Königin gewesen war, die seinen Zwillingsbruder Erdrick das Leben gekostet hatte. Stattdessen nahm ich mich zusammen und erklärte ihnen, wie ich die Situation sah:»Ich bin der Hurogmeten, der Hüter von Hurog. Beckram ist ein Hurog und steht daher unter meinem Schutz. Wenn ich die Meinen nicht schützen will oder kann, bin ich nichts.«

»Diese Haltung hätte die beiden anderen Hurogmeten, die ich kannte, ziemlich überrascht«, sagte meine Tante trocken. Sie sprach von meinem Vater und meinem Großvater.

»Meten bedeutet Hüter, und Ward ist Hurogmeten«, sagte Oreg und biss in ein Stück Brot.

»Was kannst du tun, was Beckram nicht tun kann?«, fragte Tosten noch einmal.»Ich würde sagen, warne Onkel Duraugh und Beckram, und lass sie dann selbst damit fertig werden.«Aber die Leidenschaft war aus seiner Stimme verschwunden. Er kannte die alten Lieder und Geschichten von Hurog besser als ich. Er kannte die Pflichten des Hurogmeten. Oregs Erfahrung aus erster Hand mochte dem vollkommen widersprechen, aber sie hatte dem Ideal nichts von seiner Macht genommen.

»Ich muss ein besseres Gefühl dafür entwickeln, was am Hof vor sich geht«, erklärte ich.»Dass Jakoven Tisala entführt hat, ist nur der Anfang. Etwas Hässliches steht bevor, und ich fürchte, Hurog wird in der Mitte von Jakovens Aktivitäten stehen.«

»Wen nimmst du mit?«, fragte Tante Stala, und die Sache war beschlossen.

Wir planten meine Reise, ein wenig beruhigt von der Mahlzeit, und Tosten aß vielleicht nicht viel, erhob aber auch keinen Einspruch mehr. Wir waren gerade aufgestanden, um das Küchenpersonal die Teller abräumen zu lassen, als wir eilige Hufschläge hörten.

Der Bewaffnete, der in den Raum gestürzt kam, war bleich.»Herr«, sagte er.»Königliche Truppen kommen.«

Mein Mund wurde trocken. Waren sie hinter Tisala her? Meine Gedanken überschlugen sich. Aber ich war nach Tisalas Geschichte zu dem Schluss gekommen, dass Jakoven sie hierher nicht verfolgen würde - es würden zu viele Leute zum Schweigen gebracht werden müssen, mit nur wenig Gewinn. Der König wollte sicher nicht, dass jemand von Tisalas Folter erfuhr. Damit blieb nur eine Antwort auf die Frage, was königliche Soldaten hier wollten: das Dekret.

Sollte ich fliehen? Oreg würde mich wegbringen -aber dadurch würden Hurog und jene, die hierher gehörten, verwundbar werden - und Jakoven könnte meine Familie des Verrats bezichtigen. Mein Onkel würde schließlich nicht beweisen können, dass er mir nicht geholfen hatte. Ebenso wenig wie Beckram, wenn der König durch mich zu ihm gelangen wollte.

Wir könnten kämpfen. Es würde der Beginn eines Bürgerkriegs sein. Shavig würde sich uns anschließen. Oranstein würde vielleicht das Gleiche tun -aber sie mussten sich auch wieder Gedanken über ein Eindringen der Vorsag machen, wie vor vier Jahren. Es sei denn...

Ich schüttelte den Kopf und tat den Gedanken an Bürgerkrieg ab. Es wäre vielleicht möglich gewesen, wenn der König uns im kommenden Jahr angegriffen hätte statt in diesem. Heute würde Hurog innerhalb eines Tages fallen, und bei diesem Ergebnis würde Shavig stöhnen und ächzen, sich aber schließlich Jakoven ergeben.

Wir konnten uns mehr oder minder gegen Banditen schützen, doch das Heer des Königs war eine andere Sache. Wenn wir ein echtes Torhaus und ein Fallgitter an der Mauer hätten, hätten wir uns vielleicht lange genug widersetzen können. Stattdessen hatten wir nichts als eine Mauer mit einem festen Holztor, das wir gegen Eindringlinge verriegeln konnten, und der Bergfried besaß überhaupt noch kein Tor.

»Du brauchst nicht zu ihm zu gehen - er kommt dich holen«, bestätigte Stala meine Gedanken.

Die Angst ließ mir das Herz bis zum Hals schlagen. Ich hatte nicht viel Zeit.»Tisala - geh in mein Zimmer und bleibe dort. Wir werden alle sterben, wenn die Männer des Königs dich hier finden. Ich werde dafür sorgen, dass sie den Bergfried nicht durchsuchen, aber ich bin nicht sicher, ob ich sie vollkommen davon abhalten kann, ihn zu betreten.«

Diese wunderbare Frau drehte sich einfach auf dem Absatz um und eilte ohne Widerspruch die Treppe hinauf. Ich wartete, bis sie außer Hörweite war, und wandte mich dann an die anderen.

»Stala, halte die Wache davon ab zu kämpfen, verstanden? Ihr müsst hierbleiben, um Hurog zu schützen. Sorge so lange du kannst für Tisalas Sicherheit. Wenn die Soldaten sie nicht erwähnen, tun wir das auch nicht. Ich glaube nicht, dass der König in dieser Sache etwas erzwingen wird - er würde zu viel erklären müssen.«

Stala nickte grimmig.

»Tosten, du lässt dich ebenfalls nicht sehen. Sobald wir weg sind, reitest du zu Onkel Duraugh. Sorge dafür, dass er erfährt, dass Beckram Ärger hat. Ich hätte eigentlich erwartet, früher von ihm zu hören -vielleicht ist unsere Botschaft nicht durchgekommen.«

»Wirst du mit ihnen gehen?«

»Ja, ich kann nicht anders. Mach dir keine Sorgen, ich komme schon wieder aus dieser Sache heraus. Oreg, kannst du nach Estian kommen und mich im Verborgenen aufsuchen? «

Oreg war der Einzige von uns, der nicht beunruhigt aussah.»Selbstverständlich.«

Das Geräusch von Hufen auf Fliesen ließen uns alle zusammenzucken, aber es war nur das Pferd des Gardisten. Er hatte sich nicht die Zeit genommen, die Stute zu sichern, und nun war sie durch die offene Tür hereingekommen, um nachzusehen, was hier los war.

Ich ignorierte die verlegene Entschuldigung des Mannes und setzte den Fuß in den Steigbügel. Seine Steigbügel waren zu kurz. Vom Rücken der Stute aus sagte ich:»Ich wünsche euch allen Glück«, und ritt ohne einen Blick zurück aus der großen Halle. Ich hatte Angst, den Mut zu verlieren, wenn ich jetzt nicht ging.

Am Tor stieg ich ab und versuchte, die Torwache in ihr Quartier zu schicken, aber ich machte den Fehler, ihnen mitzuteilen, was die königlichen Truppen meiner Ansicht nach wollten. Sie kamen nur widerstrebend von der Mauer.

»Verzeiht, Herr«, sagte Soren und fiel auf dem kalten Boden auf die Knie.»Aber Ihr habt mich und meine Familie im letzten Winter aufgenommen, weil wir sonst verhungert wären. Ich werde Euch nicht mit einer unfreundlichen Truppe allein lassen.«

Zustimmendes Gemurmel erklang; der Mann, der auf der Mauer geblieben war, rief uns zu, dass die Truppe näher kam. Sie waren schnell, dachte ich, wenn sie meinem Späher so dicht folgten.

»Wenn ich allein hier bin«, erklärte ich,»werden sie keinen Grund sehen, Gewalt anzuwenden. Aber sie suchen Streit - und sie werden jeden Grund dafür akzeptieren.«

»Wenn man euch einen Befehl gibt, gehorcht ihr gefälligst«, erklang die kalte Stimme meiner Tante hinter mir.»Ward, du solltest es besser wissen, als deine Befehle zu erklären.«Sie warf Soren und den anderen trotzigen Männern einen Blick zu und seufzte.»Und wenn du es unbedingt erklären musst, achte darauf, es richtig zu tun. Meine Herren, Oreg wird den Hurogmeten in gewissem Abstand begleiten und ihn zurückbringen, wenn es so aussieht, als wolle der König ihm Schaden zufügen. In dieser Hinsicht ist Ward also sicher, und Hurog wird keinen Angriff erleiden müssen, den wir nicht zurückschlagen könnten. Also geht jetzt, bevor ihr ihn noch mehr in Gefahr bringt.«


Дата добавления: 2015-11-14; просмотров: 66 | Нарушение авторских прав


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